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Fachinformation zu Lithiofor®:OM Pharma Suisse SA
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Lithium (ut Lithii sulfas anhydricus).
Hilfsstoffe
Excip. pro compresso.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Behandlung akuter Phasen und langfristige Prophylaxe der manisch-depressiven Krankheit.
Bei schweren, mit klassischen Antidepressiva therapieresistenten Depressionen können die Antidepressiva mit Lithiofor kombiniert werden (Lithium augmentation therapy).

Dosierung/Anwendung

Behandlung akuter Phasen und Langzeitprophylaxe der manisch-depressiven Krankheit
Die tägliche Dosis muss, basierend auf den Serumkonzentrationen und dem klinischen Verlauf, individuell eingestellt werden. Es ist wichtig, die Serum-Lithiumkonzentrationen in Blutproben, die so genau wie möglich 12 Stunden nach der letzten Einnahme entnommen wurden, zu messen. Normalerweise ist dies die letzte Dosis am Abend.
Der optimale Bereich der Serum-Lithiumkonzentrationen liegt zwischen 0,6 und 1,0 mmol(mval)/l. Erhebliche Unterschiede in der Lithium-Ausscheidung und eine beträchtliche Schwankungsbreite der Ansprechbarkeit der Erkrankung erfordern eine individuelle Dosierung.
Folgende Dosierung kann empfohlen werden:
1. + 2. Tag: ½ Tablette pro Tag.
3. + 4. Tag: 2× ½ Tablette pro Tag.
5. + 6. Tag: 1½ Tabletten pro Tag (in 2 Einnahmen aufgeteilt).
Ab 7. Tag: 1 Tablette 2× pro Tag.
Mit dieser Dosierung wird normalerweise ein Blutspiegel von ca. 1 mmol/Liter erreicht.
Der Blutspiegel ist nach 8 Tagen Behandlung zu bestimmen und wird wöchentlich während des ersten Monats wiederholt; dann zweimal monatlich während des 2. und 3. Monats; monatlich nach 3 Monaten und weniger oft nach 6 Monaten (üblicherweise alle 2 Monate).
Die Einnahme der Tabletten soll morgens und abends erfolgen, mit einem Zeitabstand von 10–12 Stunden. Sie müssen unzerkaut mit etwas Wasser geschluckt werden. Bei gut eingestellten Patienten kann die gesamte Tagesdosis als Einmalgabe vor dem Schlafengehen erfolgen.
Bei Patienten, die schon mit Lithium behandelt werden, kann der Übergang von einer einfachen Form zu Lithiofor direkt gemacht werden, im Allgemeinen mit einer Dosierung von 2× 1 Tablette täglich. Eine erste Blutspiegelkontrolle soll ebenfalls nach einer Woche gemacht werden.
Co-Medikation mit Antidepressiva
Die Dosierung muss individuell angepasst werden. Im Allgemeinen entspricht sie den empfohlenen Dosierungen der jeweiligen Medikamente. Dennoch zeigten einige klinische Studien, dass der wirksame Lithiumblutspiegel bei der Behandlung therapieresistenter Depressionen (zwischen 0,5–0,8 mmol/l) leicht unter dem bei der manisch-depressiven Krankheit ist.
Kinder und Jugendliche
Weil Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern unter 12 Jahren fehlen, wird die Lithiumtherapie in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
Eine Anwendung des Präparates bei Jugendlichen soll nur in Spitälern mit entsprechender Erfahrung erfolgen.
Ältere Patienten
Ältere Patienten benötigen oft kleinere Dosen, um therapeutische Serumkonzentrationen zu erreichen. Bei dieser Patientengruppe können sich auch Nebenwirkungen bei Dosierungen äussern, die von den jüngeren Patienten toleriert werden (vgl. Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Kontraindikationen

Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit auf Lithium oder gegen einen anderen Inhaltsstoff von Lithiofor.
Lithium sollte im Allgemeinen nicht verabreicht werden an Patienten mit:
·Nierenerkrankungen,
·Herzkreislauferkrankungen (insbesondere Herzinsuffizienz), angeborenem Long-QT-Syndrom oder dieser Krankheit in der Familienanamnese und bei Patienten mit bekannter erworbener QT-Verlängerung (QTc-Intervall >450 msek [Männer], bzw. >470 msek [Frauen]),
·unbehandeltem Hypothyreodismus,
·gestörtem Natrium-Haushalt aufgrund einer Dehydrierung,
·reduzierter Kochsalzaufnahme,
·Addison-Krankheit,
da in diesen Fällen ein erhöhtes Risiko für eine Lithium-Intoxikation besteht. Sollte allerdings die psychiatrische Indikation lebensbedrohend sein und der Patient auf andere Behandlungen nicht ansprechen, kann die Behandlung mit Lithium unter grösster Vorsicht erfolgen. In diesen Fällen sollte der Patient hospitalisiert und die Serum-Lithiumkonzentrationen täglich gemessen werden.
Während der Einnahme von Lithiofor darf nicht gestillt werden (siehe «Schwangerschaft/Stillzeit»).

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Bei Umstellung der Therapie auf eine andere Darreichungsform und/oder ein anderes Arzneimittel mit gleichem Wirkstoff ist Vorsicht geboten. Der Patient sollte adäquat kontrolliert werden.
Schwangerschaft: siehe. «Schwangerschaft/Stillzeit».
Einer gründlichen körperlichen Untersuchung zu Beginn der Behandlung soll eine sorgfältige Überwachung der Patienten im Hinblick auf die Wirkung von Lithiofor folgen. Zu Beginn der Therapie ist eine wöchentliche Lithium-Serumbestimmung notwendig. Bei fortgesetzter Behandlung sollte der Lithiumspiegel alle 2 Monate ermittelt werden (s. «Dosierung/Anwendung»).
Bei einer kurzfristigen Unterbrechung (nicht ohne Risiko für den Patienten) sollte die Tagesdosis so weit reduziert werden, dass der Lithiumserumspiegel die untere therapeutische Grenze von 0,6 mmol(mval)/l nicht überschreitet.
Vor der Einleitung einer Behandlung mit Lithium sollten unbedingt eine vollständige Blutuntersuchung mit Schilddrüsenfunktionstests (T4 und TSH), eine Kreatininmessung im Serum (oder Bestimmung der Kreatinin-Clearence) und ein Urinsediment durchgeführt werden. Es sollte eine Gewichtskontrolle vorgenommen werden. Lithium kann die T-Wellen im Elektrokardiogramm beeinflussen. Bei bestimmten Personen ist vor der Einleitung der Lithiumbehandlung ein Elektrokardiogramm vorzusehen. Eine regelmässige klinische und blutchemische Überwachung der Schilddrüsenfunktion unter fortgesetzter Lithiumbehandlung ist zur Aufdeckung eventueller iatrogener Schilddrüsenstörungen unerlässlich.
Chronische Lithiumtherapie kann mit eingeschränkter Konzentrationsfähigkeit der Nieren assoziiert sein, welche sich gelegentlich als nephrogener Diabetes insipidus mit Polyurie und Polydipsie äussert. Es empfiehlt sich deshalb eine vermutliche Störung der Nierenfunktion (Wasserrückresorption) durch die Messung des Serum-Natrium-Spiegels zu überprüfen. Bei Patienten mit diesen Symptomen soll eine Dehydrierung mit besonderer Vorsicht vermieden werden, um eine toxische Lithium-Retention zu vermeiden.
Bei Langzeittherapie wurde sehr selten eine chronische tubulo-interstitielle Nephropathie beobachtet, die irreversibel sein kann, weshalb bei Lithiumtherapie eine regelmässige Kontrolle der Nierenfunktion empfohlen wird.
Kombinierte Therapie
Patienten, die gleichzeitig mit Neuroleptika behandelt werden, sollten eng überwacht und auf Frühsymptome einer Neurotoxizität untersucht werden. Falls diese Symptome auftreten, ist die Behandlung sofort abzubrechen. In extrem seltenen Fällen kann die gleichzeitige Verabreichung von Lithium und Neuroleptika zu einem enzephalopathischen Syndrom führen (charakterisiert durch Delirium, Anfälle oder erhöhte Inzidenz extrapyramidaler Symptome), welches ähnlich oder identisch zu einem malignen Neuroleptika-Syndrom sein kann. In einigen Fällen entstand ein irreversibler Hirnschaden.
Diuretica sollten nur mit Vorsicht während der Lithiumtherapie verschrieben werden (siehe «Interaktionen»). Die Lithiumkonzentration ist dann in kürzeren Intervallen zu bestimmen und die Dosis entsprechend anzupassen.
Elektroschockbehandlung
Lithium sollte 2 Tage vor Beginn der Elektroschockbehandlung abgesetzt werden, um das Risiko eines Deliriums, welches bei Kombination dieser beiden Therapien auftreten kann, zu vermindern.
Narkose
Vor einer Allgemeinnarkose empfiehlt es sich, Lithium 2–3 Tage vor dem Eingriff abzusetzen.
Toxizität
Die Lithiumtoxizität steht in enger Beziehung zur Serum-Lithiumkonzentration und muss ab Konzentrationen von 1,5 mmol/l erwartet werden, obwohl in besonders empfindlichen Individuen toxische Symptome auch bei therapeutischen Blutspiegeln auftreten können. Die Behandlung sollte bei den ersten Anzeichen einer Toxizität sofort abgebrochen werden. Die toxischen Symptome umfassen:
·gastrointestinale Beschwerden, z.B. Diarrhö, Erbrechen und Dehydration,
·kardiovaskuläre Befunde, z.B. QT/QTc-Verlängerung,
·neurologische Beschwerden, z.B. Ataxie, Tremor, Hypertonie, unfreiwillige muskuläre Kontraktionen, Hyperreflexie, Sprachstörungen, Verwirrtheit, Schläfrigkeit und Nystagmus,
·akutes Nierenversagen wurde in seltenen Fällen bei einer Lithiumintoxikation berichtet.
·In schweren Fällen können Krämpfe, Koma oder der Tod auftreten.
Nierentumoren: Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz, die über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren Lithium erhalten haben, wurden Fälle von Mikrozysten, Onkozytomen und Ductus-Bellini-Karzinomen der Niere berichtet (vgl. «Unerwünschte Wirkungen»). Es wird empfohlen, bei diesen Patienten regelmässig eine Nierensonographie durchzuführen, auch nach dem Absetzen von Lithium.
Natrium- und Kalium-Rückresorption
Lithium reduziert am Anfang der Therapie die renale Natrium- und Kalium-Rückresorption, was zur Ausschwemmung von Natrium führen kann. Normalerweise sollte jedoch die Natrium- und Kaliumausscheidung innerhalb einer Woche wieder die Basalwerte vor der Behandlung erreichen.
Ambulante Patienten oder deren Familienangehörigen sollten angewiesen werden,
·dass der Patient die Lithiumtherapie unverzüglich abbricht und den Arzt kontaktiert, falls folgende Symptome auftreten: Polydipsie, Polyurie oder klinische Anzeichen einer Lithiumtoxizität,
·über die Notwendigkeit ausreichender Salz- und Wasseraufnahme,
·dass das Arzneimittel zur festgesetzten Zeit eingenommen werden muss. Falls eine Dosis vergessen wurde, soll der Patient diese auslassen und die Einnahme zum nächsten vorgeschriebenen Zeitpunkt abwarten. Es dürfen keine doppelten Dosen zur Kompensation vergessener Dosierungen eingenommen werden.
Die Fähigkeit, Lithium zu tolerieren, ist während der akuten manischen Phase am grössten und sinkt, nachdem die manischen Symptome abklingen.
Folgende Faktoren können die renale Ausscheidung von Lithium reduzieren und dadurch Toxizität auslösen:
·Erbrechen,
·Diarrhö,
·gleichzeitig auftretende Infektionen,
·Flüssigkeitsverlust,
·andere Medikamente (siehe «Interaktionen»).
Ältere Patienten
Lithium sollte nur mit Vorsicht bei älteren Patienten angewendet werden, da bei eingeschränkter Nierenfunktion eine erhöhte Empfindlichkeit besteht.

Interaktionen

Interaktionen können mit einer Anzahl von Medikamenten eintreten und eine kombinierte Behandlung mit anderen Arzneimitteln sollte mit Vorsicht durchgeführt werden. Insbesondere von folgenden klinischen Interaktionen wurde berichtet:
Interaktionen die zu einem Anstieg der Serum-Lithiumkonzentrationen führen
Folgende Wirkstoffe können die «steady state» Serum-Lithiumkonzentrationen erhöhen, welches mit einer möglichen Lithium-Intoxikation verbunden sein kann:
·Metronidazol;
·nichtsteroidale Entzündungshemmer;
·ACE-Hemmer;
·Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane);
·Diuretika: Kaliumsparende Mittel, Schleifendiuretika. Thiazide können paradoxerweise Wasser-Retention und Lithium-Intoxikation bewirken (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Interaktion, die zu einer Senkung der Serum-Lithiumkonzentration führen
Eine Senkung der Serum-Lithiumkonzentration kann bei gleichzeitiger Verabreichung mit folgenden Stoffen beobachtet werden:
·Harnstoff (Carbamid),
·Xanthine,
·alkalinisierende Stoffe wie z.B. Natriumbicarbonat,
·Diuretika (siehe auch oben): Osmotisch wirkende Diuretika und Carbonanhydrasehemmer inkl. Acetazolamid.
Die Messung des Serumspiegels von Lithium soll deshalb häufiger erfolgen, sobald die Therapie mit einem der oben beschriebenen Stoffe begonnen wird.
Potentiell neurotoxisch wirkende Kombinationen
Neurotoxische Reaktionen sind möglich in Kombination mit:
·Neuroleptika, welche ein enzephalopathisches Syndrom bewirken können (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Die gleichzeitige Verabreichung von Neuroleptika und Lithium kann das Risiko für die Entwicklung eines malignen neuroleptischen Syndroms, das auch letal sein kann, erhöhen.
·Antiepileptika
·Methyldopa
·selektive Serotonin-Antagonisten (5-HT-Antagonisten). Gleichzeitige Verabreichung sollte mit Vorsicht durchgeführt werden, da diese Kombination ein serotonerges Syndrom bewirken kann.
·Kalzium-Kanal-Blocker. Diese können die neurotoxische Wirkung von Lithium steigern und es kann notwendig sein, den Lithiumspiegel auf das untere Ende des therapeutischen Bereichs einzustellen.
·Trizyklische Antidepressiva.
Weitere Interaktionen
Lithium kann die Wirkung von Mitteln zur neuromuskulären Blockade verlängern. Bei gleichzeitiger Anwendung von Calcitonin und Lithium kann es zu einer Abnahme der Plasmakonzentration von Lithium bis zu 30% kommen. Evtl. ist eine Dosisanpassung von Lithium erforderlich.
Elektroschockbehandlung: siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Fötus.
Epidemiologische Daten deuten darauf hin, dass Lithium das fötale Risiko für kardiale Anomalien, insbesondere das Ebstein-Syndrom und andere Anomalien, erhöht.
Lithiofor darf deshalb nicht während der Schwangerschaft (insbesondere im 1. Trimester) verabreicht werden.
Muss eine Lithiumtherapie durchgeführt werden, ist vor Behandlungsbeginn eine Schwangerschaft auszuschliessen und während der Behandlung eine sichere Empfängnisverhütung zu gewährleisten.
Kommt es trotzdem unter Lithiumbehandlung zu einer Schwangerschaft, sollte die minimal wirksame Dosis gewählt und die Serumspiegel häufig bestimmt werden, wegen der mit der Schwangerschaft und Geburt verbundenen Veränderungen der Nierenfunktion.
Lithium muss 7 bis 10 Tage vor dem Geburtstermin abgesetzt werden, da die renale Ausscheidungskapazität während der Geburt dramatisch sinkt. Dies kann zu Intoxikationen der Mutter und des Neugeborenen führen.
Neugeborene können Anzeichen einer Lithiumintoxikation aufweisen, die eine Flüssigkeitstherapie in der Neugeborenenphase erfordern. Neugeborene mit einer geringen Lithium-Serumkonzentration können eine Hypotonie sowie Saugschwierigkeiten aufweisen, die sich ohne jegliche Behandlung normalisieren.
Stillzeit
Lithium wird in die Muttermilch ausgeschieden. Stillen ist während der Behandlung mit Lithium kontraindiziert.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Lithium kann ZNS-Störungen wie Schläfrigkeit, Schwindel oder Halluzinationen verursachen. Die Patienten sollten auf die möglichen Gefahren beim Führen von Fahrzeugen oder Maschinen hingewiesen werden.

Unerwünschte Wirkungen

Auftreten und Ausmass der Nebenwirkungen korrelieren im Allgemeinen mit dem Lithiumspiegel, sind aber auch von der individuellen Empfindlichkeit abhängig. Die therapeutische Breite zwischen therapeutischen und toxischen Dosen ist sehr eng.
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet:
«sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1'000, <1/100), «selten» (≥1/10'000, <1/1'000), «sehr selten» (<1/10'000), «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden)
Am Anfang der Therapie können auftreten:
Sehr häufig (30–50%): leichter Tremor der Hände, Polyurie, Durst und Nausea. Diese Wirkungen verschwinden gewöhnlich im Verlauf der Therapie oder nach einer Dosisreduktion.
Folgende Reaktionen können in Abhängigkeit vom Lithiumspiegel bei üblichen Dosierungen auftreten:
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr häufig (40 – 95%): Leukozytose.
Sehr selten: Thrombozytose, Anstieg der Erythrozytenzahl.
Endokrine Erkrankungen
Häufig: Struma (euthyreot), Hypothyreose.
Selten: Hyperthyreose, Hyperparathyreose.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Sehr häufig (ca. 30%): Gewichtszunahme.
Nicht bekannt: Hyperglykämie, Hyperkalzämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich: Delirium, Verwirrtheit.
Nicht bekannt: Halluzinationen, Somnolenz, Gedächtnisverlust.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Tremor, Bewusstseinstörung.
Nicht bekannt: Faszikuläre Zuckungen, Zuckungen und Klonus der Extremitäten, Ataxie, Choreoathetose, hyperaktive Sehnenreflexe, extrapyramidale Symptome, Anfälle, verwaschene Sprache, Schwindel, Nystagmus, Stupor, Koma, Pseudotumor cerebri, Kopfschmerzen, Dysgeusie.
Gelegentlich: Enzephalopathie.
Selten: Myasthenia gravis.
Augenerkrankungen
Nicht bekannt: Skotom, verschwommene Sicht.
Herzerkrankungen
Sehr häufig (20–30%): EKG-Veränderungen: reversible Abflachung und Inversion der T-Wellen und Verlängerung des QT-Intervalles.
Nicht bekannt: Arrhythmie, vor allem Bradykardie aufgrund von Sinus-Knoten-Dysfunktion, peripherer Kreislaufkollaps, niedriger Blutdruck, Ödem, Raynaud Krankheit und Kardiomyopathie.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Mundtrockenheit.
Häufig: Anorexie, Nausea, Erbrechen, Diarrhö.
Nicht bekannt: Gastritis, übermässiger Speichelfluss.
Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Akne, Follikulitis.
Selten: Alopezie, Pruritus, Auslösen oder Verstärkung der Psoriasis, Angioödem, Ausschläge und andere Anzeichen einer Überempfindlichkeit
Nicht bekannt: Lichenoide Arzneimittelreaktion.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Nicht bekannt: Arthralgie, Myalgie.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Sehr häufig (10–25%): Symptome eines nephrogenen Diabetes insipidus (Polydipsie, Polyurie).
Nicht bekannt: Harninkontinenz, nephrotisches Syndrom (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»), chronische Nierenerkrankung.
Selten: Es wurden vereinzelte Fälle von Mikrozysten, Onkozytomen und Ductus-Bellini-Karzinomen der Niere (bei Langzeitbehandlung, d.h. über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren) berichtet (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Sehr selten: Chronische tubulo-interstitielle Nephropathie zum Teil mit irreversibler Fibrose.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse.
Nicht bekannt: Impotenz, sexuelle Dysfunktion.
Allgemeine Störungen
Selten: Ödem.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Anzeichen und Symptome
Die toxischen Konzentrationen von Lithium sind nahe den therapeutischen Konzentrationen. Die Symptome sind ähnlich wie unter «Unerwünschte Wirkungen» beschrieben. In schweren Fällen können Krampfanfälle, Koma oder der Tod auftreten.
Behandlung
Die Behandlung besteht in einer Magenentleerung zusammen mit unterstützenden und symptomatischen Massnahmen, einschliesslich der Normalisierung der Elektrolyten-Balance. Forcierte Diurese und Dialyse sind wirksam.
Lithium ist tubulotoxisch und erzeugt dosisabhängig eine Einschränkung der Harnkonzentration bis zum Diabetes insipidus. Bei Überdosierung kann dies zum akuten Nierenversagen infolge Tubulusnekrose führen.
Es ist kein Antidot bekannt.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N05AN01
Wirkungsmechanismus
Die pharmakologischen Mechanismen der therapeutischen Wirkung von Lithium sind nicht völlig geklärt. Lithium wird an Stelle von anderen Ionen durch die Zellmembran transportiert und wirkt wahrscheinlich auf mehreren Niveaus, vor allem auf den zweiten intrazellulären Messenger. Die Wirkung von Lithium ist vielfältig: mögliche Störung der Synthese, der Freisetzung und der Wirkung zahlreicher Neurotransmitter. Die physiologische Rolle der im Körper stets vorhandenen Spuren von Lithium ist unbekannt.
Pharmakodynamik
Die therapeutische Wirkung hängt von der Blutkonzentration von Lithium ab. Der Serumspiegel muss sich für eine therapeutische Wirkung zwischen 0,6 und 1,2 mmol pro Liter bewegen. Unterhalb von 0,6 mmol stellt sich der gewünschte therapeutische Effekt nicht ein, andererseits können bei einer Überschreitung der oberen therapeutischen Grenze Nebenwirkungen auftreten. In dieser Situation treten auch häufiger Unverträglichkeiten auf und die Sicherheitsmarge wird limitiert. Die galenische Form von Lithiofor erlaubt eine progressive Freisetzung des aktiven Wirkstoffes. Bereits nach einigen Tagen erhält man mit Lithiofor einen Plasmaspiegel, der sich während des ganzen Tages im gewünschten therapeutischen Bereich bewegt (mit zweimaliger täglicher Einnahme des Medikaments). Auf Grund von Vorstudien sind gewisse Autoren der Ansicht, dass die einmalige tägliche Einnahme von Lithium eine günstige Wirkung auf die Nieren haben könnte.
Klinische Wirksamkeit
Manische Phase: Die Behandlung wird häufig unter Spitalaufenthalt eingeleitet. Die Wirkung von Lithium setzt 5–10 Tage nach Beginn der Behandlung ein. Auf die Behandlung sprechen je nach den gewählten Beurteilungskriterien 60 bis 100% der Patienten günstig an. Falls es nach einer dreiwöchigen Behandlungsdauer nicht zu einer klinischen Besserung kommt, muss die Lithiumbehandlung als ineffizient betrachtet werden.
Depressive Phase: Die Wirksamkeit von Lithium in der akuten depressiven Phase ist weniger gut belegt als die Wirkung in der akuten manischen Phase.
Rezidivprophylaxe: Der Nutzen von Lithium bei der Rezidivprophylaxe wurde bei Patienten mit mindestens zwei Episoden 3–7 Jahre vor ihrer Teilnahme in einer der durchgeführten klinischen Studien untersucht. Unter Placebo kam es sowohl bei bipolaren wie unipolaren Patienten zweimal häufiger zu Rückfällen als unter Lithium.
Bei depressiven Patienten, die auf eine klassische Antidepressiva-Behandlung (trizyklische Antidepressiva, MAO-Hemmer oder andere) nicht angesprochen haben, kann durch die Beifügung von Lithiofor eine Verbesserung oder eine Heilung erreicht werden.

Pharmakokinetik

Absorption
Lithium wird im Verdauungstrakt problemlos resorbiert. Die Bioverfügbarkeit der Retard-Tablette von Lithiofor beträgt 89%. Nach der Einnahme einer einzigen Dosis von Lithiofor lassen sich keine Plasmaspitzen, sondern ein zwischen der 2. und 12. Stunde liegendes Plateau beobachten. Weder pH-Veränderung noch Enzymaktivitäten im Gastrointestinaltrakt beeinflussen die Charakteristik der Freisetzung von Lithiofor.
Distribution
Lithium wird in der gesamten Körperflüssigkeit verteilt. Eine Bindung an Plasmaproteine erfolgt nicht. Die Serumkonzentration liegt um das Zweifache über derjenigen im Zerebrospinalliquor. In der Schilddrüse beträgt die Konzentration allerdings das 2,5fache der Serumkonzentration. Lithium durchquert die Plazentaschranke und gelangt in die Muttermilch.
Das messbare Verteilungsvolumen liegt zwischen 0,5 und 1 l/kg.
Metabolismus

Elimination
Lithium wird nicht metabolisiert und zu 95% durch die Nieren ausgeschieden. Die renale Clearance beträgt 10 bis 40 ml pro Minute bei Personen mit normaler Nierenfunktion. Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion wurden nach der Applikation einer einzelnen Dosis eine initiale Halbwertzeit von 0,8–1,2 Std. und eine Schlusshalbwertzeit von 20–27 Std. beobachtet.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Die Elimination von Lithium ist bei älteren Personen und im Falle einer Niereninsuffizienz verzögert.

Präklinische Daten

Lithium besitzt nur eine geringe therapeutische Breite. Die ersten Symptome einer Intoxikation treten meist schon bei Serumkonzentrationen von über 1,5 bis 2,0 mmol/l auf.
In Verbindung mit Risikofaktoren (siehe «Kontraindikationen», «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» sowie «Interaktionen») oder bei besonders empfindlichen Individuen können toxische Symptome bereits bei therapeutischen Blutspiegeln auftreten.
Untersuchungen der subchronischen und chronischen Toxizität am Versuchstier ergaben Funktionsstörungen und Vergrösserungen der Schilddrüse sowie Schädigungen der Niere und des ZNS.
Studien am Tier ergaben Hinweise auf ein reproduktionstoxikologisches und teratogenes Potenzial von Lithium. Bei Ratten, Mäusen und Schweinen wurden mehr intrauterine Resorptionen, kleinere Würfe und postpartal weniger überlebende Neugeborene beobachtet, bei Ratten und Mäusen traten ausserdem Knochenmissbildungen auf.
Untersuchungen in vitro und in Versuchstieren zeigten, dass Lithiumverbindungen in einem sehr hohen zytotoxischen Dosisbereich Chromosomenmutationen induzieren können. Zum karzinogenen Potenzial von Lithium liegen keine gesicherten Daten vor.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Die Tabletten in ihrer Originalverpackung, vor Feuchtigkeit geschützt und bei Raumtemperatur (15–25 °C) aufbewahren.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

38061 (Swissmedic).

Packungen

Retardtabletten: 30 und 250 (teilbar). (A)

Zulassungsinhaberin

OM Pharma Suisse SA, Villars-sur-Glâne.

Stand der Information

Dezember 2021

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