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Fachinformation zu Atropinium sulfuricum Streuli:Streuli Pharma AG
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Injektionslösung

Parasympatholytikum 

Zusammensetzung

1 Ampulle zu 1 ml enthält: Atropini sulfas 0,25 mg, 0,5 mg oder 1 mg, Natrii chloridum, Aqua q.s. ad solut. pro 1 ml.

Eigenschaften/Wirkungen

In gebräuchlichen Dosen wirkt Atropin parasympatholytisch durch kompetitive Antagonisierung des Neurotransmitters Acetylcholin an den muskarinischen Rezeptoren. In höheren Dosen werden auch die nikotinergen Wirkungen von Acetylcholin an den Ganglien (parasympathisch, sympathisch) sowie der motorischen Endplatte gehemmt (curareähnliche Wirkung). Im Vordergrund der Atropinwirkung steht aufgrund der Parasympathicushemmung die Abnahme der Tränen-, Speichel-, Schweiss-, Bronchial- und Magensäuresekretion, die Tonus und Motilitätsverminderung an glattmuskulären Organen des GI-Traktes und der Blase, die Bronchodilatation und eine Herzfrequenzzunahme (initial und bei niedrigen Dosen von Atropin kann auch eine paradoxe Abnahme der Herzfrequenz auftreten). Am Auge bewirkt Atropin eine Pupillenerweiterung und Hemmung der Akkommodationsfähigkeit.
Als tertiäres Amin gelangt Atropin auch ins Hirn und kann zentrale Effekte wie z.B. eine Hemmung der extrapyramidalen Motorik sowie in höheren Dosen (Intoxikation) eine zentrale Erregung hervorrufen.

Pharmakokinetik

Absorption
Atropin wird nach i.m und s.c. Applikation rasch und vollständig resorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen werden bei i.m. Injektion nach ca. 8-13 Min., bei s.c. Injektion nach ca. 10 Min. erreicht.
Klinische Wirkungen treten ca. 30 Min. nach Verabreichung (i.m. und s.c.) auf. Nach i.v. Gabe wird das Maximum der peripheren Wirkung nach 12-16 Min. beobachtet, die Steigerung der Herzfrequenz erreicht ihren Spitzenwert oft bereits nach 2-4 Min.

Distribution
Die Plasmaeiweissbindung ist variabel und wird mit 2-­40% angegeben, das Verteilungsvolumen beträgt 2-­4 l/kg.
Atropin passiert die Blut-Hirn-Schranke, ist plazentagängig und gelangt in die Muttermilch.

Metabolismus/Elimination
Bis zu 50% der verabreichten Atropindosis wird in unveränderter Form renal ausgeschieden. Atropin wird z.T. in der Leber metabolisiert, die z.T. noch unbekannten Metaboliten werden grösstenteils ebenfalls renal eliminiert.
Die Halbwertszeit der Elimination beträgt bei gesunden Probanden 3-4 Std., bei Kindern und älteren Menschen wurden dagegen eine Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit gemessen.
Die Elimination von Atropin scheint biphasisch zu sein mit Eliminationshalbwertszeiten von 2-3 und 12-38 Stunden.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Narkoseprämedikation, bradykarde Herzrhythmusstörungen, Vergiftungen mit Alkylphosphaten und Carbamaten.

Dosierung/Anwendung

Narkoseprämedikation
30 Min. vor Narkose s.c. bzw. i.m. (oder gleiche Dosis 1-3 Min. vor Narkose i.v.).

Erwachsene oder Kinder mit einem KG über 40 kg: 0,5-1,0 mg.

Kinder mit einem KG von 3-9 kg: 0,1 mg.

Kinder mit einem KG von 10-19 kg: 0,2 mg.

Kinder mit einem KG von 20-29 kg: 0,3 mg.

Kinder mit einem KG von 30-40 kg: 0,4 mg.

Akute Phase bradykarder Herzrhythmusstörungen

Bei Erwachsenen: 0,5-1,0 (-1,5) mg i.v., evtl. nach 3-5 Min. wiederholen. In Fällen schwerer Bradykardie sollte die gesamte verabreichte Dosis 3 mg (0,04 mg/kg) nicht übersteigen. Falls nötig evtl. alle 4-6 Stunden s.c. oder i.v. wiederholen.
Wegen der Gefahr des Auftretens einer paradoxen Verminderung der Herzschlagfrequenz bei geringen Dosen oder sehr langsamer Verabreichung, sollten Atropinsulfatdosen unter 0,5 mg bei bradykarden Zuständen nicht appliziert werden.

Kinder: Mindestens 0,1 mg i.v., maximale i.v.-Einzeldosis: 0,5 mg bei Kindern und 1 mg bei Jugendlichen. Nach 5 Min. kann die Injektion wiederholt werden. Die maximale Gesamtdosis beträgt bei Kindern 1 mg i.v. und bei Jugendlichen 2 mg i.v.

Vergiftungen mit Phosphorsäurealkylestern

Erwachsene: Die Dosierungsempfehlungen variieren je nach Referenz in einem grossen Bereich.
Die Mehrheit der empfohlenen initialen Dosen liegen im Rahmen von 1-6 mg i.v. (DAB 10-Kommentar, 1991: initial 2,5 mg i.v.; AHFS 97: initial 1-2 mg i.v., [schwere Fälle 2-6 mg]).
Eine Wiederholung ist alle 5-60 Min. mit einer Dosis von 1-2 mg i.v. vorzunehmen.

Kinder: 0,05 mg/kg i.m. oder i.v., alle 10-30 Min. wiederholen. Die Dosierung richtet sich nach der Symptomatik (Pupillenweite, Bronchialsekretion).

Vergiftung mit Carbamaten
1-2 mg i.v., i.m. initial oder ggf. Wiederholung alle 20-30 Min. Die Wiederholung sollte vorsichtiger dosiert werden als bei irreversiblen Cholinesterasehemmstoffen.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Tachykardie, Rhythmusstörungen, Koronarsklerose, Engwinkelglaukom, Prostatahypertrophie mit Restharnbildung, mechanische Stenosen im Bereich des M-D-Traktes, Megakolon, Obstipation infolge Darmatonie und Alleinbehandlung von Myasthenia gravis.

Vorsichtsmassnahmen
Vorsicht bei Fieberzuständen, Hyperthyreose, Herzinsuffizienz, akutem Lungenödem, schweren Zerebralsklerosen, Down-Syndrom und Blutverlust.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C.
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.
Über embryotoxische Wirkungen ist nichts bekannt. Nach einmaliger Gabe bei der Mutter sind bis zu 90 Minuten andauernde Tachykardien beim Fötus beobachtet worden.
Obwohl es nur in geringer Konzentration in der Milch erscheint, können bei Säuglingen noch anticholinerge Effekte auftreten.

Unerwünschte Wirkungen

Trockenheit von Mund und Nase, Schluckbeschwerden, Hemmung der Schweisssekretion, Mydriasis, Lichtscheu, Zunahme des Augeninnendrucks, Akkommodationsstörungen, Durst, selten allergische Reaktionen, vorübergehende Bradykardie dann Tachykardie, dabei leichter Anstieg des Blutdrucks und Erschwerung der Miktion.
Allergische Reaktionen mit Hautausschlägen und Schleimhautreizungen (Konjunktivitis) sind nicht selten.
Kinder reagieren empfindlicher auf die durch Atropin ausgelösten Störungen des Wärmehaushaltes (stark ansteigende Körpertemperatur möglich).

Interaktionen

Bei gleichzeitiger Anwendung vermindern Parasympathomimetika die Wirkung von Atropin.
Trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, einige Antihistaminika, Antiparkinsonmittel, Procain, Procainamid, Disopyramid, Chinidin und Amantadin können die parasympatholytische Wirkung verstärken. Durch eine Atropin-bedingte verzögerte Magenpassage soll die Bioverfügbarkeit von Digoxin und Nitrofurantoin gesteigert sein, während über den gleichen Mechanismus Levodopa und Phenothiazine vermindert resorbiert werden sollen.

Überdosierung

Symptome der akuten Intoxikation

ZNS: Unruhe, Somnolenz, Erregungszustände, Dyskinesie, Ataxie, Verwirrtheit, Delirium, Halluzinationen, Krämpfe, Koma und finale Atemlähmung.

Herz: Arrhythmien, Frequenzalterationen.

Harnwege: Harnverhaltung.

Bronchialtrakt: Hemmung der Selbstreinigung, steigende Infektgefahr.

GI-Trakt: Nausea, Erbrechen, Obstipation.

Haut: trockene und heisse Haut, erhöhte Körpertemperatur, rotes Gesicht.

Therapie
Resorptionsvermindernde und temperatursenkende Massnahmen ergreifen und Gabe von Physostigminsalicylat als Antidot. Dessen Dosierung (Erwachsene: 1-4 mg; Kinder 0,02 mg/kg langsam i.v.) ist der Schwere der Vergiftung anzupassen und muss wegen des raschen Abbaus wiederholt werden.
Weitere Massnahmen sind symptomatisch, z.B. die Gabe kurzwirkender Barbiturate sowie gewisser Benzodiazepine, z.B. Diazepam (keine Phenothiazine!) gegen Erregungszustände, wobei zu beachten ist, dass hierdurch das Eintreten einer Atemlähmung im späten Stadium der Atropinvergiftung begünstigt wird. Wegen der Gefahr einer Atemlähmung muss eine künstliche Beatmung vorbereitet werden.
Eine Hyperthermie ist durch Wärmeabfuhr (z.B. Bad) zu behandeln, nicht durch Antipyretika.
Die Schleimhäute der Augen und des Mundes sind zu befeuchten oder mit einer Pilocarpinlösung (0,5-2%) zu spülen.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) aufbewahren.
Das Medikament darf nur bis zu dem mit «EXP» auf der Packung bezeichneten Datum verwendet werden.

IKS-Nummern

47581.

Stand der Information

Oktober 1998.
RL88

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