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Fachinformation zu anti-phosphat:Grosse Apotheke Dr. G. Bichsel AG
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Gal.Form/Ther.Gr.Zusammens.Eigensch.Pharm.kinetikInd./Anw.mögl.Dos./Anw.Anw.einschr.Unerw.Wirkungen
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Mineralstoffpräparat zur Bindung von Phosphationen im oberen Gastrointestinaltrakt (Phosphatbinder) 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Aluminiumhydroxid-Gel (wasserhaltiges Aluminiumoxid mit einem Gehalt von 68 ± 3,4%, berechnet als Al 2 O 3 ).

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit: Filmtablette mit 600 mg Wirkstoff.

Hilfsstoffe: Stearinsäure, mikrokristalline Cellulose, Poly(1-vinyl-2-pyrrolidon), ringöffnend vernetzt, Ethylcellulose, Methylhydroxypropylcellulose, Titan(IV)-oxid, Talkum, Polyethylenglykol 6000, Polyethylenglykol 400, Magnesiumstearat.

Eigenschaften/Wirkungen

Aluminiumhydroxid-Gel bildet im Magen eine kolloidale Lösung; geringe Mengen Aluminium gehen in Gegenwart von Magensalzsäure als Aquo- bzw. Aquochloro-Komplexe in Lösung, z.B. als (Al(H 2 O) 6 ) 3+ , (Al(H 2 O) 5 Cl) 2+  usw. Bei In-vitro-Untersuchungen lag der Anteil an löslichen Aluminiumionen unter 2%.
Die phosphatbindende Wirkung von anti-phosphat beruht auf zwei Mechanismen:
1. Kolloidal gelöste Aluminiumhydroxidteilchen tragen an ihrer Oberfläche positive Ladungen und adsorbieren Phosphationen (PO 4  3- ).
2. Ionisiertes Aluminium reagiert im neutralen und schwach basischen Milieu mit anorganischem Phosphat zu einem schwerlöslichen Niederschlag von Aluminiumphosphat. Bei Anwesenheit von Speisebrei findet die Ausfällung bereits im Magen statt.
Mit der Nahrung aufgenommenes Phosphat wird so durch Aluminiumhydroxid gebunden und entgeht der intestinalen Resorption. Wie zahlreiche klinische Untersuchungen an Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz gezeigt haben, wirkt Aluminiumhydroxid dem Fortschreiten von Hyperphosphatämie und sekundärem Hyperparathyreoidismus entgegen. Es erlaubt eine effektive Kontrolle der Phosphatzufuhr und eine weitgehende Normalisierung der erhöhten Serumphosphatspiegel.

Pharmakokinetik

Fast das gesamte Aluminiumhydroxid wird mit dem Stuhl wieder ausgeschieden. Geringe Mengen Aluminium können enteral resorbiert werden. Beim Nierengesunden wird das Aluminium renal eliminiert. Bei fortgeschrittener Insuffizienz kann die Niere kein Aluminium mehr ausscheiden; dann wird das Metall bevorzugt in Knochen und Nervengewebe eingelagert.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Belegte Indikation
Verminderung der Phosphatzufuhr bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz mit Hyperphosphatämie und sekundärem Hyperparathyreoidismus als:
1. Initialbehandlung der Hyperphosphatämie bis zur Normalisierung des Serumphosphats (anschliessend Fortsetzung der Therapie mit calciumhaltigen Phosphatbindern).
2. Kombinationsbehandlung mit calciumhaltigen Phosphatbindern bei unzureichender Phosphatsenkung durch Monotherapie mit Calciumsalzen.
Therapie bei gleichzeitiger Hypercalcämie.

Dosierung/Anwendung

Die Dosierung erfolgt in Abhängigkeit von der Höhe des Serumphosphatspiegels. Entscheidend für die Festlegung der Einzel- und Tagesgaben sind Anzahl und Phosphatgehalt der einzelnen Mahlzeiten. Bei einer phosphatarmen Diät liegt der Dosierungsbereich im allgemeinen bei 3 bis 4mal täglich 1-3 Filmtabletten.
Bei einer Kombinationsbehandlung mit Calciumcarbonat- oder acetathaltigen Phosphatbindern orientiert sich die Dosierung an der Höhe des Serumphosphatspiegels und dem therapeutischen Effekt.
Sobald eine Senkung des Produkts aus Serumphosphat und Calcium auf weniger als 70 g/100 ml erreicht ist, soll eine Substitution von anti-phosphat durch Phosphatbinder auf Calciumcarbonat- oder -acetat-Basis erfolgen.
Die Filmtabletten sollen unzerkaut, eventuell mit etwas Flüssigkeit kurz vor den Mahlzeiten eingenommen werden.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
anti-phosphat darf nicht angewendet werden bei
Hypophosphatämie;
Zeichen einer Aluminiumintoxikation (Dialyse-Osteomalazie, Dialyse-Enzephalopathie, aluminiumassoziierte, mikrozytäre, hypochrome Anämie);
Säuglingen;
Obstipation und bekannten Dickdarmstenosen.

Vorsichtsmassnahmen
Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz ist die renale Elimination von Aluminium stark beeinträchtigt, was zu einer Einlagerung des Kations in Knochen- und Nervengewebe (siehe auch Pharmakokinetik) und schliesslich zu aluminiumassoziierter Osteomalazie und Encephalopathie führen kann. Es empfiehlt sich daher eine Kontrolle der Aluminiumspiegel im Plasma, eine Bestimmung des ossären Aluminiumgehalts in halbjährlichen Abständen und eine regelmässige neurologische Untersuchung einschliesschlich EEG, um eine beginnende Aluminiumintoxikation frühzeitig zu erkennen. Bei Kleinkindern ist die Gabe von anti-phosphat nur vertretbar, wenn anderweitig eine befriedigende Senkung der Serumphosphatspiegel nicht zu erreichen ist. Engmaschige Kontrollen (s.o.) sind unverzichtbar.

Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C.
Tierstudien haben unerwünschte Effekte auf den Fötus gezeigt (Teratogenität, Embryotoxizität), und es existieren keine kontrollierten Humanstudien. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.

Unerwünschte Wirkungen

Besonders bei hoher Dosierung kann sich eine Obstipation entwickeln.
In Einzelfällen sind Darmverschlüsse durch Aluminiumhydroxid beobachtet worden.
Nach Gabe hoher Dosen anti-phosphat über längere Zeiträume kann es bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz zu erhöhten Aluminiumspiegeln im Serum, zu Aluminiumeinlagerung vor allem in Knochen- und Nervengewebe und in seltenen Fällen zu einer manifesten Aluminiumvergiftung kommen, da die erkrankten Nieren Aluminium nicht mehr auszuscheiden vermögen. Die Aluminiumintoxikation kann sich in Osteomalazie, Encephalopathie, mikrozytärer hypochromer Anämie und proximaler Myopathie äussern; die häufigste Erscheinungsform bei terminaler Niereninsuffizienz ist die Osteomalazie (Dialyse-Osteomalazie). Sie ist gekennzeichnet durch anhaltende Knochenschmerzen und Spontanfrakturen.
Die Leitsymptome einer Encephalopathie sind
1. Sprachstörungen, die anfangs nur während der Dialyse auftreten.
2. Störungen der motorischen Koordination.
3. Nachlassen der geistigen Fähigkeiten; die Erscheinungen reichen von Konzentrationsstörungen bis zur Demenz.
4. Krampfanfälle: häufig Myoklonien, seltener tonisch-klonische Krämpfe.
5. Gelegentlich toxische Psychosen mit Halluzinationen und Delirien. Warum nur bei wenigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz eine erhöhte gastrointestinale Aluminiumresorption auftritt und nur ein Teil der Patienten, deren Organismus mit Aluminium belastet ist, eine klinische Symptomatik entwickelt, ist bisher ungeklärt.
Bei den ersten Zeichen einer Intoxikation muss anti-phosphat sofort abgesetzt werden und jede Aluminiumzufuhr aus anderen Quellen unbedingt unterbleiben.
Mit Deferoxamin kann während der Dialyse Aluminium aus dem Organismus entfernt werden.

Interaktionen

Wenn anti-phosphat zusammen mit anderen Medikamenten genommen wird, kann sich deren Resorption verändern.
Tetrazykline und verschiedene Chinolonantibiotika (Gyrasehemmer), z.B. Ciprofloxacin und Ofloxacin, bilden mit Aluminiumionen nichtresorbierbare Chelatkomplexe und können ihre Wirksamkeit in Gegenwart von anti-phosphat weitgehend einbüssen. Auch die Resorption von Digoxin, Captopril, den H 2 -Antagonisten Cimetidin, Ranitidin und Famotidin sowie von Theophyllin, Propranolol, Atenolol, Chlorpromazin und Eisensalzen kann beeinträchtigt sein.
Im Einzelfall lässt sich das Ausmass möglicher Wechselwirkungen nicht vorhersagen; zwischen der Einnahme von anti-phosphat und anderen Medikamenten sollten zwei Stunden liegen.
Die gleichzeitige Gabe von Citronensäure oder Citraten (z.B. Calciumcitrat als Phosphatbinder) kann die Resorption von Aluminiumionen aus anti-phosphat begünstigen und der Entwicklung einer Aluminiumintoxikation Vorschub leisten.
Gleiches gilt (wegen des Gehalts an Fruchtsäuren) für den Genuss von Obstsäften und Wein zusammen mit anti-phosphat.

Überdosierung

Trotz der geringen Löslichkeit des verwendeten Aluminiumhydroxids kann es nach Zufuhr extrem hoher Mengen von anti-phosphat zu einer merklichen Resorption von Aluminium kommen, das bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz nicht mehr eliminiert wird. Es wird im Rahmen der Dialyse durch Deferoxamin entfernt.
Bei Überdosierung kann anti-phosphat Obstipation hervorrufen (siehe Nebenwirkungen).

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «Verwendbar bis:» bezeichneten Datum verwendet werden.

IKS-Nummern

50949.

Stand der Information

September 1993.
RL88

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