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Fachinformation zu Anesderm® Crème:Pierre Fabre Pharma AG
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Lidocain, Prilocain.
Hilfsstoffe
Carbomer 980, Macrogolglycerolhydroxystearat (20 mg/g), Natriumhydroxid, gereinigtes Wasser.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

·Topische Anästhesie der intakten Haut in Verbindung mit Nadeleinstichen wie zum Beispiel dem Einführen von i.v. Kathetern, bei Blutentnahmen und oberflächlichen chirurgischen Massnahmen.
·Topische Anästhesie der Genitalschleimhaut zu oberflächlichen operativen Eingriffen (z.B. Condylomata acuminata).
·Topische Anästhesie zur mechanischen Reinigung und Wundausschneidung (Debridement) bei Ulkus cruris (Bein-Ulkus).

Dosierung/Anwendung

1 g Anesderm Creme aus der 30 g Aluminiumtube entspricht einem ca. 3.5 cm langen Creme-Streifen.
Intakte Haut
a) Allgemeine Dosierungs-/Anwendungsanweisungen bei Erwachsenen
In dicker Schicht auf die Haut auftragen und mit einem Okklusiv-Verband abdecken. Eine Dosierung von ungefähr 1.5 g pro 10 cm² wird empfohlen. Der Okklusiv-Verband kann bis zu 5 Stunden belassen werden. Nach längerer Applikationszeit nimmt die analgetische Wirkung ab.
Die Zeit, um eine zuverlässige Analgesie der Haut zu erreichen, beträgt 1-2 Stunden. Anesderm Creme muss unter Verschluss (Okklusion) angewendet werden.
Bei einer Applikationszeit von 1-2 Stunden bleibt die Wirkung nach dem Entfernen des Okklusiv-Verbandes mindestens 2 Stunden erhalten.
b) Kleinere Eingriffe (Nadeleinstiche und chirurgische Eingriffe von lokalen Läsionen)
Ca. 2 g (½ Tube Anesderm Creme zu 5 g) wie oben beschrieben auftragen. Minimale Applikationszeit vor dem Eingriff: 1 Stunde, maximale Applikationszeit 5 Stunden.
Nach längerer Applikationszeit nimmt die anästhesierende Wirkung ab.
c) Dermale Eingriffe auf grösseren Hautbezirken
Oberflächliche chirurgische Massnahmen, z.B. Hauttransplantationen, Spalthautentnahme
Eine dicke Schicht auf die betroffenen Hautbezirke auftragen (ca. 1.5-2 g/10 cm²). Minimale Applikationszeit vor dem Eingriff: 2 Stunden, maximale Applikationszeit 5 Stunden. Nach längerer Applikationszeit nimmt die anästhesierende Wirkung ab.
Die maximale Behandlungsfläche ist 600 cm2 mit einer minimalen Applikationszeit von 1 Stunde und einer maximalen Applikationszeit von 5 Stunden (max. Menge 60 g).
d) Spezielle Dosierungsanweisung bei Erwachsenen
Genitalschleimhaut
Allgemein: Für die chirurgische Behandlung lokaler Läsionen bei Erwachsenen z.B. zur Condylom-Entfernung und/oder vor der Injektion von Lokalanästhetika, wird eine Dosierung von 5-10 g empfohlen. Der gesamte Hautbezirk, inklusive Schleimhautfalten, sollte mit der Creme bedeckt sein. Die Creme sollte 5–10 Minuten vor dem Eingriff aufgetragen werden. Nach längerer Applikationszeit nimmt die anästhesierende Wirkung ab.
Ein Okklusivverband ist nicht nötig. Der chirurgische Eingriff sollte sofort nach Entfernung der Creme erfolgen.
Genitalhaut
Männer: Einen dicken Streifen Anesderm Creme (1 g/10 cm²) mit einem Okklusivverband für 15 Minuten, vor der Injektion des Lokalanästhetikums, anwenden.
Frauen: Einen dicken Streifen Anesderm Creme (1-2 g/10 cm²) mit einem Okklusivverband für 60 Minuten, vor der Injektion des Lokalanästhetikums, anwenden.
Ulcus cruris (Bein-Ulkus)
Bei der mechanischen Reinigung und/oder für Wundausschneidungen bei Ulcus cruris wird Anesderm Creme in dicker Schicht (ca. 1-2 g/10 cm² bis zu insgesamt 10 g) aufgetragen und mit einem Okklusiv-Verband abgedeckt. Anesderm Creme wurde zur Behandlung des Ulcus cruris bis zu 15-mal innerhalb von 1-2 Monaten angewendet, ohne dass ein Wirkungsverlust oder eine erhöhte lokale Reaktion festgestellt wurde.
Die maximale Plasmakonzentration bei grösseren Applikationsmengen als 10 g Creme zur Behandlung des Ulcus cruris wurde nicht geprüft.
Die Applikationszeit sollte mindestens 30 Minuten betragen. Eine Verlängerung der Applikationszeit bis zu 60 Minuten kann die Anästhesie weiter vertiefen. Nach Entfernung der Creme sollte sofort mit der Reinigung begonnen werden.
e) Allgemeine Dosierungs-/Anwendungsanweisungen bei Kindern
Bei kleineren Eingriffen, wie z.B. Nadeleinstichen und chirurgischen Eingriffen bei lokalen Läsionen. Eine Schicht von ca. 1.0 g/10 cm² auf die Haut applizieren, mindestens 1 Stunde vor dem Eingriff.
Neugeborene und Säuglinge (0-2 Monate): bis zu 1 g/10 cm²
Die total aufgetragene Menge Anesderm Creme darf 1 g nicht überschreiten. Der insgesamt behandelte Hautbezirk darf nicht grösser sein als 10 cm².
Längere Applikationszeiten als 1 Stunde wurden nicht untersucht.
Wird Anesderm Creme zur Zirkumzision (Beschneidung) bei Neugeborenen angewendet, hat sich eine Applikationsmenge von 1.0 g auf die Vorhaut als sicher erwiesen.
Bei Frühgeborenen sollte Anesderm Creme nicht angewendet werden, da für diese Altersgruppe keine ausreichenden Daten vorliegen.
Säuglinge 3-12 Monate: bis zu 2 g/20 cm²
Die total aufgetragene Menge Anesderm Creme darf 2 g nicht überschreiten. Der insgesamt behandelte Hautbezirk darf nicht grösser sein als 20 cm².
Bei einer Applikationsfläche von 16 cm² und einer Applikationszeit bis zu 4 Stunden wurde keine klinisch signifikante Erhöhung des Methämoglobinspiegels beobachtet.
Kinder 1-5 Jahre: bis zu 10 g/100 cm²
Die total aufgetragene Menge Anesderm Creme darf 10 g nicht überschreiten. Der insgesamt behandelte Hautbezirk darf nicht grösser sein als 100 cm². Applikationszeit: minimal 1 Stunde, maximal 5 Stunden.
Kinder 6-11 Jahre: bis zu 20 g/200 cm²
Die total aufgetragene Menge Anesderm Creme darf 20 g nicht überschreiten. Der insgesamt behandelte Hautbezirk darf nicht grösser sein als 200 cm². Applikationszeit: minimal 1 Stunde, maximal 5 Stunden.
Anesderm Creme sollte bei Säuglingen zwischen 0-12 Monaten, die Methämoglobin induzierende Arzneimittel erhalten, nicht angewendet werden (siehe Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Spezielle Dosierungsanweisung
Bei Patienten mit atopischer Dermatitis soll Anesderm® mit einer kürzeren Applikationszeit von 15-30 Minuten angewendet werden, um die hier häufiger auftretenden Nebenwirkungen wie Purpura zu vermeiden (siehe Kapitel «Eigenschaften/Wirkungen»).
Es ist nicht bekannt, ob bei grossflächiger Anwendung vermehrt unerwünschte Wirkungen auftreten. Untersucht wurden Flächen von max. 62.5 cm², bei einer maximalen Applikationsmenge von 10 g (2.5 × 2.5 cm/g).
Übersichtstabelle für die Dosierungen von Anesderm®
Allgemeine Dosierung
·bei kleineren Eingriffen, wie z.B. Nadeleinstiche
·bei chirurgischen Eingriffen bei lokalen Läsionen.

Alter

max. Dosis

max. Hautbereich

Applikationszeit vor Eingriff

Neugeborene (0 bis 2 Monate)

1 g

10 cm²

1 h

Säuglinge (3-12 Monate)

2 g

20 cm²

1 h - max. 4 h

Kinder (1-5 Jahre)

10 g

100 cm²

1 h - max. 5 h

Kinder (6-11 Jahre)

20 g

200 cm²

1 h - max. 5 h

Erwachsene

1.5 g/10 cm²

600 cm²

1 h - max. 5 h

Dosierung bei speziellen Indikationen bei Erwachsenen

Lokalisation

Indikation

Empfohlene Dosis

Applikationszeit vor Eingriff

Genitalschleimhaut

Lok. Läsionen:
·Condylom-Entfernung
·Vor Injektion von Lokalanästhetika

5-10 g

5-10 min.

Bein

Ulcus cruris

1-2 g/10 cm², max. 10 g

30-60 min.

Dermale Eingriffe auf grösseren Hautbezirken

Oberflächliche chirurgische Massnahmen z.B. Hauttransplantationen, Spalthautentnahme

1.5-2 g / 10 cm2

min. 2 h - max. 5 h

Kontraindikationen

Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika vom Amidtyp wie die Wirkstoffe Lidocain oder Prilocain sowie einem der Hilfsstoffe.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

1. Systemische Wirkung
a) Patienten mit Glukose-6-Phosphatdehydrogenase Mangel oder angeborener oder idiopathischer Methämoglobinämie sind für eine medikamenteninduzierte Methämoglobinämie mehr empfänglich.
Bei Säuglingen und Neugeborenen unter 3 Monaten wurde im Allgemeinen eine vorübergehende, jedoch klinisch nicht signifikante Erhöhung des Methämoglobinspiegels bis 12 Stunden nach Applikation beobachtet.
b) Wiederholte Applikationen von Anesderm® können die Plasmakonzentration von Lidocain und Prilocain erhöhen. Bei folgenden Patienten ist Anesderm® mit Vorsicht anzuwenden:
·akut kranke, schwache oder ältere Patienten
·Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz.
c) Aufgrund unzureichender Dokumentation soll Anesderm® ausser bei Ulcus cruris nicht auf anderen offenen Wunden angewendet werden.
Anesderm® soll nicht auf Wunden, Schleimhaut sowie auf der Genitalschleimhaut von Kindern angewendet werden, da zurzeit noch ungenügende Daten über die Absorption in diesem Bereich vorliegen.
d) Patienten, die mit Antiarrhythmika der Klasse III (z.B. Amiodarone) behandelt werden, sollten überwacht und ein EKG-Monitoring sollte in Betracht gezogen werden, da die kardialen Wirkungen additiv sein können.
2. Lokale Wirkung
a) Vorsicht ist geboten, dass Anesderm® nicht in Kontakt mit den Augen kommt, da es Irritationen der Augen verursachen kann. Weiter kann der Verlust von Schutzreflexen zu Hornhautirritationen und möglicher Ablösung führen. Falls Anesderm® mit den Augen in Kontakt kommt, müssen diese unverzüglich mit Wasser oder verdünnter Kochsalzlösung gespült und geschützt werden, bis die Sinnesempfindung wiederkehrt.
b) Anesderm® sollte nicht auf ein geschädigtes Trommelfell appliziert werden.
Eine Studie an Meerschweinchen hat bei Instillation ins Mittelohr eine ototoxische Wirkung gezeigt. In der gleichen Studie zeigten die Tiere mit einem intakten Trommelfell keine Abnormalität, wenn eine Creme mit 25 mg/g Lidocain und 25 mg/g Prilocain in den äusseren Gehörgang appliziert wurde.
3. Spezielle Situationen
Bis weitere klinische Dokumentationen vorliegen, sollte Anesderm® in den nachfolgenden Fällen nicht angewendet werden:
Anesderm Creme sollte nicht angewendet werden zur Vorbereitung einer intrakutanen Injektion von lebendem BCG-Impfstoff, da eine Interaktion zwischen den aktiven Wirkstoffen von Anesderm® und dem Impfstoff nicht ausgeschlossen werden kann.
Bei Neugeborenen und Säuglingen von 0-12 Monaten, die mit Methämoglobin induzierenden Substanzen behandelt werden, soll Anesderm® nicht appliziert werden (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Anesderm® soll nicht angewendet werden bei Frühgeborenen, die vor der 37sten Schwangerschaftswoche geboren wurden.
Macrogolglycerolhydroxystearat
Anesderm Creme enthält den Hilfsstoff Macrogolglycerolhydroxystearat, welcher Hautreizungen hervorrufen kann.

Interaktionen

Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die eine Methämoglobinämie verursachen können (z.B. Sulfonamide), kann Anesderm® diese Wirkung verstärken.
Bei Patienten, die andere Lokalanästhetika oder strukturverwandte Substanzen erhalten, sollte das Auftreten zusätzlicher systemisch toxischer Auswirkungen bei der Anwendung grosser Dosen Anesderm® in Betracht gezogen werden.
Spezifische Interaktionsstudien mit Lidocain/Prilocain und Antiarrhythmika der Klasse III (z.B. Amiodarone) wurden nicht durchgeführt, jedoch ist Vorsicht geboten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Arzneimittel, welche die Clearance von Lidocain reduzieren (z.B. Cimetidin oder Betablocker) können zu potenziell toxischen Konzentrationen führen, wenn Lidocain wiederholt in hohen Dosen über einen längeren Zeitraum verabreicht wird. Solche Interaktionen sollten jedoch keine klinische Relevanz haben bei Kurzzeitanwendungen von Lidocain (z.B Anesderm Creme) gemäss den empfohlenen Dosierungen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Tierstudien haben keine Risiken hinsichtlich Schwangerschaft, embryonale bzw. fetale Entwicklung, Geburt oder postnataler Entwicklung gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen.
Die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit soll nur erfolgen, wenn es eindeutig erforderlich ist.
Schwangerschaft
Es wurde weder über spezifische Störungen im Fortpflanzungsprozess noch über eine erhöhte Missbildungsrate oder eine direkt oder indirekt schädliche Wirkung auf den Feten berichtet.
Lidocain und Prilocain können die Plazentaschranke durchdringen und von den Feten aufgenommen werden.
Stillzeit
Lidocain und Prilocain gehen in die Muttermilch über. Das Risiko von Nebenwirkungen beim Kind ist jedoch infolge der niedrigen systemischen Absorption bei Anwendung von therapeutischen Dosen minimal.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Bei den empfohlenen Dosierungen ist kein Einfluss zu erwarten.

Unerwünschte Wirkungen

Die Häufigkeit der unerwünschten Reaktionen wird wie folgt definiert:
Sehr häufig (≥1/10),
häufig (<1/10, ≥1/100),
gelegentlich (<1/100, ≥1/1000),
selten (<1/1000, ≥1/10'000),
sehr selten (<1/10'000).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Hohe Dosen von Prilocain können die Methämoglobinbildung verstärken (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Überdosierung»).
Bei Neugeborenen und Säuglingen unter 3 Monaten wurde im Allgemeinen eine vorübergehende, jedoch klinisch nicht signifikante Erhöhung des Methämoglobinspiegels bis 12 Stunden nach Applikation beobachtet.
Erkrankungen des Immunsystems
Bei der Anwendung lokaler Anaesthetika wurde über allergische und anaphylaktische Reaktionen wie Urticaria, Angioödem, Bronchospasmus und anaphylaktischer Schock berichtet. Die Inzidenz für systemische Reaktionen ist wegen der geringen Absorption von Lidocain und Prilocain gering.
Erkrankungen des Nervensystems
Die Toxizität von Lokalanästhetika manifestiert sich durch exzitatorische Symptome des zentralen Nervensystems oder Dämpfung des ZNS (Nervosität, Angst, Euphorie, Verwirrtheit, Schwindel, Schläfrigkeit, Tinnitus, Diplopie oder unscharfes Sehen, Erbrechen, Hitze-, Kälte- oder Taubheitsgefühl, Tremor, Konvulsionen, Bewusstlosigkeit, Atemdepression oder –stillstand). Erregungszustände können kurz sein oder gar nicht auftreten. In solchen Fällen kann sich zuerst eine Somnolenz, später eine Bewusstlosigkeit einstellen.
Augenerkrankungen
Hornhautirritationen nach versehentlicher Applikation in die Augen.
Herzerkrankungen
Zu den kardiovaskulären Manifestationen zählen Bradykardie, Hypotonie, kardiovaskulärer Kollaps bis zum Herzkreislaufstillstand.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Häufig: Vorübergehende lokale Reaktionen am Applikationsort wie z.B. Blässe, Erythema (Rötung) und Ödeme, Hautreaktionen mit anfänglich leichtem Gefühl von Brennen und Jucken.
Gelegentlich: Anfängliches leichtes Brennen und Jucken bei intakter Haut.
Selten: Purpura, petechiale Reaktionen und Hyperpigmentation am Applikationsort.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

In seltenen Fällen wurde von klinisch signifikanter Methämoglobinämie berichtet. Prilocain in hohen Dosen kann den Methämoglobin-Plasmaspiegel insbesondere bei gleichzeitiger Gabe von Methämoglobin induzierenden Stoffen (z.B. Sulfonamiden) erhöhen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Klinisch signifikante Methämoglobinämie soll durch langsame intravenöse Injektion von Methylenblau behandelt werden.
Sollten andere Symptome einer systemischen Toxizität auftreten, wird erwartet, dass diese ähnlich verlaufen wie bei der Gabe von zu hohen Dosen an Lokalanästhetika, die auf eine andere Applikationsart verabreicht werden.
Die Toxizität von Lokalanästhetika manifestiert sich durch exzitatorische Symptome des zentralen Nervensystems und in schweren Fällen durch Dämpfung des zentralen Nervensystems und eines Kreislaufzusammenbruchs.
Schwere neurologische Symptome (Konvulsionen, ZNS-Depression) müssen symptomatisch durch Unterstützung der Atmung und durch Gabe von Antikonvulsiva therapiert werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N01BB20
Die lokalanästhesierende Wirkung beruht auf der Freisetzung von Lidocain und Prilocain aus Anesderm® in die epidermalen und dermalen Hautschichten.
Lidocain und Prilocain akkumulieren in unmittelbarer Nähe von dermalen Schmerzrezeptoren und Nervenenden. Lidocain und Prilocain sind Lokalanästhetika vom Amidtyp. Sie stabilisieren die neuronalen Membrane, indem sie den Ionenfluss blockieren, der für die Entstehung und Weiterleitung der Impulse notwendig ist. Dadurch entsteht die lokalanästhesierende Wirkung.
Die Anästhesiequalität ist abhängig von Applikationsdauer und Applikationsmenge.
In klinischen Studien an intakter Haut wurden zwischen geriatrischen Patienten (65 bis 96 Jahre) und jüngeren Patienten keine Unterschiede hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit (einschliesslich anästhesierendem Wirkungseintritt) beobachtet.
Im Vergleich zur Wundausschneidung mit Placebo-Cremes vermindert Anesderm Creme die Häufigkeit der Post-Reinigungsschmerzen bis zu 4 Stunden nach Wundausschneidungen und die Anzahl der nötigen Reinigungsvorgänge, um eine vollständige Reinigung des Ulkus zu erhalten.
Es wurden keine negativen Auswirkungen auf den Heilungsvorgang des Ulcus cruris oder bezüglich Bakterienflora beobachtet.
Die Verwendung von Anesderm® vor Masern-Mumps-Röteln oder intramuskulären Diphtherie-Pertussis-Tetanus inaktiviertem Poliovirus, Haemophilus influenzae b oder Hepatitis B Impfstoffen, beeinträchtigt nicht die durchschnittlichen Antikörpertiter, Serokonversionsrate, oder den Anteil der Patienten, die nach Immunisierung schützende und positive Antikörpertiter erreichen, im Vergleich zu Placebo behandelten Patienten.
Anesderm® verursacht eine biphasische vaskuläre Antwort. Der anfänglichen Vasokonstriktion folgt eine Vasodilatation (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Bei Patienten mit atopischer Dermatitis wird eine ähnliche, aber kürzere Reaktion beobachtet, die nach 30-60 Minuten zu einer Hautrötung führt. Dies weist auf eine schnellere Absorption durch die Haut hin (siehe «Spezielle Dosierungsanweisung»).

Pharmakokinetik

Die systemische Absorption der in Anesderm® enthaltenen Wirkstoffe Lidocain und Prilocain ist abhängig von Applikationsmenge, Applikationsort und Applikationszeit.
Zusätzliche Einflussgrößen sind die Dicke der Haut (welche unterschiedlich ist an unterschiedlichen Körperstellen), sowie andere Bedingungen der Haut wie Hautkrankheiten oder Rasieren. Nach Anwendung bei Ulcus cruris, kann die Charakteristik des Ulkus ebenfalls die Absorption beeinflussen.
Intakte Haut
Oberschenkel: Nach der Applikation auf dem Oberschenkel eines Erwachsenen (60 g Creme/400 cm² während 3 Stunden) beträgt die Absorption für Lidocain und Prilocain je ungefähr 5%.
Die maximale Plasmakonzentration von Lidocain und Prilocain (im Durchschnitt 0.12 resp. 0.07 µg/ml) wird nach 2-6 Stunden nach Applikation erreicht.
Gesicht: Nach der Applikation (10 g/100 cm² während 2 Stunden) im Gesicht beträgt die systemische Absorption ungefähr 10%. Die maximale Plasmakonzentration von Lidocain und Prilocain (im Durchschnitt 0.16 resp. 0.06 µg/ml) wird 1.5-3 Stunden nach der Applikation erreicht.
Die Plasmaspiegel von Lidocain und Prilocain bei geriatrischen und nicht-geriatrischen Patienten sind nach Applikation von Anesderm® auf intakter Haut sehr niedrig und deutlich unterhalb potentiell toxischer Spiegel.
Genitalschleimhaut
Die Absorption durch die Vaginalschleimhaut erfolgt schneller als durch die Haut. Nach 10-minütiger Applikation von 10 g Creme wird die maximale Plasmakonzentration von Lidocain und Prilocain (im Durchschnitt 0.18 resp. 0.15 µg/ml) 20-45 Minuten nach der Applikation erreicht.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Pädiatrie
Neugeborene und Säuglinge unter 3 Monaten
Nach Applikation von 1.0 g Creme auf ungefähr 10 cm² während 1 Stunde beträgt die maximale Plasmakonzentration von Lidocain 0.135 µg/ml und von Prilocain 0.107 µg/ml.
Säuglinge zwischen 3 und 12 Monaten
Nach Applikation von 2.0 g Creme auf eine Fläche von ungefähr 16 cm² während 4 Stunden beträgt die maximale Plasmakonzentration von Lidocain 0.155 µg/ml und von Prilocain 0.131 µg/ml.
Kinder zwischen 2 und 3 Jahren
Nach Applikation von 10.0 g Creme auf eine Fläche von ungefähr 100 cm² während 2 Stunden beträgt die maximale Plasmakonzentration von Lidocain 0.315 µg/ml und von Prilocain 0.215 µg/ml.
Kinder zwischen 6 und 8 Jahren
Nach Applikation von 10.0-16.0 g Creme auf ungefähr 100-160 cm² während 2 Stunden beträgt die maximale Plasmakonzentration von Lidocain 0.299 µg/ml und von Prilocain 0.110 µg/ml.
Ulcus cruris
Nach einmaliger Applikation von 5-10 g Creme während 30 Minuten, wird die maximale Plasmakonzentration innerhalb 1-2.5 Stunden erreicht und beträgt für Lidocain 0.05-0.25 µg/ml (ein einziger Wert betrug 0.84 µg/ml) und für Prilocain 0.02-0.08 µg/ml.
Nach einer Applikationszeit von 24 Stunden werden die maximalen Plasmaspiegel in der Regel innerhalb 2-4 Stunden erreicht und betragen für Lidocain 0.19-0.71 µg/ml und für Prilocain 0.06-0.28 µg/ml.
Eine wiederholte Applikation (3-7 mal pro Woche, bzw. 15 Einzeldosen über eine Periode von einem Monat) von 2-10 g Creme während 30-60 Minuten, führte zu keiner ersichtlichen Plasmaakkumulation von Lidocain und seinen Metaboliten Monoglycin-Xylidid und 2,6-Xylidine oder Prilocain und seinem Metaboliten ortho-Toluidin.
Die beobachtete maximale Plasmakonzentration für Lidocain, Monoglycin-Xylidid und 2,6-Xylidin betragen 0.41, 0.03 resp. 0.01 µg/ml. Die maximale Plasmakonzentration für Prilocain und ortho-Toluidin beträgt 0.08 resp. 0.01 µg/ml.

Präklinische Daten

Keines der beiden Lokalanästhetika zeigte ein mutagenes Potential weder in in vitro noch in vivo Mutagenitätstests.
Karzinogenitätsstudien wurden weder mit Lidocain oder Prilocain allein noch in Kombination durchgeführt, aufgrund von Indikation und Dauer bei der therapeutischen Verwendung dieser Arzneimittel.
Ein Metabolit von Lidocain, 2,6-Xylidin zeigte schwache Hinweise auf eine Aktivität in einigen Genotoxizitäts-Tests. In toxikologischen Studien zur Evaluation chronischer Exposition wurde gezeigt, dass der Metabolit 2,6-Xylidin ein karzinogenes Potenzial hat.
Eine Risikobeurteilung, bei welcher die Exposition des kalkulierten Maximums im Mensch bei sporadischer Anwendung von Lidocain mit der in präklinischen Studien verwendeten Exposition verglichen wurde, zeigte einen breiten Sicherheitsbereich für den klinischen Einsatz.
Prilocain zeigt in Mutagenitätstests keine mutagenen Wirkungen. Hinweise auf ein mutagenes Potenzial beruhen auf Erkenntnissen zum Metaboliten o-Toluidin, der in verschiedenen Testsystemen in vitro Veränderungen des Erbmaterials und des Zellwachstums bewirkte (Chromosomenmutationen, Aneuploidien, DNA-Reparatur, Zelltransformation).
Kanzerogenitätsstudien an Ratten und Mäusen mit hohen Dosen des Metaboliten o-Toluidin zeigten erhöhte Tumorhäufigkeiten in Milz und Harnblase. Eine Bedeutung beider Befunde scheint für den Menschen unter kurz dauernder therapeutischer Anwendung von Prilocain nicht gegeben zu sein, jedoch sollten aus Sicherheitsgründen hoch dosierte Gaben über längere Zeiträume unterbleiben.
Reproduktionstoxizität
Lidocain hat bei Dosen unterhalb des maternal-toxischen Bereichs bei der Ratte keinen Einfluss auf die Postnatalentwicklung der Nachkommen. Eine Beeinträchtigung der Fertilität von männlichen oder weiblichen Ratten durch Lidocain oder Prilocain wurde nicht beobachtet.
Lidocain passiert die Plazenta mittels einfacher Diffusion. Die embryofetale Dosis im Verhältnis zur maternalen Serumkonzentration beträgt 0.4 bis 1.3.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Bei Raumtemperatur (15 - 25 °C) lagern.

Zulassungsnummer

56682 (Swissmedic)

Packungen

1 Tube (beschichtetes Aluminium) zu 5 g + 2 Klebeverbänden (Tégaderm®) [B]
5 Tuben (beschichtetes Aluminium) zu 5 g + 10 Klebeverbänden (Tégaderm®) [B]
1 Tube (beschichtetes Aluminium) zu 30 g [B]

Zulassungsinhaberin

Pierre Fabre Pharma AG, 4123 Allschwil

Stand der Information

Februar 2014

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