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Fachinformation zu Bicalutamid Zentiva®:Helvepharm AG
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Bicalutamidum.
Hilfsstoffe
Lactosum monohydricum, Povidonum, Crospovidonum, Natrii laurilsulfas (50 mg Filmtablette: 0.20 mg Natrium, 150 mg Filmtablette: 0.60 mg Natrium), Magnesii stearas, Überzug: Lactosum monohydricum, Hypromellosum, Titanii dioxidum (E 171), Macrogol
Lactosum monohydricum (50 mg Filmtablette: 60.44 mg; 150 mg Filmtablette: 181.32 mg)

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Bicalutamid Zentiva (50 mg/Tag) in Kombination mit LHRH-Analoga oder Orchiektomie beim fortgeschrittenen, metastasierenden Prostatakarzinom (M1). Die Erfahrungen in Kombination mit chirurgischer Kastration sind beschränkt.
Bicalutamid Zentiva (150 mg/Tag) beim lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom (T3-4, jedes N, M0; T1-2, N+, M0) als Monotherapie, wenn die Standardtherapien radikale Prostatektomie, Radiotherapie, chirurgische oder medikamentöse Kastration nicht geeignet sind.
Bucalutamid Zentiva (150 mg/Tag) adjuvant nach radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom und hohem Risiko einer Progression.
Beim metastasierenden Prostatakarzinom soll die Monotherapie mit Bicalutamid Zentiva 150 mg/Tag nicht angewendet werden.

Dosierung/Anwendung

Art der Anwendung
Anwendung einmal täglich unabhängig von einer Mahlzeit.
Bicalutamid Zentiva 50 mg (beim fortgeschrittenen, metastasierenden Prostatakarzinom)
Die Dosierung bei Männern beträgt 50 mg. Die Behandlung mit Bicalutamid Zentiva soll gleichzeitig mit der Behandlung mit LHRH-Analoga beginnen.
Bicalutamid Zentiva 150 mg (beim lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom)
Die Dosierung bei Männern beträgt 150 mg.
Therapiedauer
Die Anwendung von Bicalutamid Zentiva kann solange fortgesetzt werden, wie Hinweise für ein therapeutisches Ansprechen vorliegen oder bis unerwünschte Wirkungen einen Therapieabbruch erforderlich machen.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Ältere Patienten
Eine Dosisanpassung in Abhängigkeit vom Alter ist nicht erforderlich
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei leichten bis mittelschweren Nierenerkrankungen sind keine Dosisanpassungen notwendig. Es liegen keine Daten für die Dosierung bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz vor (Kreatinin-Clearance <20 ml/Min.) (siehe «Kinetik spezieller Patientengruppen»).
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Bei leichten Lebererkrankungen sind keine Dosisanpassungen notwendig. Bei Patienten mit mässigen bis schweren Lebererkrankungen ist eine gesteigerte Kumulierung der Substanz möglich. Bei diesen Patienten soll Bicalutamid Zentiva deshalb nur mit Vorsicht und unter Überwachung der Leberenzyme angewendet werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Kinetik spezieller Patientengruppen»).

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe. Anwendung bei Frauen, Kindern und Jugendlichen.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Anwendung von Bicalutamid Zentiva bei Patienten mit Lebererkrankungen
Da Bicalutamid extensiv in der Leber metabolisiert wird und es Hinweise gibt, dass der Wirkstoff bei Patienten mit schweren Lebererkrankungen verstärkt kumulieren kann, soll Bicalutamid Zentiva bei Patienten mit mässigen oder schweren Lebererkrankungen nur mit Vorsicht angewendet werden. In diesen Fällen ist ein engmaschiges Monitoring erforderlich. Entsprechende Labortests sollten regelmässig während der ersten 4 Monate der Therapie und danach periodisch sowie bei Auftreten von Symptomen einer Leberfunktionsstörung wie z.B. Pruritus, dunklem Urin, persistierender Appetitlosigkeit oder Ikterus durchgeführt werden.
Hepatotoxizität
Selten wurden schwere Leberfunktionsstörungen und Leberversagen beobachtet. Über Todesfälle wurde berichtet.
Es wird empfohlen, im Falle schwerer Leberfunktionsstörungen (z.B. bei Ikterus, Anstieg der Transaminasen auf über das Dreifache der Normwerte, Auftreten abdominaler Schmerzen, unklaren Verdauungsstörungen) die Therapie abzubrechen.
QT-Dauer
Bei einer Androgen-Entzugstherapie kann das QT-Intervall verlängert sein, auch wenn ein kausaler Zusammenhang mit Bicalutamid Zentiva bisher nicht hergestellt werden konnte.
Bei Patienten mit einer QT-Verlängerung in der Anamnese oder mit Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung sowie bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel erhalten, die das QT-Intervall verlängern können, muss bei der Nutzen-Risiko-Abwägung vor Behandlungsbeginn mit Bicalutamid Zentiva das mögliche Risiko für Torsade de Pointes berücksichtigt werden.
Interaktion mit Antikoagulantien
Nach der Marktzulassung von Bicalutamid wurde bei Patienten, welche gleichzeitig mit oralen Antikoagulantien vom Cumarintyp (wie beispielsweise Warfarin) behandelt wurden, eine Erhöhung der Prothrombinzeit bzw. der INR beobachtet. In einigen Fällen wurde über ein erhöhtes Blutungsrisiko berichtet. Klinische Interaktionsstudien mit Cumarinen wurden nicht durchgeführt. In-vitro zeigte Bicalutamid jedoch eine Verdrängung von Warfarin aus der Proteinbindung.
Bei Patienten mit gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulantien vom Cumarintyp wird daher eine engmaschige Überwachung von Prothrombinzeit bzw. INR sowie ggf. eine Dosisanpassung der Antikoagulantien empfohlen (siehe «Interaktionen»).
Einfluss auf die Spermienqualität
Eine Antiandrogentherapie kann morphologische Veränderungen in Spermatozoen hervorrufen. Patienten und/oder deren Partner sollten während der Bicalutamid Therapie und auch bis 130 Tage danach eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden, obwohl der Effekt von Bicalutamid auf die Spermienmorphologie nicht untersucht wurde und solche Veränderungen auch nicht von Patienten, welche Bicalutamid erhielten, berichtet wurden.
Bei Nicht-Ansprechen auf die Behandlung wird empfohlen, Bicalutamid Zentiva abzusetzen.
Das Absetzen von Bicalutamid kann klinisch bei einem Teil der Patienten zu einem Antiandrogen-Entzugssyndrom führen.
Bei Patienten, die LHRH-Agonisten erhalten, wurde eine Reduktion der Glukose-Toleranz beobachtet. Dies kann Diabetes bzw. bei Patienten mit vorbestehendem Diabetes mellitus einen Verlust der glykämischen Kontrolle herbeiführen. Bei Patienten, die Bicalutamid Zentiva in Kombination mit einem LHRH-Agonisten erhalten, sollten deshalb Kontrollen des Glukosespiegels in Betracht gezogen werden.
Lactose
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactasemangel oder Glucose-Galactose Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden. Bicalutamid Zentiva 50 mg und 150 mg enthält 60.44 mg bzw. 181.32 mg Laktose-Monohydrat.
Natrium
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Filmtablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Spezifische Interaktionsstudien mit Bicalutamid wurden nicht durchgeführt.
Zwischen Bicalutamid und LHRH-Analoga sind keine pharmakodynamischen oder pharmakokinetischen Interaktionen bekannt.
Pharmakokinetische Interaktionen
Interaktionen an der Proteinbindung: In-vitro-Studien zeigten eine Verdrängung von Warfarin aus der Plasmaproteinbindung (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Interaktionen mit CYP450-Enzymen: In-vitro-Studien zeigten, dass das R-Enantiomer ein Hemmer von CYP 3A4 und in geringerem Ausmass von CYP 2C9, 2C19 und 2D6 ist. Bei Dosierungen bis zu 150 mg pro Tag wurden weder eine Enzyminduktion noch eine Hemmung des Antipyrin-Metabolismus beobachtet.
Die AUC von Midazolam war nach Co-Administration mit Bicalutamid 50 mg während 28 Tagen um bis zu 80% erhöht. Für Arzneimittel mit geringer therapeutischer Breite (z.B. Cisaprid oder Ciclosporin) könnte eine solche Interaktion relevant sein. Bei Co-Administration solcher Arzneimittel mit Bicalutamid Zentiva ist daher Vorsicht geboten.
Pharmakodynamische Interaktionen
Da eine Androgen-Entzugstherapie das QT-Intervall verlängern kann, sollte vor einer gleichzeitigen Anwendung von Bicalutamid Zentiva mit Arzneimitteln, die bekanntermassen das QT-Intervall verlängern oder möglicherweise Torsade de Pointes induzieren, eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Zu diesen Arzneimitteln gehören beispielsweise Antiarrhythmika der Klasse IA (z.B. Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III (z.B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid) sowie Methadon, Moxifloxacin und Antipsychotika.

Schwangerschaft, Stillzeit

Bicalutamid Zentiva ist nur zur Anwendung bei Männern bestimmt und bei Frauen kontraindiziert.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt. Patienten, bei denen unerwünschte Wirkungen wie Schwindel und/oder Schläfrigkeit auftreten, sollten beim Autofahren und beim Bedienen von Maschinen Vorsicht walten lassen.

Unerwünschte Wirkungen

Die unerwünschten Wirkungen sind dosisabhängig und ergeben sich überwiegend aus der pharmakologischen Wirkung von Bicalutamid. Solche sind Hitzewallungen, Gynäkomastie und Berührungsempfindlichkeit der Brust.
Die Häufigkeiten der unerwünschten Wirkungen sind wie folgt definiert: Sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1000, <1/100), selten (≥1/10'000, <1/1000), sehr selten (<1/10'000), unbekannt (basierend überwiegend auf Spontanmeldungen aus der Marktüberwachung, genaue Häufigkeit kann nicht abgeschätzt werden).
Bicalutamid 150 mg (Monotherapie) (zu den in der Kombinationstherapie mit LHRH-Analoga beobachteten unerwünschten Wirkungen siehe unten)
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufig: Anämie.
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich: Überempfindlichkeit, Urtikaria, Angioödem.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Gewichtszunahme, verringerter Appetit, Diabetes mellitus, Hyperglykämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Depressionen, verminderte Libido.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Schläfrigkeit, Schwindel.
Gefässerkrankungen
Häufig: Hitzewallungen.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: interstitielle Lungenerkrankung (über Todesfälle wurde berichtet).
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Obstipation, Dyspepsie, Nausea, Abdominalschmerzen, Flatulenz.
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Hepatotoxizität, Transaminasenerhöhung, Ikterus.
Gelegentlich: schwere Leberfunktionsstörungen.
Selten: Leberversagen (über Todesfälle wurde berichtet).
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Sehr häufig: Exanthem (10%).
Häufig: Alopezie, Pruritus, Hirsutismus.
Selten: Photosensibilitätsreaktionen.
Unbekannt: trockene Haut, vermehrter Haarwuchs.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr häufig: Rückenschmerzen (15,9%), Beckenschmerzen (13%), Thoraxschmerzen (11%).
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Häufig: Hämaturie.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Sehr häufig: Spannungsgefühl/Schmerzen in der Brust (73,7%), Gynäkomastie (68,8%).
Häufig: erektile Dysfunktion.
Allgemeine Erkrankungen
Sehr häufig: Asthenie (15%).
Häufig: Ödeme.
Bicalutamid 50 mg (in Kombination mit einem LHRH-Agonisten)
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr häufig: Anämie (12,7%).
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich: Überempfindlichkeit, Urtikaria.
Unbekannt: Angioödem.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Gewichtsabnahme, Hyperglykämie, verringerter Appetit, Gewichtszunahme, Diabetes mellitus.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Depressionen, verminderte Libido.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Schwindel (10,2%).
Häufig: Schläfrigkeit.
Herzerkrankungen
Häufig: Herzinfarkt, Herzversagen.
Gefässerkrankungen
Sehr häufig: Hitzewallungen (bis zu 49%).
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: interstitielle Lungenerkrankung (über Todesfälle wurde berichtet).
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Obstipation (16,7%), Nausea (14,0%), Abdominalschmerzen (11,5%).
Häufig: Dyspepsie, Flatulenz.
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Hepatotoxizität, Erhöhung der Transaminasen, Ikterus.
Gelegentlich: schwere Leberfunktionsstörungen.
Selten: Leberversagen (über Todesfälle wurde berichtet).
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig: Alopezie, trockene Haut, Exanthem, Pruritus, Hirsutismus.
Selten: Photosensibilitätsreaktionen.
Unbekannt: vermehrter Haarwuchs.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr häufig: Rückenschmerzen (15,9%), Beckenschmerzen (13%), Thoraxschmerzen (11,0%).
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Sehr häufig: Hämaturie (12,0%).
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Sehr häufig: Gynäkomastie (ca. 10%), Spannungsgefühl/Schmerzen in der Brust (<10%).
Häufig: erektile Dysfunktion.
Allgemeine Erkrankungen
Sehr häufig: Asthenie (22,2%), Ödeme (13,2%).
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet. Es gibt kein spezifisches Antidot, die Behandlung bleibt symptomatisch. Die Durchführung einer Dialyse ist nicht sinnvoll, da Bicalutamid eine hohe Proteinbindung aufweist und in Form seiner Metaboliten über die Nieren und Galle ausgeschieden wird (siehe «Pharmakokinetik»). Generelle supportive Massnahmen sind indiziert, insbesondere eine regelmässige Überwachung der lebenswichtigen Funktionen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
L02BB03
Wirkungsmechanismus
Bicalutamid ist ein nichtsteroidales Antiandrogen, welches keine weiteren endokrinen Eigenschaften aufweist.
Bicalutamid ist ein Racemat, wobei fast ausschliesslich das (R)-Enantiomer für die antiandrogene Wirkung verantwortlich ist. Es bindet kompetitiv an Androgenrezeptoren, ohne die Genexpression zu aktivieren, und verhindert so die Androgenwirkung. Dies führt zu einer Regression des Prostatatumors. Die endogene Androgen- und Estrogenproduktion wird nicht beeinträchtigt. Die Beendigung der Therapie mit Bicalutamid kann zu einem Antiandrogen-Entzug Syndrom führen.
Pharmakodynamik
Siehe auch unter «Wirkungsmechanismus».
Klinische Wirksamkeit
Bei Kombination von Bicalutamid 50 mg mit einem LHRH-Agonisten (bzw. Orchiektomie) ist sowohl die testikuläre wie auch die adrenale Androgenproduktion unterdrückt.
Bei metastasierendem Prostatakarzinom ist nur die Kombinationstherapie untersucht. Bicalutamid 150 mg wurde bei 8113 Patienten mit lokalisiertem (T1-T2, N0/Nx, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0), nicht metastasiertem Prostata-Karzinom in einem Programm von 3 doppelblinden Placebo-kontrollierten Studien untersucht. In einer kombinierten Analyse aller drei Studien, in welchen Bicalutamid adjuvant nach radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (Studie 23) oder entweder adjuvant oder als Ersttherapie (watchful waiting) eingesetzt wurde (Studien 24 und 25), zeigte sich bei einer medianen Beobachtungsdauer von 9,7 Jahren eine Progression der Erkrankung unter Bicalutamid bei 36,6% und unter Placebo bei 38,1% (Hazard Ratio [=HR] 0,85; [CI 95% 0,79-0,91]) (p=0,001).
Hinsichtlich des Gesamtüberlebens wurde bei einer Mortalität von 31,8% nach einer medianen Beobachtungsdauer von 9,7 Jahren kein Unterschied zu Placebo festgestellt (HR 1,01 [CI 95% 0,94-1,09]). In exploratorischen Subgruppenanalysen (Patienten mit lokalisierter bzw. fortgeschrittener Erkrankung) waren einige Tendenzen ersichtlich.
Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung ergab sich für die Behandlung mit Bicalutamid 150 mg kein signifikanter Unterschied zu Placebo im progressionsfreien Überleben oder im Gesamtüberleben, in der Untergruppe watchful waiting fand sich ein Trend zu verminderter Lebensdauer (HR 1,15; CI 95% 1,00-1,32).
Bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung waren die Ereignisse im progressionsfreien Überleben unter Bicalutamid weniger häufig als unter Placebo, und zwar bei watchful waiting 73,1% vs. 78,3% (HR 0,67 CI 95% 0,56-0,80), bei adjuvanter Therapie nach Strahlentherapie 55,3% vs. 71,5% (HR 0,62 CI 95% 0,47-0,83) und nach radikaler Prostatektomie 28,2% vs. 30,3% (HR 0,85 CI 95% 0,71-1,01). Das Gesamtüberleben war in der Untergruppe Strahlentherapie mit 72 vs. 82 (HR 0,70 [CI 95% 0,51-0,97]) (p=0,031) Ereignisse verbessert.
Das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei lokalisierter Erkrankung wird als unvorteilhaft angesehen. Bei lokal fortgeschrittener Erkrankung ist die Wirksamkeit der adjuvanten Behandlung im erfassten Zeitraum erst bei hohem Risiko zur Progression erkennbar. Bei Patienten nach radikaler Prostatektomie besteht ein geringes Progressionsrisiko.
In einer kombinierten Analyse von zwei Studien in der Erstlinien Therapie an 480 Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasiertem Prostatakarzinom (medianer Follow-up 6,3 Jahre, Gesamtmortalität 56%) zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Behandlung mit Bicalutamid 150 mg und einer chirurgischen oder medikamentösen Kastration in der Zeit bis zur Progression (HR 1,20 [CI 95% 0,96 bis 1,51]) und im Gesamtüberleben, (HR 1,05 [CI 95% 0,81 bis 1,36]). Noninferiorität zwischen beiden Behandlungen ist nicht gezeigt.
In einer weiteren kombinierten Analyse von zwei Studien an 805 unvorbehandelten Patienten mit metastasierendem Prostatakarzinom (M1) war bei einer Mortalitat von 43% Bicalutamid 150 mg im Gesamtüberleben weniger wirksam als Kastration (HR 1,30 [CI 95% 1,04-1,65]), mit einem numerischen Unterschied von 6 Wochen.

Pharmakokinetik

Absorption
Bicalutamid liegt als Racemat, d.h. als Gemisch aus (R)- bzw. (S)-Enantiomer vor. Die beiden Enantiomere werden nach einer Einmalgabe von 50 mg bzw. 150 mg Bicalutamid unterschiedlich absorbiert, was auch zu unterschiedlichen Plasmakonzentrationen führt.

Cmax [ng/ml]

tmax[h]

AUC0-∞ [µg h/ml]

50 mg

150 mg

50 mg

150 mg

50 mg

150 mg

(R)-Bicalutamid

741

1445

29

27

165

321

(S)-Bicalutamid

66,1

150

2,5

3

2,2

4,04

Bei einer täglichen Dosierung von 1× 10 mg bis 1× 150 mg steigt die Plasmakonzentration direkt proportional zur Dosis an.
Die Nahrungsaufnahme scheint keinen klinisch relevanten Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von Bicalutamid auszuüben.
Distribution
Bicalutamid als Racemat wird zu 96%, das R-Enantiomer zu >99% an Plasmaproteine gebunden.
Bei einer täglichen Dosierung von 50 mg bzw. 150 mg beträgt die css des (R)-Enantiomers ca. 9 µg/ml bzw. 22 µg/ml. Im Steady-State beträgt der Anteil des für die antiandrogene Wirkung verantwortlichen (R)-Enantiomers 99% der gesamten im Plasma vorhandenen Enantiomere.
Metabolismus
Bicalutamid wird extensiv in der Leber metabolisiert. Dies erfolgt vor allem durch Oxidation und Glucuronidierung. (S)-Bicalutamid wird hauptsächlich durch Glucuronidierung metabolisiert. In-vitro-Studien haben auch einen oxidativen Metabolismus dieses Enantiomers durch CYP 3A4 gezeigt. In vitro-Daten von (R)-Bicalutamid sind aufgrund des sehr langsamen Metabolismus weniger eindeutig. Es scheint, dass CYP 3A4 am oxidativen Metabolismus beteiligt ist.
Elimination
Die Metaboliten von Bicalutamid werden ungefähr zu gleichen Teilen über Niere (36%) und Galle (43%) ausgeschieden. Die Hauptmetaboliten im Urin sind Glucuronid-Konjugate des Bicalutamid und Hydroxy-Bicalutamid. Hydroxy-Bicalutamid ist pharmakologisch inaktiv. Aufgrund der chemischen Struktur ist auch nicht anzunehmen, dass das Bicalutamid-Glucuronid eine androgene Wirkung haben könnte. In den Faeces werden Bicalutamid und Hydroxy-Bicalutamid gefunden, die wahrscheinlich durch enzymatische Spaltung der entsprechenden Glucuronid-Konjugate durch die Darmflora entstanden sind. Die mittlere Plasmahalbwertszeit des (S)-Enantiomers beträgt 1,3 Tage, jene des (R)-Enantiomers ca. 5,75 Tage. Auf Grund der langen Halbwertszeit weist das (R)-Enantiomer bei täglicher Verabreichung der vorgeschriebenen Dosis (1× 50 mg/Tag oder 1× 150 mg/Tag) im Plasma einen Kumulationsfaktor von ca. 10 auf.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Ältere Patienten
Die Pharmakokinetik wird nicht durch das Alter beeinflusst.
Nierenfunktionsstörungen
Leichte bis mittelschwere Nierenerkrankungen scheinen keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik auszuüben. Es liegen keine Daten vor zur Pharmakokinetik bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <20 ml/Min.)
Leberfunktionsstörungen
Leichte Lebererkrankungen scheinen keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik auszuüben. Es gibt aber Hinweise für eine Verlangsamung der Elimination des (R)-Enantiomers bei Patienten mit mässigen oder schweren Leberleiden (siehe «Spezielle Dosierungsanweisungen» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Präklinische Daten

Karzinogenität/Mutagenität
Bicalutamid war in in-vitro Tests nicht mutagen und in-vitro und in-vivo Tests nicht klastogen.
Studien zur Bestimmung der Karzinogenität von Bicalutamid wurden an weiblichen und männlichen Ratten und Mäusen über einen Zeitraum von 2 Jahren durchgeführt. Bicalutamid wurde oral in einer Dosis von 5, 15 oder 75 mg/kg/Tag verabreicht. Es wurden einige Organveränderungen beobachtet, die auf die antiandrogene Aktivität von Bicalutamid zurückgeführt werden könnten. Hierzu zählen gutartige Tumore der testikulären Interstitialzellen (Leydigzellen) bei männlichen Ratten und uterine Adenokarzinome bei weiblichen Ratten. Bisher gibt es keine Hinweise auf Leydigzellhyperplasien bei Patienten unter Bicalutamid-Therapie. Uterine Tumore sind für die hier behandelte Indikation irrelevant.
Bei männlichen Mäusen wurde bei der Dosierung von 75 mg/kg/Tag (Plasmakonzentration um das 2-fache höher als beim Menschen) eine geringe Zunahme der Inzidenz an Leberzellkarzinomen festgestellt. Ratten zeigten bei einer Dosierung von >5 mg/kg/Tag (weniger als die beim Menschen therapeutisch maximal empfohlene Dosis von 150 mg) eine erhöhte Inzidenz an benignen follikulären Schilddrüsenadenomen. Beide zuletzt genannten Veränderungen waren Progressionen nicht-neoplastischer Prozesse, die mit der hepatischen Enzyminduktion zusammenhängen, wie sie in tierexperimentellen Toxizitätsstudien beobachtet wurden. Beim Menschen wurde eine derartige Enzyminduktion unter Bicalutamid nicht beobachtet.
Ein bekannter Klasseneffekt von Antiandrogenen ist die Atrophie von Samenkanälchen der Hoden. Dieser Effekt wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet. 4 Monate nach dem Beenden der Dosierungsperiode in einer 6-monatigen Rattenstudie (mit Dosen, welche etwa dem 1,5- oder 0,6-fachen der therapeutischen Konzentration beim Menschen entsprachen (50 mg oder 150 mg)), war die testikuläre Atrophie wieder reversibel. 24 Wochen nach einer Dosierungsperiode einer 12-monatigen Rattenstudie (mit Dosen, welche dem 2- oder 0,9-fachen der empfohlenen therapeutischen Konzentration beim Menschen entsprachen (50 oder 150 mg)) war die Atrophie nicht reversibel. Die Inzidenz der testikulären Atrophie in Hunden war nach einer 12-monatigen Periode wiederholter Dosierung (mit Dosen, welche dem 7- oder 3-fachen der empfohlenen therapeutischen Konzentration im Menschen (50 mg oder 150 mg) entsprachen) die gleiche in behandelten Hunden wie in Kontrollhunden nach einer 6-monatigen Erholungsperiode.
Fertilität
Die Verabreichung von Bicalutamid kann zu einer Hemmung der Spermatogenese führen. Die Langzeitwirkung von Bicalutamid auf die männliche Fertilität wurde nicht untersucht. Bei männlichen Ratten unter Bicalutamid 250 mg/kg/Tag (weniger als die beim Menschen therapeutisch maximal empfohlene Dosis von 150 mg) war bei der ersten Paarung das präkoitale Intervall und die Zeit bis zur erfolgreichen Paarung verlängert. Es wurde kein Effekt auf die Fertilität nach erfolgreicher Paarung beobachtet. Diese Wirkungen waren 7 Wochen nach Ende einer 11-wöchigen Dosierungsperiode aufgehoben. Eine reversible Beeinträchtigung der männlichen Fertilität wurde in Tierstudien beobachtet. Daher kann beim Mann eine zeitlich begrenzte Beeinträchtigung der Fertilität oder eine Periode der Infertilität nicht ausgeschlossen werden.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichnete Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bicalutamid Zentiva Filmtabletten sind in der Originalpackung und bei Raumtemperatur (15–25 °C) zu lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

57666 (Swissmedic).

Packungen

Bicalutamid Zentiva 50 mg: Packungen zu 30 und 100 Filmtabletten (B)
Bicalutamid Zentiva 150 mg: Packungen zu 30 und 100 Filmtabletten (B)

Zulassungsinhaberin

Helvepharm AG, Frauenfeld.

Stand der Information

Mai 2020.

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