| Unerwünschte WirkungenSehr häufig (³1/10)Häufig (³1/100, <1/10)
 Gelegentlich (³1/1.000, <1/100)
 Selten (³1/10.000, <1/1.000)
 Sehr selten (<1/10.000)
 Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
 Dosisabhängige unerwünschte Wirkungen von Phenytoin treten bei etwa einem Drittel aller behandelten Patienten auf, nehmen mit steigender Plasmakonzentration (meist über 20 mg/ml) und Kombinationstherapie zu, sind in der Regel reversibel und zwingen selten (bei etwa 0,7 % der Patienten) zum Abbruch der Therapie. Sobald der Patient über dosisabhängige unerwünschte Wirkungen wie z.B. Diplopie, Nystagmus, Ataxie, Schwindel, Kopfschmerzen, zunehmende Erregbarkeit, Ruhetremor (hochfrequent), Dyskinesien, bulbäre Sprache, Abgeschlagenheit, Somnolenz oder Merkfähigkeitsstörungen berichtet, ist die Therapie zu überprüfen, die Dosis herabzusetzen, damit der Patient nicht in eine Intoxikation abgleitet. Länger anhaltende Überdosierung kann zu Appetitlosigkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Apathie, Sedierung, starrem Blick, Wahrnehmungsund Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma führen.
 Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
 Selten: Blutbildveränderungen (z.B. Leukopenie, Thrombozytopenie und Agranulozytose) (s. auch Störungen des Immunsystems)
 Nicht bekannt: megaloblastäre Anämien, meistens durch Folsäuremangel bedingt. Aplasie der roten Blutkörperchen/Aplastische Anämie
 Erkrankungen des Immunsystems
 Gelegentlich: Abnahme der IgA-Spiegel bei Kindern
 Selten: potentiell schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen (s. Störungen des Blutund Lymphsystems sowie Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes)
 Sehr selten: schwere allergische Reaktionen bei längerer Einnahme (z.B. exfoliative Dermatitis, Fieber, Lymphknotenschwellungen, Beeinträchtigungen der blutbildenden Organe und des Knochenmarks, Nephritis, Hepatitis und Leberfunktionsstörungen, eventuell unter Beteiligung anderer Organsysteme).*
 Nicht bekannt: Allergische Kreuzreaktionen mit anderen Antiepileptika, Arzneimittelreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS, Drug Reaction with Eosinophilia and Systemic Symptoms, siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»), Immunglobulinanomalien, insbesondere Hypogammaglobulinanämie
 Endokrine Störungen
 Nicht bekannt: Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion (insbesondere bei Kindern), sekundärer Hyperparathyreoidismus
 Stoffwechsel – und Ernährungsstörungen
 Nicht bekannt: Hyperglykämie, insbesondere bei toxischen Plasmaspiegeln, erhöhte Cholesterinspiegel einschliesslich HDL-Cholesterin und Triglyzeride
 Psychiatrische Erkrankungen
 Häufig: zunehmende Erregbarkeit
 Erkrankungen des Nervensystems
 Häufig:  Nystagmus, Ataxie, hochfrequenter Ruhetremor, Dyskinesien, Störungen der Merkfähigkeit und der intellektuellen Leistungsfähigkeit, Artikulationsstörungen, Schwindel
 Sehr selten:  Muskelschwäche (myasthenes Syndrom)
 Nicht bekannt: Kopfschmerzen, Polyneuropathie im Rahmen einer Langzeittherapie. Bei einer langfristigen Therapie, die trotz Einhaltung der empfohlenen Standarddosierungen Phenytoin-Plasmakonzentrationen über 25 µg/ml und klinische Zeichen einer Intoxikation zeigt, kann möglicherweise eine irreversible Kleinhirnatrophie auftreten. Des Weiteren kann es zu einer Hirnschädigung (Enzephalopathie) mit folgenden Symptomen kommen: vermehrte Krampfanfälle, Antriebslosigkeit, Stupor, Muskelschwäche (muskuläre Hypotonie), Bewegungsstörungen (choreatiforme Dyskinesien) und schwere Allgemeinveränderungen im EEG. Dies gilt vor allem bei einer Langzeittherapie in Kombination mit anderen Antiepileptika, insbesondere Valproinsäure.
 Augenerkrankungen
 Häufig: Diplopie
 Herzerkrankungen
 Selten:  Asystolien infolge einer Hemmung des Sinusknotens oder anderer Überleitungsstörungen
 Nicht bekannt: Verschlechterung einer bestehenden Herzinsuffizienz. Kammerflimmern und proarrhythmische Effekte in Form von Veränderungen oder Verstärkungen der Herzrhythmusstörungen, die zu starker Beeinträchtigung der Herztätigkeit mit der möglichen Folge eines Herzstillstandes führen können, sind in Einzelfällen beobachtet worden.**
 Gefässerkrankungen
 Nicht bekannt: Blutdruckabfall
 Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
 Nicht bekannt: Verschlechterung einer bestehenden Ateminsuffizienz
 Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
 Häufig:  Magenbeschwerden, Nausea
 Gelegentlich:  dosisunabhängig: Gingivahyperplasie
 Leberund Gallenerkrankungen
 Selten: Störungen der Leberfunktion
 Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
 Gelegentlich:  dosisunabhängig: Hautveränderungen (übermässige Pigmentierung und Behaarung sowie überschiessende Narbenbildung)
 Selten:  Hirsutismus bei jungen Mädchen und Frauen. Allergische Exantheme, Stevens-Johnson-Syndrom, Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) (s. auch Störungen des Immunsystems und Abschnitt „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“)***.
 Nicht bekannt: kutaner Lupus erythematodes.
 Skelettmuskulatur-, Bindegewebsund Knochenerkrankungen
 Nicht bekannt: systemischer Lupus erythematodes, Osteomalazie bei empfindlichen Patienten bzw. Patienten mit gestörtem Calciumstoffwechsel. Es gibt Fallberichte von Abnahme der Knochendichte, Osteopenie, Osteoporose und Frakturen bei Patienten unter Langzeittherapie mit Phenytoin. Der Mechanismus, über den Phenytoin den Knochen-Metabolismus beeinflusst, konnte nicht identifiziert werden.
 Purple-glove Syndrom ist eine bekannte Nebenwirkung der intravenösen Phenytoin-Anwendung. In Einzelfällen wurde jedoch auch nach oraler Phenytoin-Einnahme über das Auftreten eines Purple-glove Syndroms berichtet.
 Allgemeine Erkrankungen
 Häufig: Abgeschlagenheit
 Kinder und Jugendliche
 Das Profil unerwünschter Wirkungen von Phenytoin ist in der Regel bei Kindern und Erwachsenen ähnlich. Bei pädiatrischen Patienten und Patienten mit schlechter Mundhygiene treten häufiger Gingivahyperplasien (Zahnfleischwucherungen) auf.
 * Bei Lymphknotenschwellungen, evtl. begleitet von anderen systemischen Symptomen, ist eine seltene Form von Überempfindlichkeitsreaktion (sog. Pseudolymphom) in Betracht zu ziehen. Das Pseudolymphom ist nach Absetzen des Präparates grundsätzlich reversibel und damit vom malignen Lymphom abzugrenzen. Bei den übrigen genannten Überempfindlichkeitsreaktionen muss, v.a. wegen der schlechten Prognose dieser unerwünschten Wirkungen, das Medikament sofort abgesetzt und der Patient sorgfältig überwacht werden.
 ** Vorhofflimmern und -flattern wird durch Phenytoin nicht unterbrochen. Da die Refraktärzeit des AV-Knotens aber verkürzt werden kann, ist eine Beschleunigung der Ventrikelfrequenz möglich.
 *** Es gibt Hinweise aus der Literatur, welche das Auftreten von Erythema multiforme und/oder Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) bzw. Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) bei Phenytoineinnahme unter gleichzeitig schrittweise reduzierter Corticosteroid-Therapie und kranialer Bestrahlung beschreiben. In den genannten Fällen ist das Präparat abzusetzen.
 Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
 
 |