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Tisseel Lyo®
Apotheke im Freihof

AMZV

Zusammensetzung

Wirkstoffe: Fibrinogenum humanum, Factor XIII.
Hilfsstoffe: Albuminum humanum, L-Histidinum, Nicotinamidum, Natrii citras dihydricum, Polysorbatum 80 (Tween 80).

Aprotinin-Lösung
Wirkstoff: Aprotininum.
Hilfsstoff: Aqua ad iniectabilia.

Thrombin, Lyophilisat
Wirkstoff: Thrombinum humanum.
Hilfsstoffe: Albuminum humanum, Natrii chloridum.

Calciumchlorid-Lösung
Wirkstoff: Calcii chloridum.
Hilfsstoff: Aqua ad iniectabilia.

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit

Lyophilisat und Lösungsmittel für Fibrinkleber.

Die Kleberprotein-Lösung¹ enthält nach Rekonstitution mit Aprotininlösung pro ml:
Fibrinogen (als clottierbares Protein): 72–110 mg².
Faktor XIII: 0,6–10 IE³.
Aprotinin (bovin): 3000 KIE.
Wasser für Injektionszwecke: ad 1 ml oder 2 ml (abhängig von der Packungsgrösse).

Die Aprotinin-Lösung (Lösungsmittel für Kleberprotein, Lyophilisat) enthält:
Aprotinin (bovin): 3000 KIE/ml.
Wasser für Injektionszwecke.

Die Thrombin-Lösung enthält nach Rekonstitution mit Calciumchlorid-Lösung pro ml:
Thrombin: 500 IE.
Calciumchlorid: 40 µmol (5,88 mg).
Wasser für Injektionszwecke: ad 1 ml oder 2 ml (abhängig von der Packungsgrösse).

Die Calciumchlorid-Lösung (Lösungsmittel für Thrombin Lyophilisat):
Calciumchlorid: 40 µmol/ml.
Wasser für Injektionszwecke.
¹ Die Durchstechflasche enthält ein Magnetrührstäbchen, um den Auflösungsvorgang bei Verwendung von Fibrinotherm zu erleichtern.
² Enthalten in einer Gesamtprotein-Konzentration von 110,5 mg/ml.
³ 1 Einheit (IE) Faktor XIII entspricht jener Aktivität, die in 1 ml frischem Normalplasma enthalten ist.
1 EPU (European Pharmacopoeia Units) entspricht 1800 KIE (Kallidinogenase-Inaktivator-Einheiten).
Die Thrombin-Aktivität wird gemäss dem aktuellen Internationalen WHO-Standard für Thrombin ermittelt.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Tisseel Lyo unterstützt die Blutstillung, wenn chirurgische Standardtechniken nicht ausreichen.
Tisseel Lyo ist ein Fibrinkleber zur Klebung und Abdichtung von Geweben, oder zur Sicherung von chirurgischen Nähten in der Gefässchirurgie oder bei gastrointestinalen Anastomosen. Ausserdem dient Tisseel Lyo der Klebung und Abdichtung von Geweben und der Nahtsicherung in der Neurochirurgie und bei chirurgischen Eingriffen, bei denen es zum Kontakt mit Liquor, Dura Mater kommen kann, wie beispielsweise otologische, rhinologische, ophthalmische und vertebrale Eingriffe.
Bei der Anwendung von Tisseel Lyo wird zum Teil auch biokompatibles Material wie z.B. Kollagenvlies als Träger- und Verstärkermaterial eingesetzt.

Dosierung/Anwendung

Das erforderliche Volumen an Kleberprotein-Lösung richtet sich nach der Grösse der zu klebenden oder zu beschichtenden Fläche bzw. nach der Grösse des auszufüllenden Defektes. Ausserdem ist es von der gewählten Applikationsmethode abhängig.
Bei der Klebung von Flächen kann als Anhaltspunkt dienen, dass die Packungsgrösse Tisseel Lyo 2 ml (d.h. 1 ml Kleberprotein-Lösung und 1 ml Thrombin-Lösung zu gleichen Teilen) für eine Fläche von mindestens 10 cm² ausreicht.
Wird der Fibrinkleber durch Sprühen appliziert, so kann mit der gleichen Menge (d.h. 1 ml Kleberprotein-Lösung und 1 ml Thrombin-Lösung) je nach Indikation eine Fläche von 25 bis 100 cm² beschichtet werden.
Um die Bildung von Granulationsgewebe zu vermeiden und eine ungestörte Resorption des verfestigten Fibrinklebers zu erreichen, empfiehlt es sich, möglichst dünne Schichten der Kleberprotein-Thrombin-Lösung bzw. der beiden Komponenten aufzutragen.
Im Verlauf der Wundheilung ist eine allmähliche Resorption des Fibrinklebers erwünscht. Damit diese aber nicht zu rasch erfolgt, wird durch Zusatz des Antifibrinolytikums Aprotinin die Resorption verzögert. Daher wird zur Auflösung des Kleberprotein-Lyophilisats Aprotinin-Lösung (3000 KIE/ml) verwendet.
Durch die Verdünnung der Aprotinin-Lösung kann eine raschere Elimination des Fibrinklebers erreicht werden und/oder einer geringeren fibrinolytischen Aktivität eines bestimmten zu klebenden Gewebes Rechnung getragen werden. So ist etwa zur Nervenklebung wegen der erwünschten kurzen Verweildauer des Fibrinklebers eine Aprotinin-Lösung von ca. 108 KIE/ml vorzuziehen.
Die Verfestigungsgeschwindigkeit des Fibrinklebers hängt von der Konzentration der Thrombin-Lösung ab. Bei einer Thrombinkonzentration von 500 I.E./ml setzt die Verfestigung innerhalb weniger Sekunden ein.
Tisseel Lyo wurde bei Früh- wie Neugeborenen, Kleinkindern bis hin zu Jugendlichen, zum Teil in grösserer Zahl angewendet; dies gilt insbesondere für die Gebiete Lebertransplantation, Oesophagus/Trachea (besonders bei Fisteln), Herzchirurgie, Urogenitalbereich, Bauchhöhle/Darm, sowie Nervenanastomosen.
Die Anwendung und Sicherheit bei Kindern und Jugendlichen ist bis jetzt nicht geprüft worden.

Art der Anwendung
Nach Herstellung der Fibrinkleber-Komponenten (siehe Kapitel «Hinweise für die Handhabung») können diese mit folgenden Methoden appliziert werden:

1. Simultane Applikation
Das Duploject System ermöglicht das gleichzeitige Auftragen gleicher Mengen Kleberprotein- und Thrombin-Lösung. Gleichzeitig werden die beiden Komponenten rasch und gut durchmischt, was für die Festigkeit der Klebung bedeutend ist.

Simultane Applikation mittels Duploject und Applikationskanüle
Das sterile Duploject System besteht aus einer Halterung für zwei Einmalspritzen gleichen Volumens und einer gemeinsamen Führung für die Kolben, wodurch bei der Applikation gleiche Mengen der beiden Komponenten über ein gemeinsames Anschlussstück in der Applikationskanüle durchmischt werden.

Arbeitsanleitung
1. Die Spritzen mit Kleberprotein- und Thrombin-Lösung in die Spritzenhalterung einlegen. Beide Spritzen sollten mit gleichen Volumina gefüllt sein und möglichst keine Luftblasen enthalten.
2. Die Konusse beider Spritzen mit einem der beigepackten Anschlussstücke verbinden. Um einen festen Halt des Anschlussstücks sicherzustellen, muss es so aufgesetzt werden, dass die Sicherungslasche am Zapfen des Duploject fixiert werden kann. Dazu die Sicherungslasche leicht spannen und am nächstmöglichen Loch einhängen. Sollte die Sicherungslasche abreissen, so ist das Ersatzanschlussstück zu verwenden. Sollte dies nicht möglich sein, so ist eine weitere Verwendung – nach Überprüfung des festen Sitzes der Luer-Verbindung – dennoch möglich. Das Risiko eines Flüssigkeitsaustritts an der Verbindungsstelle ist jedoch erhöht.
3. Eine Applikationskanüle auf das Anschlussstück stecken. Die in den Spritzen, im Anschlussstück und in der Kanüle befindliche Luft erst bei der Anwendung herausdrücken, da es sonst schon vorher zu einer Verklebung der Applikationskanüle kommen kann.
4. Die Kleberprotein-Thrombin-Lösung auf eine oder beide Flächen der zu verklebenden Teile auftragen.
Es dürfen nur die beigepackten Spritzen in die Duploject-Spritzenhalterung eingelegt werden, da bei Verwendung anderer Spritzen kein einwandfreier und fester Sitz der Anschlussstücke gegeben ist.
Wird die Applikation mittels Duploject und Applikationskanüle unterbrochen, muss bei Wiederaufnahme der Klebung die gebrauchte Applikationskanüle durch eine neue ersetzt werden (3 Reservekanülen beigepackt). Die Applikationskanüle erst unmittelbar vor Wiederaufnahme der Applikation wechseln, da es sonst zur Verklebung der Austrittsöffnung des Anschlussstückes kommen kann (in einem solchen Fall das beigepackte Reserveanschlussstück verwenden).

2. Sequentielle Applikation
Die beiden Spritzen werden getrennt verwendet (ohne Duploject-Doppelspritzenhalterung).
Zuerst wird die Kleberprotein-Lösung auf eine der Flächen des zu verklebenden Gewebes aufgetragen, anschliessend dieselbe Menge Thrombin-Lösung auf die andere Fläche, dann vereinigt man beide Flächen miteinander. Da die hohe Thrombinkonzentration eine schnelle Verfestigung des Fibrinklebers zur Folge hat, muss die Adaption der Flächen sehr rasch vorgenommen werden.
Hinweis: Nach Auftragen beider Komponenten ist die zu verklebende Wundfläche zu adaptieren und ca. 3–5 Minuten unter ständiger, leichter Kompression zu halten, um eine gute Haftung des verfestigten Klebers am Gewebe zu erzielen. Nach ca. 2 Stunden ist die endgültige Festigkeit erreicht (70% davon nach etwa 10 Minuten).
Um ein Haftenbleiben des Fibrinklebers zu vermeiden, Handschuhe und Instrumente, die mit Kleberprotein-Thrombin-Lösung in Berührung kommen können, vorher mit steriler Kochsalzlösung anfeuchten.

Kontraindikationen

Tisseel Lyo alleine ist nicht indiziert zur Behandlung von massiven arteriellen und venösen Blutungen.
Bekannte Überempfindlichkeit gegen Rinderproteine oder einen anderen Inhaltsstoff.
Eine Injektion in die Nasenschleimhaut darf nicht erfolgen, da hier schwerwiegende allergisch-anaphylaktoide Reaktionen aufgetreten sind und es zu thromboembolischen Komplikationen im Versorgungsbereich der Arteria ophthalmica kommen kann.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Bei Patienten mit allergischer Diathese oder Arzneimittelüberempfindlichkeit sowie bei Patienten, die Aprotinin bereits in der Vergangenheit erhalten haben, ist eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung erforderlich. Es empfiehlt sich, Antihistaminika vor der Gabe von Aprotinin zu verabreichen.
Tisseel Lyo sollte nicht intravaskulär angewendet werden, da dies zu anaphylaktischen Reaktionen und/oder thromboembolischen Komplikationen führen kann, die beide lebensbedrohlich sein können. In zwei retrospektiven, nicht randomisierten Studien in der koronaren Bypass-Chriurgie zeigten Patienten, die Fibrinkleber erhielten, ein statistisch signifikant erhöhtes Mortalitätsrisiko. Obwohl diese Studien keinen kausalen Zusammenhang belegen, kann ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Risiko und der Verabreichung von Tisseel Lyo nicht ausgeschlossen werden. Um eine unerwünschte intravasale Verabreichung zu vermeiden, ist daher besondere Vorsicht geboten.
Bei der Ulkusunterspritzung durch submuköse Injektion von Fibrinkleber in Hohlorgane (Magen, Duodenum) wurden folgende unerwünschte Wirkungen beobachtet:
– Das Einstechen der Kanüle in die Organwand führte versehentlich zu einer Perforation, die in seltenen Fällen zu einer Schädigung benachbarter Organe oder Gefässe führte.
– In einem Fall führte die versehentliche Injektion von Fibrinkleber in ein Gefäss zu schweren ischämischen Komplikationen als Folge thromboembolischer Ereignisse in den angrenzenden Bauchorganen (Leber, Pankreas, Magen, Milz). Um das Risiko solcher Komplikationen zu vermeiden, muss unter allen Umständen folgendes beachtet werden: Die Applikation von mehr als 1 ml Fibrinkleber (Kleberprotein-Lösung und Thrombin-Lösung zu gleichen Teilen) an einer einzigen Injektionsstelle muss unbedingt vermieden werden. Hat die submuköse Injektion des Fibrinklebers keinen oder nur geringen haemostatischen Effekt, oder beginnt die Blutung nach einiger Zeit bei noch positioniertem Katheter mit der gleichen Stärke wieder, muss an die Möglichkeit der unbeabsichtigten Injektion des Fibrinklebers in ein Blutgefäss gedacht werden.
Falls keine Hämostase mit der oben erwähnten Einzeldosis erreicht werden kann, sind adäquate chirurgische Massnahmen zu ergreifen.
– Die Injektion in die Submukosa des Magens oder des Zwölffingerdarms kann in Einzelfällen zu einer lokalen, intramuralen Hämatombildung führen, die besonders im Bereich der Duodenalwand zu Kompressionen des Pankreasgangs führen kann. Als Folge können Beschwerden im Sinne einer akuten Pankreatitis auftreten.
Für die Klebung von Nervenanastomosen sollte Tisseel Lyo Fibrinkleber wegen des hohen Aprotiningehaltes der Kleberprotein-Lösung (3000 KIE/ml) nicht verwendet werden, da durch die lange Resorptionszeit des verfestigten Fibrinklebers die Entstehung von Fibrosen nicht ausgeschlossen werden kann. Für die Klebung von Nervenanastomosen sollte eine Kleberprotein-Lösung mit einem Aprotiningehalt von ca. 108 KIE/ml verwendet werden, so dass der Fibrinkleber innerhalb kurzer Zeit (ca. 2 Tage) vollständig absorbiert wird.
Beim Sprühen von Fibrinkleber kommt Druckgas zur Anwendung. Die Druckgasanwendung birgt das Risiko einer Gasembolie, eines Gasemphysems oder einer Gewebs- bzw. Organruptur in sich, die lebensbedrohlich sein können. Der Duploject mit Sprühkopf darf deshalb in umschlossenen Körperbereichen nicht eingesetzt werden. Das Sprühen darf ausschliesslich unter Verwendung des Tissomats unter Sicht, bei einem Mindestabstand von 10 cm erfolgen. Vor einer Sprühanwendung von Tisseel Lyo mit Instrumenten anderer Hersteller wird gewarnt.
Ohne zusätzliche blutstillende Massnahmen ist Tisseel Lyo nicht zur Behandlung von massiven und starken arteriellen Blutungen indiziert.
Da Kleberprotein- und Thrombin-Lösungen nach dem Kontakt mit alkohol-, jod- oder schwermetallhaltigen Lösungen (z.B. Desinfektionsmittel) denaturieren können, sollten diese soweit als möglich vor der Anwendung von Tisseel Lyo Fibrinkleber entfernt werden.
Kleberprotein- und/oder Thrombin-Lösungen, die bei der Anwendung auf Gewebe ausserhalb des zu klebenden Bereichs gelangt sind, sollten nach Möglichkeit entfernt werden. Bei der simultanen Applikation unter Verwendung eines Sprühkopfes müssen Gebiete, auf die kein Kleber gesprüht werden soll, abgedeckt werden.
Tisseel Lyo Fibrinkleber wird aus humanem Plasma hergestellt. Standardmassnahmen zur Verhinderung von Infektionen, die sich durch den Einsatz von Arzneimitteln ergeben, die aus Blut oder Blutplasma hergestellt werden, schliessen die Auswahl der Spender und das Screening der einzelnen Spenden und Plasmapools auf spezifische Infektionsmarker sowie den Einsatz effektiver Schritte zur Inaktivierung/Entfernung von Viren im Herstellungsverfahren ein.
Dennoch kann bei der Verabreichung von Arzneimitteln aus menschlichem Blut oder Blutplasma die Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern nicht völlig ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für bislang unbekannte oder neu aufgetretene Viren und andere Pathogene.
Die ergriffenen Sicherheitsmassnahmen werden als wirksam gegen umhüllte Viren wie z.B. HIV, HBV und HCV sowie gegen das unbehüllte Hepatitis A Virus (HAV) betrachtet. Für Parvovirus B19 können die getroffenen Massnahmen von eingeschränktem Wert sein.
Parvovirus B19 Infektionen können schwerwiegende Folgen für schwangere Frauen (fötale Infektion) und für Personen mit Immunmangelkrankheiten oder gesteigerter Erythropoese (z.B. hämolytische Anämie) haben.
Es wird empfohlen, bei jeder Verabreichung von Tisseel Lyo Fibrinkleber an einen Patienten den Namen und die Chargennummer des Präparates zu dokumentieren, um einen Zusammenhang zwischen Patient und Produktcharge herzustellen.
Während der Herstellung wird Heparin (aus Schweinemukosa) als Hilfsstoff verwendet. Dieser Hilfsstoff ist im Endprodukt nicht mehr nachweisbar.

Interaktionen

Keine bekannt.
Tisseel Lyo Fibrinkleber kann auch bei voll heparinisierten Patienten, z.B. bei extrakorporalem Kreislauf, angewendet werden.

Schwangerschaft/Stillzeit

Die Sicherheit der Anwendung von Fibrinklebern während der Schwangerschaft und Stillzeit wurde nicht in kontrollierten klinischen Studien untersucht.
Es liegen keine hinreichenden tierexperimentellen Studien zur Auswirkung auf Schwangerschaft, Embryonalentwicklung, Entwicklung des Fötus und/oder die postnatale Entwicklung vor. Daher sollte das Medikament in der Schwangerschaft und während der Stillzeit nicht angewendet werden, es sei denn dies ist eindeutig erforderlich.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Nicht zutreffend.

Unerwünschte Wirkungen

Unerwünschte Wirkungen aus der Post-Marketing Surveillance:

Störungen des Immunsystems
Sehr selten (<0,01%): Anaphylaktische Reaktionen, allergische Reaktionen, anaphylaktischer Schock, Urtikaria.

Funktionsstörungen des Herzens
Sehr selten (<0,01%): Bradykardie, Tachykardie.

Funktionsstörungen der Gefässe
Sehr selten (<0,01%): Flush, schwere Hypotension, thromboembolische Komplikationen.

Respiratorische, thorakale und mediastinale Funktionsstörungen
Sehr selten (<0,01%): Dyspnoe.

Gastrointestinale Beschwerden
Sehr selten (<0,01%): Übelkeit.

Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr selten (<0,01%): Pruritus.

Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Sehr selten (<0,01%): Überempfindlichkeitsreaktionen.

Untersuchungen
Sehr selten (<0,01%): Blutdruckabfall.

Verletzungen und Vergiftungen
Sehr selten (<0,01%): Anaphylaktoide Reaktionen.
Bei wiederholter Anwendung von Tisseel Lyo Fibrinkleber, zusätzlicher systemischer Verabreichung von Aprotinin und/oder bekannter Überempfindlichkeit gegen Rinderproteine (Aprotinin) kann es in sehr seltenen Fällen zu allergischen bzw. anaphylaktischen Reaktionen kommen, falls keine prophylaktische Prämedikation gegeben wird.
Selbst wenn eine zweite Verabreichung gut vertragen wird, kann eine darauf folgende systemische Gabe schwere anaphylaktische Reaktionen auslösen. Die Symptome von allergischen/anaphylaktischen Reaktionen schliessen ein: Flush, Urtikaria, Pruritus, Übelkeit, Blutdruckabfall, Tachykardie oder Bradykardie, Dyspnoe, schwere Hypotension und anaphylaktischer Schock.
Bei Überempfindlichkeitsreaktionen ist die Anwendung sofort abzubrechen und die gebräuchlichen Notfallmassnahmen sind durchzuführen.
In seltenen Fällen können diese Reaktionen auch bei Patienten auftreten, denen Aprotinin oder Kleberprotein-Lösung zum ersten Mal verabreicht wird.
Tisseel Lyo sollte nicht intravaskulär angewendet werden, da dies zu anaphylaktischen Reaktionen und/oder thromboembolischen Komplikationen führen kann, die beide lebensbedrohlich sein können. Speziell bei koronaren Bypass-Operationen sollte Tisseel Lyo mit Vorsicht angewendet werden, um jegliches Risiko der intravaskulären Anwendung zu minimieren.
Kleberprotein- und/oder Thrombin-Lösung sollen daher nur topisch aufgetragen werden.
Für Informationen zur Virussicherheit siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».

Überdosierung

Der Fibrinkleber sollte nur als dünne Schicht aufgetragen werden, da zu dicke Schichten die Wirksamkeit des Präparates und durch unerwünscht langsame Resorption den Wundheilungsprozess stören können.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code: B02BC10
Tisseel Lyo Fibrinkleber ist ein biologischer Zweikomponentenkleber. Während oder unmittelbar vor der Anwendung werden die beiden Komponenten (Kleberprotein-Lösung und Thrombin-Lösung) vermischt (siehe Applikationsmethoden). Es entsteht eine visköse Kleberprotein-Thrombin-Lösung, die rasch zu einer weissen, elastischen Masse wird, welche fest am Gewebe haftet. Die Verfestigung läuft analog der physiologischen Gerinnung ab und dient zur Blutstillung, zum Wundverschluss sowie zur Gewebeklebung. Im Verlauf der Wundheilung kommt es zu einer vollständigen Resorption des verfestigten Fibrinklebers.

Das folgende Schema soll den Ablauf verdeutlichen:

Pharmakokinetik

Die Fibrinklebung führt analog zur letzten Stufe der natürlichen Blutgerinnung innerhalb weniger Minuten zur Ausbildung eines physiologischen Fibringerüstes. Dieses Gerüst in Form eines dreidimensionalen Netzwerkes wird in der Folge von Fibroblasten besiedelt. Die einsetzende Kollagensynthese der Fibroblasten führt zur bindegewebigen Organisation des Wundgebietes.
Gleichzeitig kommt es zu einer allmählichen Resorption des Fibrins, wobei histomorphologisch kein Unterschied zum Abbau körpereigenen, extravasalen Fibrins feststellbar ist. Die Geschwindigkeit des Fibrinabbaus wird einerseits durch die fibrinolytische Aktivität des umgebenden Gewebes und die eingewanderten Granulozyten, andererseits durch die Menge des dem Kleber zugesetzten Fibrinolyseinhibitors Aprotinin beeinflusst. Das im Kleberprotein in geringer Menge vorhandene Plasminogen wird unter Einwirkung von Plasminogen-Aktivatoren aus dem umgebenden Gewebe in Plasmin überführt, welches Fibrin zu löslichen Spaltprodukten (FDP) abbaut. Die Fibrinspaltprodukte werden durch die neben den Fibroblasten in das Wundgebiet eingewanderten Granulozyten und Makrophagen phagozytiert und weiter abgebaut.
Thrombin bildet einen Komplex mit Antithrombin III. Dieser Komplex und Aprotinin werden proteolytisch abgebaut, während das CaCldem Elektrolythaushalt zugeführt wird.

Präklinische Daten

Aufgrund der Natur und der vorgesehenen Anwendungs- und Wirkungsweise (in der Regel einmalige, nur in Ausnahmefällen wiederholte Anwendung, geringe Menge, lokale Wirksamkeit) von Tisseel Lyo Fibrinklebern liegen keine präklinischen Daten zur Sicherheit hinsichtlich akuter Toxizität, subakuter und chronischer Toxizität, Kanzerogenität und Immunstimulation vor. Weder von den in Tisseel Lyo Fibrinkleber enthaltenen Proteinen noch von Calciumchlorid sind mutagene Effekte zu erwarten.
Untersuchungen an Ratten haben keine Hinweise auf lokale Toxizität ergeben. Hohe, intravenös applizierte Dosen von Aprotinin zeigten bei schwangeren Ratten keine embryotoxischen oder teratogenen Effekte.

Sonstige Hinweise

Die Kleberprotein- und Thrombin-Lösungen können nach Kontakt mit alkohol-, jod- oder schwermetallhaltigen Lösungen (z.B. Desinfektionsmittel) denaturieren. Lässt sich die Verwendung solcher Lösungen nicht vermeiden, so sind etwaige Reste vor Beginn der Klebung möglichst vollständig zu entfernen.

Beeinflussung diagnostischer Methoden
Keine bekannt.

Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «Exp:» bezeichneten Datum verwendet werden.
Für die rekonstituierten Lösungen wurde eine chemische und physikalische Stabilität von 4 Stunden bei Raumtemperatur bis zu 37 °C nachgewiesen, daher wird empfohlen, die rekonstituierten Lösungen innerhalb von 4 Stunden zu verwenden. Rekonstituierte Lösungen nicht im Kühlschrank lagern!

Besondere Lagerungshinweise
Zwischen +2 und +25 °C lagern. Nicht einfrieren.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Für Kinder unerreichbar aufbewahren!

Hinweise für die Handhabung
Vor der Rekonstitution der Fibrinkleber-Komponenten sind die Gummistopfen aller benötigten Durchstechflaschen zu desinfizieren.

1. Herstellung der Kleberprotein-Lösung (1. Kleberkomponente)
Die Kleberprotein-Lösung wird durch Lösen von Kleberprotein, Lyophilisat, mit der Aprotinin-Lösung von 3000 KIE/ml hergestellt. Niedrigere Aprotininkonzentrationen können durch Verdünnen der Aprotinin-Lösung mit Wasser für Injektionszwecke hergestellt werden.
Hinweise: Zur Nervenklebung ist eine Aprotininkonzentration von ca. 108 KIE/ml zu verwenden. Dazu werden 0,2 ml Aprotinin-Lösung mit 5 ml Wasser für Injektionszwecke verdünnt.
Bei der Auffüllung von Knochendefekten mit Fibrinkleber-Spongiosa-Gemisch wird zumeist kein Aprotinin verwendet. In diesem Fall wird Kleberprotein, Lyophilisat nur mit der entsprechenden Menge Wasser für Injektionszwecke gelöst.
Kleberprotein, Lyophilisat, sollte vorzugsweise mit Hilfe von Fibrinotherm, einem kombinierten Wärme- und Rührgerät, aufgelöst werden. Die Verwendung eines sterilen auf 37 °C temperierten Wasserbades ist jedoch auch möglich. Eine Maximaltemperatur von 40 °C darf nicht überschritten werden! Bei Verwendung eines Wasserbades ist das Lyophilisat durch manuelles Schwenken des Fläschchens aufzulösen. Schaumbildung ist zu vermeiden.

Rekonstitution mittels Fibrinotherm
Fibrinotherm hält eine konstante Temperatur von 37 °C aufrecht und verkürzt auch die Auflösungszeit des Kleberprotein-Lyophilisats, durch Rotation des in der Kleberprotein-Durchstechflasche vorhandenen Magnetrührstäbchens.
Folgendes Vorgehen wird empfohlen:
1. Die Durchstechflaschen mit Kleberprotein, Lyophilisat, und Aprotinin-Lösung in die passenden Bohrungen des Fibrinotherm stellen (wenn nötig, Adapterringe verwenden) und die Fläschchen 3 Minuten vorwärmen.
2. Anschliessend die Aprotinin-Lösung in die Durchstechflasche mit Kleberprotein, Lyophilisat, überführen. Dazu eine Nadel und die blau graduierte Spritze aus dem einfach steril verpackten Teil des Gerätesatzes verwenden.
3. Nun die Kleberprotein-Durchstechflasche in den Fibrinotherm zurückstellen, Rührer einschalten und bis zur vollständigen Auflösung des Lyophilisats rühren (ca. 8 bis 10 Minuten).
Hinweise: Die Kleberprotein-Lösung ohne zu rühren bei 37 °C belassen, wenn sie nicht sofort nach der Auflösung verwendet wird. Vor dem Aufziehen in die blau graduierte Spritze aus dem doppelt sterilen Teil des Gerätesatzes nochmals kurz rühren, um die Homogenität der Lösung zu gewährleisten.
Genauere Instruktionen der Gebrauchanweisung von Fibrinotherm entnehmen.
Es ist in jedem Fall zu prüfen, ob sich das Kleberprotein, Lyophilisat, vollständig aufgelöst hat: In der rekonstituierten Lösung sind beim Betrachten der Lösung gegen Licht keine Partikel erkennbar. Andernfalls den Lösungsvorgang um einige Minuten verlängern. Die gebrauchsfertige Kleberprotein-Lösung unter sterilen Bedingungen in die blau graduierte Spritze aus dem doppelt sterilen Teil des Gerätesatzes aufziehen.

2. Herstellung der Thrombin-Lösung (2. Kleberkomponente)
Der gesamte Inhalt der Durchstechflasche mit Calciumchlorid-Lösung wird in die Flasche mit Thrombin überführt. Dazu die zweite Kanüle sowie die schwarz graduierte Spritze aus dem einfach steril verpackten Teil des Gerätesatzes verwenden. Kurz Schwenken um das Lyophilisat zu lösen. Anschliessend die Thrombin-Lösung bis zur Verwendung bei 37 °C belassen. Die Thrombin-Lösung kann entweder im Fibrinotherm oder in einem Wasserbad erwärmt werden. Vor Gebrauch die Thrombin-Lösung unter sterilen Bedingungen in die schwarz graduierte Spritze aus dem doppelt steril verpackten Teil des Gerätesatzes aufziehen.
Hinweis: Spritzen bzw. Kanülen, die zur Herstellung der Thrombin-Lösung verwendet wurden, dürfen auf keinen Fall zur Herstellung der Kleberprotein-Lösung oder zur Verdünnung der Aprotinin-Lösung verwendet werden, da sonst eine vorzeitige Verfestigung des Fibrinklebers eintritt.
Nach Rekonstitution die Fibrinkleber-Komponenten innerhalb 4 Stunden verwenden. Rekonstituierte Lösungen nicht im Kühlschrank lagern!
Nicht verwendete Lösungen und/oder Zubehörteile sowie Abfallmaterial sachgemäss entsorgen.

Zulassungsnummer

43141 (Swissmedic).

Zulassungsinhaberin

Baxter AG, 8604 Volketswil.

Stand der Information

Januar 2009.