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KIOVIG™
Takeda Pharma AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Immunglobulin vom Menschen (IVIg). Protein mit ≥98% Immunglobulin G (IgG).
Verteilung der IgG-Subklassen: IgG1 ≥56,9%; IgG2 ≥26,6%; IgG3 ≥3,4%; IgG4 ≥1,7%.
IgA-Gehalt: ≤140 µg/ml.
Hilfsstoffe
Glycin, Wasser für Injektionszwecke

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Substitutionstherapie bei:
·Primären Immunmangelkrankheiten wie
·kongenitale Agammaglobulinämie und Hypogammaglobulinämie
·allgemeine, variable Immunmangelkrankheit
·schwere, kombinierte Immunmangelkrankheit
·Wiskott-Aldrich Syndrom
·Sekundären Immundefekten (SID) bei Patienten, die an schweren oder rezidivierenden Infektionen leiden, oder bei denen eine antimikrobielle Behandlung unwirksam ist und die entweder ein nachgewiesenes Versagen von spezifischen Antikörpern (proven specific antibody failure, PSAF)* oder einen Serum-IgG-Spiegel von < 4 g/l aufweisen.
*PSAF = Fehlender Anstieg des IgG-Antikörpertiters gegen Pneumokokken-Polysaccharid- und Polypeptid-Antigen-Impfstoffe um mindestens das 2-fache.
Immunmodulation:
·Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP), bei Kindern oder Erwachsenen, sowohl bei hohem Blutungsrisiko als auch vor Operationen zur Korrektur der Thrombozytenzahl
·Guillain-Barré-Syndrom
·Kawasaki Syndrom (in Verbindung mit Acetylsalicylsäure; siehe Dosierung/Anwendung).
·Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (CIDP)
·Multifokale motorische Neuropathie (MMN).
Hypogammaglobulinämie nach allogener Knochenmarktransplantation

Dosierung/Anwendung

Eine Substitutionstherapie sollte von einem Arzt eingeleitet und überwacht werden, der über Erfahrung in der Behandlung von Immundefekten verfügt.
Dosierung und Dosierungsintervalle sind abhängig von der Indikation.
Bei einer Substitutionstherapie kann eine individuelle Dosierung für jeden Patienten in Abhängigkeit von der pharmakokinetischen und klinischen Reaktion notwendig sein. Die vom Körpergewicht abhängige Dosis muss möglicherweise bei unter- oder übergewichtigen Patienten angepasst werden. Folgende Dosierungsangaben können als Richtlinie gelten.
Substitutionsbehandlung bei primären Immundefekten
Bei der Dosierung sollte ein IgG-Talspiegel von mindestens 5-6 g/l angestrebt werden (gemessen vor der nächsten Infusion). Nach Behandlungsbeginn werden 3-6 Monate benötigt um ein Gleichgewicht einzustellen (Steady-State IgG-Spiegel). Die empfohlene Initialdosis liegt bei 0,4-0,8 g/kg Körpergewicht (KG), gefolgt von mindestens 0,2 g/kg KG alle drei bis vier Wochen.
Um einen gleichmässigen Talspiegel von 5-6 g/l aufrechtzuerhalten, ist eine Erhaltungsdosis von 0,2-0,8 g/kg KG pro Monat erforderlich. Die Dosierungsintervalle können bei Vorliegen eines steady states 3-4 Wochen betragen.
Um die Dosierung und Dosierungsintervalle entsprechend anpassen zu können, sollten die Ig-Talspiegel gemessen werden.
IgG-Talspiegel sollten in Verbindung mit der Inzidenz von Infektionen gemessen und beurteilt werden. Um die bakterielle Infektionsrate zu reduzieren, kann es nötig sein, die Dosis zu erhöhen und höhere IgG-Talspiegel anzustreben.
Substitutionstherapie bei Myelom oder chronisch lymphathischer Leukämie (CLL) mit schwerer sekundärer Hypogammaglobulinämie und rezidivierenden Infekten; Substitutionsbehandlung bei Kindern mit kongenitalem AIDS und rezidivierenden Infekten
Die empfohlene Dosis liegt bei 0,2-0,4 g/kg KG alle 3-4 Wochen.
Sekundäre Immundefekte (wie unter Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten definiert)
Die empfohlene Dosis liegt bei 0,2-0,4 g/kg alle drei bis vier Wochen.
Die IgG-Talspiegel sollten in Verbindung mit der Inzidenz einer Infektion gemessen und beurteilt werden. Die Dosis sollte nach Bedarf angepasst werden, um optimalen Schutz gegen Infektionen zu bieten, bei Patienten mit persistierenden Infektionen kann eine Dosissteigerung erforderlich sein. Bleibt ein Patient infektionsfrei, so kann eine Senkung der Dosis erwogen werden.
Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP)
Zur Behandlung einer akuten Episode 0,8-1 g/kg KG am 1. Tag gefolgt von der gleichen Dosis am 3. Tag, oder jeweils 0,4 g/kg KG an 2-5 aufeinanderfolgenden Tagen. Die Behandlung kann bei einem Rückfall wiederholt werden.
Guillain-Barré-Syndrom
0,4 g/kg KG und Tag, für 5 aufeinanderfolgende Tage (bei einem Rückfall muss die Dosierung möglicherweise wiederholt werden). Die Erfahrung an Kindern ist begrenzt.
Kawasaki-Syndrom
2,0 g/kg KG sollten als Einzeldosis verabreicht werden; oder 2 g/kg KG als Einzeldosis. Die Patienten sollten gleichzeitig mit Acetylsalicylsäure behandelt werden.
Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (CIDP)
Initialdosis: 2 g/kg auf mehrere Dosen verteilt über zwei bis fünf aufeinander folgende Tage.
Erhaltungsdosen:1 g/kg an 1 - 2 aufeinander folgenden Tagen, alle 3 Wochen.
Der Behandlungseffekt sollte nach jedem Zyklus beurteilt werden. Wenn nach 6 Monaten kein Behandlungseffekt feststellbar ist, sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Wenn die Behandlung wirksam ist, kann je nach Ansprechen des Patienten und Ansprechen auf die Erhaltungsdosis im Ermessen des Arztes eine langfristige Therapie erwogen werden. Die Dosierung und Behandlungsintervalle müssen möglicherweise dem individuellen Krankheitsverlauf angepasst werden.
Multifokale motorische Neuropathie (MMN)
Initialdosis: 2 g/kg über 2-5 aufeinander folgende Tage.
Erhaltungsdosis: 1 g/kg alle 2-4 Wochen oder 2 g/kg alle 4-8 Wochen.
Der Behandlungseffekt sollte nach jedem Zyklus beurteilt werden. Wenn nach 6 Monaten kein Behandlungseffekt feststellbar ist, sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Wenn die Behandlung wirksam ist, kann je nach Ansprechen des Patienten und Ansprechen auf die Erhaltungsdosis im Ermessen des Arztes eine langfristige Therapie erwogen werden. Die Dosierung und Behandlungsintervalle müssen möglicherweise dem individuellen Krankheitsverlauf angepasst werden.
Hypogammaglobulinämie nach allogenen Knochenmarktransplantationen
Empfohlen werden 0,2-0,4 g/kg alle 3-4 Wochen. Der Zielwert für die Talspiegel liegt >5g/l.
Die Dosierungsempfehlungen werden in folgender Tabelle zusammengefasst:

Indikation

Dosis

Häufigkeit der Injektionen

Substitutionstherapie bei primärem Immunmangel

- Initialdosis:
0,4–0,8 g/kg KG

- Erhaltungsdosis:
0,2–0,8 g/kg KG

alle 3-4 Wochen, um den IgG-Talspiegel auf mindestens 5-6 g/l zu halten

Substitutionstherapie bei sekundärem Immunmangel

0,2–0,4 g/kg KG

alle 3-4 Wochen, um den IgG-Talspiegel auf mindestens 5-6 g/l zu halten

Kinder mit AIDS

0,2–0,4 g/kg KG

alle 3-4 Wochen

Immunmodulation:

Idiopathische, thrombozytopenische Purpura

0,8–1 g/kg KG

am 1. Tag, ggf. innerhalb von 3 Tagen einmal wiederholen

oder
0,4 g/kg KG/d

für 2-5 Tage

Guillain-Barré-Syndrom

0,4 g/kg KG/d

für 5 Tage

Kawasaki-Syndrom

2 g/kg KG

als Einzeldosis zusammen mit Acetylsalicylsäure

Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (CIDP)

Initialdosis:
2 g/kg KG

auf mehrere Dosen verteilt über 2-5 Tage

Erhaltungsdosis:
1 g/kg KG

alle 3 Wochen über 1-2 Tage

Multifokale motorische Neuropathie (MMN)

Initialdosis:
2 g/kg

über 2-5 Tage

Erhaltungsdosis:
1 g/kg

alle 2-4 Wochen

oder
2 g/kg

oder
alle 4-8 Wochen über 2-5 Tage

Hypogammaglobulinämie (<4 g/l) nach allogener Knochenmarktransplantation:

0,2-0,4 g/kg KG

alle 3-4 Wochen,
Ziel-Talspiegel >5 g/l

KG Körpergewicht
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass eine Dosisanpassung erforderlich ist.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Keine Dosisanpassung erforderlich, ausser es ist klinisch gerechtfertigt, siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen.
Ältere Patienten
Keine Dosisanpassung ist nur erforderlich, ausser es ist klinisch gerechtfertigt, siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen.
Kinder und Jugendliche
Die Dosierung bei Kindern und Jugendlichen (0-18 Jahre) unterscheidet sich nicht von der für Erwachsene, da die Dosierung für jede Indikation in Bezug auf das Körpergewicht angegeben ist und gemäss dem klinischen Ergebnis der oben genannten Erkrankungen angepasst wird.
Art der Anwendung
KIOVIG soll nur intravenös verabreicht werden. Während den ersten 30 Minuten sollte KIOVIG intravenös mit einer Infusionsgeschwindigkeit von 0,5 ml/kg KG/Stunde infundiert werden. Bei guter Verträglichkeit kann sie allmählich auf maximal 6 ml/kg KG/Stunde gesteigert werden. Aufgrund von Daten bei einer beschränkten Anzahl von Patienten geht hervor, dass Erwachsene PID-Patienten eine maximale Infusionsrate von 8 ml/kg KG/Stunde zu tolerieren vermögen.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber einen der Inhaltsstoffe.
Unverträglichkeit gegenüber humanen Immunglobulinen, insbesondere in sehr seltenen Fällen von IgA-Mangel, wenn der Patient Antikörper gegen IgA aufweist.
Patienten mit einem selektiven IgA-Mangel, die Antikörper gegen IgA entwickelt haben, da die Verabreichung eines IgA-haltigen Produkts zu anaphylaktischen Reaktionen führen kann.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Infusionsreaktion
Gewisse schwerwiegende Nebenwirkungen (z.B. Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Keuchatmung, Tachykardie, Schmerzen im unteren Rücken, Übelkeit und Hypotonie) können mit der Infusionsgeschwindigkeit zusammenhängen. Die unter «Dosierung/Anwendung» empfohlene Infusionsgeschwindigkeit ist unbedingt einzuhalten. Die Patienten sind während der gesamten Infusionsdauer genau zu überwachen und im Hinblick auf eventuell auftretende Symptome sorgfältig zu beobachten.
Bestimmte Nebenwirkungen können häufiger auftreten:
·bei hoher Infusionsgeschwindigkeit;
·bei Patienten mit Hypo- oder Agammaglobulinämie, mit oder ohne IgA-Mangel;
·bei Patienten, die Immunglobulin G vom Menschen das erste Mal erhalten, oder in seltenen Fällen, bei Präparatewechsel, oder wenn die Behandlung für einen längeren Zeitraum unterbrochen wurde.
·Bei Patienten mit einer unbehandelten Infektion oder zugrundeliegenden chronischen Entzündung.
Mögliche Komplikationen können oft vermieden werden, wenn:
·durch sehr langsame Erstinfusion (0,5 ml/kg KG/Stunde) sichergestellt wird, dass die Patienten nicht gegen Immunglobulin G vom Menschen sensibilisiert sind;
·sichergestellt ist, dass der Patient über die Infusionsdauer sorgfältig auf Symptome jeglicher Art überwacht wird. Insbesondere sollten Patienten, die das erste Mal Immunglobulin G vom Menschen erhalten, bei Präparatewechsel, oder nach einer längeren Therapieunterbrechung, sorgfältig im Krankenhaus für die Dauer der Erstinfusion und während der ersten Stunde nach der Erstinfusion überwacht werden, um mögliche unerwünschte Wirkungen zu bemerken. Alle anderen Patienten sollten nach der Verabreichung mindestens 20 Minuten unter Beobachtung bleiben.
Alle Patienten mit Verabreichung von intravenösem Immunglobulin benötigen:
·adäquate Hydratation vor Beginn der intravenösen Immunglobulintherapie
·Überwachung der Harnproduktion
·Überwachung der Serumkreatininspiegel
·Überwachung auf Anzeichen und Symptome einer Thrombose
·Bestimmung der Blutviskosität bei Patienten mit Risiko für Hyperviskosität
·Vermeidung einer Begleittherapie mit Schleifendiuretika (siehe Interaktionen)
Bei einer Nebenwirkung muss entweder die Infusionsgeschwindigkeit reduziert oder die Infusion abgebrochen werden. Die erforderliche Behandlung ist von Art und Schwere der Nebenwirkung abhängig.
Bei Auftreten von Schocksymptomen sollte die Behandlung nach den Regeln der Schocktherapie erfolgen.
Wenn die Verdünnung von KIOVIG auf niedrigere Konzentrationen bei Patienten mit Diabetes mellitus erforderlich ist, sollte zur Verdünnung eine 5%ige Glukoselösung überdacht werden.
Überempfindlichkeit
Überempfindlichkeitsreaktionen sind selten.
Zu einer Anaphylaxie kann es bei folgenden Patienten kommen:
·Patienten mit nicht nachweisbarem IgA, die Anti-IgA-Antikörper haben
·Patienten, die eine vorherige Behandlung mit normalem Immunglobulin vom Menschen vertragen haben
Im Falle eines Schocks muss die standardmässige medizinische Behandlung durchgeführt werden.
Thromboembolie
Es liegen klinische Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Verabreichung von intravenösem Immunglobulin und thromboembolischen Ereignissen wie Herzinfarkt, zerebrovaskuläre Ereignisse (einschliesslich Schlaganfall), Lungenembolie und tiefen Venenthrombosen vor. Diese sind wahrscheinlich auf einen relativen Anstieg der Blutviskosität bei Anwendung von Immunglobulin zurückzuführen. Patienten mit vorbestehenden Risikofaktoren (Diabetes, zerebrovaskuläre Erkrankung, Nikotinabusus, art. Hypertonie, Hyperlipidämie) weisen ein höheres Risiko für thromboembolische Ereignisse auf. Bei der Verschreibung und der Infusion von intravenösem Immunglobulin ist bei adipösen Patienten und Patienten mit bereits vorliegenden Risikofaktoren für thrombotische Ereignisse wie Anamnese von Atherosklerose, mehrere kardiovaskuläre Risikofaktoren, fortgeschrittenes Alter, beeinträchtigtes Herzminutenvolumen, Bluthochdruck, Einnahme von Östrogenen, Diabetes mellitus und einer Anamnese mit vaskulärer Erkrankung oder thrombotischen Ereignissen, bei Patienten mit erworbener oder angeborener Thromboseneigung, Hyperkoagulation, bei Patienten mit längeren Phasen einer Immobilität, bei Patienten mit schwerer Hypovolämie, bei Patienten mit Krankheiten, welche die Blutviskosität erhöhen, bei Patienten mit permanenten vaskulären Kathetern und bei Patienten mit hochdosierter und schneller Infusion, besondere Vorsicht angezeigt.
Hyperproteinämie und erhöhte Serumviskosität können bei Patienten welche IVIG erhalten auftreten. Zusätzlich kann eine Hyponatriämie in Verbindung mit IVIG Präparaten auftreten. Es ist klinisch kritisch eine echte Hyponatriämie von einer Pseudohyponatriämie, welche gleichzeitig mit einer verminderten berechneten Serumosmolalität oder einer vergrösserten osmotischen Lücke begleitet wird, zu unterscheiden. Dies weil eine Behandlung mit dem Ziel freies Wasser im Serum bei Patienten mit Pseudohyponatriämie zu vermindern, zu einem Volumenverlust, einer weiteren Zunahme der Serumviskosität sowie einer möglichen Neigung zu thromboembolischen Ereignissen führen kann.
Bei Patienten mit Risiko für thromboembolische Nebenwirkungen sollte die Infusion der intravenösen Immunglobuline mit der niedrigsten Infusionsgeschwindigkeit und mit der niedrigsten, noch möglichen Dosis erfolgen.
Akutes Nierenversagen:
Fälle von akutem Nierenversagen wurden bei Patienten unter intravenöser Immunglobulin-Therapie berichtet. Dazu zählen akutes Nierenversagen, akute Nierentubulusnekrose, proximale Tubulunephropathie und osmotische Nephrose. In den meisten Fällen wurden Risikofaktoren wie z.B. vorbestehende Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, Hypovolämie, Übergewicht, nephrotoxische Begleitmedikation, Alter über 65 Jahre, Sepsis, Hyperviskosität oder Paraproteinämie nachgewiesen.
Vor der Infusion von IVIg sowie in angemessenen Abständen nach der Infusion müssen die Nierenfunktionsparameter überprüft werden, insbesondere bei Patienten mit potentiell erhöhtem Risiko für die Entwicklung eines akuten Nierenversagens. Bei Patienten mit Risiko für akutes Nierenversagen sollte die Infusion der intravenösen Immunglobuline mit der niedrigsten Infusionsgeschwindigkeit und der niedrigsten noch möglichen Dosis erfolgen. Bei Niererninsuffizienz sollte ein Abbruch der intravenösen Immunglobulintherapie in Erwägung gezogen werden.
Berichte von eingeschränkter Niereninfunktion und akutem Nierenversagen liegen für viele zugelassene Immunglobuline vor, die verschiedene Stabilisatoren wie Saccharose, Glucose und Maltose enthalten, wobei diejenigen, die Saccharose als Stabilisator enthalten, in hohem Anteil davon betroffen sind.
Transfusionsbedingte akute Lungenverletzung (TRALI-Syndrom)
Es wurde von non-kardiogenen Pulmonalödemen (transfusionsbedingte akute Lungenverletzung, TRALI-Syndrom) bei Patienten berichtet, denen intravenöses Immunglobulin (einschliesslich KIOVIG) verabreicht wurde. TRALI ist gekennzeichnet durch schwerwiegende Hypoxie, Dyspnoe, Tachypnoe, Zyanose, Fieber und Hypotonie. Die Symptome eines TRALI entwickeln sich typischerweise während oder innerhalb von 6 Stunden nach einer Transfusion, häufig innerhalb von 1-2 Stunden. Patienten, die IVIg erhalten, müssen daher auf pulmonale Nebenwirkungen hin überwacht werden und im Falle ihres Auftretens muss die IVIg-Infusion unverzüglich abgebrochen werden. Bei TRALI handelt es sich um einen potenziell lebensbedrohlichen Zustand, der eine sofortige intensiv-medizinische Behandlung erfordert.
Aseptische Meningitis (AMS)
Es sind Fälle von aseptischer Meningitis (AMS) bei der Behandlung mit intravenösem Immunglobulin aufgetreten. Das Syndrom tritt in der Regel innerhalb weniger Stunden bis 2 Tage nach Beginn der Behandlung mit intravenösem Immunglobulin auf.
·Liquoruntersuchungen sind häufig positiv mit einer Pleozytose bis zu mehreren Tausend Zellen pro mm3 (überwiegend Granulozyten) und mit erhöhten Proteinspiegel bis zu mehreren Hundert mg/dl.
·AMS kann häufiger bei einer hochdosierten Behandlung mit intravenösen Immunglobulinen (2 g/kg) auftreten.
Patienten mit entsprechenden Anzeichen und Symptomen sollten einer sorgfältigen neurologischen Untersuchung einschliesslich Liquoruntersuchungen unterzogen werden, um andere Ursachen einer Meningitis auszuschliessen.
Der Abbruch der IVIg-Behandlung führte zu einer Remission der AMS innerhalb weniger Tage ohne Folgeschäden.
Aus post-marketing Daten mit KIOVIG konnte keine klare Korrelation von AMS zu höheren Dosen beobachtet werden. Eine höhere Inzidenz von AMS wurde bei Frauen beobachtet.
Hämolytische Anämie
Produkte der intravenösen Immunglobulintherapie können Blutgruppenantikörper enthalten, die als Hämolysine wirken und durch Bindung an die roten Blutkörperchen in-vivo eine positive direkte Antiglobulin Reaktion (Coombs Test) auslösen. Selten treten auch klinische Zeichen einer Hämolyse auf, und es kann zu einer hämolytischen Anämie nach einer IVIg Behandlung kommen. Die folgenden Risikofaktoren stehen im Zusammenhang mit der Entstehung einer Hämolyse: hohe Dosen, verabreicht als einmalige Gabe oder in Teildosen über mehrere Tage gegeben; Blutgruppe A, B oder AB; gleichzeitig vorliegende entzündliche Grunderkrankung. Da Hämolyse häufig gemeldet wurde bei Patienten der Blutgruppe A, B oder AB, die zugleich hohe IVIg Dosen für nicht PID-Indikationen erhielten, wird in diesen Situationen eine erhöhte Aufmerksamkeit empfohlen. Über Hämolyse wurde nur selten bei PID-Patienten unter Substitutionstherapie berichtet.
Ein deutlich erhöhtes Risiko für eine klinisch relevante Hämolyse besteht für Patienten der Blutgruppen A, B oder AB, die kumuliert ≥ (1–)2 g/kg IVIG mit einem hohen Isoagglutinintiter erhalten. Bei der Verwendung von IVIG-Produkten mit einem medianen Anti-A Titer ≤1:16 (gemessen mit dem Direkten Agglutinations-Test wie bei der Chargenfreigabeprüfung) wurden nur selten Fälle von Hämolyse gemeldet.
Die IVIG-Verabreichung in mehrere Einzeldosen aufzuteilen ist nicht geeignet, um eine mögliche Hämolyse zu verhindern, weil die Halbwertszeit von Immunglobulinen in der Grössenordnung von 3–4 Wochen liegt.
Patienten, die eine IVIg Behandlung erhalten, sollten auf klinische Anzeichen und Symptome einer Hämolyse überwacht werden (siehe Unwerwünschte Wirkungen).
Wenn sich während oder nach einer IVIG-lnfusion Anzeichen und/oder Symptome einer Hämolyse zeigen, sollte der behandelnde Arzt eine Unterbrechung der Behandlung mit IVIG in Erwägung ziehen (siehe auch Kapitel Unerwünschte Wirkungen).
Neutropenie/Leukopenie
Es wurden vorübergehende Abnahmen der Neutrophilenzahlen und/oder (manchmal schwerwiegende) Episoden von Neutropenien nach der Behandlung mit IVIg beobachtet. Dies tritt typischerweise innerhalb von Stunden oder Tagen nach der Verabreichung der IVIg auf und geht innerhalb von 7 bis 14 Tagen spontan zurück.
Übertragbare Erreger
KIOVIG wird aus humanem Plasma hergestellt. Standardmassnahmen zur Vorbeugung von Infektionen, die sich durch den Einsatz von Arzneimitteln ergeben, die aus Blut oder Blutplasma hergestellt sind, schliessen die Auswahl der Spender und das Screening der einzelnen Spenden und Plasmapools auf spezifische Infektionsmarker sowie den Einsatz effektiver Schritte zur Inaktivierung/Entfernung von Viren im Herstellungsverfahren ein. Dennoch kann bei der Verabreichung von Arzneimitteln aus menschlichem Blut oder Blutplasma die Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern nicht völlig ausgeschlossen werden. Dasselbe gilt auch für bislang unbekannte oder neu aufgetretene Viren und andere Pathogene.
Die durchgeführten Massnahmen werden als wirksam gegen umhüllte Viren wie HIV, HBV und HCV und gegen nicht-umhüllte Viren wie HAV und Parvovirus B19 betrachtet.
Es liegen gesicherte klinische Erfahrungen hinsichtlich der Nichtübertragung von Hepatitis A oder Parvovirus B19 mit Immunglobulinen vor. Darüber hinaus wird angenommen, dass der Antikörpergehalt einen wichtigen Beitrag zur viralen Sicherheit leistet.
Es wird empfohlen, bei jeder Verabreichung von KIOVIG an einen Patienten den Namen und die Chargennummer des Produktes zu dokumentieren, um einen Zusammenhang zwischen Patient und Produktcharge herzustellen.
Die gelisteten Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen gelten sowohl für Erwachsene als auch Kinder.

Interaktionen

Abgeschwächte Viruslebendimpfstoffe
Die Verabreichung von Immunglobulin kann die Wirkung von abgeschwächten Virus-Lebendimpfstoffen wie Masern, Röteln, Mumps und Varizellen über einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen bis zu 3 Monaten beeinträchtigen. Nach Verabreichung dieses Produktes soll daher ein Zeitraum von 3 Monaten verstreichen, bevor eine Impfung mit Virus-Lebendimpfstoffen erfolgt. Bei Masern kann dieser Zeitraum bis zu 1 Jahr andauern. Deshalb sollte bei Patienten, die eine Masernimpfung erhalten, der entsprechende Antikörpertiter überprüft werden.
Schleifendiuretika
Die gleichzeitige Anwendung von Schleifendiuretika sollte vermieden werden.

Schwangerschaft, Stillzeit

Über die Sicherheit dieses Arzneimittels bei Anwendung während der Schwangerschaft liegen keine kontrollierten klinischen Studien vor. Daher sollte es Schwangeren und stillenden Müttern nur mit Vorsicht gegeben werden. Intravenöse Immunglobuline sind plazentagängig zunehmend während des letzten Trimenons. Die Klinische Erfahrung mit Immunglobulinen lässt jedoch keine schädlichen Wirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft oder den Fötus und gestillte Neugeborene/Säuglinge erwarten.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Immunglobuline die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.

Unerwünschte Wirkungen

Gelegentlich können unerwünschte Reaktionen wie Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Schwindel, Fieber, Erbrechen, allergische Reaktionen, Übelkeit, Arthralgie, niedriger Blutdruck und leichte Rückenschmerzen auftreten.
In seltenen Fällen kann Immunglobulin G vom Menschen einen plötzlichen Blutdruckabfall verursachen und in Einzelfällen kann ein anaphylaktischer Schock auftreten, auch wenn der Patient bei früheren Verabreichungen keine Überempfindlichkeit gezeigt hat.
Fälle reversibler aseptischer Meningitis, Einzelfälle reversibler hämolytischer Anämie/Hämolyse und seltene Fälle vorübergehender Hautreaktionen (einschliesslich kutanem Lupus erythematosus – Häufigkeit nicht bekannt) wurden bei der Anwendung von normalem Immunglobulin vom Menschen beobachtet.
Ein Anstieg des Serumkreatinin-Spiegels und/oder akutes Nierenversagen wurden beobachtet. Hämolytische Reaktionen wurden vor allem bei Patienten mit den Blutgruppen A, B und AB beobachtet. In seltenen Fällen kann sich nach einer hochdosierten IVIg-Behandlung eine transfusionsbedürftige hämolytische Anämie entwickeln (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen).
Sehr selten sind thromboembolische Reaktionen wie Myokardinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie und tiefe Venenthrombose aufgetreten.
Fälle von transfusionsbedingten akuten Lungenverletzungen (TRALI).
Die Häufigkeit wurde anhand der folgenden Kriterien bestimmt: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, < 1/10), gelegentlich (> 1/1 000, < 1/100), selten (≥1/10 000, < 1/1 000) und sehr selten (< 1/10 000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben.
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Gelegentlich: Meningitis aseptisch.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufig: Anämie, Lymphadenopathie.
Gelegentlich: erniedrigte Leukozytenzahl, erniedrigter Hämatokrit, erniedrigte Erythrozytenzahl.
Selten: Hämolyse.
Einzelfälle: direkter Coombs-Test positiv, erniedrigte Sauerstoffsättigung.
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich: Überempfindlichkeit, anaphylaktische Reaktion.
Einzelfälle: Anaphylaktischer Schock.
Endokrine Erkrankungen
Gelegentlich: Schilddrüsenerkrankung.
Stoffwechsel und Ernährungsstörungen
Häufig: Verminderter Appetit.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Angstanfälle
Gelegentlich: Reizbarkeit.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Kopfschmerzen (28.8%).
Häufig: Schwindel, Migräne, Schlaflosigkeit, Paraesthesie, Hypoaesthesie.
Gelegentlich: Amnesie, Dysarthrie, Geschmacksstörung, Gleichgewichtsstörung, Tremor.
Einzelfälle: Transitorische ischämische Attacken, zerebrovaskuläres Ereignis.
Augenerkrankungen
Häufig: Konjunktivitis.
Gelegentlich: Augenschmerzen, Augenschwellungen.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Gelegentlich: Vertigo, Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr.
Herzerkrankungen
Häufig: Tachykardie.
Einzelfälle: Myokardinfarkt.
Gefässerkrankungen
Sehr häufig: Hypertonie (12.5%)
Häufig: Hitzegefühl
Gelegentlich: peripheres Kältegefühl, Phlebitis
Einzelfälle: Tiefe Beinvenenthrombose, Hypotonie
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums
Häufig: Husten, Rhinorrhoe, Asthma, Nasenverstopfung, Schmerzen im Oropharynx, Dyspnoe
Gelegentlich: Oropharyngeale Schwellung, erhöhte Atemfrequenz
Einzelfälle: Lungenembolie, Pulmonales Ödem
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Übelkeit (10.2%)
Häufig: Diarrhoe, Erbrechen, Abdominalschmerz, Dyspepsie
Gelegentlich: Blähungen
Leber- und Gallenerkrankungen
Gelegentlich: Erhöhter Blutcholesterinspiegel, erhöhte Alaninaminotransferase
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr häufig: Ausschlag (11.8%)
Häufig: Quetschung, Pruritus, Urtikaria, Dermatitis, Erythem
Gelegentlich: Angiooedem, akute Urtikaria, kalter Schweiss, Lichtempfindlichkeitsreaktion, nächtliche Schweissausbrüche, Hyperhidrosis
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Häufig: Rückenschmerzen, Arthralgie, Schmerz in einer Extremität, Myalgie, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche
Gelegentlich: Muskelzucken
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: Proteinurie, erhöhter Blutkreatininspiegel, erhöhter Blut-Harnstoffspiegel
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr häufig: Lokale Reaktionen (Schmerz/ Schwellung/ Reaktion, Juckreiz) (13.41%), Fieber (10.0%), Ermüdung (11.1%)
Häufig: Schüttelfrost, Ödem, grippeähnliche Erkrankung, Brustkorbbeschwerden, Brustkorbschmerz, Asthenie, Unwohlsein, Rigor
Gelegentlich: Brustenge, Hitzewallungen, Brennen, Schwellung
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
Einzelfälle: Transfusionsbedingte akute Lungeninsuffizienz
Für Informationen zur Virussicherheit, vgl. Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen.
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen
Beschreibung ausgewählter unerwünschten Wirkungen
Über Muskelzucken und Muskelschwäche wurde nur in Patienten mit MMN berichtet. Es wurde ein Fall von Lungenembolie als schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkung in der Klinischen Studie für MMN beobachtet.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Überdosierung kann zu Volumenüberlastung und Hyperviskosität führen besonders bei Risikopatienten einschliesslich älteren Patienten oder Patienten mit eingeschränkter Herz- oder Nierenfunktion (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen).

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code:
J06BA02
Pharmakotherapeutische Kategorie: Immunsera und Immunglobuline: Immunglobulin G vom Menschen zur intravenösen Anwendung.
Wirkungsmechanismus
Immunglobulin G vom Menschen enthält hauptsächlich Immunglobulin G (IgG) mit einem breiten Spektrum an Antikörpern gegen infektiöse Erreger.
Immunglobulin G vom Menschen enthält das IgG-Antikörperspektrum, das in der Normalbevölkerung vorhanden ist. Es wird in der Regel aus gepooltem Plasma von mindestens 1000 Spendern hergestellt. Die Verteilung der IgG-Subklassen entspricht nahezu der des natürlichen menschlichen Plasmas. Gemäss Produktespezifikation (oder PhEUR) darf der Anti-A Isoagglutinintiter in Immunglobulinpräparaten höchstens 1:64 betragen.
Pharmakodynamik
Adäquate Dosen dieses Arzneimittels können abnormal verminderte Immunglobulin-G-Spiegel wieder auf den Normbereich anheben.
Der Wirkmechanismus bei anderen Indikationen als der Substitutionstherapie ist nicht vollständig aufgeklärt, schliesst aber immunmodulatorische Effekte mit ein.
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.

Pharmakokinetik

Absorption
Immunglobulin G vom Menschen ist nach intravenöser Applikation sofort und vollständig im Kreislauf des Empfängers verfügbar.
Distribution
Es verteilt sich relativ schnell zwischen Plasma und extravaskulärer Flüssigkeit; das Gleichgewicht zwischen Intra- und Extravasalraum ist nach etwa 3–5 Tagen erreicht.
Metabolismus
Keine Angaben.
Elimination
Keine Angaben.
Die pharmakokinetischen Parameter für KIOVIG wurden in den beiden klinischen Studien mit PID-Patienten in Europa und den USA bestimmt. In diesen Studien wurden insgesamt 83 Patienten mit einem Mindestalter von 2 Jahren alle 21 bis 28 Tage 8 bis 12 Monate lang mit Dosen von 300 bis 600 mg/kg Körpergewicht behandelt. Die mittlere IgG-Halbwertszeit betrug nach der Verabreichung von KIOVIG 32,5 Tage. Diese Halbwertszeit kann, insbesondere bei primären Immundefekten, von Patient zu Patient variieren. Die pharmakokinetischen Parameter des Produktes sind in nachfolgender Tabelle zusammengefasst. Alle Parameter wurden unabhängig für die 3 Altersgruppen: Kinder (unter 12 Jahren, n=5), Jugendliche (13 bis 17 Jahre, n=10) und Erwachsene (über 18 Jahre, n=64) ermittelt. Die in den Studien erhaltenen Werte sind vergleichbar mit anderen humanen Immunglobulinen.
Zusammenfassung der Pharmakokinetischen Parameter von KIOVIG

Parameter

Kinder
(12 Jahre oder jünger)

Jugendliche
(13 bis 17 Jahre)

Erwachsene
(18 Jahre oder älter)

Mittelwert

95% CI*

Mittelwert

95% CI

Mittelwert

95% CI

Gemessene Halbwertszeit
(in Tagen)

41,3

20,2 bis 86,8

45,1

27,3 bis 89,3

31,9

29,6 bis 36,1

Cmin (mg/dl)/(mg/kg)
(Talspiegel)

2,28

1,72 bis 2,74

2,25

1,98 bis 2,64

2,24

1,92 bis 2,43

Cmax (mg/dl)/(mg/kg)
(Spitzenwert)

4,44

3,30 bis 4,90

4,43

3,78 bis 5,16

4,50

3,99 bis 4,78

In-vivo recovery (%)

121

87 bis 137

99

75 bis 121

104

96 bis 114

gesteigerte Recovery (mg/dl)/(mg/kg)

2,26

1,70 bis 2,60

2,09

1,78 bis 2,65

2,17

1,99 bis 2,44

AUC0-21d (g·h/dl) (Fläche unter der Kurve)

1,49

1,34 bis 1,81

1,67

1,45 bis 2,19

1,62

1,50 bis 1,78

*CI – Konfidenzintervall
IgG und IgG-Komplexe werden in den Zellen des retikuloendothelialen Systems abgebaut.

Präklinische Daten

Immunglobuline sind normale Bestandteile des humanen Plasmas.
Sicherheitspharmakologie
Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie und Toxizität lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.
Studien zur chronischen Toxizität, Genotoxizität und Reproduktionstoxizität an Tieren sind aufgrund der Induktion und Wechselwirkung durch entstehende Antikörper gegen heterologe Proteine nicht durchführbar.
Karzinogenität
Da klinisch keine Hinweise auf ein kanzerogenes Potenzial von Immunglobulinen vorliegen, sind keine experimentellen Studien mit heterogenen Spezies durchgeführt worden.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Dieses Arzneimittel darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden. Falls notwendig kann KIOVIG mit 5% Glucose verdünnt werden (vgl. «Hinweise für die Handhabung»).
KIOVIG ist nicht kompatibel mit physiologischer NaCl-Lösung!
Es wird empfohlen, KIOVIG getrennt von anderen Arzneimitteln zu verabreichen, die der Patient erhalten soll.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Nach Infusion von Immunglobulin kann es durch den vorübergehenden Anstieg der verschiedenen, passiv übertragenen Antikörper im Blut des Patienten zu falsch positiven Testergebnissen bei serologischen Untersuchungen kommen.
Die passive Übertragung von Antikörpern gegen Erythrozytenantigene z.B. A, B, D kann einige serologische Untersuchungen auf Erythrozythen-Alloantikörpern (z.B. den Coombs-Test) beeinträchtigen.
Die Behandlung mit Kiovig kann zu falsch positiven Interpretationen bei Assays führen, die von der Erkennung von Beta-D-Glucanen abhängig sind, und zur Diagnose von Pilzinfektionen dienen. Dies kann in den Wochen nach der Infusion des Präparates bestehen bleiben.
Haltbarkeit
KIOVIG ist bis zu dem auf Etikett und Faltschachtel unter «EXP» angegebenen Verfalldatum haltbar. Das Arzneimittel darf nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Produkt unmittelbar nach Anbruch verwendet werden, allfällige Restlösung ist zu verwerfen.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25°C lagern. Nicht einfrieren.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Das Produkt vor Gebrauch auf Raum- oder Körpertemperatur bringen. Die Lösung muss durchsichtig oder leicht opaleszierend und farblos oder hellgelb sein. Trübe Lösungen oder Lösungen mit Ablagerungen dürfen nicht verwendet werden.
Ist eine Verdünnung auf niedrigere Konzentrationen erforderlich, ist 5 %-ige Glucose zu verwenden. In einer Studie wurde die Verdünnung auf 5% Immunglobulin geprüft.
KIOVIG sollte nur intravenös unter Verwendung eines separaten Infusionsbestecks mit integriertem Filter verabreicht werden. Andere Verabreichungsarten sind nicht geprüft worden.
Nicht verwendete Arzneimittel oder Abfallmaterial sind zu entsorgen.

Zulassungsnummer

57469 (Swissmedic)

Packungen

2,5 g/25 ml (B)
5 g/50 ml (B)
10 g/100 ml (B)
20 g/200 ml (B)
30 g/300 ml (B)

Zulassungsinhaberin

Takeda Pharma AG, 8152 Opfikon

Stand der Information

August 2019