Dosierung/AnwendungDie Behandlung darf nur unter Aufsicht eines in der Hämophilie-Behandlung erfahrenen Arztes eingeleitet werden. Dosierung und Dauer der Substitutionsbehandlung sind abhängig von der Schwere des Faktor-IX-Mangels, sowie von Lokalisation und Ausmass der Blutung und vom klinischen Zustand des Patienten. Die Anzahl der von Faktor IX verabreichten Einheiten wird in internationalen Einheiten (IE) ausgedrückt, für die der aktuelle WHO-Standard für Faktor IX gilt.
Es liegen nicht genügend Daten vor, um die Anwendung von Octanine F in nicht vorbehandelten Patienten (PUPs) zu empfehlen.
Für Kinder unter 6 Jahren liegen derzeit keine ausreichenden Daten vor, um den Gebrauch von Octanine F zu empfehlen.
Es wurden keine klinischen Studien mit Kindern unter 12 Jahren oder nicht vorbehandelten Patienten (previously untreated patients = PUPs) durchgeführt. Bei Kindern zwischen 6 und 12 Jahren sollte die Recovery und die Halbwertszeit bestimmt werden, um die Dosierung individuell anzupassen.
Die Faktor-IX-Aktivität im Plasma wird entweder als Prozentsatz (bezogen auf normales Humanplasma) oder in internationalen Einheiten (bezogen auf einen Internationalen Standard für Faktor IX im Plasma) ausgedrückt. Eine internationale Einheit des Blutgerinnungsfaktors IX vom Menschen entspricht der Menge an Faktor IX in 1 ml normalen Humanplasmas.
Die Berechnung der erforderlichen Dosis beruht auf dem Befund, dass 1 internationale Einheit (IE) Blutgerinnungsfaktor IX vom Menschen/kg Körpergewicht die Plasmafaktor-IX-Aktivität um 1% der normalen Aktivität erhöht. Die erforderliche Dosis wird mit Hilfe der folgenden Formel ermittelt:
Erforderliche Einheiten = Körpergewicht (kg) × gewünschter Faktor-IX-Anstieg (%) (IE/dl) × 0,8.
Die zu verabreichende Menge und die Häufigkeit der Verabreichung sollen sich im Einzelfall immer an der klinischen Wirksamkeit orientieren. Blutgerinnungsfaktor IX vom Menschen muss selten häufiger als einmal pro Tag verabreicht werden.
Im Fall des Auftretens unten genannter hämorrhagischer Ereignisse sollte die Faktor-IX-Aktivität im Plasma in dem entsprechenden Zeitraum nicht unter das angegebene Niveau sinken. Die nachfolgende Tabelle kann als Richtschnur zur Festlegung der Dosis bei Blutungsepisoden und chirurgischen Eingriffen dienen.
Blutungsgrad/Art Erforder- Häufigkeit der Do-
des chirurgischen licher sen (Stunden)/
Eingriffs Faktor-IX- Dauer der Therapie
Spiegel (%) (Tage)
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Blutung
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Beginnende 20–40 Alle 24 h wieder-
Gelenkblutung, holen. Mindestens
Muskelblutung 1 Tag, bis die
oder Blutungen durch Schmerzen
in der Mundhöhle angezeigte Blutung
gestillt oder eine
Heilung erreicht
ist.
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Grössere Gelenk- 30–60 Die Infusion über
blutungen, 3–4 Tage oder
Muskelblutung länger alle 24 h
oder Hämatom wiederholen, bis
zum Erreichen von
Schmerzfreiheit
und Aufhebung der
Bewegungs-
einschränkung.
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Lebensbedrohliche 60–100 Infusion alle
Blutungen wie 8–24 h wiederholen,
z.B. bei bis die Gefahr
chirurgischen gebannt ist.
Eingriffen am
Kopf, Kehlkopf-
blutungen,
schweren Bauch-
blutungen
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Operation
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Kleiner Eingriff 30–60 Alle 24 h, mindes-
einschliesslich tens 1 Tag, bis
Zahnextraktionen eine Heilung
erzielt ist.
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Grosser Eingriff 80–100 Infusion alle 8–
(vor und 24 h wiederholen,
nach der bis eine ange-
Operation) messene Wundheilung
erzielt ist, dann
die Therapie für
mindestens 7 Tage
weiterführen, um
einen Faktor-IX-
Spiegel von 30%
bis 60% (IE/dl)
aufrechtzuerhalten.
Unter bestimmten Umständen können jedoch grössere Mengen als die berechneten erforderlich sein, vor allem bei der Anfangsdosis.
Während der Behandlung sollten die Faktor-IX-Spiegel entsprechend bestimmt werden, um die zu verabreichende Dosis und die Häufigkeit wiederholter Infusionen zu steuern. Insbesondere bei grösseren chirurgischen Eingriffen ist eine genaue Überwachung der Substitutionstherapie mittels Koagulationsmessung (Faktor-IX-Aktivität im Plasma) unerlässlich. Einzelne Patienten können in ihrem Ansprechen auf Faktor IX variieren, wobei unterschiedliche Werte der in-vivo Recovery und unterschiedliche Halbwertszeiten beobachtet werden können.
Zur blutungsvorbeugenden Dauerbehandlung bei Patienten mit schwerer Hämophilie B sollten 20–30 IE Faktor IX pro kg Körpergewicht zweimal wöchentlich verabreicht werden. Die Dosierung sollte gemäss der individuellen Reaktion angepasst werden. In manchen Fällen, besonders bei jüngeren Patienten, können kürzere Dosierungsintervalle oder höhere Dosen erforderlich sein.
Patienten sollten bezüglich einer Entwicklung von Antikörpern gegen Faktor IX (Hemmkörpern) überwacht werden. Wird die erwartete Faktor-IX-Aktivität im Plasma nicht erreicht oder kann die Blutung mit einer entsprechenden Dosis nicht beherrscht werden, ist ein Test (Bethesda-Test) zum Nachweis von Faktor-IX-Hemmkörpern durchzuführen. Wenn Hemmkörper in Konzentrationen von weniger als 10 Bethesda-Einheiten (BE) pro ml vorhanden sind, können diese durch die Verabreichung von zusätzlichem Blutgerinnungsfaktor IX neutralisiert werden. Bei Patienten mit Hemmkörpertitern über 10 BE oder mit hoher anamnesischer Immunantwort auf Faktor IX, muss die Anwendung von (aktiviertem) Prothrombinkomplexkonzentrat (aPPSB) oder aktiviertem Faktor VII (F VIIa) in Betracht gezogen werden. Diese Behandlungen müssen von Ärzten mit Erfahrung in der Betreuung von Hämophilie-Patienten durchgeführt werden. Siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Bislang liegen keine ausreichenden Daten über chirurgische Eingriffe unter Dauerinfusion von Octanine F vor.
Lösen des Faktor-IX-Konzentrates
1. Lösungsmittel (Wasser für Injektionszwecke) und Konzentrat in den ungeöffneten Flaschen auf Raumtemperatur bringen. Diese Temperatur sollte während des gesamten Lösungsvorgangs aufrecht erhalten werden. Wird zum Erwärmen des Lösungsmittels ein Wasserbad benutzt, muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht mit dem Gummistopfen oder dem Verschluss der Flaschen in Berührung kommt. Die Temperatur des Wasserbades darf maximal 37 °C betragen.
2. Die Schutzkappen von der Konzentratflasche und der Flasche mit Wasser entfernen und die Gummistopfen beider Flaschen mit einem Alkoholtupfer desinfizieren.
3. Schutzhülle vom kurzen Ende der Überleitungskanüle entfernen. Es muss sichergestellt werden, dass die freigelegte Nadelspitze nicht berührt wird.
Dann wird die Mitte des Gummistopfens der Wasserflasche mit der senkrecht gehaltenen Nadel durchstochen.
Um die Flüssigkeit vollständig aus der Wasserflasche herauszuziehen, muss die Nadel so in den Gummistopfen eingeführt werden, dass sie gerade eben den Stopfen durchdringt und in der Wasserflasche sichtbar ist.
4. Schutzhülle vom anderen, langen Ende der Überleitungskanüle entfernen. Es muss sichergestellt werden, dass die freigelegte Nadelspitze nicht berührt wird.
Wasserflasche umgedreht über die aufrecht stehende Konzentratflasche halten und mit der Nadel schnell die Mitte des Gummistopfens der Konzentratflasche durchstechen. Das Vakuum im Innern der Konzentratflasche zieht das Wasser ein.
5. Überleitungskanüle samt leerer Wasserflasche von der Konzentratflasche entfernen und dann langsam die Konzentratflasche schwenken, bis sich das Konzentrat vollständig gelöst hat. Octanine F löst sich schnell bei Raumtemperatur und bildet eine klare Lösung.
Das aufgelöste Produkt sollte vor Anwendung optisch auf Partikel und Verfärbungen untersucht werden.
Nutzen Sie das Produkt nicht, wenn sich das Konzentrat nicht vollständig löst oder sich Aggregate bilden.
Injektion
Als Vorsichtsmassnahme sollte der Puls des Patienten vor und während der Injektion von Faktor IX gemessen werden. Sollte die Pulsrate merklich steigen, muss die Injektionsgeschwindigkeit reduziert oder die Anwendung unterbrochen werden.
1. Nachdem das Konzentrat wie oben beschrieben aufgelöst wurde, Schutzhülle von dem Filter entfernen. Den Filter durch den Gummistopfen der Konzentratflasche stechen.
2. Schutzkappe des Filters entfernen und die Spritze aufsetzen.
3. Flasche samt Einmalspritze umdrehen und das aufgelöste Präparat in die Spritze aufziehen.
4. Vorgesehene Injektionsstelle mit einem Alkoholtupfer desinfizieren.
5. Filter von der Spritze entfernen und stattdessen den Butterfly (Infusionsnadel) auf die Spritze aufsetzen.
6. Lösung langsam mit einer Geschwindigkeit von 2–3 ml pro Minute intravenös injizieren.
Erhält der Patient mehr als eine Flasche des Konzentrates während einer Behandlung, können Butterfly und Spritze weiterverwendet werden.
Der Filter ist ausschliesslich einmalig zu gebrauchen. Nutzen Sie immer einen Filter, wenn Sie die gebrauchsfertige Lösung in eine Spritze aufziehen.
Jegliche ungenutzte Lösung und Abfallmaterialien sollten entsprechend landesüblichen Anforderungen entsorgt werden.
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