ZusammensetzungWirkstoffe
Phenobarbitalum.
Hilfsstoffe
Aphenylbarbit 15 mg
Lactosum monohydricum (40.0 mg); Solani amylum; Gelatina; Glycerolum 85%; Talcum; Cellulosum microcristallinum; Ricini oleum hydrogenatum; Magnesii stearas.
Aphenylbarbit 50 mg
Lactosum monohydricum (35.0 mg); Solani amylum; Gelatina; Glycerolum 85%; Talcum.
Aphenylbarbit 100 mg
Lactosum monohydricum (58.50 mg); Solani amylum; Gelatina; Glycerolum 85%; Talcum; Cellulosum microcristallinum; Dimeticonum; Magnesii stearas.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenEpilepsie, Erregungszustände, Fieberkrämpfe.
Adjuvans bei Entzugsbehandlung.
Dosierung/AnwendungDie Dosis muss individuell dem Patienten angepasst werden (Blutspiegelmessungen), und es soll stets die kleinste effektive Dosierung angewendet werden.
Erwachsene
1-3 mg/kg Körpergewicht pro Tag; die tägliche Maximaldosis beträgt 600 mg.
Kinder und Jugendliche
Sollte eine Anwendung erforderlich sein, wird für Kinder und Jugendliche aufgrund des höheren Metabolismus eine Richtdosis von 3-4 mg/kg Körpergewicht pro Tag vorgeschlagen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern können keine Dosierungsvorschläge gegeben werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion ist die zu verabreichende Dosis zu reduzieren. Therapeutische Plasmakonzentrationen liegen zwischen 10-40 µg/ml.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegenüber Phenobarbital.
Akute Vergiftung mit zentralwirkenden Arzneimitteln: Schlaf-, Beruhigungs-, Anregungs- und Schmerzmittel sowie Alkohol, Arzneimittelabhängigkeit, gleichzeitige Alkoholeinnahme. Hepatische Porphyrie, schwere Nieren- und Leberfunktionsstörungen sowie Herzmuskelschäden.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenBei Patienten mit akuten oder chronischen Schmerzen soll Phenobarbital nur mit Vorsicht gegeben werden, weil dabei paradoxe Erregungszustände beobachtet oder wichtige Symptome maskiert werden können. Ebenso ist Vorsicht geboten bei Patienten mit Bewusstseinsstörungen und Verwirrtheitszuständen infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns.
Wegen der atemdepressiven Wirkung von Phenobarbital ist bei Patienten mit respiratorischer Insuffizienz grundsätzlich Vorsicht geboten.
Phenobarbital ist ein Induktor der arzneimittelabbauenden Enzyme in der Leber und steigert dadurch den Metabolismus von anderen Arzneistoffen. Einzelheiten siehe «Interaktionen».
Bei regelmässiger Verabreichung von Phenobarbital besteht die Möglichkeit einer Gewöhnung. Bei abruptem Absetzen können Entzugssymptome und zerebrale Krampfanfälle auftreten.
Phenobarbital kann den Vitamin-D-Metabolismus beeinflussen und somit zu einer Entwicklung von Knochenerkrankungen führen. Eine prophylaktische Gabe von Vitamin D kann erforderlich sein.
Eine Langzeitbehandlung mit Antikonvulsiva kann zu verminderten Folsäurespiegeln führen. Risikopatienten sollten regelmässig kontrolliert werden und eine Behandlung mit Folsäure und Vitamin K1 in Betracht gezogen werden (siehe auch «Schwangerschaft» und «Unerwünschte Wirkungen»).
Aufgrund der Möglichkeit einer Photosensibilisierung (erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut) ist während der Anwendung von Phenobarbital starke Sonnenbestrahlung zu vermeiden.
Lebensbedrohliche Hautreaktionen (Steven Johnson Syndrom, Toxische epidermale Nekrolyse, DRESS-Syndrom)
Über lebensbedrohende Hautreaktionen (wie Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN) und Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom)) wurde berichtet unter Anwendung von Phenobarbital. Patienten sollten auf die Anzeichen und Symptome dieser schweren Nebenwirkungen aufmerksam gemacht werden, damit sie ihre Haut engmaschig überwachen.
Das grösste Risiko des Auftretens von SJS, TEN oder eines DRESS-Syndroms ist in den ersten Behandlungswochen. Wenn Anzeichen oder Symptome für ein SJS, eine TEN oder ein DRESS-Syndrom auftreten (z.B. zunehmende Hautrötung oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautläsionen), muss die Phenobarbital-Behandlung beendet werden. Der Verlauf von SJS, TEN und des DRESS-Syndroms wird massgeblich von der frühzeitigen Diagnosestellung und dem sofortigen Absetzen aller verdächtigen Arzneimittel bestimmt, d.h. frühzeitiges Absetzen verbessert die Prognose.
Nach Auftreten eines SJS, einer TEN oder eines DRESS-Syndroms in Zusammenhang mit der Anwendung von Phenobarbital darf der Patient/die Patientin nie wieder mit Phenobarbital behandelt werden (siehe Abschnitt «unerwünschte Wirkungen»).
Während der Behandlung sollte grundsätzlich Alkoholenthaltsamkeit geübt werden.
Frauen im gebärfähigen Alter
Phenobarbital kann den Fötus schädigen, wenn es einer schwangeren Frau verabreicht wird. Die pränatale Exposition gegenüber Phenobarbital kann das Risiko für kongenitale Fehlbildungen um das ca. 2-bis 3-fache erhöhen (siehe Abschnitt «Schwangerschaft, Stillzeit»). Phenobarbital darf bei Frauen im gebärfähigen Alter nicht angewendet werden, es sei denn, der Nutzen überwiegt nach sorgfältiger Abwägung alternativer geeigneter Behandlungsmöglichkeiten die Risiken. Frauen im gebärfähigen Alter sollten umfassend über das mögliche Risiko für den Fötus bei einer Behandlung mit Phenobarbital während der Schwangerschaft aufgeklärt werden. Bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte vor Beginn einer Behandlung mit Phenobarbital ein Schwangerschaftstest zum Ausschluss einer Schwangerschaft in Betracht gezogen werden.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und bis zwei Monate nach der letzten Dosis eine hoch wirksame Methode zur Empfängnisverhütung anwenden. Aufgrund der Enzyminduktion kann Phenobarbital zu einem Versagen der therapeutischen Wirkung von oralen Kontrazeptiva führen, die Östrogen und/oder Progesteron enthalten. Frauen im gebärfähigen Alter sollten angewiesen werden, andere Verhütungsmethoden anzuwenden (siehe Abschnitte «Interaktionen» und «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollte geraten werden, im Vorfeld ihren Arzt zu konsultieren, damit eine angemessene Beratung erfolgen kann und geeignete andere Behandlungsmöglichkeiten vor der Empfängnis und vor dem Absetzen der Empfängnisverhütung besprochen werden können.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten darauf hingewiesen werden, umgehend ihren Arzt zu kontaktieren, wenn sie schwanger werden oder glauben schwanger zu sein, während sie mit Phenobarbital behandelt werden.
Über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und die verfügbaren Daten schliessen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von Phenobarbital nicht aus.
Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden. Patienten (und deren Betreuern) sollte geraten werden medizinische Hilfe einzuholen, wenn Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten
Lactose in Aphenylbarbit Tabletten
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.
InteraktionenBei längerfristiger Anwendung von Phenobarbital kommt es zu einer Induktion mikrosomaler Leberenzyme, d.h. die Biotransformation von Arzneistoffen, die Substrate dieser Leberenzyme sind, kann um den Faktor 2-3 beschleunigt werden.
Die Wirkung von oralen Antikoagulantien, Antikonvulsiva, Cumarin-Derivaten, Digitoxin, Doxycyclin, Griseofulvin und Steroidhormonen wie Androgenen, Gestagenen, Östrogenen (cave: orale Kontrazeptiva!) und Glucocorticoiden wird durch Phenobarbital verringert. Bei gleichzeitiger Verordnung von Arzneimitteln mit den genannten Wirkstoffklassen sollte der eventuelle Wirkungsverlust in Betracht gezogen und bei der Dosierung berücksichtigt werden.
Zentraldämpfende Arzneimittel und/oder Alkohol können sich bei gleichzeitiger Verabreichung mit Phenobarbital gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken.
Die Methotrexat-Toxizität wird durch Phenobarbital verstärkt.
Serumkonzentrationen von Phenobarbital können durch gleichzeitige Anwendung von Valproinsäure verstärkt werden.
Patienten, die gleichzeitig mit Valproat und Phenobarbital behandelt werden, sollten auf Anzeichen einer Hyperammonämie überwacht werden. Bei der Hälfte der berichteten Fälle verlief die Hyperammonämie asymptomatisch und resultiert nicht zwingend in einer klinischen Enzephalopathie.
Schwangerschaft, StillzeitFrauen im gebärfähigen Alter / Kontrazeption
Phenobarbital sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter oder während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der potenzielle Nutzen überwiegt die Risiken nach sorgfältiger Abwägung alternativer geeigneter Behandlungsmethoden.
Vor Beginn der Behandlung mit Phenobarbital bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte ein Schwangerschaftstest in Betracht gezogen werden.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und bis zu 2 Monate nach Beendigung der Behandlung eine wirksame Kontrazeption verwenden. Aufgrund der enzyminduzierenden Eigenschaften kann die Behandlung mit Phenobarbital zu einem Versagen der therapeutischen Wirkung von oralen Kontrazeptiva führen, die Östrogen und/oder Progesteron enthalten. Frauen im gebärfähigen Alter sollten darauf hingewiesen werden, während der Behandlung mit Phenobarbital andere Verhütungsmethoden anzuwenden, z.B. zwei sich ergänzende Formen der Empfängnisverhütung, einschliesslich einer Barrieremethode, eines oralen Kontrazeptivums, das höhere Dosen von Östrogen enthält, oder eines nicht-hormonellen Intrauterinpessars (siehe Abschnitt «Interaktionen»).
Frauen im gebärfähigen Alter sollten umfassend über das mögliche Risiko einer Schädigung des Fötus bei einer Behandlung mit Phenobarbital während der Schwangerschaft, sowie über die Notwendigkeit einer entsprechenden Planung einer Schwangerschaft aufgeklärt werden. Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollte geraten werden, im Vorfeld ihren Arzt zu konsultieren, damit eine fachärztliche Beratung erfolgen kann und geeignete andere Behandlungsmöglichkeiten vor der Empfängnis und vor dem Absetzen der Empfängnisverhütung besprochen werden können.
Die Behandlung mit Antiepileptika sollte regelmässig überprüft werden, insbesondere, wenn eine Frau eine Schwangerschaft plant.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten darauf hingewiesen werden, umgehend den Arzt zu kontaktieren, wenn sie schwanger sind oder glauben schwanger zu sein, während sie mit Phenobarbital behandelt werden.
Schwangerschaft
Risiko in Bezug auf Epilepsie und antiepileptische Arzneimittel
Frauen im gebärfähigen Alter, die eine antiepileptische Behandlung erhalten, und insbesondere Frauen, die eine Schwangerschaft planen, und Schwangere sollten fachärztlichen Rat erhalten bezüglich der möglichen Risiken für den Fötus, die sowohl durch Krampfanfälle als auch durch die Behandlung mit Antiepileptika verursacht werden.
Ein plötzliches Absetzen der Behandlung mit Antiepileptika sollte vermieden werden, da dies zu Krampfanfällen führen kann, die schwerwiegende Folgen für die Frau und das ungeborene Kind haben können.
Bei der Behandlung von Epilepsie in der Schwangerschaft wird, wann immer möglich, eine Monotherapie bevorzugt, da eine Behandlung mit mehreren Antiepileptika in Abhängigkeit von den jeweiligen Antiepileptika mit einem höheren Risiko für kongenitale Fehlbildungen verbunden sein könnte als eine Monotherapie.
Risiko in Bezug auf Phenobarbital
Phenobarbital passiert die Plazentaschranke. Tierexperimentelle Studien (Literaturdaten) haben eine Reproduktionstoxizität bei Nagetieren gezeigt (siehe «Präklinische Daten»).
Daten aus Metaanalysen und Beobachtungsstudien zeigten ein etwa zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für schwere Fehlbildungen gegenüber dem Grundrisiko für schwere Fehlbildungen in der Allgemeinbevölkerung (2-3 %). Das Risiko ist dosisabhängig; es wurde jedoch keine Dosis gefunden, bei der kein Risiko besteht. Die Monotherapie mit Phenobarbital ist mit einem erhöhten Risiko für schwere kongenitale Fehlbildungen, einschliesslich Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und kardiovaskuläre Fehlbildungen, verbunden. Es wurden auch andere Fehlbildungen berichtet, die verschiedene Körpersysteme betreffen, einschliesslich Fälle von Hypospadien, dysmorphen Gesichtsmerkmalen, Neuralrohrdefekten, kraniofazialer Dysmorphie (Mikrozephalie), und digitalen Anomalien.
Daten aus einer Registerstudie deuten auf ein erhöhtes Risiko für Säuglinge hin, die im Vergleich zur Lamotrigin-Monotherapie zu klein für das Gestationsalter oder mit reduzierter Körperlänge geboren werden.
Bei Kindern mit Exposition gegenüber Phenobarbital während der Schwangerschaft wurde über neurologische Entwicklungsstörungen berichtet. Studien zum Risiko neurologischer Entwicklungsstörungen bei Kindern mit Exposition gegenüber Phenobarbital während der Schwangerschaft erbrachten widersprüchliche Ergebnisse.
Ein entsprechendes Risiko kann nicht ausgeschlossen werden. In präklinischen Studien wurden auch unerwünschte Wirkungen in der neurologischen Entwicklung berichtet (siehe «Präklinische Daten»).
Phenobarbital sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der potenzielle Nutzen überwiegt die Risiken nach sorgfältiger Abwägung alternativer geeigneter Behandlungsmöglichkeiten.
Wenn nach sorgfältiger Abwägung der Risiken und des Nutzens keine alternative Behandlungsmöglichkeit in Frage kommt, ist die niedrigste wirksame Dosis Phenobarbital anzuwenden.
Die Frau ist umfassend über die Risiken in Zusammenhang mit der Anwendung von Phenobarbital während der Schwangerschaft aufzuklären und sie muss die Risiken verstehen.
Bei Anwendung im dritten Trimester der Schwangerschaft können beim Neugeborenen Entzugserscheinungen auftreten, einschliesslich Sedierung, Hypotonie und Saugstörung.
Patientinnen, die Phenobarbital einnehmen, sollten vor Empfängnis und während der Schwangerschaft ergänzend und ausreichend Folsäurepräparate einnehmen. Vitamin-D-Gaben zur Vermeidung von Osteomalazie können erforderlich sein. Im Verlauf der gesamten Gravidität, aber auch postpartal, muss die Therapie sorgfältig überwacht werden (Kontrollen von Serumspiegel und EEG).
Neugeborene
Insbesondere nach Einnahme von Phenobarbital in der zweiten Schwangerschaftshälfte wurden Gerinnungsstörungen sowie hämorrhagische Komplikationen beim Neugeborenen in den ersten 24 Lebensstunden beschrieben. Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen ist die prophylaktische Gabe von Vitamin K (10-20 mg/24 Std während 1 Monat vor der Geburt) an die Mutter bzw. post partum an das Neugeborene (1-10 mg in einer iv Injektion) nötig.
Die Verabreichung von Barbituraten kurz vor oder während der Geburt kann insbesondere zu Atemdepression, Sedierung, Hypotonie, schlechtes Saugen beim Neugeborenen führen.
Eine regelmässige Phenobarbital-Medikation der Mutter kann Entzugserscheinungen (abnormale Bewegungen, ungenügendes Saugen) beim Neugeborenen zur Folge haben. Da Phenobarbital die Plazenta passiert, muss mit postpartalen Entzugserscheinungen gerechnet werden.
Stillzeit
Phenobarbital geht in die Muttermilch über und erreicht dort etwa 40% der Konzentration im mütterlichen Plasma. Bei der höheren Sensibilität des kindlichen Organismus können die mit der Milch aufgenommenen Mengen zu Somnolenz beim Säugling führen und dadurch kann es zu einer unzureichenden Gewichtszunahme in der neonatalen Zeit kommen. Deshalb wird das Stillen nicht empfohlen. Chronische Medikation der Mutter mit Phenobarbital kann zu Abhängigkeit des Neugeborenen führen. Im Fall eines raschen Abstillens bedarf der Säugling einer besonderen Überwachung. Es können Entzugserscheinungen auftreten.
Fertilität
Es liegen keine Daten über die Auswirkungen von Phenobarbital auf die Fertilität beim Menschen vor. Bei Tieren wurden Auswirkungen auf die Fertilität beobachtet (siehe «Präklinische Daten»).
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenAphenylbarbit hat einen ausgeprägten Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsmässigem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Masse im Zusammenwirken mit Alkohol.
Unerwünschte WirkungenDie unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet:
«sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1'000, <1/100), «selten» (≥1/10'000, <1/1'000), «sehr selten» (<1/10'000), «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Selten: aplastische und megaloblastische Anämie, Panzytopenie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Agranulocytose und Hämorrhagien. Eine megaloblastische Anämie kann mit Folsäure behandelt werden.
Erkrankungen des Nervensystems
Bei der Behandlung mit Phenobarbital ist die allgemeine Sedierung zu berücksichtigen.
Häufig: allgemeine Anzeichen von ZNS-Dämpfung (Benommenheit, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Lethargie, verlangsamte Reaktionszeit, eingeschränktes Urteilsvermögen, Artikulationsstörungen, Schwindel) sowie Kopfschmerzen und Neuralgien. Ataxien und reversible Sehstörungen (Nystagmus, Doppelbilder) treten ebenfalls auf und können auf eine Intoxikation hinweisen.
Gelegentlich: insbesondere bei Kindern und älteren Patienten kann es unter der Behandlung mit Phenobarbital zu Erregungszuständen (paradoxe Reaktionen mit Unruhe, Aggressivität und Verwirrung) kommen. Bei Kindern mit hyperkinetischer Veranlagung sollte auf die Möglichkeit von Exazerbationen geachtet werden.
Herzerkrankungen
Herzrhythmusstörungen wurden besonders nach Gabe höherer Dosen, Bradykardien, Hypotension und Schock v.a. nach parenteraler Applikation von Phenobarbital beobachtet.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Die atemdepressive Wirkung kann sich bei Obstruktion der Atemwege und Hirnschädigungen verstärkt bemerkbar machen.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Selten: Übelkeit, Erbrechen, Konstipation.
Leber- und Gallenerkrankungen
Selten: Leberfunktionsstörungen bis hin zur Lebernekrose, Erhöhungen der Leberenzymwerte (insbesondere des γ-GT) und Porphyrien.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Allergische Reaktionen, die insbesondere die Haut betreffen, können makulopapulöse, morbilliforme oder skarlatinöse Ausschläge, exfoliative Dermatitis, Lupus erythematodes einschliessen.
Selten: Photosensibilisierung. Sofort-Typ-Reaktionen, namentlich Urtikaria und Angioödem, wurden ebenfalls beschrieben.
Sehr selten: Schwere Reaktionen: Steven-Johnson-Syndrom (SJS), Lyell-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse (TEN).
Nicht bekannt: Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom) (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Häufig: Bindegewebsstörungen wie Myalgien, Arthralgien.
Vor allem bei Langzeit-Therapie kann es zu Osteomalazie und Hypocalcämie kommen. In seltenen Fällen wurde eine Dupuytren-Kontraktur festgestellt.
Es gibt Fallberichte über die Abnahme der Knochendichte, Osteopenie und Osteoporose und Frakturen bei Patienten, die Phenobarbital über eine lange Zeit angewendet haben. Der Mechanismus, über den Phenobarbital den Knochen-Metabolismus beeinflusst, ist nicht bekannt.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungSymptome der Intoxikation
ZNS: Somnolenz, Dysarthrie, Ataxie, Nystagmus, Schwindel, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sopor, Koma (mit progressiv abnehmenden Schmerzreaktionen), EEG-Veränderungen bis Nullinie, Hypothermie. Die Pupillen sind im Frühstadium eng, dann mydriatisch, in der Regel auf Licht reagierend.
Atmung: potentiell lebensgefährliche Atemdepression schon in frühen Komastadien.
Kreislauf: arterielle Hypotonie, Schock (kardiogen durch Verminderung der myokardialen Kontraktilität, hypovolämisch, neurogen).
Haut: charakteristische bullöse Hautläsionen (in 4-7% der Fälle) und Drucknekrosen bei komatösen Patienten (meist innerhalb von 24 Stunden).
Muskuloskelettal: Rhabdomyolyse.
Therapie einer Intoxikation
In leichten Fällen während der Frühphase der Intoxikation (1-2 Stunden nach Einnahme) primäre Dekontamination durch einmalige Verabreichung von Aktivkohle (oral Erwachsene: 70 g, Kinder 1-2 g/ kg als wässerige Suspension) und reichlich Flüssigkeitssubstitution.
In schweren Fällen primäre Dekontamination mit Magenspülung innerhalb 1 Stunde nach Ingestion, bei Bewusstlosigkeit vorher Intubation. Anschliessend primäre Dekontamination mit Aktivkohle wie vorher beschrieben. Zusätzlich sekundäre Dekontamination durch repetitive Gabe von Aktivkohle (Erwachsene 35-50 g alle 4 Stunden, Kinder 0.5-1,0 g/kg) während 3 Tagen sowie forcierte Diurese. Die Kontraindikationen von Aktivkohle (Ileus usw.) und vermehrter Flüssigkeitssubstitution (kardiale Insuffizienz usw.) sowie Aspirationsschutz sind zu beachten. Eine alkalische Diurese mit Natriumbicarbonat (cave Hypokaliämie) beschleunigt die Ausscheidung von Phenobarbital (angestrebter pHUrin 7,5-8,0) durch Verminderung der tubulären Resorption. Ebenfalls kann die Ausscheidung von Phenobarbital mittels Hämodialyse und Peritonealdialyse beschleunigt werden.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N03AA02
Wirkungsmechanismus
Phenobarbital teilt die Wirkungen anderer sedativ-hypnotischer Barbiturate und wird zur antikonvulsiven Therapie angewendet.
Pharmakodynamik
Kein Angaben.
Klinische Wirksamkeit
Kein Angaben.
PharmakokinetikAbsorption
Die Bioverfügbarkeit beträgt 70-90%. Die Wirkung setzt zwischen 20-60 Minuten nach der Anwendung ein.
Maximale Plasmakonzentrationen resp. Konzentrationen im Gehirn werden nach 8-12 Stunden resp. 10-15 Stunden erreicht.
Die Dauer der Sedation beträgt 6-8 Stunden.
Distribution
In vitro werden 20-45% von Phenobarbital an Plasmaeiweisse gebunden. Das Verteilungsvolumen beträgt 0,7 l/kg.
Nach der Absorption werden Barbiturate schnell in alle Gewebe - insbesondere in die Leber und ins Hirn - verteilt.
Plasmakonzentrationen:
10-40 µg/ml: antikonvulsiv, sedativ und hypnotisch wirksam.
>50 µg/ml: Koma.
>80 µg/ml: letal.
Phenobarbital passiert die Plazentaschranke und tritt in geringen Mengen in die Muttermilch über.
Metabolismus
Phenobarbital wird in der Leber im Wesentlichen zum inaktiven p-Hydroxyphenobarbital hydroxyliert und z.T. konjugiert. Phenobarbital ist ein Induktor der arzneimittelabbauenden Enzyme in der Leber und steigert dadurch den eigenen Metabolismus und denjenigen von anderen Arzneistoffen.
Elimination
Ungefähr 25% einer Dosis werden unverändert im Urin ausgeschieden, während ca. 75% als Sulfate, Glucuronide und als p-Hydroxy-Metaboliten eliminiert werden.
Die Eliminationshalbwertszeit von Phenobarbital ist vom Lebensalter, von der Leberfunktion und vom pH-Wert des Urins abhängig. Sie beträgt beim Neugeborenen 3-7 Tage, bei Kindern 3 Tage und bei Erwachsenen 2-4 Tage. Bei einer Leberzirrhose steigt die Plasmahalbwertszeit auf 4-8 Tage an.
Eine Alkalisierung und/oder eine Erhöhung des Urinvolumens steigern die Ausscheidungsmenge an unverändertem Phenobarbital.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Bei eingeschränkter Nierenfunktion verzögert sich die Ausscheidung erheblich, weshalb die zu verabreichende Dosis zu reduzieren ist.
Präklinische DatenReproduktionstoxizität
In veröffentlichten Studien wurde über teratogene Wirkungen (morphologische Defekte) bei mit Phenobarbital exponierten Nagetieren berichtet. In allen präklinischen Studien wird durchgehend über Lippen-Kiefer-Gaumenspalten berichtet, aber auch andere Fehlbildungen (z.B. Nabelbruch, Spina bifida, Exencephalie, Omphalozele und Rippenfusionen) wurden in einzelnen Studien oder Spezies berichtet.
Obwohl die Daten aus den veröffentlichten Studien widersprüchlich sind, war die Verabreichung von Phenobarbital an Ratten/Mäuse während der Trächtigkeit oder in der frühen postnatalen Phase mit negativen Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung verbunden, einschliesslich Veränderungen der Bewegungsaktivität, der Kognition und des Lernverhaltens. Studien zur Reproduktionstoxikologie an Mäusen zeigten bis zu 1500 ppm nur minimale Effekte, wie eine signifikante Verlängerung des Zyklus und ein vermindertes Gewicht der Bläschendrüsen.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25°C) und vor Licht geschützt aufbewahren.
Nicht in Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer12175 (Swissmedic).
PackungenAphenylbarbit Tabletten 15 mg: 30 und 100. [B]
Aphenylbarbit Tabletten (teilbar) 50 mg: 20 und 100. [B]
Aphenylbarbit Tabletten (teilbar) 100 mg: 20 und 100. [B]
ZulassungsinhaberinStreuli Pharma AG, 8730 Uznach.
Stand der InformationNovember 2023
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