AMZVZusammensetzungWirkstoffe: Norethisteronum acetas, Ethinylestradiolum.
Hilfsstoffe: Excipiens pro compresso.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro EinheitJede Tablette enthält: Norethisteronacetat 2 mg, Ethinylestradiol 0,01 mg und Hilfsstoffe.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenDysfunktionelle Blutungen, Menstruationsverlegung.
Dosierung/AnwendungVor Beginn der Einnahme von Primosiston soll eine gründliche allgemeine und gynäkologische Untersuchung (einschliesslich der Brüste und ein zytologischer Abstrich) durchgeführt werden, um behandlungsbedürftige Krankheiten sowie Risikozustände feststellen und eine Schwangerschaft ausschliessen zu können.
Die Tabletten müssen ganz mit etwas Flüssigkeit geschluckt werden.
Folgende Dosierungen werden empfohlen:
Dysfunktionelle Blutungen
Mit 1 Tablette Primosiston 3mal täglich über 10 Tage wird innerhalb von 1–4 Tagen eine nicht organisch bedingte Uterusblutung zum Stehen gebracht. In Einzelfällen vermindert sich die Blutung in den ersten Tagen nach Einnahmebeginn und steht erst nach etwa 5–7 Tagen. Der Behandlungserfolg hängt davon ab, dass Primosiston auch nach Aufhören der Blutung regelmässig eingenommen wird, bis die Packung aufgebraucht ist.
Etwa 1–4 Tage nach Beendigung der Einnahme kommt es zu einer Entzugsblutung, die in Stärke und Dauer einer normalen Menstruation entspricht.
Leichte Blutungen während der Tabletteneinnahme
Gelegentlich kommt es nach anfänglichem Sistieren der Blutung zu leichten Schmierblutungen. In diesen Fällen sollte die Einnahme nicht unterbrochen werden.
Fehlende Blutstillung, schwere Durchbruchblutungen
Wenn trotz regelmässiger Einnahme der Tabletten die Blutung nicht aufhört, ist eine organische Ursache anzunehmen. Das gleiche gilt für den Fall, falls es nach anfänglicher Blutstillung noch während der Tabletteneinnahme wieder zu stärkeren Blutungen kommt.
Rezidivprophylaxe
Die den dysfunktionellen Blutungen zugrunde liegende Ovarialstörung ist oft nach einmaliger Therapie nicht behoben, sondern neigt zu Rezidiven. Um eine erneute Hyperproliferation des Endometriums zu verhindern, wird prophylaktisch die Anwendung von Primosiston für die nächsten 3 Zyklen empfohlen. Dies gilt nur für den Fall, dass die Basaltemperatur regelmässig gemessen wird und auf einen monophasischen Zyklus schliessen lässt, wobei die Gefahr einer erneuten Follikelpersistenz mit ihren Folgen besteht.
Dosierung: jeweils vom 19.–26. Zyklustag 1 Tablette 2mal täglich (1. Tag der Blutung = 1. Zyklustag).
Menstruationsverlegung
Die monatliche Blutung kann mit Primosiston vorverlegt oder hinausgeschoben werden, wenn besondere Gründe dies erfordern. Dabei ist jedoch das Vorverlegen unbedingt zu bevorzugen, weil der Eintritt einer Schwangerschaft durch die Hemmung der Ovulation so gut wie ausgeschlossen ist. Demgegenüber wird beim Hinausschieben der Menstruation Primosiston zu einem Zeitpunkt angewendet, zu dem der erforderliche Ausschluss einer Schwangerschaft problematisch ist.
Vorverlegen der Menstruation
Dosierung: Ab dem 5. Zyklustag (1. Blutungstag = 1. Zyklustag) mindestens 8 Tage lang 1 Tablette Primosiston 3mal täglich. Die vorzeitige Blutung beginnt 2–3 Tage nach Einnahme der letzten Tablette.
Hinausschieben der Menstruation
Da Primosiston beim Hinausschieben der Menstruation zu einem Zeitpunkt gegeben werden muss, zu dem sich mit den gegenwärtig verfügbaren Untersuchungsmethoden eine Schwangerschaft nicht ausschliessen lässt, bleibt diese Methode auf solche Fälle beschränkt, bei denen die Möglichkeit einer Frühschwangerschaft in dem betreffenden Zyklus nicht besteht.
Dosierung: 1 Tablette Primosiston 3mal täglich über nicht länger als 10–14 Tage, beginnend etwa 3 Tage vor der erwarteten Menstruation. Die Blutung tritt 2–3 Tage nach Absetzen der Tabletten ein.
KontraindikationenBekannte Überempfindlichkeit gegenüber den Komponenten von Primosiston gemäss Zusammensetzung.
Vermutete oder bestehende Schwangerschaft, vorausgegangene oder bestehende Lebertumoren, schwere Leberfunktionsstörungen, Dubin-Johnson- und Rotor-Syndrom, cholestatischer Ikterus, Ikterus oder anhaltender Pruritus während einer früheren Schwangerschaft, Herpes gestationis in der Anamnese, vaginale Blutungen ungeklärter Ursache, vermutete oder nachgewiesene hormonabhängige Tumoren des Uterus oder der Mammae, vorausgegangene oder bestehende thromboembolische Prozesse (z.B. Schlaganfall, Myokardinfarkt), zerebrovaskuläre Störungen, venöse Thromboembolie, Lungenembolie, Sichelzellenanämie, schwerer Diabetes mit Gefässveränderungen, Fettstoffwechselstörungen.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDas Nutzen-Risikoverhältnis muss bei folgenden Krankheiten sorgfältig abgewogen und eine sorgfältige Überwachung der Patientin muss beibehalten werden:
Die orale Verabreichung von Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten kann in seltenen Fällen mit einem erhöhten Auftreten thromboembolischer Krankheiten (z.B. venöse Thromboembolie, Lungenembolie, Schlaganfall, Myokardinfarkt) einhergehen. Dieses Risiko wird durch zusätzliche Faktoren erhöht. Dazu zählen Rauchen, erhebliches Übergewicht, zunehmendes Alter, Bluthochdruck, Störungen der Blutgerinnung oder des Fettstoffwechsels, schwerer Diabetes mit Gefässveränderungen, Krampfadern sowie vorausgegangene Venenbehandlungen und Thrombosen. Die Patientinnen sollten über diese Zusammenhänge aufgeklärt werden.
Bei Diabetes ist eine sorgfältige Überwachung erforderlich, da eine Anpassung der Dosierung der Antidiabetika erforderlich werden kann. Des Weiteren sollte bei Patientinnen, die neben Primosiston gleichzeitig blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, der Blutdruck regelmässig kontrolliert werden (siehe «Interaktionen»).
Bei Patientinnen mit Niereninsuffizienz oder mit metabolischen Knochenkrankheiten, die von einer Hyperkalzämie begleitet sind, sollte Primosiston wie alle östrogenhaltigen Präparate nur nach sorgfältiger Abschätzung von Nutzen und Risiko verabreicht werden.
Eine Langzeitbehandlung mit hohen Östrogendosen kann das Brustkrebsrisiko erhöhen. Für niedrige und über kürzere Zeit verabreichte Dosen liegen bisher keine Beweise für eine Erhöhung dieses Risikos vor. Es ist jedoch bisher ungeklärt, ob niedrigdosierte und über längere Zeit verabreichte Östrogene das Brustkrebsrisiko erhöhen. Deshalb sind bei Frauen mit Brustkrebs in der Familienanamnese und bei Patientinnen mit Knotenbildung in der Brust, fibrozystischer Mastopathie und abnormen Mammogrammen Vorsicht und strikte Überwachung geboten. Generell sind bei Patientinnen unter dieser Therapie regelmässige Brustkontrollen durchzuführen, und sie sollten über die Brustselbstkontrolle unterrichtet werden.
Primosiston ist kein Mittel zur Empfängnisverhütung. Sollte die Patientin eine Empfängnisverhütung wünschen, sind nichthormonale Methoden (mit Ausnahme der Kalendermethode nach Knaus-Ogino und der Temperaturmethode) zu empfehlen.
Wenn nach der Einnahme von Primosiston die Blutung nicht aufhört, ist eine organische Ursache oder ein extragenitaler Blutungsfaktor anzunehmen (z.B. Polypen, hochsitzendes Zervix- oder Endometrium (Korpus-)karzinom, Myom, Abortreste, Extrauteringravidität, Thrombopenie, Thrombasthenie), so dass andere Massnahmen erforderlich werden. Das gleiche gilt für den Fall, dass es nach anfänglicher Blutstillung innerhalb weniger Tage wieder zu stärkeren Blutungen kommt. Hierbei ist allerdings differentialdiagnostisch zu beachten, dass durch das Präparat selbst eine Entzugsblutung ausgelöst wird. Sollten allerdings Blutungsstörungen anhalten, sind weitere diagnostische Massnahmen erforderlich, um eine organische Ursache auszuschliessen.
Gründe für das sofortige Absetzen der Medikation
Gestagene können eine Flüssigkeitsretention begünstigen. Vorsicht ist bei Patientinnen mit Asthma, Migräne, Epilepsie oder mit kardialer oder renaler Insuffizienz geboten.
Erstmaliges Auftreten migräneartiger oder häufigeres Auftreten ungewohnt starker Kopfschmerzen, plötzliche Wahrnehmungsstörungen (z.B. Sehstörungen, Hörstörungen), erste Anzeichen von Thrombophlebitiden oder thromboembolischen Erscheinungen (z.B. unilaterale Schmerzen und/oder Schwellung in einem Bein, plötzliche Atembeschwerden oder plötzliches Auftreten von Husten), Schmerz- und Engegefühl im Brustraum, geplante Operationen (6 Wochen vorher), Immobilisation (z.B. nach Unfällen), Auftreten von Gelbsucht, anikterische Hepatitis, generalisierter Pruritus, stärkerer Blutdruckanstieg, Schwangerschaft.
InteraktionenVerschiedene Substanzen können bei gleichzeitiger Verabreichung zu einer gegenseitigen Beeinflussung der Wirkung führen. Präparate, die mikrosomale Leberenzyme induzieren, z.B. Barbiturate, Carbamazepin, Phenytoin, Meprobamat, Phenylbutazon oder Rifampicin, können die Aktivität der Östrogene und Gestagene durch eine Beschleunigung ihres metabolischen Abbaus beeinträchtigen. Auch durch Veränderung der Darmflora sind erniedrigte Wirkstoffspiegel bei gleichzeitiger Einnahme einiger Antibiotika beobachtet worden.
Die Wirksamkeit von oralen Antidiabetika oder Insulin kann sich durch Verschlechterung der Glukosetoleranz verringern (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Andererseits können die Wirkstoffe von Primosiston die Wirkung von oralen Antikoagulantien über eine Hemmung ihres Metabolismus verstärken und verlängern.
Schwangerschaft/StillzeitDie Anwendung von Primosiston ist während einer Schwangerschaft kontraindiziert.
Es gibt Hinweise auf fötale Risiken, basierend auf tierexperimentellen Untersuchungen. Die meisten bis heute durchgeführten epidemiologischen Studien haben jedoch keine eindeutigen Hinweise auf eine embryotoxische oder teratogene Wirkung ergeben, wenn Östrogene oder Kombinationen aus Östrogenen und Gestagenen versehentlich während der Schwangerschaft verabreicht wurden.
Das Arzneimittel sollte nicht in der Stillzeit angewendet werden, da die Milchproduktion reduziert und die Milchqualität verändert sein kann, und auch geringe Konzentrationen der Substanz in der Milch gemessen werden können (bis zu 0,1% der eingenommenen täglichen Dosis von Norethisteron und 0,02% von Ethinylestradiol).
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenEs wurden keine diesbezüglichen Studien durchgeführt.
Für Primosiston ist kein Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, bekannt.
Unerwünschte WirkungenUm eine ungefähre Angabe der Häufigkeit zu geben, werden die Begriffe «sehr häufig», «häufig», «gelegentlich», «selten» und «sehr selten» im Text wie folgt definiert:
«Sehr häufig»: >10%; «Häufig»: >1% und <10%; «Gelegentlich»: <1% und >0,1%; «Selten»: <0,1% und >0,01%; «Sehr selten»: <0,01%.
Neben den unter «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» aufgeführten unerwünschten Wirkungen, bei deren Auftreten das Präparat sofort abzusetzen ist, können vor allem zu Beginn der Behandlung folgende Nebenwirkungen auftreten:
Endokrine Störungen
Gelegentlich: Ödeme (meist mit Gewichtszunahme).
Selten: Veränderungen der Libido.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Gelegentlich: Gewichtsveränderung (meist Gewichtszunahme), Beeinträchtigung der Glukosetoleranz.
Nervensystem
Gelegentlich: Kopfschmerzen, Migräne.
Selten: depressive Verstimmungen.
Auge
Selten: Sehstörungen.
Ohr und Innenohr
Selten: Hörstörungen.
Gastrointestinale Störungen
Gelegentlich: Magenbeschwerden, Übelkeit.
Reproduktionssystem und Brust
Gelegentlich: Spannungsgefühl in den Brüsten.
Leber und Galle
Selten: asymptomatische Leberfunktionsstörungen.
Haut
Selten: Chloasma oder Melasma, Pigmentveränderungen.
Sonstige unerwünschte Wirkungen
Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen.
Untersuchungen
In seltenen Fällen können gewisse Gerinnungsparameter, wie Prothrombinzeit, partielle Thromboplastinzeit, Faktor VII, Faktor X, Antithrombin III und Plasminogen beeinflusst werden.
ÜberdosierungWegen der geringen akuten Toxizität der Wirkstoffe Ethinylestradiol und Norethisteronacetat ist auch bei versehentlicher einmaliger Einnahme eines Vielfachen der für die Therapie erforderlichen Dosierung nicht mit einem akuten Vergiftungsrisiko zu rechnen. Symptome, welche auftreten können sind: Übelkeit, Erbrechen, sowie bei jungen Mädchen geringfügige vaginale Blutungen. Gegebenenfalls ist eine symptomatische Behandlung angezeigt.
Bei einer chronischen Überdosierung ist mit einer Zunahme der unerwünschten Wirkungen und einer Erhöhung der unter «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» beschriebenen Risiken zu rechnen.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code: G03FA01
Dysfunktionelle Blutungen beruhen auf einem gestörten Ablauf der Ovarialfunktion, dessen Hauptkennzeichen das Fehlen des Eisprungs ist. Wenn durch eine zentral bedingte Störung der Follikel persistiert, wird kein Gelbkörper gebildet und die Progesteronproduktion bleibt daher aus. Unter dem alleinigen Einfluss von Östrogenen kommt es zur Hyperproliferation des Endometriums und später zu einer Dauerblutung aus der pathologisch proliferierten Schleimhaut.
Dieses Phänomen ist vor allem zu Beginn und gegen Ende der Phase der sexuellen Reife erkennbar (Blutungen bei jungen Mädchen und in der Prämenopause). Es kann dabei zu einem erheblichen Blutverlust kommen, zu ungünstigen Veränderungen des Blutbildes und zu einer Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes der betroffenen Frau (z.B. aufgrund einer Eisenmangelanämie).
Durch seinen intensiven Gestagen- und gleichzeitigen Östrogen-Effekt behebt Primosiston die Zyklusstörungen innerhalb weniger Tage. Das pathologisch veränderte Endometrium wird anschliessend mehr oder weniger vollständig transformiert und nach Abklingen der Wirkung des Präparates in Form einer menstruationsähnlichen Entzugsblutung abgestossen.
Vorverlegen der Menstruation
Durch frühzeitige Gabe von Primosiston wird die Ovulation unterdrückt. Nach dem Absetzen der Therapie kommt es zu einer menstruationsähnlichen Entzugsblutung. Der nächste Menstruationszyklus ist wieder biphasisch und unterscheidet sich in seiner Länge nicht von vorhergehenden Zyklen.
Hinausschieben der Menstruation
Das Ausbleiben der Gestagen- und Östrogenbildung im Corpus luteum etwa 14 Tage nach der Ovulation löst die Monatsblutung aus. Primosiston verhindert die Abstossung des Endometriums in Folge des Ausbleibens eines ovariellen Impulses. Die nächste Blutung tritt erst nach Absetzen der Therapie ein.
PharmakokinetikNorethisteronacetat wird nach oraler Einnahme rasch und vollständig resorbiert. Bereits während der Resorption und der ersten Leberpassage wird Norethisteronacetat zu Norethisteron, dem aktiven Wirkstoff, und Essigsäure hydrolysiert. Maximale Plasmaspiegel von Norethisteron werden innerhalb von etwa 2 Stunden nach der Einnahme erreicht. Die Konzentration nimmt danach biphasisch mit einer Halbwertzeit von 1–3 und etwa 10 Stunden ab. Diese Werte bleiben auch bei wiederholter Anwendung über mehrere Monate stabil. Die Plasmakonzentrationen sind individuell unterschiedlich, was auf die interindividuellen Unterschiede der hepatischen Clearance und der Konzentrationen eines spezifischen Bindungsproteins (SHBG) zurückzuführen ist. Etwa 35% von Norethisteron binden sich an SHBG und 61% an Albumin. Die ungebundene Fraktion von Norethisteron im Plasma macht daher 3–4% aus.
Nach Einnahme 1 Tablette Primosiston wird innerhalb von 1,5–3 Stunden eine Norethisteron-Plasmakonzentration von etwa 10 ng/ml erreicht.
Seit vielen Jahren wird berichtet, dass es in vivo zu einer Transformation von Norethisteron zu Ethinylestradiol kommt, deren Ausmass jedoch nicht quantitativ bestimmt wurde. Neue Untersuchungen haben bestätigt, dass Norethisteronacetat teilweise zu Ethinylestradiol metabolisiert wird. Pro 1 Milligramm oral verabreichtem Norethisteronacetat wird eine Ethinylestradiol-Menge gebildet, die einer oralen Dosis von etwa 6 µg beim Menschen entspricht.
Aufgrund der Stoffwechselprozesse bei der ersten Leberpassage beträgt die absolute Bioverfügbarkeit von Norethisteron etwa 60%. Es kann hierbei jedoch zu signifikanten Abweichungen kommen. Medikamente, die Leberenzyme induzieren, führen zu einer Abnahme der Bioverfügbarkeit.
Norethisteron passiert sowohl die Blut-Hirn-Schranke als auch die Plazentarschranke.
Norethisteron wird nicht in unveränderter Form ausgeschieden. Nach der Biotransformation treten vor allem am A-Ring reduzierte und hydroxylierte Metaboliten sowie deren Konjugate (Glucuronide und Sulfate) auf. Eine kleinere Fraktion sehr wasserlöslicher Metabolite wird recht langsam aus dem Plasma eliminiert (Halbwertszeit etwa 42–82 Stunden). Diese Fraktion reichert sich nach täglicher Einnahme von Norethisteron auf das 3-fache an. Die Ausscheidung der Metaboliten erfolgt über den Urin und die Fäzes in einem Verhältnis von 6:4. Der bei Weitem grösste Anteil wird mit einer Halbwertszeit von 1 Tag ausgeschieden.
Ethinylestradiol
EEwird nach oraler Einnahme rasch und vollständig resorbiert. Nach Einnahme von Primosiston sind maximale EE-Serumspiegel von etwa 20–25 pg/ml nach 1–2 Stunden zu erwarten. Danach fallen die EE-Serumspiegel in zwei Phasen mit einer Halbwertzeit von 1–2 Stunden und etwa 20 Stunden ab.
Aus analytischen Gründen können diese Parameter nur nach Verabreichung höherer Dosen berechnet werden. Für EEwurden ein apparentes Verteilungsvolumen von etwa 5 l/kg und eine metabolische Serumclearancerate von etwa 5 ml/min/kg bestimmt. EEwird stark, aber unspezifisch an Serumalbumin gebunden. Ein Anteil von etwa 2% der Serumspiegel liegt in ungebundener Form vor.
Da EEbereits während der Resorption und der ersten Leberpassage metabolisiert wird, kommt es zu einer geringeren absoluten und variablen oralen Bioverfügbarkeit. Die Substanz wird nicht in unveränderter Form ausgeschieden. Die Metaboliten von EEwerden über den Urin und die Galle in einem Verhältnis von 4:6 mit einer Halbwertszeit von etwa 1 Tag ausgeschieden.
Entsprechend der Halbwertszeit der terminalen Eliminationsphase aus dem Serum werden die Steady-State-Serumspiegel bei täglicher Einnahme nach 3–4 Tagen erreicht und sind um 30–40% höher als nach Einnahme einer Einmaldosis.
Die absolute Bioverfügbarkeit von EEunterliegt erheblichen interindividuellen Schwankungen. Nach oraler Einnahme ergab sich eine mittlere Bioverfügbarkeit von 40% oder 60% der verabreichten Dosis.
Die systemische Verfügbarkeit von EEkönnte durch andere Medikamente sowohl erhöht als auch vermindert werden. Es besteht jedoch keine Interaktion mit hohen Vitamin-C-Dosen. EEinduziert bei fortgesetzter Anwendung die Synthese von SHBG und CBG in der Leber. Das Ausmass der Induktion von SHBG hängt jedoch von der chemischen Struktur und der Dosis des gleichzeitig verabreichten Gestagens ab.
Kinetik in besonderen Situationen
Der Einfluss von Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen auf die pharmakokinetischen Eigenschaften der in Primosiston vorliegenden Wirkstoff-Kombination wurde bisher nicht unersucht, doch ist bekannt, dass der metabolische Abbau von Östrogenen und Gestagenen bei Leberfunktions-Störungen verlangsamt ist (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Präklinische DatenPrimosiston Tabletten enthalten die Wirkstoffe Norethisteronacetat und Ethinylestradiol. Da Norethisteronacetat in vivo zu Norethisteron metabolisiert wird, wurden zur toxikologischen Charakterisierung auch Daten aus Studien mit Norethisteron oder einem anderen hydrolysierbaren Ester, z.B. Norethisteronenantat, herangezogen.
In tierexperimentellen Untersuchungen zur systemischen Verträglichkeit von Ethinylestradiol und Norethisteron oder seiner Ester nach wiederholter Verabreichung fanden sich keine Ergebnisse, die Hinweise auf ein besonderes Risiko für Menschen, die Primosiston einnehmen, geben könnten. Generell muss jedoch berücksichtigt werden, dass Steroidsexualhormone das Wachstum hormonabhängiger Gewebe und Tumoren stimulieren können. Untersuchungen über die genotoxischen Wirkungen in vitro und in vivo ergaben keinen Hinweis auf ein mutagenes Potential der Wirkstoffe.
In reproduktionstoxikologischen Studien mit Norethisteronacetat sowie mit Norethisteronenantat fanden sich Zeichen für eine Maskulinisierung weiblicher Feten, wenn diese Substanzen in hohen Dosen zum Zeitpunkt der Entwicklung der äusseren Genitalien verabreicht wurden. Da epidemiologische Studien zeigen, dass dieser Effekt nach höheren Dosierungen auch beim Menschen von Bedeutung ist, muss darauf hingewiesen werden, dass Primosiston bei weiblichen Feten zu Zeichen einer Virilisierung führen kann, wenn es während des hormonempfindlichen Stadiums der somatischen sexuellen Differenzierung verabreicht wird (etwa ab dem 45. Tag der Schwangerschaft). Ausser diesen Beobachtungen ergaben sich aus den mit Norethisteronestern oder Ethinylestradiol durchgeführten Studien keine Hinweise auf teratogene Wirkungen.
Sonstige HinweiseGerinnungsparameter, wie Prothrombinzeit, partielle Thromboplastinzeit, Faktor VII, Faktor X, Antithrombin III und Plasminogen können beeinflusst werden.
Haltbarkeit
Arzneimittel sind sorgfältig aufzubewahren und vor Kindern zu sichern.
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15–25 °C) lagern.
Zulassungsnummer25507 (Swissmedic).
ZulassungsinhaberinBayer (Schweiz) AG, Zürich.
Stand der InformationNovember 2004.
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