AugentropfenSulfonamid zur lokalen Anwendung ZusammensetzungWirkstoff: Sulfacetamidum natricum 100 mg.
Hilfsstoffe: Conserv.: Thiomersalum 0,2 mg; Excipiens ad solutionem pro 1 ml.
Eigenschaften/WirkungenSulfacetamid hemmt als Antagonist der p-Amino-Benzoesäure (PAB) die Synthese der Folsäure in der Bakterienzelle, es wirkt darum bakteriostatisch. Sein antibakterielles Spektrum umfasst grampositive und gramnegative Bakterien und Kokken wie H. influenzae, Staphylokokken, alpha-hämolytische Streptokokken und S. pneumoniae, Proteus mirabilis, und Chlamydia trachomatis, E. coli und Enterobacter. Es ist unwirksam gegen Enterokokken, Serratia, Providencia und Pseudomonas.
Bei in-vitro Studien wurden folgende MHK-Werte ermittelt:
Sensible Keime (MHK <1,0-100 µg/ml)
Staph. aureus,
Streptococcus pneumoniae,
Streptococcus pyogenes,
Corynebacterium diphtheriae,
Haemophilus influenzae,
Neisseria gonorrhoeae und N. meningitidis.
Intermediär (100< MHK <350 µg/ml)
Proteus mirabilis.
Resistente Keime (MHK> 350 µg/ml)
Staphylococcus epidermidis,
Streptococcus viridans,
Serratia marcescens,
Pseudomonas aeruginosa,
Escherichia coli,
Klebsiella pneumoniae.
Sulfonamid-Resistenz ist verbreitet und kann bei über 20% der Bakterienstämme gefunden werden, einschliesslich bei Streptokokken und Neisseria meningitidis. Die Resistenzen können durch Mutation oder durch Plasmide erworben werden.
PharmakokinetikDa Sulfacetamid gut durch die Hornhaut penetriert, werden auch im Kammerwasser therapeutisch wirksame Konzentrationen erreicht, die nach der Applikation einige Stunden anhalten. Es muss mit einer systemischen Resorption von Sulfacetamid gerechnet werden, über deren Ausmass keine Daten vorliegen.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenLeichte, nicht purulente Infektionen durch grampositive und gramnegative Kokken im Bereich der Lider, Hornhaut und Bindehaut. Zur Tränenkanalspülung bei akuter und chronischer Dakryozystitis.
Dosierung/Anwendung1 Tropfen mehrmals täglich (5-6×) bis stündlich. Um die systemische Resorption möglichst gering zu halten, kann mittels Fingerdruck auf den Nasenflügel der Tränenkanalfluss für 1-2 Minuten blockiert werden.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamiden oder anderen Inhaltsstoffen.
Erythema exsudativum multiforme (auch in der Anamnese), pathologische Blutbildveränderungen mit Leukopenie, angeborener Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel der Erythrocyten, Hämoglobinanomalien (z.B. Hb Köln, Hb Zürich), schwere Nierenfunktionsstörungen, schwere Leberschäden oder Leberfunktionsstörungen (z.B. akute Hepatitis), akute Porphyrie.
Neugeborene und Kleinkinder.
Vorsichtsmassnahmen
Vorsicht geboten ist bei leichten Leber- und Nierenfunktionsstörungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Überempfindlichkeit gegen Sulfonylharnstoff-Antidiabetika und Diuretika auf Sulfonamid-Basis.
Bei der Einnahme von sulfonamidhaltigen Arzneimitteln kann es bei starker Licht/UV-Exposition zu Photosensibilisierungen kommen. Bei Auftreten von Halsentzündungen bzw. grippeartigen Symptomen unter der Therapie sind sofortige Blutbildkontrollen notwendig.
In sehr seltenen Fällen kommt es zu einer transienten Myopie, daher sollte für mindestens 30 Min. nach der Applikation auf das Lenken von Fahrzeugen und das Bedienen von Maschinen verzichtet werden.
Hinweis für Kontaktlinsenträger: Bei Augeninfektionen sollten grundsätzlich keine Kontaktlinsen getragen werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaftskategorie B, 3. Trimenon D.
Im Tierversuch mit oral verabreichten Sulfonamiden wurden Hämolyse bei Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenasenmangel, Kernikterus und Skelettdeformitäten festgestellt, es sind jedoch weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren oder stillenden Frauen im Zusammenhang mit Sulfacetamid verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament Schwangeren insbes. im 3. Trimenon (erhöhtes Risiko für Hyperbilirubinämie beim Neugeborenen u. insbes. beim Frühgeborenen), bzw. Stillenden nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko oder das Risiko für das Kleinkind übersteigt.
Unerwünschte WirkungenEs kann für kurze Zeit nach der Instillation ein leichtes, vorübergehendes Brennen und/oder verschwommenes Sehen auftreten. Selten allergische Reaktionen in Form von Lidrandekzemen. Bei der Behandlung mit Sulfonamiden können gelegentlich auftreten: gastrointestinale Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Diarrhoe, allergische Reaktionen, Purpurea, Photodermatosen, Erythema nodosum, Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, exfoliative Dermatitis, Arzneimittelfieber sowie Kopf- und Gelenkschmerzen. Selten: cholestatische Hepatose. In Einzelfällen wurde beobachtet: Blutbildveränderungen mit Thrombo- und Leukopenie, petechiale Hautblutungen, Agranulocytose, Eosinophilie, aplastische Anämie, fokale oder diffuse Lebernekrose, Kristallurie, systemischer Lupus erythematodes und Dermatomyositis, weisse Kornealplaque beim Syndrom des trockenen Auges. Zyanose aufgrund von Sulf- oder Methämoglobinämie kommt ausser beim angeborenen Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel der Erythrocyten oder bei Hämoglobinanomalien wie Hb Köln oder Hb Zürich nicht vor. Selten kommt es zu transitorischer Myopie.
Nach Applikation von Spersacet-Augentropfen kann es zu Geschmacksirritationen kommen.
InteraktionenEs lassen sich verschiedene Wechselwirkungen unterscheiden: Konkurrenzreaktionen im Zusammenhang mit der Plasmaeiweissbindung: Wirkungsverstärkung von Antikoagulanzien, oralen Antidiabetika der Sulfonylharnstoffgruppe, Diphenhydantoin, Methotrexat oder Thiopental; bzw. zur Wirkungsverstärkung des Sulfonamids durch Probenecid, Indometacin, Phenylbutazon, Salicylaten oder Sulfinpyrazon.
Bei gleichzeitiger Gabe von Antacida werden Sulfonamide schlechter resorbiert, mit Paraldehyd schneller metabolisiert.
Wirkungsschwächende Interferenz mit PAB bei purulenten Exsudaten, mit anästhetisch wirkenden PAB-Estern und mit Gentamicin.
ÜberdosierungBei ophthalmischer Anwendung sind keine Überdosierungserscheinungen bekannt geworden.
Bei Ingestion sind folgende Effekte möglich: Kristall-, Oligo-, Anurie, Nausea, Erbrechen, Diarrhoe, Kopfschmerzen und Schwindel. Je nach Schwere sollten folgende Massnahmen ergriffen werden: forcierte Magenentleerung, forcierte Diurese, evtl. Hämodialyse, Folsäuregabe, Blutbildkontrollen.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Sulfacetamid ist inkompatibel mit Silberverbindungen.
Haltbarkeit
Flasche nach Gebrauch sofort verschliessen. Nach Anbruch nicht länger als einen Monat verwenden. Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Stand der InformationMärz 1994.
RL88
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