Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenTreten Anzeichen einer Depression auf, ist Hygroton-Reserpin wegen Selbstmordgefahr sofort abzusetzen. Eine durch Reserpin ausgelöste Depression kann, vor allem bei höherer Dosierung, stark genug sein, um einen Selbstmord zu provozieren, und kann auch nach Absetzen des Medikaments noch mehrere Monate anhalten.
Mit Vorsicht ist Hygroton-Reserpin anzuwenden bei eingeschränkter Leberfunktion oder progresssiver Lebererkrankung, da durch Thiazid-Diuretika verursachte geringe Veränderungen des Wasser-Elektrolyt-Haushalts ein Leberkoma auslösen können; dies gilt vor allem bei Leberzirrhose.
Auch bei Nierenerkrankung ist Hygroton-Reserpin mit Vorsicht zu verwenden. Thiazide können unter diesen Umständen eine Azotämie auslösen; bei wiederholter Verabreichung können kumulative Effekte auftreten (siehe «Kontraindikationen»).
Bei Patienten mit koronarer oder zerebraler Arteriosklerose sollte Hygroton-Reserpin – wie alle Antihypertonika – mit Vorsicht verwendet werden. Wegen der möglicherweise verschlechterten Durchblutung sollte eine abrupte Blutdrucksenkung vermieden werden.
Die folgenden speziellen Vorsichtsmassnahmen gelten jeweils für einen der beiden Wirkstoffe und daher auch für Hygroton-Reserpin.
Chlortalidon
Die Behandlung mit Thiazid-Diuretika wurde mit Elektrolytstörungen wie Hypokaliämie, Hypomagnesiämie, Hyperkalzämie und Hyponatriäme in Zusammenhang gebracht. Hypokaliämie kann das Herz sensibilisieren und toxische Effekte von Digitalis auf das Herz verstärken.
Die durch Thiazid-Diuretika einschliesslich Hygroton induzierte Kaliurese ist dosisabhängig und von Patient zu Patient unterschiedlich stark ausgeprägt. Im Dosierungsbereich von 25–50 mg/d nimmt das Serumkalium um durchschnittlich 0,5 mmol/l ab. Zu Beginn einer Langzeitbehandlung und 3–4 Wochen danach sollte das Serumkalium kontrolliert werden. Anschliessend sind, wenn die Kaliumbilanz nicht durch zusätzliche Faktoren wie Erbrechen, Diarrhoe, veränderte Nierenfunktion usw. gestört wird, die Kontrollen alle 4–6 Monate zu wiederholen.
Falls notwendig, kann Chlortalidon mit oralen Kaliumsalzen oder mit einem kaliumsparenden Diuretikum, z.B. Triamteren kombiniert werden. Unter einer solchen Kombinationsbehandlung sollte der Kaliumspiegel im Serum überwacht werden. Treten bei Hypokaliämie klinische Anzeichen eines Kaliummangels auf, z. B. Muskelschwäche, Paresen oder EKG-Veränderungen, dann sollte Chlortalidon abgesetzt werden.
Bei Patienten, die ausserdem einen ACE-Hemmer erhalten, darf Chlortalidon nicht mit einem Kaliumsalz oder einem kaliumsparenden Diuretikum kombiniert werden.
Die Überwachung der Serumelektrolyte ist besonders angezeigt bei älteren Patienten, bei Patienten mit Aszites infolge Leberzirrhose oder mit Ödemen infolge nephrotischen Syndroms. Beim letztgenannten Zustand ist Chlortalidon nur unter strenger Überwachung und nur bei Patienten anzuwenden, die normokalämisch sind und keine Anzeichen eines Volumenmangels aufweisen.
Metabolische Effekte
Chlortalidon kann die Serumharnsäure erhöhen, doch Gichtanfälle wurden unter chronischer Behandlung nur selten beobachtet.
Obwohl die Glukosetoleranz ungünstig beeinflusst werden kann, kommt es unter der Behandlung nur sehr selten zu Diabetes mellitus.
Geringe und zum Teil reversible Erhöhungen der Plasmakonzentration von Gesamtcholesterin, Triglyzeriden oder LDL-Cholesterin wurden während Langzeitbehandlung mit Thiaziden und thiazidähnlichen Diuretika beobachtet. Die klinische Relevanz derartiger Befunde ist umstritten.
Bei manifestem Diabetes mellitus oder bei Patienten, die wegen einer Hypercholesterinämie (durch Diät allein oder in Kombination mit einem Medikament) behandelt werden, sollte Hygroton nicht an erster Stelle für die Langzeitbehandlung eingesetzt werden.
Sonstige Effekte
Substanzen, die eine Erhöhung der Plasmareninaktivität bewirken (Diuretika), verstärken die antihypertensive Wirkung von ACE-Hemmern. Deshalb wird empfohlen, das Diuretikum vor Beginn der Behandlung mit einem ACE-Hemmer für 2–3 Tage abzusetzen oder seine Dosierung zu verringern und/oder den ACE-Hemmer zunächst niedrig zu dosieren.
Reserpin
Da Reserpin die gastrointestinale Motilität und Sekretion erhöht, sollte es bei Patienten mit einem Ulcus pepticum in der Anamnese und bei Patienten mit erosiver Gastritis oder Gallensteinen vorsichtig angewendet werden. Auch bei Herzinsuffizienz, frischem Myokardinfarkt, Sinusbradykardie oder Überleitungsstörungen ist Vorsicht angezeigt.
Reserpin muss mindestens 7 Tage vor einer Elektroschocktherapie abgesetzt werden. (Mögliche Interaktionen mit zentralwirksamen Medikamenten: siehe «Interaktionen».)
Auch wenn Reserpin vor einem chirurgischen Eingriff abgesetzt wird, besteht keine Sicherheit, dass es nicht zu einer Kreislaufinstabilität kommt. Für den Anästhesisten ist es wichtig zu wissen, dass der Patient das Medikament einnimmt, um diesem Umstand in der Gesamtbetreuung des Patienten Rechnung tragen zu können, da es bei Patienten, die mit einem Rauwolfiapräparat behandelt wurden, zu einem Blutdruckabfall kam. Anticholinergika und Sympathomimetika (z.B. Metaraminol, Noradrenalin) wurden eingesetzt, um unerwünschte vagale Kreislaufeffekte zu behandeln.
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