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Fachinformation zu Isoptin® Ampullen:Abbott AG
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AMZV

Zusammensetzung

Wirkstoff: Verapamili hydrochloridum.
Hilfsstoffe: Natrii chloridum, Aqua.

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit

Injektionslösung: Verapamili hydrochloridum 2,5 mg/ml corresp. 5 mg/2 ml.
Infusionslösungskonzentrat: Verapamili hydrochloridum 2,5 mg/ml corresp. 50 mg/20 ml.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Tachykarde Rhythmusstörungen wie paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie, Vorhofflimmern/Vorhofflattern mit hoher Kammerfrequenz (ausser bei WPW-Syndrom, siehe unter «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»), Extrasystolie.
Zur Prophylaxe bzw. Therapie von ektopischen Rhythmusstörungen (vorrangig ventrikulären Extrasystolen), soweit sie durch Myokardischämie bedingt sind.
Hypertone Krisen.
Akute Koronarinsuffizienz (Koronarspasmen).

Dosierung/Anwendung

Die Injektion soll stets langsam intravenös (ca. 2 Minuten) unter Beobachtung des Patienten, möglichst unter EKG- und Blutdruckkontrolle, erfolgen.
Erwachsene: 5 mg (1 Ampulle) bei tachykarden Rhythmusstörungen und hypertonen Krisen, gegebenenfalls nach 5–10 Min. weitere 5 mg injizieren.
Tropfinfusion zur Aufrechterhaltung des therapeutischen Effektes 5–10 mg/Std. in physiologischer NaCl-, Glukose- oder ähnlichen Lösungen (pH 6,5), im Durchschnitt bis zu einer Gesamtdosis von 100 mg/Tag.
Neugeborene: 0,75–1 mg (= 0,3–0,4 ml); Säuglinge: 0,75–2 mg (= 0,3–0,8 ml). Bei Anzeichen einer tachykardiebedingten Herzinsuffizienz (energetische Erschöpfung des Myokards) ist vor der intravenösen Gabe von Isoptin eine Digitalisierung erforderlich.
Kinder von 1–5 Jahren: 2–3 mg (= 0,8–1,2 ml); von 6–14 Jahren: 2,5–5 mg (= 1–2 ml), je nach Alter und Wirkung.
Intravenöse Infusion bei hypertonen Krisen: Mit 0,05–0,1 mg/kg/Std. beginnen und bei ungenügender Wirkung diese Dosis in Abständen von 30–60 Min. auf das Doppelte bis Mehrfache steigern (durchschnittliche Gesamtdosis 1,5 mg/kg/Tag).

Kontraindikationen

Bei manifester Herzinsuffizienz, Herz-Kreislauf-Schock, kompliziertem frischem Herzinfarkt (Bradykardie, Hypotonie, Linksinsuffizienz), schweren Erregungsleitungsstörungen (sinuatrialem Block, AV-Block II. und III. Grades) und Sinusknotensyndrom (Bradykardie-Tachykardie-Syndrom) darf dieses Präparat nicht angewendet werden.
Bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Verapamil oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Vorsicht ist geboten bei AV-Block I. Grades, Bradykardie (<50 Schläge/Min.), Hypotonie (RR <90 mmHg syst.) und bei ventrikulären Tachykardien. [Bei ventrikulären Tachykardien mit breitem QRS-Komplex (≥0,12 sec), die nicht selten als supraventrikuläre Tachykardien fehlgedeutet werden, kann Isoptin zur hämodynamischen Verschlechterung bzw. zu einer weiteren, kritischen Frequenzbeschleunigung führen.] Keine gleichzeitige intravenöse Gabe von Betablockern.
Bei akuter Koronarinsuffizienz soll die parenterale Anwendung nur unter sorgfältiger Indikationsstellung (Ausschluss eines Myokardinfarktes) und strenger Überwachung des Patienten erfolgen.
Bei Vorhofflimmern/Vorhofflattern und gleichzeitigem Vorliegen eines Präexzitationssyndroms, z.B. WPW-Syndrom, besteht das Risiko, eine Kammertachykardie auszulösen.

Interaktionen

In vitro Studien zeigen, dass Verpamilhydrochlorid durch die Cytochrom P-450-Isoenzyme CYP3A4, CYP1A2, CYP2C8, CYP2C9 und CYP2C18 metabolisiert wird. Ve­rapamilhydrochlorid ist ein Inhibitor der CYP3A4 Enzyme und des P-Glykoproteins (Pgp).
Klinisch signifikante Interaktionen, die zu einer Erhöhung der Plasmaspiegel von Verapamil führten, wurden mit Inhibitoren von CYP3A4 beobachtet. Induktoren von CYP3A4 hingegen verursachten eine Erniedrigung der Plasmaspiegel von Verapamil. Deshalb sollten Patienten auf Arzneimittelwechselwirkungen beobachtet werden.

Begleitmedikation – Mögliche Auswirkung auf Verapamil oder Begleitmedikation
Prazosin (in der Schweiz nicht im Handel): Anstieg (~40%) der Prazosin Cohne Wirkung auf Halbwertszeit, Verstärkung des blutdrucksenkenden Effekts.
Terazosin: Anstieg AUC (~24%) und C(~25%) von Terazosin, Verstärkung des blutdrucksenkenden Effekts.

Antiarrhythmika
Flecainid: Minimaler Effekt auf Plasmaclearance von Flecainid (<~10%); kein Effekt auf Plasmaclearance von Ve­rapamil.
Chinidin: Erniedrigung der oralen Chinidin Clearance (~35%).
Verstärkter Blutdruckabfall ist möglich, bei Patienten mit hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie kann das Auftreten eines Lungenödems möglich sein.
Antiarrhythmika, Betarezeptorenblocker (z.B. Propanalol, Metoprolol), Inhalationsanästhetika: Gegenseitige Verstärkung der kardiovaskulären Wirkungen, höhergradige AV-Blockierung, höhergradige Senkung der Herzfrequenz, Auftreten einer Herzinsuffizienz, verstärkte Blutdrucksenkung.

Antiasthmatika
Theophyllin: Reduktion der oralen und systemischen CL um ~20% (geringere Reduktion der CL bei Rauchern [11%]).

Antiepileptika
Carbamazepin: Anstieg der Carbamazepin AUC (~46%) in Patienten mit refraktärer partieller Epilepsie.
Erhöhte Carbamazepinspiegel können zu Carbamazepinnebenwirkungen wie Diplopie, Kopfschmerzen, Ataxie oder Schwindel führen.
Phenytoin: Blutdrucksenkende Wirkung kann reduziert sein.

Antidepressiva
Imipramin: Anstieg der Imipramin AUC (~15%) (kein Effekt auf Spiegel des aktiven Metaboliten Desipramin).

Antidiabetika
Glyburid (in der Schweiz nicht im Handel): Anstieg der Glyburid C(~28%) und der AUC (~26%).

Antiinfektiva
Clarithromycin: Möglicher Anstieg der Verapamil Spiegel.
Erythromycin: Möglicher Anstieg der Verapamil Spiegel.
Rifampin: Senkung der Verapamil AUC (~97%), C(~94%) und oralen Bioverfügbarkeit (~92%).
Rifampicin, Telithromycin: Blutdrucksenkende Wirkung kann reduziert sein.
Möglicher Anstieg der Verapamil Spiegel.

Antineoplastika
Doxorubicin: Bei gleichzeitiger Verabreichung von Verapamil oral und Doxorubicin kam es bei Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom zu einem Anstieg der Halbwertszeit und Cvon Doxorubicin (ca. 89% bzw. 61%). Bei Patienten mit fortgeschrittenen Neoplasmen beeinflusste intravenös verabreichtes Verapamil die Pharmakokinetik von Doxorubicin nicht.

Barbiturate
Phenobarbital: Anstieg der oralen Verapamil Clearance (~5fach).

Benzodiazepine und andere Anxiolytika
Buspiron: Anstieg der Buspiron AUC, Cum das ~3,4fache.
Midazolam: Anstieg der Midazolam AUC (~3fach) und C(~2fach).

Betablocker
Metoprolol: Anstieg der Metoprolol AUC (~32,5%) und C(~41%) in Patienten mit Angina pectoris.
Propranolol: Anstieg der Propanolol AUC (~65%) und C(~94%) in Patienten mit Angina pectoris.

Herzglykoside
Digitoxin: Erniedrigung der Gesamtclearance (~27%) und der extrarenalen Clearance (~29%) von Digitoxin.
Digoxin: Gesunde Probanden: Anstieg der Cvon Digoxin um ~45–53%, der Cum ~42% und der AUC um ~52%.

Immunsuppressiva
Cyclosporin: Anstieg der Cyclosporin AUC, C, Cum ~45%.
Everolimus: Anstieg der Everolimus Spiegel (C2,3fach, AUC 3,5fach).
Sirolimus: Möglicher Anstieg der Sirolimus Spiegel.
Tacrolimus: Möglicher Anstieg der Tacrolimus Spiegel.

Lipidsenker
Atorvastatin: Möglicher Anstieg der Atorvastatin Spiegel, Anstieg der Verapamil AUC um ~42,8%.
Lovastatin (in der Schweiz nicht im Handel): Möglicher Anstieg der Lovastatin Spiegel.
HMG CoA Reduktase Hemmer (Statine): Anstieg der Simvastatin AUC (~2,6fach), C(~4,6fach).
Die Behandlung mit HMG Co-A Reduktase-Inhibitoren (z.B. Simvastatin/Atorvastatin/Lovastatin) bei Patienten die bereits Verapamil einnehmen, sollte mit der geringsten möglichen Dosierung begonnen und auftitriert werden. Wenn Verapamil einem Patienten verabreicht werden soll, welcher bereits einen HMG Co-A Reduktase-Inhibitor einnimmt, sollte eine Reduktion der Statindosis in Betracht gezogen und gegen die Serumcholesterinkonzentration erneut eingestellt werden.
Fluvastatin, Pravastatin und Rosuvastatin werden nicht durch CYP3A4 metabolisiert und Interaktionen mit Verapamil sind deshalb weniger wahrscheinlich.

Serotonin Rezeptor Agonisten
Almotriptan: Anstieg der Almotriptan AUC (~20%), Anstieg der C(~24%).

Urikosurika
Sulfinpyrazon: Anstieg der oralen Clearance von Verapamil (~3fach), Erniedrigung der Bioverfügbarkeit (~60%).
Die blutdrucksenkende Wirkung kann reduziert sein.

Andere
Grapefruitsaft: Anstieg der R-(~49%) und S-(~37%) Vera­pamil AUC; Anstieg der R-(~75%) und S-(~51%) Verapamil C; (Eliminationshalbwertszeit und renale Clearance nicht beeinträchtigt).
Während der Anwendung von Isoptin sollten grapefruithaltige Speisen oder Getränke gemieden werden. Grapefruit kann den Plasmaspiegel von Verapamilhydrochlorid erhöhen durch Hemmung des First-Pass-Effektes.
Johanniskraut: Reduktion der R-(~78%) und S-(~80%) Verapamil AUC mit korrespondierender Reduktion in C.
Lithium: Wirkungsabschwächung von Lithium, Erhöhung der Neurotoxizität.
Colchizin: Colchizin ist ein Substrat für CYP3A und für den Effluxtransporter P-Glykoprotein (Pgp). Verapamil hemmt CYP3A und Pgp. Bei gleichzeitiger Verabreichung von Verapamil und Colchizin kann die Hemmung von Pgp und/oder CYP3A durch Verapamil zu einer erhöhten Exposition von Colchizin führen. Die gleichzeitige Verabreichung von Verapamil und Colchizin wird nicht empfohlen.

Andere Arzneimittelwechselwirkungen und zusätzliche Informationen
Antihypertensiva, Diuretika, Vasodilatatoren: Verstärkung des antihypertensiven Effekts.
HIV Antivirale Substanzen: Aufgrund des metabolisch inhibitorischen Potentials einiger HIV antiviralen Substanzen, wie Ritonavir, können die Plasmaspiegel von Verapamil erhöht sein. Vorsicht ist geboten oder die Dosis von Vera­pamil sollte reduziert werden.
Muskelrelaxanzien: Mögliche Wirkungsverstärkung durch Verapamilhydrochlorid.
Acetylsalicylsäure: Verstärkte Blutungsneigung.
Cimetidin: Nach intravenöser Verapamil Verabreichung reduziert Cimetidin die Verapamil Clearance.
Ethanol (Alkohol): Verzögerung des Ethanolabbaus und Erhöhung der Ethanolplasmaspiegel, somit Verstärkung der Alkoholwirkung durch Verapamilhydrochlorid.
Die intravenöse Gabe von Betarezeptorenblockern sollte während der Behandlung mit Isoptin unterbleiben (Ausnahme: Intensivmedizin).

Schwangerschaft/Stillzeit

Es gibt keine hinreichenden Daten zur Anwendung bei Schwangeren.
Verapamil ist plazentagängig. Die Plasmakonzentration im Nabelvenenblut beträgt 20–92% der Plasmakonzentration des mütterlichen Blutes.
Im Tier wurden keine teratogenen Effekte gefunden. Embryotoxizität trat hingegen in der Ratte unter maternotoxischer Exposition auf.
Verapamil geht in geringen Mengen in die Muttermilch über (Milchkonzentration ca. 23% der mütterlichen Plasmakonzentration).
In der Schwangerschaft und Stillzeit darf Verapamil nicht intravenös verabreicht werden. Bei zwingender Indikation in der Stillzeit muss für die Dauer der Behandlung das Stillen unterbrochen werden (siehe auch «Präklinische Daten»).

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemässem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird.
Dies gilt in verstärktem Masse im Zusammenwirken mit Alkohol.

Unerwünschte Wirkungen

Gelegentlich treten allergische Reaktionen wie Erythem, Pruritus, Urtikaria, makulopapulöse Exantheme und Erythromelalgie auf.
Einige Einzelbeobachtungen von angioneurotischem Ödem und Stevens-Johnson-Syndrom liegen vor.
Bei Patienten mit chronisch obstruktiver Pneumopathie kann unter der Behandlung mit Calcium-Antagonisten in seltenen Fällen ein akuter Bronchospasmus oder eine akute Zunahme einer vorbestehenden pulmonal-arteriellen Hypertonie auftreten.

Endokrine Störungen
Relevante Verminderungen der Glukosetoleranz sind selten.

Störungen des Nervensystems
Gelegentlich kommt es zu Kopfschmerzen, Nervosität, Schwindel, bzw. Benommenheit, Müdigkeit, Missempfindungen wie Kribbeln, Taubsein (Parästesien, Neuropathie) und Zittern (Tremor), Flush, Hautrötung und Wärmegefühl.
In Einzelfällen kann es zu extrapyramidalen Symptomen (Parkinson-Syndrom, Choreoathetose, dystone Syn­drome) kommen, die sich nach bisherigen Erfahrungen nach Absetzen des Arzneimittels zurückbilden.

Funktionsstörungen des Ohrs
Selten kann es zu Ohrensausen (Tinnitus) kommen.
Vertigo.

Funktionsstörungen des Herzens
Verschiedene Herz-Kreislaufeffekte dieses Arzneimittels können gelegentlich, insbesondere bei höherer Dosierung oder entsprechender Vorschädigung, über das therapeutisch erwünschte Mass hinausgehen:
Bradykarde Rhythmusstörungen (Sinusbradykardie, Sinusstillstand mit Asystolie, AV-Block II. und III. Grades oder Bradyarrhythmie bei Vorhofflimmern), Hypotonie, Entwicklung oder Verstärkung einer Herzinsuffizienz.
Aufgrund lokaler arteriolärer Dilatation können periphere Ödeme auftreten.
Bei Patienten mit Herzschrittmacher kann eine Erhöhung der Pacing- und Sensingschwelle unter Verapamil nicht ausgeschlossen sein.
Gelegentlich kommt es zu orthostatischen Regulationsstörungen.
In seltenen Fällen sind unter der Therapie mit Verapamilhydrochlorid auch Symptome wie Herzklopfen (Palpitationen) und erhöhte Herzschlagfolge (Tachykardie) beschrieben worden.

Gastrointestinale Störungen
Häufig treten aufgrund verzögerter Darmpassage Übelkeit (selten Erbrechen), Völlegefühl oder Obstipation, in Einzelfällen bis zum Ileus, auf.
Bauchbeschwerden, Bauchschmerzen.

Funktionsstörungen der Leber und der Galle
Ferner ist über eine reversible Erhöhung der Transaminasen und/oder der alkalischen Phosphatase, wahrscheinlich als Ausdruck einer allergischen Hepatitis, berichtet worden.

Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautgewebes
Sehr selten treten Fälle von punkt- oder fleckförmigen Haut- bzw. Schleimhautblutungen (Purpura) auf. Einzelfälle von sonnenbrandähnlichen Hautreaktionen (Photodermatitis) wurden berichtet.
Äusserst selten kann es unter längerer Behandlung zu Gingivahyperplasie kommen, die sich nach Absetzen zurückbildet.

Funktionsstörungen des Muskelskelettsystems
Sehr selten können Myalgien, Muskelschwäche bzw. Arthralgien auftreten.
Einige Einzelbeobachtungen über eine Verschlimmerung einer Myasthenia gravis, eines Lambert-Eaton-Syndroms und einer fortgeschrittenen Duchenne-Muskeldystrophie liegen vor.

Funktionsstörungen des Reproduktionssystems und der Brust
Bei älteren Patienten wurde in sehr seltenen Fällen unter Langzeitbehandlung eine Gynäkomastie beobachtet, die nach Absetzen des Arzneimittels reversibel ist. Erhöhungen der Prolaktinspiegel sowie Einzelfälle von Milchfluss (Galaktorrhö) wurden beschrieben.
Selten wurde über Impotenz berichtet.
Im Rahmen der Postmarketingüberwachung wurde im Zusammenhang mit der gleichzeitigen Verabreichung von Verapamil und Colchizin über einen Einzelfall von Paralyse (Tetraparese) berichtet. Dies könnte durch ein Überwinden der Blut-Hirn-Schranke von Colchizin bedingt sein als Folge einer Hemmung von CYP3A und Pgp durch Verapamil. Die gleichzeitige Verabreichung von Verapamil und Colchizin wird nicht empfohlen.

Überdosierung

Folgende Symptome stehen im Vordergrund: Blutdruckabfall, zum Teil auf nicht messbare Werte, Schocksymptomatik, Bewusstlosigkeit; AV-Block I und II, häufig als Wenckebach-Periodik mit oder ohne Ersatzrhythmen; kompletter AV-Block mit totaler AV-Dissoziation, Ersatzrhythmus, Asystolie; Sinusbradykardie, Sinusstillstand. Todesfälle sind als Resultat von Überdosierungen aufgetreten.
Gegenmassnahmen: Übliche intensivmedizinische Wiederbelebungsmassnahmen, wie extrathorakale Herzmassage, Beatmung, Defibrillation bzw. Schrittmachertherapie.
Spezifische Massnahmen: Beseitigung von kardiodepressorischen Effekten, Hypotonie und Bradykardie.
Als spezifisches Antidot gilt Calcium, z.B. 10–20 ml einer 10%igen Calciumgluconatlösung intravenös (2,25 bis 4,5 mmol), erforderlichenfalls wiederholt oder als Dauertropfinfusion (z.B. 5 mmol/Stunde).
Als zusätzliche Massnahmen können erforderlich sein: Bei AV-Block II. und III. Grades, Sinusbradykardie, Asystolie: Atropin, Isoprenalin, Orciprenalin oder Schrittmachertherapie.
Bei Hypotonie: Dopamin, Dobutamin, Noradrenalin.
Bei Zeichen weiterbestehender myokardialer Insuffizienz: Dopamin, Dobutamin, gegebenenfalls erneut Calciuminjektion, evt. Amrinon, in Kombination mit Isoprenalin.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code: C08DA01
Der Calcium-Antagonist Verapamil hemmt den transmembranären Einstrom von Calciumionen in die Herz- und Gefässmuskelzelle. Er senkt den myokardialen Sauerstoffbedarf direkt durch Eingriff in die energieverbrauchenden Stoffwechselprozesse der Herzmuskelzelle und indirekt durch Senkung des Afterloads.
Durch den calciumantagonistischen Effekt an der glatten Gefässmuskulatur der Koronarien kommt es zur Steigerung der Myokarddurchblutung, auch in post-stenotischen Gebieten, und zur Lösung von Koronarspasmen.
Der calciumantagonistische myokardprotektive Effekt von Verapamil wirkt einer Verarmung des Myokards an energiereichen Phosphaten und den daraus resultierenden funktionellen und strukturellen Schädigungen (Zellnekrosen) entgegen.
Verapamil besitzt besonders bei supraventrikulären Herzrhythmusstörungen eine ausgeprägte antiarrhythmische Wirkung. Es verzögert die Erregungsüberleitung im AV-Knoten. Dadurch wird je nach Art der Rhythmusstörung der Sinusrhythmus wieder hergestellt und/oder die Kammerfrequenz normalisiert.
Durch die Tonusminderung der glatten Gefässmuskulatur werden erhöhte Blutdruckwerte gesenkt und Koronarspasmen verhindert.

Pharmakokinetik

Bei Patienten mit Angina pectoris bzw. mit Vorhofflimmern wurde nach Einmalgabe eine gegenüber gesunden Probanden erhöhte Bioverfügbarkeit (35% bzw. 24%) beobachtet.
Bei Mehrfachapplikation erhöht sich die Bioverfügbarkeit auf das 1,5- bis 2fache. Diese Zunahme der Verfügbarkeit lässt sich mit einer partiellen Sättigung hepatischer Enzymsysteme erklären. Vermutet wird auch ein vorüberge­hender Anstieg der Leberdurchblutung nach akuter Gabe von Verapamil. In einzelnen Studien wurde unter Mehrfachapplikation eine Verlängerung der Eliminations-Halbwertszeit beschrieben.

Distribution
Das Verteilungsvolumen (V) nach intravenöser Applikation beträgt im Mittel 6 l/kg KG.
Die Plasmaproteinbindung beträgt ca. 90%.
Plazentargängigkeit: Verapamil passiert die Plazenta: die Konzentration im Plasma des Nabelvenenblutes lag zwischen 20 und 92% der Plasmakonzentration der Mutter.
Übergang in die Muttermilch: Obwohl Verapamil in die Muttermilch übergeht, sind bei Anwendung therapeutischer Dosen die Konzentrationen so gering, dass beim Säugling keine nennenswerte pharmakologische Wirkung zu erwarten ist.
Eine Korrelation zwischen therapeutischem Effekt und Plasmakonzentration wurde bei der koronaren Herzerkrankung und der Hypertonie nicht übereinstimmend gefunden, nur bezüglich der Beeinflussung der PQ-Zeit besteht eine eindeutige Korrelation zum Plasmaspiegel.

Metabolismus
Verapamil wird fast vollständig metabolisiert. Zu den Hauptmetaboliten der 12 identifizierten Stoffwechselprodukte gehören das primäre und sekundäre Amin sowie das Norverapamil.
In tierexperimentellen Untersuchungen zeigte nur das Norverapamil eine nennenswerte pharmakologische Wirkung, während die übrigen Metaboliten weitgehend unwirksam waren.
Verapamil unterliegt bei oraler Applikation einem ausgeprägten First-pass-Metabolismus, der fast ausschliesslich in der Leber stattfindet.

Elimination
Verapamil und seine Metaboliten werden vorwiegend über die Niere eliminiert, davon nur insgesamt 3–4% als unveränderte Substanz. Innerhalb von 24 Stunden werden 50%, in 48 Stunden 55–60% und innerhalb von 5 Tagen 70% der applizierten Dosis renal eliminiert. Mit den Fäzes werden bis zu 16% ausgeschieden.
Für die Elimination des unveränderten Verapamils aus dem Plasma wurden nach intravenöser und oraler Gabe Halbwertzeiten zwischen 3 und 7 Stunden bestimmt.

Kinetik spezieller Patientengruppen
Bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz wurden gegenüber Gesunden keine Veränderungen der kinetischen Parameter beobachtet.
Bei Patienten mit Leberzirrhose wird im Vergleich zu Lebergesunden eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit von Verapamil sowie eine verzögerte Elimination beobachtet.

Präklinische Daten

Bei oraler Applikation von Verapamil an Kaninchen in Dosen von 5 und 15 mg/kg KG sowie an Ratten in Dosen von 15–60 mg/kg KG wurden keine Hinweise auf eine substanzabhängige teratogene Wirkung gefunden; bei Ratten wurde nur nach einer im maternaltoxischen Bereich liegenden Tagesdosis von insgesamt 60 mg/kg KG ein embryotoxischer Effekt (eine über der Norm liegende Resorptionsrate) beobachtet.

Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
In-vitro- und in-vivo-Untersuchungen erbrachten keine Hinweise auf mutagene Wirkungen von Verapamil.
Eine Langzeitstudie an der Ratte ergab keinen Hinweis auf ein tumorerzeugendes Potential von Verapamil.

Sonstige Hinweise

Diese Injektionslösung ist inkompatibel mit alkalischen Lösungen (z.B. Bikarbonat), da es zur Ausfällung der Verapamil-Base kommen kann.

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise
Lagerung und Aufbewahrung erfolgen bei Raumtemperatur (15–25 °C).

Zulassungsnummer

30485 (Swissmedic).

Zulassungsinhaberin

Abbott AG, 6341 Baar.

Stand der Information

November 2009.

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