Eigenschaften/WirkungenATC-Code: J01GB03
Wirkungsmechanismus
Gentamicin beeinflusst bei empfindlichen Bakterien das Wachstum durch Hemmung der Protein-Synthese. Die Wirkung gegen pathogene gramnegative und grampositive Bakterien ist bakterizid und beruht auf der Bindung des Antibiotikums an die 30-S-Untereinheiten der Bakterien-Ribosome.
Gentamicin wirkt gegen ein breites Spektrum pathogener gramnegativer und grampositiver Bakterien, darunter Escherichia coli, Proteus-Arten (indol-positive und indol-negative), darunter Proteus mirabilis, P. morganii und P. vulgaris, Providencia-Arten, darunter Providencia rettgeri, Pseudomonas aeruginosa, Arten der Klebsiella-Enterobacter-Serratia-Gruppe, Citrobacter-Arten, Staphylococcus-Arten (koagulase-positive und koagulase-negative), Neisseria gonorrhoeae, Salmonellen und Shigellen.
Bei Empfindlichkeitsmessungen mit Hilfe von Testblättchen (beschickt mit 10 µg Gentamicin) ergeben Hemmhöfe von ≥15 mm das Resultat «sensibel», von 13–14 mm «mässig sensibel» und von ≤12 mm «resistent» (Methode Bauer-Kirby).
In untenstehender Tabelle sind die Keime, geordnet nach ihrer Empfindlichkeit gegenüber Gentamicin aufgeführt.
Keime MHK50 MHK90 Empfindlich
µg/ml µg/ml %
Staphylococcus
(Koagulase-negativ) 50 100 18
Enterobacter sp. 0,4 0,8 100
Serratia 0,8 3,12 100
Klebsiella sp. 0,8 3,12 95
Proteus mirabilis 3,12 6,25 70
Escherichia coli 0,8 3,12 94
Pseudomonas aeruginosa 0,8 12,5 79
Staphylococcus 0,2 25 78
Proteus (Indol-pos.) 1,56 100 71
Die folgenden Bakterien sind gewöhnlich gegen Aminoglykoside resistent: Meningokokken, Streptococcus pneumoniae, die meisten Streptokokken-Arten, insbesondere der Gruppe D, Mycoplasmen, Clamydien und Anaerobier wie Bacteroides sp. oder Clostridum sp.
In-vitro-Studien haben gezeigt, dass ein Aminoglykosid in Kombination mit einem Antibiotikum, das in die Zellwandsynthese eingreift, synergistisch gegen bestimmte Streptokokkenstämme der Gruppe D wirken kann. Die Kombination von Gentamicin und Penicillin G hat einen synergistischen bakteriziden Effekt gegen praktisch alle Streptococcus faecalis-Stämme und deren Varietäten (S. faecalis var. liquifaciens, S. faecalis var. zymogenes), S. faecium und S. durans. Eine verstärkte bakterizide Wirkung gegen viele dieser Stämme konnte in vitro auch für Kombinationen von Gentamicin und Ampicillin, Carbenicillin, Nafcillin oder Oxacillin gezeigt werden.
Die Kombination von Gentamicin und Carbenicillin wirkt synergistisch gegen viele Pseudomonas aeruginosa-Stämme. In vitro konnte eine synergistische Wirkung gegen andere gramnegative Organismen für Kombinationen von Gentamicin mit Cephalosporinen gezeigt werden.
Resistenzen: Die Bakterien-Resistenz gegen Gentamicin entwickelt sich langsam und schrittweise; es sind keine One-Step-Mutationen zu hoher Resistenz beobachtet worden.
Kreuzresistenz mit anderen Aminoglykosid-Antibiotika ist häufig. Aus diesem Grunde, und weil die Resistenz der gramnegativen Erreger von Spital zu Spital erheblich variieren kann, empfiehlt es sich dringend, vor Therapiebeginn ein Antibiogramm anzufertigen.
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