InteraktionenAmiodaron wird hauptsächlich über das Cytochrom P450 und insbesondere das CYP3A4 metabolisiert. Folglich können Arzneimittel, die durch das gleiche Enzym metabolisiert werden, oder Arzneimittel, die dessen Aktivität verändern, die Pharmakokinetik von Amiodaron beeinflussen. Aufgrund seiner hemmenden Wirkung auf das CYP3A4 kann Amiodaron umgekehrt die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel beeinflussen, die über das CYP3A4 metabolisiert werden. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, bei der gleichzeitigen Verabreichung von Amiodaron und einem über das CYP3A4 metabolisierten Arzneimittel auf die potenzielle Entwicklung toxischer Arzneimittelwirkungen zu achten.
Pharmakodynamische Interaktionen
Arzneimittel, die zu Torsades de pointes führen oder das QT-Intervall verlängern
Arzneimittel, die zu Torsades de pointes führen
Kombinationen, welche kontraindiziert sind: Allgemein ist die gleichzeitige Verabreichung von Amiodaron mit einem der folgenden Arzneimittel nur in Abhängigkeit der Pharmakokinetik beider Arzneimittel sowie unter strikter Beachtung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses der Kombination in Betracht zu ziehen.
Auf Grund des erhöhten Risikos des Auftretens von ventrikulären Arrhythmien und insbesondere von Torsades de pointes:
·Antiarrhythmischen Substanzen: Gruppe IA: Chinidin, Procainamid, Disopyramid; Gruppe IC: Flecainid; Gruppe III: Sotalol, Ibutilid
·Psychotrope Substanzen: Haloperidol, Thioridazin, Quetiapin, Risperidon, Sulpirid
·Antidepressiva: Chlorpromazin, Venlafaxin
·Antihistaminika: Cimetidin
·Antibiotika: Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin, Spiramycin, Pentamidin
·Gyrasehemmer: Levofloxacin, Moxifloxacin
·Vasopressive Amine: Dobutamin, Epinephrin, Isoproterenol, Norepinephrin
·Antiemetika: Domperidon, Ondansetron
·Abschwellende Mittel: Ephedrin, Pseudoephedrin, Phenylephrin, Phenylpropanolamin
·Sympathikomimetika/Bronchodilatatoren: Salmeterol, Albuterol, Terbutalin
·Diverse: Amantadin, Chloralhydrat, Cisaprid, Felbamat, Foscarnet, Indapamid, Isradipin
·Lithium, Methadon, Midodrin, Nicardipin, Octreotid, Pentamidin, Phentermin, Sibutramin, Tacrolimus, Tamoxifen, Tizanidin
QT-verlängernde Arzneimittel
Die gleichzeitige Verabreichung von Amiodaron und Arzneimitteln mit bekannter QT-Intervall-verlängernder Wirkung darf nur unter sorgfältiger Prüfung der potenziellen Risiken und des Nutzens für den einzelnen Patienten erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass das Risiko für Torsades de pointes steigen kann. Die Patienten müssen auf eine QT-Verlängerung hin überwacht werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Fluorochinolone sind bei Patienten, die mit Amiodaron behandelt werden, zu vermeiden.
Arzneimittel, die die Herzfrequenz senken oder zu einer Störung des Automatismus oder der Reizleitung führen
Kombinationen, bei denen Vorsichtsmassnahmen erforderlich sind:
·HIV-Protease-Inhibitor wie zum Beispiel: Amprenavir, Indinavir, Ritonavir
·Halofantrin
·Rifampicin
·Bradykardisierend wirkende Arzneimittel: Betablocker, Diltiazem, Verapamil, Clonidin, Digitalisglykoside
Von der gleichzeitigen Verwendung von Amiodaron mit folgenden Substanzen ist abzuraten: Betablocker, Kalziumkanalblocker, die eine Senkung des Herzrhythmus erlauben (Verapamil, Diltiazem).
Arzneimittel, die eine Hypokaliämie verursachen können
Mit einer Hypokaliämie in Verbindung gebrachte Arzneimittel: Diuretika, Laxantien, Amphotericin B, Glukokortikoide, Tetracosactid. Einer Hypokaliämie muss vorgebeugt werden; falls nötig, muss sie korrigiert und das QT-Intervall überwacht werden.
Bei Torsades de pointes sollten keine Antiarrythmika verabreicht werden (eine elektrosystolische Stimulation sollte initiiert werden, i.v. Magnesium kann eingesetzt werden).
Allgemeinanästhesie (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
Bei der Kombination mit Allgemeinanästhetika wurde über potenziell schwere Komplikationen berichtet: atropinresistente Bradykardie, Hypotonie, Überleitungsstörungen, Abnahme des Herzminutenvolumens.
Einige Fälle schwerer respiratorischer Komplikationen mit gelegentlich letalem Ausgang wurden meistens unmittelbar nach operativen Eingriffen beobachtet (akutes Atemnotsyndrom beim Erwachsenen); dabei wurde eine Interaktion mit einer erhöhten Sauerstoffkonzentration erwähnt. Bei operativen Eingriffen ist der Anästhesist zu informieren.
Wirkung von Amiodaron auf andere Arzneimittel
Amiodaron und/oder sein Metabolit, das Desethylamiodaron, hemmen das CYP1A1, CYP1A2, CYP 3A4, CYP 2C9, CYP 2D6 und das P-Glykoprotein und können die Exposition gegenüber deren Substraten erhöhen.
Aufgrund der langen Halbwertzeit von Amiodaron können die Interaktionen noch mehrere Monate nach Absetzen von Amiodaron beobachtet werden.
Pgp-Substrat
Amiodaron ist ein P-gp-Hemmer. Eine gleichzeitige Verabreichung mit P-gp-Substraten kann zu einer erhöhten Exposition führen.
Digitalisglykoside
Möglicherweise Störungen des Automatismus (übermässige Bradykardie) und der atrioventrikulären Überleitung (Wirkungssynergie) sowie bei Gebrauch von Digoxin eine Erhöhung der Digoxin-Plasmaspiegel durch Abnahme der Digoxin-Clearance.
Eine klinische, elektrokardiographische und biologische (eventuell Digoxin-Plasmaspiegel) Überwachung mit einer eventuellen Dosisanpassung der Digitalispräparate ist erforderlich.
Dabigatran
Bei der gleichzeitigen Verabreichung von Amiodaron und Dagibatran sind aufgrund des Blutungsrisikos Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen. Eine Dosisanpassung von Dabigatran entsprechend dem Label kann erforderlich werden.
Eine Interaktion zwischen Amiodaron und anderen P-gp-Substraten ist ebenfalls in Betracht zu ziehen (z.B.: Talindolol, Doxorubicin, Fexofenadin).
CYP-2C9-Substrate
Amiodaron steigert den Plasmaspiegel von CYP-2C9-Substraten wie oralen Antikoagulantien oder Phenytoin durch die Hemmung des Cytochroms P 450 2C9.
Orale Antikoagulantien
Die Kombination von oralen Antikoagulantien und Amiodaron kann die antikoagulierende Wirkung und somit das Blutungsrisiko erhöhen. Eine solche Kombination erfordert eine häufigere Kontrolle des Prothrombinspiegels sowie eine Dosisanpassung der oralen Antikoagulantien während und nach der Behandlung mit Cordarone.
Phenytoin
Risiko einer Zunahme der Phenytoin-Plasmaspiegel durch Hemmung des Cytochroms P450 2C9 mit den Symptomen einer Überdosierung (insbesondere neurologisch).
Diese Kombination erfordert eine klinische Überwachung, eine Verringerung der Phenytoindosis sobald Überdosierungssymptome auftreten, sowie eine Kontrolle der Phenytoin-Plasmaspiegel.
CYP-2D6-Substrate
Flecainid
Der Flecainid-Plasmaspiegel kann über die Hemmung des Cytochroms 2D6 bis auf das Doppelte ansteigen. Es wird empfohlen, die Flecainid-Dosis anzupassen, und der Patient muss wegen möglicher unerwünschter Wirkungen regelmässig und genau überwacht werden (Bestimmungen der Plasmaspiegel werden empfohlen).
Substrat von CYP P450 3A4
Bei der Kombination dieser Substanzen mit Amiodaron, das ein Hemmer des CYP 3A4 ist, kann es zu einem Anstieg des Plasmaspiegels mit einer möglichen Erhöhung der Toxizität kommen:
Ciclosporin: Risiko einer Erhöhung der Ciclosporin-Plasmaspiegel in Zusammenhang mit einer Verminderung der Ciclosporin-Clearance: eine Dosisanpassung ist erforderlich.
Fentanyl: Eine Kombination mit Amiodaron kann sowohl die pharmakologische Wirkung als auch das Toxizitätsrisiko von Fentanyl steigern.
Statin: Das Risiko einer Muskeltoxizität (z.B. Rhabdomyolyse) ist bei gleichzeitiger Verabreichung von Amiodaron und Statinen wie Simvastatin, Atorvastatin und Lovastatin, die durch das CYP 3A4 metabolisiert werden, erhöht.
Es wird empfohlen, bei einer Behandlung mit Amiodaron ein Statin anzuwenden, das nicht durch das CYP 3A4 metabolisiert wird.
Andere über das Cytochrom P450 3A4 metabolisierte Substanzen: Lidocain, Tacrolimus, Sildenafil, Midazolam, Triazolam, Dihydroergotamin, Ergotamin, (erhöhtes Risiko einer Muskeltoxizität), Colchicin.
Wirkung anderer Arzneimittel auf Amiodaron
CYP-3A4- und CYP-2C9-Hemmer können ein Potenzial zur Hemmung des Metabolismus von Amiodaron zeigen und dadurch dessen Exposition erhöhen, was mit einem erhöhten Risiko für eine QT-Verlängerung und dem Auftreten von Torsades de pointes einhergeht.
Es wird empfohlen, CYP-3A4-Hemmer (z.B. Grapefruitsaft und bestimmte Arzneimittel wie insbesondere Clarithromycin) während der Behandlung mit Amiodaron zu meiden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Interaktionen mit Lebensmitteln
Grapefruitsaft beeinflusst den Metabolismus von Amiodaron und insbesondere die Bildung des aktiven Metaboliten N-Desethylamiodaron (N-DEA).
Bei Gesunden kommt es nach Einnahme von Grapefruitsaft zu einer Erhöhung der maximalen Plasmakonzentration und zu einer Zunahme der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve. Da es bei Patienten keine Angaben gibt, sollte die gleichzeitige Einnahme von Grapefruitsaft vermieden werden.
Interaktionen anderer Arzneimittel mit Amiodaron
Die gleichzeitige Verwendung von Amiodaron und Sofosbuvir in Kombination mit direkt wirkenden antiviralen Substanzen (wie Daclatasvir, Simeprevir oder Ledipasvir) wird nicht empfohlen und ist, soweit möglich, zu vermeiden, da diese Kombination zu einer schweren symptomatischen Bradykardie führen kann. Der Mechanismus ist nicht bekannt.
Wird eine solche gemeinsame Verabreichung als notwendig erachtet, wird empfohlen, die Herzfunktion des Patienten engmaschig zu überwachen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
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