Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenEine Behandlung mit gonadotropen Hormonen muss von einem Arzt durchgeführt werden, der auf die Diagnose und Behandlung von Infertilität spezialisiert ist, und nach Ausschluss aller anderen möglichen Ursachen der Infertilität (mechanische, immunologische oder andrologische).
Bei Frauen
Choriomon darf nur im geschlechtsreifen Alter verabreicht werden, da es vor der Pubertät eine unerwünschte Stimulierung der Ovarien hervorrufen könnte. Nach der Menopause hingegen sprechen die Ovarien nicht mehr auf Gonadotropine an.
Die Behandlung erfordert das Vorhandensein einer geeigneten klinischen Infrastruktur.
Vor Beginn einer Behandlung mit hMG bzw. FSH/hCG muss die Patientin eingehenden gynäkologischen und endokrinologischen Untersuchungen unterzogen werden. Die Fertilität des Partners muss sichergestellt und das Paar darüber informiert werden, dass eine derartige Behandlung das Risiko einer Hyperstimulation der Ovarien, einer Mehrlingsschwangerschaft oder eines spontanen Aborts mit sich bringt.
Bei Patientinnen mit Adipositas, Thrombophilie oder positiver Familienanamnese (d.h. venöse oder arterielle Thromboembolien bei einem Geschwister- oder Elternteil) sowie bei Raucherinnen ist das Risiko für venöse und arterielle thromboembolische Ereignisse während und nach einer Behandlung mit Gonadotropinen aufgrund der höheren Estrogenkonzentrationen erhöht. Bei solchen Patientinnen sollte eine besonders sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Es ist allerdings festzuhalten, dass auch während einer (spontan eingetretenen) Schwangerschaft das Thromboserisiko erhöht ist.
Bei 5-6% der mit Gonadotropin behandelten Patienten kann eine Hyperstimulation der Ovarien auftreten, meist 7-10 Tage nach der Verabreichung von hCG. Die Gefahr einer Hyperstimulation besteht besonders bei Patientinnen mit polyzystischen Ovarien (chronische hyperandrogene Anovulation). Die therapeutische Breite zwischen ausreichender Dosierung und Hyperstimulation ist gering.
Um das Risiko einer Hyperstimulation auf ein Minimum zu beschränken, muss die Patientin während der ganzen Behandlung sowie bis 2 Wochen nach deren Beendigung mindestens jeden zweiten Tag klinisch und endokrinologisch untersucht werden. Bei anovulatorischen Patientinnen ist das Risiko für ein OHSS erhöht bei Serumöstradiolspiegeln von mehr als 1500 pg/ml (5400 pmol/l) und bei mehr als 3 Follikeln mit einem Durchmesser von ≥14 mm. Bei der multifollikulären Stimulation im Rahmen der assistierten Reproduktion ist das Risiko eines OHSS erhöht, wenn ein Serumöstradiolspiegel von mehr als 3500 pg/ml (12'800 pmol/l) und 20 oder mehr Follikel mit Durchmesser ≥12 mm vorliegt. In solchen Fällen sollte die Behandlung mit hMG, bzw. FSH abgebrochen und kein hCG verabreicht werden. Da das Risiko eines OHSS bei Eintreten einer Schwangerschaft erhöht ist, sollte Patientinnen, welche wegen einer Anovulation eine monofollikuläre Stimulation erhalten, in einem solchen Fall zur sexuellen Abstinenz geraten werden.
Wenn der Serumöstradiolspiegel höher ist als 5500 pg/ml (20'200 pmol/l) und die Gesamtzahl der Follikel 40 oder mehr beträgt, darf kein hCG verabreicht werden.
Die Hyperstimulation der Ovarien ist durch eine starke Zunahme der Gefässpermeabilität gekennzeichnet, die eine rasche Flüssigkeitsakkumulation in Bauchhöhle, Brustkorb und Perikard hervorruft. Sie manifestiert sich in den meisten Fällen 5-10 Tage nach der Gabe von hCG in drei Schweregraden.
Im Fall einer leichten Hyperstimulation (1. Grades) mit leichter Ovarverdickung (Durchmesser 5-7 cm), übermässiger Sekretion von Steroiden und leichten Bauchschmerzen ist keine Behandlung nötig. Die Patientin muss aber darüber informiert und sorgfältig kontrolliert werden.
Im Fall einer mittleren Hyperstimulation (2. Grades) mit Ovarialzysten (Durchmesser der Ovarien 8-10 cm), Bauchschmerzen, Schwindel und Erbrechen ist eine klinische Untersuchung und symptomatische Behandlung zu empfehlen; im Fall einer starken Hämokonzentration wird ein intravenöser Volumenersatz empfohlen.
Eine schwere Hyperstimulation (3. Grades, Häufigkeit <2%), gekennzeichnet durch grosse Ovarialzysten (Durchmesser der Ovarien >12 cm), Aszites, Hydrothorax, aufgetriebenes Abdomen, Bauchschmerzen, Dyspnoe, Salzretention, Hämokonzentration, Erhöhung der Blutviskosität und der Thrombozytenaggregation (mit dem Risiko von Thromboembolien), kann das Leben der Patientin in Gefahr bringen und erfordert Spitalbehandlung, um die vitalen Funktionen zu stabilisieren und das Plasmavolumen, die Nierenperfusion und das Elektrolytgleichgewicht wiederherzustellen.
Bei Patientinnen, deren Amenorrhoe auf das Stein-Leventhal-Syndrom zurückgeht, können sich Ovarialzysten bilden. Sie rufen Unterbauchbeschwerden unterschiedlicher Intensität hervor und erfordern einen Unterbruch der Behandlung.
Bei etwa 20% der mit Gonadotropin behandelten Patientinnen treten Mehrlingsschwangerschaften ein, wobei es sich meist um Zwillinge handelt. Das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften bei medizinisch unterstützter Fortpflanzung hängt von der Anzahl der entnommenen Eizellen und der implantierten Embryonen ab.
Die spontane Abortrate ist höher als im Durchschnitt der Bevölkerung, jedoch vergleichbar mit derjenigen bei Frauen mit anderen Infertilitätsproblemen. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko extrauteriner Schwangerschaften, insbesondere bei Patientinnen mit früheren Tubenerkrankungen.
Bei Männern
Bei Patienten mit Klinefelter-Syndrom und gleichzeitiger erhöhter Ausscheidung von Gonadotropinen im Urin ist die Behandlung mit Choriomon unwirksam. Bei der Behandlung von Hypogonadismus und hypogonadotropem Eunuchismus, insbesondere bei jungen Patienten, sind klinische und endokrinologische Untersuchungen durchzuführen, um eine übermässige Entwicklung der Hoden zu vermeiden. Bei der Behandlung von Knaben vor der Pubertät ist ausserdem Vorsicht geboten, um einen vorzeitigen Epiphysenschluss sowie eine vorzeitige sexuelle Entwicklung zu vermeiden. Wenn Anzeichen einer verfrühten Pubertät auftreten, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Um eine mögliche Desensibilisierung der Leydig-Zellen infolge einer Behandlung mit hCG zu vermeiden, sollte die Testosterondosierung während der ganzen Behandlung kontrolliert und die Dosis entsprechend angepasst werden.
Bei Männern kann die androgene Wirkung hoher Choriomon-Dosen eine Flüssigkeitsretention verursachen. Vorsicht ist daher insbesondere bei Patienten mit Erkrankungen geboten, welche sich durch eine Flüssigkeitsretention verschlimmern können, wie Patienten mit (manifester oder latenter) Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, arterieller Hypertonie, Epilepsie, Migräne (auch in der Anamnese) oder Asthma. Bei solchen Patienten sollte Choriomon nur unter engmaschiger Überwachung und in reduzierter Dosis verabreicht werden.
Vereinzelt kann es nach chronischer Gabe von hCG zur Bildung von Antikörpern gegen hCG kommen, weshalb der Behandlungserfolg ausbleiben kann.
Bei Knaben
Einige Studien fanden bei Patienten mit einer vorausgehenden erfolglosen hCG-Therapie in Hodenbiopsien eine erhöhte Apoptoserate der Spermatogonien gegenüber nicht hormonell vorbehandelten Knaben mit Kryptorchismus.
Natrium
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosis, d.h es ist nahezu «natriumfrei».
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