Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenPavulon sollte nur von oder unter Aufsicht von erfahrenen Klinikern verabreicht werden, die mit der Wirkung von Pavulon vertraut sind.
Da Pancuroniumbromid eine Lähmung der Atemmuskulatur bewirkt, muss der Patient solange künstlich beatmet werden, bis die Spontanatmung wieder einsetzt.
Wie bei anderen neuromuskulären Blockern wurde bei Pancuroniumbromid über Residual-Kurarisierung (häufiger als bei kurzwirksameren Substanzen) berichtet. Um Komplikationen eines neuromuskulären Residualblocks zu vermeiden, sollen die Patienten erst extubiert werden, wenn sie sich von der neuromuskulären Blockade ausreichend erholt haben. Andere Faktoren, die nach der Extubation in der postoperativen Phase zu einer Verlängerung des neuromuskulären Blocks führen können (wie Arzneimittel-Interaktionen oder Gesundheitszustand der Patienten) sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Insbesondere bei Patienten, bei denen die Wahrscheinlichkeit von residuellen neuromuskulären Blockaden erhöht ist, sollte eine Antagonisierung der neuromuskulären Blockade am Ende des Eingriffs sowie ein anschliessendes neuromuskuläres Monitoring erwogen werden.
Anaphylaktische Reaktionen können nach Verabreichung von neuromuskulären Blockern auftreten. Vorsorgemassnahmen zur Behandlung solcher Reaktionen sollten daher immer getroffen werden, insbesondere bei früheren anaphylaktischen Reaktionen auf Muskelrelaxantien, da über allergische Kreuzreaktionen berichtet wurde.
Die Daten sind nicht ausreichend, um die Anwendung von Pavulon in der Intensivmedizin zu empfehlen. Im Allgemeinen wurde nach der Langzeitanwendung von Muskelrelaxanzien in der Intensivmedizin verlängerte Paralyse und/oder Skelettmuskelschwäche beobachtet. Um eine mögliche Verlängerung des neuromuskulären Blocks und/oder Überdosierung auszuschliessen, wird eine Überwachung der neuromuskulären Übertragung während der Anwendung von Muskelrelaxanzien dringend empfohlen. Zusätzlich sollten die Patienten angemessene Analgesie und Sedation erhalten. Darüberhinaus sollten Muskelrelaxanzien von erfahrenen Ärzten, die mit den Wirkungen des Arzneimittels und den geeigneten neuromuskulären Überwachungsmethoden vertraut sind, oder unter deren Überwachung, verabreicht und die Dosierung immer entsprechend der Wirkung am einzelnen Patienten eingestellt werden.
Da Pancuroniumbromid eine Steigerung der Herzfrequenz verursachen kann, sollte bei Patienten, bei denen eine Tachykardie vermieden werden sollte (z.B. bei kardiovaskulären Erkrankungen), das Präparat mit Vorsicht angewendet werden (vgl. «Unerwünschte Wirkungen»).
Über Myopathie nach der Langzeitanwendung von nichtdepolarisierenden Blockern in der Intensivmedizin und in Kombination mit Kortikosteroid-Therapie, ist häufig berichtet worden. Deshalb sollte bei Patienten, die neuromuskuläre Blocker und Kortikosteroide erhalten, die Anwendungsdauer der neuromuskulären Blockern auf ein Minimum beschränkt werden.
Folgende Krankheiten können die Pharmakokinetik und/oder die Pharmakodynamik von Pancuronium beeinflussen:
Niereninsuffizienz
Da die renale Exkretion der hauptsächliche Eliminationsweg von Pancuronium ist, ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz die Eliminationshalbwertszeit verlängert und die Plasma-Clearance herabgesetzt. Die Verlängerung der Halbwertszeit bei Patienten mit Niereninsuffizienz kann mit einer längeren Dauer der neuromuskulären Blockade einhergehen. Bei diesen Patienten kann die Geschwindigkeit der Wiederherstellung nach neuromuskulärer Blockade ebenfalls vermindert sein.
Erkrankungen der Leber und/oder des Gallentrakts
Trotz der geringfügigen Rolle, die die Leber in der Elimination von Pancuronium spielt, wurden bei Patienten mit Lebererkrankungen stärkere pharmakokinetische Veränderungen festgestellt. Es kann eine Resistenz gegen die neuromuskuläre Hemmwirkung von Pancuronium auftreten, da bei Lebererkrankungen ein beträchtlicher Anstieg (bis zu 50%) des Verteilungsvolumen des Pharmakons möglich ist. Gleichzeitig können Erkrankungen der Leber und/oder des Gallentrakts die Eliminationshalbwertszeit von Pancuronium verlängern und die Geschwindigkeit der Wiederherstellung nach neuromuskulärer Blockade verringern. Wird Pancuronium bei diesen Patienten eingesetzt, so ist an die Möglichkeit eines langsameren Wirkungseintritts, eines höheren Gesamtdosisbedarfs sowie einer Verlängerung der neuromuskulären Blockade und der Erholungszeit zu denken.
Verlängerte Kreislaufzeit
Erkrankungen, die mit einer langsameren Kreislaufzeit einhergehen, so etwa kardiovaskuläre Krankheiten, hohes Alter und Ödemzustände, die zu einem erhöhten Verteilungsvolumen führen, können zu einer Verlängerung der Anschlagzeit beitragen.
Neuromuskuläre Erkrankungen
Bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen sowie nach Poliomyelitis sollte Pavulon, wie auch alle anderen neuromuskulären Blocker, mit äusserster Vorsicht eingesetzt werden, da bei diesen Patienten Ausmass und Art der neuromuskulären Blockadewirkung erheblich variieren können. Bei Patienten mit bekannter Myasthenia gravis oder pseudomyasthenischem Syndrom (Eaton-Lambert) haben kleine Dosen von Pancuroniumbromid mitunter eine tiefgreifende Wirkung. In diesen Fällen sollte die Dosis entsprechend angepasst werden.
Hypothermie
Bei Operationen unter Hypothermie ist der neuromuskuläre Hemmeffekt von Pancuronium verstärkt sowie die Wirkdauer verlängert.
Adipositas
Wird bei Adipösen zur Berechnung der Dosis das tatsächliche Körpergewicht berücksichtigt, kommt es zu einer relativen Überdosierung mit verlängerter Wirkung und verzögerter Spontanerholung. Bei diesen Patienten sollte die Dosis reduziert werden (s. Kapitel «Dosierung/Anwendung»).
Verbrennungen
Patienten mit Verbrennungen können eine Resistenz gegen nichtdepolarisierende neuromuskuläre Blocker entwickeln. Die Dosierung ist individuell anzupassen.
Pathologische Veränderungen, die den Effekt von Pavulon verstärken können
Hypokaliämie (z.B. nach starkem Erbrechen, Diarrhö, Digitalisierung und Diuretika-Therapie), Hypermagnesiämie, Hypokalziämie (nach massiven Transfusionen), Hypoproteinämie, Dehydratation, Azidose, Hyperkapnie, Kachexie. Schwere Elektrolytstörungen, veränderter Blut-pH oder Dehydratation sollten deshalb nach Möglichkeit korrigiert werden.
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