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Fachinformation zu Priadel retard:Essential Pharma Switzerland GmbH
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Lithiumcarbonat.
Hilfsstoffe
Mannitol, Maisstärke, Gummiarabikum, Magnesiumstearat, Natriumlaurylsulfat, Glyceroldistearat, Carboxymethylstärke-Natrium.
Eine Retardtablette enthält ca. 0,2 mg Natrium.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Behandlung der akuten Phase und Langzeitprophylaxe der manisch depressiven Krankheit (manische und depressive Phasen). Endogene Depressionen.
Behandlung der schweren chronischen Aggressivität.

Dosierung/Anwendung

Therapieeinleitung
Erwachsene
Behandlung akuter manischer Episoden:
Die Initialdosis beträgt üblicherweise 2× täglich 600 mg (1200 mg tgl.) mit einer langsamen Steigerung um je 200 bis 600 mg bis ein optimales Ansprechen erreicht wird. Die Serum-Lithiumkonzentration muss überwacht werden und sollte 1,2 mmol/l nicht übersteigen. Ist die Kontrolle erreicht, sollte die Dosierung auf die prophylaktische Dosis gesenkt werden.
Übliche Dosierung
Die übliche Dosis beträgt 600 bis 1200 mg täglich in einer oder zwei über den Tag verteilten Einnahmen. Ziel der Dosisanpassung ist das Erreichen einer Serum-Lithiumkonzentration von 0,6 bis 1,0 mmol/l, wobei 1,2 mmol/l nicht überschritten werden darf.
Die Tabletten dürfen weder zerkaut noch aufgelöst werden, sondern sind mit einem kühlen Getränk ganz zu schlucken. Sie weisen eine Bruchrille auf und können so genau geteilt werden, was eine exakte Dosierung erlaubt.
Vier bis fünf Tage nach Therapiebeginn (spätestens nach einer Woche) ist eine Blutprobe zur Bestimmung der Lithium-Serumkonzentration vorzunehmen. Ziel ist es, die Lithiumdosis festzulegen und den täglichen Serumspiegel permanent zwischen 0,5 bis 1,2 mmol/l zu halten. In der Praxis ist die Blutprobe 12 oder 24 Stunden nach der letzten Priadel retard -Dosis vorzunehmen.
Die optimalen Lithium-Serumspiegel liegen in folgenden Bereichen:
0,7-1,0 mmol/l 12 Stunden nach einer Tageseinzeldosis und
0,5-0,8 mmol/l 24 Stunden nach einer Tageseinzeldosis oder nach 12 Stunden, wenn die Tagesdosis auf 2 Einnahmen pro Tag verteilt ist.
Bis der Lithiumspiegel stabilisiert ist, sind wöchentliche Serumkontrollen vorzunehmen.
Ist die Tagesdosis einmal festgelegt, kann die Häufigkeit der Lithiumspiegelbestimmungen nach und nach auf alle 2 oder 3 Monate verlängert werden; ein Intervall von 3 Monate sollte jedoch normalerweise nicht überschritten werden. Zusätzliche Untersuchungen sind erforderlich bei einer Dosisänderung, beim Auftreten interkurrenter Krankheiten, bei Anzeichen eines Rückfalls mit manischen oder depressiven Phasen, nach signifikanten Änderungen des Natrium- oder Flüssigkeitskonsums oder wenn Anzeichen einer Lithiumtoxizität vorliegen.
Umstellung von einem anderen Lithium-Produkt auf Priadel retard
Beim Umstellen von einem anderen Lithium-Präparat auf Priadel retard muss zuerst die Lithium-Serumkonzentration bestimmt werden. Die Priadel retard -Initialdosis sollte so nahe wie möglich bei der Dosis des anderen Lithiumpräparats liegen. Da die Bioverfügbarkeit von einem Produkt zum anderen variiert (insbesondere bei Formen mit verzögerter Freisetzung oder Retard-Formen), sollte bei einem Produktewechsel wie bei der Einleitung einer neuen Behandlung vorgegangen werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten unter 50 kg
Bei Patienten unter 50 kg ist die Behandlung mit einer geringeren Initialdosis zu beginnen.
Ältere Patienten
Ältere Patienten benötigen oft kleinere Dosen, um therapeutische Serumkonzentrationen zu erreichen. Bei dieser Patientengruppe können sich auch Nebenwirkungen bei Dosierungen äussern, die von den jüngeren Patienten toleriert werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Behandlung akuter manischer Episoden:
Therapieeinleitung
Die empfohlene Initialdosis beträgt 200 mg bis 400 mg. Üblicherweise wird die Dosis alle 3 bis 5 Tage um 200 mg bis 400 mg gesteigert. Zum Erreichen eines therapeutisch wirksamen Serum-Lithiumspiegels von 0,8 bis 1,0 mmol/l können Gesamttagesdosen von 800 bis 1800 mg erforderlich sein.
Übliche Dosierung
Die erforderliche Tagesdosis zum Erreichen eines therapeutisch wirksamen Serum-Lithiumspiegels von 0,5 bis 0,8 mmol/l beträgt 600 bis 1200 mg.
Kinder und Jugendliche
Weil Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern unter 12 Jahren fehlen, wird die Lithiumtherapie in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
Dieses Arzneimittel soll den Jugendlichen nur in den Krankenhäusern verabreicht werden, die über die dazu erforderte Erfahrung verfügen.

Kontraindikationen

Lithium sollte im Allgemeinen nicht verabreicht werden an Patienten mit:
Nierenerkrankungen,
Herzkreislauferkrankungen (insbesondere Herzinsuffizienz),
unbehandeltem Hypothyreodismus,
gestörtem Natrium-Haushalt aufgrund einer Dehydrierung,
reduzierter Kochsalzaufnahme,
Addison Krankheit,
Während der Stillzeit (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Weist die psychiatrische Indikation einen vitalen Charakter auf und spricht der Patient auf andere Medikationen nicht an, kann dennoch eine Lithiumbehandlung eingeleitet werden, wobei jedoch höchste Vorsicht geboten ist. In diesem Fall sollte der Patient hospitalisiert und der Lithiumspiegel täglich bestimmt werden.
Bei Kindern unter 12 Jahren nicht anwenden.
Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit auf Lithium oder gegen einen der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Einer gründlichen körperlichen Untersuchung zu Beginn der Behandlung soll sich eine sorgfältige Überwachung der Patienten im Hinblick auf die Wirkung von Priadel retard anschliessen. Zu Beginn der Therapie ist eine wöchentliche Lithium-Serumbestimmung notwendig. Bei fortgesetzter Behandlung sollte der Lithiumspiegel alle 2 oder 3 Monate ermittelt werden.
Bei einer kurzfristigen Unterbrechung (nicht ohne Risiko für den Patienten), sollte die Tagesdosis so weit reduziert werden, dass der Lithiumserumspiegel die untere therapeutische Grenze von 0,6 mmol/l nicht unterschreitet.
Vor der Einleitung einer Behandlung mit Lithium sollte unbedingt eine vollständige Blutuntersuchung mit Schilddrüsenfunktionstests (T4 und TSH), eine Kreatininmessung im Serum (oder Bestimmung der Kreatinin-Clearence) und ein Urinsediment durchgeführt werden. Es sollte eine Gewichtskontrolle vorgenommen werden. Lithium kann die T-Wellen im Elektrokardiogramm beeinflussen. Bei bestimmten Personen ist vor der Einleitung der Lithiumbehandlung ein Elektrokardiogramm vorzusehen. Eine regelmässige klinische und blutchemische Überwachung der Schilddrüsenfunktion unter fortgesetzter Lithiumbehandlung ist zur Aufdeckung eventueller iatrogener Schilddrüsenstörungen unerlässlich.
Chronische Lithiumtherapie kann mit eingeschränkter Konzentrationsfähigkeit der Nieren assoziiert sein, welche sich gelegentlich als nephrogener Diabetes insipidus mit Polyurie und Polydipsie oder als Nephrose äussert. Es empfiehlt sich deshalb eine vermutliche Störung der Nierenfunktion (Wasserrückresorption) durch die Messung des Serum-Natrium-Spiegels zu überprüfen. Bei Patienten mit diesen Symptomen soll eine Dehydrierung mit besonderer Vorsicht vermieden werden, um eine toxische Lithium-Retention zu vermeiden.
Eine tubulo-interstitielle Nephropathie wurde während einer chronischen Behandlung sehr selten beobachtet. Da diese Nephropathie irreversibel sein kann, ist eine regelmässige Kontrolle der Nierenfunktion während der Behandlung mit Lithium empfohlen.
Kombinierte Therapie
Patienten, die gleichzeitig mit Neuroleptika behandelt werden, sollten eng überwacht und auf Frühsymptome einer Neurotoxizität untersucht werden. Falls diese Symptome auftreten, ist die Behandlung sofort abzubrechen. In extrem seltenen Fällen kann die gleichzeitige Verabreichung von Lithium und Neuroleptika zu einem enzephalopathischen Syndrom führen (charakterisiert durch Delirium, Anfälle oder erhöhte Inzidenz extrapyramidaler Symptome), welches ähnlich oder identisch zu einem malignen Neuroleptika Syndrom sein kann. In einigen Fällen entstand irreversibler Hirnschaden.
Diuretika sollten nur mit Vorsicht während der Lithiumtherapie verschrieben werden (siehe «Interaktionen»). Die Lithiumkonzentration sollte in kürzeren Intervallen bestimmt und die Dosis entsprechend angepasst werden.
Elektroschockbehandlung
Lithium sollte 2 Tage vor Beginn der Elektroschockbehandlung abgesetzt werden, um das Risiko von Delirium, welches bei Kombination dieser beiden Therapien auftreten kann, zu vermindern.
Vor einer Allgemeinnarkose empfiehlt es sich, Lithium 2-3 Tage vor dem Eingriff abzusetzen.
Toxizität
Die Lithiumtoxizität steht in enger Beziehung zur Serum-Lithiumkonzentration und tritt ab einer Konzentrationen von 1,5 mmol/l auf, obwohl in besonders empfindlichen Individuen toxische Symptome auch bei therapeutischen Blutspiegeln auftreten können. Die Behandlung sollte bei den ersten Anzeichen einer Toxizität sofort abgebrochen werden. Die toxischen Symptome umfassen:
Gastrointestinale Beschwerden, z.B. Diarrhö, Erbrechen und Dehydration.
Neurologische Beschwerden, z.B. Ataxie, Tremor, Hypertonie, unfreiwillige muskuläre Kontraktionen, Hyperreflexie, Sprachstörungen, Tinnitus, Verwirrtheit, Schläfrigkeit und Nystagmus.
Akutes Nierenversagen wurde in seltenen Fällen bei Lithiumintoxikation berichtet.
Veränderungen im EKG: abgeflachte oder invertierte T-Wellen; Verlängerung des QT-Intervalls.
In schweren Fällen können Krämpfe, Koma oder der Tod auftreten.
Nierentumoren: Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz, die über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren Lithium erhalten haben, wurden Fälle von Mikrozysten, Onkozytomen und Ductus-Bellini-Karzinomen der Niere berichtet (vgl. «Unerwünschte Wirkungen»). Es wird empfohlen, bei diesen Patienten regelmässig eine Nierensonographie durchzuführen, auch nach dem Absetzen von Lithium.
Bei ersten Anzeichen für Toxizität muss der Patient unmittelbar einen Arzt konsultieren. Zudem muss eine Bestimmung des Lithiumspiegels erfolgen.
Natrium und Kalium Rückresorption
Lithium reduziert am Anfang der Therapie die renale Natrium und Kalium Rückresorption, welches zur Ausschwemmung von Natrium führen kann. Normalerweise sollte jedoch die Natrium- und Kaliumausscheidung innerhalb einer Woche wieder die Basalwerte vor der Behandlung erreichen.
Ambulante Patienten oder deren Familienangehörigen sollten angewiesen werden,
dass der Patient die Lithiumtherapie unverzüglich abbricht und den Arzt kontaktiert, falls folgende Symptome auftreten: Polydipsie, Polyurie oder klinische Anzeichen einer Lithium Toxizität,
über die Notwendigkeit ausreichender Salz- und Wasseraufnahme,
dass der Patient keine Diät machen soll, die Ernährung die übliche Menge Salz aufweisen soll und der Patient regelmässige Flüssigkeitsmengen zu sich nehmen soll,
dass das Medikament zur festgesetzten Zeit eingenommen werden muss. Falls eine Dosis vergessen wurde, soll der Patient diese auslassen und die Einnahme zum nächsten vorgeschriebenen Zeitpunkt abwarten. Es dürfen keine doppelten Dosen zur Kompensation vergessener Dosierungen eingenommen werden.
Die Fähigkeit Lithium zu tolerieren ist am grössten während der akuten manischen Phase und sinkt nachdem die manischen Symptome abklingen.
Folgende Faktoren können die renale Ausscheidung von Lithium reduzieren und dadurch Toxizität auslösen:
Erbrechen,
Diarrhö,
gleichzeitig auftretende Infektionen,
Flüssigkeitsverlust, übermässiges Schwitzen,
andere Medikamente (siehe «Interaktionen»).
Bariatrische Operationen
Bei Patienten, die sich einer bariatrischen Operation unterzogen haben, kann eine niedrigere Erhaltungsdosis von Lithium erforderlich sein, da die glomeruläre Filtration nach einem deutlichen Gewichtsverlust abnimmt. Die Serum-Lithiumkonzentration sollte im Zusammenhang mit bariatrischen Operationen wegen des Risikos einer Lithium-Toxizität engmaschig überwacht werden.
Ältere Patienten
Lithium sollte nur mit Vorsicht bei älteren Patienten angewendet werden, da bei eingeschränkter Nierenfunktion eine erhöhte Empfindlichkeit besteht.
Natrium-Gehalt
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Retardtablette, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.

Interaktionen

Interaktionen können mit einer Anzahl von Medikamenten eintreten und eine kombinierte Behandlung mit anderen Arzneimitteln sollte mit Vorsicht durchgeführt werden. Insbesondere von folgenden klinischen Interaktionen wurde berichtet:
Interaktionen, die:
Zu einem Anstieg der Serum-Lithiumkonzentrationen führen
Folgende Wirkstoffe können die «steady state» Serum-Lithiumkonzentrationen erhöhen, welches mit einer möglichen Lithium-Intoxikation verbunden sein kann:
Metronidazol.
Nichtsteroidale Entzündungshemmer.
ACE-Hemmer.
Diuretika: Kaliumsparende Mittel, Schleifendiuretika. Thiazide können paradoxerweise Wasser-Retention und Lithium-Intoxikation bewirken (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Angiotensin-II-Rezeptor·Antagonisten (Sartane)
Andere Medikamente, welche das Elektrolytgleichgewicht beeinflussen, wie z.B. Steroide.
Zu einer Senkung der Serum-Lithiumkonzentration führen
Eine Senkung der Serum-Lithiumkonzentration kann bei gleichzeitiger Verabreichung mit folgenden Stoffen beobachtet werden:
Harnstoff (Carbamid).
Xanthine.
Alkalinisierende Stoffe wie z.B. Natriumbicarbonat.
Calcitonin.
Diuretika (siehe auch oben): Osmotisch wirkende Diuretika und Carbonanhydrasehemmer inkl. Acetazolamid.
Empagliflozin, Dapagliflozin.
Die Messung des Serumspiegels von Lithium soll deshalb häufiger erfolgen, sobald die Therapie mit einem der oben beschriebenen Stoffen begonnen wird.
Potentiell neurotoxisch wirkende Kombinationen:
Neurotoxische Reaktionen sind möglich in Kombination mit:
Neuroleptika, welche ein enzephalopathisches Syndrom bewirken können (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Die gleichzeitige Verabreichung von Neuroleptika und Lithium kann das Risiko für die Entwicklung eines malignen neuroleptischen Syndroms, das auch letal sein kann, erhöhen.
Antikonvulsiva; Carbamazepin kann Schwindel, Somnolenz, Verwirrung und neurologische Störungen wie Ataxie hervorrufen.
Methyldopa.
Selektive Serotonin-Antagonisten (5-HT-Antagonisten). Gleichzeitige Verabreichung sollte mit Vorsicht durchgeführt werden, da diese Kombination ein serotonerges Syndrom bewirken kann.
Kalzium-Kanal-Blocker. Diese können die neurotoxische Wirkung von Lithium steigern und es kann notwendig sein, den Lithiumspiegel auf das untere Ende des therapeutischen Bereichs einzustellen.
Trizyklische Antidepressiva.
Weitere Interaktionen
Lithium kann die Wirkung von Mitteln zur neuromuskulären Blockade verlängern.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Calcitonin und Lithium kann es zu einer Abnahme der Plasmakonzentration von Lithium bis zu 30% kommen. Evtl. ist eine Dosisanpassung von Lithium erforderlich.
Elektroschockbehandlung: siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Fötus.
Epidemiologische Daten deuten darauf hin, dass Lithium das fötale Risiko für kardiale Anomalien, insbesondere das Ebstein Syndrom und andere Anomalien, erhöht.
Priadel retard soll deshalb nicht während der Schwangerschaft (insbesondere im 1. Trimester) verabreicht werden.
Muss eine Lithiumtherapie trotzdem durchgeführt werden, ist es vor Beginn der Behandlung mit Lithium unentbehrlich, sich zu überzeugen, dass die Frau nicht schwanger ist und dass sie während der Behandlung eine sichere Empfängnisverhütung benutzt.
Wenn sich eine Schwangerschaft trotzdem im Laufe der Behandlung mit Lithium ergibt, sollte die kleinste wirksame Dosis gewählt und die Serumspiegel regelmässig bestimmt werden, wegen der mit der Schwangerschaft und Geburt verbundenen Veränderungen der Nierenfunktion.
Lithium sollte 7 bis 10 Tage vor dem Geburtstermin abgesetzt werden, da die renale Ausscheidungskapazität während der Geburt dramatisch sinkt. Dies kann zu Intoxikationen der Mutter und des Neugeborenen führen.
Neugeborene können Anzeichen einer Lithiumintoxikation aufweisen, die eine Flüssigkeitstherapie in der Neugeborenenphase erfordern. Neugeborene mit einer geringen Lithium-Serumkonzentration können eine Hypotonie, eine Hypothermie sowie Saugschwierigkeiten aufweisen, die sich ohne jegliche Behandlung normalisieren.
Stillzeit
Lithium geht in die Muttermilch über. Stillen ist während der Behandlung mit Lithium kontraindiziert.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Lithium kann ZNS-Störungen wie Schläfrigkeit, Schwindel oder Halluzinationen verursachen. Die Patienten sollten auf die möglichen Gefahren beim Führen von Fahrzeugen oder Maschinen hingewiesen werden.

Unerwünschte Wirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben wurden die folgenden Kategorien zugrunde gelegt: «Sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (<1/10, ≥1/100), «gelegentlich» (<1/100, ≥1/1000), «selten» (<1/1000, ≥1/10‘000), «sehr selten» (<1/10‘000).
Auftreten und Ausmass der Nebenwirkungen korrelieren im Allgemeinen mit dem Lithiumspiegel, hängen aber auch eng mit der individuellen Empfindlichkeit zusammen. Die therapeutische Breite zwischen therapeutischen und toxischen Dosen ist sehr eng.
Am Anfang der Therapie können auftreten:
Leichter Tremor der Hände, Polyurie, Durst und Nausea. Diese Wirkungen verschwinden gewöhnlich im Verlauf der Therapie oder nach einer Dosisreduktion.
Folgende Reaktionen können in Abhängigkeit vom Lithiumspiegel bei üblichen Dosierungen auftreten:
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:
Häufig: Leukozytose.
In Einzelfällen wurde auch ein Anstieg der Erythrozytenzahl, d.h. eine Thrombozytose beobachtet.
Endokrine Erkrankungen:
Häufig: Fehlfunktion der Schilddrüse, Hypothyreose.
Gelegentlich: Hyperkalzämie
Selten: Hyperthyreose, Hyperparathyreose, Kropf (euthyreot), Hypermagnesämie.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:
Häufig: Hyperglykämie, Gewichtszunahme, Anorexie.
Psychiatrische Erkrankungen:
Gelegentlich: Delirium, Verwirrtheit
Unbekannte Häufigkeit: Halluzinationen.
Erkrankungen des Nervensystems:
Sehr häufig: Kopfschmerzen (12,6%), Tremor (12,4%), extrapyramidale Symptome (15%)
Häufig: Somnolenz, Bewusstseinstrübung, Schwindel
Gelegentlich: Ataxie, Kleinhirnsyndrom (in der Regel reversibel), verwaschene Sprache, Enzephalopathie, Zuckungen und Klonus der Extremitäten.
Unbekannte Häufigkeit: Malignes neuroleptisches Syndrom, Serotoninsyndrom, Amnesie, faszikuläre Zuckungen, Choreoathetose, hyperaktive Sehnenreflexe, Anfälle, abnormale Reflexe, Nystagmus, Stupor, Koma, Pseudotumor cerebri, Myasthenia.
Die oben beschriebenen Symptome können zu einem Sturz führen.
Eine nach Abschluss der Behandlung in der Regel reversible periphere Neuropathie kann bei einer langfristigen Behandlung auftreten.
Augenerkrankungen:
Gelegentlich: Skotom, getrübtes Blickfeld.
Vereinzelt: Augenreizung (in den meisten Fällen reversibel), Schwellung der Sehnervenpapille (blinder Fleck), in manchen Fällen ohne intrakranielle Drucksteigerung, Papillenödem, das zu einer Sehbeeinträchtigung führen kann (im Allgemeinen reversibel), Exophtalmie (nicht immer verbunden mit Störungen der Schilddrüsenfunktion).
Herzerkrankungen:
Gelegentlich: Veränderungen im Elektrokardiogramm
Unbekannte Häufigkeit: Arrhythmie, vor allem Bradykardie aufgrund von Sinus-Knoten-Dysfunktion, peripherer Kreislaufkollaps, niedriger Blutdruck, Ödem und Raynaud Krankheit. EKG-Veränderungen: Reversible Abflachung und Inversion der T-Wellen und Verlaengerung des QT-Intervalls, Kardiomyopathie.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:
Sehr häufig: Nausea (17,4 %), Diarrhoe (10,6 %)
Häufig: Erbrechen, Bauchschmerzen, Mundtrockenheit.
Gelegentlich: übermässiger Speichelfluss, Dysgeusie
Unbekannte Häufigkeit: Gastritis.
Erkankungen der Haut und des Unterhautgewebes:
Gelegentlich: Pruritus, Ausschläge und andere Anzeichen einer Überempfindlichkeit, Akne (akneähnliche Ausschläge), Auslösen oder Verstärkung der Psoriasis, Alopezie
Unbekannte Häufigkeit: Follikulitis, Angioödem, Hautgeschwür, Lichenoide Arzneimittelreaktion.
Urtikaria und Angioödem, die auf einige Hilfsstoffe wie Acacia-Pulver (oder Gummiarabikum) zurückzuführen sind.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen:
Häufig: Myalgie
Selten: Muskelschwäche
Unbekannte Häufigkeit: Arthralgie, Rhabdomyolyse.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege:
Häufig: Polyurie, Polydipsie, Durstgefühl, Niereninsuffizienz
Unbekannte Häufigkeit: Symptome eines nephrogenen Diabetes insipidus (Polydipsie, Polyurie), Harninkontinenz. Dies steht normalerweise mit der ADH-blockierenden Wirkung des Lithiums in Zusammenhang und ist beim Absetzen des Lithiums reversibel. Eine Langzeitbehandlung mit Lithium kann jedoch permanente Veränderungen der renalen Histologie, die Bildung von renalen Mikrozysten bewirken und die Nierenfunktion stark beeinträchtigen. Selten sind Nephrosen oder ein nephrotisches Syndrom gemeldet worden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Sehr selten: Chronische tubulo-interstitielle Nephropathie manchmal mit irreversibler Fibrose.
Selten: Es wurden vereinzelte Fälle von Mikrozysten, Onkozytomen und Ductus-Bellini-Karzinomen der Niere (bei Langzeitbehandlung, d.h. über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren) berichtet (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse:
Gelegentlich: Impotenz, sexuelle Dysfunktion
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:
Gelegentlich: Ödem.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Anzeichen und Symptome
Die toxischen Konzentrationen von Lithium sind nahe den therapeutischen Konzentrationen. Lithium besitzt eine toxische Wirkung im tubulären Bereich. Es verursacht eine Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit der Nieren, die abhängig von der Dosierung ist und die bis zum Diabetes insipidus führen kann. Im Falle der Überdosierung kann eine akute Nierenschwäche infolge einer tubulären Nekrose auftreten.
Die Symptome einer Überdosierung sind ähnlich wie unter «Unerwünschte Wirkungen» beschrieben. In schweren Fällen können Krampfanfälle, Koma oder der Tod auftreten.
Behandlung
Die Behandlung besteht in einer Magenentleerung zusammen mit unterstützenden und symptomatischen Massnahmen, einschliesslich der Normalisierung der Elektrolyten-Balance. Forcierte Diurese und Dialyse sind wirksam.
Es ist kein Antidot bekannt.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N05AN01
Wirkungsmechanismus
Priadel retard ist angezeigt zur Prophylaxe und Therapie affektiver Störungen der manisch-depressiven Formenkreise. Die volle Wirkung der Behandlung tritt mitunter erst nach Monaten ein. In vielen Fällen ist eine jahrelange, ununterbrochene Lithium-Behandlung notwendig.
Der Wirkmechanismus von Lithium ist noch nicht geklärt. Experimente zeigen jedoch, dass Lithium mehrere neurochemische Systeme modulieren kann. Diese sind: Ionen-Kanäle, Neurotransmitter (Serotonin, Dopamin und Norepinephrin) und sekundäre Botenstoffe wie Phosphoinositide und zyklisches AMP (cAMP).
Im Bereich Neurotransmitter kann die β-Rezeptoren-Funktion gehemmt und die Norepinephrin und Serotonin-Freisetzung gesteigert sein.
Wird Lithium in Kombination mit Neuroleptika verabreicht, wird die Induktion von Dopamin-Rezeptoren gehemmt. Konzentration und Umsatz von Dopamin werden gesteigert. Dies verhindert die Freisetzung von Norepinephrin sowie die Induktion der D2-Rezeptoren und steigert die Wirkung indirekter Agonisten.
Im Bereich sekundäre Botenstoffe wird eine Reduktion von Inositol und eine Hemmung des Phosphoinositid-Zyklus beobachtet. Die Aktivität der Adenylatcyclase kann sowohl gehemmt als auch gesteigert sein.
Pharmakodynamik
Die spezielle galenische Zubereitung von Priadel retard gewährt eine allmähliche und langsam verlaufende Freisetzung von Lithium. Deshalb kann die erforderliche Lithiumcarbonat-Tagesdosis auf einmal eingenommen werden, während die stufenweise Resorption, je nach pH im Magen-Darm-Trakt, gleichmässig abläuft.
Klinische Wirksamkeit
Siehe Wirkungsmechanismus.

Pharmakokinetik

Absorption
Lithiumsalze werden gastrointestinal fast vollständig absorbiert; die Bioverfügbarkeit beträgt rund 90%. Maximale Serumkonzentrationen werden mit Priadel retard nach 2-3 Stunden erreicht. Der «steady state» der Lithiumkonzentration stellt sich nach 4-6 Tagen ein. Serumkonzentrationen und therapeutisch wirksame Konzentrationen streuen stark von Patient zu Patient (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Distribution
Lithium wird im ganzen Körper verteilt. Die Verteilung ist nach ca. 6 bis 10 Stunden abgeschlossen. Höhere Konzentrationen als im Serum werden in den Knochen, den Schilddrüsen und Teilbereichen des Gehirns gemessen.
Das Verteilungsvolumen von Lithium beträgt 0,7-0,9 l/kg.
Lithium bindet nicht an Plasmaproteine.
Die Diffusion durch die Blut-Hirn-Schranke kann mit Verzögerung erfolgen.
Die optimale Wirkstoffkonzentration im Serum liegt im Bereich 0,6-1,0 mmol (mval)/l und sollte nur im Ausnahmefall bis auf 1,2 mmol (mval)/l gesteigert werden. Nierenausscheidung und Körpergewicht, also individuell stark differierende Faktoren, bestimmen die notwendige Lithium-Dosis.
Lithium wird in die Plazenta und in die Muttermilch ausgeschieden.
Metabolismus
Lithium wird unverändert über die Nieren ausgeschieden.
Elimination
Lithium wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden (>95%). Nach 5 bis 7 Tagen regelmässiger Einnahme beträgt die Halbwertszeit ca. 24 Stunden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Die Halbwertszeit beträgt bei älteren Patienten 30-36 Stunden, bei jungen Patienten ca. 18 Stunden.
Zur Pharmakokinetik bei Kindern und Jugendlichen liegen keine Angaben vor.

Präklinische Daten

Toxizität
Lithium besitzt nur eine geringe therapeutische Breite. Die ersten Symptome einer Überdosierung treten meist schon bei Serumkonzentrationen von über 1,5 bis 2,0 mmol/l auf.
Untersuchungen der subchronischen und chronischen Toxizität am Versuchstier ergaben Funktionsstörungen und Vergrösserungen der Schilddrüse sowie Schädigungen der Niere und des ZNS.
Genotoxizität
Untersuchungen in vitro und in Versuchstieren zeigten, dass Lithiumverbindungen in einem sehr hohen zytotoxischen Dosisbereich Chromosomenmutationen induzieren können.
Kanzerogenität
Zum karzinogenen Potenzial von Lithium liegen keine gesicherten Daten vor.
Reproduktionstoxizität
Studien am Tier ergaben Hinweise auf ein reproduktionstoxikologisches und teratogenes Potenzial von Lithium. Bei Ratten, Mäusen und Schweinen wurden mehr intrauterine Resorptionen, kleinere Würfe und postpartal weniger überlebende Neugeborene beobachtet, bei Ratten und Mäusen traten ausserdem Knochenmissbildungen auf.
Darüber hinaus ergaben veröffentlichte Studien an Ratten, die Lithium ausgesetzt waren, Anomalien in der Spermatogenese, die zu einer Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit führen können. Dieses Risiko gilt potenziell auch für den Menschen.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «Exp.» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25°C), vor Licht und Feuchtigkeit geschützt und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

35380 (Swissmedic)

Packungen

Priadel retard 400mg: Packungen zu 100 Retardtabletten (A)

Zulassungsinhaberin

Essential Pharma Switzerland, 6300 Zug (Switzerland)

Stand der Information

Juli 2023

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