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Fachinformation zu Quilonorm® retard:Doetsch Grether AG
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Lithii carbonas.
Hilfsstoffe
Povidonum, Gelatina, Maydis Amylum, Lactosum Monohydricum 62.00 mg, Carmellosum Calcicum, Talcum, Calcii Arachinas, Macrogolum 6000, Magnesii Stearas, Titanii Dioxidum (E 171), Copolymerum Methacrylatis Butylati Basicum.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Zur Behandlung akuter Episoden der Manie und Hypomanie.
Zur Prophylaxe manisch-depressiver Episoden.
Anwendungsmöglichkeit
Bei depressiven Patienten, die auf eine Behandlung mit klassischen Antidepressiva in genügend hoher oder langer Dosierung nicht oder zu schwach ansprechen, kann Quilonorm retard mit dem Antidepressivum kombiniert werden (Lithium-Augmentationstherapie).

Dosierung/Anwendung

Vor Beginn einer Lithiumbehandlung ist ein Elektrokardiogramm durchzuführen.
2 Tabletten pro Tag.
Die Dosis muss, basierend auf den Serumkonzentrationen und dem klinischen Verlauf, individuell eingestellt werden. Es ist wichtig, die Serum-Lithiumkonzentrationen in Blutproben, die so genau wie möglich 12 Stunden nach der letzten Einnahme entnommen wurden zu messen. Normalerweise ist dies die letzte Dosis am Abend.
Der optimale Bereich der Serum-Lithiumkonzentrationen liegt zwischen 0,6 und 1,0 mmol (mval)/l. Erhebliche Unterschiede in der Lithium-Ausscheidung und eine beträchtliche Schwankungsbreite der Ansprechbarkeit der Erkrankung erfordern eine individuelle Dosierung.
Akute Manie
Die optimale Wirkung kann üblicherweise mit 4 Tabletten Quilonorm retard (1800 mg), aufgeteilt in Einzeldosen, erreicht werden. Mit solchen Dosen werden in der Regel Serumkonzentrationen im Bereich von 0,8 bis 1,2 mmol/l erzielt.
Langzeitbehandlung und Prophylaxe
Die Erhaltungsdosis sollte auf eine Serum-Lithiumkonzentration im Bereich von 0,5 bis 1,0 mmol/l ausgerichtet werden. Der Lithiumspiegel sollte während der akuten Phase häufig und in unkomplizierten Fällen, sowie während der Erhaltungsdosierung, alle 2 Monate ermittelt werden.
Die für die Manie empfohlenen Dosierungen gelten auch für die Augmentationstherapie.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Ältere Patienten
Ältere Patienten benötigen oft kleinere Dosen, um therapeutische Serumkonzentrationen zu erreichen. Bei dieser Patientengruppe können sich auch Nebenwirkungen bei Dosierungen äussern, die von den jüngeren Patienten toleriert werden (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Kinder und Jugendliche
Weil Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern unter 12 Jahren fehlen, wird die Lithiumtherapie in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
Eine Anwendung des Präparates bei Jugendlichen soll nur in Spitälern mit entsprechender Erfahrung erfolgen.

Kontraindikationen

Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit auf Lithium oder gegen einen anderen Inhaltsstoff von Quilonorm retard.
Lithium sollte im Allgemeinen nicht verabreicht werden an Patienten mit:
·Nierenerkrankungen,
·Herzkreislauferkrankungen (insbesondere Herzinsuffizienz), angeborenem Long-QT-Syndrom oder dieser Krankheit in der Familienanamnese und bei Patienten mit bekannter erworbener QT-Verlängerung (QTc-Intervall >450 msek [Männer], bzw. >470 msek [Frauen]),
·unbehandeltem Hypothyreodismus,
·gestörtem Natrium-Haushalt aufgrund einer Dehydrierung,
·reduzierter Kochsalzaufnahme,
·Addison Krankheit,
da in diesen Fällen ein erhöhtes Risiko für eine Lithium-Intoxikation besteht. Sollte allerdings die psychiatrische Indikation lebensbedrohend sein und der Patient auf andere Behandlungen nicht ansprechen, kann die Behandlung mit Quilonorm unter grösster Vorsicht erfolgen. In diesen Fällen sollte der Patient hospitalisiert und die Serum-Lithiumkonzentrationen täglich gemessen werden.
Während der Einnahme von Quilonorm retard darf nicht gestillt werden (siehe Schwangerschaft/Stillzeit).

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Einer gründlichen körperlichen Untersuchung zu Beginn der Behandlung soll sich eine sorgfältige Überwachung der Patienten im Hinblick auf die Wirkung von Quilonorm retard anschliessen. Zu Beginn der Therapie ist eine wöchentliche Lithium-Serumbestimmung notwendig. Bei fortgesetzter Behandlung sollte der Lithiumspiegel alle 2 Monate ermittelt werden.
Bei einer kurzfristigen Unterbrechung (nicht ohne Risiko für den Patienten), sollte die Tagesdosis so weit reduziert werden, dass der Lithiumserumspiegel die untere therapeutische Grenze von 0,6 mmol(mval)/l nicht unterschreitet. Ausserdem ist es ratsam, die Tagesdosis in diesem Fall auf etwa 4 Einnahmen zu verteilen, um Konzentrationsspitzen im Serum zu vermeiden.
Vor der Einleitung einer Behandlung mit Lithium sollte unbedingt eine vollständige Blutuntersuchung mit Schilddrüsenfunktionstests (T4 und TSH), eine Kreatininmessung im Serum (oder Bestimmung der Kreatinin-Clearence) und ein Urinsediment durchgeführt werden. Es sollte eine Gewichtskontrolle vorgenommen werden. Lithium kann die T-Wellen im Elektrokardiogramm beeinflussen. Vor Beginn einer Lithiumbehandlung ist ein Elektrokardiogramm durchzuführen. Eine regelmässige klinische und blutchemische Überwachung der Schilddrüsenfunktion unter fortgesetzter Lithiumbehandlung ist zur Aufdeckung eventueller iatrogener Schilddrüsenstörungen unerlässlich.
Chronische Lithiumtherapie kann mit eingeschränkter Konzentrationsfähigkeit der Nieren assoziiert sein, welche sich gelegentlich als nephrogener Diabetes insipidus mit Polyurie und Polydipsie äussert. Es empfiehlt sich deshalb eine vermutete Störung der Nierenfunktion (Wasserrückresorption) durch die Messung des Serum-Natrium-Spiegels zu überprüfen. Bei Patienten mit diesen Symptomen soll eine Dehydrierung mit besonderer Vorsicht vermieden werden, um eine toxische Lithium-Retention zu vermeiden.
Bei Langzeittherapie wurde sehr selten eine chronische tubulo-interstitielle Nephropathie beobachtet, die irreversibel sein kann, weshalb bei Lithiumtherapie eine regelmässige Kontrolle der Nierenfunktion empfohlen wird.
Kombinierte Therapie
Patienten, die gleichzeitig mit Neuroleptika behandelt werden, sollten eng überwacht und auf Frühsymptome einer Neurotoxizität untersucht werden. Falls diese Symptome auftreten, ist die Behandlung sofort abzubrechen. In extrem seltenen Fällen kann die gleichzeitige Verabreichung von Lithium und Neuroleptika zu einem enzephalopathischen Syndrom führen (charakterisiert durch Delirium, Anfälle oder erhöhte Inzidenz extrapyramidaler Symptome), welches ähnlich oder identisch zu einem malignen Neuroleptika Syndrom sein kann. In einigen Fällen entstand irreversibler Hirnschaden.
Diuretica sollten nur mit Vorsicht während der Lithiumtherapie verschrieben werden (siehe «Interaktionen»). Die Lithiumkonzentration sollte in kürzeren Intervallen bestimmt und die Dosis entsprechend angepasst werden.
Elektroschockbehandlung
Lithium sollte 2 Tage vor Beginn der Elektroschockbehandlung abgesetzt werden, um das Risiko von Delirium, welches bei Kombination dieser beiden Therapien auftreten kann, zu vermindern.
Vor einer Allgemeinnarkose empfiehlt es sich, Lithium 2-3 Tage vor dem Eingriff abzusetzen.
Toxizität
Die Lithiumtoxizität steht in enger Beziehung zur Serum-Lithiumkonzentration und muss ab Konzentrationen von 1,5 mmol/l erwartet werden, obwohl in besonders empfindlichen Individuen toxische Symptome auch bei therapeutischen Blutspiegeln auftreten können. Die Behandlung sollte bei den ersten Anzeichen einer Toxizität sofort abgebrochen werden. Die toxischen Symptome umfassen:
·Gastrointestinale Beschwerden, z.B. Diarrhö, Erbrechen und Dehydration.
·Kardiovaskuläre Befunde, z.B. QT/QTc-Verlängerung.
·Neurologische Beschwerden, z.B. Ataxie, Tremor, Hypertonie, unfreiwillige muskuläre Kontraktionen, Hyperreflexie, Sprachstörungen, Verwirrtheit, Schläfrigkeit und Nystagmus.
Akutes Nierenversagen wurde in seltenen Fällen bei Lithiumintoxikation berichtet.
In schweren Fällen können Krämpfe, Koma oder der Tod auftreten.
Nierentumore:
Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz, die über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren Lithium erhalten haben, wurden Fälle von Mikrozysten, Onkozytomen und Ductus-Bellini-Karzinomen der Niere berichtet (vgl. «Unerwünschte Wirkungen»). Es wird empfohlen, bei diesen Patienten regelmässig eine Nierensonographie durchzuführen, auch nach dem Absetzen von Lithium. Bei ersten Anzeichen für Toxizität muss der Patient unmittelbar einen Arzt konsultieren. Zudem muss eine Bestimmung des Lithiumspiegels erfolgen. Die Patienten sollten über die Symptome der Lithiumintoxikation informiert werden.
Natrium und Kalium Rückresorption
Lithium reduziert am Anfang der Therapie die renale Natrium und Kalium Rückresorption, welches zur Ausschwemmung von Natrium führen kann. Normalerweise sollte jedoch die Natrium- und Kaliumausscheidung innerhalb einer Woche wieder die Basalwerte vor der Behandlung erreichen.
Ambulante Patienten oder deren Familienangehörigen sollten angewiesen werden,
·dass der Patient die Lithiumtherapie unverzüglich abbricht und den Arzt bzw. die Ärztin kontaktiert, falls folgende Symptome auftreten: Polydipsie, Polyurie oder klinische Anzeichen einer Lithium Toxizität,
·über die Notwendigkeit ausreichender Salz- und Wasseraufnahme,
·dass das Medikament zur festgesetzten Zeit eingenommen werden muss. Falls eine Dosis vergessen wurde, soll der Patient diese auslassen und die Einnahme zum nächsten vorgeschriebenen Zeitpunkt abwarten. Es dürfen keine doppelten Dosen zur Kompensation vergessener Dosierungen eingenommen werden.
Die Fähigkeit Lithium zu tolerieren ist am grössten während der akuten manischen Phase und sinkt nachdem die manischen Symptome abklingen.
Folgende Faktoren können die renale Ausscheidung von Lithium reduzieren und dadurch Toxizität auslösen:
·Erbrechen,
·Diarrhö,
·gleichzeitig auftretende Infektionen,
·Flüssigkeitsverlust,
·andere Medikamente (siehe «Interaktionen»).
Ältere Patienten
Lithium sollte nur mit Vorsicht bei älteren Patienten angewendet werden, da bei eingeschränkter Nierenfunktion eine erhöhte Empfindlichkeit besteht.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.

Interaktionen

Interaktionen können mit einer Anzahl von Arzneimitteln eintreten und eine kombinierte Behandlung mit anderen Arzneimitteln sollte mit Vorsicht durchgeführt werden. Insbesondere von folgenden klinischen Interaktionen wurde berichtet:
Interaktionen die:
Zu einem Anstieg der Serum-Lithiumkonzentrationen führen:
Folgende Wirkstoffe können die «steady state» Serum-Lithiumkonzentrationen erhöhen, welches mit einer möglichen Lithium-Intoxikation verbunden sein kann:
·Metronidazol.
·Nichtsteroidale Entzündungshemmer.
·ACE-Hemmer,
·Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane).
·Diuretica: Kaliumsparende Mittel, Schleifendiuretika. Thiazide können paradoxerweise Wasser-Retention und Lithium-Intoxikation bewirken (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Zu einer Senkung der Serum-Lithiumkonzentration führen:
Eine Senkung der Serum-Lithiumkonzentration kann bei gleichzeitiger Verabreichung mit folgenden Stoffen beobachtet werden:
·Harnstoff (Carbamid),
·Xanthine,
·Alkalinisierende Stoffe wie z.B. Natriumbicarbonat,
·Diuretica (siehe auch oben): Osmotisch wirkende Diuretica und Carbonanhydrasehemmer inkl. Acetazolamid.
Die Messung des Serumspiegels von Lithium soll deshalb häufiger erfolgen, sobald die Therapie mit einem der oben beschriebenen Stoffen begonnen wird.
Potentiell neurotoxisch wirkende Kombinationen:
Neurotoxische Reaktionen sind möglich in Kombination mit:
·Neuroleptika, welche ein enzephalopathisches Syndrom bewirken können (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
·Antiepileptika.
·Methyldopa.
·Selektive Serotonin-Antagonisten (5-HT-Antagonisten). Gleichzeitige Verabreichung sollte mit Vorsicht durchgeführt werden, da diese Kombination ein serotonerges Syndrom bewirken kann.
·Kalzium-Kanal-Blocker. Diese können die neurotoxische Wirkung von Lithium steigern und es kann notwendig sein, den Lithiumspiegel auf das untere Ende des therapeutischen Bereichs einzustellen.
·Trizyklische Antidepressiva.
Weitere Interaktionen
Lithium kann die Wirkung von Mitteln zur neuromuskulären Blockade verlängern. Bei gleichzeitiger Anwendung von Calcitonin und Lithium kann es zu einer Abnahme der Plasmakonzentration von Lithium bis zu 30% kommen. Evtl. ist eine Dosisanpassung von Lithium erforderlich.
Elektroschockbehandlung: siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschaft
Es gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Fötus. Epidemiologische Daten deuten darauf hin, dass Lithium das fötale Risiko für kardiale Anomalien, insbesondere das Ebstein Syndrom und andere Anomalien, erhöht.
Quilonorm retard darf nicht während der Schwangerschaft (insbesondere im 1. Trimester) verabreicht werden.
Muss eine Lithiumtherapie durchgeführt werden, ist vor Behandlungsbeginn eine Schwangerschaft auszuschliessen und während der Behandlung eine sichere Empfängnisverhütung zu gewährleisten.
Kommt es trotzdem unter Lithiumbehandlung zu einer Schwangerschaft, sollte die minimal wirksame Dosis gewählt und die Serumspiegel häufig bestimmt werden, wegen der mit der Schwangerschaft und Geburt verbundenen Veränderungen der Nierenfunktion.
Lithium sollte 7 bis 10 Tage vor dem Geburtstermin abgesetzt werden, da die renale Ausscheidungskapazität während der Geburt dramatisch sinkt. Dies kann zu Intoxikationen der Mutter und des Neugeborenen führen.
Neugeborene können Anzeichen einer Lithiumintoxikation aufweisen, die eine Flüssigkeitstherapie in der Neugeborenenphase erfordern. Neugeborene mit einer geringen Lithium-Serumkonzentration können eine Hypotonie sowie Saugschwierigkeiten aufweisen, die sich ohne jegliche Behandlung normalisieren.
Stillzeit
Lithium wird in die Muttermilch ausgeschieden. Während einer Lithiumtherapie darf nicht gestillt werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Lithium kann ZNS-Störungen wie Schläfrigkeit, Schwindel oder Halluzinationen verursachen. Deshalb hat Quilonorm retard einen ausgeprägten Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit Maschinen zu bedienen.

Unerwünschte Wirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben wurden die folgenden Kategorien zugrunde gelegt: «Sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (<1/10, ≥1/100), «gelegentlich» (<1/100, ≥1/1000), «selten» (<1/1000, ≥1/10'000), «sehr selten» (<1/10'000).
Auftreten und Ausmass der Nebenwirkungen korrelieren im Allgemeinen mit dem Lithiumspiegel, sind aber auch von der individuellen Empfindlichkeit abhängig. Die therapeutische Breite zwischen therapeutischen und toxischen Dosen ist sehr eng.
Am Anfang der Therapie können auftreten:
Sehr häufig (30-50%): Leichter Tremor der Hände, Polyurie, Durst und Nausea. Diese Wirkungen verschwinden gewöhnlich im Verlauf der Therapie oder nach einer Dosisreduktion.
Folgende Reaktionen können in Abhängigkeit vom Lithiumspiegel bei üblichen Dosierungen auftreten:
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr selten: Thrombozytose, Anstieg der Erythrozytenzahl.
Bei den meisten Patienten können auftreten: Leukozytose.
Endokrine Erkrankungen
Häufig: Struma (euthyreot), Hypothyreose.
Selten: Hyperthyreose, Hyperparathyreose.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Sehr häufig (ca. 30%): Gewichtszunahme.
Ausserdem können auftreten: Hyperglykämie, Hyperkalzämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Es können auftreten: Halluzinationen, Somnolenz, Gedächtnisverlust.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Tremor
Selten: Myasthenia gravis.
Ausserdem können auftreten: faszikuläre Zuckungen, Zuckungen und Klonus der Extremitäten, Ataxie, Choreoathetose, hyperaktive Sehnenreflexe, extrapyramidale Symptome, Anfälle, verwaschene Sprache, Schwindel, Nystagmus, Stupor, Koma, Pseudotumor cerebri, Kopfschmerzen, Dysgeusie.
Augenerkrankungen
Es können auftreten: Skotom, getrübtes Blickfeld.
Herzerkrankungen
Sehr häufig (20-30%): EKG-Veränderungen: reversible Abflachung und Inversion der T-Wellen und Verlängerung des QT-Intervalles.
Ausserdem können auftreten: Arrhythmie, vor allem Bradykardie aufgrund von Sinus-Knoten-Dysfunktion, peripherer Kreislaufkollaps, niedriger Blutdruck, Ödem, Raynaud Krankheit und Kardiomyopathie.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Mundtrockenheit.
Häufig: Anorexie, Nausea, Erbrechen, Diarrhö.
Ausserdem können auftreten: Gastritis, übermässiger Speichelfluss.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Akne, Follikulitis.
Selten: Alopezie, Pruritus, Auslösen oder Verstärkung der Psoriasis, Angioödem, Ausschläge und andere Anzeichen einer Überempfindlichkeit wurden bekannt.
Häufigkeit nicht bekannt: lichenoide Arzneimittelreaktion.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Es können auftreten: Arthralgie, Myalgie.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Sehr häufig (10-25%): Symptome eines nephrogenen Diabetes insipidus (Polydipsie, Polyurie).
Ausserdem können auftreten: Harninkontinenz, nephrotisches Syndrom (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Selten: Es wurden vereinzelte Fälle von Mikrozysten, Onkozytomen und Ductus-Bellini-Karzinomen der Niere (bei Langzeitbehandlung, d.h. über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren) berichtet (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Sehr selten: chronische tubulo-interstitielle Nephropathie zum Teil mit irreversibler Fibrose.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Es können auftreten: Impotenz, sexuelle Dysfunktion.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Ödeme.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Die toxischen Konzentrationen von Lithium sind nahe den therapeutischen Konzentrationen. Die Symptome sind ähnlich wie unter «Unerwünschte Wirkungen» beschrieben (u.a. kardiovaskuläre Störungen wie Herzrhythmusstörungen, QT/QTc-Intervallverlängerung, Kreislaufkollaps). In schweren Fällen können Krampfanfälle, Koma oder der Tod auftreten.
Die Behandlung besteht in einer Magenentleerung zusammen mit unterstützenden und symptomatischen Massnahmen, einschliesslich der Normalisierung der Elektrolyten-Balance. Forcierte Diurese und Dialyse sind wirksam.
Lithium ist tubulotoxisch und erzeugt dosisabhängig eine Einschränkung der Harnkonzentration bis zum Diabetes insipidus; bei Überdosierung kann dies zum akuten Nierenversagen infolge Tubulusnekrose führen.
Es ist kein Antidot bekannt.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N05AN01
Wirkungsmechanismus
Der Wirkmechanismus von Lithium ist noch nicht geklärt. Experimente zeigen jedoch, dass Lithium mehrere neurochemische Systeme modulieren kann. Diese sind: Ionen Kanäle, Neurotransmitter (Serotonin, Dopamin und Norepinephrin) und sekundäre Botenstoffe wie Phosphoinositide und zyklisches AMP (cAMP).
Pharmakodynamik
Im Bereich Neurotransmitter kann die β-Rezeptoren-Funktion gehemmt und die Norepinephrin und Serotonin-Freisetzung gesteigert sein.
Wird Lithium in Kombination mit Neuroleptika verabreicht, wird die Induktion von Dopamin-Rezeptoren gehemmt. Konzentration und Umsatz von Dopamin wird gesteigert. Dies verhindert die Freisetzung von Norepinephrin sowie die Induktion der D2-Rezeptoren und steigert die Wirkung indirekter Agonisten.
Im Bereich sekundäre Botenstoffe wird eine Reduktion von Inositol und eine Hemmung des Phosphoinositid-Zyklus beobachtet. Die Aktivität der Adenylatcyclase kann sowohl gehemmt als auch gesteigert sein.
Klinische Wirksamkeit
Quilonorm retard ist angezeigt zur Prophylaxe und Therapie affektiver Störungen der manisch-depressiven Formenkreise. Die volle Wirkung der Behandlung tritt mitunter erst nach Monaten ein. In vielen Fällen ist eine jahrelange, ununterbrochene Lithium-Behandlung notwendig.

Pharmakokinetik

Absorption
Lithiumsalze werden gastrointestinal fast vollständig absorbiert. Maximale Konzentrationen im Serum werden mit Quilonorm retard nach 4-4,5 Stunden erreicht. Die Serumkonzentrationen streuen stark von Patient zu Patient. Die therapeutisch wirksamen Serumkonzentrationen sind ebenfalls individuell unterschiedlich (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Distribution
Lithium wird im ganzen Körper verteilt und die Verteilung ist nach ca. 6 bis 10 Stunden abgeschlossen. Höhere Konzentrationen als im Serum werden in den Knochen, den Schilddrüsen und Teilbereichen des Gehirns gemessen.
Lithium hat ein hohes relatives Verteilungsvolumen von ca. 120% des Körpergewichtes, d.h. Lithium wird intrazellulär und extravasal gespeichert.
Lithium bindet nicht an Plasmaproteine.
Die Diffusion durch die Blut-Hirn-Schranke kann mit Verzögerung erfolgen.
Die optimale Wirkstoffkonzentration im Serum liegt im Bereich 0,6-1,0 mmol(mval)/l und sollte nur im Ausnahmefall bis auf 1,2 mmol(mval)/l gesteigert werden. Nierenausscheidung und Körpergewicht, also individuell stark differierende Faktoren, bestimmen die notwendige Lithium-Dosis.
Lithium wird in die Muttermilch ausgeschieden.
Metabolismus
Lithium wird unverändert über die Nieren ausgeschieden.
Elimination
Lithium wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden. Nach 5 bis 7 Tagen regelmässiger Einnahme beträgt die Halbwertszeit ca. 24 Stunden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Die Halbwertszeit beträgt bei älteren Patienten 30-36 Stunden und bei jugendlichen Patienten ca. 18 Stunden.

Präklinische Daten

Lithium besitzt nur eine geringe therapeutische Breite. Die ersten Symptome einer Intoxikation treten meist schon bei Serumkonzentrationen von über 1,5 bis 2,0 mmol/l auf.
In Verbindung mit Risikofaktoren (siehe «Kontraindikationen», «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» sowie «Interaktionen») oder bei besonders empfindlichen Individuen können toxische Symptome bereits bei therapeutischen Blutspiegeln auftreten.
Untersuchungen der subchronischen und chronischen Toxizität am Versuchstier ergaben Funktionsstörungen und Vergrösserungen der Schilddrüse sowie Schädigungen der Niere und des ZNS.
Studien am Tier ergaben Hinweise auf ein reproduktionstoxikologisches und teratogenes Potenzial von Lithium. Bei Ratten, Mäusen und Schweinen wurden mehr intrauterine Resorptionen, kleinere Würfe und postpartal weniger überlebende Neugeborene beobachtet, bei Ratten und Mäusen traten ausserdem Knochenmissbildungen auf.
Untersuchungen in vitro und in Versuchstieren zeigten, dass Lithiumverbindungen in einem sehr hohen zytotoxischen Dosisbereich Chromosomenmutationen induzieren können. Zum karzinogenen Potenzial von Lithium liegen keine gesicherten Daten vor.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

35960 (Swissmedic)

Packungen

Quilonorm retard Filmtabletten (teilbar): Packungen zu 60 und 300 Filmtabletten (A)

Zulassungsinhaberin

Doetsch Grether AG, 4051 Basel

Stand der Information

Mai 2020

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