TablettenAntikaliuretikum ZusammensetzungWirkstoff: Amilorid HCl, MSD.
Tabletten zu 5 mg. Color: E-104.
Eigenschaften/WirkungenMidamor (Amilorid HCl, MSD) ist ein Antikaliuretikum mit leichten natriuretischen, diuretischen und antihypertensiven Eigenschaften. Seine Wirkung kann den Effekt von Thiaziden oder anderen antihypertensiven Saluretika additiv verstärken. Sein hauptsächliches Anwendungsgebiet ist die Aufrechterhaltung des Kaliumspiegels bei Patienten, die infolge diuretischer Therapie ausgeprägte Kaliumverluste haben oder befürchten lassen.
Midamor greift am distalen Tubulus contortus des Nephrons in den Natrium-Kaliumaustausch ein. Da die Zunahme der Na+-Ausscheidung und die Abnahme der K+- und H+-Elimination sowohl in Anwesenheit als auch in Abwesenheit von Aldosteron erfolgen, ist eine direkte Wirkung des Präparates auf den Tubulus anzunehmen.
Wenn Midamor zusammen mit Hydrochlorothiazid verabreicht wird, bewirkt es eine geringere Magnesiumexkretion als Thiazid- oder Schleifendiuretika allein.
PharmakokinetikDie Wirkung von Midamor setzt gewöhnlich innerhalb von 2 Stunden nach Verabreichung einer oralen Dosis ein. Die Elektrolytausscheidung erreicht nach 6-10 Stunden ihren Höhepunkt und hält insgesamt ca. 24 Stunden an.
Maximale Plasmakonzentrationen werden nach 3-4 Stunden beobachtet und die Plasma-Halbwertszeit beträgt zwischen 6 und 9 Stunden. Die Wirkung auf die Elektrolyte erhöht sich mit der Dosis von Einzelgaben, bis zu einer Verabreichung von ca. 15 mg.
Amilorid HCl wird nicht in der Leber metabolisiert. Bei einer Gabe von 20 mg Midamor werden ca. 50% unverändert im Harn und 40% innerhalb von 72 Stunden in den Faeces ausgeschieden. Midamor hat wenig Einfluss auf die glomeruläre Filtrationsrate und den renalen Blutfluss. Da Amilorid HCl in der Leber nicht metabolisiert wird, ist bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen keine Kumulierung zu erwarten, jedoch kann sich eine Kumulierung als Folge eines hepato-renalen Syndroms entwickeln.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenMidamor wirkt allein nur leicht diuretisch und blutdrucksenkend. Es ist vor allem zum gleichzeitigen Gebrauch mit Diuretika indiziert, um eine Kaliumverarmung während Perioden starker Diurese und Langzeittherapie mit Thiaziden oder anderen wirksameren Diuretika zu vermeiden.
Kardiale Ödeme
Bei manchen Patienten mit kardialen Ödemen kann Midamor allein eine ausreichende Diurese erzielen; jedoch ist es hauptsächlich für Patienten indiziert, die gleichzeitig mit Thiaziden oder stärkeren Saluretika behandelt werden.
Hypertonie
Bei Hypertonie wird Midamor zur Verhütung einer Kaliumverarmung bei Patienten angewendet, die während einer langen Zeit Thiazide oder andere orale Saluretika und Antihypertonika erhalten.
Leberzirrhose mit Aszites und Ödemen
Midamor allein führt gewöhnlich zu einer ausreichenden Diurese mit vermindertem Kaliumverlust und Verringerung des Risikos einer metabolischen Alkalose. Ausserdem kann Midamor aber auch zusammen mit stärkeren Saluretika verabreicht werden, wenn eine stärkere Diurese nötig ist und das Elektrolytgleichgewicht aufrechterhalten werden soll.
Dosierung/AnwendungMidamor als Monotherapie
Die übliche Anfangsdosis beträgt 10 mg (als Einzeldosis oder 2× 5 mg täglich). 20 mg/ Tag sollten nicht überschritten werden. Sobald die Diurese in Gang gekommen ist, kann die Dosierung stufenweise um jeweils 5 mg abgebaut werden, bis die erforderliche Mindestdosis erreicht ist.
Midamor zusammen mit anderen Diuretika
Kardiale Ödeme
5 oder 10 mg Midamor täglich können zusammen mit den üblichen Dosen anderer Saluretika verabreicht werden. Wenn Minimaldosen beider Präparate nicht zur gewünschten Diurese führen, wird die Dosierung beider Medikamente stufenweise erhöht; dabei darf jedoch die Gesamttagesdosis von Midamor 20 mg nicht übersteigen. Nach Einsetzen der Diurese kann eine Reduktion beider Präparate versucht werden. Die Dosierung beider Präparate richtet sich nach der diuretischen Wirkung und dem Serumkaliumspiegel.
Hypertonie
5 oder 10 mg Midamor/Tag werden zusammen mit den üblichen blutdrucksenkenden Thiaziddosen verabreicht. Nötigenfalls kann die Dosierung angepasst werden. Im allgemeinen genügen 10 mg Midamor/Tag. In keinem Fall dürfen mehr als 20 mg/Tag gegeben werden.
Leberzirrhose mit Aszites
Die Behandlung wird mit einer kleinen Midamor-Dosis (z.B. 5 mg) und niedrigen Dosen eines geeigneten anderen Saluretikums eingeleitet. Je nach Bedarf kann die Dosierung beider Präparate stufenweise erhöht werden, bis es zu einer wirksamen Diurese kommt. Die Dosierung von Midamor darf 20 mg täglich nicht übersteigen. Die Erhaltungsdosen können unter den zur Auslösung der Diurese benötigten Initialgaben liegen. Sobald sich das Gewicht des Patienten stabilisiert hat, sollte deshalb eine Reduktion der Tagesdosis versucht werden.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Hyperkaliämie (über 5,5 mmol/l).
Andere antikaliuretische Therapie.
Therapie mit Kaliumzusätzen ( siehe «Vorsichtsmassnahmen»).
Eingeschränkte Nierenfunktion (Anurie, akutes Nierenversagen, schwere fortschreitende Nierenerkrankungen und diabetische Nephropathie, siehe «Vorsichtsmassnahmen»).
Hypersensibilität gegenüber irgendeinem Bestandteil des Präparates.
Vorsichtsmassnahmen
Diabetes mellitus
Um das Risiko einer Hyperkaliämie bei Diabetikern oder diabetesverdächtigen Patienten möglichst gering zu halten, sollte vor Beginn einer Behandlung mit Midamor die Nierenfunktion kontrolliert werden. Die Therapie mit Midamor sollte mindestens 3 Tage vor der Durchführung eines Glukosetoleranztests abgesetzt werden.
Bei gleichzeitiger Verabreichung mit ACE-Hemmern: siehe «Interaktionen».
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Anwendung von Midamor ist in der Schwangerschaft und Stillzeit nur mit Vorsicht d.h. bei strenger Indikationsstellung angezeigt (vgl. Kapitel «Schwangerschaft/Stillzeit»).
Metabolische oder respiratorische Azidose
Bei schwerkranken Patienten, bei denen infolge von Herz-Lungenaffektionen oder dekompensiertem Diabetes eine respiratorische oder metabolische Azidose zu befürchten ist, sollte eine antikaliuretische Therapie nur mit Vorsicht begonnen werden. Verschiebungen des Säure-Basengleichgewichts verändern die Reaktion der extra- und intrazellulären Kaliumkonzentration, und eine entstehende Azidose kann den Serumkaliumspiegel rasch ansteigen lassen.
Hyperkaliämie
Bei Patienten, welche Amilorid HCl allein oder in Kombination mit anderen Diuretika erhielten, wurde eine Hyperkaliämie mit Serumkaliumtitern über 5,5 mmol/l beobachtet. Dies trat besonders bei älteren Patienten und hospitalisierten Kranken mit Leberzirrhose oder kardialem Ödem auf, die Nierenkomplikationen durchgemacht hatten, sich in ernstem Zustand befanden, oder mit starken Diuretika behandelt wurden. Solche Patienten sollten daher sorgfältig auf klinische, Laboratoriums- und EKG-Anzeichen von Hyperkaliämie überwacht werden. Bei dieser Patientengruppe ist über einzelne Todesfälle berichtet worden.
Zusammen mit Midamor sollten ausser in schweren und/oder refraktären Fällen von Hypokaliämie weder medikamentöse Kaliumzusätze noch eine kaliumreiche Diät verabreicht werden. Wenn Kaliumzusätze gegeben werden, muss der Serumkaliumwert sorgfältig überwacht werden.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Patienten mit erhöhtem Harnstoff-Stickstoff im Blut über 5 mmol/l, mit Serum-Kreatininwerten über 130 µmol/l oder mit Blutharnstoffwerten über 10 mmol/l oder mit Diabetes mellitus dürfen nur unter sorgfältiger häufiger Kontrolle der Serumelektrolyte und Blutharnstoffspiegel behandelt werden.
Bei beeinträchtigter Nierenfunktion wird die Kaliumretention durch Verabreichung eines Antikaliuretikums erhöht und kann sich rasch zu einer Hyperkaliämie entwickeln.
Behandlung der Hyperkaliämie
Wenn bei Patienten unter Midamor Hyperkaliämie eintritt, muss die Medikation sofort abgesetzt werden, und falls nötig, sind aktive Massnahmen zur Herabsetzung des Plasmakaliumspiegels zu ergreifen.
Elektrolytverschiebungen und reversible BUN-Erhöhungen (Azotämie)
Wenn Midamor zusammen mit anderen Diuretika gebraucht wird, können Hyponatriämie und Hypochlorämie auftreten, desgleichen wurde über Erhöhungen der Harnstoff-Stickstoff-(BUN)-Werte berichtet. Diese Steigerungen traten gewöhnlich als Begleiterscheinung bei massiver Flüssigkeitselimination auf; sie wurden insbesondere bei schwerkranken Patienten unter Diuretikatherapie beobachtet, so z.B. bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites und metabolischer Alkalose oder solchen mit behandlungsresistenten Ödemen. Wenn Midamor solchen Patienten zusammen mit anderen Diuretika verabreicht wird, ist eine sorgfältige Überwachung der Serumelektrolyte und der Harnstoff-Stickstoff-(BUN)-Werte wichtig.
Auswirkungen der Diurese auf zirrhotische Patienten
Bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites ist die orale Diuresetherapie häufiger mit Nebenwirkungen verbunden, da diese plötzliche Störungen des Elektrolytgleichgewichtes schlecht ertragen und infolge eines begleitenden Aldosteronismus oft schon vorher hypokaliämisch sind.
Anwendung bei Kindern
Die Anwendung von Amilorid HCl bei Kindern ist nicht erprobt worden; deshalb wird die Verabreichung von Midamor in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie B.
Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für die Foeten gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen.
Es ist nicht bekannt, ob Midamor in die menschliche Milch ausgeschieden wird, daher muss entschieden werden, ob mit dem Stillen aufgehört werden soll oder ob das Medikament abzusetzen ist.
Unerwünschte WirkungenMit Ausnahme der Hyperkaliämie (Serumkaliumwerte über 5,5 mmol/l) wurden selten signifikante unerwünschte Wirkungen gemeldet. Geringfügige unerwünschte Wirkungen wurden relativ häufig angegeben. Häufig: Nausea/Anorexie; gelegentlich: Bauchschmerzen, Flatulenz und leichte Hautausschläge wurden angegeben und diese Erscheinungen hängen wahrscheinlich mit Amilorid zusammen. Andere unerwünschte Wirkungen, über die unter Amilorid berichtet wurde, stehen bekanntermassen in Zusammenhang mit der Diuresewirkung oder mit der zugrundeliegenden, behandelten Krankheit.
Gesamtorganismus
Kopfschmerzen, Schwäche, Ermüdbarkeit, Rückenbeschwerden, Brustschmerz, Hals/Schulterschmerz, Extremitätenschmerzen.
Herz und Kreislauf
Angina pectoris, orthostatische Hypotonie, Arrhythmie, Herzklopfen, bei einem Patienten mit partiellem Herzblock entwickelte sich ein kompletter Herzblock.
Verdauungssystem
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, gastrointestinale Blutung, Appetitveränderungen, Völlegefühl, Ikterus, Durst, Dyspepsie, Flatulenz.
Stoffwechsel
Erhöhte Kaliumwerte (über 5,5 mmol/l), Hyponatriämie.
Integument
Pruritus, Ausschläge, Mundtrockenheit, Alopezie.
Muskeln und Skelett
Muskelkrämpfe, Gelenkschmerzen, Beinschmerzen.
Nervensystem
Schwindel, Drehschwindel, Parästhesien, Tremor, Enzephalopathie.
Psychiatrische Erscheinungen
Nervosität, Verwirrtheit, Schlaflosigkeit, Libidoverminderung, Depression, Schläfrigkeit.
Atmungsorgane
Husten, Dyspnoe.
Sinnesorgane
Verstopfte Nase, Sehstörungen, erhöhter intraokulärer Druck, Tinnitus.
Urogenitalsystem
Impotenz, Polyurie, Dysurie, Blasenspasmen, Pollakisurie.
InteraktionenLithium sollte im allgemeinen nicht gleichzeitig mit Diuretika verabreicht werden, da diese die renale Ausscheidung von Lithium vermindern und dadurch zu einer erhöhten Lithiumtoxizität beitragen. Falls Amilorid HCl gleichzeitig mit einem ACE-Hemmer verabreicht wird, kann ein erhöhtes Risiko für eine Hyperkaliämie bestehen. Wenn deshalb diese zwei Substanzen auf Grund einer bestehenden Hypokaliämie gleichzeitig verabreicht werden, ist Vorsicht angebracht und das Serumkalium muss engmaschig überwacht werden.
Gleichzeitige Verabreichung von nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSAIDs) und kaliumsparenden Medikamenten - einschliesslich Amilorid HCl - kann, besonders bei älteren Patienten, eine Hyperkaliämie und Nierenversagen verursachen. Wenn Amilorid HCl gleichzeitig mit nicht-steroidalen Entzündungshemmern verwendet wird, sollten deshalb Nierenfunktion und Serumkaliumspiegel sorgfältig überwacht werden.
Die gleichzeitige Gabe von Midamor und medikamentösen Kaliumzusätzen oder kaliumreicher Kost birgt die erhöhte Gefahr einer Hyperkaliämie.
ÜberdosierungEs sind keine Daten hinsichtlich einer Überdosierung beim Menschen vorhanden. Es ist nicht bekannt, ob die Substanz dialysierbar ist.
Die am ehesten zu erwartende Symptomatik einer Überdosierung sind Dehydrierung und Elektrolyt-Verschiebung. Diese können durch etablierte Massnahmen behandelt werden. Midamor sollte abgesetzt und der Patient genau überwacht werden. Es gibt kein spezifisches Antidot. Erbrechen sollte ausgelöst oder eine Magenspülung vorgenommen werden. Die Behandlung besteht in unterstützenden oder symptomatischen Massnahmen. Falls eine Hyperkaliämie auftritt, sollten aktive Massnahmen zur Herabsetzung der Serumkaliumspiegel ergriffen werden.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Tabletten in der Originalpackung aufbewahren und Verfalldatum beachten.
Stand der InformationApril 2000.
IPC-MAM-T-0694a/CH/RL88
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