DragéesOrales Kontrazeptivum ZusammensetzungLevonorgestrelum 0,03 mg, excip. pro compr. obducto.
Eigenschaften/WirkungenDie kontrazeptive Wirkung von Microlut beruht darauf, dass die Spermatozoenwanderung erschwert bzw. blockiert (Zervixfaktor), die Nidation behindert (Endometriumfaktor) und die Corpus luteum-Funktion eingeschränkt wird. Die Ovulation wird im allgemeinen nicht verhindert.
Die Sicherheit ist geringer als die der «klassischen Pille». Bei vorschriftsmässiger Einnahme ergibt sich eine Versagerquote von 1,0 Schwangerschaften auf 100 Anwendungsjahre (= Pearl-Index).
Der Konzeptionsschutz beginnt 14 Tage nach Einnahme des ersten Dragées.
PharmakokinetikAbsorption
Levonorgestrel wird aus dem Microlut-Dragée rasch und vollständig resorbiert. Maximale Plasmaspiegel von ca. 0,8 ng/ml sind 1 Stunde nach der Einnahme erreicht.
Levonorgestrelhaltige Präparate besitzen bei täglich wiederholter Einnahme einen gewissen Wirkungsüberhang, jedoch kommt es zu keinem über das gewünschte Mass hinausgehenden Anstieg des Levonorgestrel-Spiegels im Plasma. Ein Fliessgleichgewicht wird nach 4 Tagen erreicht.
Es wurde eine absolute Bioverfügbarkeit von 82% der im Microlut-Dragée enthaltenen Levonorgestreldosis ermittelt.
Distribution
Levonorgestrel wird an Serumalbumin und zu etwa 65% an SHBG (Sexualhormonbindendes Globulin) gebunden, nur etwa 1,5% liegen in freier Form vor. Das Verhältnis von freiem zu albumingebundenem und SHBG-gebundenen Levonorgestrel hängt von der Serumkonzentration des SHBG ab. Induktion des Carrier-Proteins bewirkt eine Erhöhung des SHBG-gebundenen Anteils, während der albumingebundene Anteil zurückgeht. Individuell teilweise schwankende Wirkstoffspiegel sind auf wechselnde Konzentrationen des sexualhormonbindenden Globulins zurückzuführen.
Unter der Einnahme von Microlut kann es zu einer signifikanten Abnahme der SHBG-Konzentration im Serum kommen.
Durch die Muttermilch können weniger als 0,1% der mütterlichen Dosis auf den Säugling übergehen.
Metabolismus
Maximale Plasmaspiegel sind 1 Stunde nach der Einnahme erreicht. Danach sinkt die Wirkstoffkonzentration zunächst mit einer Halbwertszeit von etwa 1,0 Stunde relativ schnell. In einer anschliessenden zweiten Phase verringern sich die Plasmawerte dann langsamer (Halbwertszeit 20 Stunden). Die metabolische Clearance-Rate aus dem Serum oder Plasma beträgt 1,0-1,5 ml/min/kg.
Die Biotransformation von Levonorgestrel verläuft analog zum bekannten Metabolismus von Steroiden. Pharmakologisch aktive Metaboliten sind nicht bekannt.
Elimination
Ausgeschieden wird Levonorgestrel ganz überwiegend in Form von Metaboliten mit einer Halbwertszeit von 24 Stunden, und zwar jeweils etwa zur Hälfte der verabreichten Dosis mit Harn und Stuhl.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenOrale Kontrazeption.
Dosierung/AnwendungDie Einnahme von täglich 1 Dragée wird am 1. Tag des Zyklus (1. Tag der Menstruation) begonnen. Das Intervall zwischen 2 Dragées soll möglichst genau 24 Stunden betragen. Diese Zeitspanne darf keinesfalls um mehr als 3 Stunden überschritten werden, weil sonst der Konzeptionsschutz in Frage gestellt ist. Ohne Rücksicht auf jegliche Blutungen wird fortlaufend täglich ein Dragée eingenommen. Sobald die Packung aufgebraucht ist, muss man am darauffolgenden Tag die Anwendung aus der nächsten fortsetzen.
Der Konzeptionsschutz beginnt, nachdem die ersten 14 Microlut-Dragées regelmässig eingenommen worden sind. Das gilt auch dann, wenn vorher ein anderes hormonales Kontrazeptivum angewendet wurde. Während der ersten zwei Wochen sind also zusätzlich nichthormonale Methoden der Kontrazeption (mit Ausnahme der Kalendermethode nach Knaus-Ogino und der Temperaturmethode) erforderlich.
Unregelmässige Einnahme
Wird ein einziges Dragée verspätet eingenommen (d.h. mehr als 27 Stunden nach Einnahme des letzten Dragées) oder sogar vergessen, ist der Konzeptionsschutz in Frage gestellt. Deshalb müssen grundsätzlich bei solchen Fehlern so lange die zuvor beschriebenen zusätzlichen Schutzmassnahmen angewendet werden, bis wieder 14 Dragées vorschriftsmässig eingenommen worden sind.
Anwendung nach Entbindung oder Abort
Im Anschluss an eine Entbindung (oder Fehlgeburt) kann Microlut nach dem ersten normalen biphasischen Zyklus angewendet werden. Auch in diesen Fällen wird mit der Einnahme am 1. Blutungstag begonnen.
Anwendung während der Laktation
Kontrazeption ist im allgemeinen nur bei langdauernden Laktationsperioden indiziert, da bei kurzdauernden meist noch kein Zyklus abläuft. Das Gestagen hemmt zwar die Milchproduktion nicht, jedoch werden geringste Wirkstoffmengen mit der Milch ausgeschieden (siehe «Pharmakokinetik»).
Zyklische Blutungen
In den meisten Fällen kommt es zu zyklischen Blutungen in normalen Abständen und von regulärer Dauer sowie Stärke. Daneben werden sowohl verkürzte (20-24 Tage) als auch verlängerte Intervalle (36-45 Tage) beobachtet, und zwar ohne erkennbaren Zusammenhang mit der Anamnese. Auf derartige, besonders in den ersten Monaten auftretende Rhythmusänderungen sollte vor Einnahmebeginn hingewiesen werden. Vor allem in den ersten Monaten sind Zwischenblutungen möglich. Bei längerer Anwendung stellt sich meist eine gewisse Stabilisierung des Zyklus mit individuellem Zyklusverlauf ein.
Ausbleiben der Entzugsblutung
Bei einem Teil der Frauen kann die Entzugsblutung ausbleiben, meist jedoch nur ein- oder zweimal, sehr selten auch dreimal. Die Dauer der Amenorrhö beträgt im allgemeinen 45 bis 60 Tage.
Bei länger anhaltenden Amenorrhöen ist auf frühe Symptome einer Schwangerschaft zu achten, beispielsweise auf morgendliche Übelkeit. In diesem Falle und bei jedem Verdacht auf eine Schwangerschaft muss unverzüglich ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden (siehe auch «Gründe für das sofortige Absetzen der Medikation»).
Verhalten bei Zyklusstörungen
Unregelmässige Blutungen ohne organische Ursache bieten aus medizinischer Sicht keinen Anlass, Microlut abzusetzen (siehe auch «Ausbleiben der Entzugsblutung», Rubrik «Dosierung/Anwendung»).
Von dem Versuch, Zyklusstörungen durch zusätzliche Gabe eines Östrogens zu beeinflussen, ist dringend abzuraten. Es muss dann nämlich mit einer Aufhebung der durch Microlut bewirkten Veränderung des Zervixschleims gerechnet werden, wodurch der kontrazeptive Effekt erheblich in Frage gestellt wäre.
Verhalten bei Erbrechen, Darmaffektionen u.a. die Sicherheit herabsetzenden Umständen
Wenn innerhalb von 3 Stunden nach einem Erbrechen, das der Einnahme von Microlut in kurzem Abstand folgt, ein weiteres Dragée geschluckt wird, lässt sich der Empfängnisschutz aufrechterhalten. Hierzu wird das letzte Dragée der Packung verwendet. Bei wiederholtem Erbrechen oder anhaltender Diarrhö sind vorsorglich andere, nichthormonale Methoden der Kontrazeption (mit Ausnahme der Kalendermethode nach Knaus-Ogino und der Temperaturmethode) anzuwenden, gegebenenfalls noch für mindestens 14 Tage nach Abklingen dieser Beschwerden. Besteht der die Wirksamkeit des Präparates herabsetzende Zustand längere Zeit, ist die hormonale Schwangerschaftsverhütung ungeeignet.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Bestehende oder vermutete Schwangerschaft, schwere Leberfunktionsstörungen; cholestatischer Ikterus, idiopathischer Schwangerschaftsikterus oder schwerer Schwangerschaftspruritus in der Anamnese, Dubin-Johnson- und Rotor-Syndrom; vorausgegangene oder bestehende Lebertumore; Herpes gestationis in der Anamnese; diagnostisch nicht abgeklärte Vaginalblutung; Überempfindlichkeit gegenüber Levonorgestrelum oder einem Hilfsstoff von Microlut.
Vorsichtsmassnahmen
Vor Beginn der Einnahme eines oralen Kontrazeptivums soll eine sorgfältige Eigen- und Familienanamnese erhoben sowie eine gründliche allgemeine und gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden, um behandlungsbedürftige Krankheiten sowie Risikozustände feststellen und eine Schwangerschaft ausschliessen zu können.
Diese Untersuchungen schliessen allgemein Blutdruck, Mammae, Abdomen und Beckenorgane, inkl. Zervikalzytologie und relevante Laboruntersuchungen mit ein.
Während der Anwendung empfehlen sich Kontrollen in etwa halbjährigen Abständen.
Nach dem heutigen Kenntnisstand ist die Anwendung hormonaler Kontrazeptiva mit einem erhöhten Risiko venöser und arterieller thromboembolischer Krankheiten verbunden. Obwohl für Microlut, das ein reines Gestagenpräparat ist, entsprechende Assoziationen nicht genau bekannt sind, wird empfohlen, bei vorausgegangenen oder bestehenden thromboembolischen Prozessen (z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt), schwerem Diabetes mit Gefässveränderungen sowie bei Sichelzellenanämie dieses Präparat nicht anzuwenden.
Bezüglich arterieller Thrombosen (z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt) nimmt das Risiko weiter zu, wenn Rauchen, zunehmendes Lebensalter und die Einnahme hormonhaltiger Arzneimittel zur Schwangerschaftsverhütung zusammentreffen. Deshalb sollten Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, nicht rauchen, besonders wenn sie älter als 35 Jahre sind.
Patientinnen mit Myokardstörungen (latent oder manifest), Nierenfunktionsstörungen, Bluthochdruck, Epilepsie oder Migräne - auch in der Anamnese - erfordern eine sorgfältige Überwachung.
Bei Diabetes oder Neigung zu Diabetes sollte Microlut nur unter sorgfältiger ärztlicher Kontrolle angewendet werden.
Bei Extrauteringravidität in der Anamnese sowie bei Vorhandensein nur einer Tube sollte über die Anwendung von Microlut nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung entschieden werden.
Ektopische Schwangerschaften sind bei alleiniger Anwendung von Gestagenen zur Kontrazeption häufiger, als sie den Erwartungswerten (Verhältnis zwischen intra- und extrauterinen Graviditäten bei normaler Population) entsprechen würden, da Gestagene u.a. den Eitransport durch die Tuben verlangsamen können.
Bei unklaren Unterleibsbeschwerden im Zusammenhang mit unregelmässigem Zyklusverlauf (vor allem Amenorrhö nach Dauerblutungen) muss eine Extrauteringravidität in Betracht gezogen werden.
Während einer langdauernden Einnahme von Gestagenen kann gelegentlich ein Chloasma auftreten, speziell bei Frauen mit einem Chloasma gravidarum in der Anamnese. Frauen, die hierzu neigen sollten sich während der Einnahme von Microlut nicht zu stark der Sonnenbestrahlung aussetzen.
Nach dem Abklingen einer Virushepatitis sollten etwa sechs Monate vergehen, bevor man Präparate wie Microlut anwendet.
Einnahmefehler, Erbrechen oder Darmkrankheiten mit Durchfall, sehr seltene individuelle Stoffwechselstörungen oder die gleichzeitige längere Einnahme bestimmter Medikamente (siehe «Dosierung/Anwendung», «Interaktionen») können die schwangerschaftsverhindernde Wirkung beeinträchtigen.
Gründe für das sofortige Absetzen der Medikation
Schwangerschaft bzw. Verdacht auf Schwangerschaft, Lebervergrösserung mit Verdacht auf Entwicklung von Lebertumoren, Auftreten von Gelbsucht, anikterische Hepatitis, generalisierter Pruritus, erstmaliges Auftreten migräneartiger oder häufigeres Auftreten ungewohnt starker Kopfschmerzen, erste Anzeichen von Thrombophlebitiden oder thromboembolischen Erscheinungen (z.B. ungewohnte Schmerzen in den Beinen oder Schwellung eines Beines, stechende Schmerzen beim Atmen oder Husten unklarer Ursache), Schmerz und Engegefühl im Brustraum, stärkerer Blutdruckanstieg, geplante Operationen (6 Wochen vorher), Immobilisation (z.B. nach Unfällen), akute Sehstörungen, Hörstörungen und sonstige sensorische Ausfälle, erkennbares Wachstum von Myomen, Zunahme epileptischer Anfälle.
Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschaftskategorie X.
Es gibt Hinweise auf foetale Risiken, basierend auf Erfahrungen bei Menschen oder Tieren, wobei die Risiken die möglichen positiven therapeutischen Effekte bei weitem übersteigen. Dieses Medikament ist kontraindiziert für schwangere Frauen. Aus grundsätzlichen Erwägungen soll bei Verdacht auf Schwangerschaft Microlut sofort abgesetzt werden.
Stillzeit
Levonorgestrel hemmt die Milchproduktion nicht, jedoch werden geringste Wirkstoffmengen (weniger als 0,1% der mütterlichen Dosis) mit der Milch ausgeschieden.
Microlut darf während der Stillzeit angewendet werden.
Unerwünschte WirkungenSiehe auch Kapitel «Vorsichtsmassnahmen».
Haut
Allergische Reaktionen, Chloasma.
Nervensystem
Kopfschmerzen, Migräne;
sensorische Ausfälle;
depressive Verstimmungen.
Augen
Akute Sehstörungen.
Ohren
Hörstörungen.
Gastrointestinaltrakt
Übelkeit, Erbrechen.
Leber
In seltenen Fällen sind nach Anwendung hormonaler Wirkstoffe, wie sie Microlut enthält, gutartige, noch seltener bösartige Lebertumore beobachtet worden, die vereinzelt zu lebensgefährlichen intraabdominalen Blutungen geführt haben. Wenn starke Oberbauchbeschwerden, eine Lebervergrösserung oder Anzeichen einer intraabdominalen Blutungen auftreten, sollte ein Lebertumor in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden;
Ikterus, anikterische Hepatitis oder generalisierter Pruritus.
Stoffwechsel, Endokrinium
Beeinflussung des Körpergewichts (gelegentlich);
Beeinflussung der Libido;
Brustspannungen;
Verminderung der Glucosetoleranz.
Kreislauf und Gefässe
Stärkerer Blutdruckanstieg, Thromboembolien (vgl. «Vorsichtsmassnahmen»).
Urogenitaltrakt
Erhöhtes Risiko einer ektopischen Schwangerschaft;
Schmier-, Zwischenblutungen (häufig);
Amenorrhoe (häufig);
Hypermenorrhoe (selten);
unregelmässige Zyklen (häufig).
InteraktionenVerschiedene Substanzen, z.B. Barbiturate, Phenylbutazon, Rifampicin, und Antiepileptika (wie Barbexaclon, Carbamazepin, Phenytoin, Primidon) beschleunigen die Metabolisierung (mögliche Wirkungsbeeinträchtigung); auch durch Veränderung der Darmflora sind erniedrigte Wirkstoffspiegel bei gleichzeitiger Einnahme einiger Antibiotika (z.B. Ampicillin, Tetracyclin) beobachtet worden.
Der Bedarf an oralen Antidiabetika oder Insulin kann sich durch Beeinflussung der Glukosetoleranz ändern.
ÜberdosierungMitteilungen über Vergiftungsfälle beim Menschen liegen nicht vor. Besondere Therapiemassnahmen können deshalb nicht empfohlen werden.
Sonstige HinweiseBeeinflussung diagnostischer Methoden
Die Einnahme oraler Kontrazeptiva kann die Ergebnisse einer Reihe von Labortests beeinflussen. Betroffen sind verschiedene biochemische Parameter wie auch Gerinnungsuntersuchungen. Das Laborpersonal sollte daher über die Anwendung oraler Kontrazeptiva informiert werden, wenn Laboruntersuchungen durchgeführt werden sollen.
Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» angegebenen Verfalldatum verwendet werden.
Stand der InformationJuni 1997.
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