ZusammensetzungWirkstoffe
Levothyroxinum natricum anhydricum ut Levothyroxinum natricum und Liothyroninum natricum.
Hilfsstoffe
Lactosum monohydricum 65.8 mg, Maydis amylum, Gelatina, Carmellosum natricum conexum, Magnesii stearas.
Eine Tablette enthält 309 µg Natrium.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenBei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren:
·euthyreote (blande) Struma
·Rezidivprophylaxe nach Strumaresektion
·Hypothyreose, auch bei chronischer Thyreoiditis
·als Begleittherapie mit einem Thyreostatikum bei Hyperthyreose
Dosierung/AnwendungDie gesamte Tagesdosis wird morgens nüchtern, mindestens ½ Stunde vor dem Frühstück, unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen.
Falls nötig, können die mit einer Bruchrille versehenen Tabletten geteilt werden.
Die individuelle Tagesdosis sollte durch labordiagnostische und klinische Untersuchungen ermittelt werden. Dabei richten sich die Anfangsdosis und eine allfällige Steigerung bis zur Erhaltungsdosis nach Alter und Allgemeinzustand des Patienten, sowie nach Schwere und Dauer des hypothyreoten Zustands. Die Dosierung von Novothyral soll in regelmässigen Intervallen während der Behandlung sowie bei Umstellung von einem anderen Schilddrüsenhormon-Präparat durch Bestimmung der Schilddrüsenfunktion (TSH-Konzentration im Serum) kontrolliert werden.
Normbereich der Serumkonzentration (methodenabhängig):
Gesamt-Levothyroxin: 5.0 - 13.0 µg/100 ml (64 - 168 nmol/l).
Gesamt-Liothyronin: 0.06 - 0.2 µg/100 ml (0.9 - 3.1 nmol/l).
Übliche Dosierung
euthyreote (blande) Struma:
Erwachsene: ½ - 2 Tabl. täglich.
Auf eine ausreichende Jodversorgung sollte geachtet werden.
Rezidivprophylaxe nach Strumaresektion:
Erwachsene: im Allgemeinen 1 Tabl. täglich.
Jugendliche ab 12 Jahren: ½ - 1 Tabl. täglich.
Hypothyreose:
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren: Inititialdosis: ½ Tabl. täglich während 8 Tagen. Erhöhung der Tagesdosis in Intervallen von 2 Wochen oder länger (unter Berücksichtigung der individuellen Empfindlichkeit) um jeweils ½ Tabl. bis zur ausreichenden Substitution.
Erhaltungsdosis: ½ - 2 Tabl. täglich.
Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung der Hyperthyreose:
Nach Normalisierung der Stoffwechsellage und einer Dosisreduktion des Thyreostatikums zusätzlich ½ - 1 Tabl. täglich.
Therapiedauer
Bei Hypothyreose: meist lebenslang.
Bei euthyreoter (blander) Struma: 1 - 2 Jahre.
Zur Rezidivprophylaxe nach Strumaresektion: in Abhängigkeit von der Funktion der Restschilddrüse mehrere Monate bis lebenslang.
Als Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung der Hyperthyreose: entsprechend der Dauer der thyreostatischen Therapie.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Die Pharmakokinetik von Novothyral wurde bei Patienten mit Leberinsuffizienz nicht untersucht. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden. Zum Einfluss einer Veränderung der Proteinbindung siehe Pharmakokinetik, Abschnitt Veränderung der Proteinbindung.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Die Pharmakokinetik von Novothyral wurde bei Patienten mit Niereninsuffizienz nicht untersucht. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden. Eventuelle Veränderungen der Proteinbindung sollten berücksichtigt werden.
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten wird eine niedrigere Anfangsdosis, eine vorsichtige Dosissteigerung in längeren Intervallen und unter häufiger Kontrolle der Schilddrüsenhormonkonzentration sowie eine niedrigere Erhaltungsdosis empfohlen. Es ist zu beachten, dass die TSH-Werte bei geriatrischen Patienten physiologischerweise höher sind und eine leichtgradige Erhöhung nicht zwingend eine Indikation für eine Substitution mit Schilddrüsenhormonen darstellt.
Patienten mit schwerer Hypothyreose oder schwerwiegenden Grundbzw. Begleiterkrankungen
Auch bei Patienten mit seit langem bestehender oder schwerer Hypothyreose sowie bei solchen, die zusätzlich an weiteren Endokrinopathien oder an kardiovaskulären Erkrankungen (abnormaler EKG-Befund) leiden, wird eine niedrigere Anfangsdosis, eine vorsichtige Dosissteigerung in längeren Intervallen und unter häufiger Kontrolle der Schilddrüsenhormonkonzentration sowie eine niedrigere Erhaltungsdosis empfohlen, als sie für eine vollständige Korrektur der TSH-Werte notwendig wäre.
Kinder und Jugendliche
Für Kinder unter 12 Jahren ist die verfügbare Dosisstärke von Novothyral nicht geeignet. Novothyral sollte daher bei Kindern unter 12 Jahren nicht eingesetzt werden. Wo notwendig, stehen Levothyroxin-Monopräparate zur Verfügung.
Kontraindikationen·Herzinsuffizienz mit gesteigerter Herzfrequenz
·akute Pankarditis
·akute Myokarditis
·akuter Myokardinfarkt
·Angina pectoris
·unbehandelte Hypophysen-Funktionsstörungen
·unbehandelte Funktionsstörungen der Nebennierenrinde
·Hyperthyreose jeglicher Genese (Ausnahme: als Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung einer Hyperthyreose)
·während der Schwangerschaft als Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung einer Hyperthyreose (siehe Schwangerschaft, Stillzeit)
·Überempfindlichkeit gegenüber Levothyroxin, Liothyronin, Laktose oder einem anderen Hilfsstoff
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDie Therapie einer Schilddrüsenerkrankung erfolgt individuell, unter Berücksichtigung von klinischen und labordiagnostischen Untersuchungen sowie unter regelmässiger Überwachung. Unter- oder Überbehandlung mit Schilddrüsenhormonen, verbunden mit einem potentiellen Ungleichgewicht der TSH-Konzentration im Serum kann bei Überbehandlung zu klinischen Symptomen wie Erbrechen, unregelmässiger Menstruation, Fieber, Unwohlsein, Haarausfall, Hitzeintoleranz, benigner intrakranialer Hypertonie, Kraniostenose (bei Kleinkindern), vorzeitigem Epiphysenschluss (bei Kindern) und bei Unterbehandlung zu unregelmässiger Menstruation, Haarausfall und Ödemen führen.
Vor einer Schilddrüsenhormontherapie sind folgende Erkrankungen auszuschliessen bzw. zu behandeln: Herzinsuffizienz, Angina pectoris, schwere generalisierte Gefässerkrankung, Hypertonie, Funktionsstörungen von Hypophyse oder Nebennierenrinde, funktionelle Autonomie der Schilddrüse und subklinische Hyperthyreose.
Die Ursache einer sekundären Hypothyreose sollte vor einer Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen abgeklärt werden.
Bei Verdacht auf Autonomie der Schilddrüse ist vor Beginn einer Behandlung mit Novothyral ein TRH-Test oder ein Suppressionsszintigramm durchzuführen.
Bei Vorliegen einer kompensierten Funktionsstörung der Nebennierenrinde muss zuerst eine Substitutionstherapie mit Glucocorticoiden eingeleitet werden.
Bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für psychotische Störungen wird empfohlen, die Novothyral-Therapie mit einer niedrigen Dosis zu beginnen und die Dosis nur langsam zu steigern. Eine Überwachung des Patienten ist angezeigt. Bei Anzeichen einer psychotischen Störung sollte eine Reduktion der Novothyral-Dosis in Betracht gezogen werden.
Bei Patienten mit Koronarinsuffizienz, Herzinsuffizienz oder Tachyarrhythmien sollten die Schilddrüsen-Hormonparameter häufig kontrolliert werden.
Eine unter Therapie mit Novothyral auftretende kongestive Herzinsuffizienz sollte gemäss der geltenden kardiologischen Guidelines behandelt werden. Im Vordergrund stehen dabei ACE-Hemmer, ggf. zusammen mit einem Diuretikum. In solchen Fällen sollte nach Möglichkeit ein Kardiologe zugezogen werden.
Bei Diabetikern sollte zu Beginn der Novothyral-Therapie der Blutzuckerspiegel häufiger bestimmt und der Bedarf an blutzuckersenkenden Arzneimitteln überprüft werden.
Schilddrüsenhormone sollten nicht zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Bei euthyreoten Personen zeigt Novothyral keine gewichtsreduzierende Wirkung. Höhere Dosen können, insbesondere in Kombination mit Substanzen zur Gewichtsreduktion oder mit Arzneimitteln mit sympathomimetischen Eigenschaften, schwere (und unter Umständen lebensbedrohliche) unerwünschte Wirkungen bis hin zur thyreotoxischen Krise verursachen (siehe auch Interaktionen und Überdosierung). Insbesondere bei postmenopausalen Frauen kann eine missbräuchliche Anwendung auch zu einer Reduktion der Knochendichte führen. Patienten sollten auf diese Risiken hingewiesen und darüber informiert werden, dass sie die Novothyral-Dosis nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt / der Ärztin steigern sollen.
Eine gleichzeitige Verabreichung von Orlistat und Novothyral kann zu einer Hypothyreose und/oder zu einer verminderten Kontrolle einer Hypothyreose führen (siehe Interaktionen). Patienten, die Novothyral einnehmen, sollten vor Beginn einer Orlistat-Therapie ihren Arzt konsultieren, da die Einnahme allenfalls zeitlich versetzt erfolgen sollte und die Novothyral-Dosis ggf. angepasst werden muss. Zudem wird empfohlen, den Schilddrüsenhormon-Spiegel zu überwachen.
Bei postmenopausalen Patientinnen mit Hypothyreose wird wegen des erhöhten Osteoporose-Risikos eine engmaschige Überwachung der Schilddrüsenfunktion empfohlen.
Bei zu schneller Dosissteigerung zu Beginn der Behandlung oder bei zu hoher Dosierung können Symptome auftreten, wie sie auch bei einer Hyperthyreose vorkommen. In diesem Fall sollte die Tagesdosis reduziert oder die Einnahme von Novothyral während mehrerer Tage unterbrochen werden. Sobald die unerwünschten Wirkungen verschwunden sind, kann die Behandlung unter vorsichtiger Dosierung wieder aufgenommen werden.
Unreife Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht weisen häufig eine Unreife der Hypothalamus-Hypophysen-Achse auf. Neben einer Hypothyreose liegt bei ihnen daher nicht selten auch eine unzureichende Funktion der Nebennierenrinde vor. In solchen Fällen wurde in der Literatur unter Therapie mit Levothyroxin über Fälle eines Kreislaufkollaps berichtet. Bei unreifen Frühgeborenen sollte die Einleitung einer Levothyroxin-Therapie daher unter Überwachung der Kreislauffunktionen erfolgen.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.
Interferenzen mit Laboruntersuchungen:
Biotin kann lmmunassays zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion, die auf einer Biotin/Streptavidin-Wechselwirkung basieren, beeinflussen und damit zu fälschlicherweise verringerten oder fälschlicherweise erhöhten Testergebnissen führen.
Das Risiko einer Interferenz steigt bei höheren Dosen von Biotin. Bei der Auswertung der Ergebnisse von Laboruntersuchungen ist eine mögliche Interferenz mit Biotin zu berücksichtigen, insbesondere wenn eine Unstimmigkeit mit dem klinischen Erscheinungsbild festgestellt wird. Bei Patienten, die biotinhaltige Arzneimittel oder Produkte einnehmen, sollte bei Anforderung eines Schilddrüsenfunktionstests das Laborpersonal entsprechend informiert werden. Falls verfügbar, sollten alternative Tests angewendet werden, die für eine Interferenz mit Biotin nicht anfällig sind (siehe Interaktionen).
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
InteraktionenPharmakokinetische Interaktionen
Einfluss anderer Arzneimittel auf die Pharmakokinetik von Levothyroxin/Liothyronin
Beeinflussung der Resorption: Bei gleichzeitiger Gabe mit folgenden Arzneimitteln kann die Resorption der Schilddrüsenhormone vermindert werden:
·Ionenaustauscherharze (z.B. Colestyramin, Colestipol): Die Einnahme von Novothyral sollte 4 - 5 Stunden vor diesen Arzneimitteln erfolgen.
·Aluminium-, Eisen- und Calciumsalze: Die Einnahme von Novothyral sollte mindestens 2 Stunden vor diesen Arzneimitteln erfolgen.
·Sevelamer: Zu Beginn oder am Ende einer gleichzeitigen Behandlung sollten die Spiegel der Schilddrüsenhormone engmaschig überwacht und ggf. die Schilddrüsenhormon-Dosis angepasst werden.
·Protonenpumpeninhibitoren (PPI): Aufgrund des durch PPI verursachten Anstiegs des intragastrischen pH-Wertes kann die Resorption von Schilddrüsenhormonen vermindert sein. Daher sollten regelmässige klinische und labordiagnostische Untersuchungen durchgeführt und ggf. die Schilddrüsenhormon-Dosis erhöht werden. Vorsicht ist auch geboten, wenn die Behandlung mit PPI beendet wird.
Auch die gleichzeitige Einnahme von Orlistat kann die Resorption von Iodsalzen und/oder Novothyral reduzieren, was zu einer Verstärkung der hypothyreoten Stoffwechsellage führen kann (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen).
Auch Sojaprodukte können die Resorption der Schilddrüsenhormone reduzieren. Zu Beginn oder am Ende einer mit Sojaprodukten supplementierten Ernährung kann daher eine Dosisanpassung der Schilddrüsenhormone notwendig sein.
Beeinflussung des hepatischen Metabolismus: Induktoren der hepatischen mikrosomalen Enzyme (z.B. Barbiturate, Carbamazepin, Efavirenz, Rifampicin, Johanniskraut) können die hepatische Clearance der Schilddrüsenhormone erhöhen und dadurch deren Wirkung vermindern.
Beeinflussung der Proteinbindung: Folgende Arzneimittel können Schilddrüsenhormone aus der Plasmaproteinbindung verdrängen, was zu einer erhöhten freien T4-Fraktion und dadurch zu einer Wirkungsverstärkung der Schilddrüsenhormone führen kann: orale Antikoagulantien, Furosemid, Salicylate.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Phenytoin oder mit Proteaseinhibitoren (z.B. Ritonavir, Indinavir, Lopinavir) kann es einerseits durch Verdrängung aus der Proteinbindung zu einer Verstärkung, andererseits durch Steigerung der hepatischen Clearance der Schilddrüsenhormone zu einer Verminderung der Schilddrüsenhormonwirkung kommen. Daher sollte bei gleichzeitiger Verabreichung der Schilddrüsenhormon-Spiegel engmaschig überwacht und ggf. die Schilddrüsenhormon-Dosis angepasst werden.
Einfluss von Levothyroxin/Liothyronin auf die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel
Vitamin K-Antagonisten: Schilddrüsenhormone können Cumarinderivate aus ihrer Plasmaproteinbindung verdrängen. Dadurch kann deren Wirkung verstärkt werden, was zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen kann. Deshalb sind zu Beginn und während einer gleichzeitigen Behandlung regelmässige Kontrollen der Gerinnungsparameter erforderlich. Ggf. ist die Antikoagulantien-Dosis anzupassen.
Pharmakodynamische Interaktionen
Einfluss anderer Arzneimittel auf Wirksamkeit und Sicherheit von Levothyroxin/Liothyronin
Amiodaron hemmt die periphere Umwandlung von T4 zu T3. Wegen seines hohen Jodgehaltes kann Amiodaron sowohl eine Hyperthyreose als auch eine Hypothyreose auslösen. Besondere Vorsicht ist bei einer nodösen Struma mit möglicherweise unerkannter Autonomie geboten.
Bei gleichzeitiger Gabe mit den nachfolgend genannten Arzneimitteln kann der Schilddrüsenhormon-Bedarf erhöht sein (ggf. mit entsprechender Erhöhung der TSH-Konzentration im Serum). Daher sollte zu Beginn und am Ende einer gleichzeitigen Behandlung der Schilddrüsenhormon-Spiegel engmaschig überwacht und ggf. die Schilddrüsenhormon-Dosis angepasst werden.
·Betablocker, Glucocorticoide, jodhaltige Kontrastmittel, Propylthiouracil: durch Hemmung der peripheren Umwandlung von T4 zu T3
·Chloroquin / Proguanil
·Östrogene (hormonale Kontrazeptiva oder postmenopausale Hormonersatz-Therapie)
·Sertralin
·Tyrosinkinase-Inhibitoren (z.B. Imatinib, Sunitinib)
Lithiumsalze hemmen die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen aus der Schilddrüse und können so bei Hypothyreose einen höheren Schilddrüsenhormonbedarf vortäuschen.
Einfluss von Levothyroxin/Liothyronin auf Wirksamkeit und/oder Sicherheit anderer Arzneimittel
Die gleichzeitige Gabe von Novothyral mit den nachfolgend genannten Arzneimitteln kann jeweils deren erwünschte und unerwünschte Wirkungen verstärken. Ggf. ist eine Dosisanpassung dieser Arzneimittel erforderlich.
·trizyklische Antidepressiva (beschleunigter Wirkungseintritt)
·Katecholamine (erhöhte Empfindlichkeit der Adrenorezeptoren gegenüber Katecholaminen)
·Sympathomimetika
Die Wirksamkeit von Herzglykosiden kann durch eine Veränderung der Schilddrüsenwerte beeinflusst werden. Ggf. ist die Dosierung der Herzglykoside anzupassen.
Schilddrüsenhormone können die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika vermindern. Bei Diabetikern ist daher vor allem zu Beginn einer Behandlung mit Schilddrüsenhormonen der Blutzuckerspiegel regelmässig zu kontrollieren und ggf. die Dosierung der Antidiabetika anzupassen.
Interferenzen mit Laboruntersuchungen:
Biotin kann lmmunassays zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion, die auf einer Biotin/Streptavidin-Wechselwirkung basieren, beeinflussen und damit zu fälschlicherweise verringerten oder fälschlicherweise erhöhten Testergebnissen führen (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen).
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Die Therapie von Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft bedarf einer engmaschigen Kontrolle der Schilddrüsenwerte und sollte nur von Spezialisten durchgeführt werden. Diese sollten möglichst bereits vor Eintritt der Schwangerschaft beigezogen werden.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte die Einnahme von Schilddrüsenhormonen lückenlos weitergeführt werden. Es kann sogar – aufgrund der erhöhten Konzentration des Thyroxin-bindenden Globulins TBG – eine höhere Dosis erforderlich sein.
Nach der Entbindung sinkt das TSH rasch auf Werte entsprechend jenen vor der Schwangerschaft. Die Schilddrüsenhormon-Dosis sollte daher unmittelbar nach der Entbindung wieder auf die vor der Schwangerschaft eingenommene Dosis reduziert werden. 6 - 8 Wochen nach der Entbindung sollte das TSH kontrolliert werden.
Die verfügbaren Informationen lassen vermuten, dass eine Exposition in utero gegenüber Liothyronin mit einem Risiko für kognitive Entwicklungsstörungen beim Kind einhergeht. Da nur limitierte Humandaten zur Anwendung von Liothyronin während der Schwangerschaft vorliegen, sollte Liothyronin während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Falls eine Patientin schwanger werden möchte oder schwanger ist, sollte die Behandlung wenn immer möglich mit einer Levothyroxin-Monotherapie erfolgen.
Sehr hohe Schilddrüsenhormon-Dosen während der Schwangerschaft können einen negativen Einfluss auf die foetale und postnatale Entwicklung haben. Klinische Erfahrungen mit den empfohlenen therapeutischen Levothyroxin-Dosen während der Schwangerschaft geben jedoch keine Hinweise auf kongenitale Anomalien oder andere unerwünschte Wirkungen auf den Foeten.
Während der Schwangerschaft ist die Anwendung von Schilddrüsenhormonen als Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung einer Hyperthyreose kontraindiziert, da eine höhere Thyreostatika-Dosis notwendig wäre. Thyreostatika können die Plazentaschranke passieren und beim Neugeborenen eine Hypothyreose hervorrufen.
Stillzeit
Schilddrüsenhormone treten in die Muttermilch über. Selbst bei hochdosierter Novothyral-Therapie ist die in die Muttermilch sezernierte Schilddrüsenhormonmenge jedoch gering, sodass beim Säugling nicht mit der Entwicklung einer Hyperthyreose oder einer Suppression der TSH-Sekretion gerechnet werden muss. Novothyral kann daher während der Stillzeit angewendet werden.
Der Übertritt in die Muttermilch sollte jedoch berücksichtigt werden, wenn die Schilddrüsenfunktion des Säuglings untersucht wird.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenEs wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt. Es wird nicht erwartet, dass Novothyral bei bestimmungsgemässem Gebrauch einen Einfluss auf die Fähigkeit hat, ein Fahrzeug zu lenken oder Maschinen zu bedienen.
Unerwünschte WirkungenNachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach Organsystem (MEDDRA) angegeben, welche unter Anwendung von Levothyroxin und/oder Liothyronin beobachtet wurden. Aufgrund der Art der zugrundeliegenden Daten ist die Angabe von Häufigkeiten nicht möglich.
Erkrankungen des Immunsystems
Überempfindlichkeitsreaktionen (v.a. allergische Reaktionen der Haut und des Respirationstraktes), Angioödem.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Gewichtsabnahme.
Psychiatrische Erkrankungen
Psychotische Symptome.
Erkrankungen des Nervensystems
Tremor, Schlaflosigkeit, innere Unruhe, Kopfschmerzen, Krampfanfälle.
Herzerkrankungen, Gefässerkrankungen
Tachykardie, Arrhythmien (z.B. Vorhofflimmern, Extrasystolen), pektanginöse Zustände, Manifestation einer latent vorbestehenden Herzinsuffizienz.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Diarrhoe.
Allgemeine Erkrankungen
Hyperhidrosis.
Insbesondere bei zu schneller Dosissteigerung zu Beginn der Behandlung können Symptome auftreten, wie sie auch bei einer Hyperthyreose vorkommen (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen).
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungDie akute Toxizität von Levothyroxin ist sehr gering. Ausser bei koronarer Herzkrankheit muss nicht mit ernsten Komplikationen gerechnet werden.
Anzeichen und Symptome
Bei Überdosierung, aber auch bei zu schneller Dosissteigerung zu Beginn der Behandlung, können Symptome einer ausgeprägten Stoffwechselsteigerung sowie einer Hyperthyreose auftreten (siehe Unerwünschte Wirkungen). Insbesondere kann es bei absichtlicher (missbräuchlicher) Überdosierung (zum Zwecke der Gewichtsreduktion) zu lebensbedrohlichen unerwünschten Wirkungen kommen. Darüber hinaus kann eine Überdosierung auch Symptome einer akuten Psychose (z.B. Agitiertheit, Verwirrtheit, Halluzinationen) auslösen, vor allem bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für psychotische Störungen. Insbesondere weist ein erhöhter T3-Serumspiegel auf eine Überdosierung hin.
Behandlung
Im Falle einer Überdosierung wird empfohlen, die Tabletteneinnahme während mehrerer Tage zu unterbrechen und geeignete Kontrolluntersuchungen durchzuführen. Bei extrem hohen Dosen (Suizidversuch) sollte eine symptomatische Behandlung durchgeführt werden. Magenspülung oder Auslösen von Erbrechen sind nur innerhalb weniger Stunden nach Einnahme einer Überdosis angezeigt. Symptome einer starken Aktivierung des Sympathikus, wie Tachykardie, Angstzustände, Erregung oder Hyperkinese, können durch Betablocker gemildert werden. Thyreostatika sind nicht angebracht, da die Schilddrüse bereits völlig ruhiggestellt ist. Eine Plasmapherese kann nach extrem hohen Dosen hilfreich sein.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
H03AA03
Wirkungsmechanismus
Die in Novothyral enthaltenen synthetischen Schilddrüsenhormone Levothyroxin und Liothyronin sind mit den endogenen Hormonen identisch. Levothyroxin wird durch partielle Dejodierung in metabolisch aktives Liothyronin umgewandelt (Konversion).
Die Schilddrüsenhormone wirken über spezifische Ligand-Rezeptor-Interaktionen an Zellkernen, Mitochondrien und Mikrosomen. Die Schilddrüsenhormone wirken auf Energiestoffwechsel, Temperaturregulation, basalen Stoffwechsel, Stoffwechsel von Proteinen, Kohlenhydraten, Lipiden, Nukleinsäuren und Vitaminen sowie auf andere Hormone.
Die TSH-Sekretion der Hypophyse wird über einen negativen Feed-back-Mechanismus durch die Schilddrüsenhormon-Konzentration im Blut reguliert. Eine Erhöhung der Schilddrüsenhormon-Konzentration unter Novothyral-Therapie führt zu einer verminderten oder supprimierten TSH-Sekretion. Diese Wirkung wird zur Therapie der euthyreoten Struma genützt, um eine durch Schilddrüsenhormonmangel resultierende TSH-Stimulation mit nachfolgendem Wachstum der Schilddrüse zu hemmen bzw. eine Rückbildung der Struma zu erreichen.
Pharmakodynamik
Nach oraler Verabreichung unterscheiden sich Liothyronin (T3) und Levothyroxin (T4) sowohl im Wirkungseintritt als auch in der Wirkungsdauer nach Absetzen der Therapie. Die volle Wirkung von Liothyronin wird 24 - 72 Stunden nach Beginn einer oralen Therapie beobachtet und hält bis zu 72 Stunden nach Verabreichung der letzten Dosis an, wohingegen die volle Wirkung von Levothyroxin erst 1 - 3 Wochen nach Beginn einer oralen Therapie eintritt und nach Applikation der letzten Dosis etwa 1 - 3 Wochen anhält.
Klinische Wirksamkeit
Keine Daten vorhanden.
PharmakokinetikAbsorption
Levothyroxin und Liothyronin werden als Natriumsalz aus dem Darm gut resorbiert. Bei Nüchterneinnahme beträgt die Resorption von Levothyroxin-Na ca. 80%, jene von Liothyronin-Na 78 - 95%.
Bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme ist die Absorption um bis zu 20% reduziert.
Distribution
Levothyroxin wird zu 99.95% an Plasmaproteine gebunden, zu etwa zwei Drittel an das Thyroxin-bindende Globulin (TBG), zu knapp einem Drittel an das Thyroxin-bindende Präalbumin (TBPA) und zu einem kleinen Teil an Albumin (TBA).
Liothyronin wird zu etwa 99.7% an Plasmaproteine gebunden, vorwiegend an TBG und zu einem kleinen Teil an TBPA und TBA.
Das Verteilungsvolumen von Levothyroxin beträgt ca. 12 l, jenes von Liothyronin ca. 46 l.
Metabolismus
Der Abbau der Schilddrüsenhormone erfolgt überwiegend durch Dejodierung. In der Leber erfolgt eine Konjugation mit Glukuronsäure und Sulfat. Quantitativ von untergeordneter Bedeutung sind die Desaminierung und Dekarboxylierung.
Elimination
Die Plasma-Halbwertszeit von Levothyroxin variiert zwischen 6 und 8 Tagen, jene von Liothyronin zwischen 1 und 1.5 Tagen. Die metabolische Clearance von Levothyroxin liegt bei 0.05 l/h, jene von Liothyronin bei ca. 1 l/h. Die unveränderte Ausscheidung im Stuhl ist von untergeordneter Bedeutung. Die Konjugate unterliegen einem enterohepatischen Kreislauf.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Schilddrüsenfunktionsstörungen
Die Plasma-Halbwertszeiten von Levothyroxin und Liothyronin sind bei Hypothyreose verlängert, bei Hyperthyreose verkürzt.
Schwangerschaft / Östrogentherapie
Eine Zunahme der Bindungskapazität der Plasmaproteine für Schilddrüsenhormone wird während der Schwangerschaft und unter Östrogentherapie gefunden.
Schwere Grund- bzw. Begleiterkrankungen
Bei schweren Erkrankungen kann die Bindungskapazität der Plasmaproteine reduziert sein (siehe Interaktionen).
Leberfunktionsstörungen
Zur Pharmakokinetik bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion liegen keine spezifischen Studien vor. Es ist jedoch zu beachten, dass bei ausgeprägter Hypoproteinämie infolge einer Leberzirrhose die Bindungskapazität reduziert sein kann.
Nierenfunktionsstörungen
Die Pharmakokinetik von Levothyroxin und Liothyronin wurde bei Patienten mit Niereninsuffizienz nicht untersucht.
Aufgrund der hohen Bindung an Plasmaproteine erscheinen Levothyroxin und Liothyronin nur in geringen Mengen im Hämodialysat.
Ältere Patienten
Zur Pharmakokinetik bei geriatrischen Patienten liegen keine spezifischen Studien vor.
Kinder und Jugendliche
Zur Pharmakokinetik bei pädiatrischen Patienten liegen keine spezifischen Studien vor.
Präklinische DatenBei sachgemässer Anwendung sind keine toxikologischen Effekte zu erwarten.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25°C lagern.
Zum Schutz vor Feuchtigkeit sowie vor direkter Sonneneinstrahlung in der Originalverpackung lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer37716 (Swissmedic)
PackungenPackungen zu 100 teilbaren Tabletten. [B]
ZulassungsinhaberinMerck (Schweiz) AG, Zug
Stand der InformationFebruar 2023
|