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Fachinformation zu Semap®:Janssen-Cilag AG
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Neuroleptikum mit Langzeitwirkung zur oralenVerabreichung 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Penfluridol.

Tabletten zu 20 mg; Farbstoffe: E 104, E 132, weitere Hilfstoffe.

Eigenschaften/Wirkungen

Semap ist ein hochpotentes Neuroleptikum aus der Substanzklasse der Diphenylbutylpiperidine mit substanzeigener Langzeitwirkung von mindestens einer Woche. Semap ist ein potenter Dopamin-Antagonist. Hingegen wurden nur minimale Aktivitäten am 5-HT2-Rezeptor (antiserotonerg) und am α1-Rezeptor (adrenolytisch) beschrieben. Semap wirkt stark antipsychotisch, wobei besonders Halluzinationen und Wahnvorstellungen beeinflusst werden. Diese Wirkung kommt hauptsächlich durch eine Interaktion in mesocorticalen und limbischen Regionen und einer Aktivität an den Basalganglien zustande. Letztere könnte auch die Ursache der extrapyramidalen Symptome (Dystonie, Akathisie und medikamentös bedingter Parkinsonismus) sein. Für die Wirkung gegen Übelkeit und Erbrechen, für die Relaxation der gastrischen und intestinalen Sphinkter und für den Anstieg des Prolactinspiegels sind unter anderen die peripheren antidopaminergen Effekte von Semap verantwortlich.
Semap wirkt ebenfalls gut gegen Autismus mit einem reaktivierenden Effekt auf den apathischen Patienten und auf Patienten mit motorischer Verlangsamung.

Pharmakokinetik

Absorption
Penfluridol wird langsam, jedoch gut resorbiert; die orale Bioverfügbarkeit beträgt 70-80%. Maximale Plasmaspiegel werden 4-8 Stunden nach der Einnahme gemessen.
Bei regelmässiger wöchentlicher Einnahme bleiben die individuellen Plasmaspiegel nach Erreichen der Gleichgewichtskonzentration sehr konstant, auch wenn erhebliche interindividuelle Unterschiede möglich sind. Es besteht eine enge Korrelation zwischen den Gleichgewichtsplasmaspiegeln und der Dosis der Dauermedikation, eine weitergehende Akkumulation tritt deshalb nicht auf.

Distribution
Penfluridol diffundiert langsam in die Gewebe; eine besondere Affinität besitzt es zum Fettgewebe. Im Plasma liegt Penfluridol fast ausschliesslich an Proteine gebunden vor.

Metabolismus
Hauptmetabolisierungsweg von Penfluridol ist eine oxidative N-Desalkylierung.

Elimination
Penfluridol wird zu ca. 80% mit der Galle ausgeschieden und unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf. Die Metaboliten werden sowohl mit den Faeces als auch mit dem Urin ausgeschieden. Die terminale Eliminationshalbwertszeit beträgt ca. 5,5 Tage.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Stationäre und ambulante Erhaltungstherapie für chronisch psychotische Patienten vorwiegend mit Krankheitsbildern des schizophrenen Formenkreises.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Semap wird einmal wöchentlich eingenommen. Bei Patienten, welche schon mit Neuroleptika therapiert werden, wird empfohlen, die Dosis zu reduzieren, und die Anfangsdosis von 20 mg Semap kontinuierlich gemäss den erzielten Resultaten zu steigern.
Bei Patienten, die noch keine Neuroleptika einnehmen, beträgt die Anfangsdosis 20-40 mg Semap, eventuell begleitet von anderen mehr dämpfenden Neuroleptika, um Symptome wie psychomotorische Agitation, Angstzustände und Schlaflosigkeit zu behandeln. Die Dosis dieser Medikamente kann nach und nach gesenkt werden, oder sie können sogar abgesetzt werden.
Im Allgemeinen beträgt die Erhaltungsdosis 1-3 Tabletten (20-60 mg). Falls notwendig, können höhere Dosen verabreicht werden. Wöchentliche Dosen von 100 mg und mehr wurden bis anhin wenig verschrieben und sollten nur unter adaequater ärztlicher Aufsicht gegeben werden.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Semap ist kontraindiziert bei Parkinson-Syndrom, Depressionen, Dämpfungen des Zentralnervensystems inkl. medikamentöse Intoxikationen und bei komatösen Zuständen.
Semap ist ebenfalls kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe.

Vorsichtsmassnahmen
Da Semap nur eine geringe sedierende Wirkung besitzt, sollte es bei der Behandlung von Patienten, bei denen psychomotorische Erregungszustände und Aggressionen vorherrschen, mit einem dämpfenden Neuroleptikum kombiniert werden.
Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollte Semap mit Vorsicht angewendet werden.
Die klassischen Neuroleptika senken bekanntlich die Anfallsschwelle. Aus diesem Grund ist bei der Behandlung von Patienten mit Epilepsie Vorsicht geboten. Falls notwendig, soll die Dosis des Antikonvulsivums angepasst werden.
Möglicherweise sind ältere Personen empfindlicher gegenüber extrapyramidalen Symptomen. Es wird deshalb empfohlen, mit der Hälfte der angegebenen Normaldosis zu beginnen.
Es sind keine Daten über den sicheren Gebrauch von Semap bei Kindern unter 12 Jahren vorhanden.

Vigilität/Reaktionsbereitschaft
Es ist zu beachten, dass Semap die Aufmerksamkeit und das Reaktionsvermögen im Strassenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen beeinträchtigen kann.
Die psychotische Grundkrankheit sowie das Neuroleptikum können auch das Verhalten und die psychomotorischen Funktionen beeinflussen. Patienten unter Semap sollten kein Motorfahrzeug führen oder gefährliche Maschinen bedienen, bis sie ihre persönliche Reaktion auf das Medikament kennen.
In Anbetracht des Risikos schwerwiegender bzw. irreversibler unerwünschter Wirkungen (vergleiche Kapitel «Unerwünschte Wirkungen») muss die Indikation sorgfältig gestellt werden. Die Dosis und die Fortsetzung der Therapie sind regelmässig zu überprüfen. Die lange Wirkungsdauer des Medikamentes muss beachtet werden.
Die Wirkungen von Semap auf das ZNS sowie seine antiemetischen Eigenschaften können die Symptomatik gewisser Krankheiten maskieren.
Patienten unter langfristiger Therapie mit Semap sollten regelmässig generell ärztlich untersucht werden.
Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, insbesondere Hypotonie ist Vorsicht geboten.

Tardive Dyskinesien
Wie bei allen Antipsychotika können insbesondere während einer Langzeittherapie oder nach Absetzen tardive Dyskinesien auftreten. Das Risiko tardive Dyskinesien zu entwickeln steigt wahrscheinlich mit zunehmendem Alter, Dosis und Anwendungsdauer, speziell bei Frauen. Die Symptome können persistieren und sind bei einigen Patienten irreversibel. Das Syndrom ist hauptsächlich durch unwillkürliche, rhythmische Bewegungen der Zunge, im Gesicht, des Mundes oder des Kiefers charakterisiert. Antiparkinsonmittel lindern dieses Syndrom gewöhnlich nicht. Sobald die Symptome erscheinen, sollten alle Antipsychotika abgesetzt werden, speziell bei Patienten über 50 Jahren. Eine Wiederaufnahme der Behandlung, eine Dosiserhöhung oder ein Wechsel zu einem anderen Antipsychotikum können das Syndrom maskieren.
Berichten zufolge können feine abnorme Zungenbewegungen ein frühes Anzeichen einer tardiven Dyskinesie sein. Wird die Therapie zu diesem Zeitpunkt gestoppt, kann die Entwicklung des vollen Syndroms verhindert werden.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C.
Semap wies im Tierversuch keine teratogene oder embryotoxische Wirkung auf, es liegen jedoch keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen vor. Da Penfluridol die Plazentaschranke passiert, sollte von einer Gabe während der Schwangerschaft abgesehen werden.
Penfluridol geht im Tierversuch in die Muttermilch über; Semap sollte deshalb während der Stillzeit nicht eingenommen werden.

Unerwünschte Wirkungen

Neurologische Nebenwirkungen bzw. extrapyramidale Symptome treten etwa 4-6 Stunden nach der Einnahme von Semap auf und sind am ersten Tag nach der Medikation am stärksten ausgeprägt. Normalerweise schwächen sie sich im Verlauf der Behandlung ab, können aber eine Begleitmedikation (z.B. mit Anticholinergika, Parkinsonmittel) erfordern.

Extrapyramidale Symptome
Die am häufigsten auftretenden extrapyramidalen Symptome, welche wegen der Dopamin-blockierenden Wirkung von Semap auftreten, sind: Parkinsonismus (Bradykinesie, Muskelrigidität, Gehschwierigkeiten, Tremor, Ausdruckslosigkeit des Gesichts, Mikrographie), akute Dystonie oder Dyskinesie (Tortikollis, Trismus, Okulogyre Krise), Akathisie.
Am häufigsten wurde über Ruhelosigkeit und Dyskinesie berichtet. Durch Dosisreduktion oder durch Gabe eines Anticholinergikums können diese Erscheinungen meist behoben werden.

Hormonale Nebenwirkungen
Als hormonale Wirkung von Semap und anderen Neuroleptika kann es gelegenlich zu einer Hyperprolaktinämie kommen, welche Galaktorrhoe oder Amenorrhoe, Gynäkomastie, Potenzstörungen verursachen kann. Unter Neuroleptika wurde selten über Priapismus berichtet.

Neuroleptisches malignes Syndrom
Wie andere antipsychotische Medikamente wurde auch Semap in seltenen Fällen mit dem neuroleptischen malignen Syndrom in Verbindung gebracht, welches sich in Hyperthermie, Muskelsteifheit, autonomer Instabilität, Arrhythmien, getrübtem Bewusstsein, Katatonie, Koma und erhöhten CPK-Spiegeln äussert, allenfalls mit Rhabdomyolyse und Nierenversagen, was lebensbedrohlich sein kann. Anzeichen einer autonomen Dysfunktion wie Tachykardie, schwankender Blutdruck und Schwitzen können einer Hyperthermie vorausgehen und als frühe Warnsignale dienen. Bei Auftreten des malignen neuroleptischen Syndroms sollte eine antipsychotische Therapie sofort beendet, und geeignete symptomatische Massnahmen mit sorgfältiger Überwachung eingeleitet werden. Dantrolen und Bromocriptin haben sich in der Behandlung des malignen neuroleptischen Syndroms als wirksam erwiesen.

Andere
Selten können besonders zu Beginn der Therapie Sehstörungen, andere anticholinergische Wirkungen (Obstipation, trockener Mund, Harnretention), Hyperthermie, Hypotension, Uebelkeit und Erbrechen auftreten. Am ersten Tag nach der Einnahme der wöchentlichen Dosis von Semap können gelegentlich Müdigkeit, Schwitzen oder Hypersalivation auftreten. Es wurde auch über Schwindelgefühl, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Hautreaktionen und Gewichtszunahme berichtet.
Selten wurde über Depressionen berichtet, wobei ein kausaler Zusammenhang mit Semap unklar blieb.
Einzelfälle von veränderter Leberfunktion v.a. cholestatischer Ikterus und Tachykardie wurden nach der Verabreichung von Neuroleptika beobachtet.

Interaktionen

Wie alle Neuroleptika kann auch Semap die Wirkung zentral wirksamer Substanzen einschliesslich Hypnotika, Anaesthetika, Sedativa, starker Analgetika oder Alkohol verstärken. So kann Semap, obwohl es selber keine atemdepressive Wirkung hat, diese bei Opioiden verstärken. Semap kann, wenn es gleichzeitig mit antihypertensiven Medikamenten verabreicht wird, eine orthostatische Hypotonie verursachen bzw. verstärken.
Die gleichzeitige Gabe enzyminduzierender Stoffe (z.B. Phenytoin, Barbiturate oder Carbamazepin) kann zu tieferen Plasmaspiegeln von Plenfluridol führen.
Penfluridol wird hauptsächlich durch eine oxidative N-Desalkylierung metabolisiert. Die Interaktionen mit Hemmern verschiedener CYP450-Isoenzymen wurden nicht untersucht.
Semap hemmt die Wirkung von Dopamin-Agonisten wie Bromocriptin oder L-Dopa.

Überdosierung

Nach einer Überdosierung treten die bekannten Nebenwirkungen verstärkt auf. Die häufigsten Nebenwirkungen, die bei solchen Patienten beobachtet wurden, betreffen extrapyramidale Effekte und Hypotonie und Sedation.
Im Falle einer massiven Überdosierung werden unterstützende und symptomatische Massnahmen empfohlen. Es ist kein spezifisches Antidot bekannt. Die langanhaltende Wirkung sollte beachtet werden. Empfohlene Massnahmen: Magenentleerung, Stabilisierung von Atmung und Kreislauf, z.B. durch die intravenöse Gabe von Plasmaexpandern oder Albumin und Blutdruckmitteln wie Dopamin oder Dobutamin. Extrapyramidale Symptome sollen mittels Gabe von anticholinergen Antiparkinsonika behandelt werden.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Semap ist bei Raumtemperatur (15-25 °C) zu lagern.
Bitte aufgedrucktes Verfalldatum beachten.
Ausserhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren.

IKS-Nummer

38402.

Stand der Information

Juli 1999.
RL 88

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