Unerwünschte WirkungenZusammenfassung des Sicherheitsprofils
Die Sicherheit von Aprotinin wurde in mehr als 45 Phase-II- und Phase-III-Studien mit mehr als 3‘800 Aprotinin-behandelten Patienten bewertet. Bei insgesamt 11 % der mit Aprotinin behandelten Patienten traten Nebenwirkungen auf. Die schwerwiegendste Nebenwirkung war der Myokardinfarkt.
Die Sicherheit von Aprotinin wurde im Rahmen des NAPaR zwischen Februar 2016 und November 2020 überwacht. Bei den 6’682 erfassten Patienten lag die Rate der Nebenwirkungen bei 1.1 %.
Die Nebenwirkungen sollten im Rahmen des perioperativen Geschehens beurteilt werden.
Herz- und Gefässerkrankungen
In der gepoolten Auswertung placebokontrollierter klinischer Studien an Patienten mit CABG-Operation betrug die Häufigkeit des von den Untersuchern berichteten Auftretens von Myokardinfarkten 5.8 % bei mit Aprotinin behandelten Patienten im Vergleich zu 4.8 % bei mit Placebo behandelten Patienten mit einem Unterschied von 0.98 % zwischen den Gruppen (Aprotinin n = 3’817 und Placebo n = 2’682; Stand April 2005).
In einigen Studien wurde mit Aprotinin eine tendenziell grössere Häufigkeit von Myokardinfarkten gegenüber Placebo beobachtet, wohingegen andere Studien eine geringere Inzidenz im Vergleich zu Placebo gezeigt haben.
Bei Patienten mit wiederholter Herzoperation (Klappenersatz oder Myocard Revaskularisation) wurde ein häufigeres Auftreten perioperativer Myokardinfarkte gegenüber Placebokontrollen beobachtet. In einer weiteren, praktisch gleich durchgeführten Studie konnten diese Resultate nicht bestätigt werden.
In einer Multizenterstudie mit USund Nicht-US-Zentren bei Patienten mit erstmaligen CABG-Operationen wurde ein erhöhtes Risiko für den Verschluss der transplantierten Gefässe bei den mit Trasylol behandelten Patienten gegenüber Placebokontrollen beobachtet. Dieses Resultat wurde durch die Nicht-US-Zentren verursacht. In einem Zentrum war die Heparinisierung inadäquat, in dem anderen Zentrum wurde keine Standardtechnik bei der Graft-Konservierung angewendet. Es wird dringend davon abgeraten, für die Graft-Konservierung Blut aus Aprotinin-Infusionskathetern zu verwenden.
Hinsichtlich Myokardinfarkte und Sterblichkeit gab es in dieser Studie keine Unterschiede in den beiden Behandlungsgruppen.
Erkrankungen des Immunsystems
Aprotinin-spezifische Antikörper wurden in ca. 50 % der Patienten nach Aprotinin-Erstapplikation gefunden.
Bei der Anwendung von Trasylol sind Hypersensitivität und anaphylaktische Reaktionen möglich. Diese sind selten bei Patienten, welche noch kein Aprotinin erhielten. Bei wiederholter Anwendung können Hypersensitivität und anaphylaktische Reaktionen eintreten (Häufigkeit bis zu 5 %). Eine Überprüfung vorhandener Daten zeigte, dass die Häufigkeit von Hypersensitivität/anaphylaktischen Reaktionen nach einer zweiten Anwendung erhöht ist, wenn diese innerhalb von 6 Monaten nach einer ersten Verabreichung stattfindet (5 % bei einer zweiten Anwendung innerhalb von 6 Monaten und 0.9 % nach mehr als 6 Monaten nach Erstanwendung). Eine retrospektive Analyse zeigt auf, dass die Häufigkeit schwerer anaphylaktischer Reaktionen bei Patienten zunehmen kann, die innerhalb von 6 Monaten mehr als zweimal Aprotinin verabreicht bekommen.
Sogar wenn eine zweite Anwendung symptomlos vertragen wurde, kann eine weitere Trasylol-Behandlung zu schweren anaphylaktischen Reaktionen führen, in sehr seltenen Fällen mit Todesfolge. Dieses Risiko ist höher bei Patienten, die Aprotinin mehrfach erhalten.
In Einzelfällen wurden Hypersensitivität und anaphylaktische Reaktionen bereits bei Erstanwendung beobachtet.
Die Krankheitszeichen dieser Reaktionen reichen von Flush, Hautausschlägen, Juckreiz, Übelkeit, Blutdrucksenkung, Tachy- oder Bradykardie und Atemnot, bis zur schweren Blutdrucksenkung und zum anaphylaktischen Schock mit Kreislaufversagen; diese können sich bis zum Vollbild einer lebensbedrohlichen Schockreaktion entwickeln, die in Einzelfällen zum Tod führen kann.
Falls während der Injektion oder Infusion Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, soll die Anwendung sofort abgebrochen werden. Eventuell sind die gebräuchlichen Notfallmassnahmen angezeigt z. B. Adrenalin, Volumenersatz und Kortikosteroide.
Liste der unerwünschten Wirkungen
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet:
«sehr häufig» (≥ 1/10),
«häufig» (≥ 1/100, < 1/10),
«gelegentlich» (≥ 1/1‘000, < 1/100),
«selten» (≥ 1/10‘000, < 1/1‘000),
«sehr selten» (< 1/10‘000),
«nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen aus allen placebokontrollierten Studien mit Trasylol (Aprotinin n = 3’817 und Placebo n = 2’682; Stand: April 2005) und basierend auf Daten aus dem NAPaR sind im Folgenden aufgeführt:
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen aus Pharmakovigilance-Berichten (n = 584, Stand April 2005) sind mit einem (*) markiert.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr selten: disseminierte intravasale Gerinnung (*), Koagulopathien (*).
Erkrankungen des Immunsystems
Gelegentlich: allergische Reaktionen, anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen.
Sehr selten: anaphylaktischer Schock (möglicherweise lebensbedrohlich) (*).
Herzerkrankungen
Gelegentlich: myokardiale Ischämie, koronararterieller Verschluss/koronararterielle Thrombose, Myokardinfarkt, Perikarderguss.
Gefässerkrankungen
Gelegentlich: Thrombose, embolischer Schlaganfall.
Selten: arterielle Thrombose (und ihre organspezifischen Manifestationen, in lebenswichtigen Organen wie z. B. Niere, Lunge oder Gehirn), Lungenembolie.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: Oligurie, akute Nierenschädigung, tubulo-renale Nekrose.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr selten: Reaktionen an der Injektions- und Infusionsstelle, Thrombophlebitis.
Untersuchungen
Häufig: Kreatinin im Blut erhöht.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
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