Dosierung/AnwendungDieses Arzneimittel sollte nur von oder unter Aufsicht von Ärzten oder Zahnärzten angewendet werden, die über ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen in der Diagnose und Behandlung systemischer Intoxikationserscheinungen verfügen. Vor der Anwendung des Lokalanästhetikums ist eine entsprechende Notfallausrüstung mit geeigneten Geräten und Arzneimitteln sowie geschultem Personal zur Durchführung einer Wiederbelebung bereitzustellen, um eine sofortige Behandlung bei Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Notfällen zu ermöglichen.
Bei jedem Einsatz eines Lokalanästhetikums sollten folgende Arzneimittel/Behandlungsmethoden sowie ein venöses Verweilkanülen-Set zur Verfügung stehen:
§Antikonvulsiva, Muskelrelaxantien, Glukokortikoide, Antihistaminika (z.B. Dimetinden), Atropin, blutdrucksteigernde Mittel, Adrenalin sowie eine Elektrolytlösung im Fall von ernsten allergischen oder anaphylaktischen Reaktionen,
§Geräte zur Wiederbelebung (besonders Sauerstoffzufuhr), die − falls erforderlich – künstliche Beatmung ermöglichen.
Nach jeder Injektion eines Lokalanästhetikums müssen die Vitalfunktionen Herz/Kreislauf und Atmung (angemessene Sauerstoffversorgung) sowie der Bewusstseinszustand des Patienten sorgfältig und konstant überwacht werden. Unruhe, Angst, Tinnitus, Schwindel, Sehstörungen, Tremor, Depression oder Benommenheit können möglicherweise frühe Warnzeichen für toxische Einflüsse auf das Zentralnervensystem sein (siehe Rubrik «Überdosierung»).
Dosierung
Es sollte für alle Patientengruppen die niedrigste für eine wirksame Anästhesie ausreichende Dosis angewendet werden.
Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre
Übliche Dosierung
Für die komplikationslose Zangenextraktion von Oberkieferzähnen im nicht entzündlichen Stadium genügt meist ein vestibuläres Depot von 1,7 ml Ultracain D-S oder Ultracain D-S forte pro Zahn. In einigen Fällen kann eine vestibuläre Nachinjektion von 1−1,7 ml erforderlich sein, um eine komplette Anästhesie zu erreichen. Auf die schmerzhafte palatinale Injektion kann verzichtet werden. Wenn am Gaumen ein Schnitt oder eine Naht indiziert ist, genügt ein palatinales Depot von ca. 0,1 ml pro Einstich. Bei Reihenextraktionen benachbarter Zähne lässt sich in den meisten Fällen die Zahl der vestibulären Depots verringern.
Bei normalen Zangenextraktionen von Unterkiefer-Prämolaren im nicht entzündlichen Stadium kann auf die Mandibularanästhesie verzichtet werden, da eine lokale Infiltrationsanästhesie von 1,7 ml Ultracain D-S oder Ultracain D-S forte pro Zahn in der Regel genügt. Falls danach noch keine zufriedenstellende Wirkung eintritt, ist zunächst eine vestibuläre Nachinjektion von 1−1,7 ml zu setzen. Erst wenn auch dann eine vollständige Betäubung ausbleibt, ist die sonst übliche Mandibularanästhesie angezeigt.
Für Kavitätenpräparationen und das Abschleifen von Kronenstümpfen sind je nach Schwere und Länge der Behandlung – mit Ausnahme der Unterkiefer-Molaren – 0,5−1,7 ml Ultracain D-S pro Zahn vestibulär angezeigt. Bei chirurgischen Eingriffen ist Ultracain D-S forte je nach Umfang und Länge des Eingriffs individuell zu dosieren.
Empfohlene Maximaldosis bei Erwachsenen
Erwachsene können im Verlaufe einer Behandlung bis zu 7 mg Ultracain (Articain) pro kg Körpergewicht erhalten. Mengen bis zu 500 mg (entsprechend 7 Zylinderampullen) wurden unter Aspirationskontrolle gut vertragen.
Um eine intravasale Injektion zu vermeiden, ist vor der Injektion grundsätzlich ein Aspirationstest durchzuführen, wozu sich bei Verwendung von Zylinderampullen die Injektionsspritze Uniject® K besonders gut eignet. Der Injektionsdruck muss der Empfindlichkeit des Gewebes angepasst sein. Nahrungsaufnahme erst nach Sensibilitätsrückkehr.
Dosisanpassung aufgrund unerwünschter Wirkungen/Interaktionen
Gleichzeitige Anwendung mit Beruhigungsmitteln: bei Patienten, die Beruhigungsmittel erhalten, sollte aufgrund der additiven dämpfenden Wirkung auf das zentrale Nervensystem eine Verringerung der Dosis des Lokalanästhetikums in Betracht gezogen werden (siehe «Interaktionen»).
Pädiatrie
Ultracain D-S/Ultracain D-S forte dürfen bei Kindern unter 4 Jahren nicht angewendet werden. Bei Kindern von 4 bis 12 Jahren soll die Dosis von 5 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Articain wird u.a. über die Leber metabolisiert. Aufgrund einer verlängerten Wirkdauer sowie einer systemischen Kumulation können bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen geringere Dosierungen erforderlich sein (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Articain und seine Metaboliten werden hauptsächlich im Urin ausgeschieden. Aufgrund einer verlängerten Wirkdauer sowie einer systemischen Kumulation können bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen geringere Dosierungen erforderlich sein (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten können aufgrund der reduzierten Stoffwechselprozesse und des kleineren Verteilungsvolumens erhöhte Plasmaspiegel von Ultracain D-S/Ultracain D-S forte auftreten. Insbesondere bei wiederholter Anwendung (z.B. Nachinjektion) nimmt das Risiko einer Kumulation von Ultracain D-S/Ultracain D-S forte zu.
Die empfohlene Dosierung für Erwachsene sollte entsprechend reduziert werden, insbesondere bei Erkrankungen des Herzens bzw. der Leber (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Patienten mit anderen Grunderkrankungen
Bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen (Angina pectoris, Arteriosklerose) ist die Dosis ebenfalls zu verringern (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Genotyp/Genetische Polymorphismen
Bei Patienten, die bekanntermassen an einem angeborenen oder erworbenen Mangel der Plasmacholinesterase-Aktivität leiden, ist die Anwendung von Ultracain D-S/Ultracain D-S forte kontraindiziert (siehe Rubrik «Kontraindikationen»).
Art der Anwendung
Infiltration und perineurale Anwendung.
NUR FÜR DIE ANWENDUNG ZUR ANÄSTHESIE IN DER ZAHNHEILKUNDE.
Zur Vermeidung einer intravasalen Injektion ist stets eine Aspirationskontrolle in mindestens zwei Ebenen (Drehung der Kanüle um 180°) sorgfältig durchzuführen, wobei ein negativer Aspirationsbefund eine unbeabsichtigte und unbemerkte intravasale Injektion jedoch nicht sicher ausschliesst.
Die Injektionsgeschwindigkeit sollte 0,5 ml in 15 Sekunden, d.h. 1 Zylinderampulle pro Minute, nicht übersteigen.
Durch entsprechende Injektionstechnik – nach Aspiration langsame Injektion von 0,1−0,2 ml und erst nach mindestens 20−30 Sekunden langsame Applikation der Restmenge – lassen sich grössere systemische Reaktionen infolge einer versehentlichen intravasalen Injektion in der Mehrzahl der Fälle vermeiden.
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