ZusammensetzungWirkstoffe
Piracetam.
Hilfsstoffe
Filmtabletten 800 mg / 1200 mg
Tablettenkern: Macrogol 6000, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Croscarmellose-Natrium (E468) (Filmtabletten 800 mg: 16.70 mg und Filmtabletten 1200 mg: 25.05 mg).
Natriumgehalt: Filmtabletten 800 mg: bis zu 2.5mg Natrium, 1200 mg: bis zu 3.75 mg Natrium.
Überzug: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400, Macrogol 6000.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenErwachsene
·Behandlung von kortikalen Myoklonien in Kombination mit antiepileptischen Arzneimitteln.
·Behandlung von kognitiven Störungen (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Verminderung der Aufmerksamkeit) bei älteren Menschen. Ausdrücklich ausgeschlossen ist das psychoorganische Syndrom aufgrund von Morbus Alzheimer (siehe auch «Warnhinweise» und «Klinische Wirksamkeit»).
Kinder ab dem 8. Lebensjahr
·Behandlung der Dyslexie bei Kindern ab dem 8. Lebensjahr in Verbindung mit geeigneten Massnahmen wie die Logopädie.
Dosierung/AnwendungBehandlung von kognitiven Störungen:
Die Behandlung beginnt mit 4,8 g pro Tag:
entweder 3 x täglich 2 Tabletten zu 800 mg
oder 2 x täglich 2 Tabletten zu 1200 mg
danach 2,4 g pro Tag:
entweder 3 x täglich 1 Tablette zu 800 mg
oder 2 täglich x 1 Tablette zu 1200 mg
Behandlung von kortikalen Myoklonien
Die Anfangsdosierung beträgt 7,2 g Piracetam pro Tag während 3 Tagen.
Dies entspricht
3 x täglich 3 Tabletten zu 800 mg
oder 3 x täglich 2 Tabletten zu 1200 mg
Wenn die therapeutische Wirkung ausbleibt oder gering ist, kann die Dosierung alle drei Tage um 4,8 g/Tag bis zu einer maximalen Dosis von 24 g/Tag erhöht werden.
Die tägliche Dosierung von Nootropil wird in 3 Gaben verabreicht. Die Behandlung mit anderen antimyoklonisch wirksamen Arzneimitteln wird in der gleichen Dosierung aufrechterhalten. Je nach klinischem Erfolg wird die Dosierung der anderen antimyoklonisch wirksamen Arzneimittel wenn möglich reduziert.
Die Behandlung mit Piracetam wird solange fortgesetzt, wie die Beschwerden bestehen. Es sollte versucht werden, die medikamentöse Behandlung alle 6 Monate zu verringern oder abzusetzen, indem die Piracetam Dosis alle 2 Tage (beim Lance-Adams-Syndrom alle 3 bis 4 Tage) um 1,2 g reduziert wird. Dadurch wird das plötzliche Wiederauftreten der Beschwerden oder von Entzugsanfällen verhindert (s. „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“, Beendigung der Behandlung“).
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Es ist keine Dosisanpassung notwendig, wenn eine isolierte Einschränkung der Leberfunktion vorliegt. Bei Patienten mit einer kombinierten Leber- und Nierenfunktionseinschränkung, wird eine Dosisanpassung empfohlen (siehe unten: Dosisanpassung für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Die Tagesdosis muss individuell auf die Nierenfunktion abgestimmt werden. Die individuelle Dosierungsanpassung sollte gemäss der folgenden Dosierungstabelle vorgenommen werden. Zuvor ist eine Abschätzung der Kreatininclearance (CLcr) des Patienten in ml/min nötig.
Die Kreatininclearance (CLcr in ml/min) kann aus dem Serumkreatinin-Wert (mg/dl) mit Hilfe der folgenden Formel abgeschätzt werden:
Clcr= [140 – Alter (Jahre)] x Gewicht (kg) (x 0.85 bei Frauen)
72 x Serumkreatinin (mg/dl)
Dosierung gemäss Nierenfunktion
Nierenfunktion
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Kreatininclearance (ml/min)
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Dosierung
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Normal
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≥80
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Übliche Tagesdosis, verteilt auf 2 - 4 Einzelgaben /Tag
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Leichte Niereninsuffizienz
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50-79
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2/3 der üblichen Tagesdosis, verteilt auf 2 - 3 Einzelgaben /Tag
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Mässige Niereninsuffizienz
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30-49
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1/3 der üblichen Tagesdosis, verteilt auf 2 Einzelgaben /Tag
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Schwere Niereninsuffizienz
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< 30
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1/6 der üblichen Tagesdosis, einmalige Gabe/Tag
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Endstadium der Niereninsuffizienz
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≤20
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kontraindiziert
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Kinder und Jugendliche
Behandlung der Dyslexie in Verbindung mit Logopädie bei Kindern ab dem 8. Lebensjahr und Jugendlichen:
Die empfohlene Tagesdose bei Kindern ab 8 Jahren und Jugendlichen beträgt 3,2 g pro Tag, auf 2 Gaben verteilt (2-mal täglich 2 Filmtabletten zu 800 mg).
Art der Anwendung
Es wird empfohlen – wenn auch nicht zwingend – Nootropil vor den Mahlzeiten einzunehmen. Die Tabletten werden unzerkaut mit einem Glas Flüssigkeit eingenommen. Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.
Kontraindikationen·Psychoorganisches Syndrom aufgrund von Morbus Alzheimer.
·Schwere Niereninsuffizienz (renale Clearance ≤20 ml/min.)
·Zerebrale Blutungen.
·Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Piracetam (oder auch anderen Pyrrolidonderivaten) oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
·Chorea Huntington.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenEinfluss auf die Plättchenaggregation:
·Aufgrund des Einflusses von Piracetam auf die Plättchenaggregation (siehe «Eigenschaften / Wirkungen») ist besondere Vorsicht geboten bei Patienten mit schweren Blutungen mit Blutungsrisiko wie, z.B. bei gastrointestinalem Ulkus, Patienten mit zugrundeliegender Erkrankung, Störungen der Blutgerinnung, Patienten mit einem Schlaganfall in der Vorgeschichte, Patienten mit grösseren chirurgischen Eingriffen, einschliesslich Zahnbehandlung, und Patienten, die Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmer einschliesslich niedrig dosiertes Acetylsalicylsäure einnehmen.
Eingeschränkte Nierenfunktion und ältere Patienten:
·Es wurden Fälle von Blutungen beobachtet bei gleichzeitiger Anwendung von Piracetam und Heparin, Salicylaten und Vitamin K-Antagonisten.
·Piracetam wird über die Nieren ausgeschieden. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz sowie bei älteren Patienten ist deshalb Vorsicht geboten. Bei diesen Patienten ist die Erhöhung der Halbwertszeit direkt mit der Kreatininclearance verbunden (siehe "Dosierung/Anwendung“, “Spezielle Dosierungsanweisungen“, “Pharmakokinetik"). Bei Langzeitbehandlung älterer Patienten sollte die Kreatinin-Clearance regelmässig überprüft werden, um bei Bedarf die Dosis anzupassen (s. “Dosierung/Anwendung“, «Kontraindikationen»).
Beendung der Behandlung
·Die Behandlung von kortikalen Myoklonien mit Piracetam sollte nicht abrupt abgesetzt werden, da es sonst zu einem Rezidiv der Myoklonien oder zu entzugsbedingten Anfällen kommen kann (s. «Dosierung/Anwendung, Behandlung von kortikalen Myoklonien»).
·Zwei randomisierte, plazebokontrollierte Studien an älteren Patienten mit mild cognitive impairment (MCI) zeigten keine überlegene Wirkung von Piracetam im Vergleich zu Placebo (siehe «Klinische Wirksamkeit»).
Nootropil Filmtabletten 800 mg enthält 2.5 mg Natrium und Nootropil Filmtabletten 1200 mg enthält 3.75 mg Natrium, d.h. bei der max. Einzeldosis von 8g sind es 25 mg Natrium zw. bei der max. Tagedosis 75mg. Dies entspricht ein Maximum von 3.75% der für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung.
InteraktionenDas Interaktionspotential von Piracetam und eine daraus resultierende Beeinflussung der Pharmakokinetik dieser Substanz ist unwahrscheinlich, da ca. 90% der Dosis von Piracetam unverändert über die Nieren ausgeschieden wird.
Bei in vitro Untersuchungen konnte nicht gezeigt werden, dass Piracetam die humanen Lebercytochrom P450 Isoformen CYP 1A2, 2B6, 2C8, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1 und 4A9/11 bei einer Konzentration von 142, 426 und 1422 μg/ml inhibiert.
Bei 1422 μg/ml wurde eine geringfügige inhibitorische Wirkung auf CYP 2A6 (21%) und 3A4/5 (11%) beobachtet. Allerdings liegen die Ki Werte für die Hemmung dieser beiden CYP Isoformen wahrscheinlich deutlich über 1422 μg/ml. Daher ist eine metabolische Wechselwirkung von Piracetam mit anderen Wirkstoffen unwahrscheinlich.
Schilddrüsenhormone
Über Verwirrung, Reizbarkeit und Schlafstörungen bei gleichzeitiger Verabreichung mit Schilddrüsenhormonen (T3+ T4) wurde berichtet.
Acenocoumarol
In einer verblindeten Studie wurden die Blutwerte von Patienten mit wiederholter schwerer Venenthrombose während gleichzeitiger Gabe von Acenocoumarol und Piracetam untersucht. Bei der Gabe von 9.6 g Piracetam pro Tag musste die Acenocoumarol – Dosis, die zur Einstellung des INR - Wertes (International Normalised Ratio) zwischen 2.5 und 3.5 benötigt wurde, nicht verändert werden. Im Vergleich zu der Einzelgabe von Acenocoumarol verminderte die zusätzliche Gabe von Piracetam 9.6 g pro Tag jedoch signifikant die Plättchenaggregation, die Freisetzung von β–Thromboglobulin, die Werte von Fibrinogen und der von-Willebrand-Faktoren (VIII: C; VIII: vW: Ag; VIII: vW: Rco) sowie die Viskosität des Gesamtbluts und des Blutplasmas.
Antiepileptika
Aus den bis jetzt vorliegenden Anwendungsbeobachtungen geht hervor, dass mit den antiepileptischen Arzneimitteln Clonazepam, Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital und Natriumvalproat keine Interaktionen bekannt sind. Systematische Interaktionsstudien wurden jedoch nicht durchgeführt.
Alkohol
Gleichzeitige Verabreichung von Alkohol hatte keine Auswirkung auf die Serumkonzentration von Piracetam. Der Alkoholspiegel wurde durch eine orale Gabe von 1,6 g Piracetam nicht beeinflusst.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Piracetam ist plazentagängig. Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für den Fötus gezeigt, aber es liegen keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen vor. Bei der Anwendung während der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten.
Stillzeit
Piracetam geht in die Muttermilch über. Piracetam sollte daher während der Stillzeit nicht verabreicht werden; wenn in der Stillzeit nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eine Anwendung von Nootropil erforderlich ist, sollte abgestillt werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenAufgrund möglicher Nebenwirkungen kann Nootropil die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen.
Unerwünschte WirkungenDie häufigsten unerwünschten Wirkungen während der Behandlung sind: Nervosität, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Zittern, Depression, Schläfrigkeit. Diese sind dosisabhängig und treten bei jungen Patienten weniger häufig (1-2%) auf als bei älteren Menschen (6-9%).
Gelegentlich sind Darmschwierigkeiten und Hypersensibilitäts- Reaktionen aufgetreten.
Meldungen aus klinischen Versuchen
In kontrollierten Studien sind weniger als 2% Nebenwirkungen aufgetreten. Diese wurden in der Regel bei älteren Patienten mit Dosierungen über 2,4 g/Tag beobachtet. In der Mehrzahl der Fälle konnten die Nebenwirkungen durch eine Reduktion der Dosis beseitigt werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen Daten über 3000 Patienten vor, welche im Rahmen von placebokontrollierten doppelblinden klinischen Versuchen Piracetam erhalten haben. Folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden dabei mit statistischer Signifikanz bei der Piracetam - Gruppe (n = 3017) häufiger beobachtet als in der Placebogruppe (n = 2850).
Die Häufigkeiten sind wie folgt definiert: «sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, < 1/10), «gelegentlich» (≥1/1000, < 1/100), «selten» (≥1/10'000, < 1/1000), «sehr selten» (<1/10'000).
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Hyperkinesie.
Gelegentlich: Somnolenz.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Gewichtszunahme.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Nervosität.
Gelegentlich: Depression.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Gelegentlich: Asthenie, Libidosteigerung, Hypersexualität.
Sehr selten: Schweissausbrüche.
Unerwünschte Wirkungen nach Markteinführung
Folgende zusätzliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen basieren auf Spontanmeldungen seit Markteinführung. Diese Daten zu unerwünschten Wirkungen, die seit Markteinführung gemeldet wurden, sind nicht geeignet um deren tatsächliche Häufigkeit abzuschätzen. Daher ist die Häufigkeit folgender unerwünschter Wirkungen nicht bekannt (Häufigkeit aufgrund vorliegender Daten nicht abschätzbar).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: Haemorrhagische Erkrankungen.
Erkrankungen des Immunsystems: Anaphylaktoide Reaktion, Hypersensitivität.
Psychiatrische Erkrankungen: Erregung, Angstzustände, Verwirrtheitszustand, Halluzinationen.
Erkrankungen des Nervensystems: Ataxie, Störung des Gleichgewichtssinnes, Verstärkung von epileptischen Anfällen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths: Schwindel.
Erkrankungen des Gastrointestinaletrakts: Abdominalschmerzen, Diarrhöe, Übelkeit, Erbrechen.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: Angioneurotisches Ödem, Dermatitis, Pruritus, Urtikaria.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungEs sind Dosierungen bis 400 mg/kg pro Tag bei guter Verträglichkeit beschrieben worden. Ein spezifisches Antidot für Priacetam ist nicht bekannt. Im Falle einer Überdosierung sollte die Therapie symptomatisch erfolgen. Bei akuter Überdosierung kann der Magen durch Magenspülung oder durch Auslösen von Erbrechen entleert werden. Eine forcierte Diurese (bei oraler oder intravenöser Verabreichung) kann erforderlich werden. Die Behandlung kann eine Haemodialyse beinhalten. Basierend auf einer kleinen Studie mit 4 Patienten betrug die Extraktionsleistung für Piracetam 50 bis 60 %.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N06BX03
Wirkungsmechanismus
Pharmakodynamik
Der Einfluss von Piracetam auf das zentrale Nervensystem beruht auf den folgenden Wirkungen:
(1) Neuronale Effekte:
Piracetam bewirkt im Tier einen Schutz und eine Wiederherstellung der kognitiven Fähigkeiten nach verschiedenen zerebralen Aggressionen einhergehend mit einer Hypoxie, einer Intoxikation oder einer elektrokonvulsiven Therapie. Die chronische oder akute Verabreichung von Piracetam an Patienten mit einer gestörten Hirnfunktion bewirkt signifikante EEG-Veränderungen, die sich in einer erhöhten Aufmerksamkeit und verbesserten kognitiven Funktion äussert (Erhöhung der Alphaaktivität).
(2) Hämorheologische Effekte einhergehend mit einer Verbesserung der Mikrozirkulation.
Die hämorheologische Wirkung von Piracetam kann den folgenden Effekten zugeschrieben werden:
1.Reduktion der Plättchenaggregation
2.Reduktion der Blutviskosität aufgrund einer erhöhten Membrandeformierbarkeit der Blutzellen, insbesondere der Erythrozyten, sowie Reduktion der Plasmaviskosität
3.anti - vasospastischem Effekt
Klinische Wirksamkeit
Ein doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, Parallelgruppen-Multicenterstudie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Piracetam (9600 und 4800 mg/Tag, oral) wurde bei Patienten mit mild cognitive impairment (MCI) über 12 Monate durchgeführt.
Insgesamt wurden 675 Probanden mit der Diagnose MCI mit Hilfe einer umfassenden Testreihe zur Beurteilung der Kognition untersucht. Die Ergebnisse zeigten weder bei den primären noch bei den sekundären Endpunkten Unterschiede zwischen Piracetam und Placebo. Obwohl Patienten nach strikten Kriterien für MCI ausgewählt worden waren, konnte nicht einmal in der Placebogruppe während der Studiendauer von einem Jahr eine Verschlechterung der Kognition beobachtet werden. Die Gesamtinzidenz unerwünschter Wirkungen in der Piracetam 4800 mg Gruppe (72%) und in der Piracetam 9600 mg Gruppe (68%) war vergleichbar mit jener in der Placebo Gruppe (76%).
Weiterhin wurde eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Parallelgruppen-Multicenterstudie zur Bestimmung der Wirkung von zwei Piracetamdosen (2.4 g und 4.8 g/Tag) bei 306 Patienten mit age-related cognitive decline (ARCD) durchgeführt (Dauer der Behandlung: 3 Monate). Die zwei primären Beurteilungskriterien für die Wirksamkeit waren ein psychometrischer Test des episodischen Gedächtnisses und eine Skala zur Selbsteinschätzung der kognitiven Schwierigkeiten im täglichen Leben.
Die Studie konnte keine Wirkunterschiede zwischen der Placebo- und den 2 Piracetam-Gruppen ermitteln. Gesamthaft meldeten 41% der Patienten mindestens eine Nebenwirkung, wobei keine signifikanten Unterschiede zwischen Placebo und den 2 Piracetam-Gruppen beobachtet wurden.
PharmakokinetikAbsorption
Piracetam wird nach oraler Verabreichung (als Tabletten) rasch und praktisch vollständig im Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die Bioverfügbarkeit beträgt beinahe 100%. Eine Einmalgabe von 2 g ergibt eine maximale Serumkonzentration von 40 bis 60 µg/ml nach 1,5 Stunden. Im Liquor wird Cmax nach 2 bis 8 Stunden erreicht.
Die Verabreichung von Piracetam nach einer Mahlzeit kann das Erreichen der Plasmakonzentrationsspitze bis zu 3 Stunden verzögern. Das Ausmass der Bioverfügbarkeit ist dadurch nicht beeinträchtigt.
Distribution
Das scheinbare Distributionsvolumen beträgt ungefähr 0,7 l/kg. Piracetam wird nicht an Plasmaproteine gebunden. Piracetam verteilt sich im gesamten Körper, ist liquor- und plazentagängig und tritt durch Dialysemembranen.
Metabolismus
Piracetam wird weder beim Tier noch beim Menschen metabolisiert und ist als solches aktiv.
Elimination
Piracetam wird unverändert über die Nieren ausgeschieden.
Nach 30 Stunden wird es praktisch vollständig (mehr als 95%) über den Harn ausgeschieden. Die Halbwertszeit, die von der Nierenfunktion abhängig ist, beträgt bei einem jungen, gesunden Erwachsenen 4 bis 6 Stunden. Die Nierenclearance von Piracetam bei gesunden Probanden beträgt 81 ml/min.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz und/oder ältere Patienten) ist die Elimination von Piracetam deutlich reduziert, was zu einer verlängerten Halbwertszeit und einer geringeren systemischen Clearance führt. Daher ist bei Patienten mit einer verminderten Nierenfunktion (<80 ml/min) die tägliche Dosis zu reduzieren (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Ältere Patienten
Bei älteren Personen ist die Ausscheidung von Piracetam verlangsamt und hängt von der physiologischen Funktionsverminderung ab (T½ ungefähr 8 Stunden).
Präklinische DatenAkute Toxizität
Piracetam erwies sich an Maus, Ratte und Hund nach oraler und intravenöser Applikation als gut verträglich. Erste Zeichen einer Toxizität wurden nach 18'200 mg/kg/oral bzw. nach 9'500 mg/kg/intraperitoneal bei der Maus beobachtet.
Chronische Toxizität
Versuche an Ratten über 6 Monate mit Dosierungen bis zu 1 g/kg KG und an Beagle-Hunden über 12 Monate von bis zu 10 g/kg KG ergaben keine Anhaltspunkte für eine toxische Wirkung.
Mutagenität
Piracetam wurde bezüglich mutagener Wirkungen mittels verschiedener Tests untersucht. Die Ergebnisse waren negativ.
Karzinogenität
Langzeituntersuchungen an Ratte und Maus ergaben keine Hinweise auf ein tumorerzeugendes Potential von Piracetam.
Reproduktionstoxizität
Piracetam passiert die Placenta und ist, 2 bis 3 Stunden vor der Geburt gegeben, sowohl im fetalen Plasma als auch in der Amnionflüssigkeit nachweisbar. Im fetalen Plasma fanden sich ca. 50 % der maternalen Plasmakonzentration. Dosis-unabhängig war die Plasmahalbwertszeit beim Neugeborenen fast doppelt so hoch wie bei der Mutter. Untersuchungen an Ratte, Maus und Kaninchen haben keine Hinweise auf teratogene oder andere embryotoxische Eigenschaften von Piracetam ergeben. Weitere Tierstudien zur Reproduktionstoxikologie liegen nicht vor. Es ist nicht bekannt, ob Piracetam in die Muttermilch übergeht.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer40'502 (Swissmedic)
PackungenFilmtabletten 800 mg (mit Bruchrille, teilbar): Packungen zu 30, oder 90 Filmtabletten (B)
Filmtabletten 1200 mg (mit Bruchrille, teilbar): Packungen zu 100 Filmtabletten (B)
ZulassungsinhaberinUCB-Pharma AG, Bulle
Stand der InformationMai 2022
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