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Fachinformation zu Lidocain Hydrochlorid IMS 1%:B. Braun Medical AG
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Injektionslösung 1%

Antiarrhythmikum 

Zusammensetzung

10 ml Injektionslösung enthalten:

Wirkstoff: Lidocainhydrochlorid: 100 mg.

Hilfsstoffe: Natriumchlorid 70 mg, 1 N-Natriumhydroxid-Lösung 0-0,016 ml, Wasser für Injektionszwecke ad 10 ml.

Eigenschaften/Wirkungen

Lidocain wird chemisch bezeichnet als 2-(Diäthylamino)-2',6'-acetoxylidid.
Lidocain ist eine stabile, farblose, kristalline Substanz. Das Hydrochlorid-Salz ist in Wasser gut löslich.
Lidocain bewirkt einen antiarrhythmischen Effekt durch Erhöhung der elektrischen Reizschwelle des Ventrikels während der Diastole.

Pharmakokinetik

Absorption
Nach intravenöser Gabe von Lidocain tritt die antiarrhythmische Wirkung sehr schnell ein; schon nach 1-2 Minuten werden maximale Plasmakonzentrationen erreicht. Die Wirkungsdauer einer Bolusinjektion beträgt 10 bis 20 Minuten, so dass zur Aufrechterhaltung der antiarrhythmischen Lidocainwirkung über einen längeren Zeitraum eine kontinuierliche Infusion durchgeführt werden muss oder entsprechende Nachinjektionen erfolgen müssen.
Die therapeutischen Plasmakonzentrationen liegen zwischen 1,5 und 5 µg/ml.

Distribution
Intravenös verabreichtes Lidocain verteilt sich schnell in stark durchblutete Gewebe (Lungen, Nieren, Leber, Herz), eine Rückverteilung erfolgt in Muskulatur und Fettgewebe. Das Verteilungsvolumen beträgt 1,3 bis 1,8 l/kg, bei Neugeborenen sowie bei Leber- und Niereninsuffizienz ist es erhöht, bei Herzinsuffizienz erniedrigt.
Die Plasmaproteinbindungsrate von Lidocain beträgt beim Erwachsenen 60 bis 80%, bei Jugendlichen 20 bis 40%, bei Neugeborenen 25% und bei Patienten mit Leberzirrhose 40 bis 70%.
Lidocain passiert die Placenta und erreicht im foetalen Blut ca. 60% der Konzentration des maternalen Blutes. Wegen der geringen Plasmaproteinbindung im fetalen Blut liegt die Konzentration an freiem Lidocain beim 1,4 fachen der maternalen Konzentration. Der Fötus kann Lidocain metabolisieren, die Halbwertszeit liegt bei ca. 3 Stunden.
Lidocain erscheint in der Muttermilch; es wurden ca. 40% der Konzentration des mütterlichen Blutes gefunden.

Metabolismus
Der überwiegende Teil (90-95%) einer Lidocain-Dosis wird in der Leber schnell durch Desalkylierung zu Monoethylglycinxylidid (MEGX) und weiter zu Glycinxylidid (GX) und anderen Metaboliten abgebaut. MEGX und GX besitzen ein toxisches Potential.
Das Ausmass der Bildung von 2,6-Xylidin als intermediärer Metabolit ist nicht geklärt.
Der Metabolismus von Lidocain hängt in hohem Masse von der Leberdurchblutung ab. Eine Steigerung des hepatischen Blutflusses führt zur Beschleunigung der Plasmaclearance von Lidocain. Bei Verminderung des hepatischen Blutflusses ist die Plasmaclearance verlangsamt.

Elimination
Die Plasmakonzentration von Lidocain zeigt einen biphasischen Verlauf mit einer initialen Halbwertszeit t 1/2α  von ca. 10 Minuten (Distributionsphase) und einer terminalen Halbwertszeit t 1/2β  von 1,5 bis 2 Stunden (Eliminationsphase).
Die Halbwertszeiten der Metabolite betragen für MEGX ca. 2 Stunden, für GX ca. 10 Stunden; bei Niereninsuffizienz muss mit einer verlängerten Halbwertszeit und einer Kumulation von GX im Plasma gerechnet werden.
5% bis 10% des verabreichten Lidocains werden unverändert mit dem Urin ausgeschieden, der Rest in Form der Metabolite. Der Hauptmetabolit im Urin ist 4-Hydroxy-2,6-Xylidin.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Die Halbwertszeit verlängert sich bei Neugeborenen (2,9 bis 3,3 Stunden), bei Niereninsuffizienz (2 bis 3 Stunden), bei Herzinsuffizienz (3 bis 8 Stunden), vor allem aber bei Leberinsuffizienz auf 3 bis 19 Stunden.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Indikationen
Zur intravenösen Anwendung bei symptomatischen, invalidisierenden und lebensbedrohenden ventrikulären tachykarden Arrhythmien.

Dosierung/Anwendung

Übliche Einzel- und Tagesdosis, Dosisintervall
Soweit nicht anders verordnet, erhalten Erwachsene initial 70 bis 100 mg (1 bis 1,5 mg/kg KG) Lidocainhydrochlorid, entsprechend ca. 7 bis 10 ml (0,1 bis 0,15 ml/kg KG) Lidocainhydrochlorid 1% langsam intravenös.
Die maximale Injektionsgeschwindigkeit beträgt 25 mg/min, entsprechend 2,5 ml/min Lidocainhydrochlorid 1%.
Sollte nach der ersten Injektion der gewünschte klinische Erfolg nicht eintreten, kann nach 5 bis 10 Minuten eine zweite Injektion (ca. ein Drittel bis die Hälfte der Initialdosis) verabreicht werden.
Innerhalb einer Stunde sollten nicht mehr als 200 bis 300 mg Lidocainhydrochlorid, entsprechend ca. 20 bis 30 ml Lidocainhydrochlorid 1%, zugeführt werden.
Die Dosierung soll individuell gemäss dem Bedarf und dem klinischen Erfolg angepasst werden.

Spezielle Dosierungsanweisungen
Sicherheit und Wirksamkeit der Anwendung von Lidocain bei Kindern sind nicht ausreichend untersucht. Die American Heart Association empfiehlt in ihren Standards und Richtlinien für die kardiopulmonale Wiederbelebung und Notfallkardiologie von 1992 für Kinder eine Initialdosis von 0,5-1 mg/kg KG und anschliessend, falls erforderlich, eine i.v. Infusion von 20 bis 50 µg/kg/min. Um ausreichende Plasmaspiegel sicherzustellen, kann eine zweite Injektion von 1 mg/kg KG zu Beginn der Infusion gegeben werden.
Bei Patienten mit Schock, Herzinsuffizienz, Lebererkrankungen, bei Patienten, die Arzneimittel erhalten, welche die Lidocainwirkung verstärken (siehe Interaktionen), in der Schwangerschaft, bei Neugeborenen und Kleinkindern sowie bei Patienten über 60 Jahre ist eine Dosisreduktion angezeigt.
Bei Niereninsuffizienz ist in der Regel keine besondere Dosisanpassung erforderlich. Es muss jedoch auf mögliche toxische Wirkungen durch Kumulation der Metabolite geachtet werden.

Art der Anwendung
Als langsame intravenöse Injektion.
Die Zufuhr von Lidocain sollte unter fortlaufender Kontrolle von EKG, Blutdruck und Atmung erfolgen. Bei Verlängerung des PQ-Intervalls oder Verbreiterung des QRS-Komplexes (Zeichen einer beginnenden Überdosierung) sowie bei Verstärkung der Arrhythmie muss die Zufuhr unterbrochen werden. In Notfallsituationen kann eine Lidocain-Injektion auch unter ständiger Kontrolle der Herzfrequenz erfolgen, sofern keine Bradykardie vorliegt.
Wegen der kurzen Wirkungsdauer von Lidocain schliesst sich bei Bedarf an die Injektion eine kontinuierliche Infusion an, möglichst unter Verwendung einer Infusionspumpe.
In kritischen Fällen sowie bei Langzeitanwendungen empfiehlt sich die Kontrolle der Lidocain-Plasmaspiegel und eine Einstellung auf 3 (1,5 bis 5) µg/ml. Die genaue Dosierung muss für den einzelnen Patienten individuell festgelegt werden.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Lidocainhydrochlorid 1% darf nicht angewendet werden:
bei schweren Störungen der Erregungsleitung des Herzens (höhergradige sinuatriale, atrioventrikuläre oder intraventrikuläre Blockierungen) u.a. AV-Block II. und III. Grades,
bei stark verlangsamter Schlagfolge des Herzens unter 50 Schläge pro Minute (Bradykardie),
bei anfallartig auftretender Bewusstlosigkeit infolge auf Herzrhythmusstörungen zurückzuführender verminderter Herzleistung und Mangeldurchblutung des Gehirns (Adams-Stokes-Syndrom),
bei anfallartig auftretender stark beschleunigter Schlagfolge der Herzvorhöfe bis zu Vorhofflattern und -flimmern (Wolff-Parkinson-White-Syndrom),
bei Überempfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika vom Amid-Typ,
bei Verdacht auf erblich bedingte Neigung zu extremem Anstieg der Körpertemperatur in der Narkose (maligne Hyperthermie).

Vorsichtsmassnahmen
Lidocainhydrochlorid 1% soll nur mit Vorsicht angewendet werden bei:
dekompensierter Herzinsuffizienz,
verminderter linksventrikulärer Funktion,
Störungen der Erregungsbildung und -leitung des Herzens (Sinusknotensyndrom, AV-Block I. Grades, Schenkelblock),
mangelnder Sauerstoffversorgung der Körpergewebe (Hypoxie),
Abflachung der Atmung (Atemdepression),
erhöhter Krampfbereitschaft,
Verminderung der Blutmenge im Kreislauf (Hypovolämie),
Schock,
Erkrankungen von Leber und Nieren,
stark erniedrigtem Blutdruck (Hypotonie) unter 90 mm Hg systolisch.
Aufgrund der Wirkungen von Lidocain auf das zentrale Nervensystem muss mit einer Beeinträchtigung der Fähigkeit zur Bedienung von Kraftfahrzeugen und Maschinen gerechnet werden.

Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C.
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren, noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das foetale Risiko übersteigt.
In der Schwangerschaft soll Lidocainhydrochlorid 1% nur in Notfällen und in möglichst geringer Dosierung verabreicht werden. Unter der Geburt sollte die Anwendung, vor allem bei foetaler Hypoxie und fetaler Acidose, nur mit Zurückhaltung erfolgen.
Lidocain geht in die Muttermilch über. Lidocainhydrochlorid 1% soll daher bei stillenden Müttern nur mit Vorsicht angewendet werden. Das Stillen muss im allgemeinen nicht unterbrochen werden.

Unerwünschte Wirkungen

Häufig treten, insbesondere bei rascher Zufuhr, zentralnervöse Störungen auf wie Schläfrigkeit, Benommenheit, Schwindel, Verwirrtheit, Seh-, Sprach- und Schluckstörungen, Ohrgeräusche, Zittern, Hitzewallungen, Kältegefühl, Kribbeln und Taubheitsgefühl der Haut (Parästhesien), ausserdem Unruhe, Reizbarkeit, Euphorie, Halluzinationen und depressive Verstimmungen. Ebenfalls häufig werden Magen-Darm-Beschwerden mit Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen beobachtet.
Bei Auftreten unerwünschter Wirkungen sollte die Zufuhrgeschwindigkeit verringert oder gegebenenfalls die Zufuhr unterbrochen werden.
Selten, vor allem in Fällen von Überdosierung, kommt es zu Muskelzuckungen bis hin zu Krämpfen am ganzen Körper, Bewusstseinstrübungen bis zu tiefer Bewusstlosigkeit (Koma), Verminderung der Atmung bis zum Atemstillstand, Blutdruckabfall, verlangsamte Schlagfolge des Herzens (Bradykardie), Herzrhythmusstörungen mit beschleunigtem Herzschlag (Tachyarrhythmie) und Schock.
Antiarrhythmika besitzen das Potential einer proarrhythmischen Wirkung in Form von Veränderungen oder Verstärkung der Herzrhythmusstörungen, die zu starker Beeinträchtigung der Herztätigkeit mit der möglichen Folge des Herzstillstandes führen können.
Bei Patienten unter Allgemeinanästhesie können zentralnervöse Störungen unerkannt bleiben und sich die kardialen Nebenwirkungen unvermittelt einstellen.
Allergische Reaktionen wie Hautausschlag (Exanthem), Nesselsucht (Urtikaria), Flüssigkeitsansammlung im Gewebe (Ödem), allergische Schockreaktionen (Anaphylaxie) sind in seltenen Fällen nach Lidocain beobachtet worden.
Bei älteren Patienten muss mit einer erhöhten Nebenwirkungsrate gerechnet werden.

Therapie bei schweren Nebenwirkungen
Sofortige Unterbrechung der Lidocain-Zufuhr.
Atemhilfe, Sicherstellung einer ausreichenden Ventilation und Freihalten der Atemwege, unter Umständen Mund-zu-Mund- bzw. Mund-zu-Nase-Beatmung und Sauerstoff.
Wenn nötig muss mit der kardiopulmonalen Reanimation begonnen werden.
Behandlung von Krämpfen mit Diazepam i.v. oder einem (ultra)kurzwirkenden Barbiturat, dabei Beatmung.
Bei Blutdruckabfall Flachlagerung des Patienten und Hochlagerung der Beine, Gabe von Vasopressoren und Volumenersatzmitteln. Adrenalin und zentrale Analeptika sind kontraindiziert.
Behandlung von Bradykardien mit Atropin i.v.; beim Auftreten von AV-Blockierungen kann Orciprenalin verabreicht werden, gegebenenfalls temporäre Schrittmachertherapie.
Ein spezifisches Antidot existiert nicht.
Lidocain ist nicht hämodialysierbar.

Interaktionen

β-Rezeptor-Antagonisten (z.B. Propranolol, Metoprolol), Cimetidin und Noradrenalin verstärken die Lidocainwirkung. Eine Acidose erhöht den Plasmaspiegel an freiem Lidocain. In diesen Fällen kann eine Dosisreduzierung nötig sein.
Bei Kombination von Lidocainhydrochlorid 1% mit anderen Antiarrhythmika, β-Rezeptor-Antagonisten oder Calcium-Antagonisten muss am Herzen mit einer Zunahme der hemmenden Wirkung auf die Erregungsleitung sowie auf die Kontraktionskraft gerechnet werden.
Bei zusätzlicher getrennter Anwendung von Adrenalin oder Noradrenalin können sich die Nebenwirkungen auf das Herz erheblich verstärken.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Lidocainhydrochlorid 1% und Inhalationsnarkotika können sich die dämpfenden Wirkungen gegenseitig verstärken.
Arzneimittel, die den Metabolismus in der Leber steigern (mikrosomale Enzyminduktion), wie z.B. Phenobarbital oder Phenytoin, schwächen die Lidocain-Wirkung ab.
Die Wirkung von peripheren Muskelrelaxantien, insbesondere von Suxamethonium, kann durch Lidocain verstärkt werden.
Diazepam erhöht die Krampfschwelle für Lidocain; dies muss bei der Beobachtung des Patienten unter der gleichzeitigen Gabe von Lidocainhydrochlorid 1% im Hinblick auf mögliche toxische Wirkungen beachtet werden.

Überdosierung

Siehe Ausführungen über unerwünschte Wirkungen.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Lidocainhydrochlorid 1% ist mit natriumhydrogencarbonathaltigen Lösungen, mit Amphotericin B, Sulfadiazin-Natrium, Methohexital-Natrium, Phenytoin und anderen alkalischen Lösungen inkompatibel und darf daher nicht mit diesen gemischt werden.

Haltbarkeit
Lidocainhydrochlorid 1% darf nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.
Das Präparat ist zur Einmalentnahme bestimmt. Reste müssen verworfen werden.

IKS-Nummern

40780.

Stand der Information

Dezember 1995.
RL88

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