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Fachinformation zu Plasmasteril®:Fresenius Kabi (Schweiz) AG
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Infusionslösung

Zusammensetzung

Hydroxyethylstärke (HES 450/0,7) 6% in isotonischer Natriumchlorid-Lösung.

1 Liter enthält: Poly(O-2-hydroxyethyl)stärke 60,0 g; Substitutionsgrad 0,70-0,80 (Durchschnittsmolekulargewicht M w : 450 000); Natriumchlorid 9,0 g, Na + : 154 mmol, Cl - : 154 mmol; Aqua ad inject.; Osmolarität: 309 mosm/l.

Eigenschaften/Wirkungen

Plasmasteril ist ein kolloidales Volumenersatzmittel und enthält als Wirkstoff hochmolekulare Hydroxyethylstärke (HES 450/0,7). Hydroxyethylstärke wird aus Amylopectin von hochverzweigten Stärken hergestellt, welches körpereigenem Glykogen strukturell sehr ähnlich ist. Das mittlere Molekulargewicht M w  von HES 450/0,7 beträgt ca. 450 000 und der Substitutionsgrad liegt bei 0,7-0,8, d.h. auf 10 Glucose-Einheiten des Amylopectin-Gerüstes kommen 7-8 Hydroxyethylgruppen, vorwiegend in Position C 2 . Die Hauptketten in HES (Poly[O-2-hydroxyethyl]stärke) sind aus alpha-1,4-verknüpften Glucose-Einheiten aufgebaut und über alpha-1,6-Bindungen verzweigt. Die enge Strukturverwandtschaft mit Glykogen lässt für Plasmasteril eine hohe Körperverträglichkeit und ein nur geringes Risiko anaphylaktoider Reaktionen erwarten. Plasmasteril zeichnet sich durch hohe Lösungsstabilität aus, und es flockt bei Temperaturschwankungen nicht aus.
Wirkung von Plasmasteril: Die Infusion von Plasmasteril führt bei hypovolämischen Versuchspersonen zu einem plateauartigen Anstieg des Plasmavolumens von ca. 100% des infundierten Volumens über 3-4 Stunden. Anschliessend fällt das Plasmavolumen kontinuierlich ab. Plasmasteril bewirkt somit eine Verbesserung des Kreislaufes und der Mikrozirkulation über einen Zeitraum von mindestens 6-8 Stunden. Das Präparat bietet keine Substitution der mit Blut oder Plasma verlorenen Proteine.

Pharmakokinetik

Absorption
100% durch parenterale Zufuhr.

Verteilung
Ca. 0,06 l/kg KG.

Elimination
Die Halbwertzeit der Wirksubstanz von Plasmasteril beträgt ca. 12 Stunden und die renale Elimination nach 48 Stunden liegt bei 47%. Wie alle künstlichen Kolloide kann HES in verschiedene Gewebe und Zellen des retikulo-histiozytären Systems kurzfristig eingelagert werden. Obwohl geringe Mengen des gespeicherten Wirkstoffes noch längere Zeit (bis zu mehreren Monaten) nach der Verabreichung histologisch nachweisbar sind (Speichervakuolen im RHS-System) bestehen keine Hinweise auf eine Beeinträchtigung der RHS-Funktion (siehe jedoch «Unerwünschte Wirkungen»). Plasmasteril wird durch Serum-α-Amylase in nierengängige HES-Fraktionen gespalten und nachfolgend renal ausgeschieden. Die Serum-Amylase kann durch Bildung eines Enzym-Substrat-Komplexes bis zu 12 Std. nach Infusion erhöht sein.

Klinische Situation mit veränderter Kinetik
Bei eingeschränkter Nierenfunktion besteht eine vom Grad der Beeinträchtigung der glomerulären Filtrationsrate abhängige Gefahr der Kumulation (siehe «Kontraindikationen» und «Vorsichtsmassnahmen»).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Therapie und Prophylaxe von Volumenmangel (Hypovolämie) und Schock im Zusammenhang mit: Operationen (hämorrhagischer Schock), Verletzungen (traumatischer Schock), Infektionen (septischer Schock), Verbrennungen (Verbrennungsschock).

Dosierung/Anwendung

Anwendung als intravenöse Infusion
Die Tagesdosis, Infusionsgeschwindigkeit und Dauer der Behandlung richten sich nach Ausmass und Dauer der Hypovolämie bzw. nach der Hämokonzentration. Die therapeutische Grenze wird durch Verdünnungseffekte gesetzt. Bei Patienten ohne kardiovaskuläre oder pulmonale Risiken wird ein Hämatokrit von 30% als Grenze für den Einsatz kolloidaler Volumenersatzmittel angesehen.
Wegen möglicher anaphylaktoider Reaktionen sind die ersten 10-20 ml Plasmasteril langsam und unter sorgfältiger Beobachtung des Patienten zu infundieren. Das Risiko einer Kreislaufüberlastung durch zu schnelle und zu hohe Dosierung muss beachtet werden.

Dosierungsempfehlung zur Therapie und Prophylaxe von Volumenmangel und Schock (Volumenersatztherapie)
Soweit nicht anders verordnet, entsprechend dem Volumenbedarf.

Maximale Tagesdosis: 20 ml/kg KG/Tag (entsprechend 1500 ml/75 kg/Tag (= 1,2 g HES 450/0,7/kg KG/Tag).

Maximale Infusionsraten: 20 ml/kg KG/Stunde (= 0,33 ml/kg KG/min) (= 1500 ml/75 kg/Stunde).
Gegen eine wiederholte Anwendung von HES bestehen in bezug auf seine hämodynamischen Wirkungen keine Bedenken, doch kann nicht ausgeschlossen werden, dass dadurch das Fortbestehen gewisser Nebenwirkungen begünstigt wird (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).

Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei Schockzuständen, welche hauptsächlich durch Wasser- und Elektrolytverluste bedingt sind (schweres Erbrechen, Durchfall, Verbrennungen), sollte nach der Anfangsbehandlung mit Plasmasteril die Weiterbehandlung mit einer bilanzierten Elektrolytlösung erfolgen.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Nierenversagen mit Oligurie und Anurie (Serumkreatinin > 2 mg/dl bzw. > 177 µmol/l), schwere Blutgerinnungsstörungen (ausser bei lebensbedrohlichen Notfällen), schwere stauungsbedingte Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Stärkeallergie, Hyperhydratation, intrakranielle Blutung, schwere Dehydratationszustände.

Vorsichtsmassnahmen
Bei starker Tendenz zu allergischen Erkrankungen ist der therapeutische Nutzen von HES-Infusionen sorgfältig gegen das Risiko möglicher anaphylaktoider Reaktionen abzuwägen. Da durch kein Testverfahren voraussagbar ist, bei welchen Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen zu rechnen ist und welchen Verlauf sie nehmen, müssen alle für eine Behandlung solcher Reaktionen notwendigen allgemeinen und medikamentösen Vorkehrungen getroffen sein (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Sollten solche Reaktionen auftreten, ist die Verabreichung des Präparates sofort abzubrechen (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Zu Beginn der Therapie ist eine Kontrolle des Serumkreatinins erforderlich.
Bei grenzwertigen Kreatininwerten (1,2-2,0 mg/dl bzw. 106-177 µmol/l, kompensierte Niereninsuffizienz) ist eine tägliche Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz sowie der renalen Retentionswerte erforderlich.
Trotz normaler Serumkreatininwerte können pathologische Urinbefunde auf eine vorbestehende kompensierte Nierenschädigung hinweisen. In diesen Fällen sind die Serumkreatininwerte täglich zu kontrollieren.
Bei normalen Serumkreatininwerten und normalem Urinbefund ist bei einer mehrtägigen Therapie eine 1-2malige Kontrolle der Nierenretentionswerte erforderlich.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2-3 Liter Flüssigkeit pro Tag) ist sicherzustellen.
Bei Dehydratationszuständen ist eine vorherige Korrekturtherapie mit Wasser und Elektrolyten erforderlich, und bei Hypernatriämie ist Vorsicht angezeigt.
Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Verdacht auf Hirnblutungen und bei solchen mit Blutgerinnungsstörungen, Herzinsuffizienz und Lungenödemen, Niereninsuffizienz und chronischen Lebererkrankungen.
Bei Fibrinogenmangel sollte Plasmasteril nur in lebensbedrohlichen Notfällen verabreicht werden, bis Blut zur Substitution bereitsteht.
Über den Einsatz an Kindern liegen noch keine Erfahrungen vor.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C. Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Obwohl Teratogenstudien keine embryotoxischen Wirkungen erbrachten, sollte das Präparat in der frühen Schwangerschaft nicht verwendet werden.
Da das Risiko anaphylaktoider Reaktionen auch bei der Schwangeren besteht und beim Fötus zu akuter Hypoxie führen kann, soll das Medikament in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation verabreicht werden, und nur wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.
Es ist nicht bekannt, ob HES in die Muttermilch übertritt und für den Säugling ein Risiko darstellt.

Unerwünschte Wirkungen

Plasmasteril kann in seltenen Fällen zu anaphylaktoiden Nebenwirkungen führen. Das klinische Bild kann dabei von leichten subjektiven Beschwerden über Kreislaufstörungen, Schock und Bronchospasmus bis hin zu Atem- und Herz-Stillstand reichen, in seltenen Fällen über länger anhaltenden, jedoch reversiblen Juckreiz, der derzeit nur symptomatisch behandelt werden kann.
Ob die Häufigkeit des Auftretens von Juckreiz mit der Speicherung von HES im RHS-System zusammenhängt oder durch eine Verringerung der Tagesdosis und durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr herabgesetzt werden kann, ist unklar, doch gibt es Hinweise, dass ein solcher Zusammenhang besteht.
Da sich geringe Mengen des Wirkstoffes über Monate in das retikulohistiozytäre System einlagern können, sollte bei Patienten, bei denen langdauernder Juckreiz aufgetreten ist oder noch besteht, von einer Wiederholung der Behandlung abgesehen werden.
Bei Unverträglichkeitsreaktionen ist die Infusion sofort zu stoppen, und es müssen die üblichen Sofortmassnahmen eingeleitet werden.

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Klinische                 Massnahmen                
Symptome und                                        
Schweregrad                                         
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1. Haut-                  Antihistaminika           
   reaktionen                                       
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2. Schneller              Lagerung     Anti-        
   Herzschlag                          histaminika  
   (Tachykardie)                       + Kortiko-   
   Blutdruck-                          steroide     
   Abfall                              z.B. Pred-   
   Schwindel                           nisolon      
   Übelkeit     Infusion               i.v. 120 mg  
   Erbrechen    Stop                                
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3. Schock       Alarm     Lagerung     1. Adrenalin 
   Asthma-                Reanimation  0,05-0,1 mg  
   ähnliche                            i.v.         
   Zustände                            + 2. Kortiko-
   (Broncho-                           steroide     
   spasmus)                            z.B. Pred-   
                                       nisolon      
                                       1,0-2,0 g    
                                       i.v.         
4. Atem- und                           3. Infusion  
   Kreislauf-                          z.B. Albumin 
   stillstand                          5%           
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Bei hoher Dosierung kann es aufgrund des Verdünnungseffektes zu einer Verlängerung der Blutungszeit kommen, klinische Blutungen werden dadurch nicht ausgelöst. Auf den Abfall des Hämatokrit und die Verdünnung der Plasmaproteine ist zu achten.
Sehr selten wurde über Schmerzen in der Nierengegend berichtet. In diesen Fällen ist die Infusion zu stoppen, anschliessend Flüssigkeit zuzuführen und die Serumkreatininwerte sind engmaschig zu überwachen.

Interaktionen

Bisher keine bekannt.

Überdosierung

Bei versehentlicher Überdosierung von Plasmasteril sind folgende Massnahmen einzuleiten:
Verabreichen von Diuretika (Furosemid) und Vasodilatantien, Aderlass und eine anschliessende strenge Überwachung des Patienten bezüglich Kreislaufzirkulation.

Sonstige Hinweise

Die Konzentration der Serumamylase kann unter Gabe von Plasmasteril erhöht sein (Interferenz mit der Diagnostik Pankreatitis).

Inkompatibilitäten
Ist eine Mischung mit anderen Medikamenten notwendig, so sollte auf hygienisch einwandfreies Zuspritzen, gute Durchmischung und vor allem auf Kompatibilität geachtet werden.

Haltbarkeit
Plasmasteril darf nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden!
Nur verwenden, wenn Lösung klar und Behältnis unbeschädigt!

IKS-Nummern

41026.

Stand der Information

März 1995.
RL88

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