ZusammensetzungWirkstoffe: Pholedrinsulfat, Norfenefrinhydrochlorid.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
1 Retardkapsel enthält je 25 mg beider Wirkstoffe.
Deklarationspflichtige Hilfsstoffe
Color: E 104, E 127, E 132; Zuckergehalt: 239 mg entsprechend 0,02 kcal oder 0,02 Broteinheiten.
Eigenschaften/WirkungenPholedrin und Norfenefrin gehören zur Gruppe der sympathomimetisch wirksamen Monooxyphenylamine. In ihren Wirkungen auf den Keislauf ähneln sie den physiologischen Überträgerstoffen im adrenergen Nervensystem, Adrenalin und Noradrenalin. Norfenefrin stimuliert im wesentlichen nur die α-Rezeptoren; Pholedrin stimuliert sowohl α- wie ß-Rezeptoren. In den Blutgefässen findet man hauptsächlich α-Rezeptoren; Norfenefrin und Pholedrin erzeugen daher auf diese eine vasokonstriktorische Wirkung. Pholedrin hat ausserdem eine schwache positiv inotrope Wirkung auf das Herz.
Norfenefrin steigert den Tonus der mittleren und vor allem der kleinen Gefässe und führt damit zu einer Erhöhung des peripheren Widerstands. Dadurch wird der arterielle Blutdruck systolisch und diastolisch angehoben.
Die Hauptwirkungen von Pholedrin auf die Hämodynamik des Kreislaufes bestehen in einer Zunahme der zirkulierenden Blutmenge, Erhöhung des venösen Rückstromes und des Schlag- und Minutenvolumens, bei geringem Anstieg oder Gleichbleiben des peripheren Widerstandes. Besonders der systolische Blutdruck steigt an.
PharmakokinetikPharmakokinetische Untersuchungen wurden mit einmaligen Gaben von je 2 Kapseln Ortho-Maren retard an 6 gesunden Probanden durchgeführt.
Absorption
Norfenefrin
Nach oraler Anwendung wird Norfenefrin vollständig resorbiert, wobei nach ca. 50 Minuten erstmalig nach der Applikation von Ortho-Maren retard messbare Blutspiegel festgestellt wurden. Die höchste Plasmakonzentration wurde nach 2 Stunden mit ca. 4 ng/ml erreicht.
Pholedrin
Messbare Blutspiegel von Pholedrin wurden nach Ortho-Maren-retard-Applikation nach ca. 25 Minuten erreicht, maximale Plasmaspiegel von etwa 7,3 ng/ml nach 1,3 Stunden.
Distribution
Die Verteilungsphase beider Wirkstoffe ist etwa 5 Stunden nach Ortho-Maren-retard-Applikation abgeschlossen.
Die Bioverfügbarkeit der Wirkstoffe beträgt etwa 20%.
Metabolismus
Norfenefrin
Der Wirkstoff unterliegt einem ausgeprägten first-pass-Metabolismus. Norfenefrin wird in Darmwand und Leber sehr rasch durch Sulfatkonjugation inaktiviert. Zum Teil findet ein Abbau zu 3-Hydroxy-Mandelsäure statt.
Pholedrin
Die Metabolisierung von Pholedrin erfolgt wahrscheinlich ebenfalls in Darmwand und Leber.
Elimination
Norfenefrin
Die terminale Eliminationshalbwertszeit lag bei 3 Stunden. Ca. 86% einer oralen Dosis werden innerhalb von 24 Stunden renal ausgeschieden, davon ca. 50% als Konjugat, 22% in Form verschiedener Phenolsäuren und 3% unverändert.
Pholedrin
Für Pholedrin wurde eine terminale Halbwertszeit von 4,8 Stunden bestimmt, etwa 3% des Wirkstoffes werden renal unverändert ausgeschieden.
Die renale Elimination der beiden Wirkstoffe von Ortho-Maren retard beträgt 20% in 24 Stunden.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Bei Nierenfunktionsstörungen werden Norfenefrin und Pholedrin verlangsamt ausgeschieden, doch ist bisher nicht bekannt, ob die pharmakokinetischen Eigenschaften dieser Wirkstoffe auch durch Leberfunktionsstörungen beeinflusst werden (siehe: Vorsichtsmassnahmen).
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenOrthostatisch-hypotone Kreislaufbeschwerden und Kreislaufregulationsstörungen bei
primärer Hypotonie;
sekundärer Hypotonie (nach Infektionen, Operationen, langer Bettlägerigkeit, Geburt).
Orthostatische Fehlregulationen (z.B. ungenügend ausgeprägte Blutdrucktagesrhythmik).
Dosierung/AnwendungÜbliche Dosierung
Die Dosierung muss individuell erfolgen. Im allgemeinen nehmen Erwachsene und Jugendliche 1 Kapsel morgens ein (eventuell vor dem Aufstehen). Bei Bedarf mittags oder abends eine weitere Kapsel vor dem Essen einnehmen.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Kinder ab dem 6. Lebensjahr erhalten 1 Kapsel Ortho-Maren retard täglich.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Dosierung entsprechend dem Ausmass der Einschränkung zu reduzieren.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Vor Behandlungsbeginn muss eine stenosierende Erkrankung der Herzklappen oder der zentralen Arterien als Ursache für den «erniedrigt» gemessenen Blutdruck ausgeschlossen werden.
Ortho-Maren retard darf nicht eingenommen werden bei Vorliegen folgender Erkrankungen: Überempfindlichkeit gegenüber den Wirk- oder Hilfsstoffen, hypotone Kreislaufregulationsstörung mit hypertoner Reaktion im Stehtest, Hypertonie, tachykarde Rhythmusstörungen; dekompensierte Herzinsuffizienz, schwere Koronarinsuffizienz, sklerotische Gefässveränderungen; Thyreotoxikose, Phäochromozytom, Engwinkelglaukom, Blasenentleerungsstörungen, insbesondere bei Prostataadenom mit Restharnbildung, des weiteren während und bis zu 14 Tagen nach einer Behandlung mit MAO-Hemmern (siehe: Interaktionen). Die Wirksamkeit und Sicherheit von Ortho-Maren retard bei Kindern unter 6 Jahren wurden bisher nicht nachgewiesen.
Vorsichtsmassnahmen
Bei Patienten mit schweren organischen Herz- und Gefässerkrankungen ist besondere Vorsicht geboten, des weiteren bei Tachykardie und/oder Rhythmusstörungen, Cor pulmonale, Hyperkalzämie, Hypokaliämie sowie diabetischer Stoffwechsellage.
Bei Diabetikern kann unter Ortho-Maren retard die blutzuckersenkende Wirkung der Antidiabetika herabgesetzt und eine Dosisanpassung erforderlich werden.
Bei schweren Nieren- und Lebererkrankungen sollte die Dosierung von Ortho-Maren retard so niedrig wie möglich angesetzt werden.
Nach plötzlichem Absetzen ist mit der Möglichkeit einer Bradykardie sowie eines Blutdruckabfalls zu rechnen.
Nach Verabreichung höherer Dosen können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durch Kreislaufveränderungen und Beeinflussung der Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt werden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C.
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll Ortho-Maren retard in der Schwangerschaft nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt. Da insbesondere bei einer Überdosierung mit Durchblutungsstörungen in der Plazenta und im Fötus sowie mit einer tokolytischen Wirkung gerechnet werden muss, und durch einen diaplazentaren Durchtritt der Wirkstoffe von Ortho-Maren retard beim Fötus die Herzfrequenz ansteigen kann, sollte das Präparat, insbesondere im letzten Drittel der Schwangerschaft, nur bei zwingender Indikation verabreicht werden.
Über den Übertritt der Wirkstoffe von Ortho-Maren retard in die Muttermilch liegen bisher keine Angaben vor. Mütter, die während der Stillzeit mit Ortho-Maren retard behandelt werden müssen, sollten wegen des ungeklärten Risikos für den Säugling abstillen.
Unerwünschte WirkungenGelegentlich und vor allem bei besonderer Empfindlichkeit und/oder höherer Dosierung können auftreten: Unruhe, Angst, Schlaflosigkeit, psychische Störungen, Kopfschmerzen, Tremor, Vertigo, Piloarrektion, Frösteln, Kältegefühl in den Extremitäten infolge Vasokonstriktion, Herzklopfen sowie hypertone Reaktionen (z.T. mit Kopfschmerzen und Tremor), pektanginöse Beschwerden, reflektorische Tachykardie, ventrikuläre Rhythmusstörungen, Miktionsstörungen, in selteneren Fällen auch Schweissausbrüche, Nausea und Erbrechen. In solchen Fällen sollte die Dosis von Ortho-Maren retard vermindert oder die Behandlung unterbrochen bzw. abgebrochen werden.
InteraktionenBei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Sympathomimetika, Guanethidin, Reserpin, trizyklischen Antidepressiva, MAO-Hemmern, Antihistaminika und Schilddrüsenhormonen kann die therapeutische (sympathomimetische) Wirkung von Norfenefrin und Pholedrin verstärkt werden. Bei gleichzeitiger Gabe von MAO-Hemmern können dabei lebensbedrohliche Zustände auftreten (siehe: Kontraindikationen). Durch Phenothiazine kann die durch Ortho-Maren retard bewirkte Blutdrucksteigerung abgeschwächt werden. Mit Alpha- bzw. Beta-Rezeptorenblockern ist ein Blutdruckabfall bzw. -anstieg mit Verlangsamung der Herzfrequenz möglich. In Kombination mit atropinartig wirkenden Arzneistoffen kann es über die Aufhebung der reflektorischen Bradykardie zu einem überschiessenden Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz kommen, und die Kombination mit Herzglykosiden und Halothan kann zu Herzrhythmusstörungen führen.
Die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika kann herabgesetzt werden (siehe: Vorsichtsmassnahmen).
ÜberdosierungDie Symptome einer Überdosierung sind hauptsächlich durch die übermässige Stimulation der β-Rezeptoren bedingt. Sie äussern sich als verstärktes Auftreten der oben beschriebenen unerwünschten Wirkungen, und sie gehen nach Absetzen des Medikamentes im allgemeinen spontan, wegen der retardierten Freisetzung der Wirkstoffe jedoch nur langsam zurück.
Wenn sich die Symptome einer Überdosierung auf Übelkeit, Herzklopfen, Kurzatmigkeit oder Hypotonie beschränken, können Sedativa und Tranquilizer, in schweren Fällen das Auslösen von Erbrechen und Magenspülung angezeigt sein. Bei massiver Intoxikation kann es zusätzlich zu Hypertonie bzw. hypertoner Krise kommen, und es ist eine intensiv-medizinische Versorgung des Patienten erforderlich.
Bei Säuglingen und Kleinkindern kann eine Überdosierung zu zentraler Atemlähmung und Koma führen.
Sonstige HinweiseWegen des Risikos schwerer Nebenwirkungen ist das Präparat unbedingt aus der Reichweite von Kindern zu halten.
Haltbarkeit
Nicht über 25 °C lagern. Verfalldatum auf der Packung (5 Jahre) beachten.
Stand der InformationAugust 1995.
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