ZusammensetzungWirkstoff: Acebutolol (als Hydrochlorid).
Kapseln zu 200 mg Acebutololum; Excip. q.s. pro caps.
Eigenschaften/WirkungenAcebutolol ist ein ß 1 -Rezeptorenblocker mit einer relativen Wirkungsstärke im Vergleich zu Propranolol von etwa 0,3. Acebutolol wirkt kardioselektiv beta-adrenerg, hat eine mässige intrinsische sympathomimetische Wirkung (ISA) sowie antiarrhythmische und membranstabilisierende Eigenschaften am Herzen.
Therapeutisch nutzbar sind folgende Effekte:
Herabsetzung der Kontraktibilität und Frequenz des Herzmuskels und dadurch Senkung des Sauerstoffverbrauchs.
Senkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks in Ruhe und unter Belastung. Der genaue Wirkmechanismus ist unbekannt, die Reninfreisetzung wird praktisch nicht beeinflusst.
Antiarrhythmische Aktivität aufgrund der ß-Blockade. Acebutolol verlangsamt die AV-Überleitung und erhöht die AV-Refraktärzeit. In niedrigen Dosierungen (bis 400 mg täglich) ist die Wirkung von Acebutolol auf die ß 2 -adrenergen Rezeptoren der Bronchien und glatten Gefässmuskulatur gering.
PharmakokinetikAcebutolol wird gut (ca. 90%) aus dem Magendarmtrakt resorbiert, jedoch zu einem grossen Teil in der Leber metabolisiert (First-pass-Effekt). Der dabei entstehende Hauptmetabolit Diacetolol besitzt eine der Muttersubstanz vergleichbare pharmakologische Wirksamkeit. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt etwa 35-50%.
Nach oraler Gabe von 400 mg Acebutolol betragen die maximalen Plasmaspiegel nach 2-4 Stunden 650-1080 ng/ml. Bei älteren Patienten sind sie wegen eines kleineren First-pass-Effektes erhöht (1350-1900 ng/ml nach 400 mg oral). Acebutolol wird rasch im Gewebe (Herz, Leber, Niere, Lungen) verteilt; die Diffusion ins ZNS ist gering. Die Plasmaeiweissbindung beträgt 11-19%, das Verteilungsvolumen 1,6-3 l/kg.
Die Plasmahalbwertszeit von Acebutolol beträgt 3-9 Stunden, diejenige von Diacetolol 9-14 Std., bei Dauertherapie (400 mg 2× tgl. über einige Wochen) liegt sie bei 13 Stunden. Die Halbwertszeit der pharmakologischen Wirkung ist dosisabhängig und ca. 2-3× höher als die Plasmahalbwertszeit.
Die Ausscheidung von Acebutolol und Diacetolol erfolgt zu 50-60% durch die Faeces, zu 10-50% durch die Niere.
Bei Niereninsuffizienz verlängert sich die Plasmahalbwertszeit von Diacetolol (vgl. Dosierung). Acebutolol durchquert die Plazentaschranke und gelangt in die Muttermilch.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenEssentielle und renale Hypertonie.
Prophylaxe von Angina-pectoris-Anfällen.
Herzrhythmusstörungen (Sinustachykardien, paroxysmale Tachykardien, supraventrikuläre und ventrikuläre Extrasystolen, Vorhofflimmern und -flattern).
Dosierung/AnwendungÜbliche Dosierung
Die Dosierung wird individuell angepasst und muss beim Absetzen schrittweise reduziert werden.
Hypertonie
Anfangsdosis: 400 mg Sectral täglich morgens. Bei Ausbleiben einer Wirkung nach zwei Wochen kann man die Dosis auf 2× tgl. 400 mg steigern, gelegentlich muss bis auf eine Tagesdosis von 1200 mg (800 mg morgens, 400 mg abends) erhöht werden.
Sectral kann gleichzeitig mit einem Thiazid-Diuretikum oder anderen Antihypertensiva verabreicht werden (ausgenommen Rauwolfia und Rauwolfia-Alkaloide). Die kombinierte Therapie von Sectral und einem Thiazid-Diuretikum kann die blutdrucksenkende Wirkung verstärken.
Angina-pectoris-Prophylaxe
Im allgemeinen genügen 2× tgl. 200 mg Sectral. In schweren Fällen ist langsam auf 3× tgl. 200 mg zu erhöhen. Ausnahmsweise können auch 3× tgl. 400 mg nötig sein.
Herzrhythmusstörungen
400 mg Sectral täglich. Nach oraler Gabe können bis zum vollständigen Wirkungseintritt bis zu 3 Stunden vergehen, die Blockierung der beta-adrenergen Rezeptoren wird anschliessend durch 2, evtl. 3×tgl. 200 mg aufrechterhalten.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei Niereninsuffizienz muss die Tagesdosis reduziert oder das Intervall zwischen zwei Dosen verlängert werden: bei einer Kreatinin-Clearance von <30 ml/Min. auf 50%, bei einer von <10 ml/Min. auf 25% der normalen Dosis.
Bei Patienten mit metabolischer Azidose ist eventuell die Dosis anzupassen, da Acebutolol sowohl durch die Leber als auch durch die Niere ausgeschieden wird und die Insuffizienz einer dieser beiden Ausscheidungswege durch den anderen kompensiert werden kann.
Bei älteren Patienten sind Dosierungen über 800 mg täglich zu vermeiden, da die Plasmakonzentrationen im allgemeinen höher sind als bei jüngeren Patienten.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Manifeste Herzinsuffizienz, ausgeprägte Sinusbradykardie, Sinusknotensyndrom, AV-Block II. und III. Grades, dekompensierte Herzinsuffizienz.
Vorsichtsmassnahmen
Bei Behandlung von Asthmatikern und Patienten mit Cor pulmonale ist Vorsicht geboten, da Asthmaanfälle möglich sind, auch wenn Sectral nur beschränkt auf die ß 2 -Rezeptoren der Bronchien wirkt.
Bei AV-Block I. Grades und gut kompensierter Herzinsuffizienz wird Sectral unter strenger medizinischer Kontrolle in steigenden Dosen verabreicht. Vorsicht ist auch geboten bei Bestehen eines bilateralen Schenkelblocks, bei Hypotonie, Hypertonie infolge Phäochromozytom, Diabetes mellitus sowie metabolischer Azidose (vgl. Spezielle Dosierungen).
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie B. Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für die Föten gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Trotzdem ist vor der Verabreichung von Sectral an Schwangere - wie bei allen Betablockern - an die Möglichkeit von Hypothrophie, Bradykardie, Hypotonie und Hypoglykämie des Neugeborenen zu denken.
Die Acebutolol-Konzentrationen in der Muttermilch sind 7-12× höher als im Serum, aus Vorsichtsgründen soll Sectral deshalb während der Stillzeit nicht eingenommen werden.
Unerwünschte WirkungenAls Folge der Blockade von beta-adrenergen Rezeptoren können auftreten:
Gelegentlich kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie Herzinsuffizienz, atrioventrikulärer Block, schwere Bradykardie, Blutdruckabfall, Hypoglykämie; zentralnervöse Nebenwirkungen wie Müdigkeit (häufig), Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Kopfschmerzen (gelegentlich); gastrointestinale Nebenwirkungen wie Obstipation, Diarrhöe, Übelkeit (gelegentlich) sowie gelegentlich Nebenwirkungen an der Haut (Juckreiz, Ausschlag) und eventuell eine Abnahme der Libido.
Sectral erzeugt Müdigkeit, deshalb ist Vorsicht im Strassenverkehr und beim Bedienen von Maschinen geboten.
Wie bei allen Antiarrhythmika kann es auch bei Behandlung von Rhythmusstörungen mit Betablockern zu arrhythmogenen Effekten kommen.
Es wurden Einzelfälle von Pneumonitis unter Acebutolol berichtet.
InteraktionenMit Calciumantagonisten vom Verapamil-Typ: bradykarde Rhythmusstörungen bis AV-Block (Kontraindikation!); mit solchen vom Nifedipin-Typ: starker Blutdruckabfall und Herzinsuffizienz.
Mit Antiarrhythmika: verstärkte kardiodepressive Wirkung.
Mit sympathomimetischen Aminen (z.B. Phenylephrin, Phenylpropanolamin in Grippemitteln): Blutdruckanstieg.
Mit Diuretika und Antihypertensiva: Risiko von Hypotonie und Bradykardie.
Mit Substanzen, die Katecholaminspeicher leeren (wie Reserpin): verstärkte Blutdrucksenkung.
Mit oralen Antidiabetika und Insulin: Risiko einer Hypoglykämie.
Mit Clonidin: Clonidin schrittweise absetzen, da sonst ein krisenhafter Blutdruckanstieg möglich ist («Clonidin-Rebound»).
Mit Narkosemitteln: Der Anästhesist muss vor der Operation über die Einnahme eines Betablockers informiert werden.
ÜberdosierungSymptome: Wie bei anderen Betablockern: deutliche Bradykardie, Hypotonie, Herzinsuffizienz, evtl. Bronchospasmus.
Therapie: Die beta-hemmende Wirkung wird durch i.v. Gabe von 0,25-2 mg Atropinsulfat neutralisiert. Falls danach die Bradykardie noch anhält, kann Isoprenalinhydrochlorid eingesetzt werden. Bei Bronchospasmus wird ein beta-adrenerger Agonist oder ein Theophyllinderivat gegeben.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Trocken und unter 25°C aufbewahren; das Verfalldatum beachten.
Stand der InformationApril 1994.
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