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Fachinformation zu Tiberal:Curatis AG
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Zusammensetzung

Ornidazol
Filmtabletten:
Tablettenkern: Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Magnesiumstearat.
Tablettenüberzug: Hypromellose, Talk, Titandioxid.
Ampullen (3 ml): Ethanol 900 mg, Propylenglycol 1.6 g
Ampullen (6 ml): Ethanol 1.8 g, Propylenglycol 3.2 g

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Tiberal ist indiziert bei Infektionen, welche durch Ornidazol-empfindliche Organismen verursacht sind, wie:
Trichomoniasis
Infektionen des Urogenitaltraktes mit Trichomonas vaginalis bei der Frau und beim Mann.
Amöbiasis
Alle Infektionen des Darmtraktes mit den verschiedenen Formen der Entamoeba histolytica, einschliesslich Amöbenruhr. Alle Formen der Amöbiasis ausserhalb des Darmtraktes, insbesondere Leberamöbiasis mit Abszessbildung.
Lambliasis (Giardiasis)
Infektionen durch anaerobe Bakterien
Behandlung von Infektionen, wie Septikämie, Meningitis, Peritonitis, postoperative Wundinfektionen, puerperale Sepsis, septischer Abort, Endometritis, mit nachgewiesener oder vermuteter Beteiligung der erwähnten Bakterien.
Prophylaxe bei chirurgischen Eingriffen, insbesondere am Kolon, sowie bei gynäkologischen Operationen.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Trichomoniasis
Es können zwei Behandlungsschemata empfohlen werden:

Art der Behandlung

Tagesdosis

Erwachsene und Kinder über 35 kg

Kinder bis 35 kg

a. Eindosisbehandlung

3 Filmtabletten abends

25 mg/kg Körpergewicht

b. Fünftagesbehandlung

2 Filmtabletten (je 1 morgens und abends)

nicht empfohlen

Zur Verhinderung einer Reinfektion sollte der Partner in jedem Fall mit derselben Dosis mitbehandelt werden.
Amöbiasis
a. Dreitagesbehandlung bei Patienten mit Amöbenruhr.
b. Fünf- bis Zehntagesbehandlung für alle anderen Formen der Amöbiasis.

Behandlungsdauer

Tagesdosis

Erwachsene und Kinder über 35 kg

Kinder bis 35 kg

a. Drei Tage

3 Filmtabletten abends auf einmal einnehmen; über 60 kg Körpergewicht: 4 Filmtabletten (je 2 morgens und abends)

40 mg/kg, auf einmal einnehmen

b. Fünf bis zehn Tage

2 Filmtabletten (je 1 morgens und abends)

25 mg/kg, auf einmal einnehmen

c. Behandlung von Amöbenleberabszess und schwerer Amöbendysenterie.
Intravenös initial 500–1000 mg infundieren, danach 500 mg i.v. alle zwölf Stunden während durchschnittlich drei bis sechs Tagen.
Die Dosierung für Kinder beträgt 20–30 mg/kg/Tag.
Lambliasis

Behandlungsdauer

Tagesdosis

Erwachsene und Kinder über 35 kg

Kinder bis 35 kg

Ein bis zwei Tage

3 Filmtabletten abends auf einmal einnehmen

40 mg/kg auf einmal einnehmen

Infektionen durch anaerobe Bakterien
a. Behandlung von Infektionen durch anaerobe Bakterien.
Initial 500–1000 mg i.v., danach alle zwölf Stunden 500 mg oder alle 24 Stunden 1 g während fünf bis zehn Tagen intravenös infundieren. Sobald es der Zustand des Patienten erlaubt, sollte die parenterale Behandlung durch die orale ersetzt, das heisst 1 Filmtablette zu 500 mg alle zwölf Stunden verabreicht werden.
Die Tagesdosis für Kinder beträgt 20 mg/kg aufgeteilt in zwei Gaben während fünf bis zehn Tagen.
b. Prophylaxe von Infektionen durch anaerobe Bakterien.
Einmalig den Inhalt einer Ampulle zu 1 g etwa eine halbe Stunde vor dem Eingriff intravenös infundieren.
Zur Prophylaxe und Behandlung von Mischinfektionen empfiehlt sich die Kombination mit einem Aminoglykosid, einem Penicillin oder einem Cephalosporin. Die Verabreichung muss jedoch getrennt erfolgen.
1 g Ornidazol und 2 g Ceftriaxon sind jedoch in 250 ml physiologischer Natriumchlorid- oder Glukoselösung physikalisch und chemisch kompatibel.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Bei hepatischer Zirrhose ist die Ornidazol-Eliminationszeit verlängert. Das Intervall zwischen zwei Verabreichungen ist deshalb zu verdoppeln (siehe «Pharmakokinetik, Leberfunktionsstörungen»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Die pharmakokinetischen Eigenschaften von Ornidazol werden durch Niereninsuffizienz nicht beeinträchtigt. Im Falle einer Niereninsuffizienz ist deshalb keine Anpassung der Dosis erforderlich.
Hämodialyse: Ornidazol wird durch Hämodialyse ausgeschieden. Eine zusätzliche Dosis nach Hämodialyse kann dadurch notwendig werden ODER vor Dialysebeginn ist den Patienten eine zusätzliche Dosis zu verabreichen: bei einer Tagesdosis von 2 g / Tag muss deshalb eine zusätzliche Dosis von 500 mg Ornidazol verabreicht werden und bei einer Tagesdosis von 1 g / Tag ist eine zusätzliche Dosis von 250 mg vor Beginn der Hämodialyse erforderlich.
Art der Anwendung
Wichtig: Der Inhalt der Ampulle muss vor der Anwendung verdünnt werden. Für die Herstellung der Infusionslösung siehe «Sonstige Hinweise, Hinweise für die Handhabung».
Die verdünnte Lösung wird als i.v. Kurzinfusion verabreicht (Dauer 15–30 Minuten).
Die Filmtabletten sind stets nach dem Essen einzunehmen.

Kontraindikationen

Tiberal ist kontraindiziert bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Ornidazol, anderen Imidazolderivaten oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung und bei Patienten mit Erkrankung des ZNS sowie mit Blutdyskrasie oder anderen Anomalien des Blutbildes.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Bei Behandlungen mit hohen Dosen oder Therapiedauer über 10 Tage ist regelmässig eine labormässige und klinische Kontrolle angezeigt.
Bei Patienten mit Blutdyskrasien in der Anamnese, sowie im Falle hoher Dosierungen und / oder längerer Therapiedauer sind regelmässige Blutuntersuchungen und insbesondere eine Kontrolle der Leukozytenzahl vor und nach der Behandlung durchzuführen.
Schwere Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems können sich während einer Therapie mit Tiberal verschlechtern. Bei Auftreten von peripheren Neuropathien, Ataxie, Schwindel oder geistiger Verwirrung ist die Behandlung abzubrechen.
Unter der Behandlung mit Ornidazol kann sich eine bestehende Candidiasis verschlimmern. Gegebenenfalls müssen entsprechende Massnahmen ergriffen werden.
Bei Hämodialysepatienten ist die verkürzte Halbwertzeit zu beachten und die Dosis entsprechend anzupassen (siehe «Dosierung/Anwendung, Patienten mit Nierenfunktionsstörungen»).
Bei Patienten unter Lithiumtherapie müssen bei Gabe von Imidazolen die Lithiumplasmakonzentrationen sowie die Kreatinin- und Elektrolytwerte überwacht werden.
Dieses Arzneimittel gehört zur Familie der 5-Nitroimidazole, für die Fälle einer Potentialisierung mit Vecuronium (nicht depolarisierendes Muskelrelaxans) berichtet wurden.
Bei schwerer Leberinsuffizienz muss die Dosis angepasst werden (siehe «Dosierung/Anwendung, Patienten mit Leberfunktionsstörungen»).
Es besteht die Gefahr einer Disulfiram-Interaktion, wenn zusätzlich Alkohol konsumiert wird (siehe «Interaktionen»).
Tiberal Ampullen enthalten 38 Vol.-% Ethanol (Alkohol).
Tiberal Ampullen 500 mg/3 ml enthalten bis zu 900 mg Ethanol pro Ampulle, dies entspricht 22,5 ml Bier und 9 ml Wein pro Ampulle.
Tiberal Ampullen 1 g/6 ml enthalten bis zu 1,8 g Ethanol pro Ampulle, dies entspricht 45 ml Bier und 18 ml Wein pro Ampulle.
Eine Dosis von 1 g dieses Arzneimittels angewendet bei einem Erwachsenen mit einem Körpergewicht von 70 kg würde einer Exposition von 25,7 mg Ethanol/kg Körpergewicht entsprechen, was zu einem Anstieg der Blutalkoholkonzentration von ungefähr 4,3 mg/100 ml führen kann. Zum Vergleich: bei einem Erwachsenen, der ein Glas Wein oder 500 ml Bier trinkt, beträgt die Blutkonzentration wahrscheinlich ungefähr 50 mg/100 ml.
Die Anwendung zusammen mit Arzneimitteln, die z.B. Propylenglykol oder Ethanol enthalten, kann zur Akkumulation von Ethanol führen und Nebenwirkungen verursachen, insbesondere bei kleinen Kindern mit niedriger oder unreifer Stoffwechselkapazität.
Es besteht ein gesundheitliches Risiko für Patienten, die unter Alkoholismus leiden.
Der Ethanolgehalt ist bei Schwangeren bzw. Stillenden sowie bei Kindern und Patienten mit erhöhtem Risiko auf Grund einer Lebererkrankung oder Epilepsie zu berücksichtigen. Die Wirkung anderer Arzneimittel kann verstärkt oder beeinträchtigt werden (siehe «Interaktionen»).
Tiberal Ampullen 500 mg/3 ml enthalten 1,6 g Propylenglycol pro Ampulle.
Tiberal Ampullen 1 g/6 ml enthalten 3,2 g Propylenglycol pro Ampulle.
Die gleichzeitige Anwendung mit einem Substrat der Alkoholdehydrogenase - wie Ethanol - kann Nebenwirkungen bei Kindern unter 5 Jahren hervorrufen.
Für Propylenglycol wurde bei Tieren oder Menschen keine Reproduktions- oder Entwicklungstoxizität gezeigt, es kann aber den Fötus erreichen und wurde in der Milch nachgewiesen. Als Konsequenz sollte die Anwendung von Propylenglycol bei schwangeren und stillenden Patientinnen im Einzelfall abgewogen werden.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion ist eine medizinische Überwachung erforderlich, da verschiedene unerwünschte Wirkungen, die Propylenglycol zugeschrieben werden, berichtet wurden, z.B. Nierenfunktionsstörung (akute Tubulusnekrose), akutes Nierenversagen und Leberfunktionsstörung.

Interaktionen

Einfluss von Ornidazol auf die Pharmakokinetik und /oder Pharmakodynamik anderer Substanzen
Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen
Alkohol: Der gleichzeitige Genuss alkoholhaltiger Getränke sowie die Einnahme von alkoholhaltigen Arzneimitteln ist bis zu 3 Tage nach der Verabreichung von Ornidazol zu vermeiden. Es besteht die Gefahr eines Antabus-Effekts (Hitzegefühl, Rötungen, Erbrechen, Tachykardie).
Die Alkoholmenge in Tiberal Ampullen kann die Wirkung anderer Arzneimittel verstärken oder beeinträchtigen.
Gleichzeitige Anwendung mit Vorsicht
Orale Antikoagulantien: Angesichts der chemischen Ähnlichkeit von Ornidazol mit Metronidazol ist bei der gleichzeitigen Einnahme von oralen Antikoagulanzien erhöhte Vorsicht geboten. Die gerinnungshemmende Wirkung von Antikoagulanzien kann verstärkt werden. Diesem Umstand ist durch Dosisanpassung des betreffenden Antikoagulanz Rechnung zu tragen.
Ciclosporin: Angesichts der chemischen Ähnlichkeit von Ornidazol mit Metronidazol besteht eventuell auch bei gleichzeitiger Anwendung von Ornidazol und Ciclosporin das Risiko von erhöhten Ciclosporin-Serumspiegeln. Falls eine Kombination dieser beiden Arzneimittel notwendig ist, sollten der Serumspiegel von Ciclosporin und das Serumkreatinin überwacht werden.
INR-Ungleichgewicht: Bei mit Antibiotika und mit Metroinidazol behandelten Patienten wurde in vielen Fällen eine erhöhte Aktivität oraler Antikoagulanzien (z.B. von Warfarin) beobachtet. Die Art der Infektion, das Alter und der Allgemeinzustand des Patienten stellen Risikofaktoren dar. Unter diesen Umständen ist es schwierig im Falle eines INR-Ungleichgewichts zwischen der Infektion und ihrer Behandlung zu unterscheiden.
Vecuroniumbromid: Ornidazol verlängert die muskelrelaxierende Wirkung von Vecuroniumbromid.
5-Fluorouracil: Die gleichzeitige Gabe von 5-Fluorouracil (z.B. Tagafur, Capecitabin) erhöht die Toxizität von Fluorouracil, da die Clearance von Fluorouracil durch die Behandlung mit Nitroimidazolen reduziert wird.
Einfluss anderer Substanzen auf die Pharmakokinetik von Ornidazol
Enzyminduktoren: Die gleichzeitige Gabe enzyminduzierender Antikonvulsiva (z.B. Phenobarbital) und anderer Enzyminduktoren senkt die Serumhalbwertzeit von Ornidazol.
Enzyminhibitoren: Enzyminhibitoren (z.B. Cimetidin) erhöhen die Serumhalbwertzeit von Ornidazol.
Zur Interaktion mit einer Lithiumtherapie siehe unter «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es liegen nur begrenzte Daten zur Anwendung von Ornidazol während der Schwangerschaft vor.
Tierstudien zeigten keine teratogenen Wirkungen. Eine Hochdosis-Tierstudie zeigte einen Anstieg der postnatalen Mortalität und eine Abnahme der Körpergewichtzunahme bei den Jungtieren. Ornidazol sollte während der ersten Trimester der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist unbedingt notwendig.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Ornidazol und seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Eine Gefahr für das Neugeborene/Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Daher darf Tiberal während der Stillzeit nicht angewendet werden.
Fertilität
Es wurden keine Studien zur Fertilität bei Menschen durchgeführt. Hochdosis-Studien an Ratten zeigten eine reversible Abnahme der Fruchtbarkeit.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Tiberal hat einen ausgeprägten Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit Maschinen zu bedienen. Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Schwindel, Tremor, Rigidität, Krampfanfälle Koordinationsstörungen, oder vorübergehende Bewusstseinsstörungen können bei Patienten unter Tiberal vorkommen. Bei Auftreten einer dieser Nebenwirkungen sollten Patienten darauf verzichten, Fahrzeuge zu lenken oder Maschinen zu bedienen.

Unerwünschte Wirkungen

Unerwünschte Wirkungen von Tiberal sind in der Regel dosisabhängig.
Die Häufigkeiten sind wie folgt definiert:
sehr häufig (≥1/10)
häufig (≥1/100 bis <1/10)
gelegentlich (≥1/1000 bis <1/100)
selten (≥1/10'000 bis <1/1'000)
sehr selten (<1/10'000)
nicht bekannt (Häufigkeit aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Nicht bekannt: Vaginale Superinfektion mit Candida albicans.
Erkrankungen des Blutes und Lymphsystems
Gelegentlich: Knochenmarkdepression und Neutropenie.
Sehr selten: Vorübergehende hämatologische Veränderungen (Leukopenie, Agranulozytose, aplastische Anämie, Thrombopenie).
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: Anaphylaktischer Schock.
Psychiatrische Erkrankungen
Nicht bekannt: Stimmungsschwankungen.
Erkrankungen des Nervensystems
Selten: Tremor, Rigidität, Koordinationsstörungen, Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen und Zeichen von sensibler oder gemischter peripherer Neuropathie.
Nicht bekannt: Ataxie, Schwindelgefühl, Benommenheit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Asthenie, Synkope, Verwirrtheit und Geschmackstörungen.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Sehr selten: Bronchospasmus.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Erbrechen, unangenehmer Metallgeschmack.
Sehr selten: Gastralgie (Magenschmerzen).
Leber und Gallenerkrankungen
Nicht bekannt: Hepatitis, Anomalien bei Leberfunktionstests.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Juckreiz).
Sehr selten: Angioneurotisches Ödem.
Nicht bekannt: Fixes toxisches Arzneiexanthem.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr selten: Gelenkschmerzen.
Nicht bekannt: Steife des Muskel-Skelett-Systems.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Gelegentlich: Lokaler Schmerz nach intravenöser Infusion.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Anzeichen und Symptome
Bei Überdosierung treten die unter «Unerwünschte Wirkungen» erwähnten Symptome in stärkerem Masse auf.
Behandlung
Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
Zur Entfernung von Ornidazol aus dem Körper kommt eine Magenspülung oder Hämodialyse in Frage.
Beim Auftreten von Krämpfen wird die intravenöse Verabreichung von Diazepam empfohlen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
Filmtabletten: P01AB03
Ampullen: J01XD03
Ornidazol ist ein Antiinfektivum der Familie der 5-Nitroimidazole.
Wirkungsmechanismus
Der Wirkungsmechanismus von Ornidazol ist identisch mit dem anderer Nitroimidazol-Derivate: sie sind selektiv aktiv gegen die meisten obligate anaeroben oder mikroaerophilen Mikroorganismen sowie hypoxischen Zellen. Die Stickstoffgruppe nimmt Elektronen auf, während die reduzierte Form des Arzneimittels unter sauerstoffarmen Bedingungen biochemische Veränderungen der helikoidalen Struktur der DNA verursacht. Dies führt zum Zelltod.
Wie andere Nitroimidazole auch scheint Ornidazol in erster Linie bakterizid zu wirken anstatt die Entwicklung sensibler Mikroorganismen zu beeinträchtigen. Innerhalb der Nitroimidazol-Gruppe herrscht komplette Kreuzresistenz.
Eine Resistenz von Anaerobiern gegenüber Ornidazol tritt selten auf; unter der Therapie ist sie nur in Einzelfällen beschrieben worden. Selten sind resistente Stämme von Trichomonas vaginalis sowie - im Zusammenhang mit einer Langzeittherapie - resistente Stämme von Bact. fragilis und anderen anaeroben Bakterien aufgetreten.
Pharmakodynamik
Ornidazol hat antiinfektive Eigenschaften gegenüber bestimmten anaerob wachsende gramnegative Erreger wie unterschiedlichen Bacteroides-Spezies (B. fragilis, P. melaninogenica, Porphyromonas spp), Fusobacterium, und anaerob wachsende grampositive Erreger wie Clostridioides (Clostridium difficile, Clostridium spp.), Peptococcus spp. und Peptostreptococcus spp.
Nicht empfindliche Keime: Alle aerob und mikroaerophil wachsenden Erreger, Aktinomyzeten, Propionibacterium spp. und Eubacterium spp., Sprosspilze.
Das Wirkspektrum von Ornidazol umfasst ausserdem Trichomonas vaginalis, Entamoeba histolytica und Giardia intestinalis.
Klinische Wirksamkeit
Die Unterscheidung zwischen sensiblen Organismen, Organismen mittlerer Sensibilität und resistenten Organismen erfolgt anhand der kritischen Konzentrationen:
Die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) laut EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) sind nachstehend aufgeführt.

Kritische Konzentrationen laut EUCAST (auf der Grundlage der EUCAST-Empfehlungen für METRONIDAZOLE v 11.0 Jan 2021)

Organismen

Sensibel (S) (mg/l)

Resistent (R) (mg/l)

Grampositive anaerobe Organismen (ausser Clostridioides difficile)

4

4

Clostridioides difficile

2*

2*

Gramnegative anaerobe Organismen (Bacteriodes fragilis und andere Spezies)

4

4

*Die Grenzwerte basieren auf epidemiologischen Cut-off-Werten (ECOFFs) und gelten für die orale Behandlung von C.-difficile-Infektionen mit Metronidazol. Es liegen keine schlüssigen klinischen Daten über den Zusammenhang zwischen MHK und den Ergebnissen vor.
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz kann für bestimmte Spezies in Abhängigkeit von den geografischen Gegebenheiten und von der Zeit variieren. Infolgedessen ist es nützlich, über Informationen zur Prävalenz der örtlichen Resistenz, insbesondere was die Behandlung schwerer Infektionen anbelangt zu verfügen. Diese Daten stellen nur eine Orientierungshilfe zur wahrscheinlichen Sensibilität eines Bakterienstammes gegenüber diesem Antibiotikum dar.
Es besteht eine Kreuzresistenz zwischen Ornidazol und anderen 5- Nitroimidazolen. Kreuzresistenzen zu anderen, chemisch nicht verwandten Substanzen sind nicht bekannt.

Pharmakokinetik

Absorption
Die Absorption von Ornidazol nach oraler Gabe ist mit einer Bioverfügbarkeit von über 90% und einem tmax zwischen 2 und 4 Stunden fast vollständig.
Nach oraler Gabe von 500 mg Tiberal beträgt die maximale Plasmakonzentration von Ornidazol 7–11 mg/l und wird innerhalb von drei Stunden erreicht.
Gleichzeitige Nahrungsaufnahme hatte keinen Einfluss auf das Ausmass der Absorption von Ornidazol, hingegen wird die Absorption dadurch verlangsamt.
Nach oraler Mehrfachverabreichung von 500 mg Tiberal, im Abstand von 12 Stunden, beträgt im Fliessgleichgewicht die maximale bzw. minimale Plasmakonzentration von Ornidazol im Mittel 14 bzw. 6 mg/l.
Distribution
Nach intravenöser Verabreichung einer Einzeldosis von 1 g werden folgende Plasmakonzentrationen gemessen:
1 Stunde: 17,7 µg/ml
24 Stunden: 4,9 µg/ml
Nach langsamer intravenöser Verabreichung einer Einzeldosis von 20 mg/kg werden folgende Plasmakonzentrationen gemessen: Cmax: 18,7 µg/ml; 24 Stunden: 7,32 µg/ml.
Die AUC liegt bei intravenösen Einzeldosen von 500 mg bei 185 mg/l/h und bei Dosierungen von 1 g bei 375 mg/l/h.
Das Verteilungsvolumen beträgt nach intravenöser Verabreichung 0,73–0,9 l/kg. Die Proteinbindung von Ornidazol beträgt weniger als 15%. Der Wirkstoff von Tiberal penetriert sehr gut in Liquor, Körperflüssigkeiten und Gewebe.
Die optimalen Wirkstoffkonzentrationen im Plasma liegen im Bereich zwischen 6 und 36 mg/l, je nach Indikation.
Bei intakten Meningen ist die Liquorkonzentration im Mittel 65% der Plasmakonzentration und bei entzündeten Meningen etwa 90%.
Antibakteriell aktive Konzentrationen wurden auch im Vaginalsekret, in der Amnionflüssigkeit, im Eiter sowie im appendikalen und intestinalen Gewebe gemessen.
Ornidazol dringt in die Plazenta ein.
Metabolismus
Das Ausmass der Metabolisierung ist über 90%. Die beiden Hauptmetaboliten haben annähernd die gleiche Aktivität gegen anaerobe Bakterien wie die Muttersubstanz.
Elimination
Die Halbwertzeit liegt bei ca. 13 Stunden. Nach Einnahme einer Einzeldosis werden 85% der aufgenommenen Menge im Verlaufe der ersten fünf Tage ausgeschieden, der grösste Teil davon im Urin (63% in metabolisierter Form) und in den Fäzes (22%). Ca. 4% der verabreichten Dosis wird in unveränderter Form über die Nieren ausgeschieden. Nach wiederholter Verabreichung von 500 oder 1000 mg alle zwölf Stunden an gesunde Freiwillige wurde ein Kumulationsfaktor von 1,5 bis 2,5 beobachtet.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
Im Vergleich zu gesunden Probanden ist die Eliminationshalbwertzeit bei Zirrhotikern länger (22 vs 14 h) und die Clearance kleiner (35 vs 51 ml/min).
Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung ist die Kinetik nicht verändert.
Hämodialyse: Ornidazol wird durch Hämodialyse ausgeschieden.
Kinder und Jugendliche
Die Kinetik bei Neugeborenen und Kleinkindern ist ähnlich wie bei Erwachsenen.

Präklinische Daten

Es liegen keine konventionellen Studien der pharmakologischen Sicherheit vor.
Die im Zuge von toxikologischen Studien erfolgte wiederholte orale Verabreichung von Tiberal zeigte bei 100 mg/kg/Tag eine Parese der Hinterbeine, Apathie und Ataxie beim Hund.
Mutagenität
Wie alle Nitroimidazolderivate zeigt Tiberal bei in-vitro-Tests ein genotoxisches Potenzial. In-vivo-Tests bei der Maus sind jedoch negativ.
Karzinogenität
In der Ratte wurden nach zweijähriger Behandlung keine Anzeichen von Karzinogenität beobachtet.
Reproduktionstoxizität
In limitierten Studien wurden unter oralen Dosen von bis zu 400 mg/kg/Tag bei Mäusen und Ratten und 100 mg/kg/Tag bei Kaninchen (entspricht dem 1- bis 3-Fachen der empfohlenen Höchstdosis für den Menschen auf mg/m2-Basis) keine teratogenen Wirkungen beobachtet.
Eine Studie an Ratten mit einer oralen Dosis von 400 mg/kg/Tag (entspricht dem 1- bis 3-Fachen der empfohlenen Höchstdosis für den Menschen auf mg/m2-Basis) am Ende der Gestation und während der Laktation zeigte einen Anstieg der postnatalen Mortalität und eine Abnahme der Gewichtszunahme bei den Jungtieren.
Studien an männlichen Ratten mit oralen Dosen von 400 mg/kg/Tag (entspricht dem 1- bis 3-Fachen der empfohlenen Höchstdosis für den Menschen auf mg/m2-Basis) zeigten eine Abnahme der Fruchtbarkeit im Zusammenhang mit einer Hemmung der Spermienmotilität. Zwei Wochen nach Absetzen von Ornidazol war die Fruchtbarkeit wiederhergestellt.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Filmtabletten: Es sind keine Inkompatibilitäten bekannt.
Ampullen: Das Arzneimittel darf nur mit den unter Hinweise für die Handhabung aufgeführten Arzneimitteln gemischt werden.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Ornidazol beeinflusst die SGOT- und SGPT-Bestimmungen. Die Werte liegen generell zu tief.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Die zubereitete Infusionslösung ist bis zu 24 Stunden bei Raumtemperatur (15–25 °C) haltbar.
Besondere Lagerungshinweise
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Filmtabletten: Nicht über 30 °C lagern.
Ampullen: Nicht über 30 °C und vor Licht geschützt lagern. Ampullen in geschlossener Packung aufbewahren. Nicht einfrieren.
Hinweise für die Handhabung
Herstellung der gebrauchsfertigen Infusionslösung
Wichtig: Der Inhalt der Ampulle muss vor der Anwendung verdünnt werden.
Zur Herstellung einer gebrauchsfertigen Infusionslösung von Tiberal ist 1 Ampulle zu 500 mg mit mindestens 100 ml und 1 Ampulle zu 1 g mit mindestens 200 ml einer der folgenden Infusionslösungen zu verdünnen: Glukose 5%, Glukose 10%, Levulose 5%, Hartmann-Lösung, Ringer-Lösung, Natriumchlorid 0,9%, Natriumchlorid 0,45% + Glukose 2,5%.

Zulassungsnummer

43065, 44231 (Swissmedic)

Packungen

Filmtabletten zu 500 mg: 10
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 500 mg/3 ml: 5 Ampullen
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 1g/6 ml: 5 Ampullen
(B)

Zulassungsinhaberin

Curatis AG, 4410 Liestal

Stand der Information

August 2020

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