ZusammensetzungWirkstoffe
Lormetazepamum.
Hilfsstoffe
Lactosum monohydricum (Noctamid: 73.94 mg, Noctamid forte: 72.94 mg), Maydis amylum, Povidonum K25, Magnesii stearas.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenNoctamid wird für die Kurzzeittherapie von Schlafstörungen verwendet. Wie alle Hypnotika soll es nur bei Schlafstörungen von klinisch signifikantem Schweregrad eingesetzt werden.
Prämedikation und postoperativ bei operativen oder diagnostischen Eingriffen (z.B. in der Anästhesiologie).
Dosierung/AnwendungKurzzeitbehandlung der Schlaflosigkeit
Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene als Einzeldosis 1 mg unzerkaut mit Flüssigkeit kurz vor dem Zubettgehen. Eine individuelle Erhöhung der Dosis auf das Doppelte ist möglich. Die Maximaldosis von 2 mg sollte nicht überschritten werden.
Die Dosierung sowie die Dauer der Anwendung sind den individuellen Erfordernissen anzupassen.
Generell wird immer die niedrigste wirksame Dosis und über einen möglichst kurzen Zeitraum verwendet.
Therapiedauer
Die Behandlung ist so kurz wie möglich zu halten. In der Regel beträgt die Dauer wenige Tage bis zwei Wochen, die Maximaldauer sind vier Wochen einschliesslich der Ausschleichphase.
Der Patient ist bei Beginn der Behandlung darüber zu informieren, dass sie von begrenzter Dauer sein wird. Des Weiteren ist genau zu erläutern, wie die Dosierung schrittweise reduziert werden wird.
In bestimmten Fällen kann eine Verlängerung über den maximalen Behandlungszeitraum hinaus erforderlich werden; vor einer solchen Entscheidung ist jedoch die Situation des Patienten erneut zu untersuchen.
Gewöhnung
Nach wiederholter Anwendung über mehrere Wochen kann die sedierende Wirkung von Noctamid nachlassen.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Kinder und Jugendliche
Zur Behandlung von Schlaflosigkeit ist Noctamid bei Patienten unter 18 Jahren nicht zu empfehlen ohne sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung, die Dauer der Behandlung sollte auf ein Minimum reduziert werden.
Ältere Personen
Ältere oder geschwächte Patienten: 0,5 mg Noctamid als Einzeldosis.
Besondere Patientengruppen
Aufgrund der assoziierten unerwünschten Arzneimittelwirkungen wie Ataxie, Muskelschwäche, Schwindelgefühle, Schläfrigkeit oder Müdigkeit können Benzodiazepine zu einem höheren Risiko von Stürzen führen. Bei der Behandlung von älteren Patienten ist deshalb besondere Vorsicht angezeigt.
·Bei älteren Patienten ist die Dosis zu verringern.
·Auch bei Patienten mit chronischer respiratorischer Insuffizienz ist die Dosis zu reduzieren, da die Gefahr von Atemdepressionen besteht (siehe auch Abschnitt «Kontraindikationen»).
·Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz wird empfohlen, Benzodiazepine nur unter besonderer Vorsicht anzuwenden, da sie Symptome einer Enzephalopathie verstärken können. Da bei Patienten mit Leberinsuffizienz erhöhte systemische Belastungen beobachtet wurden, ist eine Dosisreduktion in Betracht zu ziehen.
·Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz ist Noctamid mit besonderer Vorsicht anzuwenden.
·Bei Patienten mit spinalen und zerebellären Ataxien darf Noctamid nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden.
·Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Noctamid nicht einnehmen.
Anästhesiologie
Je nach Alter, Gewicht und Allgemeinzustand des Patienten werden in der Regel 2 mg Noctamid als Einzeldosis an den Tagen vor dem Eingriff sowie am Vorabend der Operation empfohlen. Am Tag des Eingriffs – bis zu einer Stunde vorher – erhalten Erwachsene bis zu 2 mg und Kinder und Jugendliche bis zu 1 mg, je nach sonstiger Begleitmedikation.
Bei Kindern unter 2 Jahren liegen keine Erfahrungen vor.
Kontraindikationen·Myasthenia gravis,
·schwere respiratorische Insuffizienz (z.B. schwere chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung),
·Schlafapnoe-Syndrom,
·akute Intoxikation mit Alkohol, Hypnotika, Analgetika oder Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium),
·Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine oder einen der sonstigen Bestandteile von Noctamid/Noctamid forte.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenAbhängigkeit
Die Einnahme von Noctamid/Noctamid forte und anderen Benzodiazepinen kann zur körperlichen und psychischen Abhängigkeit von diesen Wirkstoffen führen. Es wurde über Missbrauchsfälle mit Benzodiazepinen berichtet. Dieses Risiko der Abhängigkeit steigt mit der Dosis und der Dauer der Behandlung und ist erhöht bei Patienten mit Alkohol-, Drogen- oder Arzneimittelmissbrauch in der Anamnese. Bei diesen Patienten ist Noctamid daher nur mit äusserster Vorsicht anzuwenden. Wenn eine körperliche Abhängigkeit entstanden ist, wird ein plötzlicher Therapieabbruch Entzugserscheinungen hervorrufen. Mögliche Reaktionen sind extreme Angstzustände, Anspannung, Unruhe, Verwirrtheit, Reizbarkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. In schweren Fällen können folgende Symptome auftreten: Derealisation, Depersonalisation, Halluzinationen, Parästhesien in den Gliedmassen, Überempfindlichkeit gegen Licht, Lärm und Berührung, Hyperakusis, epileptische Anfälle.
Es gibt Hinweise darauf, dass bei Benzodiazepinen mit kurzer Wirkdauer schon innerhalb des Dosierungsintervalls Entzugserscheinungen auftreten können, insbesondere bei hohen Dosen. Bei Noctamid ist dies unwahrscheinlich, da seine Eliminationshalbwertszeit rund zehn Stunden beträgt (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).
Jedoch können bei Umstellung auf Noctamid nach langer und/oder hochdosierter Einnahme eines Benzodiazepins mit deutlich längerer Wirkdauer Entzugserscheinungen auftreten.
Nach Absetzen des Arzneimittels kann eine Rebound-Schlaflosigkeit auftreten, ein vorübergehendes Syndrom, bei dem dieselben Symptome, die Anlass zu der Benzodiazepin-Behandlung gaben, in verstärkter Form wieder auftreten.
Da das Risiko von Entzugserscheinungen und Rebound-Effekten nach einem plötzlichen Therapieabbruch höher ist, ist die Dosierung zum Therapieende schrittweise zu verringern. Der Patient ist über die Möglichkeit von Rebound-Effekten aufzuklären, damit er sich möglichst wenig beunruhigt, falls es beim Absetzen von Noctamid zu derartigen Erscheinungen kommt.
Amnesie
Noctamid/Noctamid forte kann eine anterograde Amnesie hervorrufen. Diese tritt in der Regel in den ersten Stunden nach Einnahme des Arzneimittels auf. Um das Risiko einer anterograden Amnesie zu verringern, ist darauf zu achten, dass der Patient Gelegenheit hat, nach der Einnahme 7-8 Stunden durchzuschlafen.
Psychiatrische und «paradoxe» Reaktionen
Reaktionen wie Unruhe, Erregtheit, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen, Wutanfälle, Alpträume, Halluzinationen, Psychosen, unangepasstes, anormales Verhalten und andere unerwünschte Verhaltensstörungen sind bei der Anwendung von Benzodiazepinen bekannt. Bei ihrem Auftreten ist die Behandlung abzusetzen.
Die Wahrscheinlichkeit derartiger Reaktionen ist bei Kindern und älteren Menschen sowie bei Patienten mit organischem Hirnsyndrom erhöht.
Noctamid wird nicht zur primären Behandlung psychotischer Erkrankungen empfohlen. Schlafstörungen in Verbindung mit Depressionen sind nicht allein mit Noctamid zu behandeln.
Vorhandene Depressionen können während der Benzodiazepin-Behandlung, einschliesslich Noctamid demaskiert werden. Bei diesen Patienten kann die Suizidgefahr steigen. Noctamid sollte bei Patienten mit Depressionen mit Vorsicht angewendet werden.
Gleichzeitige Anwendung mit Opioiden und/oder zentral dämpfenden Arzneimitteln
Die gleichzeitige Anwendung von Noctamid mit Opioiden und/oder zentral dämpfenden Arzneimitteln kann zu Sedierung, Atemdepression, Koma und zum Tod führen. Wegen dieser Risiken sollte eine derartige Kombinationstherapie Patienten vorbehalten bleiben, für die keine Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen. Wenn entschieden wird, Noctamid in Kombination mit Opioiden und/oder zentral dämpfenden Arzneimitteln zu verordnen, muss die niedrigste wirksame Dosis verwendet und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich gehalten werden. Die Patienten sind engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Atemdepression oder Sedierung zu überwachen. Es wird empfohlen, die Patienten und ihre Bezugspersonen darauf hinzuweisen, dass sie auf derartige Symptome achten sollen (siehe Abschnitt «Zentral dämpfende Arzneimittel»).
Lactosehinweis
Jede Tablette von Noctamid enthält 73.94 mg resp. von Noctamid forte 72.94 mg Lactose Monohydrat. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.
InteraktionenZentral dämpfende Arzneimittel
In Kombination mit Antipsychotika (Neuroleptika), Hypnotika, Anxiolytika/Sedativa, Antidepressiva, Narkoanalgetika (wie z.B. Opioide), Antiepileptika, Anästhetika oder sedierenden Antihistaminika kann deren zentral dämpfende Wirkung verstärkt werden. Die Dosierung und die Dauer der gleichzeitigen Anwendung sollte begrenzt werden (siehe Abschnitt «Gleichzeitige Anwendung mit Opioiden und/oder zentral dämpfenden Arzneimitteln»).
Opioide/Narkoanalgetika
Bei Narkoanalgetika kann es auch zu einer Verstärkung der Euphorie kommen, was zu einem erhöhten Risiko psychischer Abhängigkeit führt.
Alkohol
Einnahme in Verbindung mit Alkohol. Die sedierende Wirkung kann verstärkt werden, wenn das Arzneimittel in Kombination mit Alkohol eingenommen wird.
Andere Interaktionen
Die nachfolgenden Arzneimittelinteraktionen wurden mit Lormetazepam beobachtet:
·Herzglykoside: Die gleichzeitige Anwendung kann die Plasmaspiegel von Herzglykosiden erhöhen.
·Beta-Rezeptorenblocker: Die gleichzeitige Anwendung kann die klinische Wirkung von Lormetazepam erhöhen.
Die nachfolgenden Arzneimittelinteraktionen wurden beschrieben für Benzodiazepine, die ähnlich metabolisiert werden wie Lormetazepam:
·Methylxanthine: Die gleichzeitige Anwendung kann die sedierende Wirkung vermindern
·Estrogen haltige Arzneimittel: Die gleichzeitige Anwendung kann die Plasmaspiegel von Benzodiazepinen reduzieren.
·Rifampicin: Die gleichzeitige Anwendung kann die sedierende Wirkung vermindern
Schwangerschaft, StillzeitAls Vorsichtsmassnahme ist während der Schwangerschaft, Entbindung und Stillzeit auf die Einnahme von Noctamid zu verzichten.
Frauen im gebärfähigen Alter, denen Noctamid verschrieben wird, sind aufzufordern, mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über die Beendigung der Noctamidbehandlung zu sprechen, sobald sie eine Schwangerschaft planen oder der Verdacht auf eine Schwangerschaft besteht.
Sofern Noctamid aus zwingenden medizinischen Gründen in der letzten Phase der Schwangerschaft oder während der Wehen oder Entbindung gegeben wird, sind aufgrund der pharmakologischen Aktivität des Wirkstoffs Auswirkungen auf das Neugeborene wie Hypothermie, Hypotonie, moderate Atemdepression und Trinkschwäche (floppy infant syndrome) zu erwarten.
Darüber hinaus können Neugeborenen von Müttern, die in der späten Stadien der Schwangerschaft chronisch Noctamid oder andere Benzodiazepine eingenommen haben, eine körperliche Abhängigkeit entwickelt haben und einem gewissen Risiko für Entzugserscheinungen in der postnatalen Periode unterliegen.
Beim Menschen scheint das Missbildungsrisiko nach Einnahme therapeutischer Dosen von Benzodiazepinen in der Frühschwangerschaft gering zu sein, obwohl einige epidemiologische Studien Anhaltspunkte für ein erhöhtes Risiko für Gaumenspalten ergaben.
Fälle von Fehlbildungen und geistiger Retardierung pränatal exponierter Kinder sind nach Überdosierungen und Vergiftungen mit Benzodiazepinen bekannt geworden.
Da der Wirkstoff in geringen Mengen in die Muttermilch übertreten kann, ist stillenden Müttern kein Noctamid zu verabreichen.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenNoctamid bzw. Noctamid forte hat einen ausgeprägten Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, da es Sedierung, Amnesie, Konzentrationsstörungen und Muskelfunktionsstörungen bewirkt.
Bei Schlafmangel und je nach individuellem Ansprechen und Dosierung kann die Reaktionsfähigkeit zusätzlich beeinträchtigt werden. Dies gilt in erhöhtem Masse in Verbindung mit Alkohol.
Unerwünschte WirkungenZusammenfassung des Sicherheitsprofils
Zu Beginn der Behandlung können Schläfrigkeit (Somnolenz) während des Tages, Gemütsstörung, Bewusstseinsdämpfung, Verwirrtheit, Müdigkeit, Kopfschmerz, Schwindel, Muskelschwäche, Ataxie oder Doppeltsehen auftreten. Diese Reaktionen verschwinden in der Regel bei wiederholter Anwendung.
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen bei Patienten unter Noctamid-Behandlung sind Kopfschmerz, Sedierung und Angstzustände.
Die am schwersten wiegenden unerwünschten Wirkungen bei Patienten unter Noctamid-Behandlung sind Angioödem, erfolgter Suizid oder Suizidversuch im Zusammenhang mit der Aufdeckung einer bereits bestehenden Depression.
In der nachstehenden Tabelle sind die bei Gabe von Noctamid aufgetretenen unerwünschten Wirkungen aufgeführt. Sie sind nach Systemorganklasse (MedDRA Version 23.0) klassifiziert. Es wird die am besten passende MedDRA-Terminologie verwendet, um eine bestimmte Reaktion und deren Synonyme und verwandte Zustände zu beschreiben.
Unerwünschte Wirkungen aus klinischen Studien (bei 852 Patienten; verabreichte Dosis: 0,5 mg bis 3 mg Lormetazepam) sind nach ihrer Häufigkeit klassifiziert. Die Häufigkeiten sind folgenderweise definiert:
sehr häufig (≥1/10),
häufig (≥1/100 bis < 1/10).
Die unerwünschten Wirkungen, die nur während der Anwendungsbeobachtung festgestellt wurden und deren Häufigkeit nicht geschätzt werden konnte, sind unter «Einzelfälle» aufgeführt.
Die unerwünschten Wirkungen sind innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe nach abnehmendem Schweregrad aufgeführt.
Systemorganklasse (MedDRA)
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Sehr häufig ≥1/10
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Häufig ≥1/100 bis <1/10
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Einzelfälle
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Erkrankungen des Immunsystems
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Angioödem *
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Psychiatrische Erkrankungen
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Angstzustände verminderte Libido
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Erfolgter Suizid (Aufdeckung einer bereits bestehenden Depression)* Suizidversuch (Aufdeckung einer bereits bestehenden Depression)* Akute Psychose§ Halluzination§ Abhängigkeit§ Depression (Aufdeckung einer bereits bestehenden Depression)§ Wahnvorstellungen§ Entzugssyndrom (Rebound-Insomnie)§ Erregtheit§ Aggression§ Reizbarkeit§ Unruhe§ Wut § Alpträume§ Verhaltensstörung§ Gemütsstörung
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Erkrankungen des Nervensystems
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Kopfschmerzen
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Schwindel/Benommenheit Sedierung Schläfrigkeit Aufmerksamkeitsstörung Amnesie Beeinträchtigtes Sehvermögen Sprachstörung Dysgeusie Bradiphrenie
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Verwirrtheitszustand Bewusstseinsdämpfung Ataxie Muskelschwäche
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Herzerkrankungen
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Tachykardie
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
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Erbrechen Übelkeit Oberbauchschmerzen Konstipation Mundtrockenheit
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
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Pruritus
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Urtikaria Ausschlag
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Erkrankungen der Nieren und Harnwege
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Miktionsstörungen
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Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
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Asthenie Hyperhidrose
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Müdigkeit
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Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
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Sturz
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* Es wurde über lebensbedrohliche und/oder tödlich verlaufene Fälle berichtet
§ Siehe Abschnitt „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“
Weitere Informationen zu den folgenden Punkten finden Sie im Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Abhängigkeit
Die Einnahme von Noctamid und anderen Benzodiazepinen kann zur körperlichen und psychischen Abhängigkeit von diesen Wirkstoffen führen. Das Risiko der Abhängigkeit steigt mit der Dosis und der Dauer der Behandlung und ist erhöht bei Patienten mit Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch in der Anamnese. Bei diesen Patienten ist Noctamid daher nur mit äusserster Vorsicht anzuwenden.
Wenn eine körperliche Abhängigkeit entstanden ist, wird ein plötzlicher Therapieabbruch Entzugserscheinungen hervorrufen. Mögliche Reaktionen sind extreme Angstzustände, Anspannung, Unruhe, Verwirrtheit, Reizbarkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. In schweren Fällen können folgende Symptome auftreten: Derealisation, Depersonalisation, Halluzinationen, Parästhesien in den Gliedmassen, Überempfindlichkeit gegen Licht, Lärm und Berührung, Hyperakusis, epileptische Anfälle.
Es gibt Hinweise darauf, dass bei Benzodiazepinen mit kurzer Wirkdauer schon innerhalb des Dosierungsintervalls Entzugserscheinungen auftreten können, insbesondere bei hohen Dosen. Bei Noctamid ist dies unwahrscheinlich, da seine Eliminationshalbwertszeit rund zehn Stunden beträgt (siehe im Abschnitt «Pharmakokinetik»).
Psychiatrische Erkrankungen
Rebound-Schlaflosigkeit
Bei diesem vorübergehenden Syndrom, das nach Absetzen des Arzneimittels auftreten kann, treten dieselben Symptome, die Anlass zu einer Benzodiazepin-Behandlung gaben, in verstärkter Form wieder auf.
Da das Risiko von Entzugserscheinungen und Rebound-Effekten nach einem plötzlichen Therapieabbruch höher ist, ist die Dosierung zum Therapieende schrittweise zu verringern, und der Patient ist über die Möglichkeit von Rebound-Effekten aufzuklären, damit er sich möglichst wenig beunruhigt, falls es beim Absetzen von Noctamid zu derartigen Erscheinungen kommt.
Psychiatrische und «paradoxe» Reaktionen
Reaktionen wie Unruhe, Erregtheit, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen, Wutanfälle, Alpträume, Halluzinationen, Psychosen, unangepasstes Verhalten und andere unerwünschte Verhaltenseffekte sind bei der Anwendung von Noctamid bekannt. Bei ihrem Auftreten ist die Behandlung nicht fortzusetzen.
Die Wahrscheinlichkeit derartiger Reaktionen ist bei Kindern und älteren Menschen sowie bei Patienten mit organischem Hirnsyndrom erhöht.
Noctamid wird nicht zur primären Behandlung psychotischer Erkrankungen empfohlen. Schlafstörungen in Verbindung mit Depressionen sind nicht allein mit Noctamid zu behandeln. Vorhandene Depressionen können während der Benzodiazepin-Behandlung demaskiert werden, einschliesslich Noctamid. Bei diesen Patienten kann die Suizidgefahr steigen. Noctamid sollte bei diesen Patienten mit Depression mit Vorsicht angewendet werden.
Erkrankungen des Nervensystems
Amnesie: Noctamid kann anterograde Amnesie hervorrufen. Diese tritt in der Regel in den ersten Stunden nach Einnahme des Medikaments auf. Um das Risiko einer anterograden Amnesie zu verringern, ist deshalb darauf zu achten, dass der Patient Gelegenheit hat, nach der Einnahme 7–8 Stunden durchzuschlafen.
Gelegentlich sind Hautreaktion wie Urtikaria, Pruritus und Exanthem beobachtet worden.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungWie bei anderen Benzodiazepinen auch ist eine Überdosis Noctamid in der Regel nicht lebensbedrohlich, es sei denn, sie war kombiniert mit weiteren zentral dämpfenden Wirkstoffen (einschliesslich Alkohol). Wie in allen Fällen von Überdosierung eines Arzneimittels ist zu berücksichtigen, dass möglicherweise mehrere verschiedene Substanzen eingenommen wurden und dass Atemdepressionen sowie in seltenen Fällen ein Koma und äusserst selten auch der Tod eintreten kann. Besondere Aufmerksamkeit muss in der Intensivversorgung der respiratorischen und kardiovaskulären Funktion gewidmet werden.
Anzeichen und Symptome
Symptome einer leichten Intoxikation sind Benommenheit, Müdigkeit, ataktische Symptome und Sehstörungen.
Die Einnahme höherer Dosen kann zu Tiefschlaf bis hin zur Bewusstlosigkeit, Atemdepressionen und Hypotonie führen.
Behandlung
Patienten mit leichteren Intoxikationssymptomen sind unter Überwachung zu halten, während sie schlafen, bis die Wirkung nachlässt. Nach Einnahme grösserer Mengen des Arzneimittels ist binnen einer Stunde das Erbrechen herbeizuführen, wenn der Patient bei Bewusstsein ist, bzw. eine Magenspülung vorzunehmen, wenn der Patient bewusstlos ist. Wenn die Entleerung des Mageninhalts keinen Vorteil verspricht, ist Aktivkohle zu verabreichen, um die Resorption zu vermindern.
Weiterhin kann der Einsatz von Flumazenil als Antidot sinnvoll sein.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N05CD06
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Der pharmakologische Wirkungsbereich von Noctamid gleicht demjenigen der am stärksten wirksamen Benzodiazepine. Neben seinen sedativ/hypnotischen Wirkungen besitzt Noctamid auch anxiolytische, muskelrelaxierende und antikonvulsive Eigenschaften. Noctamid ist ein mittellang wirksames Schlafmittel. Es verkürzt die Einschlafzeit, verringert die nächtlichen Schlafunterbrechungen und verlängert die Gesamtschlafdauer. Im Allgemeinen beträgt die Einschlafzeit 15-30 Minuten, die Schlafdauer 6-8 Stunden.
Noctamid hat eine hohe Affinität zu spezifischen Bindungsstellen im zentralen Nervensystem. Diese Benzodiazepinrezeptoren stehen in enger funktioneller Verbindung mit den Rezeptoren des inhibitorischen Neurotransmitters g-Aminobuttersäure (GABA). Als Benzodiazepinrezeptor-Agonist verstärkt Noctamid die GABA-erge Hemmung der Aktivität nachgeschalteter Neurone.
Noctamid hat eine leichte anterograd amnestische Wirkung.
Klinische Wirksamkeit
Siehe auch unter «Wirkungsmechanismus».
PharmakokinetikAbsorption
Der Wirkstoff Lormetazepam wird aus den Tabletten mit einer Halbwertszeit (HWZ) von unter einer Stunde vollständig resorbiert.
Während der ersten Leberpassage werden 20% der Dosis glucuronidiert, so dass etwa 80% der Dosis bioverfügbar werden.
Für eine 1 mg Tablette beträgt Cmax: 6-7 ng/ml. Durchschnittlich wurden maximale Plasmaspiegel nach 1,5 Stunden erreicht.
Distribution
Lormetazepam wird zu über 85% an die Plasmaproteine gebunden. Das Verteilungsvolumen beträgt 4,6 l/kg Körpergewicht.
Lormetazepam geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Das Verhältnis CMilch: CPlasma beträgt 0,06 für Lormetazepam und 0,04 für das Glucuronid.
Untersuchungen der Plazentargängigkeit beim Kaninchen ergaben, dass die Konzentration im Fötus etwa der Konzentration im mütterlichen Plasma entspricht.
Metabolismus
Lormetazepam wird in der Leber durch Bindung an Glucuronsäure inaktiviert. Lormetazepam wird fast ausschliesslich renal eliminiert, und zwar überwiegend als Lormetazepamglucuronid mit einer HWZ von 14 Stunden. Ca. 6% der Dosis entfallen auf das Glucuronid des N-demethylierten Wirkstoffes. Andere Metaboliten (inkl. aktive) finden sich nicht.
Elimination
Lormetazepam wird mit mehr als 90% der Dosis über die Niere und mit weniger als 10% der Dosis über die Galle ausgeschieden.
Die Konzentration im Plasma sinkt in zwei Phasen mit Halbwertszeiten von rund 2 Stunden (Verteilung) bzw. 10 Stunden (Ausscheidung) ab. Damit ist die Verweildauer dieses Benzodiazepinderivates relativ kurz. Die tägliche Einnahme von Noctamid führt nicht zu einer Kumulation des Wirkstoffes.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Bei Patienten in höherem Alter besteht die Tendenz zu etwas längeren terminalen Halbwertszeiten und einem etwas höheren steady-state Plasmaspiegel. Die Unterschiede sind nicht statistisch signifikant. Beim Glucuronid liegen signifikant längere Halbwertszeiten vor.
Bei einem niereninsuffizienten Patienten zeigte sich kein Einfluss auf die Halbwertszeit, die Plasmaspiegel lagen jedoch aufgrund einer niedrigeren Proteinbindung niedriger. Im Gegensatz zum Wirkstoff ist das Glucuronid dialysierbar.
Bei Patienten mit Leberzirrhose führt die reduzierte Plasma-Clearance zu einer durchschnittlich 2-fach erhöhten Cmax und AUC nach Verabreichung einer Einzeldosis von Lormetazepam.
Präklinische DatenIn nicht-klinischen Studien wurden Effekte nur nach Expositionen beobachtet, die ausreichend über der maximalen humantherapeutischen Exposition lagen. Die Relevanz für den Menschen wird als gering bewertet.
In Studien zur Kanzerogenität wurde kein Hinweis auf eine kanzerogene Wirkung des Arzneimittels beobachtet.
Studien zu genotoxischen in vitro und in vivo Effekten zeigten kein mutagenes Potential für somatische Zellen oder Keimzellen beim Menschen.
Tierexperimente zum Einfluss auf die Fertilität, die embryonale Entwicklung, Entbindung und auf das Stillen sowie auf die Entwicklung und das Reproduktionsvermögen der Nachkommen lieferten keine Anhaltspunkte dafür, dass unerwünschte Wirkungen, insbesondere teratogene Effekte, beim Menschen zu erwarten sind.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25°C) und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer43153 (Swissmedic).
PackungenTabletten zu 1 mg: 10 und 30 Tabletten (B)
Tabletten zu 2 mg: 10 und 30 Tabletten (B)
ZulassungsinhaberinBayer (Schweiz) AG, 8045 Zürich.
Stand der InformationOktober 2020.
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