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Fachinformation zu Haemate® P:CSL Behring AG
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Zusammensetzung

Wirkstoff: Blutgerinnungsfaktor VIII und von-Willebrand-Faktor aus Humanplasma.
Hilfsstoffe: Albumin aus Humanplasma, Plasmaproteine vom Menschen, Glycin, Natriumchlorid, Natriumcitrat
Natrium:
Haemate P 250 IE / 600 IE – 0,57 mmol pro Flasche (ca. 2,6 mg/ml).
Haemate P 500 IE / 1200 IE – 1,13 mmol pro Flasche (ca. 2,6 mg/ml).
Haemate P 1000 IE / 2400 IE – 2,25 mmol pro Flasche (ca. 3,5 mg/ml).
Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Von Willebrand Syndrom
Prophylaxe und Therapie von Blutungen oder Blutungen während Operationen, für den Fall, dass die Behandlung mit Desmopressin (DDAVP) alleine nicht wirksam oder kontraindiziert ist.
Hämophilie A (kongenitaler FVIII-Mangel):
Prophylaxe und Therapie von Blutungen bei Patienten mit Hämophilie A. Behandlung des erworbenen Faktor-VIII-Mangels.

Dosierung/Anwendung

Die Therapie des von-Willebrand-Syndroms und der Hämophilie A soll unter der Aufsicht eines in der Hämophilie-Behandlung erfahrenen Arztes erfolgen.
Um die Rückverfolgbarkeit von biologisch hergestellten Arzneimitteln sicherzustellen, wird empfohlen Handelsname und Chargennummer bei jeder Behandlung zu dokumentieren.
Von Willebrand Syndrom
Es ist wichtig, die Dosis in IE auf Basis des Mengenverhältnisses des vWF:RCo zu berechnen.
Im Allgemeinen hebt 1 IE/kg vWF:RCo den Plasmaspiegel des vWF:RCo um 0,02 IE/ml (2 %) an. Es sollten vWF:RCo Spiegel von > 0,6 IE/ml (60 %) und FVIII:C Spiegel von > 0,4 IE/ml (40 %) angestrebt werden. Im Allgemeinen werden 40 – 80 IE/kg vWF:RCo und 20-40 IE FVIII:C/kg Körpergewicht empfohlen, um eine Blutstillung zu erhalten.
Eine Anfangsdosis von 80 IE/kg von-Willebrand-Faktor kann erforderlich sein, besonders bei Patienten mit Typ 3 von-Willebrand-Syndrom, bei denen zur Erhaltung adäquater Plasmaspiegel höhere Dosen als bei anderen Typen des von-Willebrand-Syndrom erforderlich sein können.
Vorbeugung von Blutungen im Fall von Operationen oder schweren Verletzungen: Zur Vorbeugung von übermässigen Blutungen während und nach Operationen sollte das Präparat 1 bis 2 Stunden vor der Operation verabreicht werden.
Eine angemessene Dosierung sollte alle 12 – 24 Stunden wiederholt werden. Dosierung und Dauer der Therapie richten sich nach dem klinischen Zustand des Patienten, nach Art und Ausmass der Blutung und den vWF:RCo und FVIII:C Spiegeln.
Bei der Anwendung eines vWF Produktes sollte sich der behandelnde Arzt bewusst sein, dass eine kontinuierliche Behandlung einen übermässigen Anstieg von FVIII:C verursachen kann. Zur Vermeidung eines unkontrollierten Anstiegs von FVIII:C nach einer 24 – 48 stündigen Behandlung sollte eine Reduzierung der Dosierung und/oder eine Verlängerung des Dosierungsintervalls in Betracht gezogen werden.
Kinder und Jugendliche
Die Dosierung bei Kindern und Jugendlichen richtet sich nach dem Körpergewicht und deshalb generell nach den gleichen Richtlinien wie für Erwachsene. Die Häufigkeit der Anwendung soll sich stets an der klinischen Wirksamkeit im Einzelfall orientieren.
Bei Faktor VIII-Mangel (Hämophilie A)
Dosierung und Dauer der Substitutionstherapie richten sich nach dem Schweregrad des Faktor VIII-Mangels sowie nach Ausmass und Ort der Blutung und nach dem klinischen Zustand des Patienten.
Es ist wichtig, die Dosis in IE auf Basis des Mengenverhältnisses des FVIII:C zu berechnen.
Die Menge des zu verabreichenden Faktor VIII:C wird in Internationalen Einheiten (IE) angegeben, die dem derzeitigen WHO-Standard für Faktor VIII-Produkte entsprechen. Die Faktor VIII-Aktivität im Plasma wird entweder als Prozentsatz (bezogen auf das normale Humanplasma) oder in IE (bezogen auf den Internationalen Standard für Faktor VIII im Plasma) angegeben.
Eine IE Faktor VIII-Aktivität entspricht dem Faktor VIII-Gehalt von 1 ml normalem Humanplasma.
Bedarfsbehandlung
Die Berechnung der benötigten Dosierung von Faktor VIII basiert auf dem empirischen Ergebnis, dass 1 IE Faktor VIII pro kg Körpergewicht die Faktor VIII-Aktivität im Plasma um ca. 2 % (2 IE/dl) der normalen Aktivität anhebt. Die benötigte Dosis wird nach folgender Formel berechnet:
Erforderliche Einheiten = Körpergewicht (kg) x gewünschter Faktor VIII-Anstieg (% oder IE/dl) x 0,5.
Die Dosierung und Häufigkeit der Anwendung sollten sich stets an der klinischen Wirksamkeit im Einzelfall orientieren. Bei den folgenden Blutungsereignissen soll die Faktor VIII-Aktivität (in % der Norm) während des entsprechenden Zeitraums nicht unter den angegebenen Wert abfallen. Die folgende Tabelle dient als Empfehlung für die Dosierung bei Blutungsereignissen und chirurgischen Eingriffen:

Schweregrad der Blutung / Art des chirurgischen Eingriffes

Benötigter Faktor VIII-Spiegel (% oder IE/dl)

Häufigkeit der Dosierung (Stunden) / Dauer der Behandlung (Tage)

Blutung

Beginnende Hämarthrosen, Muskelblutungen oder Blutungen in der Mundhöhle

20 - 40

Wiederholung der Injektion alle 12 bis 24 Stunden. Mind. 1 Tag, bis die Blutung (angezeigt durch Schmerz) gestillt oder bis die Wundheilung abgeschlossen ist.

Ausgedehntere Hämarthrosen, Muskelblutungen oder Hämatome

30 - 60

Wiederholung der Injektion alle 12 bis 24 Stunden für 3 – 4 Tage, oder länger, bis zur Beseitigung des Schmerzzustandes und der akuten Bewegungseinschränkung

Lebensbedrohliche Blutungen

60 - 100

Wiederholung der Injektion alle 8 – 24 Stunden bis zur Aufhebung des lebensbedrohlichen Zustandes.

Chirurgische Eingriffe

Kleinere Eingriffe einschliesslich Zahnextraktion

30 - 60

Alle 24 Stunden, mind. 1 Tag, bis Abschluss der Wundheilung

Grössere Eingriffe

80 - 100
(prä- und postoperativ)

Wiederholung der Injektion alle 8 – 24 Stunden bis zum adäquaten Abschluss der Behandlung für mind. weitere 7 Tage zur Erhaltung einer Faktor VIII-Aktivität von 30 – 60 % (IE/dl)

Prophylaxe
Bei der Langzeitprophylaxe von Blutungen bei Patienten mit schwerer Hämophilie A betragen die üblichen Dosen 20 bis 40 IE Faktor VIII:C/kg Körpergewicht in Intervallen von 2 bis 3 Tagen. In manchen Fällen, besonders bei jungen Patienten, können kürzere Dosierungsintervalle oder höhere Dosierungen notwendig werden.
Während der Behandlung sollte der Faktor VIII-Spiegel angemessen oft bestimmt werden, um die zu verabreichende Dosis und die Häufigkeit wiederholter Injektionen zu steuern. Vor allem bei grösseren chirurgischen Eingriffen ist eine genaue gerinnungsanalytische Überwachung (Faktor VIII-Aktivität im Plasma) der Substitutionstherapie unerlässlich.
Einzelne Patienten können in ihrem Ansprechen auf Faktor VIII variieren, wobei unterschiedliche Werte der In-vivo-Recovery erreicht und unterschiedliche Halbwertszeiten gemessen werden.
Die Patienten sollen bezüglich einer Entwicklung von Hemmkörpern gegen Faktor VIII überwacht werden.
Bisher unbehandelte Patienten
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Haemate P wurden bei zuvor unbehandelten Patienten (PUPs) bisher nicht untersucht.
Kinder und Jugendliche
Für Hämophilie A liegen keine Daten aus klinischen Studien zur Dosierung von Haemate P bei Kindern vor.
Art und Dauer der Anwendung
Das Auflösen von Haemate P erfolgt wie im Kapitel «Sonstige Hinweise», unter «Hinweise für die Handhabung» beschrieben und muss intravenös verabreicht werden. Das Produkt sollte nach Überführung in die Spritze unverzüglich appliziert werden.
Die Injektionsgeschwindigkeit sollte nicht mehr als 4 ml pro Minute betragen.
Der Patient ist auf jegliche Sofortreaktionen zu beobachten. Wenn eine Reaktion erfolgt, die mit der Anwendung von Haemate P in Zusammenhang gebracht werden könnte, soll – in Abhängigkeit vom klinischen Zustand des Patienten – die Injektionsgeschwindigkeit gesenkt bzw. die Verabreichung abgebrochen werden (siehe auch Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Hypersensitivität
Überempfindlichkeitsreaktionen sind möglich. Patienten sollten während der gesamten Injektionsdauer eng überwacht und auf mögliche Symptome überwacht werden. Beim Auftreten von Symptomen von Überempfindlichkeitsreaktionen soll den Patienten geraten werden, die Anwendung des Produkts sofort zu unterbrechen und ihren Arzt aufzusuchen. Die Patienten sollen über Frühzeichen von Überempfindlichkeitsreaktionen informiert werden, wie z.B. quaddelartiger Hautausschlag, generalisierte Nesselsucht, Engegefühl in der Brust, Stridor, Hypotonie und Anaphylaxie. Bei einem Schock sollen die aktuellen medizinischen Richtlinien zur Schockbehandlung beachtet werden.
Natriumgehalt
Haemate P enthält bis zu 52,5 mg Natrium pro 1000 IE FVIII / 2400 IE vWF, entsprechend 2,63 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g. Dies sollte bei Patienten, die eine salzarme Diät einhalten müssen, berücksichtigt werden.
Von Willebrand Syndrom
Das Auftreten thrombotischer Ereignisse inklusive Lungenembolien ist möglich, insbesondere bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren (z.B. operative Eingriffe ohne Thromboseprophylaxe, mangelnde frühzeitige Mobilisierung, Übergewicht, Überdosierung, Krebs). Risikopatienten müssen auf Frühzeichen einer Thrombose beobachtet werden. Eine Prophylaxe gegen venöse Thromboembolien sollte entsprechend den aktuellen Empfehlungen eingeleitet werden.
Bei der Anwendung eines vWF Produktes sollte sich der behandelnde Arzt bewusst sein, dass eine kontinuierliche Behandlung einen übermässigen Anstieg von FVIII:C verursachen kann. Bei Patienten, die FVIII-haltige vWF-Produkte erhalten, sollten die FVIII:C Plasmaspiegel überwacht werden, um länger anhaltende, übermässig hohe FVIII:C Plasmaspiegel, die das Risiko von thrombotischen Ereignissen erhöhen, zu vermeiden.
Antithrombotische Massnahmen sollten dabei in Betracht gezogen werden.
Patienten mit vWS, besonders Typ 3 Patienten, können neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) gegen den vWF entwickeln. Falls die erwarteten vWF:RCo Aktivitätsspiegel im Plasma nicht erreicht werden, oder falls die Blutung nicht mit einer geeigneten Dosis kontrolliert werden kann, sollte ein geeigneter Test durchgeführt werden, um das Vorliegen von vWF Inhibitoren zu bestimmen. Bei Patienten mit hohen Inhibitorspiegeln ist die Möglichkeit eines Therapieversagens gegeben, und andere therapeutische Massnahmen sollten in Betracht gezogen werden.
Hämophilie A
Inhibitoren:
Die Bildung neutralisierender Antikörper (Hemmkörper) gegen Faktor VIII ist eine bekannte Komplikation bei der Behandlung von Patienten mit Hämophilie A. Diese Hemmkörper sind gewöhnlich IgG Immunglobuline, die sich gegen die Faktor-VIII-Gerinnungsaktivität richten. Sie werden mittels modifiziertem Test in Bethesda-Einheiten (BE) pro ml Plasma quantifiziert. Das Risiko der Bildung von Hemmkörpern korreliert mit der Exposition gegenüber antihämophilem Faktor VIII, wobei das Risiko in den ersten 20 Expositionstagen am höchsten ist. In seltenen Fällen entwickeln sich Hemmkörper noch nach den ersten 100 Expositionstagen.
Fälle von wiederkehrenden Inhibitoren (mit niedrigem Inhibitortiter/Inhibitorspiegel) wurden nach Umstellen von einem FVIII-Produkt zu einem anderen bei Patienten beobachtet, die zuvor während mehr als 100 Tagen behandelt worden waren und eine Inhibitorentwicklung in der Vorgeschichte hatten. Deshalb wird empfohlen, alle Patienten nach jedem Wechsel des Produktes sorgfältig auf das Auftreten von Inhibitoren zu beobachten.
Patienten, die mit humanem Gerinnungsfaktor VIII behandelt wurden, sollen durch geeignete klinische Beobachtung und Labortests sorgfältig bezüglich der Entwicklung von Hemmkörpern untersucht werden. Wenn der erwartete Spiegel der Faktor VIII-Aktivität im Plasma nicht erreicht wird, oder wenn die Blutung nicht mit einer angemessenen Dosis beherrscht wird, soll ein Test zum Nachweis von Faktor VIII-Hemmkörpern durchgeführt werden. Bei Patienten mit hohen Hemmkörperspiegeln kann die Faktor VIII-Behandlung unwirksam sein und es sollten andere Behandlungsmöglichkeiten erwogen werden. Die Behandlung solcher Patienten soll von in der Behandlung von Hämophilie-Patienten erfahrenen Ärzten durchgeführt werden.
Siehe auch Kap. «Unerwünschte Wirkungen».
Virale Sicherheit
Haemate P wird aus humanem Plasma hergestellt. Standardmassnahmen zur Verhinderung von Infektionen durch den Einsatz von aus Blut oder Blutplasma hergestellten Arzneimitteln schliessen die Auswahl der Spender und das Screening der einzelnen Spenden und Plasmapools auf spezifische Infektionsmarker sowie effektive Schritte zur Inaktivierung/Eliminierung von Viren im Herstellverfahren ein. Dennoch kann bei der Verabreichung von Arzneimitteln aus menschlichem Blut oder Blutplasma die Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern nicht vollständig ausgeschlossen werden. Dasselbe gilt auch für bislang unbekannte Viren oder neu aufgetretene Viren und andere Pathogene. Die getroffenen Massnahmen werden als wirksam angesehen für umhüllte Viren, wie z.B. das humane Immundefizienz -Virus (HIV), das Hepatitis B-Virus (HBV) und das Hepatitis C-Virus (HCV) und für nicht umhüllte Viren wie das Hepatitis A-Virus (HAV).
Für andere nicht-umhüllte Viren, wie z.B. Parvovirus B19, können die getroffenen Massnahmen von eingeschränktem Wert sein.
Für Patienten, die regelmässig FVIII/vWF-Präparate aus menschlichem Blut oder Plasma erhalten, wird grundsätzlich eine Impfung gegen Hepatitis A und Hepatitis B empfohlen.

Interaktionen

Studien zu Wechselwirkungen wurden mit Haemate P nicht durchgeführt.

Schwangerschaft, Stillzeit

Mit Haemate P sind keine Reproduktionsstudien an Tieren durchgeführt worden.
Von Willebrand Syndrom
Frauen mit von Willebrand Syndrom werden aufgrund ihrer zusätzlichen Blutungsrisiken wie Menstruation, Schwangerschaft, Wehen, Geburt sowie gynäkologischer Beschwerden häufiger Blutungskomplikationen entwickeln als Männer. Aufgrund der allgemeinen Erfahrungen kann die vWF Substitution zur Vorbeugung oder Therapie von akuten Blutungen empfohlen werden. Klinische Studien zur Substitutionstherapie mit vWF in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen jedoch nicht vor.
Hämophilie A
Aufgrund des seltenen Vorkommens der Hämophilie A bei Frauen liegen keine Erfahrungen über die Anwendung von Faktor VIII während der Schwangerschaft und Stillzeit vor.
Daher sollen vWF und Faktor VIII in der Schwangerschaft und Stillzeit nur bei klarer Indikationsstellung angewendet werden.
Bei der Behandlung ist zu berücksichtigen, dass postoperativ und postpartal Blutungen nach 10 – 12 Tagen nach dem Eingriff resp. Geburt auftreten können.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Haemate P hat keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.

Unerwünschte Wirkungen

Die folgenden Informationen zur Unerträglichkeitsreaktionen basieren auf der Erfahrung von Spontanmeldungen.
Während der Behandlung mit Haemate bei Erwachsenen und Heranwachsenden können die folgenden Nebenwirkungen auftreten: Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen, thromboembolische Ereignisse und Fieber. Des Weiteren können Patienten Inhibitoren gegen FVIII und vWF entwickeln.
Auflistung der Nebenwirkungen
Die unten aufgeführte Liste entspricht der MedDRA Systemorganklassifikation.
Die Häufigkeiten wurden entsprechend der nachfolgenden Konventionen berechnet:
Sehr häufig: ≥1/10;
häufig: ≥1/100 und < 1/10;
gelegentlich: ≥1/1000 und < 1/100;
selten: ≥1/10'000 und < 1/1000;
sehr selten: < 1/10'000.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:
Einzelfälle: Hypervolämie, Hämolyse
Sehr selten: vWF Inhibitoren, FVIII Inhibitoren
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:
Sehr selten: Fieber
Erkrankungen des Immunsystems:
Sehr selten: Überempfindlichkeitsreaktionen (allergische Reaktionen)
Gefässerkrankungen:
Sehr selten: Thrombosen, Thromboembolien
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Wenn sehr hohe oder häufig wiederholte Dosen benötigt werden, wenn Inhibitoren vorliegen oder wenn es sich um prä- oder postoperative Behandlung handelt, sollten die Patienten sorgfältig auf Hinweise einer Hypervolämie beobachtet werden. Zusätzlich sollten solche Patienten mit Blutgruppen A, B und AB auf Anzeichen von intravaskulärer Hämolyse und/oder abnehmende Hämatokritwerte beobachtet werden.
Erkrankungen des Immunsystems
Überempfindlichkeitsreaktionen oder allergische Reaktionen (die auch Angioödem, Brennen und Stechen an der Injektionsstelle, Schüttelfrost, Hautrötung mit Hitzegefühl, generalisierte Urtikaria, Kopfschmerzen, Nesselausschlag, Hypotonie, Lethargie, Übelkeit, Unruhe, Tachykardie, Engegefühl in der Brust, Zittern, Erbrechen und Stridor mit einschliessen können) wurden gelegentlich beobachtet und können sich in manchen Fällen zu schwerer Anaphylaxie (einschliesslich Schock) entwickeln.
Von Willebrand Syndrom (vWS)
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Patienten mit vWS, besonders Typ 3 Patienten, können sehr selten neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) gegen den vWF entwickeln. Wenn solche Hemmkörper auftreten, manifestiert sich der Zustand als unzureichende klinische Antwort. Da es sich um präzipitierende Antikörper handelt, können sie zeitgleich mit anaphylaktischen Reaktionen auftreten. Deshalb sollten Patienten mit anaphylaktischen Reaktionen auf die Anwesenheit von Inhibitoren getestet werden. In solchen Fällen wird empfohlen, ein spezialisiertes Hämophilie-Zentrum aufzusuchen.
Gefässerkrankungen
Sehr selten können Thrombosen und/oder Thromboembolien (inklusive Lungenembolien) auftreten. Dies ist besonders bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren (z.B. operative Eingriffe ohne Thrombose-prophylaxe, mangelnde frühzeitige Mobilisierung, Übergewicht) zu beachten.
Bei Patienten, die vWF Produkte erhalten, können länger anhaltende, übermässig hohe FVIII:C Plasmaspiegel das Risiko von thrombotischen Ereignissen erhöhen (siehe auch Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».).
Hämophilie A
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Patienten mit Hämophilie A können sehr selten neutralisierende Antikörper (Hemmkörper) gegen Faktor VIII entwickeln. Wenn solche Hemmkörper auftreten, manifestiert sich der Zustand als unzureichende klinische Antwort. In solchen Fällen wird empfohlen, ein spezialisiertes Hämophilie-Zentrum aufzusuchen.
Informationen zur Virussicherheit siehe auch Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
Kinder und Jugendliche
Es wird erwartet, dass die Häufigkeit, Art und Schwere der Nebenwirkungen bei Kindern denen bei Erwachsenen entspricht.

Überdosierung

Symptome einer Überdosierung mit vWF und FVIII sind bisher nicht berichtet worden. Dennoch kann das Risiko einer Thrombose bei einer äusserst hohen Dosis nicht ausgeschlossen werden, besonders bei FVIII-haltigen vWF-Produkten mit einem hohen FVIII Gehalt.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code: B02BD06
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antihämorrhagika, Blutgerinnungsfaktoren, von-Willebrand-Faktor und Blutgerinnungsfaktor VIII in Kombination.
Haemate P wird aus gepooltem, humanem Plasma gesunder Spender gewonnen. Informationen über die Testung der Spenden und Plasmapools sind unter Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» beschrieben.
Der Herstellungsprozess von Haemate P beinhaltet verschiedene Schritte, die zur Eliminierung/Inaktivierung von Viren beitragen. Dazu gehören Fällungsschritte, Adsorptionsschritte und Hitzebehandlung des Präparates in wässriger Lösung bei 60 °C über 10 Stunden.
Haemate P ist ein spezifisches blutstillendes Mittel zur intravenösen Anwendung bei angeborenem und erworbenem Blutgerinnungsfaktor-VIII-Mangel. Zur Anwendung bei erworbenem Blutgerinnungsfaktor-VIII-Mangel liegen nur beschränkte Erfahrungen vor. Die Wirkung kann ausbleiben, wenn im Blut des Patienten Hemmkörper gegen Faktor VIII enthalten sind (siehe unter Kap. «Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten»).
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Von Willebrand Faktor
Haemate P verhält sich genauso wie der körpereigene vWF.
Zusätzlich zu seiner Funktion als Faktor VIII stabilisierendes Protein vermittelt von-Willebrand-Faktor die Anlagerung der Thrombozyten an die verletzten Gefässendothelien und spielt die Hauptrolle bei der Thrombozytenaggregation.
Bei Patienten mit vWF-Mangel führt die Verabreichung des vWF zu einer Korrektur der Blutgerinnungsstörungen in 2 Stufen:
·vWF vermittelt die Bindung der Plättchen an das Subendothelgewebe verletzter Gefässe (vWF bindet sowohl an Gefässsubendothelgewebe als auch an die Plättchenmembran) und führt somit zu einer primären Blutstillung, was an der Verkürzung der Blutungszeit erkennbar ist. Dieser Effekt tritt unmittelbar ein und ist vorrangig abhängig vom hohen Anteil an hochmolekularen vWF-Multimeren.
·vWF führt zeitverzögert zu einer Korrektur des assoziierten FVIII-Mangels. Nach intravenöser Gabe bindet vWF an endogenen FVIII (der physiologischerweise vom Patienten selbst gebildet wird), stabilisiert diesen Faktor und verhindert somit dessen schnellen Abbau.
Deshalb bewirkt die Gabe von reinem vWF (vWF Präparat mit einem niedrigen FVIII Gehalt) nach der ersten Injektion als Nebeneffekt mit einer gewissen Verzögerung die Wiederherstellung des normalen Faktor VIII-Spiegels. Die Gabe von FVIII-haltigen vWF-Präparaten bringt den FVIII:C Spiegel sofort nach der ersten Infusion auf ein normales Niveau.
Faktor VIII
Haemate P verhält sich genauso wie der körpereigene Faktor VIII-/ von-Willebrand-Faktor Komplex.
Der Faktor VIII-/ von Willebrand-Faktor Komplex besteht aus zwei Proteinen (F VIII und vWF), die unterschiedliche physiologische Wirkungen besitzen. Bei der Behandlung hämophiler Patienten, bindet Faktor VIII an von-Willebrand-Faktor im Blutkreislauf des Patienten.
Aktivierter Faktor VIII agiert als Cofaktor für den aktivierten Faktor IX und beschleunigt so die Umwandlung von Faktor X in aktivierten Faktor X. Aktivierter Faktor X wiederum wandelt Prothrombin in Thrombin um. Thrombin wandelt dann Fibrinogen in Fibrin um, und ein Blutgerinnsel kann gebildet werden. Hämophilie A ist eine geschlechtsgebundene vererbbare Störung der Blutgerinnung, die auf einem Mangel an Faktor VIII beruht. Als Folge davon kann es zu starken Blutungen in Gelenken, Muskeln oder inneren Organe kommen, die entweder spontan oder infolge von Unfällen oder chirurgischen Eingriffen entstehen können. Durch Substitutionstherapie werden die Faktor-VIII-Plasmaspiegel angehoben und dadurch eine vorübergehende Korrektur des Faktor-Mangels sowie eine Behebung der Blutungsneigung herbeigeführt.

Pharmakokinetik

Von Willebrand Faktor
Die Pharmakokinetik von Haemate P wurde bei 28 Patienten mit von-Willebrand-Syndrom (Typ 1 n=10; Typ 2A n=10; Typ 2M n=1; Typ 3 n=7) im nicht blutenden Stadium untersucht:
·Die mediane terminale Halbwertszeit von vWF:RCo (2-Kompartment-Modell) war 9,9 Stunden (Bereich 2,8 bis 51,1 Stunden) und die initiale mediane Halbwertszeit beträgt 1,47 Stunden (Bereich 0,28 bis 13,86 Stunden). Die mediane in-vivo Recovery von vWF:RCo Aktivität betrug 1,9 (IE/dl)/(IE/kg) [Bereich 0,6 bis 4,5 (IE/dl)/(IE/kg)],
·die mediane AUC betrug 1664 IE/dl*h (Bereich 142 bis 3846 IE/dl*h),
·die mediane MRT war 13,7 Stunden (Bereich 3,0 bis 44,6 Stunden),
·die mediane Clearance war 4,81 ml/kg/h (Bereich 2,08 bis 53,0 ml/kg/h). Die höchsten Plasmaspiegel für vWF sind ungefähr 50 Minuten nach der Injektion messbar. Die höchsten FVIII Spiegel treten zwischen 1 und 1,5 Stunden nach der Injektion auf.
Faktor VIII
Nach intravenöser Gabe steigt die Faktor-VIII-Aktivität (FVIII:C) schnell an, gefolgt von einer zunächst schnellen und einer nachfolgend langsameren Phase der Aktivitätsabnahme. Studien bei Patienten mit Hämophilie A zeigten
·eine mediane Halbwertszeit von 12,6 Stunden (Bereich 5,0 bis 27,7 Stunden).
·Es wurde eine allgemeine mediane FVIII in vivo Recovery von 1,73 IE/dl pro IE/kg (Bereich 0,5 bis 4,13) erreicht.
In einer Studie
·war die mediane Verweildauer (MRT) 19,0 Stunden (Bereich 14,8 bis 40,0 Stunden),
·die mediane AUC war 36,1 (% * Stunden) / (IE/kg) (Bereich 14,8 bis 72,4 (% * Stunden) / (IE/kg)),
·die mediane Clearance 2,8 ml/h/kg (Bereich 1,4 bis 6,7 ml/h/kg).
Absorption
Nicht zutreffend (i.v. Verabreichung)
Distribution
Keine Angaben
Metabolismus
Keine Angaben
Elimination
Keine Angaben
Kinder und Jugendliche
Es liegen keine pharmakokinetischen Daten für Kinder unter 12 Jahren vor.

Präklinische Daten

Die in Haemate P enthaltenen arzneilich wirksamen Bestandteile FVIII und von-Willebrand-Faktor werden aus humanem Plasma gewonnen und verhalten sich wie körpereigene Plasmabestandteile. Die einmalige Verabreichung von Haemate P an verschiedene Tierspezies gab keine Hinweise auf toxische Auswirkungen. Präklinische Studien mit wiederholten Dosisgaben (chronische Toxizität, Kanzerogenität, Reproduktionstoxizität) können in herkömmlichen Tiermodellen nicht sinnvoll durchgeführt werden, da aufgrund der Verabreichung heterologer humaner Proteine Antikörper gebildet werden.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Dieses Arzneimittel darf, ausser mit dem unter Kapitel «Zusammensetzung» aufgeführten Lösungsmittel, nicht mit anderen Arzneimitteln, Lösungs- oder Verdünnungsmitteln vermischt werden.
Haltbarkeit
Haemate P darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden. Aus mikrobiologischer Sicht und da Haemate P kein Konservierungsmittel enthält, sollte das gelöste Präparat sofort verbraucht werden. Falls es nicht sofort angewendet wird, soll eine Aufbewahrung 3 Stunden bei Raumtemperatur (max 25 °C) nicht überschreiten. Die physiko-chemische Stabilität ist über diesen Zeitraum belegt. Das Produkt sollte nach dem Aufziehen in die Spritze unverzüglich appliziert werden. Nach Auflösen nicht in den Kühlschrank stellen.
Besondere Lagerungshinweise
Bei max. 25 °C vor Licht geschützt lagern. Nicht einfrieren.
Arzneimittel sorgfältig und für Kinder unzugänglich aufbewahren!
Hinweise für die Handhabung
Zubereitung und Entnahme müssen unter aseptischen Bedingungen erfolgen.
Die Lösung sollte klar oder leicht opaleszent sein. Rekonstitutiertes Produkt sollte nach der Filtration/Aufziehen der Lösung in die Spritze (siehe unten) und vor der Anwendung auf Partikel und Verfärbungen visuell überprüft werden. Das beigepackte Transferset enthält einen Filter, der allfällig vorhandene Partikel oder Flocken zurückhalten würde. Die errechnete Dosierung wird durch das Filtrieren nicht beeinflusst. Deutlich trübe Lösungen und Lösungen mit Ausflockungen oder Niederschlag nach Filtration dürfen nicht verwendet werden.
Zubereitung
Erwärmen Sie das Lösungsmittel auf Raumtemperatur. Vor dem Öffnen der Transferset-Packung («Mix2Vial™») die Flip-Off-Kappen der Lösungsmittel- und Produktflaschen entfernen und die Stopfen mit einer antiseptischen Lösung abwischen und anschliessend trocknen lassen.

1

1. Entfernen Sie das Deckpapier von der Mix2Vial Packung. Das Mix2Vial nicht aus dem Blister entnehmen!

2

2. Die Lösungsmittelflasche auf eine ebene Fläche stellen und festhalten. Das Mix2Vial Set mit dem Blister greifen und den Dorn des blauen Adapters senkrecht in den Stopfen der Lösungsmittelflasche einstechen.

3

3. Vorsichtig die Verpackung vom Mix2Vial Set entfernen, indem man den Blister am Siegelrand fasst und ihn senkrecht nach oben abzieht. Dabei ist darauf zu achten, dass nur der Blister und nicht das Mix2Vial entfernt wird.

4

4. Die Produktflasche auf eine feste Unterlage stellen. Die Lösungsmittelflasche mit dem aufgesetzten Mix2Vial Set herumdrehen und den Dorn des transparenten Adapters senkrecht in den Stopfen der Produktflasche einstechen. Das Lösungsmittel läuft automatisch in die Produktflasche über.

5

5. Mit der einen Hand die Produktseite und mit der anderen Hand die Lösungsmittelseite des Mix2Vial greifen und das Set vorsichtig auseinanderschrauben, um eine übermässige Schaumbildung beim Auflösen des Produktes zu vermeiden. Entsorgen Sie die Lösungsmittelflasche mit dem blauen Mix2Vial Adapter.

6

6. Die Produktflasche mit dem transparenten Adapter vorsichtig schwenken, bis das Produkt vollständig gelöst ist. Nicht schütteln.

7

7. Luft in eine leere, sterile Spritze aufziehen. Die Produktflasche aufrecht halten, die Spritze mit dem Luer Lock Anschluss des Mix2Vial Set verbinden und die Luft in die Produktflasche injizieren.

Aufziehen der Lösung in die Spritze und Anwendung

8

8. Den Stempel der Spritze gedrückt halten, das gesamte System herumdrehen und das Produkt durch langsames Zurückziehen der Kolbenstange in die Spritze aufziehen.

9

9. Nachdem die Lösung vollständig in die Spritze überführt ist, den Spritzenzylinder fassen (dabei die Kolbenstange in ihrer Position halten) und die Spritze vom transparenten Mix2Vial-Adapter abdrehen.

Zulassungsnummer

45780 (Swissmedic)

Packungen

Haemate P 250 IE / 600 IE (B) (zurzeit nicht im Handel)
1 Vakuumflasche mit Lyophilisat zu 250 IE Faktor VIII und 600 IE von-Willebrand-Faktor + 1 Flasche mit 5 ml Aqua ad iniectabilia, 1 Gerätesatz zur Auflösung und Injektion;
Haemate P 500 IE / 1200 IE (B)
1 Vakuumflasche mit Lyophilisat zu 500 IE Faktor VIII und 1200 IE von-Willebrand-Faktor + 1 Flasche mit 10 ml Aqua ad iniectabilia, 1 Gerätesatz zur Auflösung und Injektion;
Haemate P 1000 IE / 2400 IE (B)
1 Vakuumflasche mit Lyophilisat zu 1000 IE Faktor VIII und 2400 IE von-Willebrand-Faktor + 1 Flasche mit 15 ml Aqua ad iniectabilia, 1 Gerätesatz zur Auflösung und Injektion;
Je:
1 Filter Transfer Set 20/20
1 Verabreichungsset (beigepackter Zusatzkarton):
1 Venenpunktionsbesteck, 2 Alkoholtupfer,
1 nicht steriles Pflaster, 1 Einmalspritze

Zulassungsinhaberin

CSL Behring AG, Bern

Stand der Information

Februar 2024

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