AMZVZusammensetzungWirkstoffe: Retinoli acetas, alpha-Tocopheroli acetas.
Hilfsstoffe: Aromatica: Vanillinum; Color.: E 104, E 127. Excipiens pro compr. obduct.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit1 Kaudragée enthält: Retinoli acetas 30’000 I.E. (60 mg), alpha-Tocopheroli acetas 70 mg.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenBehandlung nachgewiesener oder möglicher Vitamin A-Mangelsymptome.
A-Beta-Lipoproteinämie.
Bei Patienten, die mit einer Diät noch ungesättigte Fettsäuren zugeführt bekommen, kann Vitamin E zur Verhinderung von Peroxidbildungen an Fettsäuren angezeigt sein.
Aufgrund von Beobachtungen werden die Vitamine A und E als Adjuvans bei männlichen Fertilitätsproblemen und Innenohrschwerhörigkeit eingesetzt.
Dosierung/AnwendungErwachsene und Kinder ab 12 Jahren: täglich 1 Dragée bis zur Abheilung.
Nach vierwöchiger Einnahme sollte die Weiterführung der Therapie von einem Arzt überprüft werden.
Oravil ist nicht zur Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren bestimmt.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegen einen oder mehrere Inhaltsstoffe, A-Hypervitaminose, Leberzirrhose, Niereninsuffizienz, gleichzeitige Therapie mit anderen Vitamin A-haltigen Präparaten und mit Retinoiden. Oravil ist kontraindiziert während Schwangerschaft und Stillzeit.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenFrauen im gebärfähigen Alter müssen eine sichere Kontrazeption einhalten.
Die gleichzeitige Einnahme anderer Vitamin A-haltiger Präparate ist zu vermeiden.
Hohe Dosen von Vitamin E können die Wirkung von Antikoagulantien vom Cumarintyp verstärken. Daher sollte bei antikoagulierten Patienten der Gerinnungsstatus sorgfältig überwacht werden.
InteraktionenBei gleichzeitiger Applikation mit oralen Kontrazeptiva ist der Vitamin A-Blutspiegel erhöht. Die Resorption von Vitamin A ist durch gleichzeitige Gabe von Neomycin, Cholestyramin, Paraffinöl und aluminiumhydroxidhaltiger Antazida herabgesetzt. Es ist daher eine getrennte Einnahme im Abstand von 1–2 Stunden zu empfehlen.
Hohe Dosen von Vitamin E können die Wirkung einer gleichzeitigen Therapie mit Antikoagulantien vom Cumarintyp verstärken.
Schwangerschaft/StillzeitVitamin A ist teratogen. Das Medikament ist bei schwangeren Frauen kontraindiziert (siehe Rubrik «Kontraindikationen»). Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.
Die fettlöslichen Vitamine A und E gehen in die Muttermilch über und sollten in diesen hohen Dosen während der Stillzeit nicht verwendet werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenDie Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen wurde nicht untersucht. Ein diesbezüglicher negativer Einfluss des Arzneimittels ist jedoch eher unwahrscheinlich.
Unerwünschte WirkungenDie unerwünschten Wirkungen ergeben sich aus einer entsprechenden Vitamin A-Überdosierung.
Vitamin E
Tagesdosen bis zu 800 mg Vitamin E verursachen in der Regel keine unerwünschte Wirkungen.
Immunsystem/Haut
In einigen Fällen kann es bei Applikation von Vitamin E zu einer Allergie mit dem Erscheinungsbild einer Kontaktdermatitis kommen.
Störungen des Nervensystems
Bei Einnahme von höheren Dosen: Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Sehstörungen.
Gastrointestinale Störungen
Gelegentlich bei Dosen im Grammbereich: Blähungen, Durchfall oder Übelkeit.
ÜberdosierungBei Verabreichung von über 25’000 I.E./kg KG treten Reizbarkeit, Schwindel, Müdigkeit, Erbrechen, Diarrhöe, Delir und Koma auf. Der erhöhte intracranielle Druck führt zu vorgewölbten Fontanellen (Marie Sée-Syndrom) bei Kindern, Kopfschmerzen, Papillenödem, Exophthalmus und Sehstörungen. Einige Tage später lassen sich ein Erythem und ein über mehrere Wochen dauerndes generalisiertes Schälen der Haut beobachten.
Gewöhnlich verschwinden die Symptome jedoch beim Sistieren der Vitamin A-Verabreichung.
Chronische Überdosierung
Müdigkeit, Trägheit, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Anorexie, Nausea, Erbrechen, leichtes Fieber, starkes Schwitzen, fehlende Gewichtszunahme und langsames Wachstum bei Kindern, Gewichtsverlust bei Erwachsenen, schmerzhafte Hyperostosen, Arthralgien, Myalgien, Hypercalcämie mit Hypercalciurie.
ZNS-Zeichen und Symptome bei erhöhtem intracraniellem Druck, Vorwölbung der Fontanelle beim Säugling, Kopfschmerzen, Papillenödem, Exophthalmus, Schwindel und Sehstörungen.
Trockene Haut und Lippen, Juckreiz, brüchige Nägel, Alopezie, Hyperpigmentation und Desquamation.
Hypomenorrhoe, Hepatosplenomegalie, Leberzirrhose, Gelbsucht, erhöhte Serum-Enzyme, Anämie, Leukopenie, Leukozytose und Thrombozytopenie.
Die Behandlung der Vitamin A-Hypervitaminose besteht im Absetzen des Arzneimittels und in supportiven Massnahmen.
Vitamin E
Bis heute sind keine Folgen von Überdosierungserscheinungen durch Vitamin E bekannt.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code: A11JA
Vitamin A gehört in die Gruppe der fettlöslichen Vitamine und zeigt Wirkungen auf die Sehfunktion, das Wachstum und die Differenzierung des Ektoderms (Haut, Drüsenepithelien), das Körperwachstum allgemein, die Reproduktion (Spermiogenese) und die embryonale Entwicklung.
Nachtblindheit (Hemeralopie), Störungen der Adaptation an das Sehen in der Dämmerung sowie gesteigerte Blendempfindlichkeit der Augen sind die ersten Symptome eines Vitamin A-Mangels. Ein anhaltender Mangel kann zu einer Keratokonjunktivitis, Keratomalazie, zu hyperkeratotischen oder atrophischen Haut- und Schleimhautveränderungen sowie zu einer verminderten Resistenz gegenüber Infektionen führen.
Vitamin E fördert die Resorption von Vitamin A und hemmt dessen Oxidation. Es ist an Aufbau und Stoffwechsel von Bindegewebe, Muskulatur und Gefässen (vom Mesoderm sich ableitenden Strukturen) beteiligt. Als biologisches Antioxidans verhindert es die spontane Oxidation mehrfach ungesättigter Verbindungen zu freien Radikalen, schützt Zellstrukturen durch Hemmung der Lipidperoxidation und verhindert die Bildung kanzerogener Nitrosamine.
PharmakokinetikDie Absorption von Vitamin A und Vitamin E ist nur in Anwesenheit von Gallensäure möglich.
Die Absorption von Vitamin A ist bei Abnormitäten der Fettresorption (Leber- und Pankreaskrankheiten, Darminfektionen) gestört. Retinolacetat wird im Darmlumen durch Pankreasenzyme gespalten. Nach der Resorption wird Retinol hauptsächlich mit Palmitat wieder verestert.
Die Bioverfügbarkeit von Vitamin A liegt bei ca. 50–70%. Nach Hydrolyse des Esters, hauptsächlich im mittleren Dünndarmabschnitt, wird das freie α-Tocopherol zu ca. 20–40% absorbiert. Dieser Prozentsatz nimmt jedoch mit steigender Vitamin E-Dosis ab.
Distribution
Die maximale Plasmakonzentration von Vitamin A wird innerhalb von 5–10 Stunden erreicht. Normale Serumkonzentrationen von Retinol liegen bei Erwachsenen zwischen 300–700 ng/ml und bei Kindern zwischen 200–500 ng/ml. Im Plasma wird Vitamin A zu 90–95% an das retinolbindende Protein (RBP) gebunden und transportiert; der Rest an Albumin. Die Plasmakonzentration von Retinol ist bei Anwendung von Östrogen, oralen Kontrazeptiva oder bei chronischer Niereninsuffizienz erhöht, bei Leberparaenchymerkrankungen dagegen erniedrigt. Zudem werden erniedrigte Plasmaspiegel bei Proteinurie, febrilen Infekten oder Stresssituationen wegen einer erhöhten Nierenausscheidung gefunden.
Retinolpalmitat sowie kleine Mengen an Retinol und Retinal werden in der Leber gespeichert. Zudem findet sich Retinolpalmitat in kleinen Mengen in den Nieren, Lungen, Nebennieren, Retina und intraperitonealem Fettgewebe. Vitamin A gelangt in die Muttermilch und das retinolbindende Protein (RBP) passiert die Plazentaschranke.
Die resorbierte Menge von Vitamin E gelangt über die Lymphe ins Blut, wo α-Tocopherol an die β-Lipoproteinfraktion gebunden ist. Die optimale Vitamin E-Aktivität wird bei Plasmakonzentrationen von 20–35 µmol/l (9–15 mg/l) erreicht. Vitamin E wird in unveresterter Form in die Gewebe eingelagert. α-Tocopherol passiert nur in geringem Masse die Plazenta. α-Tocopherol tritt in die Muttermilch über.
Metabolismus
Ein grosser Teil des Retinols (30–50%) wird in der Leber gespeichert, der Rest wird in der Leber und Niere metabolisiert. Retinol wird mit Glucuronsäure gekoppelt und unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf und einer Oxidation zu Retinal sowie Retinsäure.
Retinsäure wird decarboxyliert sowie mit Glucuronsäure gekoppelt und biliär mit den Fäzes und über die Nieren ausgeschieden.
Vitamin E wird nur sehr geringfügig metabolisiert. Spuren verschiedener Metaboliten sind in Geweben nachgewiesen worden. Zwei Metabolite α-Tocopheronsäure und α-Tocopheronlacton (Simon-Metabolite, diese besitzen keine Vitamin E-Aktivität) – wurden im Urin gefunden.
Elimination
Konjugiertes Retinol, freie und konjugierte Retinsäure, Retinal und Oxoretinsäure werden in der Galle und im Urin ausgeschieden. Normalerweise wird unverändertes Retinol nicht im Urin gefunden. Bei Patienten mit Pneumonie oder chronischer Nephritis kann es jedoch im Urin nachgewiesen werden.
Der Hauptausscheidungsweg von Vitamin E stellt der Darm dar. Im Harn werden gewöhnlich weniger als 1% der oral aufgenommenen Vitamin E-Menge in Form von Simon-Metaboliten, und zwar grösstenteils als Glukuronsäurekonjugate, eliminiert.
Präklinische DatenVitamin A-Aldehyd (Retinal) war nicht mutagen im Ames Test.
Im Tierversuch zeigte Vitamin A in hohen Dosen (Hypervitaminose) teratogene Effekte in allen untersuchten Spezies.
Für Vitamin E konnten keine mutagene und kanzerogene Effekte gefunden werden.
Sonstige HinweiseDas Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15–25 °C), in der Originalpackung, vor Licht und Feuchtigkeit geschützt und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer47584 (Swissmedic).
ZulassungsinhaberinStreuli Pharma AG, 8730 Uznach.
Stand der InformationDezember 2006.
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