Unerwünschte WirkungenBei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig: ≥1/10
Häufig: ≥1/100, <1/10
Gelegentlich: ≥1/1'000, <1/100
Selten: ≥1/10'000, <1/1'000
Sehr selten: <1/10'000
Blut- und Lymphsystem
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Häufig: Abfall des Hämatokrit ohne klinische Zeichen für eine Blutung
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Immunsystem
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Selten: Allergische Reaktionen mit Flush, Urticaria, Dyspnoe und Hypotension Sehr selten: Anaphylaxie
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Nervensystem
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Gelegentlich: Intrakranielle Blutungen Selten: Lebensbedrohliche intrakranielle Blutungskomplikationen, Schlaganfall
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Augen
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Sehr selten: Retinale Blutungen
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Gefässe
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Gelegentlich: Embolie
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Gastrointestinale Störungen
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Gelegentlich: Gastrointestinale Blutungen Selten: Lebensbedrohliche gastrointestinale Blutungskomplikationen, lebensbedrohliche retroperitoneale Blutungskomplikationen
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Leber und Galle
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Selten: Lebensbedrohliche intrahepatische Blutung Sehr selten: Vorübergehender Anstieg des Transaminasespiegels
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Nieren und Harnwege
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Gelegentlich: Urogenitale Blutungen Selten: Lebensbedrohliche urogenitale Blutungskomplikationen
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Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
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Häufig: Mikrohämaturie, Sickerblutungen nach Punktionen, Blutungen von Wunden, Hämatome, Epistaxis, Zahnfleischbluten Gelegentlich: Fieber, Schüttelfrost Selten: Lebensbedrohliche Organblutungen
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Hämorrhagie
Die am häufigsten auftretende schwerste Nebenwirkung in der Urokinasetherapie ist eine Hämorrhagie. Der hämostatische Status des Patienten kann sich durch die Urokinasetherapie tiefgreifender verändern als durch eine gerinnungshemmende Therapie mit Heparin oder Cumarinderivaten. Wenn es bei Patienten, die Urokinase erhalten, zu Blutungen kommt, können diese unter Umständen schwer zu kontrollieren sein. Einerseits soll Urokinase ausreichende Mengen an Plasmin produzieren, um die intravaskulären Ablagerungen von Fibrin aufzulösen, andererseits sind andere Fibrinablagerungen einschliesslich jener, die eine Hämostase bewirken (an Punktionsstellen, Schnittwunden, etc.), ebenfalls von der Lysis betroffen, und es können Blutungen an diesen Stellen entstehen. Häufig kommt es zu Sickerblutungen an Stellen mit perkutanem Trauma. Die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Hämatomen, im Besonderen nach intramuskulärer Injektion, ist während der Urokinasetherapie hoch. Unnötiges Bewegen des Patienten sollte vermieden werden. Vor und während der Urokinasetherapie müssen arterielle invasive Behandlungen vermieden werden, um Blutungen zu minimieren. Sollte eine arterielle Punktion unvermeidlich sein, muss sie von einem in diesem Gebiet erfahrenen Arzt durchgeführt werden und eine möglichst distale Arterie an den Extremitäten als Zugang gewählt werden. Auf die Punktionsstelle muss anschliessend für mindestens 30 Minuten Druck ausgeübt, ein Druckverband angelegt und die Stelle regelmässig auf Blutungen kontrolliert werden. Invasive venöse Behandlungen sollten sehr vorsichtig und so selten wie möglich durchgeführt werden. Wenn die Blutung einer invasiven Stelle geringfügig ist, kann die Urokinasetherapie unter strenger Überwachung des Patienten fortgesetzt werden. Lokale Massnahmen wie die Ausübung von Druck sollten unverzüglich eingeleitet werden.
Während der Urokinasetherapie ist es durch zerebrale Hämorrhagie zu schweren bis lebensbedrohlichen spontanen Blutungen gekommen. Weniger schwere spontane Blutungen kamen ungefähr doppelt so häufig wie bei der Heparintherapie vor. Das grösste Risiko für spontane Blutungen tragen Patienten mit bereits zuvor bestehenden Gerinnungsstörungen. Beim Auftreten von schweren spontanen Blutungen muss die Urokinaseinfusion sofort abgebrochen werden. Um Blutvolumendefizite zu korrigieren, können Volumenersatzmittel, jedoch keine Dextrane, eingesetzt werden; bei hämodynamisch wirksamem Blutverlust sollten Konzentrate bzw. Vollblut nach dem aktuellen Stand der transfusionsmedizinischen Empfehlungen verabreicht werden. Wenn eine sehr schnelle Korrektur des fibrinolytischen Zustands erforderlich ist, ist der Einsatz von antifibrinolytischen Arzneimitteln wie e-Aminocapronsäure in Erwägung zu ziehen. (siehe “Überdosierung”)
Hypersensitivitätsreaktionen
In-vitro Tests und intradermale Tests an Menschen zeigten keinen Hinweis auf eine induzierte Antikörperbildung. Selten berichtet wurden schwache allergische Reaktionen einschliesslich Bronchospasmus und Hautausschlag. Weiterhin wurden seltene Fälle von Anaphylaxie berichtet.
Febrile Reaktionen
Gelegentlich wurde über Fieber und Frösteln einschliesslich Schüttelfrost bei Patienten berichtet, die Urokinase erhielten, obwohl ein definitiver kausaler Zusammenhang mit dem Arzneimittel nicht erwiesen ist. Üblicherweise ist eine symptomatische Behandlung ausreichend, um die Beschwerden zu lindern, die durch das Urokinase induzierte Fieber verursacht werden; Acetylsalicylsäure sollte in diesem Fall nicht verabreicht werden.
Andere Nebenwirkungen
Als ungewöhnlich gilt eine Embolie durch die Auflösung von Thromben. Bei ca. 20 % der Patienten, die mit Urokinase behandelt wurden, wurde über einen geringfügigen Abfall des Hämatokrit-Wertes ohne klinisch nachweisbare Blutung berichtet. Weitere Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Urokinasebehandlung berichtet wurden, sind Dyspnoe, Zyanose, Hypoxämie, Azidose, Rückenschmerzen sowie Übelkeit und/oder Erbrechen; diese Beschwerden wurden gesondert oder zusammengefasst berichtet und ein kausaler Zusammenhang mit der Urokinasetherapie konnte nicht nachgewiesen werden.
Der Wirkstoff dieses Präparates wird aus humanem Urin gewonnen. Daher kann das Risiko einer Übertragung von Erregern bekannter und unbekannter Natur nicht völlig ausgeschlossen werden.
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