Zusammensetzung1 Fertigspritze enthält: Dinoprostonum 0,5 mg, Excipiens ad Gelatum pro Vase 3 g.
Eigenschaften/WirkungenDer Wirkstoff von Prepidil ist Dinoproston, das dem physiologischen Prostaglandin E 2 (PGE 2 ) entspricht.
Nach intravenöser oder intrauteriner Applikation bewirkt Dinoproston rhythmische Uteruskontraktionen, die, über einen genügend langen Zeitraum fortgeführt, zur Ausstossung der Frucht führen. Zudem hat es einen günstigen Einfluss auf die Reifung der Zervix (Priming, Softening, Dilatation des zervikalen Bindegewebes). Die Empfindlichkeit des Uterus gegenüber Prostaglandinen nimmt gegen Ende der Schwangerschaft stark zu. Vermutlich als Folge der Stimulierung der glatten Muskulatur auch im Gastrointestinaltrakt kann Erbrechen und/oder Diarrhoe ausgelöst werden. Hohe Dosen von Dinoproston können den Blutdruck, vermutlich aufgrund der Wirkung auf die glatte Muskulatur des Gefässsystems, senken. In höheren Dosierungen kann vorübergehend eine Erhöhung der Körpertemperatur auftreten.
PharmakokinetikAbsorption
Nach intrazervikaler Verabreichung zeigten die Messungen des Metaboliten 13,14-dihydro-15-keto-PGE 2 (DHK-PGE 2 ), dass PGE 2 relativ rasch resorbiert wird. Die T max betrug 0,5-0,75 Stunden. Die mittlere maximale Plasmakonzentration von Gel-behandelten Patientinnen lag bei 433 ± 51 pg/ml versus 137 ± 24 pg/ml bei unbehandelten Patientinnen. Bei jenen Patientinnen, bei denen man eine klinische Antwort beobachten konnte, lag der mittlere maximale Plasmaspiegel (C max ) bei 484 ± 57 pg/ml versus 213 ± 69 pg/ml bei Patientinnen ohne klinische Antwort und bei 219 ± 92 pg/ml bei Kontrollpatienten, die ein positives klinisches Vorankommen der normalen Wehentätigkeit hatten.
Distribution
Prostaglandin E 2 wird rasch in die Gewebe verteilt. Die Plasmaalbumin-Bindung beträgt 73%.
Metabolismus
Die Metabolisierung erfolgt in den mütterlichen Lungen, Nieren, Milz und anderen Geweben, hauptsächlich durch Oxydation der Seitenketten zu mindestens 9 inaktiven Metaboliten.
Die Halbwertszeit von Prostaglandin E 2 im Blut beträgt weniger als eine Minute; nach 1,5 Minuten finden sich lediglich nur noch 3% der unveränderten Substanz und mehr als 40% liegen als 11-alpha-hydroxy-9,15-dioxoprost-5-en-säure vor. Die Halbwertszeit dieses Hauptmetaboliten beträgt ca. 8 Minuten.
Elimination
Der grösste Teil der Dosis wird als Dikarbonsäuren oder Laktone über die Nieren ausgeschieden. 50% einer i.v. verabreichten Dosis sind nach 2 Stunden und 67% nach 12 Stunden ausgeschieden.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenMedikamentöse Reifung der Zervix zur medizinisch- oder geburtshilflich-indizierten Gerburtseinleitung.
Dosierung/AnwendungVorbereitung der Fertigspritze zum Gebrauch
1. Aluminiumverschluss entfernen.
2. Verschlusskappe abziehen, ohne die Spitze der Spritze zu berühren.
(Die Verschlusskappe wird als Verlängerung des Spritzenkolbens benützt).
3. Den beschrifteten Teil des Spritzenzylinders festhalten und die Verschlusskappe vorsichtig hinten in die Spritze einführen.
4. Beiliegenden intrazervikalen Katheter gut befestigen und für die Applikation einführen. Alles Gel aus der Spritze treiben - die Spritze ist mit einem Überschuss an Gel gefüllt, um den Verlust im Katheter auszugleichen.
Prepidil Zervixgel (0,5 mg/3 g) als Fertigspritze mit intrazervikalem Katheter wird wie folgt angewendet:
1. Die Fertigspritze mit Katheter während 30 Minuten auf Raumtemperatur erwärmen lassen.
2. Mit Hilfe des Katheters wird der gesamte Inhalt der Fertigspritze knapp unterhalb des inneren Muttermundes behutsam in den Zervixkanal appliziert. (Die vorgängige Palpation der Zervix gibt einen Anhaltspunkt, wie weit der Katheter eingeführt werden muss.)
3. Der Katheter wird unter gleichzeitiger Applikation des Zervixgels langsam so weit zurückgezogen, bis das Gel aus dem äusseren Muttermund zu fliessen beginnt. Die Katheterspitze wird dann erneut weiter in den Zervixkanal eingeführt und das beschriebene Vorgehen so lange wiederholt, bis alles Gel appliziert ist. (Bei einem kurzen Zervixkanal ist das Ausfliessen des Gels in die Vagina nicht zu vermeiden.)
4. Nach Verabreichung des Gels sollte die Patientin noch während mindestens 15 Minuten auf dem Rücken liegen bleiben, um den Gelaustritt weitgehend zu vermindern.
Spricht die Patientin nicht auf die erste Dosis an, so kann einer weitere appliziert werden. Die empfohlene Wiederholungsdosis beträgt 0,5 mg mit einem Dosierungsintervall von 6 Stunden. Die Notwendigkeit weiterer Dosen muss durch einen Arzt festgelegt werden. Die maximale, gesamte Dosis beträgt 1,5 mg Dinoproston in 24 Stunden.
Nach der erfolgreichen Anwendung von Prepidil sollte vor der Verabreichung von intravenösem Oxytocin ein Zeitraum von 6 bis 12 Stunden eingehalten werden.
Prepidil Zervixgel darf keinesfalls oberhalb des inneren Muttermundes appliziert werden, da dies zu einer Überstimulation des Myometriums führen könnte.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Die Verabreichung von Prepidil Gel ist kontraindiziert bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Prostaglandinen oder einem Inhaltsstoff von Prepidil.
Das Medikament ist kontraindiziert bei Patientinnen mit akuten Beckenentzündungen, bei aktiven Herz-, Lungen-, Nieren-, oder Lebererkrankungen oder bei Patientinnen, bei denen generell eine Kontraindikation gegenüber Oxytocica vorliegt. Ebenfalls soll das Präparat nicht angewendet werden:
bei Multiparae (sechs oder mehr termingerechte Geburten),
bei früheren Uterusoperationen, wie z.B. Kaiserschnitt oder Hysterotomie,
in Fällen von cephalopelvischer Disproportion,
in Fällen von anamnestischen Geburtsschwierigkeiten und/oder traumatischer Entbindung,
ungeklärten Vaginalblutungen während der vorliegenden Schwangerschaft,
Nicht-Scheitellagen,
wenn der Kopf des Kindes noch nicht ins kleine Becken eingetreten ist,
in Notfallsituationen, wenn die chirurgische Entbindung für das Kind oder die Mutter vorzuziehen ist.
Vorsichtsmassnahmen
Prepidil darf nur in Kliniken mit voll eingerichteten geburtshilflichen Abteilungen und intensivmedizinischen Einrichtungen unter entsprechender fachärztlicher Aufsicht verwendet werden. Vor der Verabreichung von Prepidil ist ein vollständiger medizinischer Status zu erheben. Infektionen des kleinen Beckens sollten vor der Geburtseinleitung entsprechend behandelt werden.
Das Kopf-Becken-Verhältnis sollte vor Geburtseinleitung sorgfältig beurteilt werden.
Vor und während der Anwendung sollten Uterusaktivität, Zustand des Fötus mit Überwachung der kindlichen Herztöne sowie die Dilatation und Erweichung des Gebärmutterhalses ununterbrochen sorgfältig überwacht werden, um mögliche Anzeichen unerwünschter Reaktionen - wie z.B. Hypertonus, anhaltende Uteruskontraktilität oder foetale Asphyxie - festzustellen. Prepidil soll bei Patientinnen mit beeinträchtigten Herz-Kreislauf-, Leber- oder Nierenfunktionen und mit Asthma oder Asthmaanamnese, Glaukom, Diabetes mellitus, Hypo- oder Hypertonie, oder Epilepsie mit Vorsicht verwendet werden. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei der Gabe von Dinoproston an Patientinnen mit Zervizitis, infizierten endozervikalen Läsionen, akuter Vaginitis.
Nach dem Blasensprung soll Prepidil mit Vorsicht angewendet werden, da die Sicherheit in diesen Fällen noch nicht untersucht wurde.
Wie bei allen Oxytocica besteht bei anhaltender starken Uterusaktivität oder ungewohnten Uterusschmerzen die Gefahr einer Uterusruptur. Das Ansprechen auf Oxytocin kann nach einer Prostaglandin-Behandlung verstärkt sein.
Patientinnen mit metabolischen Abweichungen bei schweren Nieren- und/oder Leberkrankheiten sollten mit Vorsicht behandelt werden.
Aus Tierversuchen gibt es Anhaltspunkte für eine eventuelle Teratogenität gewisser Prostaglandine.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C.
Prostaglandin E 2 verursachte in Ratten und Kaninchen Skelettanomalien. Bei indikationsgemässer Anwendung von Prepidil Gel wird kein Effekt erwartet, da die Anwendung nach abgeschlossener Organogenese geschieht.
Prepidil Gel war bei Ratten und Kaninchen embryotoxisch. Jede Dosis, die einen andauernd erhöhten Tonus der Uterusmuskulatur bewirkt, stellt für den Embryo oder Foetus ein Risko dar.
Es liegen keine Angaben vor, ob Prepidil in die Muttermilch übertritt.
Unerwünschte WirkungenDas Auftreten und die Schwere der unerwünschten Wirkungen von Dinoproston sind dosisabhängig und in gewissem Masse auch abhängig von der Art der Verabreichung.
Die folgenden Nebenwirkungen, geordnet nach Schwere, wurden unter der vaginalen Anwendung von Predipil beobachtet:
Lungen/Fruchtwasserembolie, Uterusruptur (vgl. «Vorsichtsmassnahmen»), Abruptio placentae, Früh-/Totgeburten, Hyperkontraktilität oder Hypertonus des Uterus, foetale Notlage, mütterliche Hypertonie, Bronchospamen und Asthma, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, schnelle Dilatation der Zervix.
Nach Gaben von Dinoproston wurden auch vasovagale Erscheinungen beobachtet wie vorübergehender Abfall des diastolischen Blutdrucks um mehr als 20 mm Hg, Schwindel, Ohnmacht oder das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen, Erröten oder Hitzeanfälle, kardiale Arrhythmien. Auch über Bronchospasmen, Giemen, Kurzatmigkeit, Schmerz und Engegefühl in der Brust sowie Husten wurde berichtet. Schüttelfrost, Kältegefühl und Kopfschmerzen treten bei ungefähr 10% aller Patienten auf, die Dinoproston erhalten.
Zeitweilig können erhöhte Temperatur und Leukozytosen auftreten, die jedoch bald nach Beendigung der Therapie auf ihre Normalwerte zurücksinken.
Wie bei allen intrauterinen Applikationen muss bei der extraamnialen Instillation das Risiko lokaler Infektionen berücksichtigt werden und gegebenenfalls therapeutisch behandelt werden.
Foetus/Neugeborenes
Veränderung der foetalen Pulsfrequenz mit foetaler Notlage während oder anschliessend an die Behandlung mit Prepidil Zervixgel (17% versus 14,5% in der Kontrollgruppe), Neugeborene mit herabgesetzter Vitalität bei der Geburt (Apgar-Index kleiner als 7), Acidose des Foetus.
Tierexperimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass die längere Verabreichung hoher Dosen Prostaglandine der E- und F-Gruppe zu Knochenproliferationen führen können. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass eine kurzfristige Anwendung von Prepidil Knochenveränderungen bei Neugeborenen hervorruft.
Mutter
Anormale Uteruskontraktionen (erhöhte Frequenz, Tonus oder Dauer) mit und ohne Änderung der foetalen Pulsfrequenz (6,6% versus 4,0%), Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen und/oder Diarrhoe (5,7% versus 2,6%), Fieber, Rückenschmerzen und Wärmegefühle in der Vagina.
In klinischen Studien wurde folgende Nebenwirkung nach extraamnialer intrauteriner Verabreichung von Prostaglandin E 2 beobachtet: Amnionitis, intrauterine foetale Sepsis, bzw. Uterusruptur (vgl. unter «Vorsichtsmassnahmen»). In der Literatur wurde über vorzeitigen Blasensprung nach der Anwendung von Prepidil berichtet.
InteraktionenProstaglandine können die Wirkung anderer Oxytocica potenzieren; die gleichzeitige Verabreichung ist daher nicht empfohlen. Wegen der vielfältigen pharmakologischen Wirkungen der Prostaglandine wird zur Vorsicht geraten, wenn NSAID oder andere Substanzen, die den Stoffwechsel der Prostaglandine beeinflussen, angewendet werden.
ÜberdosierungEine relative Überdosierung kann einen uterinen Hypertonus oder zu starke und zu häufige Uteruskontraktionen bewirken. Bei einer zu starken Reaktion der Uterusmuskulatur soll die Verabreichung unterbrochen werden. Die Patientin soll seitlich gelagert und die Zufuhr von Sauerstoff gewährleistet werden. Die übermässigen Uteruskontraktionen können mit intravenösen Beta-Sympathomimetika mit tokolytischen Eigenschaften (z.B. Fenoterol) aufgehoben werden. Bei Nichtansprechen auf eine derartige Behandlung ist eine sofortige Entbindung angezeigt.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Im Kühlschrank (2-8 °C) aufbewahren. Bitte das aufgedruckte Verfalldatum beachten «EXP» (= Verfall: Monat/Jahr).
Stand der InformationAugust 1997.
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