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Fachinformation zu Robinul®-Neostigmine:Sintetica SA
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Glycopyrroniumbromid, Neostigmin-methylsulfat
Hilfsstoffe
Di-Natriumhydrogenphosphat-Dodecahydrat; Zitronensäure, Natriumhydroxydat., Wasser für Injektionszwecke
Dieses Arzneimittel enthält max. 3,0 mg Natrium pro Ampulle.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Aufhebung der restlichen nicht-depolarisierenden (kompetitiven) neuromuskulären Blockade.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Erwachsene
1 ml intravenös über einen Zeitraum von 10-30 Sekunden. Es können auch 0,02 ml/kg intravenös über einen Zeitraum von 10-30 Sekunden verabreicht werden (äquivalent zu 50 µg/kg Neostigmin-methylsulfat und 10 µg/kg Glycopyrroniumbromid).
Diese Dosierungen können bei ungenügender Wirkung wiederholt werden; jedoch soll die Gesamtdosis von 2 ml (5 mg Neostigmin-methylsulfat und 1 mg Glycopyrroniumbromid) nicht überschritten werden.
Kinder und Jugendliche
Es können auch 0.02 ml/kg intravenös über einen Zeitraum von 10-30 Sekunden (äquivalent zu 50 µg/kg Neostigmin-methylsulfat und 10 µg/kg Glycopyrroniumbromid) verabreicht werden.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist die Eliminationshalbwertszeit von Glycopyrrolat verlängert.
Hohe Dosen sollten bei diesen Patienten vermieden werden. Bei Urämie sollte das Präparat nach Möglichkeit nicht angewendet werden.

Kontraindikationen

Patienten mit mechanischer Obstruktion des Magen-Darm-Traktes oder der Harnwege sowie Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber einem der Wirkstoffe der Kombination oder einem der anderen Bestandteile.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Bei Patienten mit Bronchospasmen, schwerer Bradykardie, sowie unmittelbar nach Intestinal- oder Blasenchirurgie ist besondere Vorsicht indiziert.
Obwohl Robinul-Neostigmine Injektion erwiesenermassen wenig Belastung des Herzkreislaufsystems aufweist, ist es trotzdem empfehlenswert, bei Patienten mit koronaren Herzerkrankungen, Arrhythmien, Hypertonie, kongestiver Herzinsuffizienz oder Thyreotoxikose, das Präparat vorsichtig anzuwenden.
Bei Patienten mit Epilepsie oder Parkinsonismus sowie bei Patienten mit Fieber, bei körperlicher Anstrengung oder hoher Umgebungstemperatur ist ebenfalls Vorsicht angezeigt.
Des Weiteren ist Vorsicht angezeigt bei Patienten mit Glaukom, vegetativen Neuropathien, Hiatushernie im Zusammenhang mit Refluxösophagitis, Prostatahypertrophie, obstruktiver Uropathie, obstruktiven Störungen des Gastrointestinaltraktes, paralytischer Ileus, intestinaler Atonie, instabilem kardiovaskulärem Status bei akuter Hämorrhagie, Myasthenia gravis sowie bei Patienten mit schwerer Colitis ulcerosa mit und ohne toxischem Megacolon.
Bei Patienten mit Nierenerkrankungen ist Vorsicht angezeigt, da die Eliminationshalbwertszeit von Glycopyrrolat bei Patienten mit Niereninsuffizienz verlängert ist. Unter Umständen ist eine Dosisanpassung notwendig (siehe Kapitel Pharmakokinetik und Dosierung/Anwendung).
Die Anwendung von Glycopyrrolat bei älteren Patienten sollte mit Vorsicht erfolgen. Die Clearance ist reduziert (s. Pharmakokinetik).
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle; d. h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Robinul-Neostigmine Injektion darf nicht zusammen mit Suxamethonium verabreicht werden.
Die Wirkung von Neostigmin-methylsulfat auf den Herzrhythmus kann durch gleichzeitige Behandlung mit Betablockern verstärkt werden.
Die gleichzeitige Anwendung von Glycopyrrolat und anderen Medikamenten mit anticholinerger Wirkung kann zu einer Verstärkung der anticholinergen Nebenwirkungen führen.
Die Absorption anderer Medikamente kann durch eine verminderte Motilität des Magens und verlängerte Magen-Darm-Passage beeinflusst werden.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es liegen keine ausreichenden tierexperimentellen Studien zu den Auswirkungen auf Trächtigkeit sowie embryonale, fetale und/oder postnatale Entwicklung vor. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Während der Schwangerschaft darf das Arzneimittel nicht verabreicht werden, es sei denn dies ist eindeutig erforderlich (die Umstände sind anzugeben).
Mit Neostigmin sind nach intravenöser Verabreichung einzelne Fälle von Frühgeburten berichtet worden. Nach einer unerlässlichen Behandlung mit Neostigmin sind Neugeborene in den ersten 10 Tagen nach Geburt auf Anzeichen einer Myasthenie zu überwachen.
Stillzeit
Wie alle Anticholinergika kann Glycopyrrolat die Milchproduktion hemmen und das Präparat sollte deshalb während der Stillzeit nicht angewendet werden. Ist dies jedoch absolut erforderlich, sollte abgestillt werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Einige unerwünschte Wirkungen wie Schläfrigkeit, verschwommenes Sehen und Schwindel, können die Fähigkeit, Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen, nachteilig beeinflussen, was aber in Anbetracht der Indikation irrelevant ist.

Unerwünschte Wirkungen

Neostigmin-methylsulfat
Herzerkrankungen
Bradykardie, Herzrhythmusstörungen
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
erhöhte broncho-oropharyngeale Sekretionen
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Steigerung der gastrointestinalen Tätigkeit
Psychiatrische Erkrankungen
Agitation
Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Krampfanfälle, Ataxie
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten (<1/10'000): Anaphylaxie/anaphylaktoide Reaktionen
Glycopyrroniumbromid
Erkrankungen des Nervensystems
Schläfrigkeit, Schwindel, Verwirrtheit, epileptische Anfälle, Kopfschmerzen.
Augenerkrankungen
Verschwommenes Sehen, Zykloplegie, Photophobie, Mydriasis, erhöhter Augendruck, Akkomodationsstörung
Herzerkrankungen
Tachykardie, Kammerflimmern, Arrhythmien, Bradykardie, Palpitationen, Herzstillstand, Hypertonie, Hypotonie, Herzblock, verlängertes QTc Intervall.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Atemstillstand
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Mundtrockenheit, Verstopfung, verändertes Geschmacksempfinden, Übelkeit, Erbrechen
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Hemmung der Schweissbildung, Urtikaria, Hautrötungen, Pruritus, Hautverletzungen, trockene Haut
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Miktionsbeschwerden
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen
Hemmung der Milchproduktion
Erkrankungen des Immunsystems
Hyperthermie, Anaphylaxie/anaphylaktoide Reaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten (≥ 1/10’000 <1/1000): Reaktionen an der Injektionsstelle wie Pruritus, Ödem, Erythem und Schmerzen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Behandlung
Die durch eine Überdosierung von Neostigminmethylsulfat auftretenden muskarinartigen Nebenwirkungen wie Bradykardie, erhöhte oropharyngeale Sekretionen, gesteigerte Magen-Darm-Tätigkeit sowie Bronchospasmen können mit einer Gabe von 0,4-1,2 mg Atropin behandelt werden.
Bei schweren Überdosierungen kann es zu einer Atemdepression kommen. In solchen Fällen ist eine künstliche Beatmung indiziert.
Die Zeichen einer Überdosierung des Anticholinergikums Glycopyrroniumbromid wie beispielsweise Hypotonie, Atemversagen sowie einer Curare-ähnlichen Wirkung (z.B. neuromuskuläre Blockade bis hin zur Muskelschwäche und eventueller Paralyse), Tachykardie, Mundtrockenheit, Darm- und Blasenatonie lassen sich durch Verabreichung von 1,0 mg Neostigmin-methylsulfat pro 1,0 mg injiziertes Glycopyrroniumbromid optimal beheben.
Eine Dialyse ist aufgrund geringer Glycopyrrolat-Plasmakonzentrationen wenig sinnvoll.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N07AA51
Wirkungsmechanismus
Glycopyrroniumbromid ist ein Anticholinergikum mit quaternärer Ammoniumstruktur. Der Wirkungsmechanismus beruht auf einer kompetitiven Antagonisierung der muskarinartigen Wirkungen von Acetylcholin.
Neostigmin-methylsulfat ist ein Cholinesterasehemmer mit ebenfalls quaternärer Ammoniumstruktur. Durch kompetitive Hemmung der Cholinesterase-Enzyme verstärkt Neostigmin-methylsulfat die Wirkung von Acetylcholin an den cholinergischen Übertragungsstellen. Folglich wird eine Erleichterung der Impulsübertragung über die myoneuralen Verbindungen erzielt. Neostigmin wirkt nur gegen nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien antagonistisch.
Pharmakodynamik
Glycopyrroniumbromid besitzt - im Vergleich zu Atropin - einen verzögerten Wirkungseintritt und eine verlängerte Wirkungsdauer. Deshalb verursacht diese Kombination bei der Aufhebung der restlichen nicht-depolarisierenden neuromuskulären Blockade eine geringere initiale Tachykardie und bietet einen längeren Schutz gegen die muskarinartigen Nebenwirkungen des Cholinesterasehemmers wie Bradykardien, erhöhte oropharyngeale Sekretionen und Bronchospasmen.
Dank der quaternären Ammoniumstruktur von Glycopyrroniumbromid werden die zentralen anticholinergen Nebenwirkungen weitgehend vermieden; dadurch kann das Aufwachen des Patienten günstig beeinflusst werden.
Klinische Wirksamkeit
Es liegen keine Daten vor.

Pharmakokinetik

Absorption
Es liegen keine Daten vor.
Distribution
Glycopyrroniumbromid
Das Verteilungsvolumen liegt bei 12,6 ± 2,6 Liter/kg.
Patienten, denen vor einer Operation 8 µg/kg Glycopyrrolat intramuskulär verabreicht wurden, wiesen mittlere Plasmaspiegel zwischen 3.5 und 15.8 ng/ml auf.
Neostigmin-methylsulfat
Das Verteilungsvolumen von Neostigmin-methylsulfat beträgt 1,4 ± 0,5 Liter/kg.
Metabolismus
Es liegen keine Daten vor.
Elimination
Glycopyrroniumbromid
Glycopyrroniumbromid wird nach intravenöser Applikation rasch aus dem Serum eliminiert. Die Serumkonzentration des Wirkstoffs sinkt sehr schnell; nach fünf Minuten verbleiben weniger als 10% der Dosis im Serum und nach 30 Minuten ist der Wirkstoff praktisch nicht mehr vorhanden. Die mittlere Eliminationshalbwertszeit nach intravenöser Gabe beträgt bei jungen gesunden Erwachsenen 18.6, bei älteren Patienten jedoch 49.8 Minuten.
Die mittlere Eliminationshalbwertszeit bei Kleinkindern beträgt zwischen 21.6 und 129.5 Minuten und bei älteren Kindern zwischen 19.2 und 99.2 Minuten.
Die Glycopyrrolat-Halbwertszeit liegt bei Erwachsenen nach intramuskulärer Gabe zwischen 33 und 75 Minuten.
Glycopyrroniumbromid weist eine Clearance von 890,7 ± 294,8 ml/Min. auf.
Mehr als 80% des Wirkstoffs werden unverändert über Galle und Urin ausgeschieden.
Etwa die Hälfte einer intramuskulär verabreichten Einzeldosis wird innerhalb von 3 Stunden ausgeschieden.
Neostigmin-methylsulfat
Die Clearance beträgt 16,7 ± 5,4 ml/kg/Min. Die Plasma-Halbwertszeit liegt bei etwa 1,33 ± 0,8 Stunden.
Neostigmin-methylsulfat wird zu etwa 50% unverändert renal ausgeschieden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Glycopyrroniumbromid
Leberfunktionsstörungen
In einer Studie wurde urämischen Patienten vor einer Nierentransplantation Glycopyrrolat intravenös verabreicht. In dieser Patientenpopulation war die mittlere Eliminationshalbwertszeit deutlich länger (46.8 Minuten) als bei nicht urämischen Patienten (18.6 Minuten). Die mittlere Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (10.6 h µg/l), die mittlere Plasmaclearance (0.43 l/h/kg) und die mittlere Glycopyrrolat-Ausscheidung über den Urin innerhalb von 3 Stunden (0.7%) unterschieden sich ebenfalls deutlich von den werten der Kontrollgruppe (3.73 h µg/l, 1.14 l/h/kg und 50%). Das mittlere Verteilungsvolumen während der Eliminationsphase betrug 0,41 l/kg (0,44 l/kg bei der Kontrollgruppe). Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Glycopyrrolat-Elimination bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz stark beeinträchtigt ist.

Präklinische Daten

Es liegen zur Anwendung des Präparates keine relevanten präklinischen Daten vor.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Robinul-Neostigmine darf nicht verdünnt oder mit einem anderen Präparat gemischt werden.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Es liegen keine Daten vor.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Obschon Stabilitätsdaten zeigen, dass die Robinul-Neostigmine-Lösung in klarem Ampullenglas unter Tageslicht über einen längeren Zeitraum stabil bleibt, wird empfohlen, die aus der Faltschachtel herausgenommenen Ampullen innert spätestens 2 Wochen aufzubrauchen.
Besondere Lagerungshinweise
In der Originalverpackung, vor Licht geschützt und bei Raumtemperatur (15–25 °C) lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

49'389 (Swissmedic)

Packungen

Ampullen zu 1 ml: 10 Ⓑ

Zulassungsinhaberin

Sintetica SA
6850 Mendrisio
Lizenz: Wyeth AG

Stand der Information

April 2020

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