Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenAnaphylaktoide und damit zusammenhängende Reaktionen
Vermutlich wegen des Einflusses von ACE-Hemmern auf den Metabolismus von Eicosanoiden und Polypeptiden, einschliesslich des endogenen Bradykinins, können unter der Behandlung mit einem ACE-Hemmer (einschliesslich Cibacen) einige unerwünschte und zum Teil schwerwiegende Reaktionen auftreten.
Angioneurotisches Ödem
Unter der Behandlung mit ACE-Hemmern, darunter auch Cibacen, wurden angioneurotische Ödeme im Gesicht und an Lippen, Zunge, Glottis und Larynx beobachtet. Kommt es zu derartigen Erscheinungen, sollte Cibacen sofort abgesetzt werden; ausserdem ist eine geeignete Therapie einzuleiten und der Patient bis zur vollständigen und anhaltenden Rückbildung der Symptome zu überwachen. Schwellungen, die sich auf Gesicht und Lippen beschränken, gehen im Allgemeinen auch ohne Behandlung oder nach Verabreichung eines Antihistaminikums wieder zurück. Ein mit Larynxödem einhergehendes angioneurotisches Ödem kann tödlich sein. Erstreckt sich das Ödem auf Zunge, Glottis oder Larynx, sollte sofort eine entsprechende Therapie, z.B. die subkutane Injektion von 0.3-0.5 ml einer Adrenalin-Lösung 1:1000, durchgeführt und/oder Massnahmen getroffen werden, um die Atemwege offen zu halten.
Bei dunkelhäutigen Patienten afrikanischer Abstammung wurden angioneurotische Ödeme während der Behandlung mit einem ACE-Hemmer häufiger beobachtet als bei Patienten mit anderer Hautfarbe.
Bei Patienten, die gleichzeitig eine Therapie mit ACE-Hemmern und mTOR (mammalian target of rapamycin)-Hemmern (z.B. Temsirolimus, Sirolimus, Everolimus) erhalten, kann ein erhöhtes Risiko für angioneurotische Ödeme bestehen (s. Abschnitt «Interaktionen»).
Anaphylaktoide Reaktionen während Desensibilisierung
Zwei Patienten, bei denen während der Behandlung mit einem ACE-Hemmer eine Desensibilisierung mit dem Gift von Insekten (Wespenstichgift) der Ordnung Hymenoptera durchgeführt wurde, zeigten lebensbedrohliche anaphylaktoide Reaktionen. Bei beiden Patienten blieben diese Reaktionen aus, als der ACE-Hemmer vorübergehend abgesetzt wurde, traten aber bei dessen versehentlicher erneuter Einnahme wieder auf. Der ACE-Hemmer muss daher abgesetzt werden, bevor mit der Desensibilisierungstherapie begonnen wird In solchen Fällen darf der ACE-Hemmer nicht durch einen Betablocker ersetzt werden. Selten kann es auch nach Insektenstichen zu anaphylaktischen Reaktionen kommen.
Anaphylaktoide Reaktionen während Dialyse und Apheresebehandlung
Während der Hämodialyse mit hochdurchlässigen Membranen wurden anaphylaktoide Reaktionen bei Patienten beobachtet, die mit einem ACE-Hemmer behandelt wurden. Anaphylaktoide Reaktionen traten auch bei Patienten auf, bei denen eine LDL-Apherese mit Dextransulfat durchgeführt wurde.
Nierenfunktionsstörung
Bei empfindlichen Patienten kann es zu Veränderungen der Nierenfunktion kommen. Bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz, deren Nierenfunktion möglicherweise von der Aktivität des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) abhängt, kann die Behandlung mit einem ACE-Hemmer zu Oligurie und/oder progressiver Azotämie und, in seltenen Fällen, zu Hyperkaliämie (s. «Hyperkaliämie») und zu akutem Nierenversagen führen.
In einer kleinen Studie an Patienten mit Hypertonie und ein- oder beidseitiger Nierenarterienstenose kam es unter der Behandlung mit Cibacen zu Erhöhungen des Harnstoff-Stickstoffs im Blut und des Serumkreatinins; diese Erhöhungen waren reversibel, wenn Cibacen, ein Diuretikum oder beide Arzneimittel abgesetzt wurden. Wenn solche Patienten mit einem ACE-Hemmer behandelt werden, sollte die Nierenfunktion in den ersten Wochen der Behandlung überwacht werden. Hypertoniker ohne offensichtliche Nierengefässerkrankung in der Anamnese reagierten in einigen Fällen mit einer meist geringen und vorübergehenden Erhöhung des Harnstoff-Stickstoffs im Blut und des Serumkreatinins, und zwar vor allem, wenn Cibacen zusammen mit einem Diuretikum gegeben wurde. Bei Patienten mit bereits bestehender Niereninsuffizienz ist eher mit einer solchen Reaktion zu rechnen. Möglicherweise ist es erforderlich, die Dosierung von Cibacen zu reduzieren und/oder das Diuretikum abzusetzen. Bei Hypertonie sollte zur Beurteilung des Patienten immer auch die Prüfung der Nierenfunktion gehören (s. «Dosierung/Anwendung»).
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (GFR <60 ml/min) ist die Anwendung von ACE-Hemmern – einschliesslich Cibacen – oder von ARB mit Aliskiren kontraindiziert (s. Rubrik «Interaktionen», Unterabschnitt «Duale Blockade des RAAS»).
Chirurgie/Anästhesie
Vor einer Operation sollte der Anästhesist darauf aufmerksam gemacht werden, wenn der Patient einen ACE-Hemmer einnimmt. Während der Anästhesie mit Mitteln, die eine Hypotonie bewirken, können ACE-Hemmer die Bildung von Angiotensin II aus Angiotensin I hemmen, das infolge der kompensatorischen Freisetzung von Renin entsteht. Kommt es während der Narkose zu einem Blutdruckabfall, der durch diesen Mechanismus hervorgerufen wird, kann er durch Volumensubstitution korrigiert werden.
Hyperkaliämie
Während der Behandlung mit ACE-Hemmern kann es in seltenen Fällen zu einem Anstieg des Serumkaliums kommen. In einer Studie bei Patienten mit progredienter chronischer Nierenerkrankung musste die Behandlung mit Benazepril in einigen Fällen wegen Hyperkaliämie abgebrochen werden. Bei Patienten mit progredienter Niereninsuffizienz sollte das Serumkalium unter Benazepril eng überwacht werden.
In den klinischen Studien zur Behandlung der Hypertonie musste Cibacen nie wegen Hyperkaliämie abgesetzt werden. Mögliche Risikofaktoren für die Entstehung einer Hyperkaliämie sind eingeschränkte Nierenfunktion, Diabetes mellitus und die gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln zur Behandlung von Hypokaliämie (s. «Interaktionen»).
Aortenstenose, Mitralstenose
Für alle vasodilatatorisch wirkenden Arzneimittel gilt, dass bei Patienten mit Aortenstenose oder Mitralstenose besondere Vorsicht angezeigt ist.
Ältere Patienten
Cibacen zeigte bei älteren wie bei jüngeren Patienten gleich gute Wirksamkeit und Verträglichkeit. Wie mit allen blutdrucksenkenden Mitteln ist jedoch bei älteren Patienten Vorsicht geboten. Dies gilt auch für Patienten, die an Herzinsuffizienz oder an koronarer bzw. zerebraler Arteriosklerose leiden. Plötzlicher Blutdruckabfall kann dazu führen, dass die Blutzufuhr zu lebenswichtigen Organen nicht mehr ausreicht.
Symptomatische Hypotonie
Wie bei anderen ACE-Hemmern kann es in seltenen Fällen zu einer symptomatischen Hypotonie kommen, und zwar typischerweise bei Patienten mit Salz- oder Volumenmangel, Langzeitbehandlung mit einem Diuretikum, salzarmer Diät, Dialyse, Diarrhoe oder Erbrechen. Vor Einleitung der Behandlung mit Cibacen sollte ein Salz- und/oder Volumenmangel korrigiert werden. Falls eine Hypotonie auftritt, sollte der Patient flach gelagert werden und nötigenfalls eine intravenöse Infusion mit physiologischer Kochsalzlösung erhalten. Sobald sich Blutdruck und Volumen normalisiert haben, kann die Behandlung mit Cibacen wieder aufgenommen werden.
Bei schwerer Herzinsuffizienz kann die Behandlung mit einem ACE-Hemmer einen exzessiven Blutdruckabfall verursachen, der unter Umständen mit Oligurie und/oder progressiver Azotämie und in seltenen Fällen mit akutem Nierenversagen einhergeht. In diesen Fällen sollte die Behandlung unter strenger ärztlicher Überwachung begonnen und die Patienten während der ersten beiden Behandlungswochen sowie bei jeder Erhöhung der Dosierung von Benazepril oder des Diuretikums sorgfältig beobachtet werden.
Agranulozytose, Neutropenie
Agranulozytose und/oder Knochenmarkdepression wurden während der Behandlung mit ACE-Hemmern beobachtet. Derartige Effekte waren häufiger bei Patienten mit Niereninsuffizienz, besonders wenn auch eine vaskuläre Kollagenose vorlag, z.B. systemischer Lupus erythematodes oder Sklerodermie. Die Daten aus klinischen Prüfungen reichen nicht aus, um beurteilen zu können, ob Benazepril mit ähnlicher Häufigkeit eine Agranulozytose verursacht. Bei Patienten mit einer vaskulären Kollagenose sollte, vor allem wenn diese mit einer gestörten Nierenfunktion einhergeht, die Überwachung des weissen Blutbilds in Betracht gezogen werden.
Husten
Anhaltender, trockener Husten, der vermutlich durch die Hemmung des Abbaus von endogenem Bradykinin hervorgerufen wird, wurde im Zusammenhang mit ACE-Hemmern beobachtet. Dieser Husten hört immer auf, wenn die Behandlung abgebrochen wird. Bei Husten muss differentialdiagnostisch immer daran gedacht werden, dass ACE-Hemmung Husten auslösen kann.
Hypoglykämie bei Diabetikern s. «Interaktionen».
Laktose
Cibacen-Filmtabletten enthalten Laktosemonohydrat. Patienten mit seltener hereditärer Galaktoseintoleranz, schwerem Laktasemangel oder Glukose-Galaktose-Malabsorption sollten Cibacen-Filmtabletten nicht einnehmen.
Hepatitis und Leberinsuffizienz
In seltenen Fällen wurde über vorwiegend cholestatische Hepatitis und vereinzelt über eine manchmal tödlich verlaufende Leberinsuffizienz bei Patienten unter Behandlung mit einem ACE-Hemmer berichtet. Der Mechanismus ist nicht bekannt. Wenn es während der Behandlung mit einem ACE-Hemmer zu Ikterus oder einer starken Erhöhung der Leberenzyme kommt, sollte der ACE-Hemmer abgesetzt und der Patient ärztlich überwacht werden.
Duale Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS)
Die gleichzeitige Gabe von ACE-Hemmern, einschliesslich Cibacen, und anderen Wirkstoffen, die das RAAS blockieren, wie beispielsweise ARB oder Aliskiren, wird nicht empfohlen. Bei gewissen Patienten ist diese Kombination kontraindiziert siehe Kontraindikationen und «Interaktionen», Unterabschnitt «Duale Blockade des RAAS»).
Interaktion zwischen ACE-Inhibitoren und Sacabutril/Valsartan oder Racecadotril
ACE-Inhibitoren, inkl. Cibacen, dürfen aufgrund eines Angiooedem-Risikos nicht zusammen mit Sacubitril/Valsartan oder Racecadotril verabreicht werden. Bei Patienten, die gleichzeitig eine Therapie mit Sacubitril/Valsartan erhalten, kann ein erhöhtes Risiko von Angiooedemen bestehen.
Eine Behandlung mit Cibacen darf frühestens 36 Stunden nach der letzten Dosis von Sacubitril/Valsartan eingeleitet werden. Eine Behandlung mit Sacubitril/Valsartan darf frühestens 36 Stunden nach Einnahme der letzten Dosis einer Cibacen-Therapie eingeleitet werden (siehe «Kontraindikationen» und «Interaktionen»).
|