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Fachinformation zu Xylocain®:AstraZeneca AG
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AMZV

Zusammensetzung

Wirkstoff: Lidocaini hydrochloridum anhydricum.
Hilfsstoffe: Conserv.: Methylis parahydroxybenzoas (E 218), Propylis parahydroxybenzoas (E 216); Excipiens ad gelatum.

Spray 10%
Wirkstoff: Lidocainum.
Hilfsstoffe: Macrogolum 400, Aromatica: Vanillinum et alia, Saccharinum, Excipiens ad solutionem.

Lösung viskös 2%
Wirkstoff: Lidocaini hydrochloridum anhydricum.
Hilfsstoffe: Propylenglycolum, Arom.: Vanillium et alia, Saccharinum natricum, Conserv.: E216, E218, Excipiens ad solutionem.

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit

Gel 2% (20 mg/ml).
Spray 10% 10 mg pro dosi (ca. 500 Sprühstösse pro Flasche).
Lösung viskös 2% (20 mg/ml).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Zur Oberflächenanästhesie und als Gleitmittel während der Zystoskopie, Dilatation und Katheterisierung sowie anderen urologischen Verfahren.

Xylocain Spray 10%
Xylocain Spray 10% dient der Schmerzprophylaxe in folgenden Situationen:
– Zur Anästhesie im Mund- und Rachenraum.
– Punktion der Oberkieferhöhlen und bei kleineren Eingriffen in Nasenhöhle, Pharynx und Epipharynx, Parazentese.

Xylocain viskös 2%
Im ORL-Bereich zur Oberflächenanästhesie vor Operationen und diagnostischen Eingriffen.
Als Oberflächenanästhetikum in der Zahnheilkunde.
Bei endoskopischen Untersuchungen wie Bronchoskopie, Ösophagoskopie und Laryngoskopie.

Dosierung/Anwendung

Wie bei allen Lokalanästhetika ist die Sicherheit und Wirksamkeit von Lidocain abhängig von der genauen Dosierung, der richtigen Technik, angemessenen Vorsichtsmassnahmen und der Reaktionsbereitschaft bei allfälligen Notfällen.
Die nachfolgenden Dosierungsempfehlungen sind als Richtlinien zu verstehen. Zur Berechnung der notwendigen Dosis ist die Erfahrung des Arztes sowie die Kenntnis über das physische Befinden des Patienten äusserst wichtig.
Insbesondere bei älteren und geschwächten Patienten, Kindern über 12 Jahren, Patienten im akuten Krankheitszustand oder septischen Patienten muss die Dosierung in Übereinstimmung mit dem Alter, Gewicht und physischen Zustand berechnet werden.

Xylocain Gel 2%
Als anästhesierendes Gleitmittel: unmittelbar vor dem Einführen auf das jeweilige Instrument auftragen.
Bei Kindern unter 12 Jahren darf die Dosis von 4 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden.
Die Maximaldosis für Erwachsene beträgt 800 mg Lidocain pro 24 Stunden.

Anästhesie der Harnröhre
Oberflächenanästhesie der Harnröhre beim erwachsenen Mann: Für eine ausreichende Analgesie beim Mann werden 20 ml Xylocain Gel 2% empfohlen (= 400 mg Lidocain hydrochlorid). Das Gel muss langsam eingeführt werden, bis der Patient ein ziehendes Gefühl verspürt oder bis etwa die Hälfte der Tube (10 ml = 200 mg Lidocain hydrochlorid) verabreicht wurde. Dann wird für einige Minuten eine Penisklemme an der Spitze angebracht, danach wird die Restmenge eingeführt.
Ist eine Anästhesie besonders wichtig, z.B. bei Eingriffen mittels Sonden oder Zystoskopie, kann eine grössere Menge des Xylocain Gels (z.B. 30–40 ml) in 3–4 Portionen verabreicht werden. Vor der Einführung der Instrumente muss 10 Minuten gewartet werden, damit die anästhesierende Wirkung erreicht werden kann.
Xylocain Gel, das in die Blase eingebracht wird, ist dort ebenfalls während entsprechenden Eingriffen in dieser Region wirksam.
Oberflächenanästhesie der Harnröhre bei der Frau: 5–10 ml Gel, in kleinen Portionen eingeführt, sind ausreichend, um die gesamte Harnröhre auszufüllen. Um eine ausreichende Anästhesie zu erreichen, müssen vor dem Beginn der urologischen Eingriffe einige Minuten bis zum Wirkungseintritt gewartet werden.

Xylocain Spray 10%
Jede Betätigung des graduierten Dosierungsventils setzt 10 mg Lidocain-Base frei (= 1 Sprühstoss). Es ist nicht notwendig, vor der Anwendung die Applikationsstelle zu trocknen.
Für Erwachsene gelten folgende Dosierungsempfehlungen:

Applikationsfläche             Empfohlene   Maximale
                               Dosis        Dosis   
                               mg           mg      
----------------------------------------------------
Nasale Eingriffe,              20–60        600     
z.B. Punktur der Kieferhöhle                        
----------------------------------------------------
Orale oder dentale Eingriffe,  20–200       600     
z.B. vor Injektionen                                
----------------------------------------------------
Eingriffe im Oropharynx,       20–200       600     
z.B. bei gastrointestinalen                         
Endoskopien                                         

Kinder
Bei Kindern sollte die Dosis 3 mg/kg bei laryngotrachealer Anwendung und von 4–5 mg/kg bei nasaler, oraler oder oropharyngealer Anwendung nicht überschritten werden.
Bei Neugeborenen und Säuglingen sind geringer konzentrierte Lösungen empfohlen.

Xylocain viskös 2%
Der Grad der systemischen Absorption ist abhängig davon, ob Xylocain viskös geschluckt oder ausgespuckt wird. Um eine unnötige Absorption zu verhindern, soll Xylocain viskös nur geschluckt werden, wenn dies unvermeidbar ist. Nach einer verschluckten Einmaldosis von 300 mg (15 ml) Xylocain viskös werden aufgrund des hohen hepatischen First-Pass-Metabolismus nur geringe Blutkonzentrationen erreicht.

Erwachsene
Für die Schmerzbehandlung von irritierten oder entzündeten Schleimhäuten des Mundes und der Kehle werden 5–15 ml Lidocain viskös (100–300 mg Lidocain) empfohlen.
Vor der Einführung von Instrumenten und Katheter in den oberen Respirations- oder Verdauungstrakt werden zur topischen Oberflächenanästhesie 10–15 ml Xylocain viskös empfohlen (200–300 mg Lidocain). Zur oralen Analgesie wird Xylocain viskös im Mund verteilt und wieder ausgespuckt. Zur Anwendung im Rachen soll Xylocain viskös gegurgelt und anschliessend wieder ausgespuckt oder geschluckt werden. Bei Kombination mit anderen lidocainhaltigen Produkten (z.B. zur Bronchoskopie) darf die gesamte Lidocain-Dosis 400 mg nicht überschreiten.

Kinder
Bei Kindern unter 12 Jahren darf die Dosis von 4 mg/kg nicht überschritten werden. Es wird empfohlen, dass grosse Mengen von Xylocain viskös ausgespuckt werden.
Bei Kindern unter 3 Jahren muss die Dosierung entsprechend bemessen mittels Wattestäbchen auf die betroffene Stelle appliziert werden.
Bei Kindern, die Schwierigkeiten beim Ausspucken haben, soll Xylocain viskös ebenfalls mittels Wattestäbchen appliziert werden.
Während 24 Stunden dürfen nicht mehr als 4 Dosierungen verabreicht werden.
Bis heute liegt keine ausreichende Dokumentation vor, die eine Dosierungsempfehlung über eine längere Zeit bei Kindern unter 3 Jahren erlauben würde.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Lidocain, anderen Lokalanästhetika vom Amidtyp oder einem Hilfsstoff gemäss Zusammensetzung.

Xylocain viskös 2% und Xylocain Gel 2%
Überempfindlichkeit gegenüber Methyl- und/oder Propylparahydroxybenzoas (Methyl-/Propylparaben), oder deren Metabolit Paraaminobenzoesäure (PABA). Formulierungen von Lidocain, die Parabene enthalten, sollten nicht an Patienten verabreicht werden, die allergisch sind auf Esterlokalanästhetika oder deren Metabolit PABA.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Eine übermässige Dosierung oder zu enge Applikationsintervalle können zu hohen Plasmaspiegeln und demzufolge zu schweren Nebenwirkungen führen.
Die Absorptionsrate von Schleimhäuten ist unterschiedlich, besonders hoch ist sie jedoch im Bronchialtrakt.
Bei Anwendung im Bronchialtrakt kann es deshalb zu einem schnellen Ansteigen der Plasmakonzentration und zu exzessiven Plasmaspiegeln mit einem erhöhten Risiko toxischer Symptome wie Konvulsionen kommen.
Lidocain soll mit Vorsicht bei Patienten mit Wunden oder infizierter oder verletzter Schleimhaut im vorgesehenen Applikationsbereich angewendet werden, da eine nicht intakte Schleimhaut zu einer erhöhten systemischen Absorption führt.
Die Behandlung von schweren Nebenwirkungen verlangt unter Umständen den Einsatz von Apparaturen zur Wiederbelebung, Sauerstoff oder Notfallmedikamenten (siehe «Überdosierung»).
Bei paralysierten Patienten unter Allgemeinanästhesie werden höhere Blutkonzentrationen erreicht als bei spontan atmenden Patienten. Nicht paralysierte Patienten können eher einen grossen Teil der applizierten Dosis verschlucken. Verschluckte Mengen des Anästhetikums unterliegen jedoch nach Absorption aus dem Darm einer hohen hepatischen First-Pass-Metabolisierung.
Die Anwendung von Lokalanästhetika im Oropharynx kann den Schluckmechanismus beeinträchtigen und somit die Gefahr einer Aspiration erhöhen. Betäubung der Zunge oder der buccalen Schleimhaut erhöht die Gefahr eines Bisstraumas.
Besteht ein Risiko, dass die vorgesehene Dosis oder Anwendung zu hohen Blutspiegeln und damit zu potentiell gefährlichen Nebenwirkungen führen könnte, ist bei den folgenden Patienten besondere Vorsicht geboten:
– Patienten mit partiellem oder komplettem Herzblock, anderen Erregungsleitungsstörungen, Bradykardie, Herzinsuffizienz, Hypovolämie, Schock, Atemdepression, Myasthenia gravis oder Hautinfektionen;
– älteren Patienten und Patienten in schlechtem Allgemeinzustand;
– Patienten mit einer geringen Proteinbindungskapazität oder einem nephrotischen Syndrom;
– Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung oder schweren Nierenfunktionsstörungen.
Bei Azidose ist die Lidocain-Schwellendosis, welche Konvulsionen auslöst, erniedrigt.
Ein Kontakt mit den Augen muss vermieden werden.
Patienten, die mit Antiarrhythmika der Klasse III (z.B. Amiodarone) behandelt werden, sollten überwacht und ein EKG-Monitoring sollte in Betracht gezogen werden, da die kardialen Wirkungen additiv sein können.
Xylocain kann eventuell Porphyrien auslösen. Deshalb sollte das Arzneimittel bei Patienten mit akuter intermittie­render Porphyrie nur äusserst zurückhaltend eingesetzt werden und es sollten entsprechende Vorsichtsmassnahmen getroffen werden.

Xylocain Spray 10%
Xylocain Spray 10% sollte nicht bei Endotrachealtuben mit Plastikmanschetten angewendet werden. Die Lidocain Base kann, wenn sie in Kontakt mit PVC oder nicht-PVC-Manschetten von Endotrachealtuben kommt, diese Manschetten beschädigen. Diese Beschädigung wird beschrieben als Nadellöcher, welche ein Leck verursacht, das zu einem Druckverlust in der Manschette führen kann.

Xylocain viskös 2%
Nach zu hohen oder wiederholten Anwendungen von Xylocain viskös 2% bei Kindern unter 3 Jahren wurde von schweren Nebenwirkungen berichtet.

Interaktionen

Enzyminduktoren (z.B. Barbiturate, Phenytoin, Carbamazepin, Rifampicin) können den Metabolismus von Lidocain verstärken.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Antiarrhythmika (z.B. Mexiletin und Tocainid) muss mit einer additiven kardiodepressiven Wirkung gerechnet werden.
Arzneimittel, die eine Reduktion der Lidocain-Clearance bewirken (wie z.B. Cimetidine oder Betablocker) können möglicherweise, wenn sie über längere Zeit als wiederholte hohe Dosen verabreicht werden, eine potentiell toxische Plasmakonzentration hervorrufen. Bei kurzfristiger Anwendung der empfohlenen Dosis von Lidocain sollten solche Interaktionen jedoch nicht von klinischer Bedeutung sein.
Spezifische Interaktionsstudien mit Lidocain und Antiar­rhythmika der Klasse III (z.B. Amiodarone) wurden nicht durchgeführt, jedoch ist Vorsicht geboten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Orale Kontrazeptiva können die freie Fraktion von Lidocain im Blut erhöhen, indem sie die Konzentration von alpha-1-saurem Glykoprotein vermindern.
Die Wirkung von Muskelrelaxantien kann durch Lidocain verstärkt werden.
ZNS dämpfende Substanzen können die Lidocain-Schwellendosis, welche Konvulsionen auslöst, erhöhen.
Lidocain sollte mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, die bereits mit anderen Lokalanästhetika oder mit Substanzen, welche mit Lokalanästhetika strukturverwandt sind, behandelt werden, da die toxischen Wirkungen additiv sind.

Schwangerschaft/Stillzeit

Tierexperimentelle Studien haben keine Hinweise auf Missbildungen gegeben. Es sind keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen verfügbar. Xylocain sollte deshalb während der Schwangerschaft mit Vorsicht angewendet werden.
Lidocain tritt in die Muttermilch über und Xylocain sollte deshalb bei stillenden Müttern nicht angewendet werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Beim Führen und Lenken von Maschinen muss beachtet werden, dass es in Abhängigkeit von der Dosierung der Lokalanästhetika zu leichten Konzentrations- und Koordinationsstörungen sowie vorübergehender beeinträchtigter Fortbewegungsfähigkeit kommen kann. Bei empfohlenen Dosierungen von Xylocain viskös ist eine Beeinflussung des Zentralnervensystems jedoch nicht zu erwarten.

Unerwünschte Wirkungen

Eine genaue Einschätzung der Häufigkeit der unerwünschten Wirkungen ist auf Grund fehlender Daten nicht möglich.

Systemische unerwünschte Wirkungen/Intoxikation
Systemische Nebenwirkungen können durch hohe Plasmaspiegel, durch schnelle Resorption oder durch Überdosierung (siehe Kapitel «Eigenschaften/Wirkungen» und «Überdosierung») sowie durch Überempfindlichkeit oder herabgesetzte Toleranz verursacht werden.

Immunsystem
Selten: Allergische Reaktionen (in den schwersten Fällen anaphylaktischer Schock).
Bei Xylocain viskös und Xylocain Gel können allergische Reaktionen auch durch die Konservierungsstoffe (Methyl- und Propylparahydroxybenzoat E218 und E216) ausgelöst werden.

Stoffwechselstörungen
Sehr selten: Porphyrie (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Nervensystem
Nervosität, Schwindel, verschwommener Blick oder Tremor. Bei manchen Patienten äussert sich die Intoxikation durch Schläfrigkeit, Bewusstlosigkeit und Atemstillstand.

Herz/Gefässe
Hypotonie, Bradykardie, Asystolie.

Reaktionen an der Applikationsstelle
Lokale Irritationen an der Applikationsstelle wurden beschrieben. Nach Applikation auf die laryngeale Schleimhaut vor endotrachealer Intubation wurde von reversiblen Symptomen wie «rauhem Hals», Heiserkeit oder Stimmverlust berichtet.

Überdosierung

Toxische Reaktionen betreffen hauptsächlich das Zentralnervensystem und das kardiovaskuläre System (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
In schweren Fällen können Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System beobachtet werden. Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmien und sogar Herzversagen können als Resultat hoher systemischer Konzentrationen auftreten.
Kardiovaskuläre toxische Wirkungen werden im Allgemeinen durch toxische Anzeichen des Zentralnervensystems eingeleitet, ausser wenn der Patient in einer Vollnarkose liegt oder mit Substanzen wie Benzodiazepinen oder Barbituraten stark sediert wurde.
Toxizität im Zentralnervensystem äussert sich in Symptomen und Anzeichen von steigendem Schweregrad. Erste Anzeichen sind: zirkumorale Parästhesien, Taubheit der Zunge, Schwindel, Hyperakusis, Tinnitus. Weitere Symptome sind Benommenheit, Unruhe, Nervosität, Desorientierung, Verwirrung, Tremor, Frösteln, Sprachstörungen, Nausea, Erbrechen. Sehstörungen und Muskelzuckungen sind ernster und gehen generalisierten Krämpfen voraus. Es können Bewusstlosigkeit und Grand-Mal-Konvulsionen folgen, die von ein paar Sekunden bis zu mehreren Minuten dauern können. Hypoxie und Hyperkapnie treten während den Krämpfen aufgrund erhöhter Muskelaktivität und Beeinträchtigung der Atmung schnell auf. In schweren Fällen kann Apnoe auftreten. Azidose erhöht die toxische Wirkung von Lokalanästhetika.
Die Erholung des Patienten beruht auf der Rückverteilung des lokalanästhetischen Arzneimittels aus dem Zentralnervensystem. Eine Erholung kann schnell eintreten, wenn nicht grosse Mengen von Arzneimitteln appliziert wurden.

Behandlung
Eine Behandlung akuter systemischer Toxizität sollte spätestens nach Auftreten von Zuckungen eingeleitet werden.
Entsprechende Medikamente und Geräte sollten sofort verfügbar sein. Die Behandlung beinhaltet:
– Erhaltung der Atmung, Stoppen der Krämpfe und Unterstützung des Kreislaufs. Sauerstoff muss verabreicht werden, unterstützt mit Maske und Beutel.
– Ein krampflösendes Mittel sollte i.v. gegeben werden, wenn die Krämpfe sich nicht spontan innert 15–30 Sekunden lösen. Thiopental 1–3 mg/kg Körpergewicht i.v. unterbindet die Krämpfe rasch. Als Alternative kann Diazepam 0,1 mg/kg i.v. verabreicht werden, obwohl dessen Wirkung langsamer ist.
Suxamethonium stoppt die Muskelkrämpfe rasch, erfordert aber eine tracheale Intubation und kontrollierte Beatmung und soll nur bei genügender Kenntnis im Umgang mit dieser Behandlungsmethode angewendet werden.
Wenn eine kardiovaskuläre Depression (Hypotonie, Bradykardie) auftritt, ist für eine Volumenzufuhr i.v. zu sorgen und Ephedrin 5–10 mg i.v. sollte verabreicht und wenn nötig nach 2–3 Minuten wiederholt werden.
Eine Bradykardie wird mit Atropin 0,5–1,0 mg i.v. behandelt.
Sollte ein Kreislaufzusammenbruch auftreten, ist eine rasche kardiopulmonale Reanimation erforderlich: optimale Sauerstoffzufuhr, Beatmung und Kreislaufunterstützung sowie auch Behandlung der Azidose sind lebenswichtig, da Hypoxie und Azidose die systemische Toxizität von Lokalanästhetika erhöhen. Adrenalin (0,1–0,2 mg i.v. oder intrakardial) sollte so schnell wie möglich verabreicht und wenn nötig wiederholt werden.
Kindern müssen sämtliche Dosierungen entsprechend ihrem Alter und Gewicht verabreicht werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code: N01BB02
Lidocain ist ein Lokalanästhetikum vom Säureamidtyp.
Lokalanästhesie wird definiert als ein örtlich begrenzter Gefühls- oder Empfindungsverlust. Alle Lokalanästhetika haben einen gemeinsamen Wirkungsmechanismus. Sie blockieren reversibel die Ausbreitung der Impulse entlang der Nervenfasern. Die Impulse werden durch schnelle Depolarisation und Repolarisation innerhalb des Nervenaxons weitergeleitet. Diese Polarisationsänderungen werden durch den Natrium- und Kaliumionenfluss durch spezielle Ionenkanäle der Nervenmembranen verursacht. Lokalanästhetika verhindern den Einstrom von Natriumionen, der für die Depolarisation verantwortlich ist. Als Folge können die Nervenfasern keine Impulse weiterleiten.
Der Mechanismus der Lokalanästhetika-Aktivität ist noch nicht vollständig bekannt. Eine mögliche Erklärung ist, dass Lidocain in Form der lipidlöslichen Base entlang der Lipidmembranen in die Zelle diffundiert. Innerhalb der Zelle wird ein Teil des Wirkstoffes wiederum ionisiert und gelangt in dieser Form in Natriumkänale, wo das Lokalanästhetikum seine hemmende Wirkung auf den Na-Einstrom und somit auf die Impulsfortleitung ausüben kann.
Lokalanästhetika können eine ähnliche Wirkung auf erregbare Membranen im Gehirn und Myokard haben. Gelangen exzessive Wirkstoffmengen schnell in den systemischen Kreislauf, treten die toxischen Anzeichen und Symptome hauptsächlich im Bereich des Zentralnerven- und kardiovaskulären Systems auf.
Toxizitätserscheinungen des Zentralnervensystems (siehe «Überdosierung») gehen den kardiovaskulären Wirkungen voraus, da die zentralnervösen Erscheinungen bereits bei geringeren Plasmakonzentrationen auftreten. Direkte kardiovaskuläre Auswirkungen des Lokalanästhetikums sind eine langsame Reizleitung, ein negativ inotroper Effekt und möglicherweise Herzstillstand.

Xylocain Gel 2%
Xylocain Gel ist ein praktisch klares, wässriges, leicht gefärbtes Gel.
Xylocain Gel erlaubt eine schnelle und tiefe Oberflächenanästhesie der Schleimhaut und dient auch als Gleitmittel zur Verminderung der Reibung beim Einführen von Instrumenten. Die Dauer bis zum Wirkungseintritt ist abhängig von der Applikationsstelle und erfolgt in der Regel schnell, d.h. innerhalb von 5 Minuten. Die mit Wasser mischbare Grundlage ist charakterisiert durch eine hohe Viskosität und einer geringen Oberflächenspannung. Daraus resultiert ein sehr naher und andauernder Kontakt mit dem Schleimhautgewebe und ermöglicht so eine wirksame Oberflächenanästhesie mit einer relativ langen Wirkungsdauer von ca. 20–30 Minuten.

Xylocain Spray 10%
Xylocain Spray ist eine klare, oder praktisch klare, aromatisierte Lösung.
Xylocain Spray dient zur Anwendung auf der Schleimhaut und erlaubt eine effiziente Oberflächenanästhesie, die während ca. 10–15 Minuten anhält. Die Anästhesie tritt in der Regel nach 1–3 Minuten ein. Der Wirkungseintritt ist jedoch abhängig vom Applikationsgebiet. Der Pumpspray gewährleistet durch sein Dosierventil eine exakte Dosierung.

Xylocain viskös 2%
Xylocain viskös 2% ist eine klare, oder praktisch klare, visköse Lösung mit Kirschenaroma. Der pH-Wert der Lösung beträgt 6,2–6,6.
Xylocain viskös bewirkt eine topische Anästhesie des oberen Verdauungstraktes. Bei Applikation auf die Schleimhäute im Mund und Rachen kann eine schnelle Schmerzreduktion erreicht werden.
Aufgrund der geringen Oberflächenspannung kann sich ein gleichmässiger Film über die Schleimhautoberfläche bilden, so dass Lidocain mit der gesamten Oberfläche in engen Kontakt gelangt. Die hohe Viskosität stellt einen ausreichend verlängerten Kontakt mit der Schleimhaut sicher. Nach Applikation tritt die Wirkung innerhalb von 5 Minuten ein und die Wirkungsdauer beträgt durchschnittlich 20–30 Minuten.

Pharmakokinetik

Nach Applikation auf Schleimhäute oder nicht intakte Haut wird Lidocain absorbiert. Die Absorption bei Applikation auf intakte Haut ist gering.
Die Absorptionsrate und das Absorptionsausmass sind abhängig von der Konzentration und der total verabreichten Menge, von der Applikationsstelle und der Expositionszeit. Allgemein ist die Absorptionsrate von Lokalanästhetika nach topischer Anwendung bei intratrachealer und bronchialer Applikation am höchsten.
Bei diesen Applikationen können deshalb schnell ansteigende oder exzessive Plasmakonzentrationen mit einem erhöhten Risiko für toxische Symptome wie Konvulsionen resultieren.
Lidocain wird auch aus dem Gastrointestinaltrakt gut absorbiert. Dennoch gelangen aufgrund des ausgeprägten First-pass-Metabolismus in der Leber nur kleine Mengen des Wirkstoffes in die Blutzirkulation.

Xylocain Gel 2%
Nach Instillation in die Harnröhre oder Blase ist die Absorption von Lidocain aus dem Xylocain Gel gering.

Distribution
Normalerweise sind ca. 64% des Lidocains an Plasmaproteine gebunden. Lokalanästhetika des Amid-Typs werden hauptsächlich an alpha-1-saures Glycoprotein gebunden, aber auch an Albumin.
Alpha-1-saures-Glycoprotein hat eine hohe Affinität, aber eine geringe Kapazität. Albumin hingegen hat eine geringe Affinität, jedoch eine grosse Kapazität.
Das Verteilungsvolumen im Steady-State beträgt 91 l.
Lidocain gelangt durch passive Diffusion durch die Blut-Hirn- und Plazentaschranke und tritt in die Muttermilch über.

Metabolismus
Lidocain wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert. Die Extraktionsrate beträgt 0,65. Der erste Metabolisierungsschritt von Lidocain ist eine N-Desalkylierung zu Monoethylglycinxylidid (MEGX), gefolgt von der Hydrolyse zu 2,6-Xylidin und Hydroxylierung zu 4-Hydroxy-2,6-Xylidin. MEGX kann weiter zu Glycinxylidid (GX) N-desalkyliert werden. Die pharmakologischen/toxikologischen Wirkungen von MEGX und GX sind mit jenen von Lidocain vergleichbar, jedoch weniger stark. GX hat eine längere Halbwertszeit (ca. 10 Stunden) als Lidocain (1,5–2 Stunden) und könnte bei langdauernder Anwendung akkumulieren.

Elimination
Ca. 90% des verabreichten Lidocains wird in Form von verschiedenen Metaboliten im Urin eliminiert. Weniger als 10% wird unverändert via Urin ausgeschieden. Als Hauptmetabolit erscheint im Urin das 4-Hydroxy-2,6-Xylidin-Konjugat (ca. 70–80% der Menge, die via Urin ausgeschieden wird).
Die Eliminationshalbwertszeit nach einer intravenösen Bolus-Injektion von Lidocain beträgt 1,5–2 Stunden.

Kinetik spezieller Patientengruppen
Aufgrund der schnellen und extensiven Metabolisierung in der Leber, kann jede Beeinträchtigung der Leberfunktion oder Leberdurchblutung eine Veränderung der Pharmakokinetik verursachen. Die Halbwertszeit kann bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen oder Herzinsuffizienz um mehr als das Doppelte verlängert sein.
Eine verminderte Nierenfunktion beeinflusst die Pharmakokinetik von Lidocain nicht, dadurch kann aber eine verstärkte Akkumulation der Metaboliten verursacht werden.

Präklinische Daten

Es liegen zahlreiche Untersuchungen an unterschiedlichen Tierarten zur akuten Toxizität von Lidocain vor. Anzeichen einer Toxizität waren ZNS-Symptome. Dazu zählten auch Krampfanfälle mit tödlichem Ausgang.
Mutagenitätsuntersuchungen mit Lidocain verliefen negativ. Dagegen gibt es Hinweise, dass bei der Ratte möglicherweise auch beim Menschen das aus Lidocain entstehende Stoffwechselprodukt, 2,6-Xylidin, mutagene Wirkungen haben könnte. Diese Hinweise ergeben sich aus in-vitro-Tests, in denen dieser Metabolit in sehr hohen Konzentrationen eingesetzt wurde. Darüber hinaus zeigte 2,6-Xylidin in einer Kanzerogenitätsstudie an Ratten mit transplazentarer Exposition und nachgeburtlicher Behandlung der Tiere über 2 Jahre ein tumorigenes Potential. Da eine Relevanz dieser Befunde für den Menschen nicht hinreichend sicher auszuschliessen ist, sollte Lidocain nicht über längere Zeit in hohen Dosen verabreicht werden.

Sonstige Hinweise

Xylocain topische Formen sollen nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise
Xylocain topische Formen sind bei Raumtemperatur (15–25 °C) aufzubewahren.
Sämtliche Xylocain topische Formen dürfen nicht gefrieren.
Bei einer Lagerung des Sprays unterhalb 8 °C können Niederschläge auftreten. Diese Präzipitationen lösen sich bei Raumtemperatur-Lagerung wiederum auf.

Hinweise für die Handhabung
Der Inhalt der Sprayflasche reicht für ca. 500 Spraystösse à 10 mg Lidocain.
Eine nicht sterile Plastikkanüle (10 cm lang) für den Einmalgebrauch liegt der Packung bei.
Zusätzliche kurze, nicht sterile Plastikkanülen für den Einmalgebrauch sind separat erhältlich. Zusätzlich sind auch sterile, einzeln verpackte, 20 cm lange Plastikkanülen für den Einmalgebrauch erhältlich, welche speziell für die tie­fere Rachenanästhesie geeignet sind.
Die Sprühkanüle ist bereits für den Gebrauch gebogen und es sollten keine weiteren Manipulationen vorgenommen werden. Die Plastikkanüle sollte nicht wieder verwendet werden und darf nicht gekürzt werden, da sonst die Sprühfunktion zerstört wird.

Xylocain Gel 2%
Die Tube zu 30 g Gel ist zum Zeitpunkt der Herstellung sterilisiert worden und nur zum einmaligen Gebrauch bestimmt.

Zulassungsnummer

52094, 52097, 52098 (Swissmedic).

Zulassungsinhaberin

AstraZeneca AG, 6301 Zug.

Stand der Information

Januar 2012.

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