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Fachinformation zu Etomidat®-Lipuro:B. Braun Medical SA
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Fahrtücht.Unerw.WirkungenÜberdos.Eigensch.Pharm.kinetikPräklin.Sonstige H.Swissmedic-Nr.
PackungenReg.InhaberStand d. Info. 

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Etomidatum
Hilfsstoffe
Sojae oleum 100 mg/ml, Triglycerida media 100 mg/ml, Glycerolum, Lecithinum ex ovo, Natrii oleas, Aqua ad iniectabile.
1 ml Emulsion enthält max. 0,022 mg Natrium.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Einleitung einer Allgemeinanästhesie.
Zur Kurznarkose nur in Verbindung mit einem Analgetikum.

Dosierung/Anwendung

Die Dosierung richtet sich nach der individuellen Empfindlichkeit und der klinischen Wirkung.
Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren
In der Regel liegt die zum sicheren Einschlafen benötigte Dosis zwischen 0,15 und 0,3 mg Etomidat/kg Körpergewicht, entsprechend 0,075–0,15 ml/kg Körpergewicht Etomidat-Lipuro.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Kinder ab 6 Monaten und Jugendliche bis 15 Jahre
Kinder ab 6 Monaten bis 15 Jahre erhalten als Einzeldosis 0,15–0,2 mg Etomidat/kg Körpergewicht, entsprechend 0,075–0,1 ml/kg Körpergewicht Etomidat-Lipuro. Es ist auch bei diesen Altersgruppen nach Wirkung zu dosieren.
Kinder unter 6 Monaten
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Etomidat-Lipuro bei Kindern unter 6 Monaten ist bisher nicht geprüft worden. Neugeborene und Säuglinge bis zum Alter von 6 Monaten sind von der Behandlung mit Etomidat-Lipuro auszuschliessen. Ausnahmen sind Behandlungen bei zwingender Indikation unter stationären Bedingungen (vgl. Rubrik «Kontraindikationen»).
Ältere Patienten
Ältere Patienten erhalten als Einzeldosis 0,15–0,2 mg Etomidat/kg Körpergewicht, entsprechend 0,075–0,1 ml/kg Körpergewicht Etomidat-Lipuro. Es ist auch bei dieser Altersgruppe nach Wirkung zu dosieren.
Andere besondere Patientengruppen
Bei Patienten mit Leberzirrhose und bei vorangegangener Prämedikation mit Neuroleptika, Opioiden oder Sedativa muss die Dosis verringert werden.
Art der Anwendung
Etomidat-Lipuro wird ausschliesslich intravenös und langsam (Einzeldosis in etwa 30 s), gegebenenfalls in fraktionierten Gaben, injiziert.
Intraarterielle Injektionen müssen vermieden werden, da die Gefahr von Nekrosen besteht. Paravenöse Injektionen verursachen heftige Schmerzen.
Vor der Anwendung von Etomidat-Lipuro sollte eine Prämedikation zur Verhinderung möglicher Myokloni erfolgen. Empfohlen wird die Anwendung eines Benzodiazepins, z.B. Diazepam, das entweder intramuskulär 1 Stunde oder intravenös 10 Minuten vor Anwendung von Etomidat-Lipuro zu applizieren ist.

Kontraindikationen

Etomidat-Lipuro darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Etomidat, einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung oder Fettemulsionen. Etomidat-Lipuro darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegenüber Sojaöl.
Neugeborene und Säuglinge bis zum Alter von 6 Monaten sind von der Behandlung mit Etomidat-Lipuro auszuschliessen. Ausnahmen sind Behandlungen bei zwingender Indikation unter stationären Bedingungen.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Etomidat-Lipuro darf nur von einem Arzt angewendet werden, der die endotracheale Intubation beherrscht und wenn die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung besteht.
Etomidat entfaltet im Tierexperiment ein porphyrogenes Potential und sollte an Patienten mit genetisch gestörter Haem-Biosynthese erst nach strenger Indikationsstellung verabreicht werden.
Insbesondere bei Anwendung höherer Dosen und in Kombination mit zentraldämpfenden Arzneimitteln kann es gelegentlich zu kurzfristigen Apnoen kommen.
Bei Patienten mit schwerer Hypotonie ist zu beachten, dass Etomidat den Blutdruck noch weiter absenken kann. Bei der Induktion einer Narkose kann Etomidat eine leichte vorübergehende Hypotonie, verursacht durch einen verminderten vaskulären Widerstand in der Peripherie, hervorrufen.
Etomidat hat keine analgesierende Wirkung. Beim Einsatz als Kurzzeit-Hypnotikum hat somit eine Prämedikation bzw. eine gleichzeitige Anwendung eines starken Analgetikums, z. B. Fentanyl, zu erfolgen, wobei auf die Inkompatibilitäten zu achten ist.
Natrium
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro 1 ml Emulsion , d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Die hypnotische Wirkung von Etomidat wird durch Neuroleptika, Opioide oder die Einnahme von Sedativa einschliesslich Alkohol verstärkt.
Da Etomidat vermutlich durch das microsomale Enzymsystem der Leber hydrolisiert wird, verlängern Substanzen mit enzyminhibitorischem Effekt die hypnotische Wirkung von Etomidat.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn dies ist eindeutig erforderlich.
Stillzeit
Etomidat tritt in die Muttermilch über. Wenn eine Anwendung während der Stillzeit erforderlich wird, sollte das Stillen erst nach 24 Stunden wieder aufgenommen und die Milch in der Zwischenzeit verworfen werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Auch bei bestimmungsgemässem Gebrauch von Etomidat ist die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr und zur Bedienung von Maschinen für mindestens 24 Stunden nicht gegeben.

Unerwünschte Wirkungen

Wie die meisten Allgemeinanästhetika beeinflusst Etomidat Atmungs-, Herz- und Kreislauffunktionen. Weiterhin verursacht Etomidat, wie auch einige andere Allgemeinanästhetika, unwillkürliche Muskelbewegungen.
Etomidat hemmt Cytochrom P-450-abhängige Enzymsysteme organabhängig unterschiedlich. In den Nebennierenrinden hemmt Etomidat während ca. 6 Stunden die Cortisol- und Aldosteronsynthese, was zu um 40–50% erniedrigten Plasmaspiegeln dieser Hormone führt. Infolge des peripheren Angriffspunktes von Etomidat können die Cortisolspiegel bis zu 24 Stunden nach kurzzeitiger Verabreichung nicht durch Stimulation mit ACTH-artigen Präparaten angehoben werden; sollten höhere Cortisolspiegel erwünscht sein, müssen diese durch eine einmalige Steroid-Applikation erzielt werden. Mit klinischen Auswirkungen einer kurzzeitigen Etomidat-Induktion ist nicht zu rechnen.
Im einzelnen wurden im Zusammenhang mit der Anwendung von Etomidat folgende Nebenwirkungen beobachtet:
Die Häufigkeiten werden wie folgt angegeben:
Sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1000, <1/100), selten (≥1/10‘000, <1/1000), sehr selten (<1/10‘000).
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: Allergische Reaktionen, Bronchospasmen und anaphylaktoide Reaktionen wurden beobachtet. Nach Gabe von Etomidat kam es zu Histaminfreisetzung.
Selten: Sojaöl kann in seltenen Fällen schwere allergische Reaktionen hervorrufen.
Endokrine Erkrankungen
Sehr häufig: Etomidat hemmt die Steroidsynthese in der Nebennierenrinde. Bei einmaliger Applikation ist die Reaktionsfähigkeit der Nebennierenrinde auf Stressoren für 4–6 Std. stark herabgesetzt.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Nach einmaliger Etomidatgabe treten bei nicht prämedizierten Patienten relativ häufig unwillkürliche Muskelbewegungen (Myokloni) auf. Sie entsprechen der Enthemmung physiologischer dienzephaler Erregungsabläufe wie die hypnogenen Myokloni und können durch vorausgehende Gabe von Opioiden oder Benzodiazepinen verhindert werden.
Gelegentlich: Schüttelfrost.
Sehr selten: Konvulsionen.
Herzerkrankungen
Selten: Herzrhythmusstörungen.
Gefässerkrankungen
Häufig: Ein leichter vorübergehender Blutdruckabfall kann infolge einer Verminderung des peripheren Gefässwiderstandes auftreten.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Häufig: Atemdepression und Apnoe können insbesondere nach Verabreichung höherer Etomidat-Dosen in Kombination mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln auftreten.
Selten: Laryngospasmus, Husten.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Nach Etomidatgabe können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Diese Nebenwirkungen sind jedoch in erster Linie durch die Begleitmedikation mit einem Opioid bedingt.
Selten: Singultus.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Schmerzen während der Injektion, wenn Etomidat-Lipuro ohne Gabe von Fentanyl, in kleine Venen injiziert wird. Um das Risiko lokaler Schmerzen zu minimieren, wird die Injektion in grössere Venen empfohlen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Im Falle einer Überdosierung kann es insbesondere in Kombination mit Inhalationsanästhetika zu einem längerdauernden Schlaf und kurzfristigen Apnoen kommen. Bei der Anwendung von Etomidat-Lipuro ist die bei Narkosen übliche apparative und medikamentöse Ausstattung bereitzustellen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N01AX07
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Der genaue Wirkungsmechanismus von Etomidat ist bisher nicht bekannt.
Die Latenzzeit von Etomidat-Lipuro beträgt im EEG 36 Sekunden, der Beginn des Wirkmaximums wird nach 46 Sekunden erreicht.
Der Wirkungseintritt erfolgt sehr schnell, die hypnotische Wirkungsdauer ist infolge Umverteilung und Abbau kurz. Eine Einmaldosis von 0,3 mg/kg KG führt innerhalb von 10 s zur tiefen Hypnose (3–4 min.), gefolgt vom Schlaf.
Etomidat ist ein intravenös applizierbares Hypnotikum von kurzer Wirkungsdauer ohne analgetische Wirkung.
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.

Pharmakokinetik

Absorption
Keine Angaben.
Distribution
Aus der Literatur ist bekannt, dass die Halbwertzeit der Fettpartikel kurz ist. Nach der Injektion trennt sich Etomidat rasch von den Ölpartikeln, was sich in Plasmaspiegeln äussert, die mit denen der wässrigen Formulierung vergleichbar sind. Das Verschwinden der Emulsion beeinflusst die Halbwertzeit von Etomidat nicht. Etomidat-Lipuro führt, verglichen mit einer wässrigen Formulierung, zu vergleichbaren Halbwertzeiten, Anflutungszeiten und Wirkzeiten. Statistisch abgesicherte Unterschiede konnten nicht festgestellt werden.
Die Plasmaproteinbindung von Etomidat (vornehmlich an Albumin) wurde mit 76,5% bestimmt; sie sinkt bei Nierenfunktionsstörungen oder chronischem Leberschaden Eine Kumulation wurde nicht beobachtet.
Das totale scheinbare Verteilungsvolumen von 4,6 ± 2,2 l/kg ist sehr gross und lässt auf beachtliche Gewebeaufnahme schliessen; das Verteilungsvolumen im zentralen Kompartiment mit 24,2 ± 4,2 l bzw. 21,2 ± 2,8 l bzw. 23,2 ± 11,4 l übersteigt deutlich den intravasalen Plasmaanteil, d.h. zum zentralen Kompartiment zählen zusätzlich auch Organe, die von einem grossen Prozentsatz des Herzminutenvolumens durchströmt werden (z.B. Leber, Gehirn). Die Rückverteilung vom tiefen ins zentrale Kompartiment ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Elimination.
Der Verlauf der Plasmakonzentrations-Zeit-Kurven zeigt 3 Phasen, die sich einem offenen 3-Kompartiment-Modell anpassen lassen: Durch eine schnelle Verteilung aus dem zentralen Kompartiment in ein peripheres und ein tieferes peripheres Kompartiment sowie eine hohe Eliminationsrate fällt nach Einmalgabe die Plasmakonzentration initial rasch ab (initiale Halbwertzeit 1,3 bis 4,5 min.). Durch das grosse Verteilungsvolumen ist trotz der hohen hepatischen Extraktion die Eliminationshalbwertzeit relativ lang (terminale Eliminationshalbwertzeit 2,4–5 h). Die lipophilen Eigenschaften erleichtern eine schnelle Passage durch die Blut-Hirn-Schranke. In der Cerebrospinalflüssigkeit entspricht die Konzentration annähernd der freien, nicht gebundenen Konzentration an Etomidat im Plasma (25 ± 3%). Erfahrungen mit der Anwendung bei Schwangeren beschränken sich auf den Zeitpunkt der Geburt. Bei einer geburtshilflichen Anästhesie tritt Etomidat durch die Plazenta.
Metabolismus
Primärer Schritt der Biotransformation ist die Hydrolyse des Ethylesters in der Leber. Daneben tritt zu einem kleinen Anteil oxidative N-Dealkylierung ein. Alle gefundenen Metabolite sind pharmakologisch inaktiv.
Elimination
Nach i.v. Verabreichung von 15 mg Etomidat-Base (radioaktiv markiert) erscheinen nach 24 h ca. 75% der Gesamtradioaktivität im Harn. Etwa 50% der Dosis tauchen in den ersten 4 h nach Injektion auf. Durch Extrapolation lässt sich abschätzen, dass nach ausreichend langer Periode ca. 87% im Urin ausgeschieden werden, d.h. andere Ausscheidungswege sind von untergeordneter Bedeutung. Hauptmetabolit im Urin ist das Hydrolyseprodukt von Etomidat, nämlich die R-(+)-1-(αmethylbenzyl)-5-imidazolcarbonsäure, die zum Teil auch glukuronidiert vorliegt und insgesamt ca. 80% der Radioaktivität im Urin ausmacht; dabei entfallen 55–59% auf die Säure und 21–24% auf ihr Glukuronid.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Die Halbwertzeit erhöht sich bei Patienten mit Leberinsuffizienz infolge eines verzögerten Abbaus.
Bei Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich. Nur ca. 2% einer Einzeldosis Etomidat werden als unveränderte Substanz renal eliminiert.
Bei Kindern und bei älteren Patienten ist mit stärkerem Ansprechen zu rechnen und entsprechend vorsichtig zu dosieren.

Präklinische Daten

Es sind keine Daten verfügbar, welche für die klinische Anwendung von Relevanz wären.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Etomidat-Lipuro darf nicht mit anderen Injektionslösungen gemischt oder verabreicht werden. Gleichzeitig anzuwendende Medikamente, z.B. eine Kombination von Etomidat mit einem Analgetikum, müssen daher entweder direkt hintereinander über denselben oder über getrennte venöse Zugänge gegeben werden.
In den Schlauch einer vorübergehend unterbrochenen Infusion isotoner Natriumchlorid-Lösung kann Etomidat-Lipuro injiziert werden.
Haltbarkeit
Etomidat-Lipuro darf nur bis zu dem auf der Packung mit «Exp.» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Etomidat-Lipuro enthält kein Konservierungsmittel. Die Emulsion muss unmittelbar nach Öffnen der Ampulle unter sterilen Bedingungen aufgezogen und injiziert werden, da Fettemulsionen das Wachstum von Mikroorganismen begünstigen.
Restmengen der Emulsion müssen verworfen werden.
Besondere Lagerungshinweise
Vor Licht schützen. Bei Raumtemperatur (15–25 °C) aufbewahren. Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Die Ampullen sind vor Gebrauch zu schütteln.

Zulassungsnummer

52303 (Swissmedic)

Packungen

Etomidat-Lipuro Ampullen 10 × 10 ml. (B)

Zulassungsinhaberin

B. Braun Medical AG, Sempach.

Stand der Information

Oktober 2023

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