Unerwünschte WirkungenHydroxyethylstärke-Infusionen können in steigender Dosierung die Blutgerinnung beeinflussen. Die Blutungszeit kann nach Verabreichung grosser Dosen verlängert werden. Auch ein Abfall des Hämatokrits und eine Verdünnung der Plasmaproteine ist zu erwarten.
Störungen des Immunsystems
Nach Hydroxyethylstärke-Infusionen können, wie nach allen kolloidalen Volumenersatzmitteln, anaphylaktoide Reaktionen verschiedener Schweregrade auftreten.
Leichte bis mittelschwere anaphylaktoide Reaktionen sind selten (<1:1000, >1:10000), schwere systemische anaphylaktoide Reaktionen sind sehr selten (<1:10000).
Anaphylaktoide Reaktionen manifestieren sich als Hauterscheinungen oder als eine plötzlich auftretende Rötung von Gesicht und Hals (Flush). In seltenen Fällen können sie bis zu Blutdruckabfall, Schock, Herz- und Atemstillstand gehen (schwere systemische Reaktionen).
Falls sich Nebenreaktionen andeuten, ist die Infusion sofort zu stoppen.
Allgemeine Richtlinien zur Prophylaxe von Nebenreaktionen:
1. Ausreichende Information der Ärzte und des Pflegepersonals über Art und Schwere der möglichen Nebenreaktionen bei Verabreichung eines kolloidalen Volumenersatzmittels.
2. Strenge Beobachtung des Patienten unter der Infusion, besonders wenn die ersten 10–20 ml der Infusionslösung einlaufen.
3. Bereitstellung aller zur Reanimation erforderlichen allgemeinen und medikamentösen Massnahmen.
Eine prophylaktische Kortikosteroidgabe hat sich nicht bewährt.
Nebenreaktionen können sowohl beim wachen als auch beim narkotisierten Patienten auftreten. In der Akutphase des Volumenmangelschocks konnten bisher nie anaphylaktoide Reaktionen nachgewiesen werden.
Der Pathomechanismus der anaphylaktoiden Reaktionen nach Anwendung von Hydroxyethylstärke-Infusionslösungen ist noch weitgehend ungeklärt.
Die Notfalltherapie anaphylaktoider Reaktionen sollte sich am Schweregrad orientieren und basiert auf den drei Pfeilern: Zufuhr von Sauerstoff, Infusion einer anderen Lösung, Applikation von Katecholaminen (siehe Schema).
Endokrine Störungen
Hydroxyethylstärke-Infusionen führen zu einer Erhöhung der α-Amylase im Serum. Diese ist nicht als Pankreaserkrankung zu deuten, sondern sie beruht auf der Bildung eines Hydroxyethylstärke-Amylase-Komplexes, der nur verzögert renal und extrarenal eliminiert wird.
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Wiederholte Gabe von Hydroxyethylstärke in mittleren und hohen Dosierungen kann therapieresistenten und langanhaltenden Juckreiz verursachen. Er kann derzeit nur symptomatisch behandelt werden. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass zwischen dem Auftreten von Juckreiz und der langdauernden Speicherung geringer Mengen von Hydroxyethylstärke im retikuloendothelialen System ein Zusammenhang besteht, wird empfohlen, bei Patienten, bei denen Juckreiz aufgetreten ist, von einer Wiederholung der Behandlung abzusehen.
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