Dosierung/AnwendungMit jeder injizierten Einheit Faktor VIII pro kg Körpergewicht lässt sich im Mittel ein Anstieg der Faktor-VIII-Aktivität im Plasma von etwa 2% erreichen. Nach folgenden Formeln kann daher der mit einer gegebenen Dosis zu erwartende Anstieg des Faktor-VIII-Plasmaspiegels ungefähr berechnet werden:
Erwarteter Faktor-VIII-Anstieg (in % der Norm) = 2× verabreichte Einheiten : Körpergewicht (in kg).
Benötigte Einheiten = Körpergewicht (in kg) × gewünschter Faktor-VIII-Anstieg (in % der Norm) × 0,5.
Die Dosierung und die Dauer der Faktor-VIII-Gabe richten sich nach dem Gewicht des Patienten, dem Grad des Faktor-VIII-Mangels, Ort und Ausmass der Blutung, Hemmkörpertiter und gewünschter Faktor-VIII-Plasmaspiegel.
Dosierung mit kontinuierlicher Infusion
In einer klinischen Studie mit erwachsenen Hämophilie A Patienten, bei denen ein grösserer chirurgischer Eingriff durchgeführt wurde, konnte gezeigt werden, dass Kogenate SF für die Anwendung als kontinuierliche Infusion bei chirurgischen Eingriffen verwendet werden kann (prä- und postoperativ). In dieser Studie wurde, wie auch bei anderen intravenösen Langzeitinfusionen üblich, zur Vermeidung einer Thrombophlebitis an der Infusionsstelle Heparin eingesetzt.
Die Clearance, die für die Berechnung der initialen Infusionsrate benötigt wird, kann entweder durch die präoperative Bestimmung des individuellen FVIII-Abfalls oder könnte, aufgrund der Ergebnisse einer PK-Studie durch Verwendung eines initialen Durchschnittswertes (3,0–3,5 ml/h/kg) mit entsprechender nachfolgender Anpassung der Infusionsrate anhand der gemessenen FVIII-Werte erhalten werden.
Infusionsrate (in I.E./kg/h) = Clearance (in ml/h/kg) × gewünschten Faktor VIII-Plasmaspiegel (in I.E./ml)
Therapie von Blutungen
Die folgende Tabelle enthält Richtwerte für eine Faktor-VIII-Mindestaktivität (in % der Norm), die während des angegebenen Zeitraums nicht unterschritten werden sollten:
Schwere der Benötigter Häufigkeit der
Blutung/Art Faktor VIII- Dosierung
des chirurgischen Plasmaspiegel (Stunden)/
Eingriffs (%) (I.E./dl) Behandlungsdauer
(Tage)
-------------------------------------------------
Blutungen
-------------------------------------------------
Gelenkblutungen 20–40 Injektion alle
im Frühstadium, 12 bis 24 Stun
Muskelblutungen, den; mindestens
Blutungen im 1 Tag, bis die
Mundbereich (durch Schmerzen
erkennbare) Blu
tung sistiert
bzw. Wundheilung
erreicht ist
--------------------------------------------------
Ausgeprägte 30–60 Injektion alle
Gelenkblutungen, 12 bis 24 Stun
Muskelblutungen den für 3 bis
oder Hämatome 4 Tage oder län
ger wiederholen,
bis die Schmer
zen und Behinde
rungen beseitigt
sind
---------------------------------------------------
Lebensbedrohliche 60–100 Injektion alle
Blutungen wie 8 bis 24 Stunden
Gehirnblutungen, wiederholen, bis
Blutungen im die Gefahr für
Rachenbereich, den Patienten
schwere Blutungen vorüber ist
im Bauchbereich
-----------------------------------------------------
Chirurgische Eingriffe
-----------------------------------------------------
Kleinere Eingriffe 30–60 Injektion alle
einschliesslich 24 Stunden; min-
Zahnextraktionen destens 1 Tag,
bis die Wund-
heilung erreicht
ist
------------------------------------------------------
Grössere Eingriffe 80–100 a) Bolus-
(prä- und Injektion
postoperativ) Injektion alle
8 bis 24 Stunden
wiederholen, bis
ausreichende
Wundheilung er-
reicht ist; dann
für mindestens
7 Tage einen
Faktor VIII-
Spiegel von 30%–
60% aufrecht
erhalten.
b) Kontinuier-
liche Infusion
Präoperative
Erhöhung der
Faktor VIII-
Aktivität durch
initiale Bolus
Injektion und
direkt an-
schliessender
kontinuierlicher
Infusion (in
I.E./kg/h). Dann
Anpassung ent-
sprechend der
täglichen Clea-
rance des Pa-
tienten und des
gewünschten Fak-
tor VIII-Plasma-
spiegels für
mindestens
7 Tage
Die Dosis und das Dosierungsintervall sollten im Einzelfall aufgrund der klinischen Wirksamkeit festgesetzt werden. Insbesondere zu Beginn der Behandlung können höhere Dosen notwendig sein.
Kogenate SF eignet sich für Patienten aller Altersstufen.
Langzeitprophylaxe bei schwerer Hämophilie A
Für die blutungsvorbeugende Dauerbehandlung bei schwerer Hämophilie A sind, soweit nicht anders verordnet, im Abstand von 2 bis 3 Tagen 10 bis 50 IE Kogenate SF pro kg Körpergewicht zu verabreichen. In manchen Fällen, besonders bei jüngeren Patienten, können kürzere Dosierungsabstände oder höhere Einzeldosen erforderlich sein.
Art und Dauer der Anwendung
Die gebrauchsfertige Kogenate SF-Lösung wird intravenös injiziert oder infundiert.
Die Trockensubstanz wird im beigefügten Lösungsmittel nach Erwärmen auf Raumtemperatur (nicht über 37 °C) unter kreisenden Bewegungen vollständig gelöst. Bei der Herstellung und anschliessenden i.v. Gabe der Lösung ist darauf zu achten, dass sterile Bedingungen eingehalten werden.
Mit den angegebenen Dosierungsformeln kann der wirkliche Bedarf an Faktor VIII nur annähernd errechnet werden. Das Erreichen einer gewünschten Faktor-VIII-Aktivität im Plasma muss gerinnungsanalytisch überprüft werden. Besonders bei grösseren chirurgischen Eingriffen sind Kontrollen der Faktor-VIII-Plasmaspiegel unerlässlich.
Patienten mit Faktor VIII-Hemmkörpern
Wird der erwartete Faktor-VIII-Spiegel nicht erreicht oder wird die Blutung mit der errechneten Dosis nicht beherrscht, ist an das Vorhandensein eines Faktor-VIII-Hemmkörpers (Inhibitor) zu denken. Mit geeigneten Labortests sollte das Vorhandensein von Hemmkörpern überprüft werden.
Beträgt der Hemmkörpertiter weniger als 10 Bethesda-Einheiten (B.E.) pro ml, kann die Gabe von zusätzlichem rekombinantem Faktor VIII die Hemmkörper neutralisieren und die Fortsetzung einer klinisch effektiven Therapie mit Kogenate SF ermöglichen. Die notwendige Dosis ist jedoch bei Vorhandensein von Hemmkörpern variabel und muss entsprechend der klinischen Wirksamkeit und den Ergebnissen der Faktor VIII-Aktivitätsbestimmung im Plasma angepasst werden. Bei Patienten mit einem Hemmkörpertiter von mehr als 10 B.E. oder einem grossen Faktor VIII-Bedarf in der Anamnese muss die Gabe von (aktiviertem) Prothrombin-Komplex-Konzentrat (PPSB) oder von rekombinantem aktivierten Faktor VII (rFVIIa) erwogen werden. Diese Therapien sollten nur von Ärzten durchgeführt werden, die über Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit Hämophilie verfügen.
|