Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDiagnose und Therapie mit Humatrope sollte von Ärzten begonnen und überwacht werden, die über eine angemessene Qualifikation und Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Patienten mit Wachstumshormon-Mangel verfügen.
Es wurde unter Behandlung mit Somatropin bei Patienten nach in der Kindheit ausgeheilter Krebserkrankung ein erhöhtes Risiko einer zweiten (benignen oder malignen) Neoplasie berichtet. Diese Zweittumoren waren am häufigsten intrakranielle Neoplasien, insbesondere Meningeome, nach ZNS-Bestrahlung.
Es gibt bisher keine Anhaltspunkte, dass die Substitution von Wachstumshormon die Häufigkeit des Wiederauftretens oder eines erneuten Wachstums von Neoplasien beeinflusst. Die normale klinische Praxis erfordert jedoch bei Patienten mit Erkrankungen der Hypophyse in der Vorgeschichte regelmässige bildgebende Untersuchungen der Hypophysenregion. Bei diesen Patienten wird eine bildgebende Untersuchung empfohlen, bevor eine Substitutionsbehandlung mit Wachstumshormon begonnen wird.
Patienten mit Wachstumshormonmangel infolge einer Intrakranialläsion sollten häufig auf Progredienz oder Rezidive der Grundkrankheit untersucht werden.
Bei einer kleinen Anzahl von Kindern, die mit Wachstumshormon behandelt wurden, wurde über das Auftreten von Leukämie berichtet. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass eine Wachstumshormontherapie die Häufigkeit von Leukämien bei Patienten ohne prädisponierende Faktoren erhöht.
Selten wurde verstärktes Wachstum vorbestehender Nävi beobachtet. Patienten sollten sorgfältig auf maligne Hautveränderungen überwacht werden.
In Einzelfällen ist vor allem in den ersten Therapiewochen eine benigne intrakranielle Hypertension aufgetreten. Klinische Zeichen sind in der Regel Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen, deren Auftreten eine Fundoskopie notwendig machen, um ein Papillenödem zu erkennen. Die Symptome verschwinden in den meisten Fällen unter Fortführung der Therapie; in schweren Fällen muss die Dosis reduziert oder die Behandlung vorübergehend unterbrochen werden.
Zur Zeit bestehen nur unzureichende Erfahrungen, um Empfehlungen hinsichtlich der Behandlung von Patienten nach abgeklungener intrakranieller Hypertension zu geben. Wird die Wachstumshormon-Behandlung wieder aufgenommen, ist eine sorgfältige Überwachung bzgl. der Symptome einer intrakraniellen Hypertension erforderlich.
Der Einfluss einer Wachstumshormon-Therapie auf die Genesung wurde in zwei Placebo-kontrollierten Studien mit insgesamt 522 erwachsenen Patienten untersucht. Bei diesen Patienten war aufgrund von Komplikationen nach einer Operation am offenen Herzen oder im Bauchraum bzw. nach Polytrauma eine intensiv-medizinische Behandlung erforderlich oder die Patienten hatten eine akute Ateminsuffizienz. Bei den Patienten, die mit Wachstumshormon behandelt wurden (Dosierung 5,3-8 mg täglich), war die Sterblichkeitsrate im Vergleich zur Placebogruppe höher (41,9 % gegenüber 19,3 %). Die Sicherheit der Fortführung einer Wachstumshormon-Behandlung bei Patienten, bei denen es unter einer Substitutionstherapie im Rahmen der zugelassenen Indikationen zu derartigen Erkrankungen kommt, ist bislang nicht belegt. Daher ist bei Patienten, bei denen eine intensiv-medizinische Behandlung erforderlich wird, der potentielle Nutzen einer Fortführung der Substitutionstherapie mit Wachstumshormon gegen das potentielle Risiko abzuwägen.
Wachstumshormon erhöht die periphere Konversion von T4 (Thyroxin) zu T3 (Trijodthyronin) und kann somit eine subklinische Hypothyreose manifest werden lassen. Die Schilddrüsenfunktion sollte daher bei allen Patienten überwacht werden. Bei Patienten mit hypophysärer Insuffizienz muss die Standardsubstitutionstherapie mit Schilddrüsenhormon bei gleichzeitiger Wachstumshormongabe engmaschig überwacht werden.
Da Somatropin eine Insulinresistenz hervorrufen kann, sollten Patienten, die Somatropin erhalten, hinsichtlich Anzeichen eines abnormen Glukosemetabolismus und/oder Diabetes mellitus überwacht werden. Bei Kindern und Erwachsenen, die Somatropin erhalten haben, ist erstmalig über das Auftreten von Diabetes mellitus Typ 2 berichtet worden. Bei Patienten mit Diabetes mellitus, die Somatropin erhalten, kann eine Anpassung der Insulindosis und anderer antihyperglykämischen Therapie erforderlich sein.
Unter Somatropin-Behandlung haben Kinder im Vergleich zu Erwachsenen ein erhöhtes Risiko einer Pankreatitis. Wenngleich eine Pankreatitis selten beobachtet wird, sollte bei Kindern unter Somatropin-Behandlung, die abdominale Schmerzen entwickeln, eine Pankreatitis in Erwägung gezogen werden.
Bei Kindern mit Hormonstörungen, einschliesslich Wachstumshormon-Mangel, kann eine Epiphysenlösung im Bereich des Hüftkopfes häufiger als bei Gesunden vorkommen. Jedes Kind, bei dem während der Behandlung mit Humatrope ein Hinken einsetzt, sollte ärztlich untersucht werden.
In Phasen raschen Wachstums kann es bei Kindern häufig zu einer Erstmanifestation bzw. zum Fortschreiten einer Skoliose kommen. Da Somatropin die Wachstumsrate steigert, sollten die Patienten hinsichtlich des Auftretens bzw. insbesondere der Progression einer Skoliose beobachtet werden.
Vor Beginn der Somatropin-Behandlung einer Wachstumsverzögerung aufgrund einer chronischen Niereninsuffizienz sollten die Patienten zur Bestätigung der Wachstumsstörung ein Jahr lang beobachtet worden sein. Eine konservative Therapie der Niereninsuffizienz (dazu gehören die Behandlung einer Azidose, eines Hyperparathyroidismus sowie die Optimierung des Ernährungszustandes über den Zeitraum eines Jahres vor Beginn der Behandlung) sollte eingeleitet sein und während der Behandlung fortgeführt werden. Die Behandlung mit Somatropin sollte zum Zeitpunkt einer Nierentransplantation beendet werden.
Bei Kindern mit SHOX-Mangel wird ein Beginn der Behandlung mit Humatrope kurz vor Einsetzen der Pubertät nicht empfohlen, da die Erfahrungen begrenzt sind.
Bei Kindern mit Kleinwuchs infolge einer intrauterinen Wachstumsverzögerung (SGA) sollten vor Beginn der Behandlung andere medizinische Gründe oder Behandlungen, die die Wachstumsstörung erklären könnten, ausgeschlossen werden.
Bei Kindern mit Kleinwuchs infolge einer intrauterinen Wachstumsverzögerung (SGA) wird empfohlen, vor Beginn der Behandlung und danach einmal jährlich den Nüchtern-Insulin- und -Blutzuckerspiegel zu messen. Bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus (z.B. Diabetes in der Familienanamnese, Übergewicht, schwere Insulinresistenz, Acanthosis nigricans) sollte ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) durchgeführt werden. Bei manifestem Diabetes mellitus darf das Wachstumshormon so lange nicht gegeben werden, bis der Diabetes durch eine Behandlung stabil ist. Die Wachstumshormonbehandlung kann dann unter sorgfältiger Überwachung der Diabeteseinstellung begonnen werden. Eine Erhöhung der Insulindosis kann notwendig sein.
Bei Kindern mit Kleinwuchs infolge einer intrauterinen Wachstumsverzögerung (SGA) wird empfohlen, den IGF-I Spiegel vor Beginn der Behandlung und danach zweimal jährlich zu messen. Falls der IGF-I Spiegel wiederholt die alters-, geschlechts- und pubertätsbezogenen Normwerte um mehr als + 2 SD übersteigt, sollte das IGF-I/ IGFBP-3-Verhältnis in die Überlegungen zu einer Dosisanpassung einbezogen werden.
Ein Teil des Zugewinns an Körpergrösse durch die Wachstumshormonbehandlung von kleinwüchsigen Kindern infolge einer intrauterinen Wachstumsverzögerung (SGA) kann verloren gehen, wenn die Behandlung vor Erreichen der Endgrösse beendet wird.
Bei Patienten im Kindesalter soll die Behandlung bis zum Abschluss des Längenwachstums durchgeführt werden. Im Hinblick auf das potentielle Risiko einer Akromegalie, Hyperglykämie und Glukosurie ist ratsam, die empfohlene Dosierung nicht zu überschreiten.
Patienten, die in der Kindheit bis zum Erreichen der Endgrösse mit Wachstumshormon behandelt wurden, müssen nach dem Epiphysenschluss erneut hinsichtlich eines Wachstumshormon-Mangels untersucht werden, bevor die Therapie mit den empfohlenen Dosen für Erwachsene fortgesetzt wird.
Abhängig von Dosierung und Verabreichungsweg kann eine Östrogen-Therapie das Ansprechen auf eine Wachstumshormonbehandlung beeinflussen. Höhere Dosen von Wachstumshormon können benötigt werden um eine äquivalente Erhöhung von Serum IGF-I bei Frauen zu erreichen (im Vergleich zu Männern). Dies besonders bei Frauen, welche eine Östrogen-Ersatztherapie erhalten. Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Wachstumshormon (ausgedrückt als Änderung von Serum IGF-I zur Wachstumshormondosis) kann im Laufe der Zeit beobachtet werden, besonders mit zunehmendem Alter.
Bei Patienten, die im Erwachsenenalter einen Wachstumshormon-Mangel entwickelten, traten Ödeme, Myalgien sowie Arthralgien und Gelenkveränderungen in der Regel zu Beginn der Therapie auf und waren meist passager. Auch bei Kindern wurden zu Beginn der Therapie leichte passagere Ödeme beobachtet.
Es gibt Berichte über Schlafapnoe und Todesfälle nach Einleitung einer Wachstumshormontherapie bei pädiatrischen Patienten mit Prader-Willi-Syndrom, welche einen oder mehrere der folgenden Risikofaktoren aufwiesen: schwere Adipositas, obere Atemwegsobstruktion oder Schlafapnoe in der Anamnese oder nicht abgeklärter Atemwegsinfekt. Bei männlichen Patienten mit einem oder mehreren dieser Faktoren kann das Risiko höher sein als bei weiblichen. Humatrope ist nicht für die Behandlung von Patienten mit Prader-Willi-Syndrom indiziert.
Wachstumhormonmangel bei Erwachsenen ist eine lebenslang andauernde Erkrankung und erfordert eine adäquate Behandlung. Erfahrungen über die Anwendung von Humatrope bei Patienten über 60 Jahre sowie Erfahrungen mit einer Langzeitbehandlung von Erwachsenen liegen jedoch nicht vor.
In klinischen Prüfungen entwickelten etwa 2 % der Patienten mit Wachstumshormon-Mangel Antikörper gegen Wachstumshormon. In Prüfungen zum Ullrich-Turner-Syndrom, in denen höhere Dosen gegeben werden, entwickelten bis zu 8 % der Patienten Antikörper gegen Wachstumshormon. Die Bindungskapazität dieser Antikörper war gering, und die Wachstumsrate wurde nicht nachteilig beeinflusst. Eine Bestimmung der Wachstumshormon-Antikörper sollte bei jedem Patienten, der nicht auf die Therapie anspricht, durchgeführt werden.
In Einzelfällen wurden Injektionspräparate mit dem Konservierungsmittel m-Cresol mit dem Auftreten einer Myositis in Verbindung gebracht. Bei Auftreten von Myalgien oder unverhältnismässig starken Schmerzen an der Injektionsstelle soll die Kreatininkinase bestimmt werden. Falls eine Myositis durch eine Biopsie oder erhöhte Kreatininkinase Werte diagnostiziert oder allenfalls eine sonstige Überempfindlichkeitsreaktion auf Metacresol vermutet wird, kann das Pulver in sterilem Wasser für Injektionszwecke aufgelöst werden (siehe "Sonstige Hinweise").
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosis, d.h. es ist nahezu "natriumfrei".
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