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Fachinformation zu Rudocain® / Rudocain® forte:Streuli Pharma AG
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Articaini hydrochloridum, Adrenalinum (ut Adrenalini hydrochloridum).
Hilfsstoffe
Natrii chloridum, acidum hydrochloridum 25 per centum, natrii metabisulfis (E 223) 0,5 mg/ml, aqua ad iniectabile.
1 ml Injektionslösung enthält 0.53 mg Natrium.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Infiltrations- und Leitungsanästhesie in der Zahnheilkunde bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern über 4 Jahre.
Rudocain
Routineeingriffe wie komplikationslose Einzel- und Reihenextraktionen, Kavitäten- und Kronenstumpfpräparationen, insbesondere bei Patienten mit schweren Allgemeinerkrankungen.
Rudocain forte
Eingriffe an Schleimhaut und Knochen, welche eine erhöhte Ischämie erfordern; chirurgische Eingriffe an der Pulpa (Amputationen und Exstirpationen); Extraktion von Zähnen mit Parodontitis apicalis bzw. frakturierter Zähne (Osteotomie), lange dauernde chirurgische Eingriffe, z.B. Operation nach Caldwell-Luc, perkutane Osteosynthese, Zystektomie, mukogingivale Eingriffe, apikale Resektion.

Dosierung/Anwendung

Dieses Arzneimittel sollte nur von oder unter Aufsicht von Ärzten oder Zahnärzten angewendet werden, die über ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen in der Diagnose und Behandlung systemischer Intoxikationserscheinungen verfügen. Vor der Anwendung des Lokalanästhetikums ist eine entsprechende Notfallausrüstung mit geeigneten Geräten und Arzneimitteln sowie geschultem Personal zur Durchführung einer Wiederbelebung bereitzustellen, um eine sofortige Behandlung bei Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Notfällen zu ermöglichen.
Bei jedem Einsatz eines Lokalanästhetikums sollten folgende Arzneimittel/Behandlungsmethoden sowie ein venöses Verweilkanülen-Set zur Verfügung stehen:
·Antikonvulsiva, Muskelrelaxantien, Glukokortikoide, Antihistaminika (z.B. Dimetinden), Atropin, blutdrucksteigernde Mittel, Adrenalin sowie eine Elektrolytlösung im Fall von ernsten allergischen oder anaphylaktischen Reaktionen.
·Geräte zur Wiederbelebung (besonders Sauerstoffzufuhr), die − falls erforderlich – eine künstliche Beatmung ermöglichen.
Nach jeder Injektion eines Lokalanästhetikums müssen die Vitalfunktionen Herz/Kreislauf und Atmung (angemessene Sauerstoffversorgung) sowie der Bewusstseinszustand des Patienten sorgfältig und konstant überwacht werden. Unruhe, Angst, Tinnitus, Schwindel, Sehstörungen, Tremor, Depression oder Benommenheit können möglicherweise frühe Warnzeichen für toxische Einflüsse auf das Zentralnervensystem sein (siehe Rubrik «Überdosierung»).
Dosierung
Es sollte für alle Patientengruppen die niedrigste für eine wirksame Anästhesie ausreichende Dosis angewendet werden.
Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre
Übliche Dosierung
Für die komplikationslose Zangenextraktion von Oberkieferzähnen im nicht entzündlichen Stadium genügt meist ein vestibuläres Depot von 1,7 ml Rudocain oder Rudocain forte pro Zahn. In einigen Fällen kann eine vestibuläre Nachinjektion von 1-1,7 ml Rudocain erforderlich sein, um eine komplette Anästhesie zu erreichen. Auf die schmerzhafte palatinale Injektion kann verzichtet werden. Wenn am Gaumen ein Schnitt oder eine Naht indiziert ist, genügt ein palatinales Depot von ca. 0,1 ml pro Einstich. Bei Reihenextraktionen benachbarter Zähne lässt sich in den meisten Fällen die Zahl der vestibulären Depots verringern.
Bei normalen Zangenextraktionen von Unterkiefer-Prämolaren im nicht entzündlichen Stadium kann auf die Mandibularanästhesie verzichtet werden, da eine lokale Infiltrationsanästhesie von 1,7 ml Rudocain/-forte pro Zahn in der Regel genügt. Falls danach noch keine zufriedenstellende Wirkung eintritt, ist zunächst eine vestibuläre Nachinjektion von 1-1,7 ml zu setzen. Erst wenn auch dann eine vollständige Betäubung ausbleibt, ist die sonst übliche Mandibularanästhesie angezeigt.
Für Kavitätenpräparationen und das Abschleifen von Kronenstümpfen sind je nach Schwere und Länge der Behandlung – mit Ausnahme der Unterkiefer-Molaren – 0,5 bis 1,7 ml Rudocain pro Zahn vestibulär angezeigt. Bei chirurgischen Eingriffen ist Rudocain forte je nach Umfang und Länge des Eingriffs individuell zu dosieren.
Empfohlene Maximaldosis bei Erwachsenen
Erwachsene können im Verlauf einer Behandlung bis zu 7 mg Articain pro kg Körpergewicht erhalten. Mengen bis zu 500 mg (entsprechend 12.5 ml Rudocain/ Rudocain forte bzw. 7 Zylinderampullen) wurden unter Aspirationskontrolle gut vertragen.
Um eine intravasale Injektion zu vermeiden, ist vor der Injektion grundsätzlich ein Aspirationstest durchzuführen, wozu sich bei Verwendung von Zylinderampullen die Injektionsspritze Uniject® K besonders gut eignet.
Der Injektionsdruck muss der Empfindlichkeit des Gewebes angepasst sein. Nahrungsaufnahme erst nach Sensibilitätsrückkehr.
Dosisanpassung aufgrund unerwünschter Wirkungen / Interaktionen
Gleichzeitige Anwendung mit Beruhigungsmitteln: bei Patienten, die Beruhigungsmittel erhalten, sollte aufgrund der additiven dämpfenden Wirkung auf das zentrale Nervensystem eine Verringerung der Dosis des Lokalanästhetikums in Betracht gezogen werden (siehe «Interaktionen»).
Pädiatrie
Rudocain/ Rudocain forte dürfen bei Kindern unter 4 Jahren nicht angewendet werden. Bei Kindern von 4 bis 12 Jahren soll die Dosis von 5 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Articain wird u.a. über die Leber metabolisiert. Aufgrund einer verlängerten Wirkdauer sowie einer systemischen Kumulation können bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen geringere Dosierungen erforderlich sein (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Articain und seine Metaboliten werden hauptsächlich im Urin ausgeschieden. Aufgrund einer verlängerten Wirkdauer sowie einer systemischen Kumulation können bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen geringere Dosierungen erforderlich sein (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten können aufgrund der reduzierten Stoffwechselprozesse und des kleineren Verteilungsvolumens erhöhte Plasmaspiegel von Articain/Adrenalin auftreten. Insbesondere bei wiederholter Anwendung (z.B. Nachinjektion) nimmt das Risiko einer Kumulation von Articain/Adrenalin zu.
Die empfohlene Dosierung für Erwachsene sollte entsprechend reduziert werden, insbesondere
bei Erkrankungen des Herzens bzw. der Leber (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Patienten mit anderen Grunderkrankungen
Bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen (Angina pectoris, Arteriosklerose) ist die Dosis ebenfalls zu verringern (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Genotyp/Genetische Polymorphismen
Bei Patienten, die bekanntermassen an einem angeborenen oder erworbenen Mangel der Plasmacholinesterase-Aktivität leiden, ist die Anwendung von Rudocain/ Rudocain forte kontraindiziert (siehe Rubrik «Kontraindikationen»).
Art der Anwendung
Infiltration und perineurale Anwendung.
NUR FÜR DIE ANWENDUNG ZUR ANÄSTHESIE IN DER ZAHNHEILKUNDE.
Zur Vermeidung einer intravasalen Injektion ist stets eine Aspirationskontrolle in mindestens zwei Ebenen (Drehung der Kanüle um 180°) sorgfältig durchzuführen, wobei ein negativer Aspirationsbefund eine unbeabsichtigte und unbemerkte intravasale Injektion jedoch nicht sicher ausschliesst.
Die Injektionsgeschwindigkeit sollte 0,5 ml in 15 Sekunden, d.h. 1 Zylinderampulle pro Minute, nicht übersteigen.
Durch entsprechende Injektionstechnik – nach Aspiration langsame Injektion von 0,1−0,2 ml und erst nach mindestens 20 - 30 Sekunden langsame Applikation der Restmenge – lassen sich grössere systemische Reaktionen infolge einer versehentlichen intravasalen Injektion in der Mehrzahl der Fälle vermeiden.

Kontraindikationen

Rudocain/ Rudocain forte darf in folgenden Fällen nicht angewendet werden:
·Kinder unter 4 Jahren (oder unter 20 kg Körpergewicht),
·Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen, gegenüber Natriumdisulfit (E 223) oder einem anderen Hilfsstoff,
·Patienten mit unzureichend behandelter Epilepsie.
Rudocain/ Rudocain forte darf aufgrund des Wirkstoffes Articain nicht angewendet werden bei:
·bekannter Allergie oder Überempfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika vom Säureamidtyp,
·bekannter Verminderung der Plasmacholinesterase-Aktivität (einschliesslich medikamenten-induzierter Formen),
·schweren, unkontrollierten oder unbehandelten Störungen des Reizbildungs- oder Reizleitungssystems am Herzen (z.B. AV-Block II. und III. Grades, ausgeprägter Bradykardie),
·akut dekompensierter Herzinsuffizienz,
·schwerer Hypotonie.
Rudocain/ Rudocain forte darf aufgrund von Adrenalin als Vasokonstriktorzusatz nicht angewendet werden bei:
·Herzkrankheiten wie z.B.
·instabiler Angina pectoris,
·frischem Myokardinfarkt (3−6 Monate),
·kürzlich durchgeführtem aortokoronarem Bypass (3 Monate),
·refraktärer Arrhythmie und paroxysmaler Tachykardie oder hochfrequenter absoluter Arrhythmie,
·unbehandelter oder unkontrollierter dekompensierter Herzinsuffizienz,
·unbehandelter oder unkontrollierter schwerer Hypertonie,
·Einnahme von nicht kardioselektiven Betablockern (z.B. Propranolol) wegen des Risikos einer hypertensiven Krise und schwerer Bradykardie,
·gleichzeitiger Einnahme von Monoaminoxidasehemmern (MAO) oder trizyklischen Antidepressiva (siehe Rubrik «Interaktionen»),
·Anästhesie der Extremitäten (beispielsweise der Finger) wegen des Risikos einer Ischämie,
·Phäochromozytom,
·Engwinkelglaukom,
·Hyperthyreose, nicht kompensierten Stoffwechselstörungen beim Diabetiker sowie Anästhesien auf Ebene des Kapillarnetzes.
Rudocain/ Rudocain forte darf aufgrund des Hilfsstoffes Natriumdisulfit (E 223) nicht angewendet werden bei:
·Allergie oder Überempfindlichkeit gegen Sulfit, auch in Form eines anaphylaktischen Schocks,
·schwerem Bronchialasthma,
·lebensbedrohlichem Erbrechen und Durchfall (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Rudocain/ Rudocain forte können schwere allergische Reaktionen, einschliesslich anaphylaktischer Symptome wie Bronchospasmus, auslösen.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Eine Injektion in entzündetes Gewebe sollte unterbleiben. Bei Patienten mit Cholinesterasemangel muss die Indikation streng gestellt werden, da mit verlängerter und unter Umständen verstärkter Wirkung zu rechnen ist.
Aufgrund der Wirkung des Articains müssen Rudocain / Rudocain forte in folgenden Fällen mit Vorsicht eingesetzt werden:
·Patienten mit Myasthenia gravis, die mit Acetylcholinesterasehemmern behandelt werden. Es sollte die niedrigste Dosis, die für eine wirksame Anästhesie ausreichend ist, angewendet werden.
·Patienten mit Porphyrie. Rudocain/ Rudocain forte sollte bei Patienten mit einer akuten Porphyrie nur dann angewendet werden, wenn keine sicherere Alternative zur Verfügung steht. Bei allen Patienten mit Porphyrie sollten geeignete Vorsichtsmassnahmen getroffen werden, da dieses Arzneimittel eine Porphyrie verstärken kann.
Die Verabreichung hoher Dosen von Articain kann bei prädisponierten Patienten eine Methämoglobinämie auslösen, mit einer ungenügenden Sauerstoffsättigung des Hämoglobins und einer symptomatischen Zyanose.
Eine Reduktion der Dosis ist notwendig bei Hypoxie, Hyperkaliämie und metabolischer Azidose.
Aufgrund der Wirkungen des Adrenalins müssen Rudocain und Rudocain forte in folgenden Fällen mit Vorsicht eingesetzt werden:
·Begleitende Behandlung mit halogenierten Inhalationsanästhetika
·Diabetes mellitus wegen möglicher Veränderungen des Blutzuckerspiegels
Adrenalin ändert den Blutfluss im Zahnfleisch, was zu lokalen Gewebenekrosen führen kann. Es wurden Fälle anhaltender oder irreversibler Verletzungen der Nerven und Geschmacksverlust nach mandibulärer Blockanalgesie berichtet.
Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen (Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, Angina pectoris, Myokardinfarkt in der Anamnese, Arrhythmie, Hypertonie), cerebrovaskulären Beschwerden, Schlaganfall in der Anamnese, chronischer Bronchitis, Emphysem, Diabetes mellitus, Hyperthyreose oder schweren Angstzuständen sollte aufgrund des tieferen Adrenalin-Gehalts die Verabreichung von Rudocain erwogen werden.
Besondere Vorsicht ist ausserdem geboten bei der Anwendung von Rudocain / Rudocain forte bei Patienten mit schweren Störungen der Nieren- oder Leberfunktion, Angina pectoris, Arteriosklerose sowie schweren Störungen der Blutgerinnung.
Eine Nahrungsaufnahme darf erst nach Sensibilitätsrückkehr erfolgen.
Betreuer kleiner Kinder müssen auf das Risiko von versehentlichen Verletzungen der Weichgewebe durch Aufbeissen auf die betäubten Weichteile hingewiesen werden.
Natriummetabisulfit (E 223)
Das Arzneimittel enthält Natriummetabisulfit (E 223), welches in seltenen Fällen schwere Überempfindlichkeitsreaktionen und Bronchialkrämpfe (Bronchospasmen) hervorrufen kann.
Natrium
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro 1 ml, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Wechselwirkungen mit Articain
Beruhigungsmittel (mit zentral dämpfender Wirkung, z.B. Benzodiazepine, Opioide): Aufgrund der additiven Wirkung auf die zentrale Dämpfung sollte eine Dosisverringerung des Anästhetikums bei Patienten, die ein Beruhigungsmittel erhalten haben, in Betracht gezogen werden (siehe «Dosierung/Anwendung – gleichzeitige Anwendung mit Beruhigungsmitteln»).
Andere Lokalanästhetika: Die Toxizität von Lokalanästhetika ist additiv, unabhängig von der Dosis.
Vorsichtsmassnahmen sind zu treffen, wenn mehr als ein Lokalanästhetikum verabreicht wird. In diesem Fall sollten die Dosen der Lokalanästhetika gegebenenfalls verringert werden.
Wechselwirkungen mit Adrenalin
COMT-Hemmer (Catechol-O-Methyltransferase-Hemmer) (beispielsweise Entacapon, Tolcapon): Es können Herzrhythmusstörungen, erhöhte Herzfrequenz und Blutdruckschwankungen auftreten. Bei Patienten, die COMT-Hemmer einnehmen, sollte bei der zahnärztlichen Anästhesie eine reduzierte Dosis Adrenalin angewendet werden.
Phenothiazine (und andere Neuroleptika): Wegen des Risikos einer Hypotonie aufgrund einer möglichen Hemmung der Adrenalin-Wirkung sollte die Anwendung bei Patienten, die Phenothiazine einnehmen, mit Vorsicht erfolgen.
Oxytocin-artige Arzneimittel vom Ergotamintyp (zum Beispiel Methysergid, Ergotamin, Ergometrin): Aufgrund der additiven oder synergistischen Erhöhung des Blutdrucks und/oder ischämischer Reaktionen sollte das Auftreten von Nebenwirkungen beim Patienten nach der Verabreichung von Rudocain und Rudocain forte engmaschig überwacht werden.
Sympathomimetische Vasopressoren (beispielsweise vor allem Kokain, aber auch Amphetamine, Phenylephrin, Pseudoephedrin, Oxymetazolin): Es besteht die Gefahr der adrenergen Toxizität. Wenn innerhalb der letzten 24 Stunden ein sympathomimetisch wirksamer Vasopressor angewendet wurde, sollte die geplante Zahnbehandlung bzw. der chirurgische Eingriff verschoben werden.
Postganglionäre adrenerge Blocker (z.B. Guanadrel, Guanethidin und Rauwolfia-Alkaloide): Bei Patienten unter postganglionären adrenergen Blockern sollte aufgrund der möglicherweise verstärkten Reaktion auf adrenerge Vasokonstriktoren unter strenger ärztlicher Aufsicht eine reduzierte Dosis von Rudocain/Rudocain forte angewendet werden, mit einer vorsichtigen Aspirationskontrolle, wegen des Risikos von Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Effekten.
Bestimmte Inhalationsanästhetika wie Halothan können die Empfindlichkeit des Myokards gegenüber Katecholaminen erhöhen und daher nach der Verabreichung von Rudocain/Rudocain forte aufgrund des enthaltenen Adrenalins zu ventrikulären Arrhythmien führen.
Die blutdrucksteigernde Wirkung von Vasokonstriktoren aus der Gruppe der Sympathomimetika (z.B. Adrenalin) kann durch trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer verstärkt werden. Beobachtungen dieser Art sind für Konzentrationen von 1:25 000 Noradrenalin und 1:80 000 Adrenalin als Vasokonstriktoren beschrieben. Die Konzentration von Adrenalin liegt bei Rudocain mit 1:200 000 und bei Rudocain forte mit 1:100 000 wesentlich niedriger. Dennoch sollte an die Möglichkeit einer solchen Interferenz gedacht werden.
Da Rudocain und Rudocain forte Adrenalin enthalten, dürfen sie wegen der Gefahr der Auslösung hypertensiver Krisen und schwerer Bradykardie nicht gleichzeitig mit nicht kardioselektiven Betablockern angewendet werden.
Adrenalin kann die Insulinfreisetzung im Pankreas hemmen und somit die Wirkung oraler Antidiabetika herabsetzen. Wegen seines Adrenalingehalts kann Rudocain bzw. Rudocain forte bei gleichzeitiger Verabreichung nicht kardioselektiver Betablocker zu einer Blutdruckerhöhung führen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Adrenalin und Articain passieren die Plazentaschranke, jedoch in geringerem Ausmass als andere Lokalanästhetika des Amidtyps. Bei Neugeborenen wurden im Serum Articainkonzentrationen von rund 30% der Konzentration im mütterlichen Blut festgestellt.
Mit Ausnahme der Geburtsphase ist die Datenlage zur Verabreichung von Articain bei schwangeren Frauen beschränkt.
Studien an Tieren geben keinen Hinweis darauf, ob Articain direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf die Schwangerschaft, die embryonale und fötale Entwicklung, die Geburt oder die postnatale Entwicklung hat. Studien an Tieren haben eine reproduktionstoxische Wirkung von Adrenalin gezeigt. Im Falle einer versehentlichen intravasalen Verabreichung an die Mutter kann Adrenalin die Durchblutung der Gebärmutter einschränken. Während der Schwangerschaft sollte Rudocain/ Rudocain-forte nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses verabreicht werden.
Rudocain/ Rudocain-forte sollte deshalb in der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikationsstellung verabreicht werden. Bei der Anwendung bei Schwangeren ist die Verabreichung von Rudocain aufgrund des tieferen Adrenalin-Gehalts (1/200'000) gegenüber Rudocain forte vorzuziehen.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Articain, seine Metaboliten oder Adrenalin in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für das Neugeborene / den Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Bei kurzfristiger Anwendung ist ein Abstillen nicht notwendig. Stillende Mütter sollten jedoch vor der Wiederaufnahme des Stillens die erste nach der Anästhesie mit Rudocain/ Rudocain forte produzierte Muttermilch verwerfen.
Fertilität
Tierexperimentelle Studien mit Articain haben keinen Effekt auf die Fertilität gezeigt (siehe Rubrik «Präklinische Daten»).

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Aufgrund der möglichen unerwünschten Wirkungen (Schwindel, Übelkeit) kann das Präparat einen Einfluss haben auf die Fahrtüchtigkeit oder auf die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.
Der Arzt muss jeweils im Einzelfall entscheiden, wann nach einem Eingriff der Patient wieder aktiv am Strassenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen darf.

Unerwünschte Wirkungen

Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet: «sehr häufig» (≥1/10); «häufig» (≥1/100, <1/10); «gelegentlich» (≥1/1'000, <1/100); «selten» (≥1/10'000, <1/1'000); «sehr selten» (<1/10'000); «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Dosisabhängig (besonders bei zu hoher Dosierung oder bei versehentlich intravasaler Injektion oder abnormen Resorptionsverhältnissen, z.B. Injektion in entzündetes oder stark vaskularisiertes Gewebe) können zentralnervöse und/oder kardiovaskuläre Erscheinungen auftreten.
Aufgrund des lokalanästhetischen Wirkstoffes Articain können die folgenden unerwünschten Wirkungen auftreten:
Erkrankungen des Immunsystems
Unverträglichkeitsreaktionen (allergischer oder pseudoallergischer Natur)
Sehr selten: ödematöse Schwellung, unabhängig von der Injektionsstelle als Rötung, Juckreiz, Konjunktivitis, Rhinitis, Gesichtsschwellung im Sinne eines Quincke-Ödems mit Schwellung von Ober- und/oder Unterlippe und/oder Wangen, Glottisödem mit Globusgefühl und Schluckbeschwerden, Urtikaria, Übelkeit, Durchfall, Atembeschwerden, bis hin zum anaphylaktischen Schock. Eine Kreuzreaktion gegen Articain wurde von einem Patienten mit einer Spättyp-Überempfindlichkeit auf Prilocain berichtet.
Im Allgemeinen sollten Patienten mit einer nachgewiesenen Überempfindlichkeit gegenüber Articain oder anderen Lokalanästhetika vom Amidtyp für nachfolgende Behandlungen Lokalanästhetika vom Estertyp erhalten.
Psychiatrische Erkrankungen
Selten: Nervosität/Angst.
Nicht bekannt: euphorische Stimmung.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Parästhesie (persistierende Hypästhesie, Ageusie und Dysgeusie) der Lippe, der Zunge oder beider Organe nach mandibulärer Nervenblockade oder Blockade des Nervus alveolaris inferior.
Wenn diese Nebenwirkungen auftreten, sind sofort korrektive medizinische Massnahmen erforderlich, um eine mögliche Verschlechterung zu verhindern.
Selten: metallischer Geschmack, Tinnitus, Schwindel, Agitiertheit, Angst, Gähnen, Zittern, Nervosität, Logorrhö und Kopfschmerzen. Sehstörungen wie Flimmern vor den Augen, Mydriasis, Blendung, für gewöhnlich reversible Erblindung, Doppeltsehen, Blindheit während oder kurze Zeit nach der Injektion in Kopfnähe (in nahezu allen beschriebenen Fällen waren Lokalanästhetika mit Vasokonstriktorenzusatz, z.B. Adrenalin, Noradrenalin, zum Einsatz gekommen).
Bewusstseinstrübung bis zum Bewusstseinsverlust, Verwirrtheit, Beben, Atemstörungen bis zur lebensbedrohenden Apnoe, Myoklonus, Muskelzucken bis zu generalisierten Konvulsionen, Schwindelgefühl, Parästhesie und Hypästhesie.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Selten: Hyperakusis, Tinnitus.
Herzerkrankungen
Selten: Hypotonie, Erregungsleitungsstörungen, Bradykardie, Asystolie (Herzstillstand) mit Schock und Bewusstseinsverlust.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Selten: Tachypnoe, gefolgt von Bradypnoe, die zu einer Apnoe (Atemstillstand) führen kann, Bronchospasmus/Asthma.
Nicht bekannt: Dysphonie (Heiserkeit).
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Schwellungen von Zunge, Lippen oder Zahnfleisch.
Gelegentlich: Übelkeit, Erbrechen, Stomatitis, Glossitis, Diarrhö.
Selten: Exfoliation/Ulzeration des Zahnfleisches oder der Mundschleimhaut.
Nicht bekannt: Dysphagie, Glossodynie, Schwellung der Wangen.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Gelegentlich: Nackenschmerzen.
Selten: Muskelzucken.
Nicht bekannt: Trismus, Verschlimmerung neuromuskulärer Manifestationen beim Kearns-Sayre-Syndrom.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Entzündung an der Injektionsstelle.
Aufgrund des Zusatzes von Adrenalin als Vasokonstriktor können die folgenden Nebenwirkungen auftreten:
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: migräneartige Kopfschmerzen.
Herzerkrankungen
Selten: Tachykardien, Herzrhythmusstörungen, pektanginöse Beschwerden.
Gefässerkrankungen
Selten: Blutdruckanstieg.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Selten: Schweissausbrüche.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten: Hitzegefühl.
Nicht bekannt: Gewebsnekrosen, verursacht durch eine versehentliche intravasale Injektion, können im Injektionsbereich auftreten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Aufgrund des Hilfsstoffes Sulfit können die folgenden Nebenwirkungen auftreten:
Sehr selten: Allergische Reaktionen oder Überempfindlichkeitsreaktionen, speziell bei Bronchialasthmatikern, die sich als Erbrechen, Diarrhö, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörung oder Schock äussern können.
Aufgrund des Gehaltes der beiden Wirkstoffe Articain und Adrenalin (Epinephrin) können die folgenden Nebenwirkungen auftreten:
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: (15% nach Rudocain; 19% nach Rudocain forte) treten postoperativ Kopfschmerzen auf, die vermutlich auf den Adrenalin-Anteil zurückzuführen sind, Dysgeusie (beispielsweise metallischer Geschmack, Geschmacksstörungen), Ageusie.
Selten: Erkrankung des Nervus facialis (Parese).
Herzerkrankungen
Selten: Tachykardie, Arrhythmie.
Gefässerkrankungen
Selten: Hypertonie.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Nicht bekannt: Gewebsnekrosen, verursacht durch eine versehentliche intravasale Injektion, können im Injektionsbereich auftreten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
Selten: Nervenverletzung.
Beschreibung spezifischer unerwünschter Wirkungen und Zusatzinformationen
Parästhesie
Diese neuronalen Funktionsstörungen können mit verschiedenen Missempfindungen auftreten. Parästhesien können als spontane, ungewöhnliche, normalerweise nicht schmerzhafte Empfindung definiert werden (zum Beispiel, Brennen, Stechen, Kribbeln oder Jucken), die über die voraussichtliche Dauer der Anästhesie hinaus auftreten. Die meisten Fälle von Parästhesien, von denen nach Zahnbehandlungen berichtet wurden, sind vorübergehend und verschwinden innerhalb von Tagen, Wochen oder Monaten. Persistierende Parästhesien, meist als Folge einer mandibulären Nervenblockade, sind durch langsame, unvollständige oder ausbleibende Genesung gekennzeichnet.
Gesichtsparese
Die Entstehung einer Gesichtslähmung mit 2-wöchiger Verzögerung nach der Anwendung von Articain kombiniert mit Adrenalin wurde beschrieben. Der Zustand war nach 6 Monaten unverändert.
Nervenschädigung
Eine unsachgemässe Injektionstechnik für Lokalanästhetika kann in der Zahnmedizin zu Nervenschädigungen führen. Der Gesichtsnerv kann verletzt werden, was zu einer Gesichtsparese führen kann.
Pädiatrische Population
In den veröffentlichten Studien stellte sich das Sicherheitsprofil bei Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 18 Jahren im Vergleich zu Erwachsenen ähnlich dar. Jedoch wurden häufiger (bei bis zu 16% der Kinder) versehentliche Weichteilverletzungen aufgrund der längeren Anästhesie der Weichgewebe beobachtet, insbesondere bei Kindern von 3 bis 7 Jahren. In einer retrospektiven Studie an 211 Kindern zwischen 1 und 4 Jahren wurden Zahnbehandlungen unter Verwendung von bis zu 4,2 ml 4%igem Articain + 0,005 mg/ml oder 0,010 mg/ml Adrenalin ohne Nebenwirkungen durchgeführt.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Arten der Überdosierung
Überdosierungen von Lokalanästhetika werden im weitesten Sinne häufig beschrieben als
·absolute Überdosierung
·relative Überdosierung, wie zum Beispiel:
·unbeabsichtigte intravasale Injektion oder
·ungewöhnlich rasche Resorption ins Kreislaufsystem oder
·verzögerter Metabolismus und verzögerte Elimination des Arzneimittels.
Im Fall einer relativen Überdosierung treten die Symptome beim Patienten in der Regel innerhalb der ersten Minuten auf, während bei absoluter Überdosierung − je nach Injektionsstelle − zu einem späteren Zeitpunkt nach der Injektion Anzeichen einer Toxizität auftreten.
Anzeichen und Symptome
Im Fall einer Überdosierung (absolut oder relativ), kann eine Erregtheit vorübergehend oder nicht vorhanden sein. Erste Anzeichen können daher Schläfrigkeit mit Übergang in Bewusstlosigkeit und Atemstillstand sein.
Verursacht durch Articain:
Die Symptome sind dosisabhängig und von zunehmendem Schweregrad im Bereich der neurologischen Manifestationen (Kopfschmerz, Erregung, Unruhe, Tremor, Verwirrtheit, Desorientiertheit, Schwindelgefühl, Stupor, Präsynkope, Synkope, Bewusstlosigkeit, tiefe ZNS-Depression, Koma, Krampfanfälle [einschliesslich tonisch-klonischer Anfälle], Sprachstörungen [z.B. Dysarthrie, Logorrhö], Schwindel, Gleichgewichtsstörungen [Ungleichgewicht]), Augenmanifestationen (Mydriasis, verschwommenes Sehen, Akkommodationsstörungen), gefolgt von vaskulärer Toxizität (Blässe [lokal, regional, allgemein]), respiratorischer Toxizität (Gähnen, Tachypnoe, Bradypnoe, Atemdepression, Atemstillstand) und schliesslich kardiovaskulärer Toxizität (Myokarddepression, Herzstillstand).
Azidosen verstärken die toxische Wirkung von Lokalanästhetika.
Verursacht durch Adrenalin:
Die Symptome sind dosisabhängig und von zunehmendem Schweregrad im Bereich der neurologischen Manifestationen (Unruhe, Erregung, Präsynkope, Synkope), gefolgt von vaskulärer Toxizität (Blässe [lokal, regional, allgemein]), respiratorischer Toxizität (Tachypnoe, Bradypnoe, Atemdepression, Apnoe [Atemstillstand]) und schliesslich kardialer Toxizität (Myokarddepression, Herzstillstand).
Behandlung
Bei Auftreten von Nebenwirkungen ist die Anwendung des Lokalanästhetikums abzubrechen.
Allgemeine Basismassnahmen:
Diagnostik (Atmung, Kreislauf, Bewusstsein), Wiederbelebung und/oder Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Atem- und Kreislauffunktionen, Verabreichung von Sauerstoff, intravenöser Zugang.
Spezielle Massnahmen:

Hypertonie

Oberkörperhochlagerung, ggf. Nifedipin sublingual

Krampfanfälle

Patienten vor Begleitverletzungen schützen, ggf. Benzodiazepine
(z.B. Diazepam i.v.)

Hypotonie

Flachlagerung, ggf. intravasale Infusion einer physiologischen Elektrolytlösung,
Vasopressoren (z.B. Etilefrin i.v.)

Bradykardie

Atropin i.v.

Anaphylaktischer
Schock

Notarzt alarmieren, inzwischen Schocklagerung, grosszügige Infusion einer physiologischen Elektrolytlösung, ggf. Adrenalin i.v., Cortison i.v., Antihistaminikum (z.B. Dimetinden i.v.)

Herz-Kreislauf-Stillstand

sofortige kardiopulmonale Reanimation, Notarzt alarmieren.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N01BB58
Wirkungsmechanismus / Pharmakodynamik
Rudocain/ Rudocain forte enthält Articain, ein Lokalanästhetikum vom Amidtyp für die Zahnheilkunde. Articain führt zu einer reversiblen Hemmung der Erregbarkeit vegetativer, sensibler und motorischer Nervenfasern. Als Wirkmechanismus des Articains wird die Blockade spannungsabhängiger Na+-Kanäle an der Membran der Nervenfasern vermutet.
Adrenalin führt lokal zu einer Vasokonstriktion und verminderten Durchblutung; dadurch wird die Resorption des Articains verzögert. Die Folgen sind eine höhere Konzentration des Lokalanästhetikums am Wirkort über einen längeren Zeitraum sowie die Reduktion von unerwünschten systemischen Nebenwirkungen. Bei chirurgischen Eingriffen wird die Blutungsneigung vermindert.
Die analgetische Wirkung tritt rasch ein (Latenzzeit 1−3 Minuten).
Die Anästhesiedauer zur chirurgischen Intervention beträgt bei Rudocain mindestens 45 Minuten, bei Rudocain forte mindestens 75 Minuten.
Bei Risikopatienten sollte Rudocain wegen des geringeren Adrenalingehalts gegenüber Rudocain forte bevorzugt werden.
Klinische Wirksamkeit
Pädiatrie
Bei Kindern zwischen dreieinhalb und 16 Jahren haben klinische Studien an bis zu 210 Patienten gezeigt, dass der Einsatz von 4%igem Articain + 0,005 mg/ml Adrenalin in Dosen von bis zu 5 mg/kg und von 4%igem Articain + 0,010 mg/ml Adrenalin in Dosen von bis zu 7 mg/kg bei Verabreichung mittels Infiltration (Unterkiefer) oder Nervenblockade (Oberkiefer) zu einer erfolgreichen Lokalanästhesie führte. Die Betäubungsdauer war in allen Altersgruppen ähnlich und abhängig vom verabreichten Volumen.

Pharmakokinetik

Absorption
Der maximale Plasmaspiegel von Articain 1 µg/ml wird nach 17 Minuten erreicht.
Distribution
Articain wird im Serum zu 95% an Plasmaproteine gebunden.
Die Standardpräparate der Amidreihe und Rudocain (Articain) werden sehr schnell aus dem Gewebe resorbiert.
Metabolismus
Articain wird durch Serumcholinesterase hydrolysiert und fast vollständig renal in Form seiner Metaboliten eliminiert.
Elimination
Nach intraoraler submuköser Applikation erhöht sich die Halbwertszeit auf 25,3 ± 3,3 Minuten. Rudocain ist ein «high clearance drug». Articain wird vollständig in der Leber metabolisiert und zum grössten Teil über die Nieren ausgeschieden (54% in 6 Stunden).
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
An Patienten mit Funktionsstörungen der Leber wurden keine Untersuchungen mit Rudocain/ Rudocain forte durchgeführt. Articain wird initial hauptsächlich durch Serumesterasen zur inaktiven Articainsäure abgebaut. Da der Abbau teilweise auch in der Leber stattfindet, kann es bei Leberfunktionsstörungen zu einer verlängerten Wirksamkeit und einer systemischen Anreicherung des Articains kommen.
Nierenfunktionsstörungen
An Patienten mit Funktionsstörungen der Nieren wurden keine Untersuchungen mit Rudocain/ Rudocain forte durchgeführt. Bei Patienten mit Funktionsstörungen der Niere kann die Halbwertszeit von Articain verlängert sein.
Kinder und Jugendliche
Zur Pharmakokinetik von Rudocain und Rudocain forte bei Kindern und Jugendlichen wurden keine Studien durchgeführt. Literaturdaten zu Kindern im Alter von 3 bis 12 Jahren, die im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung eine vestibuläre Infiltrationsanästhesie (Articain 4% mit Adrenalin 1/200'000) im Ober- oder Unterkiefer erhalten hatten, zeigten vergleichbare Serumkonzentrationen wie bei Erwachsenen. Dabei trat der Zeitpunkt tmax deutlich früher ein als in vergleichbaren Untersuchungen an Erwachsenen, und es zeigte sich eine erhöhte Plasmaclearance.

Präklinische Daten

Präklinische Daten, basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Reproduktionstoxizität und Gentoxizität, lassen keine besonderen Gefahren für den Menschen bei humantherapeutischen Dosen erkennen. Es liegen keine Untersuchungen zur Kanzerogenität vor.
In supratherapeutischen Dosen besitzt Articain kardiodepressive Eigenschaften und kann vasodilatierende Wirkungen haben; Adrenalin zeigt sympathomimetische Effekte.
Symptome einer Articaintoxizität traten unabhängig von der Art der Anwendung (i.v., i.m., s.c. und p.o.) und von der Tierspezies auf und beinhalteten Zittern, Schwindel sowie tonische und klonische Krämpfe. Die Dauer und Intensität dieser Symptome war dosisabhängig: Bei hohen Dosen (Einzeldosis von ca. 50−100 mg/kg) führten die Krämpfe zum Tod; bei niedrigen Dosen verschwanden alle Symptome innerhalb von 5−10 Minuten. Tödliche Articaindosen verursachten bei Mäusen (i.v. und s.c.) und Ratten (i.v., i.m., s.c. und p.o.) Lungenödeme.
Adrenalin zeigte Reproduktionstoxizität bei Tieren in Dosen von 0,1 bis 5 mg/kg mit Belegen für kongenitale Missbildungen und Beeinträchtigung der utero-plazentaren Durchblutung. Bei Ratte, Kaninchen und Hamster war die Grösse der Tiere im Wurf unter Adrenalin verringert. Adrenalin führt beim Kaninchen zu Veränderungen am Samenleiter, des Hodengewichts und der Anzahl der Samenzellen.
In Embryotoxizitätsstudien mit 4%igem Articain und Adrenalin im Verhältnis 1:100'000 wurde bei Articain-Tagesdosen bis zu 80 mg/kg (Ratte) und 40 mg/kg (Kaninchen) keine Zunahme der Fehlbildungen beobachtet.
In einer Studie an Ratten zur Fertilität und zur frühen Embryonalentwicklung wurden bei Articain-Dosen, die eine parentale Toxizität verursachten, keine Nebenwirkungen auf die männliche oder weibliche Fruchtbarkeit beobachtet.
In Embryotoxizitätsstudien mit Articain wurden bei Tagesdosen bis zu 20 mg/kg (Ratte) und 12,5 mg/kg (Kaninchen) i.v. weder eine gesteigerte fetale Mortalität noch Fehlbildungen beobachtet
Die Jungtiere von laktierenden Ratten, bei denen die Gabe von Articain in hohen Dosen (80 mg/kg/Tag) zu maternaler Toxizität führte, öffneten verspätet ihre Augen und zeigten eine erhöhte Versagenswahrscheinlichkeit im Passiv-Vermeidungs-Test.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Da keine Verträglichkeitsstudien vorliegen darf Rudocain/Rudocain forte nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Die Zylinderampullen sind für den Einmalgebrauch bestimmt.
Angebrochene Zylinderampullen sind zu verwerfen.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25 °C), vor Licht geschützt und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Beschädigte Zylinderampullen dürfen nicht mehr verwendet werden.

Zulassungsnummer

53335 (Swissmedic)

Packungen

Rudocain
Zylinderampullen zu 1.7 ml: 100 [B]
Rudocain forte
Zylinderampullen zu 1.7 ml: 100 [B]

Zulassungsinhaberin

Streuli Pharma AG, Uznach

Stand der Information

September 2022

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