Eigenschaften/WirkungenATC-Code: C09AA01
Captopril, ein Prolin-Abkömmling, ist ein spezifischer, kompetitiver Hemmstoff des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE), welches im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAA-System) die Umwandlung von Angiotensin I (A I) in Angiotensin II (A II) ermöglicht. Die Hemmung des ACE bewirkt eine Reduktion von A II, was zu einer Vasodilatation und zu einer Abnahme der Aldosteron-Sekretion aus der Nebennierenrinde führt (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»: Serumkalium).
Diese Abnahme der Aldosteron-Sekretion führt zu einem leichten Anstieg der Serum-Kalium-Konzentration und gleichzeitig zu einem Natrium- und Flüssigkeitsverlust. Eine Korrelation zwischen dem Renin-Spiegel und der Wirksamkeit von Captopril ist jedoch nicht möglich.
Erhöhte Konzentrationen von Bradykinin oder Prostaglandin E2 könnten für den Wirkmechanismus von Captopril ebenfalls von Bedeutung sein, da Captopril den Abbau des vasodilatierenden Peptids Bradykinin hemmen kann (das ACE ist mit der Bradykininase identisch).
Captopril-Mepha ist sowohl als Antihypertensivum als auch bei der Behandlung der Herzinsuffizienz wirksam.
Die günstigen Wirkungen von Captopril-Mepha bei Hypertonie und Herzinsuffizienz scheinen in erster Linie das Resultat der Unterdrückung des RAA-Systems zu sein.
Neuere Befunde belegen, dass Captopril unter bestimmten Umständen auch bei der Behandlung der diabetischen Nephropathie wirksam ist.
Hypertonie
Captopril-Mepha ist zur Behandlung aller Schweregrade der Hypertonie indiziert. Bei hypertensiven Patienten bewirkt es eine Verminderung des peripheren arteriellen Widerstandes, wobei das Herzminutenvolumen entweder unverändert bleibt oder ansteigt. Wenn die Blutdruckeinstellung ungenügend ist, kann Captopril-Mepha zusammen mit einem Diuretikum, einem Kalziumantagonisten oder einem Betablocker verabreicht werden. Die antihypertensive Wirkung setzt bei Captopril-Mepha innerhalb von 15-30 Minuten nach Verabreichung ein. Die maximale Wirkung wird nach 60-90 Minuten erreicht. Die Blutdrucksenkung erfolgt gewöhnlich allmählich, und um die maximale therapeutische Wirkung einer gegebenen Dosierung zu erzielen, soll diese über 4-6 Wochen beibehalten werden. Der antihypertensive Effekt hält im Allgemeinen 24 Stunden lang an.
Unter Captopril-Mepha kommt es in der Regel weder zu einer Erhöhung der Konzentrationen von Serumcholesterin und Serumharnsäure noch zu einer Verminderung des Serumkaliums.
Herzinsuffizienz
Zu den hämodynamischen Veränderungen unter Captopril-Mepha bei Patienten mit Herzinsuffizienz gehören die Verminderung der Vorlast und die Reduktion der Nachlast, was zur Steigerung des Herzminutenvolumens führt. Die Herzfrequenz bleibt im Allgemeinen unverändert oder wird bei Tachykardien gesenkt; der Blutdruck kann abfallen, besonders akut (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Untersuchungen bei schwer herzinsuffizienten Patienten weisen ausserdem darauf hin, dass die Behandlung mit ACE-Hemmern die Überlebenszeit verlängern kann.
Patienten mit Herzinsuffizienz zeigen unter Captopril-Mepha eine Verlängerung der Belastungszeit sowie die Fähigkeit zur Arbeitsleistung unter höherer Belastung.
Bei Patienten mit Stauungsherzinsuffizienz wurde nach Captopril-Mepha trotz Blutdrucksenkung eine erhöhte oder gleichbleibende Gehirndurchblutung nachgewiesen, was u.U. in der initialen Therapiephase mit möglichen hypotonen Blutdruckwerten von Relevanz ist.
Captopril bei Zustand nach Myokardinfarkt
Captopril verlängert die Überlebenszeit, verzögert die Entwicklung einer symptomatischen Herzinsuffizienz, reduziert die Notwendigkeit einer stationären Behandlung derselben und reduziert die Inzidenz von Reinfarkten, auch sind Eingriffe zur koronaren Revaskularisation (CABG, PTCA) weniger häufig.
Bei Patienten nach Myokardinfarkt (3-16 Tage post Infarkt) mit asymptomatischer linksventrikulärer Dysfunktion (EF ≤ 40%) zeigte eine placebokontrollierte doppelblinde klinische Prüfung, dass Captopril, zusätzlich zu anderen Post-Infarkt-Therapien wie Thrombolytika, Betablockern oder Acetylsalicylsäure, die Überlebenszeit verlängert und die kardiovaskuläre Morbidität verringert. Dabei wurde das Risiko eines neuerlichen Herzinfarktes sowie einer schweren Herzinsuffizienz vermindert. Hierdurch reduzierte sich die Notwendigkeit eines stationären Aufenthaltes und/oder einer zusätzlichen Medikation mit Diuretika und/oder Digitalis bzw. deren Dosiserhöhung.
Der kardioprotektive Effekt von Captopril bei den Subgruppenanalysen für Alter, Geschlecht, Infarktlokalisation oder Auswurffraktion war vergleichbar mit demjenigen der Gesamtgruppe.
Folgende potentielle Mechanismen verbessern das Überleben und den klinischen Verlauf bei Post-Infarkt-Patienten unter Captopril: Verminderung der progressiven linksventrikulären Dilatation und der Verschlechterung der linksventrikulären Funktion sowie die Hemmung der neurohumoralen Aktivierung.
Diabetische Nephropathie
Bei Patienten mit langjährigem Typ-I-Diabetes mit diabetischer Nephropathie verhindert Captopril ein Fortschreiten dieser Nierenerkrankung und vermindert deren klinische Spätfolgen.
Untersuchungen bei Insulin-abhängigen Diabetikern mit einer Proteinurie und einem Kreatinin-Wert ≤ 221 µmol/l zeigen, unabhängig ob eine gleichzeitige Hypertonie vorlag oder nicht, dass eine Behandlung mit Captopril die Morbidität/Mortalität (Dialyse, Nierentransplantation und Tod) signifikant um 51% reduzierte. Über einen allfälligen Nutzen bei schwerer Niereninsuffizienz liegen keine Daten vor.
Der renoprotektive Effekt dieser Therapie trat zusätzlich zur bereits günstigen antihypertensiven Wirkung von Captopril auf.
Bei normotonen Patienten mit Diabetes mellitus Typ-I und Mikroalbuminurie verminderte eine zweijährige Therapie mit Captopril die Albuminausscheidung, während das Absinken der glomerulären Filtrationsrate nur in einer Studie signifikant gebremst wurde versus Placebo.
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