TablettenAntiparkinsonmittel ZusammensetzungWirkstoff: Selegilinhydrochlorid 5 mg.
Excipiens pro compresso.
Eigenschaften/WirkungenSelegilin ist ein irreversibler und selektiver Hemmer der Monoaminooxydase B. Es hemmt auch die Katecholamin-Wiederaufnahme in den Neuronen und erhöht die Konzentration und den Turn-over des Dopamins durch eine Blockade der präsynaptischen Rezeptoren. Aufgrund seiner Potenzierung und verlängerten Wirkung können die Dosen von gleichzeitig verabreichtem Levodopa und Dopa-Decarboxylase-lnhibitoren reduziert werden. Eine Reduktion von 10-30% der Dosis des Levodopas im Früh- als auch im fortgeschrittenen Stadium ist möglich. Die motorischen Symptome werden reduziert und somit das funktionelle Handicap verbessert. Da Selegilin die On-Phasen verlängert, nehmen die in Abhängigkeit der Levodopa-Dosen auftretenden motorischen Fluktuationen («End of dose»-Akinesen, Akinesen beim Aufwachen oder nachts) ab. Selegilin kann also eingesetzt werden bei Patienten mit unregelmässigem Ansprechen auf Levodopa, bei vom Einnahmezeitpunkt abhängigen und einem frühzeitigen Nachlassen der Wirkung (On-Off-Phänomene) entsprechenden Akinesen oder solchen, welche in der Stunde nach der Levodopa-Einnahme auftreten sowie bei paroxysmalen und zirkadianen, von der Einnahmezeit unabhängigen Akinesen. Selegilin mildert die Fluktuationen, bei denen auf motorische Kapazität plötzliche Akinese-Perioden folgen.
In Dosen von 10 mg hemmt Selegilin die MAO-B zu 80% irreversibel. Diese Hemmung wird durch höhere Dosen nicht verstärkt, sondern Selegilin verliert seine Substratsspezifität und interferiert mit dem peripheren Katechalominsystem, weswegen bei höheren Dosen das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen (hypertensive Krise, Cheese-Effekt) steigt.
Eine Wirkung tritt nach 40-60 Minuten ein und hält 1-3 Tage an.
PharmakokinetikAbsorption
Selegilin wird nach oraler Einnahme schnell und vollständig absorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen findet man nach 30 und 50 Min.
Distribution
Selegilin dringt leicht ins Gewebe inkl. Gehirn ein und wird schnell im Organismus verteilt. Das Verteilungsvolumen beträgt 300 Liter, die Plasmaproteinbindung 94%.
Metabolismus
Nach der ersten Leberpassage wird Selegilin zu (-)-Desmethylselegilin, (-)-Levoamphetamin und (-)-Levomethamphetamin umgewandelt. Die Metaboliten sind klinisch nicht wirksam. Von den beiden letztgenannten Metaboliten ist keine Amphetaminwirkung zu befürchten, da sie in der L-Form vorliegen.
Elimination
Die biologische Halbwertszeit beläuft sich auf ca. 39 Stunden. Innerhalb von 72 Stunden werden 59% der eingenommenen Dosis in den Urin und 25% in den Fäzes ausgeschieden.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenIn Kombination mit L-Dopa: Parkinsonkrankheit: On-off-Phänomen, akinetische Krisen, end-of-dose-Akinesen, paradoxe, paroxysmale oder zirkadiane Akinesen.
Als Monotherapie: Für die Erstbehandlung eines Morbus Parkinson. In einer Tagesdosis von 10 mg verzögert Selecim (wie die Dopaminagonisten) die Notwendigkeit zur L-Dopa-Behandlung.
Dosierung/AnwendungMonotherapie: 2 Tabletten (10 mg) täglich.
Kombinationstherapie mit L-Dopa: 1-2 Tabletten (5-10 mg) täglich.
Die Dosen des L-Dopa müssen individuell angepasst werden, je nach Fall reduzieren sie sich um 10-30%.
Die Tabletten werden in 1 oder 2 Gaben am besten zu den Hauptmahlzeiten eingenommen.
Morgendliche Akinesen: Mindestens 1 Tablette abends beim Schlafengehen.
Die Maximaldosis beträgt 10 mg pro Tag und soll auf keinen Fall überschritten werden. Durch höhere Dosen wird keine verbesserte Wirkung erzielt, es werden nur die unerwünschten Wirkungen des L-Dopas verstärkt und das Risiko einer hypertensiven Krise erhöht (vgl. «Eigenschaften/Wirkungen»).
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff oder einen der übrigen Inhaltsstoffe.
Nicht auf Dopaminmangel zurückzuführende extrapyramidale Syndrome wie z.B. essentieller, familiärer Tremor, Chorea Huntington.
Kombination mit selektiven Hemmstoffen der Serotoninwiederaufnahme, trizyklischen Antidepressiva, Sympathomimetika sowie Pethidin (vgl. auch «Interaktionen»).
Vorsichtsmassnahmen
Bei Patienten mit Duodenal- oder peptischen Ulcera darf Selecim nur mit Vorsicht verordnet werden, da Selegilin die H 2 -Rezeptoren des Magens stimuliert.
Ebenfalls Vorsicht ist bei Patienten mit nicht stabilisierter Hypertonie, Herzarrhythmien, schwerer Angina pectoris und Psychosen geboten.
Bei Patienten, die MAO-Hemmer einnehmen, werden bei einer Allgemeinanästhesie in der Chirurgie besondere Vorsichtsmassnahmen empfohlen.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie: C.
Die Reproduktionsstudien beim Tier sind ungenügend, um eine teratogene Wirkung von Selegilin auszuschliessen. Die Verabreichung bei der Ratte, in 180mal höheren Dosen als beim Menschen üblich, hat jedoch keine teratogene Wirkung aufgezeigt.
Selecim sollte bei schwangeren Frauen nur angewendet werden, wenn der Nutzen das Risiko für den Fötus rechtfertigt.
Angesichts der Tatsache, dass man heute nicht weiss, ob Selegilin in die Muttermilch übertritt, soll es aus Vorsicht von einer stillenden Mutter nicht eingenommen werden.
Unerwünschte WirkungenBei Monotherapie wurde über unerwünschte Nebenwirkungen wie orthostatische Hypotonie oder Übelkeit berichtet. Mundtrockenheit oder vorübergehende Schlafstörungen können in seltenen Fällen auftreten. Kopfschmerzen, Hautreaktionen, Schwindelgefühl, Stimmungsänderungen, Halluzinationen, Erbrechen oder Gastrointestinalulcera wurden ebenfalls beschrieben.
Es wurde über eine mässige Zunahme der Leberenzymspiegel berichtet. Ausnahmefälle von Harnretention wurden beschrieben.
Bei der Kombination mit L-Dopa treten die gleichen unerwünschten Wirkungen auf wie bei einer Ueberdosierung des L-Dopas. Diese treten selten bis gelegentlich auf und verschwinden, wenn die L-Dopa-Dosis gesenkt wird: Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel, trockener Mund, Agitation, Konfusion, Halluzinationen, Dyskinesen, Palpitationen, Arrhythmien, Angina pectoris, orthostatische Hypotension.
InteraktionenSympathomimetika
Während der Selegilin-Behandlung sollte die Verabreichung von sympathomimetischen Substanzen wegen des Hypertonierisikos vermieden werden.
MAO-Hemmer
Die gleichzeitige Verabreichung von Selegilin und MAO-Hemmern kann zu schwerer Hypotonie führen.
Pethidin
Die Interaktion zwischen nichtselektiven MAO-Hemmern und Pethidin ist bekannt. Obgleich der Mechanismus dieser Interaktion nicht geklärt ist, ist die gleichzeitige Verabreichung von Selegilin, ein selektiver MAO-B-Hemmer, und Pethidin kontraindiziert.
Hemmer der Serotoninwiederaufnahme
Selegilin sollte wegen des möglichen Auftretens eines sogenannten serotoninergen Syndroms oder von Teilsymptomen wie Agitation, Hyperthermie, Muskelrigidität, Muskelhypertonie, Ataxie und manischer Psychose nicht zusammen mit Fluoxetin verabreicht werden. Zwischen Absetzen einer Selegilin-Behandlung und Beginn einer Fluoxetin-Verabreichung sollte eine Frist von 14 Tagen eingehalten werden. Wegen der langen Eliminationshalbwertszeit von Fluoxetin ist es erforderlich, seine Verabreichung mindestens 5 Wochen vor Beginn einer Selegilin-Behandlung abzubrechen. Von ähnlichen Erfahrungen wurde bei Patienten berichtet, die Selegilin und zwei andere Hemmer der Serotoninwiederaufnahme (SSRI) erhielten, Sertralin und Paroxetin. Der Mechanismus dieser Reaktion ist nicht bekannt. Eine Kombination von Selegilin mit Fluoxetin, Sertralin und Paroxetin oder anderen SSRI ist zu vermeiden. Zwischen Absetzen von Selegilin und Beginn einer Behandlung mit SSRI sollte eine Frist von wenigstens 14 Tagen eingehalten werden.
Trizyklische Antidepressiva
Gelegentlich wurde bei der Kombination von trizyklischen Antidepressiva mit Selegilin über eine schwere Toxizität für das Zentralnervensystem (Schwindel, Tremor, Konvulsionen), Muskelrigidität, Hyperthermie, in manchen Fällen zusammen mit arterieller Hypertonie/Hypotonie, Synkopen, Asystolen, Schwitzen und mentalen Veränderungen (Agitation, Verhaltensstörungen) berichtet. Folglich ist die gleichzeitige Verabreichung von Selegilin und trizyklischen Antidepressiva kontraindiziert. Zwischen Absetzen von Selegilin und Beginn einer Behandlung mit trizyklischen Antidepressiva sollte eine Frist von wenigstens 14 Tagen eingehalten werden.
Nahrungsmittel
Anders als die konventionellen MAO-Hemmer, die sowohl MAO-A als auch MAO-B hemmen, ist Selegilin ein spezifischer MAO-B-Hemmer. Während der Selegilin-Behandlung in den empfohlenen Dosen wurde über keine hypertonischen Reaktionen («cheese effect») beim Verzehr von tyraminhaltigen Lebensmitteln berichtet. Diätetische Einschränkungen sind daher nicht erforderlich. Bei der Kombination von Selegilin mit konventionellen MAO-Hemmern oder MAO-A-Hemmern jedoch werden diätische Massnahmen empfohlen (Nahrungsmittel meiden, die grössere Mengen Tyramin enthalten wie alter Käse und Fermentationsprodukte).
ÜberdosierungBei Personen, die Dosen von 600 mg Selegilin ausgesetzt waren, traten schwere Hypotension sowie motorische Agitation auf. Die Symptome der Ueberdosierung bei Assoziation mit Levodopa sind identisch mit den oben erwähnten unerwünschten Wirkungen. Bei einer akuten Vergiftung muss eine Magenspülung vorgenommen und Diazepam langsam intravenös gegeben werden, um die aus der ZNS-Stimulierung resultierenden Nebenwirkungen zu behandeln.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Vor Feuchtigkeit geschützt, bei Raumtemperatur (15-25 °C) und vor Licht geschützt aufbewahren.
Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren!
Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» angegebenen Verfalldatum verwendet werden.
Stand der InformationJuli 1997.
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