ZusammensetzungWirkstoff
Nikotin (als Nicotinresinat).
Hilfsstoffe
Nicotinell 2 mg Kaugummi, Cool Mint
Sorbitol 101.8 mg, Xylitol 343.7 mg, Mannitol 44 mg (=1.175 kcal), Kaugummigrundlage [enthält Butylhydroxytoluol (E 321)], Calciumcarbonat, Natriumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Amberlite, Glycerol, gereinigtes Wasser, Levomenthol, Sucralose, Acesulfam-Kalium, Gelatine, Titandioxid, Carnaubawachs, Aroma (Cool Mint).
Nicotinell 2 mg Kaugummi, Fruit
Sorbitol 208 mg, Xylitol 162 mg, Mannitol 29.4 mg (=0.959 kcal), Kaugummigrundlage [enthält Butylhydroxytoluol (E 321)], Calciumcarbonat, Natriumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Amberlite, Glycerol, gereinigtes Wasser, Levomenthol, Saccharin, Saccharin-Natrium, Acesulfam-Kalium, Gelatine, Titandioxid, Carnaubawachs, Aroma (Fruit).
Nicotinell 4 mg Kaugummi, Cool Mint
Sorbitol 93.8 mg, Xylitol 335.7 mg, Mannitol 44 mg (=1.136 kcal), Kaugummigrundlage [enthält Butylhydroxytoluol (E 321)], Calciumcarbonat, Natriumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Amberlite, Glycerol, gereinigtes Wasser, Levomenthol, Sucralose, Acesulfam-Kalium, Gelatine, Titandioxid, Carnaubawachs, Aroma (Cool Mint).
Nicotinell 4 mg Kaugummi, Fruit
Sorbitol 192.1 mg, Xylitol 162 mg, Mannitol 29.4 mg (=0.920 kcal), Kaugummigrundlage [enthält Butylhydroxytoluol (E 321)], Calciumcarbonat, Natriumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Amberlite, Glycerol, gereinigtes Wasser, Levomenthol, Saccharin, Saccharin-Natrium, Acesulfam-Kalium, Gelatine, Titandioxid, Carnaubawachs, Aroma (Fruit).
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenZur Unterstützung der Raucherentwöhnung bei nikotinabhängigen Rauchern. Zur Reduzierung des Suchtverhaltens und des Zigarettenkonsums durch die Verminderung der Entzugssymptome.
Dosierung/AnwendungNicotinell Kaugummi ist für Erwachsene ab 18 Jahren bestimmt.
Für Jugendliche unter 18 Jahren und über 12 Jahren soll das Arzneimittel nur bei starker Nikotinabhängigkeit und nur nach ärztlicher Absprache und basierend auf einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung verwendet werden (siehe auch «Kontraindikationen»).
Das Arzneimittel ist kontraindiziert für Kinder unter 12 Jahren. Für diese Altersgruppe liegen nur beschränkte Erfahrungen vor.
Erwachsene
Die Anfangsdosis sollte individuell auf der Basis der Nikotinabhängigkeit des Patienten festgelegt werden. 8–12 Nicotinell Kaugummis der geeigneten Dosierungsstärke pro Tag sollten üblicherweise ausreichend sein.
Stark nikotinabhängige Raucher, d.h. wer die erste Zigarette innerhalb von 20 Minuten nach dem Aufstehen und mehr als 20 Zigaretten pro Tag raucht, beginnen die Behandlung mit Nicotinell 4 mg Kaugummi, weniger abhängige mit Nicotinell 2 mg Kaugummi.
Es sollten nicht mehr als 15 Kaugummis pro Tag gekaut werden. Nicht mehr als 1 Kaugummi pro Stunde verwenden.
Art der Anwendung
Beim Auftreten von Lust zum Rauchen wird ein Stück Nicotinell Kaugummi während 30 Minuten sehr langsam gekaut. Wiederholte Kaupausen erlauben das Einwirken des freigekauten Nikotins auf die Mundschleimhaut. Es soll nicht zu schnell und zu intensiv gekaut werden, damit nicht zuviel Nikotin zu rasch freigesetzt wird.
Anwender sollten nicht essen oder trinken während der Kaugummi im Mund ist, da dies die Resorption des freigesetzten Nikotins stark reduzieren kann. Ebenso sind Getränke unmittelbar vor der Anwendung zu vermeiden.
Entwöhnung
Die meisten Raucher benötigen pro Tag 8–12 Kaugummis der geeigneten Dosierung. Nach Bedarf können bis zu 15 Stück Nicotinell Kaugummi gekaut werden. Diese Dosierung kann bis zu 8 Wochen angewendet werden. Im Verlaufe der nächsten 2 Wochen ist das Ziel, die Anzahl der Kaugummis um die Hälfte zu reduzieren, damit die Anzahl nach weiteren 2 Wochen am letzten Behandlungstag bis auf null gesenkt wird.
Die Behandlungsdauer ist individuell, beträgt aber maximal 3 Monate. Nicotinell Kaugummi ist als Unterstützung für eine zeitlich begrenzte Entwöhnungskur bestimmt, deren Erfolg im Wesentlichen von der Motivation und der Willensstärke des Rauchers abhängt. Eine fachgerechte Beratung erhöht die Chancen zur Raucherentwöhnung.
Reduktion des Zigarettenkonsums
Die Zahl der benötigten Kaugummis ist meist niedriger als bei der Entwöhnung, bei gleicher maximal zulässiger Dosierung.
Die empfohlene Behandlungsdauer beträgt maximal 12 Monate.
Die Kaugummis werden nur während der rauchfreien Intervalle eingesetzt, um diese möglichst lang auszudehnen und damit den Zigarettenkonsum so weit als möglich zu reduzieren. Wenn eine Reduktion des täglichen Zigarettenkonsums nach 6 Wochen nicht erreicht werden kann, sollte eine ärztliche Beratung in Anspruch genommen werden.
Ein Aufhörversuch sollte unternommen werden, sobald sich der Raucher dazu bereit fühlt, spätestens aber 6 Monate nach Beginn der Behandlung. Wenn es 9 Monate nach Behandlungsbeginn immer noch nicht möglich ist, mit dem Rauchen aufzuhören, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Unbenützte Kaugummis sollten aufbewahrt werden, da das Verlangen zu rauchen plötzlich wieder auftreten kann.
Spezielle Anweisungen
Am Anfang können durch zu schnelles Kauen Reizungen in Mund und Hals, sowie Schluckauf oder Übelkeit verursacht werden. Diese Nebenerscheinungen können reduziert werden, wenn der Kaugummi 10–15 mal langsam gekaut und dann eine Pause von ca. 1 Minute vor dem Fortsetzen des Kauens eingeschaltet wird. Manchmal dauert es einige Tage, bevor der Raucher gelernt hat, das Kauen zu regulieren.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Bei mässigen bis schweren Leberfunktionsstörungen ist Nicotinell Kaugummi mit besonderer Vorsicht anzuwenden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei mässigen bis schweren Nierenfunktionsstörungen ist Nicotinell Kaugummi mit besonderer Vorsicht anzuwenden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
KontraindikationenNicotinell Kaugummi ist kontraindiziert bei Kindern unter 12 Jahren.
Schwangerschaft und Stillzeit.
Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Nikotin oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenAbhängige Raucher unmittelbar (<4 Wochen) nach einem Myokardinfarkt, mit schweren Herzrhythmusstörungen oder mit vor kurzem aufgetretenem Schlaganfall, und die als hämodynamisch instabil beurteilt werden, sollten dazu angehalten werden, das Rauchen durch nicht-pharmakologische Massnahmen (wie therapeutische Beratungsangebote) zu beenden. Falls dies nicht gelingt, kann die Anwendung von Nicotinell Kaugummi erwogen werden. Da die Daten zur Sicherheit bei dieser Patientengruppe limitiert sind, darf die Anwendung nur unter strenger ärztlicher Überwachung erfolgen.
Nicotinell soll mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit:
·Kardiovaskulären Erkrankungen: Patienten mit stabilen kardiovaskulären Erkrankungen (wie z.B. stabiler Angina pectoris, länger zurückliegendem Myokardinfarkt, koronarem Bypass oder Angioplastie, zerebrovaskulärer Insuffizienz, Herzinsuffizienz, Hypertonie, arterieller Verschlusskrankheit) dürfen Nicotinell nur nach ärztlicher Absprache anwenden.
·Diabetes mellitus: Während der Raucherentwöhnung, mit oder ohne Nikotinersatztherapie, kann es zu einer verstärkten Schwankung des Blutzuckerspiegels kommen. Deshalb ist es für Diabetiker wichtig, den Blutzuckerspiegel während der Anwendung von Nicotinell Kaugummi engmaschiger als üblich zu kontrollieren.
·Schilddrüsenüberfunktion und Phäochromozytom: Nikotin bewirkt die Freisetzung von Katecholaminen und sollte daher mit Vorsicht bei Patienten mit unkontrolliertem Hyperthyreodismus und Phäochromozytom eingesetzt werden.
·Nieren- und Leberfunktionsstörungen: Bei Patienten mit mässiger bis schwerer Einschränkung der Leber- und/oder Nierenfunktion, kann die Clearance von Nikotin oder dessen Metaboliten gesenkt und damit das Potential von unerwünschten Wirkungen erhöht werden. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Therapie mit Nicotinell Kaugummi ist sorgfältig abzuwägen.
·Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts: Unter einer Nikotinersatztherapie kann es bei Personen mit aktiver Oesophagitis, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Gastritis, Magengeschwüren oder peptischem Ulkus, zu einer deutlichen Verschlimmerung der Symptome kommen.
·Krampfanfälle: Bei Patienten, die Antikonvulsiva einnehmen und bei Patienten mit Epilepsie in der Anamnese, sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Nikotin vor der Anwendung sorgfältig geprüft werden, da in Verbindung mit Nikotin Krampfanfälle berichtet wurden.
Es ist es wichtig, dass die Behandlung durch andere therapeutische Massnahmen unterstützt wird, um die Reduktion des Zigarettenkonsums resp. die Entwöhnung vom Rauchen zu erleichtern.
Wenn Nicotinell Kaugummis nur während der rauchfreien Intervalle eingesetzt werden, besteht bei der Behandlung zur Reduktion des Zigarettenkonsums wahrscheinlich keine Gefahr von Nebenwirkungen aufgrund höherer Nikotinspiegel als beim gewöhnlichen Rauchen.
Bei der Behandlung zur Raucherentwöhnung sollte der Patient zu Beginn der Behandlung dazu angehalten werden, das Rauchen vollständig einzustellen. Wenn der Patient während der Behandlung zur Raucherentwöhnung mit Nicotinell Kaugummi unvermindert weiterraucht, ist er der Gefahr von Nebenwirkungen aufgrund höherer Nikotinspiegel als beim gewöhnlichen Rauchen ausgesetzt.
Der Kaugummi kann an Zahnprothesen haften und diese in seltenen Fällen beschädigen.
Information zu den Hilfsstoffen
Nicotinell Kaugummi Fruit enhält anstelle von Zucker die Ersatzzucker Sorbitol, Xylitol, Mannitol und den Süssstoff Saccharin.
Nicotinell Kaugummi Cool Mint enthält anstelle von Zucker die Ersatzzucker Sorbitol, Xylitol und Mannitol.
Deshalb können alle Nicotinell Kaugummi auch von Diabetikern unter Berücksichtigung der Vorsichtsmassnahmen angewendet werden.
Sorbitol (E420)
Dieses Arzneimittel enthält Sorbitol (siehe Zusammensetzung). Patienten mit hereditärer Fruktoseintoleranz (HFI) dürfen dieses Arzneimittel nicht anwenden.
Butylhydroxytoluol (E321)
Die Kaugummigrundlage enthält Butylhydroxytoluol, welches örtlich begrenzt Irritationen der Schleimhaut verursachen kann.
InteraktionenRauchen und eine Raucherentwöhnung, ob mit oder ohne partielle Nikotinsubstitution, kann die Reaktion auf gleichzeitig verabreichte Arzneimittel verändern und eine Anpassung der Therapie erfordern. Diese Reaktionen sind relevant, obwohl keine direkten, klinisch relevanten Wechselwirkungen zwischen einer Nikotinersatztherapie und anderen Arzneimitteln bekannt sind.
CYP1A2 Substrate
Es wird davon ausgegangen, dass Rauchen mit einer Steigerung der Aktivität von CYP1A2 einhergeht. Nach der Entwöhnung vom Rauchen kann eine reduzierte Clearance von Substraten für dieses Enzym auftreten. Dies kann zu einer Erhöhung der Plasmaspiegel von einigen Arzneimitteln mit enger therapeutischer Breite führen, z.B. bei Theophyllin, Ropinirol, Tacrin, Clozapin und Olanzapin.
Coffein
Initial kann es bei Raucherentwöhnung, vor allem bei ehemals starken Rauchern (> 20 Zigaretten täglich), zu einer Reduktion der Clearance von Coffein kommen, und damit zu einem Anstieg der Coffein-Plasmaspiegel.
Opioide
Rauchen kann zu einer verringerten schmerzstillenden Wirkung von Opioiden (z.B. Dextropropoxyphen, Pentazocin) führen und folglich kann eine Raucherentwöhnung die Wirkung von Opioiden beeinflussen.
Kortisol und Katecholamine
Durch Rauchen und durch Nikotin können die Blutspiegel von Kortisol und Katecholaminen erhöht werden. Eine Dosierungsanpassung von Nifedipin, adrenergen Agonisten oder adrenergen Antagonisten kann erforderlich werden.
Betablocker
Rauchen kann die Wirksamkeit von Betablockern (z.B. Propanolol) auf den Blutdruck und die Pulsfrequenz vermindern, und Raucherentwöhnung kann deren Wirkung möglicherweise beeinflussen.
H2-Antagonisten
Bei Patienten, die mit H2-Antagonisten behandelt werden, kann es unter einer Nikotinersatztherapie zu einer Verschlimmerung der zugrundeliegenden Erkrankung und damit Aggravation gastro-enteraler Beschwerden kommen.
Furosemid
Bei Rauchern wurde eine leichtgradige Reduktion der Clearance von Furosemid beschrieben und eine Nikotinersatztherapie kann eine Anpassung der Furosemiddosis erforderlich machen.
Insulin
Eine gesteigerte subkutane Absorption von Insulin, welche beim Aufgeben des Rauchens auftritt, kann eine Verringerung der Insulindosis notwendig machen.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Bei schwangeren Frauen sollte immer ein vollständiges Einstellen des Rauchens ohne Nikotinersatzbehandlung empfohlen werden.
Nach Tabak- und Nikotinexposition während der Schwangerschaft wurde über schädliche Auswirkungen auf Reproduktion und Entwicklung berichtet.
Falls ein Rauchstopp bei schwer nikotinabhängigen schwangeren Raucherinnen nicht gelingt, sollte eine ärztliche Konsultation erfolgen; eine Nikotinersatztherapie sollte nur basierend auf einer sorgfältigen ärztlichen Nutzen-Risiko-Abwägung erwogen werden (siehe «Kontraindikationen»).
Stillzeit
Nikotin geht in Mengen, die dem Säugling selbst bei einer therapeutischen Dosierung der Nicotinell Kaugummi schaden können, in die Muttermilch über. Während der Stillzeit sollte deshalb auf die Anwendung von Nicotinell Kaugummi verzichtet werden (siehe «Kontraindikationen»).
Sollte eine Nikotinsubstitution während der Stillzeit erforderlich sein, ist der Säugling auf Flaschennahrung umzustellen.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenDa Nicotinell Kaugummi unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen kann, kann Nicotinell Kaugummi einen Einfluss auf die Reaktionsfähigkeit, die Fähigkeit Werkzeuge oder Maschinen zu bedienen und auf die Fahrtüchtigkeit haben. Es ist zu beachten, dass bei Aufgeben des Rauchens Verhaltensveränderungen auftreten können.
Unerwünschte WirkungenNicotinell Kaugummi kann prinzipiell die gleichen Nebenwirkungen wie andere Applikationsformen von Nikotin hervorrufen.
Die meisten Nebenwirkungen treten vor allem während der ersten 3-4 Wochen nach Behandlungsbeginn auf. Ursachen sind entweder eine falsche Kautechnik oder die lokalen bzw. systemischen pharmakologischen Wirkungen des Nikotins. Letztere sind dosisabhängig.
Einige Symptome, wie Schwindel, Kopfschmerz und Schlaflosigkeit können auch durch die im Rahmen der Raucherentwöhnung auftretenden Entzugssymptome verursacht werden. Ebenfalls können vermehrt Aphthen nach der Entwöhnung vom Rauchen auftreten. Die Kausalität ist unklar. Eine weiterbestehende Nikotinabhängigkeit kann vorkommen.
Der Kaugummi kann an Zahnprothesen haften und diese in seltenen Fällen beschädigen.
Sehr häufig (≥1/10); häufig (≥1/100, <1/10); gelegentlich (≥1/1000, <1/100); selten (≥1/10'000, <1/1000); sehr selten (<1/10'000), einschliesslich Einzelfälle.
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: Allergische Reaktionen (z.B. Angioödem).
Sehr selten: anaphylaktische Reaktion.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig (12%): Kopfschmerzen.
Häufig: Schwindel.
Selten: Tremor.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Palpitationen, Tachykardie.
Sehr selten: Arrhythmie.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Häufig: Pharyngitis, Husten, Schmerzen im Rachen-, Kehlkopfbereich.
Selten: Dyspnoe.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig (28%): Gastrointestinale Beschwerden, Schluckauf, Übelkeit.
Häufig: Erbrechen, Dyspepsie, abdominale Schmerzen, Diarrhö, Mundtrockenheit, Verstopfung, Flatulenz, Stomatitis, orale Beschwerden.
Selten: Dysphagie, Aufstossen, vermehrter Speichelfluss, Blasenbildung auf Mundschleimhaut.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Erythem, Urtikaria.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr häufig (12%): Mund- oder Halsentzündungen, Schmerzen der Kaumuskulatur.
Gelegentlich: Parästhesien.
Selten oder sehr selten: Asthenie, Fatigue, Unwohlsein, grippeähnliche Symptome.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungAnzeichen und Symptome
Schon geringe Mengen Nikotin sind für Kinder gefährlich und können zu schweren Vergiftungssymptomen, eventuell mit tödlichem Verlauf führen.
Zu einer Überdosierung kann es kommen, wenn mehrere Kaugummis gleichzeitig oder in schneller Folge gekaut werden, wenn der Patient vor der Behandlung eine sehr geringe Nikotintoleranz hat oder gleichzeitig andere Darreichungsformen von Nikotin anwendet (z.B. bei fortgesetztem Zigarettenkonsum). Das Risiko einer Nikotinvergiftung als Folge eines Verschluckens des Kaugummis besteht kaum, da ohne den Kauvorgang die Absorption nur in geringem Ausmass stattfindet und langsam verläuft. Die Folgen einer Überdosierung werden häufig durch das frühe Auftreten von Übelkeit und Erbrechen, welche bekanntlich mit einer exzessiven Nikotinaufnahme einhergehen, minimiert.
Die Symptome einer Überdosierung entsprechen denjenigen einer akuten Nikotinvergiftung und umfassen z.B: Übelkeit, Speichelfluss, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Hör- und Sehstörungen, Kopfschmerzen, Tremor, Herzjagen und Herzrhythmusstörungen, Schweissausbrüche, Hypothermie, Schwindel, Verwirrtheit, Blässe und ausgeprägte Schwäche. Im äussersten Fall können Blutdruckabfall, schwacher, unregelmässiger Puls, Dyspnoe, Atemversagen, Ohnmacht, Kreislaufkollaps, Krämpfe und Terminalkrämpfe auftreten.
Behandlung
Sofortige Unterbrechung jeglicher Nikotinzufuhr und symptomatische Behandlung sowie Überwachung der Vitalfunktionen.
Die weitere Behandlung soll gemäss klinischer Indikation oder gemäss Empfehlung des toxikologischen Informationszentrum erfolgen.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N07BA01
Wirkungsmechanismus
Reduktion der Entzugssymptome bei nikotinabhängigen Rauchern.
Pharmakodynamik
Nikotin, die abhängigkeitserzeugende Substanz im Tabak, ist ein biologisch stark aktives Alkaloid mit sympathomimetischen und cholinergen Eigenschaften. Diese Wirkungen äussern sich klinisch unter anderem in einer Zunahme der Herzfrequenz und einer Blutdruckerhöhung, einer zentralen Stimulation sowie einer gesteigerten gastrointestinalen Motilität.
Klinische Wirksamkeit
Nicotinell Kaugummi wird als Substitutionsbehandlung bei der Raucherentwöhnung und zur Reduktion des Zigarettenkonsums eingesetzt. Es reduziert die Entzugssymptome, die bei nikotinabhängigen Rauchern nach Absetzen des Tabak-Nikotins auftreten, und verbessert dadurch die Chancen für eine dauerhafte Abstinenz. In den ersten Wochen oder Monaten nach Einstellen des Rauchens mindert die «medikamentöse» Nikotin-Substitution die Entzugssymptome und verdoppelt in etwa die Chance, erfolgreich Nichtraucher zu werden.
Gesundheitliche Schäden, verursacht durch den Teer- und Kohlenmonoxydgehalt im Tabakrauch, werden vermieden.
Nicotinell Kaugummi enthält Nikotin in Form von Resinat in einer speziellen Grundlage, wodurch die Abgabe des Wirkstoffes Nikotin beim Kauen des Präparates ca. 30 Minuten dauert.
Nicotinell Kaugummi stellt eine alternative Verabreichungsform zu den anderen Darreichungsformen von Nicotinell dar.
PharmakokinetikAbsorption
Bei der Anwendung von Nicotinell wird gleichmässig Nikotin aus dem Kaugummi im Mund freigesetzt und rasch durch die Mundschleimhaut resorbiert. Ein Teil gelangt durch Verschlucken nikotinhaltigen Speichels in den Magen und den Darm, wo Nikotin grösstenteils inaktiviert wird (first pass-Effekt, Metaboliten unwirksam).
Die maximale Plasmakonzentration nach einmaliger Gabe eines Nicotinell 2 mg Kaugummi betrug im Mittel 4.8 ng/ml, nach mehrmaliger Anwendung (steady state) von Nicotinell 2 mg betrug sie im Mittel 14 ng/ml.
Nach einmaliger Gabe eines Nicotinell 4 mg Kaugummi wurde im Mittel eine maximale Plasmakonzentration von 10 ng/ml nach 30 Minuten erreicht.
Die Menge des aus einem Kaugummi extrahierten Nikotin hängt davon ab, wie kräftig der Kaugummi gekaut wird. Der Anteil des absorbierten Nikotins ist abhängig von der aus dem Kaugummi extrahierten Menge und von dem Verlust durch die Mundhöhle entweder durch Schlucken oder durch Expektoration. Der vorherrschende Absorptionsweg des Nikotins aus dem Kaugummi verläuft direkt via Mundschleimhaut. Die systemische Verfügbarkeit von verschlucktem Nikotin ist niedriger wegen der First-Pass-Elimination.
Daher werden die beim Rauchen beobachteten hohen und schnell ansteigenden Nikotinkonzentrationen nur selten durch eine Tabakersatzbehandlung erreicht.
Die therapeutischen Blutkonzentrationen des Nikotins, d.h. die Spiegel, welche die Entzugssymptome lindern, basieren auf der individuellen Nikotinabhängigkeit des Patienten.
Distribution
Das Verteilungsvolumen nach intravenöser Gabe von Nikotin beträgt 2–3 l/kg. Die Plasmaproteinbindung von Nikotin liegt bei weniger als 5%. Es ist daher nicht zu erwarten, dass Veränderungen der Nikotinbindung durch Gebrauch von Begleitmedikationen oder durch eine krankheitsbedingte Alteration der Plasmaproteine einen signifikanten Einfluss auf die Nikotinkinetik haben.
Nikotin passiert die Blut-, Hirn- und die Placentaschranke und tritt in die Muttermilch über.
Metabolismus
Nikotin wird vor allem in der Leber metabolisiert. Auch in Lunge und Nieren findet Nikotinmetabolisierung statt. Es wurden über 20 verschiedene Abbauprodukte des Nikotins identifiziert, die wahrscheinlich alle weniger wirksam sind als die Ausgangssubstanz. Der Hauptmetabolit im Plasma, Kotinin, wird mit einer Halbwertszeit von 15 bis 20 Stunden eliminiert und erreicht zehnmal höhere Konzentrationen als Nikotin.
Elimination
Die Halbwertszeit von Nikotin beträgt ca. 2 Stunden. Die Plasmaclearance beträgt 1,2 l/min.
Normalerweise werden etwa 10% des Nikotins unverändert renal ausgeschieden. Jedoch können bei hohen Urinflussraten und einer Ansäuerung des Harns auf einen pH-Wert unter 5 bis zu 30% ausgeschieden werden. Nur ein kleiner Teil des Kotinins (15% der Dosis) wird unverändert renal ausgeschieden. Kotinin wird zu polaren wasserlöslichen Substanzen weitermetabolisiert und ist besonders in hydroxylierter Form im Urin zu finden (45% der Dosis).
Die Ausscheidung der Metaboliten erfolgt primär renal.
Zwischen Männern und Frauen besteht hinsichtlich der Pharmakokinetik kein Unterschied.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
Die Nikotinclearance ist bei Patienten mit Leberzirrhose und leichter Leberinsuffizienz (Child-Score 5) unbeeinträchtigt, während sie bei mässiger Leberinsuffizienz (Child-Score 7) herabgesetzt ist.
Nierenfunktionsstörungen
Bei schwerer Niereninsuffizienz ist mit einer Beeinträchtigung der Clearance von Nikotin und dessen Metaboliten zu rechnen. Bei rauchenden Patienten mit Niereninsuffizienz wurden erhöhte Nikotinspiegel beobachtet.
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten wurde eine geringfügig reduzierte Gesamtclearance für Nikotin nachgewiesen, die jedoch keine Dosisanpassung rechtfertigt.
Präklinische DatenEs liegen keine präklinischen Daten zur Sicherheit von Nicotinell Kaugummi vor. Die Toxizität von Nikotin als Tabakbestandteil ist jedoch gut dokumentiert. Typische Symptome einer akuten Vergiftung sind schwacher und unregelmässiger Puls, Atemnot und generalisierte Krämpfe.
Reproduktionstoxikologische Studien mit Nikotin an verschiedenen Tierspezies zeigten eine unspezifische Wachstumsretardierung der Föten. Bei Ratten gab es Hinweise auf fertilitätsbeeinträchtigende Effekte, Verlängerung der Trächtigkeitsphase und auf Verhaltensstörungen bei den Jungtieren. Bei Mäusen wurden in sehr hohen Dosierungen Skelettdefekte an den Extremitäten der Nachkommen festgestellt. Nikotin passiert die Plazenta und geht in die Muttermilch über.
Es gibt keinen klaren Hinweise auf genotoxische oder mutagene Eigenschaften von Nikotin. Die gesicherte Karzinogenität von Tabakrauch beruht hauptsächlich auf Substanzen, die bei der Verbrennung des Tabaks entstehen. Keine dieser Substanzen kommt in Nicotinell Kaugummi vor.
Sonstige HinweiseBesonderer Kinderwarnhinweis
Nikotin ist eine hochwirksame Substanz. Nikotindosierungen, die von Erwachsenen während der Behandlung vertragen werden, können bei kleinen Kindern schwere Vergiftungssymptome auslösen und zum Tod führen. Auch nach dem Kauen enthalten die Kaugummis noch Nikotin.
Deshalb muss Nicotinell Kaugummi jederzeit für Kinder nicht sichtbar und nicht zugänglich aufbewahrt und entsorgt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25°C) aufbewahren.
Für Kinder unerreichbar aufbewahren.
Zulassungsnummer54064 (Swissmedic)
PackungenNicotinell 2 mg Fruit und Cool Mint: Packungen zu 12, 24, 96 und 204 Kaugummi. (D)
Nicotinell 4 mg Fruit und Cool Mint: Packungen zu 12, 24 und 96 Kaugummi. (D)
ZulassungsinhaberinHaleon Schweiz AG, Risch.
Stand der InformationJuni 2021
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