PharmakokinetikTramadol wird nach oraler Gabe zu etwa 90% resorbiert. Die Resorptions-Halbwertszeit für nicht-retardierte Präparate beträgt 0,6 ± 0,2 h.
Die absolute Bioverfügbarkeit von oral appliziertem Tramadol liegt mit ca. 68% im Vergleich zu anderen Analgetika in einem ausserordentlich günstigen Bereich und ist unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der First-pass-Stoffwechsel stellt sich nach oraler Gabe auf maximal 30% ein.
Für Ecodolor retard konnte nach wiederholter oraler Administration in Multi-dose-Studien gezeigt werden, dass die Bioverfügbarkeit ansteigt auf ca. 70–90%, während die anderen pharmakokinetischen Parameter unverändert bleiben. Dies ist wahrscheinlich auf eine Reduktion des First-pass-Metabolismus zurückzuführen.
Die Halbwertszeit der Verteilungsphase tbeträgt etwa 0,8 h. Die maximale Plasmakonzentration Cbeträgt nach oraler Applikation von 100 mg in Kapselform 280 ± 49 ng/ml und wird nach 1,63 ± 1,21 h erreicht. Nach Einnahme von 100 mg als zwei Brausetabletten wird eine maximale Tramadol-Plasmakonzentration von 270,6 ± 36,01 ng/ml innerhalb von 1,17 ± 0,55 h erreicht. Nach Anwendung von Ecodolor retard 100 werden nach 4,9 h maximale Plasmakonzentrationen von C= 141 ± 40 ng/ml erreicht. Nach Anwendung von Ecodolor retard 200 stellt sich nach 4,8 h Cauf 260 ± 62 ng/ml ein. Die relative Bioverfügbarkeit von Tramadol war bei den geprüften Dosisstärken von 100 und 200 mg vergleichbar mit dem nicht-retardierten Präparat.
Es besteht eine Korrelation zwischen Serumkonzentration und analgetischer Wirkung, jedoch mit grossen Abweichungen im Einzelfall. Eine Serumkonzentration von 100–300 ng/ml ist im Regelfall wirksam.
Distribution
Tramadol weist eine hohe Gewebeaffinität auf. Das Verteilungsvolumen beträgt 203 ± 40 l. Die Bindung an Serumproteine beträgt etwa 20%.
Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta. Es findet sich in der Muttermilch zusammen mit seinem O-Desmethylderivat in sehr geringen Mengen (0,1% resp. 0,02% der applizierten Dosis).
Metabolismus
Tramadol wird beim Menschen im Wesentlichen durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabolisiert. Nur O-Desmethyltramadol ist pharmakologisch aktiv, tritt im Blut aber in geringerer Konzentration auf als Tramadol selbst. Nach tierexperimentellen Befunden übertrifft O-Desmethyltramadol die Wirkungsstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2–4.
Elimination
Die Eliminationshalbwertszeit tvon Tramadol beträgt unabhängig von der Art der Applikation etwa 6 h und liegt in einem für Analgetika günstigen Bereich. Die Eliminationshalbwertszeit tdes aktiven Metaboliten O-Desmethyltramadol beträgt im Mittel 7,9 h und liegt somit in der gleichen Grössenordnung wie Tramadol. Tramadol und seine Metaboliten werden fast vollständig renal eliminiert. Dabei wird etwa ¼ bis 1/3 der verabreichten Dosis unverändert im Urin ausgeschieden. Therapeutische Komplikationen durch langsam eliminierte Metaboliten sind somit bei Mehrfachapplikation nicht zu erwarten.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Bei Patienten über 75 Jahren ohne klinisch manifeste Leber- oder Nierenfunktionseinschränkung kann sich die Eliminationshalbwertszeit um etwa das 1,4fache verlängern, und das Dosierungsintervall sollte gegebenenfalls verlängert werden. Die Altersabhängigkeit der Tramadolpharmakokinetik ist in der Regel gering und für die Therapie ohne grössere Bedeutung.
Bei Störungen der Leber- oder Nierenfunktion muss mit einer Verlängerung der terminalen Halbwertszeit gerechnet werden, die jedoch relativ gering ist, solange eines dieser beiden Ausscheidungsorgane weitgehend intakt ist. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminations-halbwertszeiten für Tramadol von etwa 13 Stunden, im Extremfall von 22 Stunden, bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Creatinin-Clearance <5 ml/min) betrugen die Werte etwa 11 Stunden, im Extremfall etwa 20 Stunden. Tramadol wird nur sehr langsam durch Hämodialyse oder Hämofiltration entfernt.
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