Eigenschaften/WirkungenATC-Code
J05AB15, antivirale Mittel
Wirkungsmechanismus
Brivudin, der Wirkstoff von Brivex, ist ein potentes Nukleosidanalogon, welches die Replikation des Varicella-Zoster-Virus (VZV) hemmt. In virusinfizierten Zellen wird Brivudin einer Reihe von aufeinander folgenden Phosphorylierungen unterzogen, die zu Brivudin-Triphosphat führen, welches für die Hemmung der viralen Replikation verantwortlich ist. Die intrazelluläre Umwandlung von Brivudin in seine phosphorylierten Derivate wird durch viral kodierte Enzyme, im Wesentlichen Thymidinkinase, katalysiert. Die Phosphorylierung findet nur in infizierten Zellen statt, was die hohe Selektivität von Brivudin gegen virale Ziele erklärt. Ist das Brivudin-Triphosphat einmal gebildet, persistiert es intrazellulär für mehr als 10 Stunden und interagiert mit der viralen DNA-Polymerase. Dieses Zusammenspiel resultiert in einer potenten Hemmung der viralen Replikation.
Pharmakodynamik
Besonders sensitiv sind klinisch relevante VZV-Stämme; die in-vitro-Hemm-Konzentration (IC50) von Brivudin liegt bei 0,001 µg/ml (0,0003 – 0,003 µg/ml). Deshalb hemmt Brivudin die in-vitro-Replikation ca. 200- bis 1000fach stärker als Aciclovir und Penciclovir. Brivudin-Plasmakonzentrationen bei Patienten, welche die empfohlene Dosierung von 125 mg einmal täglich erhalten, zeigen maximale Plasmaspiegel (Cssmax) von 1,7 µg/ml (entspricht der 1000fachen in-vitro-IC50) und erreichen minimale Konzentrationen (Cssmin) von 0,06 µg/ml (entspricht nahezu dem 60fachen IC50-Wert). Brivudin zeigt in Bezug auf das floride virale Wachstum einen sehr schnellen Wirkungseintritt. Innerhalb einer Stunde nach Exposition wird eine 50%ige Hemmung der viralen Replikation erreicht.
Der Mechanismus einer Resistenzentwicklung beruht auf dem Fehlen der viralen Thymidinkinase. Allerdings ist bei der auf 7 Tage beschränkten Anwendung von Brivex bei Immunkompetenten (siehe unter «Indikation / Anwendungsmöglichkeiten») nicht mit einer Resistenzentwicklung zu rechnen. Das Fehlen der viralen Thymidinkinase wird bei der Anwendung von Nukleosidanaloga bei chronischer Therapie und in Verbindung mit Immunsuppression beobachtet (beides sind nicht genehmigte Indikationen für Brivex).
Klinische Wirksamkeit
Die antivirale Wirksamkeit von Brivudin in vitro spiegelt sich in der klinischen Wirksamkeit wieder, die für die Zeit vom Beginn der Behandlung bis zum letztmaligen Auftreten neuer Bläschen in Vergleichsstudien mit Aciclovir beobachtet wurde: Im Mittel verringerte sich diese Zeit unter Brivudin (13,5 Stunden) gegenüber Aciclovir (18 Stunden) um 25 %.
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